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Bundesgesetz
über das Verwaltungsstrafrecht
(VStrR)

vom 22. März 1974 (Stand am 1. September 2023)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf Artikel 123 Absatz 1 der Bundesverfassung1,2
nach Einsicht in eine Botschaft des Bundesrates vom 21. April 19713,

beschliesst:

1 SR 101

2 Fassung gemäss Ziff. I 13 des BG vom 17. Dez. 2021 über die Harmonisierung der Strafrahmen, in Kraft seit 1. Juli 2023 (AS 2023 259; BBl 2018 2827).

3BBl 1971 I 993

Erster Titel: Geltungsbereich des Gesetzes

Art. 1  

Gel­tungs­be­reich

 

Ist die Ver­fol­gung und Be­ur­tei­lung von Wi­der­hand­lun­gen ei­ner Ver­wal­tungs­be­hör­de des Bun­des über­tra­gen, so fin­det die­ses Ge­setz An­wen­dung.

Zweiter Titel: Verwaltungsstrafrecht

Erster Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 2  

A. An­wen­dung des Schwei­ze­ri­schen Straf­ge­setz­bu­ches

 

Die all­ge­mei­nen Be­stim­mun­gen des Straf­ge­setz­bu­ches4 gel­ten für Ta­ten, die in der Ver­wal­tungs­ge­setz­ge­bung des Bun­des mit Stra­fe be­droht sind, so­weit die­ses Ge­setz oder das ein­zel­ne Ver­wal­tungs­ge­setz nichts an­de­res be­stimmt.

Art. 3  

B. Ord­nungs­wid­rig­keit

 

Ord­nungs­wid­rig­keit im Sin­ne die­ses Ge­set­zes ist die vom ein­zel­nen Ver­wal­tungs­ge­setz als sol­che be­zeich­ne­te oder die mit Ord­nungs­bus­se be­droh­te Über­tre­tung.

Art. 45  

C. Ab­wei­chun­gen vom Straf­ge­setz­buch

I. Ju­gend­li­che

 

Be­geht ein Ju­gend­li­cher vor Vollen­dung des 15. Al­ters­jah­res ei­ne mit Stra­fe be­droh­te Tat, so wird er nicht straf­recht­lich ver­folgt.

5 Fas­sung ge­mä­ss Art. 44 Ziff. 2 des Ju­gend­straf­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3545; BBl 1999 1979).

Art. 5  

II. Teil­nah­me

 

An­stif­tung und Ge­hil­fen­schaft zu ei­ner Über­tre­tung, aus­ge­nom­men zu ei­ner Ord­nungs­wid­rig­keit, sind straf­bar.

Art. 6  

III. Wi­der­hand­lun­gen in Ge­schäfts­be­trie­ben, durch Be­auf­trag­te u. dgl.

1. Re­gel

 

1 Wird ei­ne Wi­der­hand­lung beim Be­sor­gen der An­ge­le­gen­hei­ten ei­ner ju­ris­ti­schen Per­son, Kol­lek­tiv- oder Kom­man­dit­ge­sell­schaft, Ein­zel­fir­ma oder Per­so­nen­ge­samt­heit oh­ne Rechts­per­sön­lich­keit oder sonst in Aus­übung ge­schäft­li­cher oder dienst­li­cher Ver­rich­tun­gen für einen an­dern be­gan­gen, so sind die Straf­be­stim­mun­gen auf die­je­ni­gen na­tür­li­chen Per­so­nen an­wend­bar, wel­che die Tat ver­übt ha­ben.

2 Der Ge­schäfts­herr, Ar­beit­ge­ber, Auf­trag­ge­ber oder Ver­tre­te­ne, der es vor­sätz­lich oder fahr­läs­sig in Ver­let­zung ei­ner Rechts­pflicht un­ter­lässt, ei­ne Wi­der­hand­lung des Un­ter­ge­be­nen, Be­auf­trag­ten oder Ver­tre­ters ab­zu­wen­den oder in ih­ren Wir­kun­gen auf­zu­he­ben, un­ter­steht den Straf­be­stim­mun­gen, die für den ent­spre­chend han­deln­den Tä­ter gel­ten.

3 Ist der Ge­schäfts­herr, Ar­beit­ge­ber, Auf­trag­ge­ber oder Ver­tre­te­ne ei­ne ju­ris­ti­sche Per­son, Kol­lek­tiv- oder Kom­man­dit­ge­sell­schaft, Ein­zel­fir­ma oder Per­so­nen­ge­samt­heit oh­ne Rechts­per­sön­lich­keit, so wird Ab­satz 2 auf die schul­di­gen Or­ga­ne, Or­gan­mit­glie­der, ge­schäfts­füh­ren­den Ge­sell­schaf­ter, tat­säch­lich lei­ten­den Per­so­nen oder Li­qui­da­to­ren an­ge­wen­det.

Art. 7  

2. Son­der­ord­nung bei Bus­sen bis zu 5000 Fran­ken

 

1 Fällt ei­ne Bus­se von höchs­tens 5000 Fran­ken in Be­tracht und wür­de die Er­mitt­lung der nach Ar­ti­kel 6 straf­ba­ren Per­so­nen Un­ter­su­chungs­mass­nah­men be­din­gen, die im Hin­blick auf die ver­wirk­te Stra­fe un­ver­hält­nis­mäs­sigwä­ren, so kann von ei­ner Ver­fol­gung die­ser Per­so­nen Um­gang ge­nom­men und an ih­rer Stel­le die ju­ris­ti­sche Per­son, die Kol­lek­tiv- oder Kom­man­dit­ge­sell­schaft oder die Ein­zel­fir­ma zur Be­zah­lung der Bus­se ver­ur­teilt wer­den.

2 Für Per­so­nen­ge­samt­hei­ten oh­ne Rechts­per­sön­lich­keit gilt Ab­satz 1 sinn­ge­mä­ss.

Art. 8  

IV. Straf­zu­mes­sung

1. Bus­sen

 

Bus­sen bis zu 5000 Fran­ken sind nach der Schwe­re der Wi­der­hand­lung und des Ver­schul­dens zu be­mes­sen; an­de­re Straf­zu­mes­sungs­grün­de müs­sen nicht be­rück­sich­tigt wer­den.

Art. 9  

2. Zu­sam­men­tref­fen von straf­ba­ren Hand­lun­gen oder von Straf­be­stim­mun­gen

 

Die Vor­schrif­ten von Ar­ti­kel 68 des Straf­ge­setz­bu­ches6 über das Zu­sam­men­tref­fen von straf­ba­ren Hand­lun­gen oder Straf­be­stim­mun­gen gel­ten nicht für Bus­sen und Um­wand­lungs­stra­fen.

6SR 311.0. Heu­te: von Art. 49.

Art. 10  

V. Um­wand­lung der Bus­se

 

1 So­weit ei­ne Bus­se nicht ein­ge­bracht wer­den kann, wird sie vom Rich­ter in Haft, bei Ju­gend­li­chen in Ein­sch­lies­sung um­ge­wan­delt. Die Bus­se we­gen ei­ner Ord­nungs­wid­rig­keit un­ter­liegt der Um­wand­lung nicht.

2 Der Rich­ter kann die Um­wand­lung aus­sch­lies­sen, so­fern der Ver­ur­teil­te nach­weist, dass er schuld­los aus­ser­stan­de ist, die Bus­se zu be­zah­len. Der Aus­schluss der Um­wand­lung ist je­doch nicht zu­läs­sig, wenn der Ver­ur­teil­te die Wi­der­hand­lung vor­sätz­lich be­gan­gen hat und wenn zur Zeit der Tat noch nicht fünf Jah­re ver­gan­gen sind, seit er we­gen ei­ner Wi­der­hand­lung ge­gen das glei­che Ver­wal­tungs­ge­setz, die nicht ei­ne blos­se Ord­nungs­wid­rig­keit war, ver­ur­teilt wor­den ist.7

3 Im Fal­le der Um­wand­lung wer­den 30 Fran­ken ei­nem Tag Haft oder Ein­sch­lies­sung gleich­ge­setzt, je­doch darf die Um­wand­lungs­stra­fe die Dau­er von drei Mo­na­ten nicht über­stei­gen. Sind Teil­zah­lun­gen ent­rich­tet wor­den, so setzt der Rich­ter die Um­wand­lungs­stra­fe im Ver­hält­nis die­ser Teil­zah­lun­gen zum gan­zen Bus­sen­be­trag her­ab.

4 Wird die Bus­se, nach­dem sie um­ge­wan­delt wor­den ist, be­zahlt, so fällt die Um­wand­lungs­stra­fe, so­weit sie noch nicht voll­zo­gen ist, da­hin.

7 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 6 des Fi­nan­z­in­sti­tuts­ge­set­zes vom 15. Ju­ni 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2018 5247, 2019 4631; BBl 2015 8901).

Art. 11  

VI. Ver­jäh­rung

 

1 Ei­ne Über­tre­tung ver­jährt in vier Jah­ren.8

2 Be­steht die Über­tre­tung je­doch in ei­ner Hin­ter­zie­hung oder Ge­fähr­dung von Ab­ga­ben oder im un­recht­mäs­si­gen Er­lan­gen ei­ner Rück­er­stat­tung, ei­ner Er­mäs­si­gung oder ei­nes Er­las­ses von Ab­ga­ben, so be­trägt die Ver­jäh­rungs­frist sie­ben Jah­re.9

3 Bei Ver­bre­chen, Ver­ge­hen und Über­tre­tun­gen ruht die Ver­jäh­rung:

a.
wäh­rend der Dau­er ei­nes Ein­spra­che-, Be­schwer­de- oder ge­richt­li­chen Ver­fah­rens über die Leis­tungs- oder Rück­leis­tungs­pflicht oder über ei­ne an­de­re nach dem ein­zel­nen Ver­wal­tungs­ge­setz zu be­ur­tei­len­de Vor­fra­ge; oder
b.
so­lan­ge der Tä­ter im Aus­land ei­ne Frei­heits­s­tra­fe ver­büsst.10

4 Die Stra­fe ei­ner Über­tre­tung ver­jährt in fünf Jah­ren.

8 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 13 des BG vom 17. Dez. 2021 über die Har­mo­ni­sie­rung der Strafrah­men, in Kraft seit 1. Ju­li 2023 (AS 2023 259; BBl 2018 2827).

9 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 13 des BG vom 17. Dez. 2021 über die Har­mo­ni­sie­rung der Strafrah­men, in Kraft seit 1. Ju­li 2023 (AS 2023 259; BBl 2018 2827).

10 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 13 des BG vom 17. Dez. 2021 über die Har­mo­ni­sie­rung der Strafrah­men, in Kraft seit 1. Ju­li 2023 (AS 2023 259; BBl 2018 2827).

Art. 12  

D. Hin­ter­zie­hung; Er­schlei­chen ei­nes Bei­tra­ges u. dgl.

I. Leis­tungs- und Rück­leis­tungs­pflicht

 

1 Ist in­fol­ge ei­ner Wi­der­hand­lung ge­gen die Ver­wal­tungs­ge­setz­ge­bung des Bun­des zu Un­recht:

a.
ei­ne Ab­ga­be nicht er­ho­ben, zu­rück­er­stat­tet, er­mäs­sigt oder er­las­sen wor­den; oder
b.
vom Bund, von ei­nem Kan­ton, ei­ner Ge­mein­de, ei­ner An­stalt oder Kör­per­schaft des öf­fent­li­chen Rechts oder von ei­ner mit öf­fent­lich-recht­li­chen Auf­ga­ben be­trau­ten Or­ga­ni­sa­ti­on ei­ne Ver­gü­tung oder ein Bei­trag ge­währt oder ei­ne For­de­rung nicht gel­tend ge­macht wor­den;

so sind die Ab­ga­be, die Ver­gü­tung, der Bei­trag oder der nicht ein­ge­for­der­te Be­trag und der Zins, oh­ne Rück­sicht auf die Straf­bar­keit ei­ner be­stimm­ten Per­son, nach­zuen­t­rich­ten oder zu­rück­zu­er­stat­ten.

2 Leis­tungs- oder rück­leis­tungs­pflich­tig ist, wer in den Ge­nuss des un­recht­mäs­si­gen Vor­teils ge­langt ist, ins­be­son­de­re der zur Zah­lung der Ab­ga­be Ver­pflich­te­te oder der Emp­fän­ger der Ver­gü­tung oder des Bei­tra­ges.

3 Wer vor­sätz­lich die Wi­der­hand­lung be­gan­gen oder an ihr teil­ge­nom­men hat, haf­tet für den nach­zuen­t­rich­ten­den oder zu­rück­zu­er­stat­ten­den Be­trag so­li­da­risch mit den nach Ab­satz 2 Zah­lungs­pflich­ti­gen.

4 Leis­tungs- und Rück­leis­tungs­pflicht ver­jäh­ren nicht, so­lan­ge die Straf­ver­fol­gung und Straf­voll­stre­ckung nicht ver­jährt sind.

Art. 13  

II. Selbst­an­zei­ge

 

Hat der Tä­ter die Wi­der­hand­lung, die ei­ne Leis­tungs- oder Rück­leis­tungs­pflicht be­grün­det, aus ei­ge­nem An­trieb an­ge­zeigt,
hat er über­dies, so­weit es ihm zu­mut­bar war, über die Grund­la­gen der Leis­tungs- oder Rück­leis­tungs­pflicht voll­stän­di­ge und ge­naue An­ga­ben ge­macht, zur Ab­klä­rung des Sach­ver­halts bei­ge­tra­gen und die Pflicht, wenn sie ihm ob­liegt, er­füllt,
und hat er bis­her noch nie we­gen ei­ner vor­sätz­li­chen Wi­der­hand­lung der glei­chen Art Selbst­an­zei­ge ge­übt,
so bleibt er straf­los.

Zweiter Abschnitt: Besondere Bestimmungen

Art. 1411  

A. Straf­ba­re Hand­lun­gen

I. Leis­tungs- und Ab­ga­be­be­trug

 

1 Wer die Ver­wal­tung, ei­ne an­de­re Be­hör­de oder einen Drit­ten durch Vor­spie­ge­lung oder Un­ter­drückung von Tat­sa­chen arg­lis­tig ir­re­führt oder sie in ei­nem Irr­tum arg­lis­tig be­stärkt und so für sich oder einen an­dern un­recht­mäs­sig ei­ne Kon­zes­si­on, ei­ne Be­wil­li­gung oder ein Kon­tin­gent, einen Bei­trag, die Rück­er­stat­tung von Ab­ga­ben oder ei­ne an­de­re Leis­tung des Ge­mein­we­sens er­schleicht oder so be­wirkt, dass der Ent­zug ei­ner Kon­zes­si­on, ei­ner Be­wil­li­gung oder ei­nes Kon­tin­gents un­ter­bleibt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 Be­wirkt der Tä­ter durch sein arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten, dass dem Ge­mein­we­sen un­recht­mäs­sig und in ei­nem er­heb­li­chen Be­trag ei­ne Ab­ga­be, ein Bei­trag oder ei­ne an­de­re Leis­tung vor­ent­hal­ten oder dass es sonst am Ver­mö­gen ge­schä­digt wird, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

3 Wer ge­werbs­mäs­sig oder im Zu­sam­men­wir­ken mit Drit­ten Wi­der­hand­lun­gen nach Ab­satz 1 oder 2 in Ab­ga­ben- oder Zol­lan­ge­le­gen­hei­ten be­geht und sich oder ei­nem an­dern da­durch in be­son­ders er­heb­li­chem Um­fang einen un­recht­mäs­si­gen Vor­teil ver­schafft oder das Ge­mein­we­sen am Ver­mö­gen oder an an­dern Rech­ten be­son­ders er­heb­lich schä­digt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

4 Sieht ein Ver­wal­tungs­ge­setz für ei­ne dem Ab­satz 1, 2 oder 3 ent­spre­chen­de nicht arg­lis­tig be­gan­ge­ne Wi­der­hand­lung ei­ne Bus­se vor, so ist in den Fäl­len nach den Ab­sät­zen 1–3 zu­sätz­lich ei­ne Bus­se aus­zu­fäl­len. De­ren Be­mes­sung rich­tet sich nach dem ent­spre­chen­den Ver­wal­tungs­ge­setz.

