Bei grossen Gesetzen wie OR und ZGB kann dies bis zu 30 Sekunden dauern

Zwanzigster Titel: Die Bürgschaft261

261Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 10. Dez. 1941, in Kraft seit 1. Juli 1942 (AS 58 279644; BBl 1939 II 841). Die UeB zu diesem Tit. siehe am Schluss des OR.

Art. 492  

A. Vor­aus­set­zun­gen

I. Be­griff

 

1 Durch den Bürg­schafts­ver­trag ver­pflich­tet sich der Bür­ge ge­gen­über dem Gläu­bi­ger des Haupt­schuld­ners, für die Er­fül­lung der Schuld ein­zu­ste­hen.

2 Je­de Bürg­schaft setzt ei­ne zu Recht be­ste­hen­de Haupt­schuld vor­aus. Für den Fall, dass die Haupt­schuld wirk­sam wer­de, kann die Bürg­schaft auch für ei­ne künf­ti­ge oder be­ding­te Schuld ein­ge­gan­gen wer­den.

3 Wer für die Schuld aus ei­nem we­gen Irr­tums oder Ver­trags­un­fä­hig­keit für den Haupt­schuld­ner un­ver­bind­li­chen Ver­trag ein­zu­ste­hen er­klärt, haf­tet un­ter den Vor­aus­set­zun­gen und nach den Grund­sät­zen des Bürg­schafts­rechts, wenn er bei der Ein­ge­hung sei­ner Ver­pflich­tung den Man­gel ge­kannt hat. Dies gilt in glei­cher Wei­se, wenn je­mand sich ver­pflich­tet, für die Er­fül­lung ei­ner für den Haupt­schuld­ner ver­jähr­ten Schuld ein­zu­ste­hen.

4 So­weit sich aus dem Ge­setz nicht et­was an­de­res er­gibt, kann der Bür­ge auf die ihm in die­sem Ti­tel ein­ge­räum­ten Rech­te nicht zum vor­aus ver­zich­ten.

Art. 493  

II. Form

 

1 Die Bürg­schaft be­darf zu ih­rer Gül­tig­keit der schrift­li­chen Er­klä­rung des Bür­gen und der An­ga­be des zah­len­mäs­sig be­stimm­ten Höchst­be­tra­ges sei­ner Haf­tung in der Bürg­schafts­ur­kun­de selbst.

2 Die Bürg­schafts­er­klä­rung na­tür­li­cher Per­so­nen be­darf aus­ser­dem der öf­fent­li­chen Be­ur­kun­dung, die den am Ort ih­rer Vor­nah­me gel­ten­den Vor­schrif­ten ent­spricht. Wenn aber der Haf­tungs­be­trag die Sum­me von 2000 Fran­ken nicht über­steigt, so ge­nügt die ei­gen­schrift­li­che An­ga­be des zah­len­mäs­sig be­stimm­ten Haf­tungs­be­tra­ges und ge­ge­be­nen­falls der so­li­da­ri­schen Haf­tung in der Bürg­schafts­ur­kun­de selbst.

3 Bürg­schaf­ten, die ge­gen­über der Eid­ge­nos­sen­schaft oder ih­ren öf­fent­lich-recht­li­chen An­stal­ten oder ge­gen­über ei­nem Kan­ton für öf­fent­lich-recht­li­che Ver­pflich­tun­gen, wie Zöl­le, Steu­ern u. dgl. oder für Frach­ten ein­ge­gan­gen wer­den, be­dür­fen in al­len Fäl­len le­dig­lich der schrift­li­chen Er­klä­rung des Bür­gen und der An­ga­be des zah­len­mäs­sig be­stimm­ten Höchst­be­tra­ges sei­ner Haf­tung in der Bürg­schafts­ur­kun­de selbst.

4 Ist der Haf­tungs­be­trag zur Um­ge­hung der Form der öf­fent­li­chen Be­ur­kun­dung in klei­ne­re Be­trä­ge auf­ge­teilt wor­den, so ist für die Ver­bür­gung der Teil­be­trä­ge die für den Ge­samt­be­trag vor­ge­schrie­be­ne Form not­wen­dig.

5 Für nach­träg­li­che Ab­än­de­run­gen der Bürg­schaft, aus­ge­nom­men die Er­hö­hung des Haf­tungs­be­tra­ges und die Um­wand­lung ei­ner ein­fa­chen Bürg­schaft in ei­ne so­li­da­ri­sche, ge­nügt die Schrift­form. Wird die Haupt­schuld von ei­nem Drit­ten mit be­frei­en­der Wir­kung für den Schuld­ner über­nom­men, so geht die Bürg­schaft un­ter, wenn der Bür­ge die­ser Schuld­über­nah­me nicht schrift­lich zu­ge­stimmt hat.

6 Der glei­chen Form wie die Bürg­schaft be­dür­fen auch die Er­tei­lung ei­ner be­son­de­ren Voll­macht zur Ein­ge­hung ei­ner Bürg­schaft und das Ver­spre­chen, dem Ver­trags­geg­ner oder ei­nem Drit­ten Bürg­schaft zu leis­ten. Durch schrift­li­che Ab­re­de kann die Haf­tung auf den­je­ni­gen Teil der Haupt­schuld be­schränkt wer­den, der zu­erst ab­ge­tra­gen wird.

7 Der Bun­des­rat kann die Hö­he der Ge­büh­ren für die öf­fent­li­che Be­ur­kun­dung be­schrän­ken.

Art. 494  

III. Zu­stim­mung des Ehe­gat­ten

 

1 Die Bürg­schaft ei­ner ver­hei­ra­te­ten Per­son be­darf zu ih­rer Gül­tig­keit der im ein­zel­nen Fall vor­gän­gig oder spä­tes­tens gleich­zei­tig ab­ge­ge­be­nen schrift­li­chen Zu­stim­mung des Ehe­gat­ten, wenn die Ehe nicht durch rich­ter­li­ches Ur­teil ge­trennt ist.

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3 Für nach­träg­li­che Ab­än­de­run­gen ei­ner Bürg­schaft ist die Zu­stim­mung des an­dern Ehe­gat­ten nur er­for­der­lich, wenn der Haf­tungs­be­trag er­höht oder ei­ne ein­fa­che Bürg­schaft in ei­ne So­li­dar­bürg­schaft um­ge­wan­delt wer­den soll, oder wenn die Än­de­rung ei­ne er­heb­li­che Ver­min­de­rung der Si­cher­hei­ten be­deu­tet.

4 Die glei­che Re­ge­lung gilt bei ein­ge­tra­ge­nen Part­ner­schaf­ten sinn­ge­mä­ss.263

262 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2005 (Bürg­schaf­ten. Zu­stim­mung des Ehe­gat­ten), mit Wir­kung seit 1. Dez. 2005 (AS 2005 5097; BBl 2004 49554965).

263Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 11 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

Art. 495  

B. In­halt

I. Be­son­der­hei­ten der ein­zel­nen Bürg­schaftsar­ten

1. Ein­fa­che Bürg­schaft

 

1 Der Gläu­bi­ger kann den ein­fa­chen Bür­gen erst dann zur Zah­lung an­hal­ten, wenn nach Ein­ge­hung der Bürg­schaft der Haupt­schuld­ner in Kon­kurs ge­ra­ten ist oder Nach­lass­stun­dung er­hal­ten hat oder vom Gläu­bi­ger un­ter An­wen­dung der er­for­der­li­chen Sorg­falt bis zur Aus­stel­lung ei­nes de­fi­ni­ti­ven Ver­lust­schei­nes be­trie­ben wor­den ist oder den Wohn­sitz ins Aus­land ver­legt hat und in der Schweiz nicht mehr be­langt wer­den kann, oder wenn in­fol­ge Ver­le­gung sei­nes Wohn­sit­zes im Aus­land ei­ne er­heb­li­che Er­schwe­rung der Rechts­ver­fol­gung ein­ge­tre­ten ist.

2 Be­ste­hen für die ver­bürg­te For­de­rung Pfand­rech­te, so kann der ein­fa­che Bür­ge, so­lan­ge der Haupt­schuld­ner nicht in Kon­kurs ge­ra­ten ist oder Nach­lass­stun­dung er­hal­ten hat, ver­lan­gen, dass der Gläu­bi­ger sich vor­erst an die­se hal­te.

3 Hat sich der Bür­ge nur zur De­ckung des Aus­falls ver­pflich­tet (Schad­los­bürg­schaft), so kann er erst be­langt wer­den, wenn ge­gen den Haupt­schuld­ner ein de­fi­ni­ti­ver Ver­lust­schein vor­liegt, oder wenn der Haupt­schuld­ner den Wohn­sitz ins Aus­land ver­legt hat und in der Schweiz nicht mehr be­langt wer­den kann, oder wenn in­fol­ge Ver­le­gung des Wohn­sit­zes im Aus­land ei­ne er­heb­li­che Er­schwe­rung der Rechts­ver­fol­gung ein­ge­tre­ten ist. Ist ein Nach­lass­ver­trag ab­ge­schlos­sen wor­den, so kann der Bür­ge für den nach­ge­las­se­nen Teil der Haupt­schuld so­fort nach In­kraft­tre­ten des Nach­lass­ver­tra­ges be­langt wer­den.

