Bei grossen Gesetzen wie OR und ZGB kann dies bis zu 30 Sekunden dauern

Bundesgesetz
über die Heimarbeit
(Heimarbeitsgesetz [HArG])

vom 20. März 1981 (Stand am 1. Juli 2023)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft

gestützt auf Artikel 110 Absatz 1 Buchstabe a der Bundesverfassung1,2
nach Einsicht in eine Botschaft des Bundesrates vom 27. Februar 19803,

beschliesst:

1 SR 101

2 Fassung gemäss Ziff. I 10 des BG vom 17. Dez. 2021 über die Anpassung des Nebenstrafrechts an das geänderte Sanktionenrecht, in Kraft seit 1. Juli 2023 (AS 2023 254; BBl 2018 2827).

3 BBl 1980 II 282

1. Abschnitt: Geltungsbereich

Art. 1 Gegenstand  

1 Das Ge­setz gilt für öf­fent­li­che und pri­va­te Ar­beit­ge­ber, die Heim­ar­beit aus­füh­ren las­sen, so­wie für die von ih­nen be­schäf­tig­ten Heim­ar­beit­neh­mer.

2 Auf Per­so­nen und Or­ga­ni­sa­tio­nen, die stell­ver­tre­tend für den Ar­beit­ge­ber Heim­ar­beit aus­ge­ben, sind die für Heim­ar­beit­neh­mer gel­ten­den Schutz­be­stim­mun­gen sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

3 Für den Ar­beit­ge­ber im Aus­land gilt das Ge­setz, so­weit er Heim­ar­beit­neh­mer in der Schweiz be­schäf­tigt.

4 Als Heim­ar­beit nach die­sem Ge­setz gilt je­de ge­werb­li­che und in­dus­tri­el­le Hand- und Ma­schi­nen­ar­beit, die ein Heim­ar­beit­neh­mer al­lein oder mit Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen in sei­ner Woh­nung oder in ei­nem an­dern, von ihm be­stimm­ten Ar­beits­raum ge­gen Lohn aus­führt.

5 Für die An­wend­bar­keit des Ge­set­zes ist das tat­säch­li­che Be­schäf­ti­gungs­ver­hält­nis und nicht die Be­zeich­nung des Ver­tra­ges mass­ge­bend.

Art. 2 Zweifelsfälle  

Über die An­wend­bar­keit des Ge­set­zes ent­schei­det in Zwei­fels­fäl­len die kan­to­na­le Be­hör­de von Am­tes we­gen oder auf Er­su­chen ei­nes Be­tei­lig­ten. Ist ein Bun­des­be­trieb be­trof­fen, so ent­schei­den die Bun­des­be­hör­den.

2. Abschnitt: Pflichten der Arbeitgeber und der Heimarbeitnehmer

Art. 3 Bekanntgabe der Arbeitsbedingungen  

Der Ar­beit­ge­ber hat dem Heim­ar­beit­neh­mer so­wie Per­so­nen und Or­ga­ni­sa­tio­nen, die stell­ver­tre­tend für ihn Heim­ar­beit aus­ge­ben, bei der ers­ten Aus­ga­be von Heim­ar­beit die Ar­beits­be­din­gun­gen voll­stän­dig und schrift­lich be­kannt zu ge­ben.

Art. 4 Lohn, Vorgabezeit, Abrechnung  

1 Der Lohn für Heim­ar­beit rich­tet sich nach den im ei­ge­nen Be­trieb für gleich­wer­ti­ge Ar­beit gel­ten­den An­sät­zen. Fehlt ein ver­gleich­ba­rer Be­triebs­lohn, so ist der im be­tref­fen­den Wirt­schafts­zweig üb­li­che re­gio­na­le Lohn­an­satz für ähn­li­che Ar­bei­ten an­zu­wen­den. Den un­ter­schied­li­chen Ar­beits­be­din­gun­gen zwi­schen Be­trieb und Wohn­ort des Heim­ar­beit­neh­mers so­wie den mit der Heim­ar­beit ver­bun­de­nen Mehr- und Min­der­auf­wen­dun­gen für Ar­beit­ge­ber und Ar­beit­neh­mer ist an­ge­mes­sen Rech­nung zu tra­gen.