11 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 13 des BG vom 17. Dez. 2021 über die Har­mo­ni­sie­rung der Strafrah­men, in Kraft seit 1. Ju­li 2023 (AS 2023 259; BBl 2018 2827).

Art. 15  

II. Ur­kun­den­fäl­schung; Er­schlei­chen ei­ner falschen Be­ur­kun­dung

 

1. Wer in der Ab­sicht, sich oder ei­nem an­dern einen nach der Ver­wal­tungs­ge­setz­ge­bung des Bun­des un­recht­mäs­si­gen Vor­teil zu ver­schaf­fen oder das Ge­mein­we­sen am Ver­mö­gen oder an an­dern Rech­ten zu schä­di­gen, ei­ne Ur­kun­de fälscht oder ver­fälscht oder die ech­te Un­ter­schrift oder das ech­te Hand­zei­chen ei­nes an­dern zur Her­stel­lung ei­ner un­wah­ren Ur­kun­de be­nützt oder ei­ne Ur­kun­de die­ser Art zur Täu­schung ge­braucht,

wer durch Täu­schung be­wirkt, dass die Ver­wal­tung oder ei­ne an­de­re Be­hör­de oder ei­ne Per­son öf­fent­li­chen Glau­bens ei­ne für die Durch­füh­rung der Ver­wal­tungs­ge­setz­ge­bung des Bun­des er­heb­li­che Tat­sa­che un­rich­tig be­ur­kun­det, und wer ei­ne so er­schli­che­ne Ur­kun­de zur Täu­schung der Ver­wal­tung oder ei­ner an­de­ren Be­hör­de ge­braucht,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.12

2. Zif­fer 1 gilt auch für Ur­kun­den des Aus­lan­des.

12 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 13 des BG vom 17. Dez. 2021 über die Har­mo­ni­sie­rung der Strafrah­men, in Kraft seit 1. Ju­li 2023 (AS 2023 259; BBl 2018 2827).

Art. 16  

III. Un­ter­drückung von Ur­kun­den

 

1 Wer in der Ab­sicht, sich oder ei­nem an­dern einen nach der Ver­wal­tungs­ge­setz­ge­bung des Bun­des un­recht­mäs­si­gen Vor­teil zu ver­schaf­fen oder das Ge­mein­we­sen am Ver­mö­gen oder an an­dern Rech­ten zu schä­di­gen, Ur­kun­den, die er nach die­ser Ge­setz­ge­bung auf­zu­be­wah­ren ver­pflich­tet ist, be­schä­digt, ver­nich­tet oder bei­sei­te­schafft, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.13

2 Of­fen­bart der Tä­ter die bei­sei­te ge­schaff­ten Ur­kun­den aus ei­ge­nem An­trieb und be­vor die Ver­wal­tung die Un­ter­su­chung ab­ge­schlos­sen hat, so kann von ei­ner Be­stra­fung Um­gang ge­nom­men wer­den.

3 Die Ab­sät­ze 1 und 2 gel­ten auch für Ur­kun­den des Aus­lan­des.

13 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 13 des BG vom 17. Dez. 2021 über die Har­mo­ni­sie­rung der Strafrah­men, in Kraft seit 1. Ju­li 2023 (AS 2023 259; BBl 2018 2827).

Art. 1714  

IV. Be­güns­ti­gung

 

1. Wer in ei­nem Ver­wal­tungs­straf­ver­fah­ren je­man­den der Straf­ver­fol­gung oder dem Straf­voll­zug, so­weit die­ser der be­tei­lig­ten Ver­wal­tung ob­liegt, ent­zieht,

wer da­zu bei­trägt, ei­nem Tä­ter oder Teil­neh­mer die Vor­tei­le ei­ner Wi­der­hand­lung ge­gen die Ver­wal­tungs­ge­setz­ge­bung des Bun­des zu si­chern,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Ist die Vor­tat ei­ne Über­tre­tung, so wird der Tä­ter mit Bus­se be­straft.

3. Wer da­zu bei­trägt, den Voll­zug ei­ner ver­wal­tungs­straf­recht­li­chen Mass­nah­me wi­der­recht­lich zu ver­un­mög­li­chen, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu ei­nem Jahr oder Geld­stra­fe be­straft.

4. Be­güns­tigt der Tä­ter sei­ne An­ge­hö­ri­gen oder je­mand an­de­ren, zu dem er in so na­hen per­sön­li­chen Be­zie­hun­gen steht, dass sein Ver­hal­ten ent­schuld­bar ist, so bleibt er straf­los.

14 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 13 des BG vom 17. Dez. 2021 über die Har­mo­ni­sie­rung der Strafrah­men, in Kraft seit 1. Ju­li 2023 (AS 2023 259; BBl 2018 2827).

Art. 18  

B. Gleich­stel­lung der mit öf­fent­lich-recht­li­chen Auf­ga­ben be­trau­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen

 

So­weit mit öf­fent­lich-recht­li­chen Auf­ga­ben be­trau­te Or­ga­ni­sa­tio­nen und ih­re Or­ga­ne oder Be­auf­trag­ten die Ver­wal­tungs­ge­setz­ge­bung des Bun­des an­zu­wen­den ha­ben, ste­hen sie in den Ar­ti­keln 14–17 dem Ge­mein­we­sen und sei­ner Ver­wal­tung gleich.

Dritter Abschnitt: Schutz von Personendaten15

15 Eingefügt durch Anhang 1 Ziff. II 27 des Datenschutzgesetzes vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Sept. 2023 (AS 2022 491; BBl 2017 6941).

Art. 18a  

A. Be­schaf­fung von Per­so­nen­da­ten

 

1 Per­so­nen­da­ten sind bei der be­trof­fe­nen Per­son oder für die­se er­kenn­bar zu be­schaf­fen, wenn da­durch das Ver­fah­ren nicht ge­fähr­det oder un­ver­hält­nis­mäs­sig auf­wen­dig wird.

2 Er­folg­te die Be­schaf­fung von Per­so­nen­da­ten oh­ne Wis­sen der be­trof­fe­nen Per­son, so ist die­se um­ge­hend dar­über zu in­for­mie­ren. Die In­for­ma­ti­on kann zum Schutz über­wie­gen­der öf­fent­li­cher oder pri­va­ter In­ter­es­sen un­ter­las­sen oder auf­ge­scho­ben wer­den.

Art. 18b  

B. Be­ar­bei­tung von Per­so­nen­da­ten

 

Bei der Be­ar­bei­tung von Per­so­nen­da­ten sorgt die Ver­wal­tungs­be­hör­de des Bun­des da­für, dass sie so weit wie mög­lich un­ter­schei­det:

a.
zwi­schen den ver­schie­de­nen Ka­te­go­ri­en be­trof­fe­ner Per­so­nen;
b.
zwi­schen auf Tat­sa­chen und auf per­sön­li­chen Ein­schät­zun­gen be­ru­hen­den Per­so­nen­da­ten.
Art. 18c  

C. Be­kannt­ga­be und Ver­wen­dung von Per­so­nen­da­ten bei hän­gi­gem Ver­fah­ren

 

Die Ver­wal­tungs­be­hör­de des Bun­des darf Per­so­nen­da­ten aus ei­nem hän­gi­gen Ver­wal­tungs­straf­ver­fah­ren zur Ver­wen­dung in ei­nem an­de­ren hän­gi­gen Ver­fah­ren be­kannt ge­ben, wenn an­zu­neh­men ist, dass die Per­so­nen­da­ten we­sent­li­che Auf­schlüs­se ge­ben kön­nen.

Art. 18d  

D. Aus­kunfts­recht bei hän­gi­gem Ver­fah­ren

 

So­lan­ge ein Ver­fah­ren hän­gig ist, ha­ben die Par­tei­en und die an­de­ren Ver­fah­rens­be­tei­lig­ten nach Mass­ga­be des ih­nen zu­ste­hen­den Ak­ten­ein­sichts­rechts das Recht auf Aus­kunft über die sie be­tref­fen­den Per­so­nen­da­ten.

Art. 18e  

E. Rich­tig­keit der Per­so­nen­da­ten

 

1 Die Ver­wal­tungs­be­hör­de des Bun­des be­rich­tigt un­rich­ti­ge Per­so­nen­da­ten un­ver­züg­lich.

2 Sie be­nach­rich­tigt die Be­hör­de, die ihr die Per­so­nen­da­ten über­mit­telt oder be­reit­ge­stellt oder der sie die­se be­kannt ge­ge­ben hat, un­ver­züg­lich über die Be­rich­ti­gung.

Dritter Titel: Verwaltungsstrafverfahren

Erster Abschnitt: Behörden; allgemeine Verfahrensvorschriften

Art. 19  

A. Be­hör­den

I. An­zei­ge und dring­li­che Mass­nah­men

 

1 Straf­an­zei­gen we­gen Wi­der­hand­lun­gen ge­gen ein Ver­wal­tungs­ge­setz des Bun­des sind ei­nem Be­am­ten der be­tei­lig­ten Bun­des­ver­wal­tung oder ei­ner Po­li­zei­stel­le zu er­stat­ten.

2 Die Bun­des­ver­wal­tung und die Po­li­zei der Kan­to­ne und Ge­mein­den, de­ren Or­ga­ne in ih­rer dienst­li­chen Tä­tig­keit ei­ne Wi­der­hand­lung wahr­neh­men oder von ei­ner sol­chen Kennt­nis er­hal­ten, sind ver­pflich­tet, sie der be­tei­lig­ten Ver­wal­tung an­zu­zei­gen.

3 Die Or­ga­ne der Bun­des­ver­wal­tung und der Po­li­zei, die Zeu­gen der Wi­der­hand­lung sind oder un­mit­tel­bar nach der Tat da­zu­kom­men, sind bei Ge­fahr im Ver­zu­ge be­rech­tigt, den Tä­ter vor­läu­fig fest­zu­neh­men, die mit der Wi­der­hand­lung in Zu­sam­men­hang ste­hen­den Ge­gen­stän­de vor­läu­fig zu be­schlag­nah­men und zu die­sem Zweck den Tä­ter oder den In­ha­ber des Ge­gen­stan­des in Woh­nun­gen und an­de­re Räu­me so­wie in un­mit­tel­bar zu ei­nem Hau­se ge­hö­ren­de um­frie­de­te Lie­gen­schaf­ten hin­ein zu ver­fol­gen.

4 Ein vor­läu­fig Fest­ge­nom­me­ner ist so­fort dem un­ter­su­chen­den Be­am­ten der be­tei­lig­ten Ver­wal­tung zu­zu­füh­ren; be­schlag­nahm­te Ge­gen­stän­de sind un­ver­züg­lich ab­zu­lie­fern.

Art. 20  

II. Un­ter­su­chung

 

1 Für die Un­ter­su­chung ist die be­tei­lig­te Ver­wal­tung zu­stän­dig. Mit der Durch­füh­rung von Ein­ver­nah­men, Au­gen­schei­nen und Zwangs­mass­nah­men sind be­son­ders aus­ge­bil­de­te Be­am­te zu be­trau­en.

2 Die Po­li­zei der Kan­to­ne und Ge­mein­den un­ter­stützt die Ver­wal­tung in ih­rer Un­ter­su­chung; ins­be­son­de­re darf der un­ter­su­chen­de Be­am­te po­li­zei­li­che Hil­fe in An­spruch neh­men, wenn ihm bei ei­ner Un­ter­su­chungs­hand­lung, die in­ner­halb sei­ner Amts­be­fug­nis­se liegt, Wi­der­stand ge­leis­tet wird.

3 Sind in ei­ner Strafsa­che so­wohl die Zu­stän­dig­keit der be­tei­lig­ten Ver­wal­tung als auch Bun­des­ge­richts­bar­keit oder kan­to­na­le Ge­richts­bar­keit ge­ge­ben, so kann das De­par­te­ment, dem die be­tei­lig­te Ver­wal­tung an­ge­hört, die Ver­ei­ni­gung der Straf­ver­fol­gung in der Hand der be­reits mit der Sa­che be­fass­ten Straf­ver­fol­gungs­be­hör­de an­ord­nen, so­fern ein en­ger Sach­zu­sam­men­hang be­steht und die Straf­ver­fol­gungs­be­hör­de der Ver­ei­ni­gung vor­gän­gig zu­ge­stimmt hat.16

16 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 22. De­zem­ber 1999, in Kraft seit 1. Okt. 2000 (AS 20002141; BBl 1998 1529).

Art. 21  

III. Be­ur­tei­lung

1. Sach­li­che Zu­stän­dig­keit

 

1 Für die Be­ur­tei­lung ist die be­tei­lig­te Ver­wal­tung zu­stän­dig; hält je­doch das über­ge­ord­ne­te De­par­te­ment die Vor­aus­set­zun­gen ei­ner Frei­heits­s­tra­fe, ei­ner frei­heits­ent­zie­hen­den Mass­nah­me oder ei­ner Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis des Straf­ge­setz­buchs17 für ge­ge­ben, so ist das Ge­richt zu­stän­dig.18

2 Der von der Straf­ver­fü­gung der Ver­wal­tung Be­trof­fe­ne kann die Be­ur­tei­lung durch das Ge­richt ver­lan­gen.

3 Dem Bun­des­rat steht in al­len Fäl­len die Über­wei­sung der Strafsa­che an das Bun­dess­traf­ge­richt frei.

4 Die zur Aus­fäl­lung der Haupt­stra­fe zu­stän­di­ge Be­hör­de er­kennt auch über Ne­ben­stra­fen, Mass­nah­men und Kos­ten.

17 SR 311.0

18 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 6 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

Art. 22  

2. Ört­li­che Zu­stän­dig­keit

 

1 Der Ge­richts­stand ist bei dem Ge­richt be­grün­det, das nach den Ar­ti­keln 31–37 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Ok­to­ber 200719 (StPO) zu­stän­dig ist oder in des­sen Be­zirk der Be­schul­dig­te wohnt.20 Die Ver­wal­tung wählt zwi­schen den bei­den Ge­richts­stän­den.

2 Ar­ti­kel 40 Ab­satz 2 StPO gilt sinn­ge­mä­ss.21 Das Bun­dess­traf­ge­richt22 ist in sei­nem Ent­scheid nicht an die von der Ver­wal­tung ge­trof­fe­ne Wahl ge­bun­den.

19 SR 312.0

20 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 11 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

21 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 11 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

22Aus­druck ge­mä­ss An­hang Ziff. 10 des Straf­ge­richts­ge­set­zes vom 4. Okt. 2002, in Kraft seit 1. April 2004 (AS 2003 21332131; BBl 2001 4202).

Art. 23  

IV. Ver­fah­ren ge­gen Ju­gend­li­che

 

1 Be­geht ein Ju­gend­li­cher nach Vollen­dung des 15., aber vor Vollen­dung des 18. Al­ters­jah­res ei­ne mit Stra­fe be­droh­te Tat, so sind für die Un­ter­su­chung und Be­ur­tei­lung die Vor­schrif­ten die­ses Ge­set­zes mass­ge­bend. Er­schei­nen je­doch be­son­de­re Er­he­bun­gen für die Be­ur­tei­lung des Ju­gend­li­chen oder die An­ord­nung ju­gend­recht­li­cher Mass­nah­men als ge­bo­ten oder stellt die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Be­hör­de der Ju­gend­rechts­pfle­ge ein da­hin­lau­ten­des Be­geh­ren oder hat der von der Straf­ver­fü­gung der Ver­wal­tung be­trof­fe­ne Ju­gend­li­che die ge­richt­li­che Be­ur­tei­lung ver­langt, so hat die Ver­wal­tung die Wei­ter­füh­rung des Ver­fah­rens der zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­de der Ju­gend­rechts­pfle­ge zu über­tra­gen, ge­ge­be­nen­falls un­ter Tren­nung des Ver­fah­rens von demje­ni­gen ge­gen an­de­re Be­schul­dig­te; die Ar­ti­kel 73–83 die­ses Ge­set­zes gel­ten sinn­ge­mä­ss.23

2 In Ab­wei­chung von Ar­ti­kel 22 be­stimmt sich der Ge­richts­stand nach Ar­ti­kel 10 der Ju­gend­straf­pro­zess­ord­nung vom 20. März 200924.25

3 Der ur­teils­fä­hi­ge Min­der­jäh­ri­ge kann ne­ben dem In­ha­ber der el­ter­li­chen Sor­ge, dem Vor­mund oder dem Bei­stand selb­stän­dig die Rechts­mit­tel er­grei­fen.26

23 Fas­sung ge­mä­ss Art. 44 Ziff. 2 des Ju­gend­straf­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3545; BBl 1999 1979).