4 Ge­gen­tei­li­ge Ver­ein­ba­run­gen blei­ben vor­be­hal­ten.

Art. 496  

2. So­lid­ar­bürg­schaft

 

1 Wer sich als Bür­ge un­ter Bei­fü­gung des Wor­tes «so­li­da­risch» oder mit an­dern gleich­be­deu­ten­den Aus­drücken ver­pflich­tet, kann vor dem Haupt­schuld­ner und vor der Ver­wer­tung der Grund­p­fän­der be­langt wer­den, so­fern der Haupt­schuld­ner mit sei­ner Leis­tung im Rück­stand und er­folg­los ge­mahnt wor­den oder sei­ne Zah­lungs­un­fä­hig­keit of­fen­kun­dig ist.

2 Vor der Ver­wer­tung der Faust­pfand- und For­de­rungs­pfand­rech­te kann er nur be­langt wer­den, so­weit die­se nach dem Er­mes­sen des Rich­ters vor­aus­sicht­lich kei­ne De­ckung bie­ten, oder wenn dies so ver­ein­bart wor­den oder der Haupt­schuld­ner in Kon­kurs ge­ra­ten ist oder Nach­lass­stun­dung er­hal­ten hat.

Art. 497  

3. Mit­bürg­schaft

 

1 Meh­re­re Bür­gen, die ge­mein­sam die näm­li­che teil­ba­re Haupt­schuld ver­bürgt ha­ben, haf­ten für ih­re An­tei­le als ein­fa­che Bür­gen und für die An­tei­le der üb­ri­gen als Nach­bür­gen.

2 Ha­ben sie mit dem Haupt­schuld­ner oder un­ter sich So­li­dar­haft über­nom­men, so haf­tet je­der für die gan­ze Schuld. Der Bür­ge kann je­doch die Leis­tung des über sei­nen Kopf­an­teil hin­aus­ge­hen­den Be­tra­ges ver­wei­gern, so­lan­ge nicht ge­gen al­le so­li­da­risch ne­ben ihm haf­ten­den Mit­bür­gen, wel­che die Bürg­schaft vor oder mit ihm ein­ge­gan­gen ha­ben und für die­se Schuld in der Schweiz be­langt wer­den kön­nen, Be­trei­bung ein­ge­lei­tet wor­den ist. Das glei­che Recht steht ihm zu, so­weit sei­ne Mit­bür­gen für den auf sie ent­fal­len­den Teil Zah­lung ge­leis­tet oder Re­al­si­cher­heit ge­stellt ha­ben. Für die ge­leis­te­ten Zah­lun­gen hat der Bür­ge, wenn nicht et­was an­de­res ver­ein­bart wor­den ist, Rück­griff auf die so­li­da­risch ne­ben ihm haf­ten­den Mit­bür­gen, so­weit nicht je­der von ih­nen den auf ihn ent­fal­len­den Teil be­reits ge­leis­tet hat. Die­ser kann dem Rück­griff auf den Haupt­schuld­ner vor­aus­ge­hen.

3 Hat ein Bür­ge in der dem Gläu­bi­ger er­kenn­ba­ren Vor­aus­set­zung, dass ne­ben ihm für die glei­che Haupt­schuld noch an­de­re Bür­gen sich ver­pflich­ten wer­den, die Bürg­schaft ein­ge­gan­gen, so wird er be­freit, wenn die­se Vor­aus­set­zung nicht ein­tritt oder nach­träg­lich ein sol­cher Mit­bür­ge vom Gläu­bi­ger aus der Haf­tung ent­las­sen oder sei­ne Bürg­schaft un­gül­tig er­klärt wird. In letz­te­rem Fal­le kann der Rich­ter, wenn es die Bil­lig­keit ver­langt, auch bloss auf an­ge­mes­se­ne Her­ab­set­zung der Haf­tung er­ken­nen.

4 Ha­ben meh­re­re Bür­gen sich un­ab­hän­gig von­ein­an­der für die glei­che Haupt­schuld ver­bürgt, so haf­tet je­der für den gan­zen von ihm ver­bürg­ten Be­trag. Der Zah­len­de hat je­doch, so­weit nicht et­was an­de­res ver­ein­bart ist, an­teil­mäs­si­gen Rück­griff auf die an­dern.

Art. 498  

4. Nach­bürg­schaft und Rück­bürg­schaft

 

1 Der Nach­bür­ge, der sich dem Gläu­bi­ger für die Er­fül­lung der von den Vor­bür­gen über­nom­me­nen Ver­bind­lich­keit ver­pflich­tet hat, haf­tet ne­ben die­sem in glei­cher Wei­se wie der ein­fa­che Bür­ge ne­ben dem Haupt­schuld­ner.

2 Der Rück­bür­ge ist ver­pflich­tet, dem zah­len­den Bür­gen für den Rück­griff ein­zu­ste­hen, der die­sem ge­gen den Haupt­schuld­ner zu­steht.

Art. 499  

II. Ge­mein­sa­mer In­halt

1. Ver­hält­nis des Bür­gen zum Gläu­bi­ger

a. Um­fang der Haf­tung

 

1 Der Bür­ge haf­tet in al­len Fäl­len nur bis zu dem in der Bürg­schafts­ur­kun­de an­ge­ge­be­nen Höchst­be­trag.

2 Bis zu die­sem Höchst­be­tra­ge haf­tet der Bür­ge, man­gels an­de­rer Ab­re­de, für:

1.
den je­wei­li­gen Be­trag der Haupt­schuld, in­be­grif­fen die ge­setz­li­chen Fol­gen ei­nes Ver­schul­dens oder Ver­zu­ges des Haupt­schuld­ners, je­doch für den aus dem Da­hin­fal­len des Ver­tra­ges ent­ste­hen­den Scha­den und für ei­ne Kon­ven­tio­nal­stra­fe nur dann, wenn dies aus­drück­lich ver­ein­bart wor­den ist;
2.
die Kos­ten der Be­trei­bung und Aus­kla­gung des Haupt­schuld­ners, so­weit dem Bür­gen recht­zei­tig Ge­le­gen­heit ge­ge­ben war, sie durch Be­frie­di­gung des Gläu­bi­gers zu ver­mei­den, so­wie ge­ge­be­nen­falls die Kos­ten für die Her­aus­ga­be von Pfän­dern und die Über­tra­gung von Pfand­rech­ten;
3.
ver­trags­mäs­si­ge Zin­se bis zum Be­tra­ge des lau­fen­den und ei­nes ver­fal­le­nen Jah­res­zin­ses, oder ge­ge­be­nen­falls für ei­ne lau­fen­de und ei­ne ver­fal­le­ne An­nui­tät.

3 Wenn sich nicht et­was an­de­res aus dem Bürg­schafts­ver­trag oder aus den Um­stän­den er­gibt, haf­tet der Bür­ge nur für die nach der Un­ter­zeich­nung der Bürg­schaft ein­ge­gan­ge­nen Ver­pflich­tun­gen des Haupt­schuld­ners.

Art. 500  

b. Ge­setz­li­che Ver­rin­ge­rung des Haf­tungs­be­tra­ges

 

1 Bei Bürg­schaf­ten na­tür­li­cher Per­so­nen ver­rin­gert sich der Haf­tungs­be­trag, so­weit nicht von vor­ne­he­rein oder nach­träg­lich et­was an­de­res ver­ein­bart wird, je­des Jahr um drei Hun­derts­tel, wenn aber die­se For­de­run­gen durch Grund­pfand ge­si­chert sind, um einen Hun­derts­tel des ur­sprüng­li­chen Haf­tungs­be­tra­ges. In je­dem Fal­le ver­rin­gert er sich bei Bürg­schaf­ten na­tür­li­cher Per­so­nen min­des­tens im glei­chen Ver­hält­nis wie die Haupt­schuld.

2 Aus­ge­nom­men sind die ge­gen­über der Eid­ge­nos­sen­schaft oder ih­ren öf­fent­lich-recht­li­chen An­stal­ten oder ge­gen­über ei­nem Kan­ton ein­ge­gan­ge­nen Bürg­schaf­ten für öf­fent­lich-recht­li­che Ver­pflich­tun­gen, wie Zöl­le, Steu­ern u. dgl. und für Frach­ten, so­wie die Amts- und Dienst­bürg­schaf­ten und die Bürg­schaf­ten für Ver­pflich­tun­gen mit wech­seln­dem Be­trag, wie Kon­to­kor­rent, Suk­zes­siv­lie­fe­rungs­ver­trag, und für pe­ri­odisch wie­der­keh­ren­de Leis­tun­gen.

Art. 501  

c. Be­lang­bar­keit des Bür­gen

 

1 Der Bür­ge kann we­gen der Haupt­schuld vor dem für ih­re Be­zah­lung fest­ge­setz­ten Zeit­punkt selbst dann nicht be­langt wer­den, wenn die Fäl­lig­keit durch den Kon­kurs des Haupt­schuld­ners vor­ge­rückt wird.

2 Ge­gen Leis­tung von Re­al­si­cher­heit kann der Bür­ge bei je­der Bürg­schafts­art ver­lan­gen, dass der Rich­ter die Be­trei­bung ge­gen ihn ein­stellt, bis al­le Pfän­der ver­wer­tet sind und ge­gen den Haupt­schuld­ner ein de­fi­ni­ti­ver Ver­lust­schein vor­liegt oder ein Nach­lass­ver­trag ab­ge­schlos­sen wor­den ist.

