Raumplanungsverordnung
(RPV)

vom 28. Juni 2000 (Stand am 1. Januar 2021)


Open article in different language:  FR  |  IT
Art. 42 Änderung altrechtlicher Bauten und Anlagen 43

1 Ei­ne Än­de­rung gilt als teil­wei­se und ei­ne Er­wei­te­rung als mass­voll, wenn die Iden­ti­tät der Bau­te oder An­la­ge ein­sch­liess­lich ih­rer Um­ge­bung in den we­sent­li­chen Zü­gen ge­wahrt bleibt. Ver­bes­se­run­gen ge­stal­te­ri­scher Art sind zu­läs­sig.44

2 Mass­ge­bli­cher Ver­gleichs­zu­stand für die Be­ur­tei­lung der Iden­ti­tät ist der Zu­stand, in dem sich die Bau­te oder An­la­ge im Zeit­punkt der Zu­wei­sung zum Nicht­bau­ge­biet be­fand.45

3 Ob die Iden­ti­tät der Bau­te oder An­la­ge im We­sent­li­chen ge­wahrt bleibt, ist un­ter Wür­di­gung der ge­sam­ten Um­stän­de zu be­ur­tei­len. In je­dem Fall gel­ten fol­gen­de Re­geln:

a.
In­ner­halb des be­ste­hen­den Ge­bäu­de­vo­lu­mens darf die an­re­chen­ba­re Brut­to­ge­schoss­flä­che nicht um mehr als 60 Pro­zent er­wei­tert wer­den, wo­bei das An­brin­gen ei­ner Aus­se­ni­so­la­ti­on als Er­wei­te­rung in­ner­halb des be­ste­hen­den Ge­bäu­de­vo­lu­mens gilt.
b.
Un­ter den Vor­aus­set­zun­gen von Ar­ti­kel 24c Ab­satz 4 RPG kann ei­ne Er­wei­te­rung aus­ser­halb des be­ste­hen­den Ge­bäu­de­vo­lu­mens er­fol­gen; die ge­sam­te Er­wei­te­rung darf in die­sem Fall so­wohl be­züg­lich der an­re­chen­ba­ren Brut­to­ge­schoss­flä­che als auch be­züg­lich der Ge­samt­flä­che (Sum­me von an­re­chen­ba­rer Brut­to­ge­schoss­flä­che und Brut­to-Ne­ben­flä­che) we­der 30 Pro­zent noch 100 m2 über­schrei­ten; die Er­wei­te­run­gen in­ner­halb des be­ste­hen­den Ge­bäu­de­vo­lu­mens wer­den nur halb an­ge­rech­net.
c.
Bau­li­che Ver­än­de­run­gen dür­fen kei­ne we­sent­lich ver­än­der­te Nut­zung ur­sprüng­lich bloss zeit­wei­se be­wohn­ter Bau­ten er­mög­li­chen.46

4 Ei­ne Bau­te oder An­la­ge darf nur wie­der auf­ge­baut wer­den, wenn sie im Zeit­punkt der Zer­stö­rung oder des Ab­bruchs noch be­stim­mungs­ge­mä­ss nutz­bar war und an ih­rer Nut­zung ein un­un­ter­bro­che­nes In­ter­es­se be­steht. Das Ge­bäu­de­vo­lu­men darf nur so weit wie­der auf­ge­baut wer­den, dass es die nach Ab­satz 3 zu­läs­si­ge Flä­che um­fas­sen kann. Ab­satz 3 Buch­sta­be a ist nicht an­wend­bar. So­fern dies ob­jek­tiv ge­bo­ten er­scheint, darf der Stand­ort der Er­satz­bau­te oder -an­la­ge von demje­ni­gen der frü­he­ren Bau­te oder An­la­ge ge­ring­fü­gig ab­wei­chen.47

43 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Okt. 2012, in Kraft seit 1. Nov. 2012 (AS 2012 5537).

44 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Okt. 2012, in Kraft seit 1. Nov. 2012 (AS 2012 5537).