24 SR 312.1

25 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 der Ju­gend­straf­pro­zess­ord­nung vom 20. März 2009, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1573; BBl 2006 1085, 20083121).

26 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 15 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 2427  

V. Staats­an­walt­schaft des Bun­des

 

Die Staats­an­walt­schaft des Bun­des kann in je­dem ge­richt­li­chen Ver­fah­ren auf­tre­ten.

27 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 11 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 25  

VI. Be­schwer­de­kam­mer

 

1 Die Be­schwer­de­kam­mer des Bun­dess­traf­ge­richts29 ent­schei­det über die ihr nach die­sem Ge­setz zu­ge­wie­se­nen Be­schwer­den und An­stän­de.

2 Wenn es für ih­ren Ent­scheid er­for­der­lich ist, ord­net die Be­schwer­de­kam­mer ei­ne Be­weis­auf­nah­me an; sie kann da­bei die Diens­te der be­tei­lig­ten Ver­wal­tung und des für das be­tref­fen­de Sprach­ge­biet ge­wähl­ten eid­ge­nös­si­schen Un­ter­su­chungs­rich­ters in An­spruch neh­men.

3 Wo es zur Wah­rung we­sent­li­cher öf­fent­li­cher oder pri­va­ter In­ter­es­sen nö­tig ist, hat die Be­schwer­de­kam­mer von ei­nem Be­weis­mit­tel un­ter Aus­schluss des Be­schwer­de­füh­rers oder An­trag­stel­lers Kennt­nis zu neh­men.

4 Die Kos­ten­pflicht im Be­schwer­de­ver­fah­ren vor der Be­schwer­de­kam­mer be­stimmt sich nach Ar­ti­kel 73 des Straf­be­hör­den­or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­set­zes vom 19. März 201030.31

29Aus­druck ge­mä­ss An­hang Ziff. 10 des Straf­ge­richts­ge­set­zes vom 4. Okt. 2002, in Kraft seit 1. April 2004 (AS 2003 21332131; BBl 2001 4202). Die­se Änd. ist im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

30 SR 173.71

31 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 9 des Straf­be­hör­den­or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­set­zes vom 19. März 2010, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 3267; BBl 20088125).

Art. 26  

B. Be­schwer­de ge­gen Un­ter­su­chungs­hand­lun­gen

I. Bei Zwangs­mass­nah­men

 

1 Ge­gen Zwangs­mass­nah­men (Art. 45 ff.) und da­mit zu­sam­men­hän­gen­de Amts­hand­lun­gen und Säum­nis kann bei der Be­schwer­de­kam­mer des Bun­dess­traf­ge­richts Be­schwer­de ge­führt wer­den.

2 Die Be­schwer­de ist ein­zu­rei­chen:

a.
wenn sie ge­gen ei­ne kan­to­na­le Ge­richts­be­hör­de oder ge­gen den Di­rek­tor oder Chef der be­tei­lig­ten Ver­wal­tung ge­rich­tet ist: bei der Be­schwer­de­kam­mer;
b.
in den üb­ri­gen Fäl­len: beim Di­rek­tor oder Chef der be­tei­lig­ten Ver­wal­tung.

3 Be­rich­tigt der Di­rek­tor oder Chef der be­tei­lig­ten Ver­wal­tung in den Fäl­len von Ab­satz 2 Buch­sta­be b die Amts­hand­lung oder Säum­nis im Sin­ne der ge­stell­ten An­trä­ge, so fällt die Be­schwer­de da­hin; an­dern­falls hat er sie mit sei­ner Äus­se­rung spä­tes­tens am drit­ten Werk­tag nach ih­rem Ein­gang an die Be­schwer­de­kam­mer wei­ter­zu­lei­ten.

Art. 27  

II. Bei sons­ti­gen Un­ter­su­chungs­hand­lun­gen

 

1 So­weit nicht die Be­schwer­de nach Ar­ti­kel 26 ge­ge­ben ist, kann ge­gen Amts­hand­lun­gen so­wie ge­gen Säum­nis des un­ter­su­chen­den Be­am­ten beim Di­rek­tor oder Chef der be­tei­lig­ten Ver­wal­tung Be­schwer­de ge­führt wer­den.

2 Der Be­schwer­de­ent­scheid ist dem Be­schwer­de­füh­rer schrift­lich mit­zu­tei­len und hat ei­ne Rechts­mit­tel­be­leh­rung zu ent­hal­ten.

3 Ge­gen den Be­schwer­de­ent­scheid kann bei der Be­schwer­de­kam­mer des Bun­dess­traf­ge­richts Be­schwer­de ge­führt wer­den, je­doch nur we­gen Ver­let­zung von Bun­des­recht, ein­sch­liess­lich Über­schrei­tung oder Miss­brauch des Er­mes­sens.

4 Für Be­schwer­den we­gen Un­ter­su­chungs­hand­lun­gen und Säum­nis von Or­ga­nen der mit öf­fent­lich-recht­li­chen Auf­ga­ben des Bun­des be­trau­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen gel­ten die Ab­sät­ze 1–3 sinn­ge­mä­ss; ers­te Be­schwer­de­in­stanz ist je­doch das über­ge­ord­ne­te De­par­te­ment.

Art. 28  

III. Ge­mein­sa­me Be­stim­mun­gen

 

1 Zur Be­schwer­de ist be­rech­tigt, wer durch die an­ge­foch­te­ne Amts­hand­lung, die ge­rüg­te Säum­nis oder den Be­schwer­de­ent­scheid (Art. 27 Abs. 2) be­rührt ist und ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se an der Auf­he­bung oder Än­de­rung hat; zur Be­schwer­de ge­gen die Frei­las­sung ei­nes vor­läu­fig Fest­ge­nom­me­nen oder Ver­haf­te­ten durch die kan­to­na­le Ge­richts­be­hör­de (Art. 51 Abs. 5, 59 Abs. 3) ist auch der Di­rek­tor oder Chef der be­tei­lig­ten Ver­wal­tung be­fugt.

2 Mit der Be­schwer­de kann die Ver­let­zung von Bun­des­recht, die un­rich­ti­ge oder un­voll­stän­di­ge Fest­stel­lung des recht­s­er­heb­li­chen Sach­ver­halts oder die Un­an­ge­mes­sen­heit ge­rügt wer­den; vor­be­hal­ten bleibt Ar­ti­kel 27 Ab­satz 3.

3 Die Be­schwer­de ge­gen ei­ne Amts­hand­lung oder ge­gen einen Be­schwer­de­ent­scheid ist in­nert drei Ta­gen, nach­dem der Be­schwer­de­füh­rer von der Amts­hand­lung Kennt­nis er­hal­ten hat oder ihm der Be­schwer­de­ent­scheid er­öff­net wor­den ist, bei der zu­stän­di­gen Be­hör­de schrift­lich mit An­trag und kur­z­er Be­grün­dung ein­zu­rei­chen; be­fin­det sich der Be­schwer­de­füh­rer in Haft, so ge­nügt die Aus­hän­di­gung der Be­schwer­de an die Ge­fäng­nis­lei­tung, die zur so­for­ti­gen Wei­ter­lei­tung ver­pflich­tet ist.

4 Die bei der un­zu­stän­di­gen Be­hör­de ein­ge­reich­te Be­schwer­de ist un­ver­züg­lich der zu­stän­di­gen Be­hör­de zu über­wei­sen; recht­zei­ti­ge Ein­rei­chung der Be­schwer­de bei der un­zu­stän­di­gen Be­hör­de wahrt die Be­schwer­de­frist.

5 Die Be­schwer­de hat, wenn es das Ge­setz nicht an­ders be­stimmt, kei­ne auf­schie­ben­de Wir­kung, so­weit sie ihr nicht durch vor­sorg­li­che Ver­fü­gung der Be­schwer­de­in­stanz oder ih­res Prä­si­den­ten ver­lie­hen wird.

Art. 29  

C. All­ge­mei­ne Ver­fah­rens­be­stim­mun­gen

I. Aus­stand

 

1 Be­am­te, die ei­ne Un­ter­su­chung zu füh­ren, einen Ent­scheid zu tref­fen oder die­sen vor­zu­be­rei­ten ha­ben, so­wie Sach­ver­stän­di­ge, Über­set­zer und Dol­met­scher tre­ten in Aus­stand, wenn sie:

a.
in der Sa­che ein per­sön­li­ches In­ter­es­se ha­ben;
b.32
mit dem Be­schul­dig­ten durch Ehe oder ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft ver­bun­den sind oder mit ihm ei­ne fak­ti­sche Le­bens­ge­mein­schaft füh­ren;
bbis.33 mit dem Be­schul­dig­ten in ge­ra­der Li­nie oder bis zum drit­ten Gra­de in der Sei­ten­li­nie ver­wandt oder ver­schwä­gert sind;
c.
aus an­de­ren Grün­den in der Sa­che be­fan­gen sein könn­ten.

2 Ist der Aus­stand strei­tig, so ent­schei­det dar­über, un­ter Vor­be­halt der Be­schwer­de an die Be­schwer­de­kam­mer des Bun­dess­traf­ge­richts (Art. 27 Abs. 3), der Vor­ge­setz­te des be­tref­fen­den Be­am­ten oder des­je­ni­gen, der den Sach­ver­stän­di­gen, Über­set­zer oder Dol­met­scher bei­ge­zo­gen hat.

3 Der Aus­stand im ge­richt­li­chen Ver­fah­ren so­wie von kan­to­na­len Be­am­ten und An­ge­stell­ten rich­tet sich nach dem ein­schlä­gi­gen eid­ge­nös­si­schen oder kan­to­na­len Recht.

32 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 21 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

33 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 21 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

Art. 30  

II. Rechts­hil­fe

 

1 Die Ver­wal­tungs­be­hör­den des Bun­des, der Kan­to­ne und der Ge­mein­den ha­ben den mit der Ver­fol­gung und Be­ur­tei­lung von Ver­wal­tungs­strafsa­chen be­trau­ten Be­hör­den in der Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­be Rechts­hil­fe zu leis­ten; sie ha­ben ih­nen ins­be­son­de­re die be­nö­tig­ten Aus­künf­te zu er­tei­len und Ein­sicht zu ge­wäh­ren in amt­li­che Ak­ten, die für die Straf­ver­fol­gung von Be­deu­tung sein kön­nen.

2 Die Rechts­hil­fe darf nur ver­wei­gert wer­den, so­weit ihr we­sent­li­che öf­fent­li­che In­ter­es­sen, ins­be­son­de­re die in­ne­re oder äus­se­re Si­cher­heit des Bun­des oder der Kan­to­ne, ent­ge­gen­ste­hen oder wenn die Rechts­hil­fe die an­ge­gan­ge­ne Be­hör­de in der Durch­füh­rung ih­rer Auf­ga­be we­sent­lich be­ein­träch­ti­gen wür­de. Be­rufs­ge­heim­nis­se im Sin­ne der Ar­ti­kel 171–173 StPO34 sind zu wah­ren.35

3 Im Üb­ri­gen sind für die Rechts­hil­fe die Ar­ti­kel 43–48 StPO an­wend­bar.36

4 Die mit öf­fent­lich-recht­li­chen Auf­ga­ben be­trau­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen sind im Rah­men die­ser Auf­ga­ben gleich den Be­hör­den zur Rechts­hil­fe ver­pflich­tet.

5 An­stän­de un­ter Bun­des­be­hör­den ent­schei­det der Bun­des­rat, An­stän­de zwi­schen Bund und Kan­to­nen oder zwi­schen Kan­to­nen die Be­schwer­de­kam­mer des Bun­dess­traf­ge­richts. Bis der Ent­scheid er­folgt, sind an­ge­ord­ne­te Si­cher­heits­mass­re­geln auf­recht­zu­er­hal­ten.

34 SR 312.0

35 Fas­sung zwei­ter Satz ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 11 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

36 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 11 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 31  

III. Fris­ten

 

1 Für die Be­rech­nung der Fris­ten, die Frist­ver­län­ge­rung und die Wie­der­her­stel­lung ge­gen die Fol­gen der Frist­ver­säum­nis gel­ten die Ar­ti­kel 20–24 des Ver­wal­tungs­ver­fah­rens­ge­set­zes vom 20. De­zem­ber 196837 sinn­ge­mä­ss.

2 Die Fris­ten im ge­richt­li­chen Ver­fah­ren rich­ten sich nach der StPO38.39

37SR 172.021

38 SR 312.0

39 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 11 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 31a40  

IV. Form der Mit­tei­lun­gen und der Zu­stel­lung

 

1 Mit­tei­lun­gen er­fol­gen in Schrift­form, so­weit die­ses Ge­setz nichts Ab­wei­chen­des be­stimmt.

2 Die Zu­stel­lung er­folgt durch ein­ge­schrie­be­ne Post­sen­dung oder auf an­de­re Wei­se ge­gen Emp­fangs­be­stä­ti­gung.

3 Sie gilt als er­folgt, wenn die Sen­dung vom Adres­sa­ten oder von ei­ner an­ge­stell­ten oder ei­ner im glei­chen Haus­halt le­ben­den, min­des­tens 16 Jah­re al­ten Per­son ent­ge­gen­ge­nom­men wur­de. Vor­be­hal­ten blei­ben An­wei­sun­gen, ei­ne Mit­tei­lung dem Adres­sa­ten per­sön­lich zu­zu­stel­len.

4 Sie gilt zu­dem als er­folgt:

a.
bei ei­ner ein­ge­schrie­be­nen Post­sen­dung, die nicht ab­ge­holt wor­den ist: am sieb­ten Tag nach dem er­folg­lo­sen Zu­stel­lungs­ver­such, so­fern der Adres­sat mit ei­ner Zu­stel­lung rech­nen muss­te;
b.
bei per­sön­li­cher Zu­stel­lung, wenn der Adres­sat die An­nah­me ver­wei­gert und dies vom Über­brin­ger fest­ge­hal­ten wird: am Tag der Wei­ge­rung.

40 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des Fi­nanz­dienst­leis­tungs­ge­set­zes vom 15. Ju­ni 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 4417; BBl 2015 8901).

Zweiter Abschnitt: Untersuchung und Strafverfügung der Verwaltung

Erster Unterabschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 32  

A. Ver­tei­di­ger

I. Be­stel­lung

 

1 Der Be­schul­dig­te kann in je­der La­ge des Ver­fah­rens einen Ver­tei­di­ger be­stel­len.

2 Als be­rufs­mäs­si­ge Ver­tei­di­ger im Ver­fah­ren der Ver­wal­tung wer­den zu­ge­las­sen:

a.
die ih­ren Be­ruf in ei­nem Kan­ton aus­üben­den pa­ten­tier­ten Rechts­an­wäl­te;
b.
An­ge­hö­ri­ge von Be­ru­fen, die der Bun­des­rat un­ter be­stimm­ten Be­din­gun­gen zur Ver­tei­di­gung in Ver­wal­tungs­strafsa­chen er­mäch­tigt hat.

3 Aus­nahms­wei­se und un­ter Vor­be­halt des Ge­gen­rechts kann die be­tei­lig­te Ver­wal­tung auch einen aus­län­di­schen Ver­tei­di­ger zu­las­sen.

4 Die Be­hör­de kann den Ver­tei­di­ger auf­for­dern, sich durch schrift­li­che Voll­macht aus­zu­wei­sen.

Art. 33  

II. Amt­li­cher Ver­tei­di­ger

 

1 So­fern der Be­schul­dig­te nicht an­der­wei­tig ver­bei­stän­det ist, be­stellt ihm die be­tei­lig­te Ver­wal­tung von Am­tes we­gen aus dem Kreis der in Ar­ti­kel 32 Ab­satz 2 Buch­sta­be a ge­nann­ten Per­so­nen un­ter tun­li­cher Be­rück­sich­ti­gung sei­ner Wün­sche einen amt­li­chen Ver­tei­di­ger:

a.
wenn der Be­schul­dig­te of­fen­sicht­lich nicht im­stan­de ist, sich zu ver­tei­di­gen;
b.
für die Dau­er der Un­ter­su­chungs­haft, wenn die­se nach Ab­lauf von drei Ta­gen auf­recht­er­hal­ten wird.