3 Be­darf die Haupt­schuld zu ih­rer Fäl­lig­keit der Kün­di­gung durch den Gläu­bi­ger oder den Haupt­schuld­ner, so be­ginnt die Frist für den Bür­gen erst mit dem Ta­ge zu lau­fen, an dem ihm die­se Kün­di­gung mit­ge­teilt wird.

4 Wird die Leis­tungs­pflicht ei­nes im Aus­land wohn­haf­ten Haupt­schuld­ners durch die aus­län­di­sche Ge­setz­ge­bung auf­ge­ho­ben oder ein­ge­schränkt, wie bei­spiels­wei­se durch Vor­schrif­ten über Ver­rech­nungs­ver­kehr oder durch Über­wei­sungs­ver­bo­te, so kann der in der Schweiz wohn­haf­te Bür­ge sich eben­falls dar­auf be­ru­fen, so­weit er auf die­se Ein­re­de nicht ver­zich­tet hat.

Art. 502  

d. Ein­re­den

 

1 Der Bür­ge ist be­rech­tigt und ver­pflich­tet, dem Gläu­bi­ger die Ein­re­den ent­ge­gen­zu­set­zen, die dem Haupt­schuld­ner oder sei­nen Er­ben zu­ste­hen und sich nicht auf die Zah­lungs­un­fä­hig­keit des Haupt­schuld­ners stüt­zen. Vor­be­hal­ten bleibt die Ver­bür­gung ei­ner für den Haupt­schuld­ner we­gen Irr­tums oder Ver­trags­un­fä­hig­keit un­ver­bind­li­chen oder ei­ner ver­jähr­ten Schuld.

2 Ver­zich­tet der Haupt­schuld­ner auf ei­ne ihm zu­ste­hen­de Ein­re­de, so kann der Bür­ge sie trotz­dem gel­tend ma­chen.

3 Un­ter­lässt es der Bür­ge, Ein­re­den des Haupt­schuld­ners gel­tend zu ma­chen, so ver­liert er sei­nen Rück­griff in­so­weit, als er sich durch die­se Ein­re­den hät­te be­frei­en kön­nen, wenn er nicht dar­zu­tun ver­mag, dass er sie oh­ne sein Ver­schul­den nicht ge­kannt hat.

4 Dem Bür­gen, der ei­ne we­gen Spiel und Wet­te un­klag­ba­re Schuld ver­bürgt hat, ste­hen, auch wenn er die­sen Man­gel kann­te, die glei­chen Ein­re­den zu wie dem Haupt­schuld­ner.

Art. 503  

e. Sorg­falts- und Her­aus­ga­be­pflicht des Gläu­bi­gers

 

1 Ver­min­dert der Gläu­bi­ger zum Nach­teil des Bür­gen bei der Ein­ge­hung der Bürg­schaft vor­han­de­ne oder vom Haupt­schuld­ner nach­träg­lich er­lang­te und ei­gens für die ver­bürg­te For­de­rung be­stimm­te Pfand­rech­te oder an­der­wei­ti­ge Si­cher­hei­ten und Vor­zugs­rech­te, so ver­rin­gert sich die Haf­tung des Bür­gen um einen die­ser Ver­min­de­rung ent­spre­chen­den Be­trag, so­weit nicht nach­ge­wie­sen wird, dass der Scha­den we­ni­ger hoch ist. Die Rück­for­de­rung des zu­viel be­zahl­ten Be­tra­ges bleibt vor­be­hal­ten.

2 Bei der Amts- und Dienst­bürg­schaft ist der Gläu­bi­ger dem Bür­gen über­dies ver­ant­wort­lich, wenn in­fol­ge Un­ter­las­sung der Auf­sicht über den Ar­beit­neh­mer, zu der er ver­pflich­tet ist, oder der ihm sonst zu­mut­ba­ren Sorg­falt die Schuld ent­stan­den ist oder einen Um­fang an­ge­nom­men hat, den sie an­dern­falls nicht an­ge­nom­men hät­te.264

3 Der Gläu­bi­ger hat dem Bür­gen, der ihn be­frie­digt, die zur Gel­tend­ma­chung sei­ner Rech­te dien­li­chen Ur­kun­den her­aus­zu­ge­ben und die nö­ti­gen Auf­schlüs­se zu er­tei­len. Eben­so hat er ihm die bei der Ein­ge­hung der Bürg­schaft vor­han­de­nen oder vom Haupt­schuld­ner nach­träg­lich ei­gens für die­se For­de­rung be­stell­ten Pfän­der und an­der­wei­ti­gen Si­cher­hei­ten her­aus­zu­ge­ben oder die für ih­re Über­tra­gung er­for­der­li­chen Hand­lun­gen vor­zu­neh­men. Die dem Gläu­bi­ger für an­de­re For­de­run­gen zu­ste­hen­den Pfand- und Re­ten­ti­ons­rech­te blei­ben vor­be­hal­ten, so­weit sie den­je­ni­gen des Bür­gen im Rang vor­ge­hen.

4 Wei­gert sich der Gläu­bi­ger un­ge­recht­fer­tig­ter­wei­se, die­se Hand­lun­gen vor­zu­neh­men, oder hat er sich der vor­han­de­nen Be­weis­mit­tel oder der Pfän­der und sons­ti­gen Si­cher­hei­ten, für die er ver­ant­wort­lich ist, bös­wil­lig oder grob­fahr­läs­sig en­täus­sert, so wird der Bür­ge frei. Er kann das Ge­leis­te­te zu­rück­for­dern und für den ihm dar­über hin­aus er­wach­se­nen Scha­den Er­satz ver­lan­gen.

264Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II Art. 1 Ziff. 12 des BG vom 25. Ju­ni 1971, in Kraft seit 1. Jan. 1972 (AS 1971 1465; BBl 1967 II 241). Sie­he auch die Schl- und UeB des X. Tit.

Art. 504  

f. An­spruch auf Zah­lungs­an­nah­me

 

1 Ist die Haupt­schuld fäl­lig, sei es auch in­fol­ge Kon­kur­ses des Haupt­schuld­ners, so kann der Bür­ge je­der­zeit ver­lan­gen, dass der Gläu­bi­ger von ihm Be­frie­di­gung an­neh­me. Haf­ten für ei­ne For­de­rung meh­re­re Bür­gen, so ist der Gläu­bi­ger auch zur An­nah­me ei­ner blos­sen Teil­zah­lung ver­pflich­tet, wenn sie min­des­tens so gross ist wie der Kopf­an­teil des zah­len­den Bür­gen.

2 Der Bür­ge wird frei, wenn der Gläu­bi­ger die An­nah­me der Zah­lung un­ge­recht­fer­tig­ter­wei­se ver­wei­gert. In die­sem Fal­le ver­min­dert sich die Haf­tung all­fäl­li­ger so­li­da­ri­scher Mit­bür­gen um den Be­trag sei­nes Kopf­an­teils.

3 Der Bür­ge kann den Gläu­bi­ger auch vor der Fäl­lig­keit der Haupt­schuld be­frie­di­gen, wenn die­ser zur An­nah­me be­reit ist. Der Rück­griff auf den Haupt­schuld­ner kann aber erst nach Ein­tritt der Fäl­lig­keit gel­tend ge­macht wer­den.

Art. 505  

g. Mit­tei­lungs­pflicht des Gläu­bi­gers und An­mel­dung im Kon­kurs und Nach­lass­ver­fah­ren des Schuld­ners

 

1 Ist der Haupt­schuld­ner mit der Be­zah­lung von Ka­pi­tal, von Zin­sen für ein hal­b­es Jahr oder ei­ner Jah­res­a­mor­ti­sa­ti­on sechs Mo­na­te im Rück­stand, so hat der Gläu­bi­ger dem Bür­gen Mit­tei­lung zu ma­chen. Auf Ver­lan­gen hat er ihm je­der­zeit über den Stand der Haupt­schuld Aus­kunft zu ge­ben.

2 Im Kon­kurs und beim Nach­lass­ver­fah­ren des Haupt­schuld­ners hat der Gläu­bi­ger sei­ne For­de­rung an­zu­mel­den und al­les Wei­te­re vor­zu­keh­ren, was ihm zur Wah­rung der Rech­te zu­ge­mu­tet wer­den kann. Den Bür­gen hat er vom Kon­kurs und von der Nach­lass­stun­dung zu be­nach­rich­ti­gen, so­bald er von ih­nen Kennt­nis er­hält.

3 Un­ter­lässt der Gläu­bi­ger ei­ne die­ser Hand­lun­gen, so ver­liert er sei­ne An­sprü­che ge­gen den Bür­gen in­so­weit, als die­sem aus der Un­ter­las­sung ein Scha­den ent­stan­den ist.