2 Wird der Lohn nach der ge­leis­te­ten Ar­beit be­mes­sen (Ak­kord­lohn), so hat der Ar­beit­ge­ber dem Heim­ar­beit­neh­mer gleich­zei­tig mit dem Lohn­an­satz den für die Ar­beit ge­schätz­ten Zeit­auf­wand be­kannt zu ge­ben (Vor­ga­be­zeit), aus­ser wenn die­ser we­gen der Art der Heim­ar­beit nicht zum vor­aus er­mit­telt wer­den kann.

3 Der Ar­beit­ge­ber gibt dem Heim­ar­beit­neh­mer ei­ne schrift­li­che Ab­rech­nung, von der bei­de Par­tei­en ei­ne Aus­fer­ti­gung4 wäh­rend min­des­tens fünf Jah­ren auf­be­wah­ren müs­sen.

4Be­rich­tigt durch die Re­dak­ti­ons­kom­mis­si­on der BVers [Art. 33 GVG – AS 1974 1051].

Art. 5 Auslagenersatz, Arbeitsgeräte, Material, Anleitung  

1 Der Ar­beit­ge­ber hat dem Heim­ar­beit­neh­mer die er­for­der­li­chen Aus­la­gen, ins­be­son­de­re für Ar­beits­ge­rä­te, Ma­te­ri­al und de­ren Trans­port zu er­set­zen.

2 Stellt der Ar­beit­ge­ber Ar­beits­ge­rä­te oder Ma­te­ri­al zur Ver­fü­gung, so darf er da­für vom Heim­ar­beit­neh­mer kei­ne Ent­schä­di­gung ver­lan­gen. Vor­be­hal­ten blei­ben die Rück­ga­be­pflicht bei Be­en­di­gung des Heim­ar­beits­ver­hält­nis­ses und all­fäl­li­ge Scha­den­er­satz­an­sprü­che des Ar­beit­ge­bers.

3 Der Ar­beit­ge­ber hat den Heim­ar­beit­neh­mer zu den Ar­bei­ten an­zu­lei­ten, so­weit dies für des­sen Si­cher­heit und für die Er­zie­lung ei­nes an­ge­mes­se­nen Loh­nes er­for­der­lich ist.

Art. 6 Jugendliche  

An Ju­gend­li­che, die das 15. Al­ters­jahr noch nicht vollen­det ha­ben, darf Heim­ar­beit nicht zur selb­stän­di­gen Aus­füh­rung aus­ge­ge­ben wer­den.

Art. 7 Zeitliche Begrenzung der Ausgabe von Heimarbeit  

1 Der Ar­beit­ge­ber darf an Sonn- und Fei­er­ta­gen Heim­ar­beit we­der aus­ge­ben noch ab­neh­men. An den üb­ri­gen Ta­gen darf er dies nur in­ner­halb der vom Bun­des­rat fest­ge­leg­ten Zeit tun. Die Kan­to­ne kön­nen für be­son­de­re Ver­hält­nis­se Aus­nah­men be­wil­li­gen.

2 Der Ar­beit­ge­ber hat auf die per­sön­li­che Leis­tungs­fä­hig­keit des Heim­ar­beit­neh­mers Rück­sicht zu neh­men. Er hat ins­be­son­de­re die Frist für die Ab­lie­fe­rung der Heim­ar­beit so zu be­mes­sen, dass der Heim­ar­beit­neh­mer täg­lich nicht mehr als acht Stun­den und nicht an Sonn­ta­gen ar­bei­ten muss.