2 Kann der Be­schul­dig­te we­gen Be­dürf­tig­keit kei­nen Ver­tei­di­ger bei­zie­hen, so wird auf sein Ver­lan­gen eben­falls ein amt­li­cher Ver­tei­di­ger be­stellt. Aus­ge­nom­men sind Fäl­le, bei de­nen nur ei­ne Bus­se un­ter 2000 Fran­ken in Be­tracht fällt.

3 Die Ent­schä­di­gung des amt­li­chen Ver­tei­di­gers wird auf Grund ei­nes vom Bun­des­rat auf­zu­stel­len­den Ta­rifs, un­ter Vor­be­halt der Be­schwer­de an die Be­schwer­de­kam­mer des Bun­dess­traf­ge­richts (Art. 25 Abs. 1), durch die be­tei­lig­te Ver­wal­tung fest­ge­setzt und ge­hört zu den Ver­fah­rens­kos­ten; der Be­schul­dig­te, dem Kos­ten auf­er­legt wer­den, hat dem Bund die­se Ent­schä­di­gung in den Fäl­len von Ab­satz 1 zu­rück­zu­er­stat­ten, wenn ihm nach sei­nem Ein­kom­men oder Ver­mö­gen der Bei­zug ei­nes Ver­tei­di­gers zu­mut­bar ge­we­sen wä­re.

Art. 3441  

B. Zu­stel­lung

I. Zu­stel­lungs­do­mi­zil

 

1 Mit­tei­lun­gen sind den Adres­sa­ten an ih­ren Wohn­sitz, ih­ren ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts­ort oder an ih­ren Sitz zu­zu­stel­len.

2 Be­schul­dig­te mit Wohn­sitz, ge­wöhn­li­chem Auf­ent­halts­ort oder Sitz im Aus­land ha­ben in der Schweiz ein Zu­stel­lungs­do­mi­zil zu be­zeich­nen. Vor­be­hal­ten blei­ben staats­ver­trag­li­che Ver­ein­ba­run­gen, wo­nach Mit­tei­lun­gen di­rekt zu­ge­stellt wer­den kön­nen.

3 Mit­tei­lun­gen an Par­tei­en, die einen Rechts­bei­stand be­stellt ha­ben, wer­den rechts­gül­tig an die­sen zu­ge­stellt.

4 Für den von der Ein­zie­hung Be­trof­fe­nen gel­ten die­se Vor­schrif­ten sinn­ge­mä­ss.

41 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des Fi­nanz­dienst­leis­tungs­ge­set­zes vom 15. Ju­ni 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 4417; BBl 2015 8901).

Art. 34a42  

II. Zu­stel­lung durch Ver­öf­fent­li­chung

 

1 Die Zu­stel­lung er­folgt durch Ver­öf­fent­li­chung im Bun­des­blatt, wenn:

a.
der Auf­ent­halts­ort des Emp­fän­gers un­be­kannt ist und trotz zu­mut­ba­rer Nach­for­schun­gen nicht er­mit­telt wer­den kann;
b.
ei­ne Zu­stel­lung un­mög­lich ist oder mit aus­ser­or­dent­li­chen Um­trie­ben ver­bun­den wä­re;
c.
ei­ne Par­tei oder ihr Rechts­bei­stand mit Wohn­sitz, ge­wöhn­li­chem Auf­ent­halts­ort oder Sitz im Aus­land kein Zu­stel­lungs­do­mi­zil in der Schweiz be­zeich­net hat.

2 Die Zu­stel­lung gilt am Tag der Ver­öf­fent­li­chung als er­folgt.

3 Von En­dent­schei­den wird nur das Dis­po­si­tiv ver­öf­fent­licht.

4 Schluss­pro­to­kol­le gel­ten auch oh­ne Ver­öf­fent­li­chung als zu­ge­stellt.

42 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des Fi­nanz­dienst­leis­tungs­ge­set­zes vom 15. Ju­ni 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 4417; BBl 2015 8901).

Art. 35  

C. Teil­nah­me an Be­weis­auf­nah­men

 

1 Der un­ter­su­chen­de Be­am­te ge­stat­tet dem Be­schul­dig­ten und sei­nem Ver­tei­di­ger, an Be­weis­auf­nah­men teil­zu­neh­men, wenn das Ge­setz die Teil­nah­me nicht aus­sch­liesst und kei­ne we­sent­li­chen öf­fent­li­chen oder pri­va­ten In­ter­es­sen ent­ge­gen­ste­hen.

2 Der un­ter­su­chen­de Be­am­te darf die Teil­nah­me des Be­schul­dig­ten und des Ver­tei­di­gers an ei­ner Be­weis­auf­nah­me aus­sch­lies­sen, wenn ih­re An­we­sen­heit die Un­ter­su­chung be­ein­träch­tigt.

Art. 36  

D. Ak­ten­ein­sicht

 

Die Ar­ti­kel 26–28 des Ver­wal­tungs­ver­fah­rens­ge­set­zes vom 20. De­zem­ber 196843 gel­ten sinn­ge­mä­ss.

Zweiter Unterabschnitt: Untersuchung

Art. 37  

A. Um­fang

 

1 Der un­ter­su­chen­de Be­am­te der be­tei­lig­ten Ver­wal­tung er­forscht den Sach­ver­halt und si­chert den Be­weis.

2 Der Be­schul­dig­te kann je­der­zeit die Vor­nah­me be­stimm­ter Un­ter­su­chungs­hand­lun­gen be­an­tra­gen.

3 Sind be­son­de­re Un­ter­su­chungs­hand­lun­gen nicht nö­tig, so wird so­gleich nach Ar­ti­kel 61 das Schluss­pro­to­koll auf­ge­nom­men.

4 Vor­be­hal­ten blei­ben die Vor­schrif­ten von Ar­ti­kel 65 über den Straf­be­scheid im ab­ge­kürz­ten Ver­fah­ren.

Art. 38  

B. Pro­to­kol­lie­rung

 

1 Die Er­öff­nung der Un­ter­su­chung, ihr Ver­lauf und die da­bei ge­won­ne­nen we­sent­li­chen Fest­stel­lun­gen sol­len aus den amt­li­chen Ak­ten er­sicht­lich sein.

2 Das Pro­to­koll über ei­ne Ein­ver­nah­me wird wäh­rend der Ver­hand­lung nie­der­ge­schrie­ben und ist un­mit­tel­bar nach Schluss der Ein­ver­nah­me vom Ein­ver­nom­me­nen, nach­dem es ihm zur Kennt­nis ge­bracht wor­den ist, und vom un­ter­su­chen­den Be­am­ten durch Un­ter­schrift als rich­tig zu be­stä­ti­gen; fehlt die Un­ter­schrift des Ein­ver­nom­me­nen, so ist der Grund an­zu­ge­ben.

3 Das Pro­to­koll über ei­ne an­de­re Un­ter­su­chungs­hand­lung ist so­bald als mög­lich, spä­tes­tens am fol­gen­den Werk­tag auf­zu­neh­men; sei­ne Rich­tig­keit ist vom un­ter­su­chen­den Be­am­ten durch Un­ter­schrift zu be­stä­ti­gen.

4 In je­dem Pro­to­koll sind Ort und Zeit der Un­ter­su­chungs­hand­lung und die Na­men der Be­tei­lig­ten an­zu­ge­ben. Fer­ner ist kennt­lich zu ma­chen, was auf ei­ge­ner Wahr­neh­mung des un­ter­su­chen­den Be­am­ten und was auf Mit­tei­lung Drit­ter be­ruht.

Art. 39  

C. Ein­ver­nah­men, Aus­künf­te

I. Be­schul­dig­ter

 

1 Der Be­schul­dig­te wird vor­erst über Na­me, Al­ter, Be­ruf, Hei­mat und Wohn­ort be­fragt.

2 Der un­ter­su­chen­de Be­am­te teilt dem Be­schul­dig­ten mit, wel­cher Tat er be­schul­digt wird. Er for­dert ihn auf, sich über die Be­schul­di­gung aus­zu­spre­chen und Tat­sa­chen und Be­weis­mit­tel zu sei­ner Ver­tei­di­gung an­zu­füh­ren.

3 Der Be­schul­dig­te kann, so­fern es sich nicht um sei­ne ers­te Ver­neh­mung han­delt, ver­lan­gen, dass der Ver­tei­di­ger zu­ge­gen sei; die­ser hat das Recht, über den un­ter­su­chen­den Be­am­ten Er­gän­zungs­fra­gen zu stel­len.

4 Wei­gert sich der Be­schul­dig­te aus­zu­sa­gen, so ist das ak­ten­kun­dig zu ma­chen.

5 Zwang, Dro­hung, Ver­spre­chun­gen, un­wah­re An­ga­ben und ver­fäng­li­che Fra­gen oder ähn­li­che Mit­tel sind dem un­ter­su­chen­den Be­am­ten un­ter­sagt.

Art. 40  

II. Aus­künf­te

 

Der un­ter­su­chen­de Be­am­te kann münd­li­che oder schrift­li­che Aus­künf­te ein­ho­len oder Aus­kunfts­per­so­nen ein­ver­neh­men; wer auf Grund des Zeug­nis­ver­wei­ge­rungs­rechts die Aus­sa­ge ver­wei­gern kann, ist vor­her dar­auf auf­merk­sam zu ma­chen.

Art. 41  

III. Zeu­gen

 

1 Lässt sich der Sach­ver­halt auf an­de­re Wei­se nicht hin­rei­chend ab­klä­ren, so kön­nen Zeu­gen ein­ver­nom­men wer­den.

2 Auf die Ver­neh­mung und die Ent­schä­di­gung der Zeu­gen sind die Ar­ti­kel 163–166 und 168–176 StPO44 und Ar­ti­kel 48 des Bun­des­ge­set­zes vom 4. De­zem­ber 194745 über den Bun­des­zi­vil­pro­zess sinn­ge­mä­ss an­wend­bar; ver­wei­gert ein Zeu­ge oh­ne ge­setz­li­chen Grund die Aus­sa­ge, zu der er un­ter Hin­weis auf Ar­ti­kel 292 des Straf­ge­setz­bu­ches46 und des­sen Straf­dro­hung auf­ge­for­dert wor­den ist, so ist er we­gen Un­ge­hor­sams ge­gen die­se Ver­fü­gung an den Straf­rich­ter zu über­wei­sen.47

3 Der Be­schul­dig­te und sein Ver­tei­di­ger ha­ben An­spruch dar­auf, den Zeu­gen­ein­ver­nah­men bei­zu­woh­nen und über den un­ter­su­chen­den Be­am­ten Er­gän­zungs­fra­gen zu stel­len.

44 SR 312.0

45 SR 273

46 SR 311.0

47Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 11 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 42  

IV. Vor­la­dung und Vor­füh­rung

 

1 Be­schul­dig­te und Zeu­gen wer­den in der Re­gel schrift­lich vor­ge­la­den. Sie sind auf die ge­setz­li­chen Fol­gen des Aus­blei­bens hin­zu­wei­sen.

2 Bleibt der ge­hö­rig Vor­ge­la­de­ne oh­ne ge­nü­gen­de Ent­schul­di­gung aus, so kann er po­li­zei­lich vor­ge­führt wer­den. Der Vor­füh­rungs­be­fehl wird vom un­ter­su­chen­den Be­am­ten schrift­lich er­teilt.

3 Dem un­ent­schul­digt Aus­ge­blie­be­nen kön­nen die Kos­ten auf­er­legt wer­den, die durch sein Aus­blei­ben ent­stan­den sind.

Art. 43  

D. Sach­ver­stän­di­ge

 

1 Setzt die Fest­stel­lung oder Be­ur­tei­lung von Tat­sa­chen be­son­de­re Fach­kennt­nis­se vor­aus, so kön­nen Sach­ver­stän­di­ge bei­ge­zo­gen wer­den.

2 Dem Be­schul­dig­ten ist Ge­le­gen­heit zu ge­ben, sich zur Wahl und zu den vor­zu­le­gen­den Fra­gen zu äus­sern.48 Im Üb­ri­gen gel­ten für die Er­nen­nung der Sach­ver­stän­di­gen so­wie für ih­re Rech­te und Pflich­ten die Ar­ti­kel 183–185, 187, 189 so­wie 191 StPO49 und Ar­ti­kel 61 des Bun­des­ge­set­zes vom 4. De­zem­ber 194750 über den Bun­des­zi­vil­pro­zess sinn­ge­mä­ss.51

48 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 10 des Straf­ge­richts­ge­set­zes vom 4. Okt. 2002, in Kraft seit 1. April 2004 (AS 2003 21332131; BBl 2001 4202).

49 SR 312.0

50 SR 273

51 Fas­sung zwei­ter Satz ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 11 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 44  

E. Au­gen­schein

 

1 Der un­ter­su­chen­de Be­am­te ord­net einen Au­gen­schein an, wenn dies zur Auf­klä­rung des Sach­ver­hal­tes bei­tra­gen kann. Der Be­schul­dig­te und sein Ver­tei­di­ger ha­ben An­spruch dar­auf, dem Au­gen­schein bei­zu­woh­nen.

2 Wer­den Ge­schäfts- und Be­trieb­sein­rich­tun­gen ei­nem Au­gen­schein un­ter­zo­gen, so ist auf die be­rech­tig­ten In­ter­es­sen des In­ha­bers Rück­sicht zu neh­men.

Art. 45  

F. Zwangs­mass­nah­men

I. All­ge­mei­ne Be­stim­mun­gen

 

1 Bei ei­ner Be­schlag­nah­me, Durch­su­chung, vor­läu­fi­gen Fest­nah­me oder Ver­haf­tung ist mit der dem Be­trof­fe­nen und sei­nem Ei­gen­tum ge­büh­ren­den Scho­nung zu ver­fah­ren.

2 Im Fal­le ei­ner Ord­nungs­wid­rig­keit sind Zwangs­mass­nah­men nicht zu­läs­sig.

Art. 46  

II. Be­schlag­nah­me

1. Ge­gen­stand

 

1 Vom un­ter­su­chen­den Be­am­ten sind mit Be­schlag zu be­le­gen:

a.
Ge­gen­stän­de, die als Be­weis­mit­tel von Be­deu­tung sein kön­nen;
b.
Ge­gen­stän­de und an­de­re Ver­mö­gens­wer­te, die vor­aus­sicht­lich der Ein­zie­hung un­ter­lie­gen;
c.
die dem Staa­te ver­fal­len­den Ge­schen­ke und an­de­ren Zu­wen­dun­gen.

2 An­de­re Ge­gen­stän­de und Ver­mö­gens­wer­te, die zur Be­ge­hung der Wi­der­hand­lung ge­dient ha­ben oder durch die Wi­der­hand­lung her­vor­ge­bracht wor­den sind, kön­nen be­schlag­nahmt wer­den, wenn es zur Ver­hin­de­rung neu­er Wi­der­hand­lun­gen oder zur Si­che­rung ei­nes ge­setz­li­chen Pfand­rech­tes als er­for­der­lich er­scheint.

3 Ge­gen­stän­de und Un­ter­la­gen aus dem Ver­kehr ei­ner Per­son mit ih­rem An­walt dür­fen nicht be­schlag­nahmt wer­den, so­fern die­ser nach dem An­walts­ge­setz vom 23. Ju­ni 200052 zur Ver­tre­tung vor schwei­ze­ri­schen Ge­rich­ten be­rech­tigt ist und im glei­chen Sach­zu­sam­men­hang nicht sel­ber be­schul­digt ist.53

52 SR 935.61

53 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 7 des BG vom 28. Sept. 2012 über die An­pas­sung von ver­fah­rens-recht­li­chen Be­stim­mun­gen zum an­walt­li­chen Be­rufs­ge­heim­nis, in Kraft seit 1. Mai 2013 (AS 2013 847; BBl 2011 8181).