Art. 506  

2. Ver­hält­nis des Bür­gen zum Haupt­schuld­ner

a. Recht auf Si­cher­stel­lung und Be­frei­ung

 

Der Bür­ge kann vom Haupt­schuld­ner Si­cher­stel­lung und, wenn die Haupt­schuld fäl­lig ist, Be­frei­ung von der Bürg­schaft ver­lan­gen:

1.
wenn der Haupt­schuld­ner den mit dem Bür­gen ge­trof­fe­nen Ab­re­den zu­wi­der­han­delt, na­ment­lich die auf einen be­stimm­ten Zeit­punkt ver­spro­che­ne Ent­las­tung des Bür­gen nicht be­wirkt;
2.
wenn der Haupt­schuld­ner in Ver­zug kommt oder durch Ver­le­gung sei­nes Wohn­sit­zes in einen an­dern Staat sei­ne recht­li­che Ver­fol­gung er­heb­lich er­schwert;
3.
wenn durch Ver­schlim­me­rung der Ver­mö­gens­ver­hält­nis­se des Haupt­schuld­ners, durch Ent­wer­tung von Si­cher­hei­ten oder durch Ver­schul­den des Haupt­schuld­ners die Ge­fahr für den Bür­gen er­heb­lich grös­ser ge­wor­den ist, als sie bei der Ein­ge­hung der Bürg­schaft war.
Art. 507  

b. Das Rück­griffs­recht des Bür­gen.

aa. Im All­ge­mei­nen

 

1 Auf den Bür­gen ge­hen in dem­sel­ben Mas­se, als er den Gläu­bi­ger be­frie­digt hat, des­sen Rech­te über. Er kann sie so­fort nach Ein­tritt der Fäl­lig­keit gel­tend ma­chen.

2 Von den für die ver­bürg­te For­de­rung haf­ten­den Pfand­rech­ten und an­dern Si­cher­hei­ten ge­hen aber, so­weit nichts an­de­res ver­ein­bart wor­den ist, nur die­je­ni­gen auf ihn über, die bei Ein­ge­hung der Bürg­schaft vor­han­den wa­ren oder die vom Haupt­schuld­ner nach­träg­lich ei­gens für die­se For­de­rung be­stellt wor­den sind. Geht in­fol­ge bloss teil­wei­ser Be­zah­lung der Schuld nur ein Teil ei­nes Pfand­rech­tes auf den Bür­gen über, so hat der dem Gläu­bi­ger ver­blei­ben­de Teil vor demje­ni­gen des Bür­gen den Vor­rang.

3 Vor­be­hal­ten blei­ben die be­son­de­ren An­sprü­che und Ein­re­den aus dem zwi­schen Bür­gen und Haupt­schuld­ner be­ste­hen­den Rechts­ver­hält­nis.

4 Wird ein für ei­ne ver­bürg­te For­de­rung be­stell­tes Pfand in An­spruch ge­nom­men, oder be­zahlt der Pfand­ei­gen­tü­mer frei­wil­lig, so kann der Pfand­ei­gen­tü­mer auf den Bür­gen hie­für nur Rück­griff neh­men, wenn dies zwi­schen dem Pfand­be­stel­ler und dem Bür­gen so ver­ein­bart oder das Pfand von ei­nem Drit­ten nach­träg­lich be­stellt wor­den ist.

5 Die Ver­jäh­rung der Rück­griffs­for­de­rung be­ginnt mit dem Zeit­punkt der Be­frie­di­gung des Gläu­bi­gers durch den Bür­gen zu lau­fen.

6 Für die Be­zah­lung ei­ner un­klag­ba­ren For­de­rung oder ei­ner für den Haupt­schuld­ner we­gen Irr­tums oder Ver­trags­un­fä­hig­keit un­ver­bind­li­chen Schuld steht dem Bür­gen kein Rück­griffs­recht auf den Haupt­schuld­ner zu. Hat er je­doch die Haf­tung für ei­ne ver­jähr­te Schuld im Auf­trag des Haupt­schuld­ners über­nom­men, so haf­tet ihm die­ser nach den Grund­sät­zen über den Auf­trag.

Art. 508  

bb. An­zei­ge­pflicht des Bür­gen

 

1 Be­zahlt der Bür­ge die Haupt­schuld ganz oder teil­wei­se, so hat er dem Haupt­schuld­ner Mit­tei­lung zu ma­chen.

2 Un­ter­lässt er die­se Mit­tei­lung und be­zahlt der Haupt­schuld­ner, der die Til­gung nicht kann­te und auch nicht ken­nen muss­te, die Schuld gleich­falls, so ver­liert der Bür­ge sei­nen Rück­griff auf ihn.

3 Die For­de­rung ge­gen den Gläu­bi­ger aus un­ge­recht­fer­tig­ter Be­rei­che­rung bleibt vor­be­hal­ten.

Art. 509  

C. Be­en­di­gung der Bürg­schaft

I. Da­hin­fal­len von Ge­set­zes we­gen

 

1 Durch je­des Er­lö­schen der Haupt­schuld wird der Bür­ge be­freit.

2 Ver­ei­ni­gen sich aber die Haf­tung als Haupt­schuld­ner und die­je­ni­ge aus der Bürg­schaft in ei­ner und der­sel­ben Per­son, so blei­ben dem Gläu­bi­ger die ihm aus der Bürg­schaft zu­ste­hen­den be­son­dern Vor­tei­le ge­wahrt.

3 Je­de Bürg­schaft na­tür­li­cher Per­so­nen fällt nach Ab­lauf von 20 Jah­ren nach ih­rer Ein­ge­hung da­hin. Aus­ge­nom­men sind die ge­gen­über der Eid­ge­nos­sen­schaft oder ih­ren öf­fent­lich-recht­li­chen An­stal­ten oder ge­gen­über ei­nem Kan­ton für öf­fent­lich-recht­li­che Ver­pflich­tun­gen, wie Zöl­le, Steu­ern u. dgl., und für Frach­ten ein­ge­gan­ge­nen Bürg­schaf­ten so­wie die Amts- und Dienst­bürg­schaf­ten und die Bürg­schaf­ten für pe­ri­odisch wie­der­keh­ren­de Leis­tun­gen.

4 Wäh­rend des letz­ten Jah­res die­ser Frist kann die Bürg­schaft, selbst wenn sie für ei­ne län­ge­re Frist ein­ge­gan­gen wor­den ist, gel­tend ge­macht wer­den, so­fern der Bür­ge sie nicht vor­her ver­län­gert oder durch ei­ne neue Bürg­schaft er­setzt hat.

5 Ei­ne Ver­län­ge­rung kann durch schrift­li­che Er­klä­rung des Bür­gen für höchs­tens wei­te­re zehn Jah­re vor­ge­nom­men wer­den. Die­se ist aber nur gül­tig, wenn sie nicht frü­her als ein Jahr vor dem Da­hin­fal­len der Bürg­schaft ab­ge­ge­ben wird.

6 Wird die Haupt­schuld we­ni­ger als zwei Jah­re vor dem Da­hin­fal­len der Bürg­schaft fäl­lig, und konn­te der Gläu­bi­ger nicht auf einen frü­hern Zeit­punkt kün­di­gen, so kann der Bür­ge bei je­der Bürg­schafts­art oh­ne vor­he­ri­ge In­an­spruch­nah­me des Haupt­schuld­ners oder der Pfän­der be­langt wer­den. Dem Bür­gen steht aber das Rück­griffs­recht auf den Haupt­schuld­ner schon vor der Fäl­lig­keit der Haupt­schuld zu.

Art. 510  

II. Bürg­schaft auf Zeit; Rück­tritt

 

1 Ist ei­ne zu­künf­ti­ge For­de­rung ver­bürgt, so kann der Bür­ge die Bürg­schaft, so­lan­ge die For­de­rung nicht ent­stan­den ist, je­der­zeit durch ei­ne schrift­li­che Er­klä­rung an den Gläu­bi­ger wi­der­ru­fen, so­fern die Ver­mö­gens­ver­hält­nis­se des Haupt­schuld­ners sich seit der Un­ter­zeich­nung der Bürg­schaft we­sent­lich ver­schlech­tert ha­ben oder wenn sich erst nach­träg­lich her­aus­stellt, dass sei­ne Ver­mö­gens­la­ge we­sent­lich schlech­ter ist, als der Bür­ge in gu­ten Treu­en an­ge­nom­men hat­te. Bei ei­ner Amts- oder Dienst­bürg­schaft ist der Rück­tritt nicht mehr mög­lich, wenn das Amts- oder Dienst­ver­hält­nis zu­stan­de ge­kom­men ist.

2 Der Bür­ge hat dem Gläu­bi­ger Er­satz zu leis­ten für den Scha­den, der ihm dar­aus er­wächst, dass er sich in gu­ten Treu­en auf die Bürg­schaft ver­las­sen hat.

3 Ist die Bürg­schaft nur für ei­ne be­stimm­te Zeit ein­ge­gan­gen, so er­lischt die Ver­pflich­tung des Bür­gen, wenn der Gläu­bi­ger nicht bin­nen vier Wo­chen nach Ab­lauf der Frist sei­ne For­de­rung recht­lich gel­tend macht und den Rechts­weg oh­ne er­heb­li­che Un­ter­bre­chung ver­folgt.

4 Ist in die­sem Zeit­punkt die For­de­rung nicht fäl­lig, so kann sich der Bür­ge nur durch Leis­tung von Re­al­si­cher­heit von der Bürg­schaft be­frei­en.

5 Un­ter­lässt er dies, so gilt die Bürg­schaft un­ter Vor­be­halt der Be­stim­mung über die Höchst­dau­er wei­ter, wie wenn sie bis zur Fäl­lig­keit der Haupt­schuld ver­ein­bart wor­den wä­re.

