Verordnung
über den Umgang mit Organismen in der Umwelt
(Freisetzungsverordnung, FrSV)

vom 10. September 2008 (Stand am 1. Januar 2023)


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Art. 19 Bewilligungsgesuch für Freisetzungsversuche mit gentechnisch veränderten Organismen

1 Das Be­wil­li­gungs­ge­such für einen Frei­set­zungs­ver­such mit gen­tech­nisch ver­än­der­ten Or­ga­nis­men muss al­le er­for­der­li­chen An­ga­ben ent­hal­ten, die be­le­gen, dass durch den Frei­set­zungs­ver­such die An­for­de­run­gen nach den Ar­ti­keln 7–9 und 11 nicht ver­letzt wer­den kön­nen.

2 Das Ge­such muss ins­be­son­de­re fol­gen­de Un­ter­la­gen ent­hal­ten:

a.
ei­ne Be­schrei­bung des Ver­suchs mit min­des­tens fol­gen­den An­ga­ben:
1.
An­ga­ben zum Ziel und zum Kon­text des Ver­suchs,
2.
Be­grün­dung, warum die an­ge­streb­ten Er­kennt­nis­se nicht durch Ver­su­che im ge­schlos­se­nen Sys­tem ge­won­nen wer­den kön­nen,
3.
Dar­stel­lung der zu er­war­ten­den neu­en wis­sen­schaft­li­chen Er­geb­nis­se über die Aus­wir­kun­gen auf Men­schen, Tie­re, Um­welt, bio­lo­gi­sche Viel­falt und de­ren nach­hal­ti­ge Nut­zung so­wie über die Wirk­sam­keit von Si­cher­heits­mass­nah­men, die dank dem Ver­such ge­won­nen wer­den kön­nen;
b.
ein tech­ni­sches Dos­sier mit den An­ga­ben nach An­hang II­IA oder II­IB der Richt­li­nie 2001/18/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 12. März 200132 über die ab­sicht­li­che Frei­set­zung ge­ne­tisch ver­än­der­ter Or­ga­nis­men in die Um­welt und zur Auf­he­bung der Richt­li­nie 90/220/EWG des Ra­tes, je­doch oh­ne Aus­füh­run­gen zu den Über­wa­chungs­plä­nen;
c.
die Er­geb­nis­se frü­he­rer Ver­su­che, ins­be­son­de­re:
1.
Er­geb­nis­se von Vor­ver­su­chen im ge­schlos­se­nen Sys­tem, die der Ab­klä­rung der bio­lo­gi­schen Si­cher­heit dienten,
2.
Da­ten, Er­geb­nis­se und Be­ur­tei­lun­gen von Frei­set­zungs­ver­su­chen, die mit den glei­chen Or­ga­nis­men oder de­ren Emp­fän­ger­or­ga­nis­men un­ter ver­gleich­ba­ren kli­ma­ti­schen Be­din­gun­gen und bei ver­gleich­ba­rer Fau­na und Flo­ra durch­ge­führt wur­den;
d.
die Ri­si­koer­mitt­lung und -be­wer­tung nach An­hang 4;
e.
einen Über­wa­chungs­plan, mit dem die Ge­such­stel­le­rin oder der Ge­such­stel­ler über­prü­fen wird, ob die An­nah­men der Ri­si­koer­mitt­lung und -be­wer­tung nach An­hang 4 zu­tref­fen und ob die Mass­nah­men zur Ein­hal­tung der Grund­sät­ze nach den Ar­ti­keln 6 Ab­sät­ze 1 und 2 so­wie 7 GTG aus­rei­chen, und der min­des­tens fol­gen­de An­ga­ben um­fasst:
1.
Art, Spe­zi­fi­tät, Emp­find­lich­keit und Ver­läss­lich­keit der Me­tho­den,
2.
Dau­er und Häu­fig­keit der Über­wa­chung;
f.
ei­ne In­ter­es­sen­ab­wä­gung nach Ar­ti­kel 8 GTG, die zeigt, dass durch die gen­tech­ni­sche Ver­än­de­rung des Erb­ma­te­ri­als bei Tie­ren und Pflan­zen die Wür­de der Krea­tur nicht miss­ach­tet wor­den ist;
g.
ein In­for­ma­ti­ons­kon­zept, das dar­über Aus­kunft gibt, wie, wann und wo die Öf­fent­lich­keit über Ge­gen­stand, Zeit­punkt und Ort des ge­plan­ten Frei­set­zungs­ver­suchs in­for­miert wird;
h.
den Nach­weis, dass die Si­cher­stel­lungs­pflich­ten er­füllt sind.

3In der Do­ku­men­ta­ti­on der Er­geb­nis­se frü­he­rer Ver­su­che nach Ab­satz 2 Buch­sta­be c Zif­fer 2 kann auf Da­ten oder Er­geb­nis­se ei­ner an­de­ren Ge­such­stel­le­rin oder ei­nes an­de­ren Ge­such­stel­lers ver­wie­sen wer­den, so­fern die­se oder die­ser schrift­lich zu­ge­stimmt hat.

4 Das BA­FU kann auf ein­zel­ne An­ga­ben des tech­ni­schen Dos­siers nach Ab­satz 2 Buch­sta­be b ver­zich­ten, wenn die Ge­such­stel­le­rin oder der Ge­such­stel­ler nach­wei­sen kann, dass die­se An­ga­ben zur Be­ur­tei­lung des Ge­suchs nicht er­for­der­lich sind.

5 Ein ein­zi­ges Ge­such kann ein­ge­reicht wer­den, wenn ein Frei­set­zungs­ver­such zum glei­chen Zweck und in­ner­halb ei­nes be­grenz­ten Zeit­raums durch­ge­führt wird:

a.
mit ei­nem gen­tech­nisch ver­än­der­ten Or­ga­nis­mus an ver­schie­de­nen Or­ten;
b.
mit ei­ner Kom­bi­na­ti­on von Or­ga­nis­men am glei­chen Ort oder an ver­schie­de­nen Or­ten.

32 ABl. L 106 vom 17.4.2001, S. 1; der Text der Richt­li­nie kann beim BA­FU, 3003 Bern be­zo­gen wer­den.

BGE

129 II 286 () from 12. März 2003
Regeste: Entzug der aufschiebenden Wirkung einer Beschwerde gegen einen Freisetzungsversuch mit gentechnisch verändertem Weizen (Art. 55 Abs. 2 VwVG); Parteistellung und -rechte im Verwaltungsverfahren (Art. 6 und Art. 26 ff. VwVG). Zur Anfechtung der Zwischenverfügung sind alle Personen legitimiert, deren Beschwerde die aufschiebende Wirkung entzogen worden ist, ohne Rücksicht auf ihre Legitimation in der Hauptsache (E. 1.3). Prüfung, ob "überzeugende Gründe" für den Entzug der aufschiebenden Wirkung vorliegen (E. 3). Ist der Rückweisungsentscheid des UVEK an das BUWAL als Grundsatzentscheid in der Hauptsache und damit prozessual als Endentscheid zu qualifizieren? Zulässigkeit eines Teilentscheids gemäss Art. 19 Abs. 3 FrSV (E. 4.2)? Können zahlreiche Personen durch ein Gesuch berührt werden, muss diesen Gelegenheit gegeben werden, ihre Parteistellung geltend zu machen und darüber eine Entscheidung zu erhalten. Diesen rechtsstaatlichen Ansprüchen genügt das Verfahren gemäss Art. 18 FrSV nicht (E. 4.3).

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