Art. 47  

2. Ver­fah­ren

 

1 Der In­ha­ber ei­nes be­schlag­nahm­ten Ge­gen­stan­des oder Ver­mö­gens­wer­tes ist ver­pflich­tet, ihn dem un­ter­su­chen­den Be­am­ten ge­gen Emp­fangs­be­schei­ni­gung oder ein Dop­pel des Be­schlag­nah­me­pro­to­kolls her­aus­zu­ge­ben.

2 Die be­schlag­nahm­ten Ge­gen­stän­de und Ver­mö­gens­wer­te wer­den im Be­schlag­nah­me­pro­to­koll ver­zeich­net und sind zu ver­wah­ren.

3 Ge­gen­stän­de, die schnel­ler Wert­ver­min­de­rung aus­ge­setzt sind oder einen kost­spie­li­gen Un­ter­halt er­for­dern, kann die Ver­wal­tung öf­fent­lich ver­stei­gern las­sen und in drin­gen­den Fäl­len frei­hän­dig ver­kau­fen.

Art. 48  

III. Durch­su­chung von Woh­nun­gen und Per­so­nen

1. Grün­de, Zu­stän­dig­keit

 

1 Woh­nun­gen und an­de­re Räu­me so­wie un­mit­tel­bar zu ei­nem Hau­se ge­hö­ren­de um­frie­de­te Lie­gen­schaf­ten dür­fen nur durch­sucht wer­den, wenn es wahr­schein­lich ist, dass sich der Be­schul­dig­te dar­in ver­bor­gen hält oder dass sich Ge­gen­stän­de oder Ver­mö­gens­wer­te, die der Be­schlag­nah­me un­ter­lie­gen, oder Spu­ren der Wi­der­hand­lung dar­in be­fin­den.

2 Der Be­schul­dig­te darf nö­ti­gen­falls durch­sucht wer­den. Die Durch­su­chung ist von ei­ner Per­son des glei­chen Ge­schlechts oder von ei­nem Arzt vor­zu­neh­men.

3 Die Durch­su­chung er­folgt auf­grund ei­nes schrift­li­chen Be­fehls des Di­rek­tors oder Chefs der be­tei­lig­ten Ver­wal­tung.54

4 Ist Ge­fahr im Ver­zu­ge und kann ein Durch­su­chungs­be­fehl nicht recht­zei­tig ein­ge­holt wer­den, so darf der un­ter­su­chen­de Be­am­te von sich aus ei­ne Durch­su­chung an­ord­nen oder vor­neh­men. Die Mass­nah­me ist in den Ak­ten zu be­grün­den.

54 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 21. Nov. 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 20184587).

Art. 49  

2. Durch­füh­rung

 

1 Vor Be­ginn der Durch­su­chung hat sich der un­ter­su­chen­de Be­am­te aus­zu­wei­sen.

2 Der an­we­sen­de In­ha­ber der Räu­me ist über den Grund ih­rer Durch­su­chung zu un­ter­rich­ten und zu die­ser bei­zu­zie­hen; an­stel­le des ab­we­sen­den In­ha­bers ist ein Ver­wand­ter oder Haus­ge­nos­se bei­zu­zie­hen. Im wei­tern ist die von der zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­de be­zeich­ne­te Amts­per­son oder, falls der un­ter­su­chen­de Be­am­te von sich aus durch­sucht, ein Mit­glied der Ge­mein­de­be­hör­de oder ein Kan­tons‑, Be­zirks- oder Ge­mein­de­be­am­ter bei­zu­zie­hen, der dar­über wacht, dass sich die Mass­nah­me nicht von ih­rem Zweck ent­fernt. Ist Ge­fahr im Ver­zu­ge oder stimmt der In­ha­ber der Räu­me zu, so kann der Bei­zug von Amts­per­so­nen, Haus­ge­nos­sen oder Ver­wand­ten un­ter­blei­ben.

3 An Sonn- und all­ge­mei­nen Fei­er­ta­gen und zur Nacht­zeit darf im All­ge­mei­nen nur in wich­ti­gen Fäl­len und bei drin­gen­der Ge­fahr ei­ne Durch­su­chung statt­fin­den.

4 Das Pro­to­koll über die Durch­su­chung wird im Bei­sein der Be­tei­lig­ten so­fort auf­ge­nom­men; auf Ver­lan­gen ist den Be­tei­lig­ten ein Dop­pel des Durch­su­chungs­be­fehls und des Pro­to­kolls aus­zu­hän­di­gen.

Art. 50  

IV. Durch­su­chung von Pa­pie­ren

 

1 Pa­pie­re sind mit grös­ster Scho­nung der Pri­vat­ge­heim­nis­se zu durch­su­chen; ins­be­son­de­re sol­len Pa­pie­re nur dann durch­sucht wer­den, wenn an­zu­neh­men ist, dass sich Schrif­ten dar­un­ter be­fin­den, die für die Un­ter­su­chung von Be­deu­tung sind.

2 Bei der Durch­su­chung sind das Amts­ge­heim­nis so­wie Ge­heim­nis­se, die Geist­li­chen, Rechts­an­wäl­ten, No­ta­ren, Ärz­ten, Apo­the­kern, Heb­am­men und ih­ren be­ruf­li­chen Ge­hil­fen in ih­rem Am­te oder Be­ruf an­ver­traut wur­den, zu wah­ren.

3 Dem In­ha­ber der Pa­pie­re ist wenn im­mer mög­lich Ge­le­gen­heit zu ge­ben, sich vor der Durch­su­chung über ih­ren In­halt aus­zu­spre­chen. Er­hebt er ge­gen die Durch­su­chung Ein­spra­che, so wer­den die Pa­pie­re ver­sie­gelt und ver­wahrt, und es ent­schei­det die Be­schwer­de­kam­mer des Bun­dess­traf­ge­richts über die Zu­läs­sig­keit der Durch­su­chung (Art. 25 Abs. 1).

Art. 51  

V. Vor­läu­fi­ge Fest­nah­me und Vor­füh­rung vor den Rich­ter

 

1 Der un­ter­su­chen­de Be­am­te kann den ei­ner Wi­der­hand­lung drin­gend Ver­däch­ti­gen vor­läu­fig fest­neh­men, wenn ein Haft­grund nach Ar­ti­kel 52 an­ge­nom­men wer­den muss und Ge­fahr im Ver­zu­ge ist.

2 Der Fest­ge­nom­me­ne oder der nach Ar­ti­kel 19 Ab­satz 4 Zu­ge­führ­te ist un­ver­züg­lich ein­zu­ver­neh­men; da­bei ist ihm Ge­le­gen­heit zu ge­ben, den be­ste­hen­den Ver­dacht und die Grün­de der Fest­nah­me zu ent­kräf­ten.

3 Muss nach wie vor ein Haft­grund an­ge­nom­men wer­den, so ist der Fest­ge­nom­me­ne un­ver­züg­lich der zur Aus­stel­lung von Haft­be­feh­len er­mäch­tig­ten kan­to­na­len Ge­richts­be­hör­de zu­zu­füh­ren. Ist die Fest­nah­me in ab­ge­le­ge­nem oder un­weg­sa­mem Ge­biet er­folgt oder ist die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Ge­richts­be­hör­de nicht so­gleich er­reich­bar, so hat die Zu­füh­rung in­nert 48 Stun­den zu er­fol­gen.

4 Die Ge­richts­be­hör­de prüft, ob ein Haft­grund be­ste­he; der un­ter­su­chen­de Be­am­te und der Fest­ge­nom­me­ne sind da­zu an­zu­hö­ren.

5 Hier­auf ver­fügt die Ge­richts­be­hör­de die Ver­haf­tung oder die Frei­las­sung, ge­ge­be­nen­falls ge­gen Si­cher­heits­leis­tung. Der Ent­scheid kann mit Be­schwer­de an­ge­foch­ten wer­den (Art. 26).

6 Mel­det der un­ter­su­chen­de Be­am­te ge­gen ei­ne Frei­las­sung so­gleich die Be­schwer­de an, so wird die Fest­nah­me vor­läu­fig auf­recht er­hal­ten. Der Di­rek­tor oder Chef der be­tei­lig­ten Ver­wal­tung hat der Ge­richts­be­hör­de in­nert 24 Stun­den mit­zu­tei­len, ob er die Be­schwer­de auf­recht­er­hal­te. Hält er sie auf­recht, so bleibt die Fest­nah­me bis zum Ent­scheid der Be­schwer­de­kam­mer be­ste­hen; vor­be­hal­ten bleibt die ge­gen­tei­li­ge An­ord­nung der Be­schwer­de­kam­mer oder ih­res Prä­si­den­ten.

Art. 52  

VI. Ver­haf­tung

1. Zu­läs­sig­keit

 

1 Ist der Be­schul­dig­te ei­ner Wi­der­hand­lung drin­gend ver­däch­tigt, so darf ge­gen ihn ein Haft­be­fehl er­las­sen wer­den, wenn be­stimm­te Um­stän­de den Ver­dacht be­grün­den, dass:

a.
er sich der Straf­ver­fol­gung oder dem Straf­voll­zug ent­zie­hen wer­de; oder dass
b.
er Spu­ren der Tat ver­wi­schen, Be­weis­ge­gen­stän­de be­sei­ti­gen, Zeu­gen oder Mit­be­schul­dig­te zu falschen Aus­sa­gen ver­lei­ten oder auf ähn­li­che Wei­se den Zweck der Un­ter­su­chung ge­fähr­den wer­de.

2 Ein Haft­be­fehl darf nicht er­las­sen wer­den, wenn dies zu der Be­deu­tung der Sa­che in ei­nem Miss­ver­hält­nis ste­hen wür­de.

Art. 53  

2. Haft­be­fehl

a. Zu­stän­dig­keit; Form

 

1 Der un­ter­su­chen­de Be­am­te kann einen Haft­be­fehl be­an­tra­gen.

2 Zum Er­lass des Haft­be­fehls sind zu­stän­dig:

a.
wenn der Be­schul­dig­te vor­läu­fig fest­ge­nom­men ist: die am Or­te der Fest­nah­me zu­stän­di­ge kan­to­na­le Ge­richts­be­hör­de;
b.
in al­len an­dern Fäl­len: die nach Ar­ti­kel 22 zu­stän­di­ge kan­to­na­le Ge­richts­be­hör­de.

3 Der Haft­be­fehl ist schrift­lich zu er­las­sen und hat an­zu­ge­ben: die Per­so­na­li­en des Be­schul­dig­ten und die Tat, de­ren er be­schul­digt wird; die Straf­be­stim­mun­gen; den Haft­grund; das Un­ter­su­chungs­ge­fäng­nis, in das der Ver­haf­te­te ein­zu­lie­fern ist; ei­ne Be­leh­rung über die Rechts­mit­tel, die Par­tei­rech­te, die Frei­las­sung ge­gen Si­cher­heits­leis­tung und über das Recht zur Be­nach­rich­ti­gung der An­ge­hö­ri­gen.

Art. 54  

b. Voll­zug; Fahn­dung

 

1 Dem Be­schul­dig­ten ist bei der Ver­haf­tung ein Dop­pel des Haft­be­fehls aus­zu­hän­di­gen.

2 Der Ver­haf­te­te ist der zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­de un­ter gleich­zei­ti­ger Aus­hän­di­gung ei­nes Dop­pels des Haft­be­fehls zu über­ge­ben.

3 Kann der Haft­be­fehl nicht voll­zo­gen wer­den, so ist die Fahn­dung an­zu­ord­nen. Der Haft­be­fehl kann öf­fent­lich be­kannt ge­macht wer­den.

Art. 55  

c. Ein­ver­nah­me des Ver­haf­te­ten

 

1 Die Be­hör­de, die den Haft­be­fehl er­liess, hat den Be­schul­dig­ten, so­fern die­ser nicht be­reits ein­ver­nom­men wur­de (Art. 51 Abs. 4), spä­tes­tens am ers­ten Werk­tag nach der Ver­haf­tung ein­zu­ver­neh­men, um ab­zu­klä­ren, ob ein Haft­grund wei­ter be­ste­he; der un­ter­su­chen­de Be­am­te ist da­zu an­zu­hö­ren.

2 Wird die Haft auf­recht­er­hal­ten, so sind dem Be­schul­dig­ten die Grün­de zu er­öff­nen; wird der Be­schul­dig­te frei­ge­las­sen, so gilt Ar­ti­kel 51 Ab­satz 6 sinn­ge­mä­ss.

Art. 56  

3. Mit­tei­lung an die An­ge­hö­ri­gen

 

Der Ver­haf­te­te hat das Recht, wenn es der Zweck der Un­ter­su­chung nicht ver­bie­tet, sei­nen nächs­ten An­ge­hö­ri­gen die Ver­haf­tung durch den un­ter­su­chen­den Be­am­ten so­gleich mit­tei­len zu las­sen.

Art. 57  

4. Dau­er der Haft

 

1 Wird die Haft auf­recht­er­hal­ten, so ist die Un­ter­su­chung mög­lichst zu be­schleu­ni­gen. Die Haft darf in je­dem Fal­le die vor­aus­sicht­li­che Dau­er ei­ner Frei­heits- oder Um­wand­lungs­stra­fe nicht über­stei­gen.

2 Ei­ne nach Ar­ti­kel 52 Ab­satz 1 Buch­sta­be b ver­füg­te Un­ter­su­chungs­haft darf nur mit be­son­de­rer Be­wil­li­gung der Be­hör­de, die den Haft­be­fehl aus­stell­te, län­ger als 14 Ta­ge auf­recht er­hal­ten wer­den.

Art. 58  

5. Durch­füh­rung der Haft

 

1 Die kan­to­na­le Be­hör­de hat für den rich­ti­gen Voll­zug der Haft zu sor­gen. Der Ver­haf­te­te darf in sei­ner Frei­heit nicht wei­ter be­schränkt wer­den, als es der Zweck der Haft und die Ord­nung im Un­ter­su­chungs­ge­fäng­nis er­for­dern.

2 Der münd­li­che oder schrift­li­che Ver­kehr des Ver­haf­te­ten mit sei­nem Ver­tei­di­ger be­darf der Be­wil­li­gung des un­ter­su­chen­den Be­am­ten, der ihn nur be­schrän­ken oder aus­sch­lies­sen kann, wenn es der Zweck der Un­ter­su­chung er­for­dert. Ei­ne Be­schrän­kung oder ein Aus­schluss die­ses Ver­kehrs für mehr als drei Ta­ge be­darf der Zu­stim­mung der Be­hör­de, die den Haft­be­fehl aus­stell­te; die­se Zu­stim­mung darf je­weils höchs­tens für zehn Ta­ge er­teilt wer­den.

3 Der Voll­zug der Haft rich­tet sich im Üb­ri­gen nach den Ar­ti­keln 234–236 StPO55.56

55 SR 312.0

56 Ein­ge­fügt durch An­hang 1 Ziff. II 11 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 59  

6. Haft­ent­las­sung

 

1 Der un­ter­su­chen­de Be­am­te hat den Ver­haf­te­ten frei­zu­las­sen, so­bald kein Haft­grund mehr be­steht.

2 Der Ver­haf­te­te kann je­der­zeit ein Haft­ent­las­sungs­ge­such ein­rei­chen.

3 So­lan­ge die Ak­ten nicht zur ge­richt­li­chen Be­ur­tei­lung über­wie­sen sind, ent­schei­det über das Ge­such die Be­hör­de, die den Haft­be­fehl er­liess. Sie hat den un­ter­su­chen­den Be­am­ten oder die Amts­stel­le, bei der die Sa­che hän­gig ist, zum Ge­such an­zu­hö­ren; die Vor­schrif­ten von Ar­ti­kel 51 Ab­sät­ze 5 und 6 gel­ten sinn­ge­mä­ss.

Art. 60  

7. Frei­las­sung ge­gen Si­cher­heits­leis­tung

 

1 Der Be­schul­dig­te, der auf Grund von Ar­ti­kel 52 Ab­satz 1 Buch­sta­be a zu ver­haf­ten wä­re oder ver­haf­tet ist, kann auf sein Ver­lan­gen ge­gen Si­cher­heits­leis­tung in Frei­heit ge­las­sen wer­den.