Art. 8 Schutz von Leben und Gesundheit  

1 Ar­beits­ge­rä­te und Ma­te­ri­al, die der Ar­beit­ge­ber dem Heim­ar­beit­neh­mer ab­gibt, müs­sen so be­schaf­fen sein, dass bei sach­ge­mäs­ser Hand­ha­bung Un­fäl­le und Ge­sund­heits­schä­di­gun­gen aus­ge­schlos­sen sind.

2 Die Heim­ar­beit­neh­mer ha­ben die An­ord­nun­gen des Ar­beit­ge­bers zur Ver­hü­tung von Un­fäl­len und Ge­sund­heits­schä­di­gun­gen zu be­fol­gen. Ins­be­son­de­re ha­ben sie die Schutzein­rich­tun­gen an den Ar­beits­ge­rä­ten rich­tig zu hand­ha­ben und dür­fen sie oh­ne Er­laub­nis des Ar­beit­ge­bers we­der ent­fer­nen noch än­dern.

Art. 9 Gefährliche Arbeiten  

Der Bun­des­rat be­stimmt, wel­che Ar­bei­ten nicht oder nur un­ter be­son­de­ren Si­cher­heits­vor­keh­run­gen in Heim­ar­beit aus­ge­führt wer­den dür­fen.

Art. 10 Verzeichnis der Heimarbeitnehmer und Registrierung  

Der Ar­beit­ge­ber hat ein Ver­zeich­nis der von ihm be­schäf­tig­ten Heim­ar­beit­neh­mer zu füh­ren und sich in das Ar­beit­ge­ber­re­gis­ter der Voll­zugs­be­hör­den ein­tra­gen zu las­sen.

Art. 11 Auskunftspflicht  

Ar­beit­ge­ber und Heim­ar­beit­neh­mer sind ver­pflich­tet, den Voll­zugs- und Auf­sichts­be­hör­den die für den Voll­zug des Ge­set­zes er­for­der­li­chen Aus­künf­te zu er­tei­len und ih­nen Zu­tritt zu ih­ren Räum­lich­kei­ten zu ge­wäh­ren. Die Voll­zugs- und Auf­sichts­be­hör­den kön­nen Kon­trol­len vor­neh­men und Pro­ben ent­neh­men so­wie Ver­zeich­nis­se und an­de­re Un­ter­la­gen ein­se­hen, na­ment­lich die Ar­beits­be­din­gun­gen, Be­gleit­zet­tel, Lie­fe­rungs­bü­cher und Ab­rech­nun­gen.

3. Abschnitt: Strafbestimmungen

Art. 12 Strafen 5  

1 Wer vor­sätz­lich ei­ner Vor­schrift die­ses Ge­set­zes oder sei­ner Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen oder ei­ner un­ter Hin­weis auf die Straf­dro­hung die­ses Ar­ti­kels an ihn ge­rich­te­ten Ein­zel­ver­fü­gung zu­wi­der­han­delt, wird mit Bus­se be­straft.

2 In schwe­ren Fäl­len kann auf Bus­se bis zu 20 000 Fran­ken er­kannt wer­den.

3 Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Bus­se bis zu 5000 Fran­ken.

5 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 10 des BG vom 17. Dez. 2021 über die An­pas­sung des Ne­ben­straf­rechts an das ge­än­der­te Sank­tio­nen­recht, in Kraft seit 1. Ju­li 2023 (AS 2023 254; BBl 2018 2827).

Art. 13 Anwendbares Recht  

Es gel­ten die all­ge­mei­nen Be­stim­mun­gen des Straf­ge­setz­bu­ches6 und Ar­ti­kel 6 des Ver­wal­tungs­straf­rechts­ge­set­zes vom 22. März 19747.

Art. 14 Strafverfolgung  

Die Straf­ver­fol­gung ist Sa­che der Kan­to­ne.

