Kernenergieverordnung
(KEV)

vom 10. Dezember 2004 (Stand am 1. Februar 2019)


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Art. 10 Grundsätze für die Auslegung von Kernkraftwerken

1 Für Kern­kraft­wer­ke gel­ten ins­be­son­de­re fol­gen­de Grund­sät­ze:

a.
Si­cher­heits­funk­tio­nen müs­sen auch bei Ein­tre­ten ei­nes be­lie­bi­gen vom aus­lö­sen­den Er­eig­nis un­ab­hän­gi­gen Ein­zel­feh­lers wirk­sam blei­ben, und zwar auch dann, wenn ei­ne Kom­po­nen­te we­gen In­stand­hal­tung nicht ver­füg­bar ist; alsEin­zel­feh­ler gilt das zu­fäl­li­ge Ver­sa­gen ei­ner Kom­po­nen­te, das zum Ver­lust ih­rer Fä­hig­keit führt, die vor­ge­se­he­ne Si­cher­heits­funk­ti­on zu er­fül­len; Fol­ge­feh­ler aus die­sem zu­fäl­li­gen Ver­sa­gen wer­den als Teil des Ein­zel­feh­lers be­trach­tet.
b.
Si­cher­heits­funk­tio­nen sind so­weit mög­lich nach den Grund­sät­zen der Red­un­danz und der Di­ver­si­tät aus­zu­füh­ren; als Red­un­danz gilt das Vor­han­den­sein von mehr funk­ti­ons­be­rei­ten Aus­rüs­tun­gen als zur Er­fül­lung der vor­ge­se­he­nen Si­cher­heits­funk­ti­on not­wen­dig ist; als Di­ver­si­tät gilt die An­wen­dung phy­si­ka­lisch oder tech­nisch ver­schie­den­ar­ti­ger Prin­zi­pi­en.
c.
Die zur Er­fül­lung ei­ner Si­cher­heits­funk­ti­on ein­ge­setz­ten red­un­dan­ten Strän­ge müs­sen von­ein­an­der so­weit mög­lich funk­tio­nal un­ab­hän­gig sein, und zwar so­wohl be­züg­lich der ma­schi­nen­tech­ni­schen als auch der un­ter­stüt­zen­den Sys­te­me wie der Leit­tech­nik und der Ver­sor­gung mit Ener­gie, Küh­lung und Lüf­tung.
d.
Die zur Er­fül­lung ei­ner Si­cher­heits­funk­ti­on ein­ge­setz­ten red­un­dan­ten Strän­ge müs­sen so­weit mög­lich von den an­de­ren räum­lich ge­trennt sein.
e.
Die zur Er­fül­lung ei­ner Si­cher­heits­funk­ti­on ein­ge­setz­ten red­un­dan­ten Strän­ge müs­sen so­weit mög­lich in­te­gral oder sonst in mög­lichst um­fas­sen­den Ab­schnit­ten so­wohl mit Hand­steue­rung als auch mit si­mu­lier­ter au­to­ma­ti­scher An­re­gung, dar­un­ter auch bei Not­strom­bedin­gun­gen, ge­prüft wer­den kön­nen.
f.
Si­cher­heits­funk­tio­nen müs­sen der­art au­to­ma­ti­siert wer­den, dass bei Stör­fäl­len nach Ar­ti­kel 8 kei­ne si­cher­heits­re­le­van­ten Ein­grif­fe des Per­so­nals in­ner­halb der ers­ten 30 Mi­nu­ten nach dem aus­lö­sen­den Er­eig­nis er­for­der­lich wer­den.
g.
Bei der Aus­le­gung der Sys­te­me und Kom­po­nen­ten sind aus­rei­chen­de Si­cher­heits­zu­schlä­ge zu be­rück­sich­ti­gen.
h.
Nach Mög­lich­keit ist ein si­cher­heits­ge­rich­te­tes Sys­tem­ver­hal­ten bei Fehl­funk­tio­nen von Aus­rüs­tun­gen zu ge­währ­leis­ten.
i.
Pas­si­ve sind ge­gen­über ak­ti­ven Si­cher­heits­funk­tio­nen zu be­vor­zu­gen.
j.
Ar­beitsplät­ze und Ar­beits­ab­läu­fe für Be­die­nung und In­stand­hal­tung der An­la­ge sind so zu ge­stal­ten, dass die mensch­li­chen Fä­hig­kei­ten und de­ren Gren­zen be­rück­sich­tigt wer­den.
k.
Bei glei­chem Si­cher­heits­ge­winn sind Mass­nah­men zur Ver­hin­de­rung von Stör­fäl­len nach Ar­ti­kel 7 Buch­sta­be d den­je­ni­gen zur Lin­de­rung der Kon­se­quen­zen von Stör­fäl­len vor­zu­zie­hen.

2 Das EN­SI wird be­auf­tragt, spe­zi­fi­sche Aus­le­gungs­grund­sät­ze für Leicht­was­ser­re­ak­to­ren in Richt­li­ni­en zu re­geln.10

10 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 der V vom 12. Nov. 2008 über das Eid­ge­nös­si­sche Nu­klear­si­cher­heits­in­spek­to­rat, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5747).

BGE

139 II 185 (2C_347/2012, 2C_357/2012) from 28. März 2013
Regeste: Art. 4, 5, 19, 20, 21, 22, 65, 67, 70, 71 und 72 KEG, Art. 2 und 21 ENSIG, Art. 49 VwVG, KEV, ENSIV, VKNS, Art. 94 StSV, Gefährdungsannahmen- und Ausserbetriebnahmeverordnung. Bewilligungspflicht für den Betrieb von Kernanlagen, Voraussetzungen für Erteilung, Inhalt und Entzug der Betriebsbewilligung, allgemeine Pflichten des Bewilligungsinhabers, Aufsichtsbehörden und deren Aufgaben und Befugnisse (E. 4). Zuständigkeiten von Bewilligungs-, Aufsichts- und Rechtsmittelbehörden (E. 9). Verhältnis von Bewilligungs-, Aufsichts- und Bewilligungsentzugsverfahren; Voraussetzungen für die Befristung einer Betriebsbewilligung (E. 10). Anforderungen (zweistufiger Ansatz) an die nukleare Sicherheit im Normal- und Auslegungs- und auslegungsüberschreitendem Störfall sowie an Nachrüstungen (E. 11). Überprüfung des Vorwurfs der ungenügenden Prüfung durch das UVEK (E. 12). Zulässigkeit der Forderung eines Instandhaltungskonzepts durch die Vorinstanz (E. 13). Überprüfung einzelner Sicherheitsfragen: Kernmantel (E. 14.2), Erdbebengefährdung (E. 14.3), Kühlung (E. 14.4).

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