Art. 511  

III. Un­be­fris­te­te Bürg­schaft

 

1 Ist die Bürg­schaft auf un­be­stimm­te Zeit ein­ge­gan­gen, so kann der Bür­ge nach Ein­tritt der Fäl­lig­keit der Haupt­schuld vom Gläu­bi­ger ver­lan­gen, dass er, so­weit es für sei­ne Be­lang­bar­keit Vor­aus­set­zung ist, bin­nen vier Wo­chen die For­de­rung ge­gen­über dem Haupt­schuld­ner recht­lich gel­tend macht, die Ver­wer­tung all­fäl­li­ger Pfän­der ein­lei­tet und den Rechts­weg oh­ne er­heb­li­che Un­ter­bre­chung ver­folgt.

2 Han­delt es sich um ei­ne For­de­rung, de­ren Fäl­lig­keit durch Kün­di­gung des Gläu­bi­gers her­bei­ge­führt wer­den kann, so ist der Bür­ge nach Ab­lauf ei­nes Jah­res seit Ein­ge­hung der Bürg­schaft zu dem Ver­lan­gen be­rech­tigt, dass der Gläu­bi­ger die Kün­di­gung vor­neh­me und nach Ein­tritt der Fäl­lig­keit sei­ne Rech­te im Sin­ne der vor­ste­hen­den Be­stim­mung gel­tend ma­che.

3 Kommt der Gläu­bi­ger die­sem Ver­lan­gen nicht nach, so wird der Bür­ge frei.

Art. 512  

IV. Amts- und Dienst­bürg­schaft

 

1 Ei­ne auf un­be­stimm­te Zeit ein­ge­gan­ge­ne Amts­bürg­schaft kann un­ter Wah­rung ei­ner Kün­di­gungs­frist von ei­nem Jahr auf das En­de ei­ner Amts­dau­er ge­kün­digt wer­den.

2 Be­steht kei­ne be­stimm­te Amts­dau­er, so kann der Amts­bür­ge die Bürg­schaft je auf das En­de des vier­ten Jah­res nach dem Amts­an­tritt un­ter Wah­rung ei­ner Kün­di­gungs­frist von ei­nem Jahr kün­di­gen.

3 Bei ei­ner auf un­be­stimm­te Zeit ein­ge­gan­ge­nen Dienst­bürg­schaft steht dem Bür­gen das glei­che Kün­di­gungs­recht zu wie dem Amts­bür­gen bei un­be­stimm­ter Amts­dau­er.

4 Ge­gen­tei­li­ge Ver­ein­ba­run­gen blei­ben vor­be­hal­ten.

Einundzwanzigster Titel: Spiel und Wette

Art. 513  

A. Un­klag­bar­keit der For­de­rung

 

1 Aus Spiel und Wet­te ent­steht kei­ne For­de­rung.

2 Das­sel­be gilt von Dar­le­hen und Vor­schüs­sen, die wis­sent­lich zum Be­hu­fe des Spie­les oder der Wet­te ge­macht wer­den, so­wie von Dif­fe­renz­ge­schäf­ten und sol­chen Lie­fe­rungs­ge­schäf­ten über Wa­ren oder Bör­sen­pa­pie­re, die den Cha­rak­ter ei­nes Spie­les oder ei­ner Wet­te ha­ben.

Art. 514  

B. Schuld­ver­schrei­bun­gen und frei­wil­li­ge Zah­lung

 

1 Ei­ne Schuld­ver­schrei­bung oder Wech­sel­ver­pflich­tung, die der Spie­len­de oder Wet­ten­de zur De­ckung der Spiel- oder Wett­sum­me ge­zeich­net hat, kann trotz er­folg­ter Aus­hän­di­gung, un­ter Vor­be­halt der Rech­te gut­gläu­bi­ger Drit­ter aus Wert­pa­pie­ren, nicht gel­tend ge­macht wer­den.

2 Ei­ne frei­wil­lig ge­leis­te­te Zah­lung kann nur zu­rück­ge­for­dert wer­den, wenn die plan­mäs­si­ge Aus­füh­rung des Spie­les oder der Wet­te durch Zu­fall oder durch den Emp­fän­ger ver­ei­telt wor­den ist, oder wenn die­ser sich ei­ner Un­red­lich­keit schul­dig ge­macht hat.

Art. 515  

C. Lot­te­rie- und Aus­spiel­ge­schäf­te

 

1 Aus Lot­te­rie- oder Aus­spiel­ge­schäf­ten ent­steht nur dann ei­ne For­de­rung, wenn die Un­ter­neh­mung von der zu­stän­di­gen Be­hör­de be­wil­ligt wor­den ist.

2 Fehlt die­se Be­wil­li­gung, so wird ei­ne sol­che For­de­rung wie ei­ne Spiel­for­de­rung be­han­delt.

3 Für aus­wärts ge­stat­te­te Lot­te­ri­en oder Aus­spiel­ver­trä­ge wird in der Schweiz ein Rechts­schutz nur ge­währt, wenn die zu­stän­di­ge schwei­ze­ri­sche Be­hör­de den Ver­trieb der Lo­se be­wil­ligt hat.

Art. 515a265  

D. Spiel in Spiel­ban­ken, Dar­le­hen von Spiel­ban­ken

 

Aus Glückss­pie­len in Spiel­ban­ken ent­ste­hen klag­ba­re For­de­run­gen, so­fern die Spiel­bank von der zu­stän­di­gen Be­hör­de ge­neh­migt wur­de.

265 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 5 des Spiel­ban­ken­ge­set­zes vom 18. Dez. 1998, in Kraft seit 1. April 2000 (AS 2000 677; BBl 1997 III 145).

Zweiundzwanzigster Titel: Der Leibrentenvertrag und die Verpfründung

Art. 516  

A. Leib­ren­ten­ver­trag

I. In­halt

 

1 Die Leib­ren­te kann auf die Le­bens­zeit des Ren­tengläu­bi­gers, des Ren­ten­schuld­ners oder ei­nes Drit­ten ge­stellt wer­den.

2 In Er­man­ge­lung ei­ner be­stimm­ten Ver­ab­re­dung wird an­ge­nom­men, sie sei auf die Le­bens­zeit des Ren­tengläu­bi­gers ver­spro­chen.

3 Ei­ne auf die Le­bens­zeit des Ren­ten­schuld­ners oder ei­nes Drit­ten ge­stell­te Leib­ren­te geht, so­fern nicht et­was an­de­res ver­ab­re­det ist, auf die Er­ben des Ren­tengläu­bi­gers über.

Art. 517  

II. Form der Ent­ste­hung

 

Der Leib­ren­ten­ver­trag be­darf zu sei­ner Gül­tig­keit der schrift­li­chen Form.

Art. 518  

III. Rech­te des Gläu­bi­gers

1. Gel­tend­ma­chung des An­spruchs

 

1 Die Leib­ren­te ist halb­jähr­lich und zum vor­aus zu leis­ten, wenn nicht et­was an­de­res ver­ein­bart ist.

2 Stirbt die Per­son, auf de­ren Le­bens­zeit die Leib­ren­te ge­stellt ist, vor dem Ab­lau­fe der Pe­ri­ode, für die zum vor­aus die Ren­te zu ent­rich­ten ist, so wird der vol­le Be­trag ge­schul­det.

3 Fällt der Leib­ren­ten­schuld­ner in Kon­kurs, so ist der Leibren­ten­gläu­bi­ger be­rech­tigt, sei­ne An­sprü­che in Form ei­ner Ka­pi­tal­for­de­rung gel­tend zu ma­chen, de­ren Wert durch das Ka­pi­tal be­stimmt wird, wo­mit die näm­li­che Leib­ren­te zur Zeit der Kon­kurser­öff­nung bei ei­ner so­li­den Ren­ten­an­stalt be­stellt wer­den könn­te.

Art. 519  

2. Über­trag­bar­keit

 

1 Der Leib­ren­tengläu­bi­ger kann, so­fern nicht et­was an­de­res ver­ein­bart ist, die Aus­übung sei­ner Rech­te ab­tre­ten.

2267

267Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 6 des BG vom 16. Dez. 1994, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 520  

IV. Leib­ren­ten nach dem Ge­setz über den Ver­si­che­rungs­ver­trag

 

Die Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes über den Leib­ren­ten­ver­trag fin­den kei­ne An­wen­dung auf Leib­ren­ten­ver­trä­ge, die un­ter dem Bun­des­ge­setz vom 2. April 1908268 über den Ver­si­che­rungs­ver­trag ste­hen, vor­be­hält­lich der Vor­schrift be­tref­fend die Ent­zieh­bar­keit des Ren­ten­an­spruchs.

Art. 521  

B. Ver­pfrün­dung

I. Be­griff

 

1 Durch den Ver­pfrün­dungs­ver­trag ver­pflich­tet sich der Pfrün­der, dem Pfrund­ge­ber ein Ver­mö­gen oder ein­zel­ne Ver­mö­gens­wer­te zu über­tra­gen, und die­ser, dem Pfrün­der Un­ter­halt und Pfle­ge auf Le­bens­zeit zu ge­wäh­ren.