4. Abschnitt: Vollzugsbestimmungen

Art. 15 Vollzug  

1 Der Voll­zug des Ge­set­zes ist Sa­che der Kan­to­ne. Sie be­zeich­nen die Voll­zugs­be­hör­den.

2 Die Be­trie­be des Bun­des voll­zie­hen das Ge­setz un­ter Auf­sicht der Eid­ge­nös­si­schen Ar­beits­in­spek­to­ra­te.

3 Die Voll­zugs­be­hör­den füh­ren das Ar­beit­ge­ber­re­gis­ter und über­prü­fen es min­des­tens ein­mal im Jahr.

4 Die Voll­zugs­be­hör­den er­stat­ten dem Bun­des­amt für In­dus­trie, Ge­wer­be und Ar­beit8 (Bun­des­amt) über den Voll­zug des Ge­set­zes jähr­lich Be­richt.

8 Heu­te: «Staats­se­kre­ta­ri­at für Wirt­schaft (SE­CO)» (Art. 5 der Or­ga­ni­sa­ti­ons­ver­ord­nung für das Eid­ge­nös­si­sche Volks­wirt­schafts­de­par­te­ment vom 14. Ju­ni 1999 – SR 172.216.1; AS 2000 187Art. 3).

Art. 169  

9Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 100 des Ver­wal­tungs­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 2005, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 21971069; BBl 2001 4202).

Art. 17 Oberaufsicht  

Das Bun­des­amt übt die Ober­auf­sicht über den Voll­zug des Ge­set­zes aus.

Art. 1810  

10 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. II 3 des BG vom 20. März 2008 (Neu­ord­nung der aus­ser­par­la­men­ta­ri­schen Kom­mis­sio­nen), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 59415944; BBl 2007 6641).

Art. 19 Schweigepflicht 11  

Per­so­nen, die mit dem Voll­zug oder mit der Voll­zugs­auf­sicht be­traut sind, wah­ren das Amts­ge­heim­nis.

11 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 3 des BG vom 20. März 2008 (Neu­ord­nung der aus­ser­par­la­men­ta­ri­schen Kom­mis­sio­nen), in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 59415944; BBl 2007 6641).

5. Abschnitt: Schlussbestimmungen

Art. 20 Ausführungsbestimmungen 12  

Der Bun­des­rat er­lässt die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen nach An­hö­ren der Kan­to­ne und der in­ter­es­sier­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen.

12 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 3 des BG vom 20. März 2008 (Neu­ord­nung der aus­ser­par­la­men­ta­ri­schen Kom­mis­sio­nen), in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 59415944; BBl 2007 6641).

Art. 21 Änderung und Aufhebung bisherigen Rechts  

13

13 Die Än­de­run­gen kön­nen un­ter AS 1983 108kon­sul­tiert wer­den.

Art. 22 Vorbehalt von Vorschriften  

Vor­be­hal­ten blei­ben ins­be­son­de­re:

a.
die Bun­des­ge­setz­ge­bung über die Ver­hü­tung von Un­fäl­len und Be­rufs­krank­hei­ten, den Schutz der Um­welt, den Strah­len­schutz, den Ver­kehr mit Gif­ten, ex­plo­si­ons­ge­fähr­li­che Stof­fe, Le­bens­mit­tel und Ge­brauchs­ge­gen­stän­de so­wie über die So­zi­al­ver­si­che­run­gen;
b.
die Po­li­zei­vor­schrif­ten der Kan­to­ne und Ge­mein­den.
Art. 23 Referendum und Inkrafttreten  

1 Die­ses Ge­setz un­ter­steht dem fa­kul­ta­ti­ven Re­fe­ren­dum.

2 Der Bun­des­rat be­stimmt das In­kraft­tre­ten.

Da­tum des In­kraft­tre­tens: 1. April 198314

14BRB vom 20. Dez. 1982 (AS 1983 113).

Diese Seite ist durch reCAPTCHA geschützt und die Google Datenschutzrichtlinie und Nutzungsbedingungen gelten.

Feedback
Laden