Militärstrafgesetz

vom 13. Juni 1927 (Stand am 1. Juli 2020)


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Art. 46b

3. Ein­stel­lung des Ver­fah­rens.

Ehe­gat­te, ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin, ein­ge­tra­ge­ner Part­ner oder Le­ben­s­part­ner als Op­fer2

 

1Bei ein­fa­cher Kör­per­ver­let­zung und Tät­lich­kei­ten (Art. 122), Dro­hung (Art. 149) und Nö­ti­gung (Art. 150) kann der Au­di­tor oder das Mi­li­tär­ge­richt das Ver­fah­ren pro­vi­so­risch ein­stel­len, wenn:

a.3
das Op­fer:
1.
der Ehe­gat­te des Tä­ters ist und die Tat wäh­rend der Ehe oder in­ner­halb ei­nes Jah­res nach de­ren Schei­dung be­gan­gen wur­de, oder
2.
die ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin oder der ein­ge­tra­ge­ne Part­ner des Tä­ters ist und die Tat wäh­rend der ein­ge­tra­ge­nen Part­ner­schaft oder in­ner­halb ei­nes Jah­res nach de­ren Auf­lö­sung be­gan­gen wur­de, oder
3.
der he­te­ro- oder ho­mo­se­xu­el­le Le­ben­s­part­ner des Tä­ters ist, so­fern sie auf un­be­stimm­te Zeit einen ge­mein­sa­men Haus­halt füh­ren und die Tat wäh­rend die­ser Zeit oder in­ner­halb ei­nes Jah­res nach der Tren­nung be­gan­gen wur­de; und
b.4
das Op­fer oder, falls die­ses nicht hand­lungs­fä­hig ist, sein ge­setz­li­cher Ver­tre­ter dar­um er­sucht; und
c.5
die pro­vi­so­ri­sche Ein­stel­lung ge­eig­net er­scheint, die Si­tua­ti­on des Op­fers zu sta­bi­li­sie­ren oder zu ver­bes­sern.

2Der Au­di­tor oder das Mi­li­tär­ge­richt kann für die Zeit der pro­vi­so­ri­schen Ein­stel­lung die be­schul­dig­te Per­son da­zu ver­pflich­ten, ein Lern­pro­gramm ge­gen Ge­walt zu be­su­chen. Der Au­di­tor oder das Mi­li­tär­ge­richt in­for­miert die nach kan­to­na­lem Recht für Fäl­le häus­li­cher Ge­walt zu­stän­di­ge Stel­le über die ge­trof­fe­nen Mass­nah­men.6

3Die pro­vi­so­ri­sche Ein­stel­lung ist nicht zu­läs­sig, wenn:

a.
die be­schul­dig­te Per­son we­gen ei­nes Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens ge­gen Leib und Le­ben, ge­gen die Frei­heit oder ge­gen die se­xu­el­le In­te­gri­tät ver­ur­teilt wur­de;
b.
ge­gen sie ei­ne Stra­fe ver­hängt oder ei­ne Mass­nah­me an­ge­ord­net wur­de; und
c.
sich die straf­ba­re Hand­lung ge­gen ein Op­fer nach Ab­satz 1 Buch­sta­be a rich­te­te.7

3bisDie pro­vi­so­ri­sche Ein­stel­lung ist auf sechs Mo­na­te be­fris­tet. Der Au­di­tor oder das Mi­li­tär­ge­richt nimmt das Ver­fah­ren wie­der an die Hand, wenn das Op­fer oder, falls die­ses nicht hand­lungs­fä­hig ist, sein ge­setz­li­cher Ver­tre­ter dies ver­langt oder sich her­aus­stellt, dass die pro­vi­so­ri­sche Ein­stel­lung die Si­tua­ti­on des Op­fers we­der sta­bi­li­siert noch ver­bes­sert.8

3terVor En­de der pro­vi­so­ri­schen Ein­stel­lung nimmt der Au­di­tor oder das Mi­li­tär­ge­richt ei­ne Be­ur­tei­lung vor. Hat sich die Si­tua­ti­on des Op­fers sta­bi­li­siert oder ver­bes­sert, so wird die de­fi­ni­ti­ve Ein­stel­lung des Ver­fah­rens ver­fügt.9

4Ge­gen die Ver­fü­gung der de­fi­ni­ti­ven Ein­stel­lung kann Re­kurs nach Ar­ti­kel 118 be­zie­hungs­wei­se Ar­ti­kel 195 des Mi­li­tär­straf­pro­zes­ses vom 23. März 197910 er­ho­ben wer­den.11 Das Op­fer ist in je­dem Fall le­gi­ti­miert.

5Die Durch­füh­rung ei­nes Dis­zi­pli­nar­straf­ver­fah­rens ist aus­ge­schlos­sen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2003 (Straf­ver­fol­gung in der Ehe und in der Part­ner­schaft), in Kraft seit 1. April 2004 (AS20041403; BBl20031909 1937).
2 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Art. 37 Ziff. 2 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20055685; BBl20031288).
3 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Art. 37 Ziff. 2 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20055685; BBl20031288).
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 14. Dez 2018 über die Ver­bes­se­rung des Schut­zes ge­walt­be­trof­fe­ner Per­so­nen, in Kraft seit 1. Ju­li 2020 (AS 2019 2273; BBl 2017 7307).
5 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 4 des BG vom 14. Dez 2018 über die Ver­bes­se­rung des Schut­zes ge­walt­be­trof­fe­ner Per­so­nen, in Kraft seit 1. Ju­li 2020 (AS 2019 2273; BBl 2017 7307).
6 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 14. Dez 2018 über die Ver­bes­se­rung des Schut­zes ge­walt­be­trof­fe­ner Per­so­nen, in Kraft seit 1. Ju­li 2020 (AS 2019 2273; BBl 2017 7307).
7 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 14. Dez 2018 über die Ver­bes­se­rung des Schut­zes ge­walt­be­trof­fe­ner Per­so­nen, in Kraft seit 1. Ju­li 2020 (AS 2019 2273; BBl 2017 7307).
8 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 4 des BG vom 14. Dez 2018 über die Ver­bes­se­rung des Schut­zes ge­walt­be­trof­fe­ner Per­so­nen, in Kraft seit 1. Ju­li 2020 (AS 2019 2273; BBl 2017 7307).
9 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 4 des BG vom 14. Dez 2018 über die Ver­bes­se­rung des Schut­zes ge­walt­be­trof­fe­ner Per­so­nen, in Kraft seit 1. Ju­li 2020 (AS 2019 2273; BBl 2017 7307).
10 SR 322.1
11 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 14. Dez 2018 über die Ver­bes­se­rung des Schut­zes ge­walt­be­trof­fe­ner Per­so­nen, in Kraft seit 1. Ju­li 2020 (AS 2019 2273; BBl 2017 7307).

 

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