2 Ist der Pfrund­ge­ber als Er­be des Pfrün­ders ein­ge­setzt, so steht das gan­ze Ver­hält­nis un­ter den Be­stim­mun­gen über den Erb­ver­trag.

Art. 522  

II. Ent­ste­hung

1. Form

 

1 Der Ver­pfrün­dungs­ver­trag be­darf zu sei­ner Gül­tig­keit, auch wenn kei­ne Erb­ein­set­zung da­mit ver­bun­den ist, der­sel­ben Form wie der Erb­ver­trag.

2 Wird der Ver­trag mit ei­ner staat­lich an­er­kann­ten Pfrund­an­stalt zu den von der zu­stän­di­gen Be­hör­de ge­neh­mig­ten Be­din­gun­gen ab­ge­schlos­sen, so ge­nügt die schrift­li­che Ver­ein­ba­rung.

Art. 523  

2. Si­cher­stel­lung

 

Hat der Pfrün­der dem Pfrund­ge­ber ein Grund­stück über­tra­gen so steht ihm für sei­ne An­sprü­che das Recht auf ein ge­setz­li­ches Pfand­recht an die­sem Grund­stück gleich ei­nem Ver­käu­fer zu.

Art. 524  

III. In­halt

 

1 Der Pfrün­der tritt in häus­li­che Ge­mein­schaft mit dem Pfrund­ge­ber, und die­ser ist ver­pflich­tet, ihm zu leis­ten, was der Pfrün­der nach dem Wert des Ge­leis­te­ten und nach den Ver­hält­nis­sen, in de­nen er bis­hin ge­stan­den hat, bil­li­ger­wei­se er­war­ten darf.

2 Er hat ihm Woh­nung und Un­ter­halt in an­ge­mes­se­ner Wei­se zu lei­sten und schul­det ihm in Krank­heits­fäl­len die nö­ti­ge Pfle­ge und ärzt­li­che Be­hand­lung.

3 Pfrund­an­stal­ten kön­nen die­se Leis­tun­gen in ih­ren Haus­ord­nun­gen un­ter Ge­neh­mi­gung durch die zu­stän­di­ge Be­hör­de als Ver­trags­in­halt all­ge­mein ver­bind­lich fest­set­zen.

Art. 525  

IV. An­fech­tung und Her­ab­set­zung

 

1 Ein Ver­pfrün­dungs­ver­trag kann von den­je­ni­gen Per­so­nen an­ge­foch­ten wer­den, de­nen ein ge­setz­li­cher Un­ter­stüt­zungs­an­spruch ge­gen den Pfrün­der zu­steht, wenn der Pfrün­der durch die Ver­pfrün­dung sich der Mög­lich­keit be­raubt, sei­ner Un­ter­stüt­zungs­pflicht nach­zu­kom­men.

2 An­statt den Ver­trag auf­zu­he­ben, kann der Rich­ter den Pfrund­ge­ber zu der Un­ter­stüt­zung der Un­ter­stüt­zungs­be­rech­tig­ten ver­pflich­ten un­ter An­rech­nung die­ser Leis­tun­gen auf das, was der Pfrund­ge­ber ver­trags­ge­mä­ss dem Pfrün­der zu ent­rich­ten hat.

3 Vor­be­hal­ten blei­ben fer­ner die Kla­ge der Er­ben auf Her­ab­set­zung und die An­fech­tung durch die Gläu­bi­ger.

Art. 526  

V. Auf­he­bung

1. Kün­di­gung

 

1 Der Ver­pfrün­dungs­ver­trag kann so­wohl von dem Pfrün­der als dem Pfrund­ge­ber je­der­zeit auf ein hal­b­es Jahr ge­kün­digt wer­den, wenn nach dem Ver­trag die Leis­tung des einen dem Wer­te nach er­heb­lich grös­ser ist, als die des an­dern, und der Emp­fän­ger der Mehr­leis­tung nicht die Schen­kungs­ab­sicht des an­dern nach­wei­sen kann.

2 Mass­ge­bend ist hie­für das Ver­hält­nis von Ka­pi­tal und Leib­ren­te nach den Grund­sät­zen ei­ner so­li­den Ren­ten­an­stalt.

3 Was im Zeit­punkt der Auf­he­bung be­reits ge­leis­tet ist, wird un­ter ge­gen­sei­ti­ger Ver­rech­nung von Ka­pi­tal­wert und Zins zu­rück­er­stat­tet.

Art. 527  

2. Ein­sei­ti­ge Auf­he­bung

 

1 So­wohl der Pfrün­der als der Pfrund­ge­ber kann die Ver­pfrün­dung ein­sei­tig auf­he­ben, wenn in­fol­ge von Ver­let­zung der ver­trag­li­chen Pflich­ten das Ver­hält­nis un­er­träg­lich ge­wor­den ist oder wenn an­de­re wich­ti­ge Grün­de des­sen Fort­set­zung über­mäs­sig er­schwe­ren oder un­mög­lich ma­chen.

2 Wird die Ver­pfrün­dung aus ei­nem sol­chen Grun­de auf­ge­ho­ben, so hat ne­ben der Rück­ga­be des Ge­leis­te­ten der schul­di­ge Teil dem schuld­lo­sen ei­ne an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung zu ent­rich­ten.

3 An­statt den Ver­trag voll­stän­dig auf­zu­he­ben, kann der Rich­ter auf Be­geh­ren ei­ner Par­tei oder von Am­tes we­gen die häus­li­che Ge­mein­schaft auf­he­ben und dem Pfrün­der zum Er­satz da­für ei­ne Leib­ren­te zu­spre­chen.

Art. 528  

3. Auf­he­bung beim Tod des Pfrund­ge­bers

 

1 Beim To­de des Pfrund­ge­bers kann der Pfrün­der in­ner­halb Jah­res­frist die Auf­he­bung des Pfrund­ver­hält­nis­ses ver­lan­gen.

2 In die­sem Fal­le kann er ge­gen die Er­ben ei­ne For­de­rung gel­tend ma­chen, wie sie im Kon­kur­se des Pfrund­ge­bers ihm zu­stän­de.

Art. 529  

VI. Un­über­trag­bar­keit, Gel­tend­ma­chung bei Kon­kurs und Pfän­dung

 

1 Der An­spruch des Pfrün­ders ist nicht über­trag­bar.

2 Im Kon­kur­se des Pfrund­ge­bers be­steht die For­de­rung des Pfrün­ders in dem Be­tra­ge, wo­mit die Leis­tung des Pfrund­ge­bers dem Wer­te nach bei ei­ner so­li­den Ren­ten­an­stalt in Ge­stalt ei­ner Leib­ren­te er­wor­ben wer­den könn­te.

3 Bei der Be­trei­bung auf Pfän­dung kann der Pfrün­der für die­se For­de­rung oh­ne vor­gän­gi­ge Be­trei­bung an der Pfän­dung teil­neh­men.

Dreiundzwanzigster Titel: Die einfache Gesellschaft

Art. 530  

A. Be­griff

 

1 Ge­sell­schaft ist die ver­trags­mäs­si­ge Ver­bin­dung von zwei oder meh­re­ren Per­so­nen zur Er­rei­chung ei­nes ge­mein­sa­men Zweckes mit ge­mein­sa­men Kräf­ten oder Mit­teln.

2 Sie ist ei­ne ein­fa­che Ge­sell­schaft im Sin­ne die­ses Ti­tels, so­fern da­bei nicht die Vor­aus­set­zun­gen ei­ner an­dern durch das Ge­setz ge­ord­ne­ten Ge­sell­schaft zu­tref­fen.

Art. 531  

B. Ver­hält­nis der Ge­sell­schaf­ter un­ter sich

I. Bei­trä­ge

 

1 Je­der Ge­sell­schaf­ter hat einen Bei­trag zu leis­ten, sei es in Geld, Sa­chen, For­de­run­gen oder Ar­beit.

2 Ist nicht et­was an­de­res ver­ein­bart, so ha­ben die Ge­sell­schaf­ter glei­che Bei­trä­ge, und zwar in der Art und dem Um­fan­ge zu leis­ten, wie der ver­ein­bar­te Zweck es er­heischt.

3 In Be­zug auf die Tra­gung der Ge­fahr und die Ge­währspflicht fin­den, so­fern der ein­zel­ne Ge­sell­schaf­ter den Ge­brauch ei­ner Sa­che zu über­las­sen hat, die Grund­sät­ze des Miet­ver­tra­ges und, so­fern er Ei­gen­tum zu über­tra­gen hat, die Grund­sät­ze des Kauf­ver­tra­ges ent­spre­chen­de An­wen­dung.

Art. 532  

II. Ge­winn und Ver­lust

1. Ge­winn­tei­lung

 

Je­der Ge­sell­schaf­ter ist ver­pflich­tet, einen Ge­winn, der sei­ner Na­tur nach der Ge­sell­schaft zu­kommt, mit den an­dern Ge­sell­schaf­tern zu tei­len.

Art. 533  

2. Ge­winn- und Ver­lus­t­be­tei­li­gung

 

1 Wird es nicht an­ders ver­ein­bart, so hat je­der Ge­sell­schaf­ter, oh­ne Rück­sicht auf die Art und Grös­se sei­nes Bei­tra­ges, glei­chen An­teil an Ge­winn und Ver­lust.