45 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Okt. 2012, in Kraft seit 1. Nov. 2012 (AS 2012 5537).

46 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 10. Okt. 2012, in Kraft seit 1. Nov. 2012 (AS 2012 5537).

47 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 4. Ju­li 2007, in Kraft seit 1. Sept. 2007 (AS 2007 3641).

BGE

145 II 83 (1C_62/2018) from 12. Dezember 2018
Regeste: Umbau einer Stallbaute zu einer Zweitwohnung in einer Erhaltungszone der Gemeinde Langwies/Arosa aus dem Jahr 1996/1997 (Art. 18 RPG i.V.m. Art. 23 aRPV bzw. Art. 33 RPV). Die Erhaltungszone "Nigglisch Hus/Blackter Stafel" ist als Nichtbauzone zu qualifizieren, weshalb auch zonenkonforme Vorhaben nur mit Bewilligung bzw. Zustimmung des Kantons bewilligt werden dürfen (Art. 25 Abs. 2 RPG; E. 4). Vorfrageweise Überprüfung des Zonenplans aufgrund der wesentlich veränderten rechtlichen und tatsächlichen Verhältnisse und des Alters der Planung (E. 5). Es handelt sich vorliegend nicht um eine Kleinsiedlung i.S.v. Art. 33 RPV (E. 6.1). Im Übrigen widerspricht es wichtigen Zielen und Grundsätzen der Raumplanung, den Umbau von Stall- zu Zweitwohnungsbauten in einem nicht erschlossenen Gebiet fernab der Bauzone zuzulassen (E. 6.2). Dies führt zu einer Umgehung der Anforderungen an eine Ausnahmebewilligung ausserhalb der Bauzone (Art. 24d Abs. 3 lit. c und e RPG und Art. 43a lit. c und e RPV). Im Übrigen verletzt das Bauvorhaben Art. 9 Abs. 2 ZWG. Diese Bestimmung verweist für Zweitwohnungsbauten ausserhalb der Bauzone auf die Vorschriften über geschützte Bauten (Art. 24d Abs. 2 und 3 RPG) bzw. landschaftsprägende Bauten (Art. 39 Abs. 2 und 3 RPV); nicht ausreichend ist die Zonenkonformität in einer Erhaltungs- oder anderen Spezialzone (E. 7). Einfache Stallbauten können lediglich als typische Elemente einer geschützten Landschaft gemäss Art. 39 Abs. 2 RPV geschützt werden. Diesen Anforderungen entspricht die streitige Erhaltungszone nicht (E. 8).

146 II 376 (1C_604/2018) from 16. April 2020
Regeste: Art. 78 Abs. 4 BV; Art. 18a Abs. 1 NHG; Art. 2, Art. 5, Art. 6, Art. 7 AlgV; Art. 24 lit. a, Art. 37a RPG; Art. 43, Art. 43a RPV; fehlende nachträgliche Baubewilligungsfähigkeit eines in der Landwirtschaftszone und in einem Amphibienlaichgebiet von nationaler Bedeutung gelegenen umgenutzten ehemaligen Kieswerks als Recycling-Umschlag- und Sammelstation. Die umstrittene Recyclinganlage liegt im Bereich A des Schutzgebiets des ortsfesten Objekts (Art. 2 AlgV). Dort hat der Naturschutz strikten Vorrang vor anderen Nutzungen (E. 4.5). Aufgrund der hohen Schutzbedürftigkeit des Amphibienlaichgebiets rechtfertigt es sich, die Baubewilligungsfähigkeit der Recyclinganlage zu überprüfen, obschon der Kanton noch keine parzellenscharfe Festlegung des Grenzverlaufs des ortsfesten Objekts gemäss Art. 5 AlgV vorgenommen hat (E. 4.6).

Diese Seite ist durch reCAPTCHA geschützt und die Google Datenschutzrichtlinie und Nutzungsbedingungen gelten.

Feedback
Laden