2 Für die Frei­las­sung ge­gen Si­cher­heits­leis­tung gel­ten die Ar­ti­kel 238–240 StPO57 sinn­ge­mä­ss.58 Die Si­cher­heit ist je­doch beim Eid­ge­nös­si­schen Fi­nanz­de­par­te­ment59 zu leis­ten; sie ver­fällt auch, wenn sich der Be­schul­dig­te der Voll­stre­ckung der aus­ge­spro­che­nen Bus­se ent­zieht, wo­bei der Über­schuss bei Ver­wen­dung der ver­fal­le­nen Si­cher­heit dem Bun­de zu­fällt.

57 SR 312.0

58 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 11 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

59 Be­zeich­nung ge­mä­ss nicht ver­öf­fent­lich­tem BRB vom 19. Dez. 1997.

Art. 61  

G. Schluss­pro­to­koll

 

1 Er­ach­tet der un­ter­su­chen­de Be­am­te die Un­ter­su­chung als voll­stän­dig und liegt nach sei­ner An­sicht ei­ne Wi­der­hand­lung vor, so nimmt er ein Schluss­pro­to­koll auf; die­ses ent­hält die Per­so­na­li­en des Be­schul­dig­ten und um­schreibt den Tat­be­stand der Wi­der­hand­lung.

2 Der un­ter­su­chen­de Be­am­te er­öff­net das Schluss­pro­to­koll dem Be­schul­dig­ten und gibt ihm Ge­le­gen­heit, sich so­gleich da­zu aus­zu­spre­chen, die Ak­ten ein­zu­se­hen und ei­ne Er­gän­zung der Un­ter­su­chung zu be­an­tra­gen.

3 Ist der Be­schul­dig­te bei Auf­nah­me des Schluss­pro­to­kolls nicht zu­ge­gen oder stellt der an­we­sen­de Be­schul­dig­te ein ent­spre­chen­des Be­geh­ren oder las­sen es die Um­stän­de, ins­be­son­de­re die Schwe­re des Fal­les, sonst als ge­bo­ten er­schei­nen, so sind das Schluss­pro­to­koll und die nach Ab­satz 2 er­for­der­li­chen Mit­tei­lun­gen schrift­lich zu er­öff­nen un­ter Be­kannt­ga­be des Or­tes, wo die Ak­ten ein­ge­se­hen wer­den kön­nen. Die Frist, sich zu äus­sern und An­trä­ge zu stel­len, en­digt in die­sem Fal­le zehn Ta­ge nach Zu­stel­lung des Schluss­pro­to­kolls; sie kann er­streckt wer­den, wenn zu­rei­chen­de Grün­de vor­lie­gen und das Er­stre­ckungs­ge­such in­nert der Frist ge­stellt wird.

4 Ge­gen die Er­öff­nung des Schluss­pro­to­kolls und sei­nen In­halt ist kei­ne Be­schwer­de zu­läs­sig. Die Ab­leh­nung ei­nes An­tra­ges auf Er­gän­zung der Un­ter­su­chung kann nur in Ver­bin­dung mit dem Straf­be­scheid an­ge­foch­ten wer­den.

560

60 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 2 des Fi­nanz­dienst­leis­tungs­ge­set­zes vom 15. Ju­ni 2018, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 4417; BBl 2015 8901).

Dritter Unterabschnitt: Entscheid der Verwaltung

Art. 62  

A. Art des Ent­scheids

I. Im Straf­ver­fah­ren

 

1 Die Ver­wal­tung er­lässt einen Straf­be­scheid oder stellt das Ver­fah­ren ein; vor­be­hal­ten bleibt die Über­wei­sung zur ge­richt­li­chen Be­ur­tei­lung (Art. 21 Abs. 1 und 3).

2 Die Ein­stel­lung des Ver­fah­rens ist al­len Per­so­nen mit­zu­tei­len, die als Be­schul­dig­te am bis­he­ri­gen Ver­fah­ren teil­ge­nom­men ha­ben. Ei­ne münd­lich mit­ge­teil­te Ein­stel­lung ist auf Ver­lan­gen schrift­lich zu be­stä­ti­gen.

Art. 63  

II. Über die Leis­tungs- oder Rück­leis­tungs­pflicht

 

1 Die nach­zuen­t­rich­ten­den oder zu­rück­zu­er­stat­ten­den Ab­ga­ben, Ver­gü­tun­gen, Bei­trä­ge, For­de­rungs­be­trä­ge und Zin­sen wer­den ge­mä­ss den Zu­stän­dig­keits- und Ver­fah­rens­vor­schrif­ten des be­tref­fen­den Ver­wal­tungs­ge­set­zes gel­tend ge­macht.

2 Ist die Ver­wal­tung be­fugt, über die Leis­tungs- und Rück­leis­tungs­pflicht zu ent­schei­den, so kann sie ih­ren Ent­scheid mit dem Straf­be­scheid ver­bin­den; der Ent­scheid un­ter­liegt aber in je­dem Fal­le der Über­prü­fung nur in dem Ver­fah­ren, wel­ches das be­tref­fen­de Ver­wal­tungs­ge­setz für sei­ne An­fech­tung vor­sieht, und hat die ent­spre­chen­de Rechts­mit­tel­be­leh­rung zu ent­hal­ten.

3 Fusst ein Straf­be­scheid auf ei­nem Ent­scheid über die Leis­tungs- oder Rück­leis­tungs­pflicht und wird le­dig­lich die­ser nach Ab­satz 2 an­ge­foch­ten und in der Fol­ge ge­än­dert oder auf­ge­ho­ben, so ent­schei­det die Ver­wal­tung neu ge­mä­ss Ar­ti­kel 62.

Art. 64  

B. Straf­be­scheid

I. Im or­dent­li­chen Ver­fah­ren

 

1 Der Straf­be­scheid ist schrift­lich zu er­las­sen und stellt fest:

den Be­schul­dig­ten;
die Tat;
die ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen, die an­ge­wen­det wer­den;
die Stra­fe, die Mit­haf­tung nach Ar­ti­kel 12 Ab­satz 3 und die be­son­de­ren Mass­nah­men;
die Kos­ten;
die Ver­fü­gung über be­schlag­nahm­te Ge­gen­stän­de;
das Rechts­mit­tel.

2 Weicht der Straf­be­scheid zum Nach­teil des Be­schul­dig­ten we­sent­lich vom Schluss­pro­to­koll ab, so sind die­se Ab­wei­chun­gen an­zu­ge­ben und kurz zu be­grün­den.

361

61 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 2 des Fi­nanz­dienst­leis­tungs­ge­set­zes vom 15. Ju­ni 2018, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 4417; BBl 2015 8901).

Art. 65  

II. Im ab­ge­kürz­ten Ver­fah­ren

 

1 Ist die Wi­der­hand­lung of­fen­kun­dig, be­trägt die Bus­se nicht mehr als 2000 Fran­ken und ver­zich­tet der Be­schul­dig­te nach Be­kannt­ga­be der Hö­he der Bus­se und der Leis­tungs- oder Rück­leis­tungs­pflicht aus­drück­lich auf je­des Rechts­mit­tel, so kann der Straf­be­scheid oh­ne vor­he­ri­ge Auf­nah­me ei­nes Schluss­pro­to­kolls er­las­sen wer­den.62

2 Der vom Be­schul­dig­ten und dem un­ter­su­chen­den Be­am­ten un­ter­zeich­ne­te Straf­be­scheid im ab­ge­kürz­ten Ver­fah­ren steht ei­nem rechts­kräf­ti­gen Ur­teil gleich; ver­wei­gert der Be­schul­dig­te die Un­ter­zeich­nung, so fällt der ge­mä­ss Ab­satz 1 er­las­se­ne Straf­be­scheid da­hin.

62 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 3 des Zoll­ge­set­zes vom 18. März 2005, in Kraft seit 1. Mai 2007 (AS 2007 1411; BBl 2004 567).

Art. 66  

III. Selb­stän­di­ge Ein­zie­hung

 

1 Führt das Straf­ver­fah­ren nicht zu ei­nem Straf­be­scheid oder zur Über­wei­sung des Be­schul­dig­ten an das Straf­ge­richt, sind aber nach Ge­setz Ge­gen­stän­de oder Ver­mö­gens­wer­te ein­zu­zie­hen, Ge­schen­ke oder an­de­re Zu­wen­dun­gen ver­fal­len zu er­klä­ren oder ist an Stel­le ei­ner sol­chen Mass­nah­me auf ei­ne Er­satz­for­de­rung zu er­ken­nen, so wird ein selb­stän­di­ger Ein­zie­hungs­be­scheid er­las­sen.

2 Ein sol­cher Be­scheid wird auch dann er­las­sen, wenn die Mass­nah­me an­de­re Per­so­nen als den Be­schul­dig­ten be­schwert.

3 Ar­ti­kel 64 gilt sinn­ge­mä­ss. Der Ein­zie­hungs­be­scheid ist den un­mit­tel­bar Be­trof­fe­nen zu er­öff­nen.

Art. 67  

C. Ein­spra­che

I. Ein­rei­chung

 

1 Ge­gen den Straf- oder Ein­zie­hungs­be­scheid kann der Be­trof­fe­ne in­nert 30 Ta­gen seit der Er­öff­nung Ein­spra­che er­he­ben.

2 Wird in­nert der ge­setz­li­chen Frist nicht Ein­spra­che er­ho­ben, so steht der Straf- oder Ein­zie­hungs­be­scheid ei­nem rechts­kräf­ti­gen Ur­teil gleich.

Art. 68  

II. Ein­rei­che­stel­le und Form

 

1 Die Ein­spra­che ist schrift­lich bei der Ver­wal­tung ein­zu­rei­chen, die den an­ge­foch­te­nen Be­scheid er­las­sen hat.

2 Die Ein­spra­che hat einen be­stimm­ten An­trag zu ent­hal­ten und die zur Be­grün­dung die­nen­den Tat­sa­chen an­zu­ge­ben; die Be­weis­mit­tel sol­len be­zeich­net und, so­weit mög­lich, bei­ge­legt wer­den.

3 Ge­nügt die Ein­spra­che den in Ab­satz 2 um­schrie­be­nen An­for­de­run­gen nicht, oder las­sen die Be­geh­ren des Ein­spre­chers oder de­ren Be­grün­dung die nö­ti­ge Klar­heit ver­mis­sen und stellt sich die Ein­spra­che nicht als of­fen­sicht­lich un­zu­läs­sig her­aus, so wird dem Ein­spre­cher ei­ne kur­ze Nach­frist zur Ver­bes­se­rung ein­ge­räumt.

4 Die Ver­wal­tung ver­bin­det die­se Nach­frist mit der An­dro­hung, nach un­be­nutz­tem Fri­sta­blauf auf Grund der Ak­ten zu ent­schei­den oder, wenn Be­geh­ren, Be­grün­dung oder Un­ter­schrift feh­len, auf die Ein­spra­che nicht ein­zu­tre­ten.

Art. 69  

III. Ver­fah­ren

 

1 Ist Ein­spra­che er­ho­ben, so hat die Ver­wal­tung den an­ge­foch­te­nen Be­scheid mit Wir­kung für al­le durch ihn Be­trof­fe­nen zu über­prü­fen; sie kann ei­ne münd­li­che Ver­hand­lung an­ord­nen und die Un­ter­su­chung er­gän­zen.

2 Fusst der an­ge­foch­te­ne Be­scheid auf ei­nem Ent­scheid über die Leis­tungs- oder Rück­leis­tungs­pflicht und ist die­ser an­ge­foch­ten wor­den, so wird, bis dar­über rechts­kräf­tig ent­schie­den ist, das Ein­spra­che­ver­fah­ren aus­ge­setzt.

Art. 70  

IV. Straf­ver­fü­gung

 

1 Auf Grund der Er­geb­nis­se ih­rer neu­en Prü­fung trifft die Ver­wal­tung ei­ne Ein­stel­lungs-, Straf- oder Ein­zie­hungs­ver­fü­gung. Sie ist da­bei nicht an die ge­stell­ten An­trä­ge ge­bun­den, darf je­doch die Stra­fe ge­gen­über dem Straf­be­scheid nur dann ver­schär­fen, wenn im Ver­fah­ren nach Ar­ti­kel 63 Ab­satz 2 auf ei­ne hö­he­re Leis­tungs- oder Rück­leis­tungs­pflicht er­kannt wor­den ist. In die­sem Fall ist ein Rück­zug der Ein­spra­che un­be­acht­lich.

2 Die Ver­fü­gung ist zu be­grün­den; im Üb­ri­gen gel­ten die Vor­schrif­ten von Ar­ti­kel 64 über In­halt und Er­öff­nung des Straf­be­schei­des sinn­ge­mä­ss.

Art. 71  

V. Über­sprin­gen des Ein­spra­che­ver­fah­rens

 

Auf An­trag oder mit Zu­stim­mung des Ein­spre­chers kann die Ver­wal­tung ei­ne Ein­spra­che als Be­geh­ren um Be­ur­tei­lung durch das Straf­ge­richt be­han­deln.

Art. 72  

D. Be­geh­ren um ge­richt­li­che Be­ur­tei­lung

 

1 Der von der Straf- oder Ein­zie­hungs­ver­fü­gung Be­trof­fe­ne kann in­nert zehn Ta­gen seit der Er­öff­nung die Be­ur­tei­lung durch das Straf­ge­richt ver­lan­gen.

2 Das Be­geh­ren um ge­richt­li­che Be­ur­tei­lung ist schrift­lich bei der Ver­wal­tung ein­zu­rei­chen, wel­che die Straf- oder Ein­zie­hungs­ver­fü­gung ge­trof­fen hat.

3 Wird in­nert der ge­setz­li­chen Frist die Be­ur­tei­lung durch das Straf­ge­richt nicht ver­langt, so steht die Straf- oder Ein­zie­hungs­ver­fü­gung ei­nem rechts­kräf­ti­gen Ur­teil gleich.

Dritter Abschnitt: Gerichtliches Verfahren

Art. 73  

A. Ver­fah­ren vor den kan­to­na­len Ge­rich­ten

I. Ein­lei­tung

 

1 Ist die ge­richt­li­che Be­ur­tei­lung ver­langt wor­den oder hält das über­ge­ord­ne­te De­par­te­ment die Vor­aus­set­zun­gen ei­ner Frei­heits­s­tra­fe, ei­ner frei­heits­ent­zie­hen­den Mass­nah­me oder ei­ner Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis des Straf­ge­setz­buchs63 für ge­ge­ben, so über­weist die be­tei­lig­te Ver­wal­tung die Ak­ten der kan­to­na­len Staats­an­walt­schaft zu­han­den des zu­stän­di­gen Straf­ge­richts.64 So­lan­ge über die Leis­tungs- oder Rück­leis­tungs­pflicht, die dem Straf­ver­fah­ren zu­grun­de liegt, nicht rechts­kräf­tig ent­schie­den oder sie nicht durch vor­be­halt­lo­se Zah­lung an­er­kannt ist, un­ter­bleibt die Über­wei­sung.

2 Die Über­wei­sung gilt als An­kla­ge. Sie hat den Sach­ver­halt und die an­wend­ba­ren Straf­be­stim­mun­gen zu ent­hal­ten oder auf die Straf­ver­fü­gung zu ver­wei­sen.

3 Ei­ne Un­ter­su­chung ge­mä­ss StPO65 fin­det nicht statt; vor­be­hal­ten bleibt die Er­gän­zung der Ak­ten ge­mä­ss Ar­ti­kel 75 Ab­satz 2.66

63 SR 311.0

64 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 6 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

65 SR 312.0

66 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 11 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 74  

II. Par­tei­en

 

1 Par­tei­en im ge­richt­li­chen Ver­fah­ren sind der Be­schul­dig­te, die Staats­an­walt­schaft des be­tref­fen­den Kan­tons oder des Bun­des und die be­tei­lig­te Ver­wal­tung.67

2 Dem von der Ein­zie­hung Be­trof­fe­nen ste­hen die glei­chen Par­tei­rech­te und Rechts­mit­tel zu wie ei­nem Be­schul­dig­ten.