2 Ist nur der An­teil am Ge­win­ne oder nur der An­teil am Ver­lus­te ver­ein­bart, so gilt die­se Ver­ein­ba­rung für bei­des.

3 Die Ver­ab­re­dung, dass ein Ge­sell­schaf­ter, der zu dem ge­mein­sa­men Zwe­cke Ar­beit bei­zu­tra­gen hat, An­teil am Ge­win­ne, nicht aber am Ver­lus­te ha­ben soll, ist zu­läs­sig.

Art. 534  

III. Ge­sell­schafts­be­schlüs­se

 

1 Ge­sell­schafts­be­schlüs­se wer­den mit Zu­stim­mung al­ler Ge­sell­schaf­ter ge­fasst.

2 Ge­nügt nach dem Ver­tra­ge Stim­men­mehr­heit, so ist die Mehr­heit nach der Per­so­nen­zahl zu be­rech­nen.

Art. 535  

IV. Ge­schäfts­füh­rung

 

1 Die Ge­schäfts­füh­rung steht al­len Ge­sell­schaf­tern zu, so­weit sie nicht durch Ver­trag oder Be­schluss ei­nem oder meh­re­ren Ge­sell­schaf­tern oder Drit­ten aus­sch­liess­lich über­tra­gen ist.

2 Steht die Ge­schäfts­füh­rung ent­we­der al­len oder meh­re­ren Ge­sell­schaf­tern zu, so kann je­der von ih­nen oh­ne Mit­wir­kung der üb­ri­gen han­deln, es hat aber je­der an­de­re zur Ge­schäfts­füh­rung be­fug­te Ge­sell­schaf­ter das Recht, durch sei­nen Wi­der­spruch die Hand­lung zu ver­hin­dern, be­vor sie vollen­det ist.

3 Zur Be­stel­lung ei­nes Ge­ne­ral­be­voll­mäch­tig­ten und zur Vor­nah­me von Rechts­hand­lun­gen, die über den ge­wöhn­li­chen Be­trieb der ge­mein­schaft­li­chen Ge­schäf­te hin­aus­ge­hen, ist, so­fern nicht Ge­fahr im Ver­zu­ge liegt, die Ein­wil­li­gung sämt­li­cher Ge­sell­schaf­ter er­for­der­lich.

Art. 536  

V. Ver­ant­wort­lich­keit un­ter sich

1. Kon­kur­renz­ver­bot

 

Kein Ge­sell­schaf­ter darf zu sei­nem be­son­de­ren Vor­tei­le Ge­schäf­te be­trei­ben, durch die der Zweck der Ge­sell­schaft ver­ei­telt oder be­ein­träch­tigt wür­de.

Art. 537  

2. An­sprü­che aus der Tä­tig­keit für die Ge­sell­schaft

 

1 Für Aus­la­gen oder Ver­bind­lich­kei­ten, die ein Ge­sell­schaf­ter in den An­ge­le­gen­hei­ten der Ge­sell­schaft macht oder ein­geht, so­wie für Ver­lus­te, die er un­mit­tel­bar durch sei­ne Ge­schäfts­füh­rung oder aus den un­trenn­bar da­mit ver­bun­de­nen Ge­fah­ren er­lei­det, sind ihm die üb­ri­gen Ge­sell­schaf­ter haft­bar.

2 Für die vor­ge­schos­se­nen Gel­der kann er vom Ta­ge des ge­leis­te­ten Vor­schus­ses an Zin­se for­dern.

3 Da­ge­gen steht ihm für per­sön­li­che Be­mü­hun­gen kein An­spruch auf be­son­de­re Ver­gü­tung zu.

Art. 538  

3. Mass der Sorg­falt

 

1 Je­der Ge­sell­schaf­ter ist ver­pflich­tet, in den An­ge­le­gen­hei­ten der Ge­sell­schaft den Fleiss und die Sorg­falt an­zu­wen­den, die er in sei­nen ei­ge­nen an­zu­wen­den pflegt.

2 Er haf­tet den üb­ri­gen Ge­sell­schaf­tern für den durch sein Ver­schul­den ent­stan­de­nen Scha­den, oh­ne dass er da­mit die Vor­tei­le ver­rech­nen könn­te, die er der Ge­sell­schaft in an­dern Fäl­len ver­schafft hat.

3 Der ge­schäfts­füh­ren­de Ge­sell­schaf­ter, der für sei­ne Tä­tig­keit ei­ne Ver­gü­tung be­zieht, haf­tet nach den Be­stim­mun­gen über den Auf­trag.

Art. 539  

VI. Ent­zug und Be­schrän­kung der Ge­schäfts­füh­rung

 

1 Die im Ge­sell­schafts­ver­tra­ge ei­nem Ge­sell­schaf­ter ein­ge­räum­te Be­fug­nis zur Ge­schäfts­füh­rung darf von den üb­ri­gen Ge­sell­schaf­tern oh­ne wich­ti­ge Grün­de we­der ent­zo­gen noch be­schränkt wer­den.

2 Lie­gen wich­ti­ge Grün­de vor, so kann sie von je­dem der üb­ri­gen Ge­sell­schaf­ter selbst dann ent­zo­gen wer­den, wenn der Ge­sell­schafts­ver­trag et­was an­de­res be­stimmt.

3 Ein wich­ti­ger Grund liegt na­ment­lich vor, wenn der Ge­schäfts­füh­rer sich ei­ner gro­ben Pflicht­ver­let­zung schul­dig ge­macht oder die Fä­hig­keit zu ei­ner gu­ten Ge­schäfts­füh­rung ver­lo­ren hat.

Art. 540  

VII. Ge­schäfts­füh­ren­de und nicht ge­schäfts­füh­ren­de Ge­sell­schaf­ter

1. Im All­ge­mei­nen

 

1 So­weit we­der in den Be­stim­mun­gen die­ses Ti­tels noch im Ge­sell­schafts­ver­tra­ge et­was an­de­res vor­ge­se­hen ist, kom­men auf das Ver­hält­nis der ge­schäfts­füh­ren­den Ge­sell­schaf­ter zu den üb­ri­gen Ge­sell­schaf­tern die Vor­schrif­ten über Auf­trag zur An­wen­dung.

2 Wenn ein Ge­sell­schaf­ter, der nicht zur Ge­schäfts­füh­rung be­fugt ist, Ge­sell­schafts­an­ge­le­gen­hei­ten be­sorgt, oder wenn ein zur Ge­schäfts­füh­rung be­fug­ter Ge­sell­schaf­ter sei­ne Be­fug­nis über­schrei­tet, so fin­den die Vor­schrif­ten über die Ge­schäfts­füh­rung oh­ne Auf­trag An­wen­dung.

Art. 541  

2. Ein­sicht in die Ge­sell­schafts­an­ge­le­gen­hei­ten

 

1 Der von der Ge­schäfts­füh­rung aus­ge­schlos­se­ne Ge­sell­schaf­ter hat das Recht, sich per­sön­lich von dem Gan­ge der Ge­sell­schafts­an­ge­le­gen­hei­ten zu un­ter­rich­ten, von den Ge­schäfts­bü­chern und Pa­pie­ren der Ge­sell­schaft Ein­sicht zu neh­men und für sich ei­ne Über­sicht über den Stand des ge­mein­schaft­li­chen Ver­mö­gens an­zu­fer­ti­gen.

2 Ei­ne ent­ge­gen­ste­hen­de Ver­ein­ba­rung ist nich­tig.

Art. 542  

VIII. Auf­nah­me neu­er Ge­sell­schaf­ter und Un­ter­be­tei­li­gung

 

1 Ein Ge­sell­schaf­ter kann oh­ne die Ein­wil­li­gung der üb­ri­gen Ge­sell­schaf­ter kei­nen Drit­ten in die Ge­sell­schaft auf­neh­men.

2 Wenn ein Ge­sell­schaf­ter ein­sei­tig einen Drit­ten an sei­nem An­tei­le be­tei­ligt oder sei­nen An­teil an ihn ab­tritt, so wird die­ser Drit­te da­durch nicht zum Ge­sell­schaf­ter der üb­ri­gen und er­hält ins­be­son­de­re nicht das Recht, von den Ge­sell­schafts­an­ge­le­gen­hei­ten Ein­sicht zu neh­men.

Art. 543  

C. Ver­hält­nis der Ge­sell­schaf­ter ge­gen­über Drit­ten

I. Ver­tre­tung

 

1 Wenn ein Ge­sell­schaf­ter zwar für Rech­nung der Ge­sell­schaft, aber in ei­ge­nem Na­men mit ei­nem Drit­ten Ge­schäf­te ab­sch­liesst, so wird er al­lein dem Drit­ten ge­gen­über be­rech­tigt und ver­pflich­tet.

2 Wenn ein Ge­sell­schaf­ter im Na­men der Ge­sell­schaft oder sämt­li­cher Ge­sell­schaf­ter mit ei­nem Drit­ten Ge­schäf­te ab­sch­liesst, so wer­den die üb­ri­gen Ge­sell­schaf­ter dem Drit­ten ge­gen­über nur in­so­weit be­rech­tigt und ver­pflich­tet, als es die Be­stim­mun­gen über die Stell­ver­tre­tung mit sich brin­gen.