67 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 11 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 75  

III. Vor­be­rei­tung der Haupt­ver­hand­lung

 

1 Das Ge­richt gibt den Par­tei­en vom Ein­gang der Ak­ten Kennt­nis. Es prüft, ob ein recht­zei­tig ein­ge­reich­tes Be­geh­ren um ge­richt­li­che Be­ur­tei­lung vor­liegt.

2 Das Ge­richt kann von sich aus oder auf An­trag ei­ner Par­tei die Ak­ten vor der Haupt­ver­hand­lung er­gän­zen oder er­gän­zen las­sen.

3 Die Par­tei­en sind recht­zei­tig von der Haupt­ver­hand­lung zu be­nach­rich­ti­gen.

4 Die Ver­tre­ter der Staats­an­walt­schaft des Bun­des und der Ver­wal­tung müs­sen nicht per­sön­lich er­schei­nen.68

5 Der Be­schul­dig­te kann auf sein Er­su­chen vom Er­schei­nen be­freit wer­den.

68 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 11 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 76  

IV. Säum­nis­ur­teil

 

1 Die Haupt­ver­hand­lung kann auch statt­fin­den, wenn der Be­schul­dig­te trotz ord­nungs­ge­mäs­ser Vor­la­dung oh­ne ge­nü­gen­de Ent­schul­di­gung nicht er­schie­nen ist. Ein Ver­tei­di­ger ist zu­zu­las­sen.

2 Der in Ab­we­sen­heit Ver­ur­teil­te kann in­nert zehn Ta­gen, seit­dem ihm das Ur­teil zur Kennt­nis ge­langt ist, die Wie­der­ein­set­zung an­be­geh­ren, wenn er durch ein un­ver­schul­de­tes Hin­der­nis ab­ge­hal­ten wor­den ist, zur Haupt­ver­hand­lung zu er­schei­nen. Wird das Ge­such be­wil­ligt, so fin­det ei­ne neue Haupt­ver­hand­lung statt.

3 Das Ge­such um Wie­der­ein­set­zung hemmt den Voll­zug des Ur­teils nur, wenn das Ge­richt oder sein Prä­si­dent es ver­fügt.

4 Für den von der Ein­zie­hung Be­trof­fe­nen gel­ten die­se Vor­schrif­ten sinn­ge­mä­ss.

Art. 77  

V. Haupt­ver­hand­lung

 

1 Die Ak­ten der Ver­wal­tung über die von ihr er­ho­be­nen Be­wei­se die­nen auch dem Ge­richt als Be­weis­mit­tel; die­ses kann von sich aus oder auf An­trag ei­ner Par­tei wei­te­re zur Auf­klä­rung des Sach­ver­halts er­for­der­li­che Be­wei­se auf­neh­men oder Be­weis­auf­nah­men der Ver­wal­tung wie­der­ho­len.

2 Wo es zur Wah­rung we­sent­li­cher öf­fent­li­cher oder pri­va­ter In­ter­es­sen, ins­be­son­de­re von Amts-, Be­rufs- oder Ge­schäfts­ge­heim­nis­sen ei­ner Par­tei oder ei­nes Drit­ten nö­tig ist, hat das Ge­richt die Öf­fent­lich­keit der Ver­hand­lun­gen und Be­ra­tun­gen ganz oder teil­wei­se aus­zu­sch­lies­sen.

3 Das Ge­richt wür­digt die Be­wei­se frei.

4 Der rechts­kräf­ti­ge Ent­scheid über die Leis­tungs- oder Rück­leis­tungs­pflicht ist für das Ge­richt ver­bind­lich; han­delt es sich um einen Ent­scheid der Ver­wal­tung und fin­det das Ge­richt, er be­ru­he auf of­fen­sicht­li­cher Ge­set­zes­ver­let­zung oder auf ei­nem Er­mes­sens­miss­brauch, so setzt es die Haupt­ver­hand­lung aus und weist die Ak­ten zum neu­en Ent­scheid an die be­tei­lig­te Ver­wal­tung zu­rück. Ar­ti­kel 63 Ab­satz 3 gilt sinn­ge­mä­ss.

Art. 78  

VI. Rück­zug der Straf­ver­fü­gung oder des Be­geh­rens um ge­richt­li­che Be­ur­tei­lung

 

1 Die Ver­wal­tung kann die Straf- oder Ein­zie­hungs­ver­fü­gung mit Zu­stim­mung der Staats­an­walt­schaft des Bun­des zu­rück­zie­hen, so­lan­ge das Ur­teil ers­ter In­stanz nicht er­öff­net ist.69

2 Bis zu die­sem Zeit­punk­te kann auch der Be­schul­dig­te das Be­geh­ren um ge­richt­li­che Be­ur­tei­lung zu­rück­zie­hen.

3 In die­sen Fäl­len wird das ge­richt­li­che Ver­fah­ren ein­ge­stellt.

4 Die Kos­ten des ge­richt­li­chen Ver­fah­rens trägt die Par­tei, die den Rück­zug er­klärt.

69 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 11 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 79  

VII. In­halt des Ur­teils

 

1 Das Ur­teil stellt fest:

den Be­schul­dig­ten;
die Tat;
die ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen, die an­ge­wen­det wer­den;
die Stra­fe, die Mit­haf­tung nach Ar­ti­kel 12 Ab­satz 3 und die be­son­de­ren Mass­nah­men;
die Kos­ten des ge­richt­li­chen und des Ver­wal­tungs­ver­fah­rens;
den Ent­schä­di­gungs­an­spruch (Art. 99 und 101);
die Ver­fü­gung über be­schlag­nahm­te Ge­gen­stän­de.

2 Das Ur­teil ist mit den we­sent­li­chen Ent­schei­dungs­grün­den den Par­tei­en schrift­lich zu er­öff­nen, un­ter An­ga­be der Fris­ten für die Rechts­mit­tel und der Be­hör­den, an die es wei­ter­ge­zo­gen wer­den kann.

Art. 8070  

VIII. Rechts-mit­tel

 

1 Ge­gen Ent­schei­de der kan­to­na­len Ge­rich­te kön­nen die Rechts­mit­tel der StPO71 er­grif­fen wer­den.

2 Auch die Staats­an­walt­schaft des Bun­des und die be­tei­lig­te Ver­wal­tung kön­nen die­se Rechts­mit­tel je selbst­stän­dig er­grei­fen.

70 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 11 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

71 SR 312.0

Art. 81  

B. Ver­fah­ren vor dem Bun­dess­traf­ge­richt

 

Die Be­stim­mun­gen über das ge­richt­li­che Ver­fah­ren gel­ten sinn­ge­mä­ss auch für das Ver­fah­ren vor dem Bun­dess­traf­ge­richt.

Art. 8272  

C. Er­gän­zen­de Vor­schrif­ten

 

So­weit die Ar­ti­kel 73–81 nichts an­de­res be­stim­men, gel­ten für das Ver­fah­ren vor den kan­to­na­len Ge­rich­ten und das Ver­fah­ren vor dem Bun­dess­traf­ge­richt die ent­spre­chen­den Vor­schrif­ten der StPO73.

72 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 11 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

73 SR 312.0

Art. 8374  
 

74 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 11 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Vierter Abschnitt: Revision

Art. 84  

A. Ent­schei­de der Ver­wal­tung

I. Re­vi­si­ons­grün­de

 

1 Ein durch Straf­be­scheid, Straf­ver­fü­gung oder Ein­stel­lungs­ver­fü­gung der Ver­wal­tung rechts­kräf­tig ab­ge­schlos­se­nes Straf­ver­fah­ren kann auf An­trag oder von Am­tes we­gen wie­der auf­ge­nom­men wer­den:

a.
auf Grund er­heb­li­cher Tat­sa­chen oder Be­weis­mit­tel, die der Ver­wal­tung zur Zeit des frü­he­ren Ver­fah­rens nicht be­kannt wa­ren;
b.
wenn nach­träg­lich ge­gen einen Teil­neh­mer ein Stra­f­ur­teil aus­ge­fällt wur­de, das mit dem Straf­be­scheid oder der Straf­ver­fü­gung in un­ver­ein­ba­rem Wi­der­spruch steht;
c.
wenn durch ei­ne straf­ba­re Hand­lung auf den Ent­scheid der Ver­wal­tung ein­ge­wirkt wor­den ist.

2 Die Re­vi­si­on zu­guns­ten des Be­schul­dig­ten ist je­der­zeit zu­läs­sig. Ei­ner neu­en Ver­ur­tei­lung steht die nach der Rechts­kraft des be­an­stan­de­ten Ent­scheids ein­ge­tre­te­ne Ver­fol­gungs­ver­jäh­rung nicht ent­ge­gen.

3 Die Re­vi­si­on zu Un­guns­ten des Be­schul­dig­ten ist nur zu­läs­sig auf Grund von Ab­satz 1 Buch­sta­ben a und c und so­lan­ge die Ver­fol­gung der Wi­der­hand­lung nicht ver­jährt ist. Die Ver­jäh­rung be­ginnt mit der Wi­der­hand­lung zu lau­fen; der frü­he­re Ent­scheid ist kein Un­ter­bre­chungs­grund.

4 Für den Ein­zie­hungs­be­scheid und die Ein­zie­hungs­ver­fü­gung gel­ten die Vor­schrif­ten der Ar­ti­kel 84–88 sinn­ge­mä­ss.

Art. 85  

II. Ein­lei­tung des Ver­fah­rens

1. Auf An­trag

 

1 Die Re­vi­si­on kön­nen nach­su­chen der Be­schul­dig­te und, wenn er ver­stor­ben ist, sein Ehe­gat­te, sei­ne ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin oder sein ein­ge­tra­ge­ner Part­ner, sei­ne Ver­wand­ten in ge­ra­der Li­nie und sei­ne Ge­schwis­ter.75

2 Das Re­vi­si­ons­ge­such ist schrift­lich und un­ter An­ga­be der Grün­de und Be­weis­mit­tel bei der Ver­wal­tung ein­zu­rei­chen, die den be­an­stan­de­ten Ent­scheid ge­trof­fen hat.

3 Das Ge­such hemmt den Voll­zug des be­an­stan­de­ten Ent­schei­des nur, wenn die Ver­wal­tung es ver­fügt; sie kann den Voll­zug ge­gen Si­cher­heits­leis­tung auf­schie­ben oder an­de­re vor­sorg­li­che Ver­fü­gun­gen tref­fen.

4 Die Ver­wal­tung kann die Un­ter­su­chung er­gän­zen und ei­ne münd­li­che Ver­hand­lung an­ord­nen.

75 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 21 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

Art. 86  

2. Von Am­tes we­gen

 

Lei­tet die Ver­wal­tung die Re­vi­si­on von Am­tes we­gen ein, so kann sie die Un­ter­su­chung wie­der er­öff­nen; den Be­trof­fe­nen ist Ge­le­gen­heit zu ge­ben, sich zum Re­vi­si­ons­grund und zu der in Aus­sicht ge­nom­me­nen Än­de­rung des Ent­schei­des zu äus­sern.

Art. 87  

III. Ent­scheid

1. Auf­he­bung des frü­he­ren Ent­schei­des

 

1 Liegt ein Re­vi­si­ons­grund vor, so hebt die Ver­wal­tung den frü­he­ren Ent­scheid auf und trifft ei­ne Ein­stel­lungs-, Straf- oder Ein­zie­hungs­ver­fü­gung; sie ent­schei­det gleich­zei­tig über die Rück­leis­tung von Bus­sen, Kos­ten und ein­ge­zo­ge­nen Ver­mö­gens­wer­ten. Vor­be­hal­ten bleibt die Über­wei­sung zur ge­richt­li­chen Be­ur­tei­lung (Art. 21 Abs. 1 und 3).

2 Die Ver­fü­gung ist zu be­grün­den; im Üb­ri­gen gilt Ar­ti­kel 64 über In­halt und Er­öff­nung des Straf­be­schei­des sinn­ge­mä­ss.

3 Ge­gen die Straf- oder Ein­zie­hungs­ver­fü­gung kann ge­mä­ss Ar­ti­kel 72 die ge­richt­li­che Be­ur­tei­lung ver­langt wer­den.

4 Der rich­ter­li­chen Über­prü­fung un­ter­liegt auch das Vor­lie­gen ei­nes Re­vi­si­ons­grun­des im Sin­ne von Ar­ti­kel 84.

Art. 88  

2. Ver­nei­nung des Re­vi­si­ons­grun­des

 

1 Liegt kein Re­vi­si­ons­grund vor, so trifft die Ver­wal­tung einen ent­spre­chen­den Ent­scheid.

2 Bei Ab­wei­sung ei­nes Re­vi­si­ons­ge­su­ches kön­nen die Ver­fah­rens­kos­ten dem Ge­such­stel­ler auf­er­legt wer­den.

3 Der Ent­scheid ist zu be­grün­den und den am Re­vi­si­ons­ver­fah­ren Be­tei­lig­ten durch ein­ge­schrie­be­nen Brief zu er­öff­nen.

4 Der Ge­such­stel­ler kann ge­gen den ab­wei­sen­den Ent­scheid in­nert 30 Ta­gen seit der Er­öff­nung bei der Be­schwer­de­kam­mer des Bun­dess­traf­ge­richts Be­schwer­de füh­ren (Art. 25 Abs. 1); die Ver­fah­rens­vor­schrif­ten von Ar­ti­kel 28 Ab­sät­ze 2–5 gel­ten sinn­ge­mä­ss.

Art. 8976  

B. Ur­tei­le der Straf­ge­rich­te

 

Für die Re­vi­si­on rechts­kräf­ti­ger Ur­tei­le kan­to­na­ler Ge­rich­te oder des Bun­dess­traf­ge­richts gel­ten die Ar­ti­kel 379–392 so­wie die Ar­ti­kel 410–415 StPO77.

76 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 11 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

77 SR 312.0

Fünfter Abschnitt: Vollzug

Art. 90  

A. Zu­stän­dig­keit

 

1 Die Be­schei­de und Ver­fü­gun­gen der Ver­wal­tung und die Ur­tei­le der Straf­ge­rich­te, so­weit die­se nicht auf Frei­heits­s­tra­fen oder frei­heits­ent­zie­hen­de Mass­nah­men lau­ten, wer­den von der be­tei­lig­ten Ver­wal­tung voll­streckt.

2 Die Kan­to­ne voll­zie­hen die Frei­heits­s­tra­fen und die frei­heits­ent­zie­hen­den Mass­nah­men. Der Bund hat die Ober­auf­sicht über den Voll­zug.

Art. 91  

B. Voll­stre­ckung von Bus­sen

 

1 So­weit die Bus­se nicht ein­ge­bracht wer­den kann, wird sie auf An­trag der Ver­wal­tung nach Ar­ti­kel 10 in Haft oder Ein­sch­lies­sung um­ge­wan­delt.

2 Zu­stän­dig zur Um­wand­lung ist der Rich­ter, der die Wi­der­hand­lung be­ur­teilt hat oder zur Be­ur­tei­lung zu­stän­dig ge­we­sen wä­re (Art. 22 und 23 Abs. 2).

Art. 92  

C. Rück­ga­be be­schlag­nahm­ter Ge­gen­stän­de; Ver­wer­tung

 

1 Mit Be­schlag be­leg­te Ge­gen­stän­de und Ver­mö­gens­wer­te, die we­der ein­ge­zo­gen noch dem Staa­te ver­fal­len sind und an de­nen nicht ein ge­setz­li­ches Pfand­recht be­steht, sind dem Be­rech­tig­ten zu­rück­zu­ge­ben. Wenn die­ser nicht be­kannt ist und der Wert der Ge­gen­stän­de es recht­fer­tigt, er­folgt ei­ne öf­fent­li­che Aus­schrei­bung.

2 Mel­det sich in­nert 30 Ta­gen kein Be­rech­tig­ter, so kann die Ver­wal­tung die Ge­gen­stän­de öf­fent­lich ver­stei­gern las­sen. Mel­det sich der Be­rech­tig­te nach der Ver­wer­tung, so wird ihm der Ver­wer­tungs­er­lös un­ter Ab­zug der Ver­wer­tungs­kos­ten aus­ge­hän­digt.

3 Der An­spruch auf Rück­ga­be der Ge­gen­stän­de oder Aus­hän­di­gung des Er­lö­ses er­lischt fünf Jah­re nach der öf­fent­li­chen Aus­schrei­bung.

4 Ist strei­tig, wel­chem von meh­re­ren An­spre­chern die Sa­che zu­rück­zu­ge­ben oder der Er­lös aus­zu­hän­di­gen sei, so kann sich die Ver­wal­tung durch ge­richt­li­che Hin­ter­le­gung be­frei­en.

Art. 93  

D. Ver­wen­dung der Bus­sen, ein­ge­zo­ge­nen Ver­mö­gens­wer­te usw.

 

1 Wenn die Ge­setz­ge­bung nichts an­de­res be­stimmt, fal­len Bus­sen, ein­ge­zo­ge­ne Ge­gen­stän­de, Ver­mö­gens­wer­te, Ge­schen­ke und an­de­re Zu­wen­dun­gen, als Mass­nah­me auf­er­leg­te Geld­zah­lun­gen so­wie der Er­lös aus den ein­ge­zo­ge­nen oder nach Ar­ti­kel 92 ver­wer­te­ten Ge­gen­stän­den dem Bun­de zu.

2 Lehnt die be­tei­lig­te Ver­wal­tung einen nach Ar­ti­kel 59 Zif­fer 1 Ab­satz 2 des Straf­ge­setz­bu­ches78 be­an­spruch­ten An­teil am Ver­wer­tungs­er­lös ei­nes ein­ge­zo­ge­nen Ge­gen­stan­des oder Ver­mö­gens­wer­tes ab, so er­lässt sie ei­ne Ver­fü­gung nach dem Bun­des­ge­setz vom 20. De­zem­ber 196879 über das Ver­wal­tungs­ver­fah­ren.80

78 SR 311.0. Heu­te: nach Art. 70 Abs. 1.

79 SR 172.021

80Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 10 des Straf­ge­richts­ge­set­zes vom 4. Okt. 2002, in Kraft seit 1. April 2004 (AS 2003 21332131; BBl 2001 4202).

Sechster Abschnitt: Kosten, Entschädigung und Rückgriff

Art. 94  

A. Kos­ten

I. Im Ver­fah­ren der Ver­wal­tung

1. Ar­ten

 

1 Die Kos­ten des Ver­fah­rens der Ver­wal­tung be­ste­hen in den Ba­raus­la­gen, mit Ein­schluss der Kos­ten der Un­ter­su­chungs­haft und der amt­li­chen Ver­tei­di­gung, in ei­ner Spruch­ge­bühr und in den Schreib­ge­büh­ren.

2 Die Hö­he der Spruch- und der Schreib­ge­bühr be­stimmt sich nach ei­nem vom Bun­des­rat auf­zu­stel­len­den Ta­rif.

Art. 95  

2. Auf­er­le­gung

 

1 Im Ent­scheid der Ver­wal­tung wer­den die Kos­ten in der Re­gel dem Ver­ur­teil­ten auf­er­legt; aus Grün­den der Bil­lig­keit kann er von ih­nen ganz oder teil­wei­se be­freit wer­den.

2 Wird das Ver­fah­ren ein­ge­stellt, so kön­nen dem Be­schul­dig­ten Kos­ten ganz oder teil­wei­se auf­er­legt wer­den, wenn er die Un­ter­su­chung schuld­haft ver­ur­sacht oder das Ver­fah­ren mut­wil­lig we­sent­lich er­schwert oder ver­län­gert hat.

3 Meh­re­re Be­schul­dig­te haf­ten so­li­da­risch für die Kos­ten, wenn der Straf­be­scheid oder die Straf­ver­fü­gung nichts an­de­res be­stimmt.

Art. 96  

3. Be­schwer­de ge­gen Kos­te­ner­kennt­nis

 

1 Der mit Kos­ten be­schwer­te Be­schul­dig­te kann, wenn das Ver­fah­ren ein­ge­stellt wur­de oder wenn er die ge­richt­li­che Be­ur­tei­lung nicht ver­langt, ge­gen das Kos­te­ner­kennt­nis in­nert 30 Ta­gen seit Er­öff­nung des Ent­schei­des bei der Be­schwer­de­kam­mer des Bun­dess­traf­ge­richts Be­schwer­de füh­ren (Art. 25 Abs. 1); die Ver­fah­rens­vor­schrif­ten von Ar­ti­kel 28 Ab­sät­ze 2–5 gel­ten sinn­ge­mä­ss.

2 Wird in­nert der ge­setz­li­chen Frist kei­ne Be­schwer­de ein­ge­reicht oder ei­ne Be­schwer­de ab­ge­wie­sen, so steht das Kos­te­ner­kennt­nis ei­nem ge­richt­li­chen Ur­teil gleich.

Art. 97  

II. Im ge­richt­li­chen Ver­fah­ren

 

1 Die Kos­ten des ge­richt­li­chen Ver­fah­rens und de­ren Ver­le­gung be­stim­men sich, vor­be­hält­lich Ar­ti­kel 78 Ab­satz 4, nach den Ar­ti­keln 417–428 StPO81.82

2 Im Ur­teil kön­nen die Kos­ten des Ver­fah­rens der Ver­wal­tung gleich wie die Kos­ten des ge­richt­li­chen Ver­fah­rens ver­legt wer­den.

81 SR 312.0

82 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 11 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 98  

III. Kos­ten­ver­gü­tung an den Kan­ton

 

1 Der Kan­ton kann vom Bund die Er­stat­tung der Pro­zess- und Voll­zugs­kos­ten for­dern, zu de­nen der Be­schul­dig­te nicht ver­ur­teilt wor­den ist oder die der Ver­ur­teil­te nicht be­zah­len kann. Be­sol­dun­gen und Tag­gel­der von Be­am­ten so­wie Ge­büh­ren und Stem­pel sind aus­ge­nom­men.

1bis Sind durch die Über­tra­gung von Ver­fah­ren nach Ar­ti­kel 20 Ab­satz 3 aus­ser­or­dent­li­che Kos­ten ent­stan­den, so kann der Bund sie den Kan­to­nen auf Ge­such hin ganz oder teil­wei­se ver­gü­ten.83

2 An­stän­de zwi­schen dem Bund und ei­nem Kan­ton über die Ver­gü­tung der Kos­ten ent­schei­det die Be­schwer­de­kam­mer des Bun­dess­traf­ge­richts (Art. 25 Abs. 1).

83 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 22. Dez. 1999, in Kraft seit 1. Okt. 2000 (AS 20002141; BBl 1998 1529).

Art. 99  

B. Ent­schä­di­gung

I. Im Ver­fah­ren der Ver­wal­tung

1. An­spruch

 

1 Dem Be­schul­dig­ten, ge­gen den das Ver­fah­ren ein­ge­stellt oder der nur we­gen Ord­nungs­wid­rig­keit be­straft wird, ist auf Be­geh­ren ei­ne Ent­schä­di­gung für die Un­ter­su­chungs­haft und für an­de­re Nach­tei­le, die er er­lit­ten hat, aus­zu­rich­ten; sie kann je­doch ganz oder teil­wei­se ver­wei­gert wer­den, wenn er die Un­ter­su­chung schuld­haft ver­ur­sacht oder das Ver­fah­ren mut­wil­lig er­schwert oder ver­län­gert hat.

2 Dem In­ha­ber ei­nes be­schlag­nahm­ten Ge­gen­stan­des oder ei­ner durch­such­ten Woh­nung, der nicht als Be­schul­dig­ter ins Ver­fah­ren ein­be­zo­gen wor­den ist, steht ein An­spruch auf Ent­schä­di­gung zu, in­so­weit er un­ver­schul­det einen Nach­teil er­lit­ten hat.

3 Die Ent­schä­di­gung geht zu Las­ten des Bun­des.

Art. 100  

2. Gel­tend­ma­chung

 

1 Der Ent­schä­di­gungs­an­spruch des Be­schul­dig­ten er­lischt, wenn er nicht in­nert ei­nes Jah­res nach Er­öff­nung der Ein­stel­lung oder nach Ein­tritt der Rechts­kraft des Ent­schei­des gel­tend ge­macht wird.

2 Der Ent­schä­di­gungs­an­spruch nach Ar­ti­kel 99 Ab­satz 2 er­lischt, wenn er nicht in­nert ei­nes Jah­res seit der Durch­su­chung oder, im Fal­le ei­ner Be­schlag­nah­me, seit der Rück­ga­be des be­schlag­nahm­ten Ge­gen­stan­des oder der Aus­hän­di­gung des Ver­wer­tungs­er­lö­ses gel­tend ge­macht wird.

3 Das Ent­schä­di­gungs­be­geh­ren ist der be­tei­lig­ten Ver­wal­tung schrift­lich ein­zu­rei­chen und hat einen be­stimm­ten An­trag so­wie des­sen Be­grün­dung zu ent­hal­ten.

4 Über das Be­geh­ren trifft die Ver­wal­tung spä­tes­tens in­nert drei Mo­na­ten einen Ent­scheid. Ge­gen den Ent­scheid kann in­nert 30 Ta­gen seit der Er­öff­nung bei der Be­schwer­de­kam­mer des Bun­dess­traf­ge­richts Be­schwer­de ge­führt wer­den (Art. 25 Abs. 1); die Ver­fah­rens­vor­schrif­ten von Ar­ti­kel 28 Ab­sät­ze 2–5 gel­ten sinn­ge­mä­ss.

Art. 101  

II. Im ge­richt­li­chen Ver­fah­ren

 

1 Im ge­richt­li­chen Ver­fah­ren gilt Ar­ti­kel 99 sinn­ge­mä­ss. Das Ge­richt ent­schei­det auch über die Ent­schä­di­gung für Nach­tei­le im Ver­fah­ren vor der Ver­wal­tung.

2 Be­vor das Ge­richt ei­ne Ent­schä­di­gung fest­setzt, hat es der be­tei­lig­ten Ver­wal­tung Ge­le­gen­heit zu ge­ben, sich zum An­spruch und sei­ner Hö­he zu äus­sern und An­trä­ge zu stel­len.

Art. 102  

III. Rück­griffs­an­spruch

 

1 Wer das Ver­fah­ren durch Arg­list ver­an­lasst hat, kann ver­pflich­tet wer­den, dem Bun­de die nach Ar­ti­kel 99 oder 101 aus­zu­rich­ten­den Ent­schä­di­gun­gen ganz oder teil­wei­se zu er­set­zen.

2 Über den Rück­griffs­an­spruch ent­schei­det die be­tei­lig­te Ver­wal­tung.

3 Ge­gen den Ent­scheid kann in­nert 30 Ta­gen seit der Er­öff­nung bei der Be­schwer­de­kam­mer des Bun­dess­traf­ge­richts Be­schwer­de ge­führt wer­den (Art. 25 Abs. 1); die Ver­fah­rens­vor­schrif­ten von Ar­ti­kel 28 Ab­sät­ze 2–5 gel­ten sinn­ge­mä­ss. Wird in­nert der ge­setz­li­chen Frist nicht Be­schwer­de er­ho­ben, so steht der Ent­scheid ei­nem rechts­kräf­ti­gen Ur­teil gleich.

4 Der Rück­griffs­an­spruch er­lischt, wenn er nicht in­nert drei Mo­na­ten seit Rechts­kraft des Ent­scheids oder Ur­teils über den Ent­schä­di­gungs­an­spruch gel­tend ge­macht wird.

Siebenter Abschnitt: Abwesenheitsverfahren

Art. 103  
 

1 Ist der Be­schul­dig­te, oh­ne in der Schweiz ein Zu­stel­lungs­do­mi­zil zu ha­ben, un­be­kann­ten Auf­ent­hal­tes, so kann das Ver­fah­ren von der Ver­wal­tung und den Ge­rich­ten in sei­ner Ab­we­sen­heit durch­ge­führt wer­den. Ar­ti­kel 34 Ab­satz 2 ist an­wend­bar.

2 Wenn der Be­schul­dig­te sich stellt oder er­grif­fen wird, so kann er in­nert 30 Ta­gen, seit­dem er vom Straf­be­scheid, von der Straf­ver­fü­gung oder vom Ur­teil Kennt­nis er­hal­ten hat, bei der Be­hör­de, die zu­letzt ge­spro­chen hat, die Wie­der­ein­set­zung ver­lan­gen.

3 Wird das Ge­such recht­zei­tig ge­stellt, so ist das or­dent­li­che Ver­fah­ren durch­zu­füh­ren.

4 Bei Ein­zie­hung und Um­wand­lung der Bus­se in Frei­heits­s­tra­fe gel­ten die Ab­sät­ze 1–3 sinn­ge­mä­ss.

Vierter Titel: Schlussbestimmungen

Art. 104  

A. Än­de­rung von Bun­deser­las­sen

 

1 Än­de­run­gen des gel­ten­den Bun­des­rechts fin­den sich im An­hang, der Be­stand­teil die­ses Ge­set­zes ist.

2 Der Bun­des­rat wird er­mäch­tigt, die Voll­zie­hungs­ver­ord­nung vom 27. No­vem­ber 193484 zum Bun­des­rats­be­schluss vom 4. Au­gust 1934 über die eid­ge­nös­si­sche Ge­trän­ke­steu­er die­sem Ge­setz an­zu­pas­sen.

84[BS 6 283; AS 1974 1955, 2007 1469An­hang 4 Ziff. 27. AS 2007 2909Art. 23 Ziff. 1]. Sie­he heu­te: die Bier­steu­er­ver­ord­nung vom 15. Ju­ni 2007 (SR 641.411.1).

Art. 105  

B. Neue Zu­stän­dig­kei­ten

 

Wo nach bis­he­ri­gem Recht Straf­ver­fü­gun­gen vom Bun­des­rat aus­zu­ge­hen hat­ten, wird die­se Zu­stän­dig­keit den De­par­te­men­ten zu­ge­wie­sen; der Bun­des­rat kann sie auf die den De­par­te­men­ten un­mit­tel­bar nach­ge­ord­ne­ten Amts­stel­len über­tra­gen.

Art. 106  

C. Über­gangs­be­stim­mun­gen

 

1 Straf­ver­fah­ren, in de­nen die Straf­ver­fü­gung der Ver­wal­tung nach Ar­ti­kel 293 oder 324 des Bun­dess­traf­rechts­pfle­ge­ge­set­zes vom 15. Ju­ni 193485 vor dem In­kraft­tre­ten der neu­en Vor­schrif­ten ge­trof­fen wor­den ist, wer­den nach bis­he­ri­gem Recht fort­ge­setzt.

2 Straf­bar­keit und Mit­haf­tung des Ver­tre­te­nen, Auf­trag­ge­bers oder Ge­schäfts­herrn we­gen Wi­der­hand­lun­gen, die vor In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes be­gan­gen wor­den sind, rich­ten sich aus­sch­liess­lich nach dem al­ten Recht.

85[BS 3 303; AS 1971 777Ziff. III 4, 1974 1857An­hang Ziff. 2, 1978 688Art. 88 Ziff. 4, 1979 1170, 1992 288An­hang Ziff. 15 2465 An­hang Ziff. 2, 1993 1993, 1997 2465An­hang Ziff. 7, 2000 505Ziff. I 3 2719 Ziff. II 3 2725 Ziff. II, 2001 118 Ziff. I 3 3071 Ziff. II 1 3096 An­hang Ziff. 2 3308, 2003 2133An­hang Ziff. 9, 2004 1633Ziff. I 4, 2005 5685An­hang Ziff. 19, 2006 1205An­hang Ziff. 10, 2007 6087, 2008 1607An­hang Ziff. 1 4989 An­hang 1 Ziff. 6 5463 An­hang Ziff. 3, 2009 6605An­hang Ziff. II 3. AS 2010 1881An­hang 1 Ziff. I 1]

Art. 107  

D. Aus­füh­rung. In­kraft­tre­ten

 

1 Der Bun­des­rat er­lässt die er­for­der­li­chen Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen.

2 Er be­stimmt das In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes.

Da­tum des In­kraft­tre­tens: 1. Ja­nu­ar 197586

86BRB vom 25. Nov. 1974

Anhang

Änderung von Bundeserlassen

87

87 Die Änd. können unter AS 1974 1857konsultiert werden.

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