3 Ei­ne Er­mäch­ti­gung des ein­zel­nen Ge­sell­schaf­ters, die Ge­sell­schaft oder sämt­li­che Ge­sell­schaf­ter Drit­ten ge­gen­über zu ver­tre­ten, wird ver­mu­tet, so­bald ihm die Ge­schäfts­füh­rung über­las­sen ist.

Art. 544  

II. Wir­kung der Ver­tre­tung

 

1 Sa­chen, ding­li­che Rech­te oder For­de­run­gen, die an die Ge­sell­schaft über­tra­gen oder für sie er­wor­ben sind, ge­hö­ren den Ge­sell­schaf­tern ge­mein­schaft­lich nach Mass­ga­be des Ge­sell­schafts­ver­tra­ges.

2 Die Gläu­bi­ger ei­nes Ge­sell­schaf­ters kön­nen, wo aus dem Ge­sell­schafts­ver­tra­ge nichts an­de­res her­vor­geht, zu ih­rer Be­frie­di­gung nur den Li­qui­da­ti­ons­an­teil ih­res Schuld­ners in An­spruch neh­men.

3 Ha­ben die Ge­sell­schaf­ter ge­mein­schaft­lich oder durch Stell­ver­tre­tung ei­nem Drit­ten ge­gen­über Ver­pflich­tun­gen ein­ge­gan­gen, so haf­ten sie ihm so­li­da­risch, un­ter Vor­be­halt an­de­rer Ver­ein­ba­rung.

Art. 545  

D. Be­en­di­gung der Ge­sell­schaft

I. Auf­lö­sungs­grün­de

1. Im All­ge­mei­nen

 

1 Die Ge­sell­schaft wird auf­ge­löst:

1.
wenn der Zweck, zu wel­chem sie ab­ge­schlos­sen wur­de, er­reicht oder wenn des­sen Er­rei­chung un­mög­lich ge­wor­den ist;
2.
wenn ein Ge­sell­schaf­ter stirbt und für die­sen Fall nicht schon vor­her ver­ein­bart wor­den ist, dass die Ge­sell­schaft mit den Er­ben fort­be­ste­hen soll;
3.269
wenn der Li­qui­da­ti­ons­an­teil ei­nes Ge­sell­schaf­ters zur Zwangs­ver­wer­tung ge­langt oder ein Ge­sell­schaf­ter in Kon­kurs fällt oder un­ter um­fas­sen­de Bei­stand­schaft ge­stellt wird;
4.
durch ge­gen­sei­ti­ge Über­ein­kunft;
5.
durch Ab­lauf der Zeit, auf de­ren Dau­er die Ge­sell­schaft ein­ge­gan­gen wor­den ist;
6.
durch Kün­di­gung von sei­ten ei­nes Ge­sell­schaf­ters, wenn ei­ne sol­che im Ge­sell­schafts­ver­tra­ge vor­be­hal­ten oder wenn die Ge­sell­schaft auf un­be­stimm­te Dau­er oder auf Le­bens­zeit ei­nes Ge­sell­schaf­ters ein­ge­gan­gen wor­den ist;
7.
durch Ur­teil des Ge­richts270 im Fal­le der Auf­lö­sung aus ei­nem wich­ti­gen Grund.

2 Aus wich­ti­gen Grün­den kann die Auf­lö­sung der Ge­sell­schaft vor Ab­lauf der Ver­trags­dau­er oder, wenn sie auf un­be­stimm­te Dau­er ab­ge­schlos­sen wor­den ist, oh­ne vor­he­ri­ge Auf­kün­di­gung ver­langt wer­den.

269 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 10 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

270 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 17. März 2017 (Han­dels­re­gis­ter­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 957; BBl 2015 3617). Die­se Änd. wur­de in den in der AS ge­nann­ten Be­stim­mun­gen vor­ge­nom­men.

Art. 546  

2. Ge­sell­schaft auf un­be­stimm­te Dau­er

 

1 Ist die Ge­sell­schaft auf un­be­stimm­te Dau­er oder auf Le­bens­zeit ei­nes Ge­sell­schaf­ters ge­schlos­sen wor­den, so kann je­der Ge­sell­schaf­ter den Ver­trag auf sechs Mo­na­te kün­di­gen.

2 Die Kün­di­gung soll je­doch in gu­ten Treu­en und nicht zur Un­zeit ge­sche­hen und darf, wenn jähr­li­che Rech­nungs­ab­schlüs­se vor­ge­se­hen sind, nur auf das En­de ei­nes Ge­schäfts­jah­res er­fol­gen.

3 Wird ei­ne Ge­sell­schaft nach Ab­lauf der Zeit, für die sie ein­ge­gan­gen wor­den ist, still­schwei­gend fort­ge­setzt, so gilt sie als auf un­be­stimm­te Zeit er­neu­ert.

Art. 547  

II. Wir­kung der Auf­lö­sung auf die Ge­schäfts­füh­rung

 

1 Wird die Ge­sell­schaft in an­de­rer Wei­se als durch Kün­di­gung auf­ge­löst, so gilt die Be­fug­nis ei­nes Ge­sell­schaf­ters zur Ge­schäfts­füh­rung zu sei­nen Guns­ten gleich­wohl als fort­be­ste­hend, bis er von der Auf­lö­sung Kennt­nis hat oder bei schul­di­ger Sorg­falt ha­ben soll­te.

2 Wird die Ge­sell­schaft durch den Tod ei­nes Ge­sell­schaf­ters auf­ge­löst, so hat der Er­be des ver­stor­be­nen Ge­sell­schaf­ters den an­dern den To­des­fall un­ver­züg­lich an­zu­zei­gen und die von sei­nem Erb­las­ser zu be­sor­gen­den Ge­schäf­te in gu­ten Treu­en fort­zu­set­zen, bis an­der­wei­ti­ge Für­sor­ge ge­trof­fen ist.

3 Die an­dern Ge­sell­schaf­ter ha­ben in glei­cher Wei­se die Ge­schäf­te einst­wei­len wei­ter zu füh­ren.

Art. 548  

III. Li­qui­da­ti­on

1. Be­hand­lung der Ein­la­gen

 

1 Bei der Aus­ein­an­der­set­zung, die nach der Auf­lö­sung die Ge­sell­schaf­ter un­ter sich vor­zu­neh­men ha­ben, fal­len die Sa­chen, die ein Ge­sell­schaf­ter zu Ei­gen­tum ein­ge­bracht hat, nicht an ihn zu­rück.

2 Er hat je­doch An­spruch auf den Wert, für den sie über­nom­men wor­den sind.

3 Fehlt es an ei­ner sol­chen Wert­be­stim­mung, so geht sein An­spruch auf den Wert, den die Sa­chen zur Zeit des Ein­brin­gens hat­ten.

Art. 549  

2. Ver­tei­lung von Über­schuss und Fehl­be­trag

 

1 Ver­bleibt nach Ab­zug der ge­mein­schaft­li­chen Schul­den, nach Er­satz der Aus­la­gen und Ver­wen­dun­gen an ein­zel­ne Ge­sell­schaf­ter und nach Rück­er­stat­tung der Ver­mö­gens­bei­trä­ge ein Über­schuss, so ist er un­ter die Ge­sell­schaf­ter als Ge­winn zu ver­tei­len.

2 Ist nach Til­gung der Schul­den und Er­satz der Aus­la­gen und Ver­wen­dun­gen das ge­mein­schaft­li­che Ver­mö­gen nicht aus­rei­chend, um die ge­leis­te­ten Ver­mö­gens­bei­trä­ge zu­rück­zu­er­stat­ten, so ha­ben die Ge­sell­schaf­ter das Feh­len­de als Ver­lust zu tra­gen.

Art. 550  

3. Vor­nah­me der Aus­ein­an­der­set­zung

 

1 Die Aus­ein­an­der­set­zung nach Auf­lö­sung der Ge­sell­schaft ist von al­len Ge­sell­schaf­tern ge­mein­sam vor­zu­neh­men mit Ein­schluss der­je­ni­gen, die von der Ge­schäfts­füh­rung aus­ge­schlos­sen wa­ren.

2 Wenn je­doch der Ge­sell­schafts­ver­trag sich nur auf be­stimm­te ein­zel­ne Ge­schäf­te be­zog, die ein Ge­sell­schaf­ter in ei­ge­nem Na­men auf ge­mein­sa­me Rech­nung zu be­sor­gen hat­te, so hat er die­se Ge­schäf­te auch nach Auf­lö­sung der Ge­sell­schaft al­lein zu er­le­di­gen und den üb­ri­gen Ge­sell­schaf­tern Rech­nung ab­zu­le­gen.

Art. 551  

IV. Haf­tung ge­gen­über Drit­ten

 

An den Ver­bind­lich­kei­ten ge­gen­über Drit­ten wird durch die Auf­lö­sung der Ge­sell­schaft nichts ge­än­dert.

Dritte Abteilung: Die Handelsgesellschaften und die Genossenschaft271

271Fassung gemäss BG vom 18. Dez. 1936, in Kraft seit 1. Juli 1937 (AS 53 185; BBl 1928 I 205, 1932 I 217). Siehe die Schl- und UeB zu den Tit. XXIV–XXXIII am Schluss des OR.

Vierundzwanzigster Titel: Die Kollektivgesellschaft

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