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A. Der Lehrvertrag216

216Fassung gemäss Anhang Ziff. II 3 des Berufsbildungsgesetzes vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2004 (AS 2003 4557; BBl 2000 5686).

Art. 344  

A.

I. Be­griff und Ent­ste­hung

1. Be­griff

 

Durch den Lehr­ver­trag ver­pflich­ten sich der Ar­beit­ge­ber, die ler­nen­de Per­son für ei­ne be­stimm­te Be­rufs­tä­tig­keit fach­ge­mä­ss zu bil­den, und die ler­nen­de Per­son, zu die­sem Zweck Ar­beit im Dienst des Ar­beit­ge­bers zu leis­ten.

Art. 344a  

2. Ent­ste­hung und In­halt

 

1 Der Lehr­ver­trag be­darf zu sei­ner Gül­tig­keit der schrift­li­chen Form.

2 Der Ver­trag hat die Art und die Dau­er der be­ruf­li­chen Bil­dung, den Lohn, die Pro­be­zeit, die Ar­beits­zeit und die Fe­ri­en zu re­geln.

3 Die Pro­be­zeit darf nicht we­ni­ger als einen Mo­nat und nicht mehr als drei Mo­na­te be­tra­gen. Ha­ben die Ver­trags­par­tei­en im Lehr­ver­trag kei­ne Pro­be­zeit fest­ge­legt, so gilt ei­ne Pro­be­zeit von drei Mo­na­ten.

4 Die Pro­be­zeit kann vor ih­rem Ab­lauf durch Ab­re­de der Par­tei­en und un­ter Zu­stim­mung der kan­to­na­len Be­hör­de aus­nahms­wei­se bis auf sechs Mo­na­te ver­län­gert wer­den.

5 Der Ver­trag kann wei­te­re Be­stim­mun­gen ent­hal­ten, wie na­ment­lich über die Be­schaf­fung von Be­rufs­werk­zeu­gen, Bei­trä­ge an Un­ter­kunft und Ver­pfle­gung, Über­nah­me von Ver­si­che­rungs­prä­mi­en oder an­de­re Leis­tun­gen der Ver­trags­par­tei­en.

6 Ab­re­den, die die ler­nen­de Per­son im frei­en Ent­schluss über die be­ruf­li­che Tä­tig­keit nach be­en­dig­ter Leh­re be­ein­träch­ti­gen, sind nich­tig.

Art. 345  

II. Wir­kun­gen

1. Be­son­de­re Pflich­ten der ler­nen­den Per­son und ih­rer ge­setz­li­chen Ver­tre­tung

 

1 Die ler­nen­de Per­son hat al­les zu tun, um das Lehr­ziel zu er­rei­chen.

2 Die ge­setz­li­che Ver­tre­tung der ler­nen­den Per­son hat den Ar­beit­ge­ber in der Er­fül­lung sei­ner Auf­ga­be nach Kräf­ten zu un­ter­stüt­zen und das gu­te Ein­ver­neh­men zwi­schen dem Ar­beit­ge­ber und der ler­nen­den Per­son zu för­dern.

Art. 345a  

2. Be­son­de­re Pflich­ten des Ar­beit­ge­bers

 

1 Der Ar­beit­ge­ber hat da­für zu sor­gen, dass die Be­rufs­leh­re un­ter der Ver­ant­wor­tung ei­ner Fach­kraft steht, wel­che die da­für nö­ti­gen be­ruf­li­chen Fä­hig­kei­ten und per­sön­li­chen Ei­gen­schaf­ten be­sitzt.

2 Er hat der ler­nen­den Per­son oh­ne Lohn­ab­zug die Zeit frei­zu­ge­ben, die für den Be­such der Be­rufs­fach­schu­le und der über­be­trieb­li­chen Kur­se und für die Teil­nah­me an den Lehr­ab­schluss­prü­fun­gen er­for­der­lich ist.

3 Er hat der ler­nen­den Per­son bis zum vollen­de­ten 20. Al­ters­jahr für je­des Lehr­jahr we­nigs­tens fünf Wo­chen Fe­ri­en zu ge­wäh­ren.

4 Er darf die ler­nen­de Per­son zu an­de­ren als be­ruf­li­chen Ar­bei­ten und zu Ak­kord­lohn­ar­bei­ten nur so weit ein­set­zen, als sol­che Ar­bei­ten mit dem zu er­ler­nen­den Be­ruf in Zu­sam­men­hang ste­hen und die Bil­dung nicht be­ein­träch­tigt wird.

Art. 346  

III. Be­en­di­gung

1. Vor­zei­ti­ge Auf­lö­sung

 

1 Das Lehr­ver­hält­nis kann wäh­rend der Pro­be­zeit je­der­zeit mit ei­ner Kün­di­gungs­frist von sie­ben Ta­gen ge­kün­digt wer­den.

2 Aus wich­ti­gen Grün­den im Sin­ne von Ar­ti­kel 337 kann das Lehr­ver­hält­nis na­ment­lich frist­los auf­ge­löst wer­den, wenn:

a.
der für die Bil­dung ver­ant­wort­li­chen Fach­kraft die er­for­der­li­chen be­ruf­li­chen Fä­hig­kei­ten oder per­sön­li­chen Ei­gen­schaf­ten zur Bil­dung der ler­nen­den Per­son feh­len;
b.
die ler­nen­de Per­son nicht über die für die Bil­dung un­ent­behr­li­chen kör­per­li­chen oder geis­ti­gen An­la­gen ver­fügt oder ge­sund­heit­lich oder sitt­lich ge­fähr­det ist; die ler­nen­de Per­son und ge­ge­be­nen­falls de­ren ge­setz­li­che Ver­tre­tung sind vor­gän­gig an­zu­hö­ren;
c.
die Bil­dung nicht oder nur un­ter we­sent­lich ver­än­der­ten Ver­hält­nis­sen zu En­de ge­führt wer­den kann.
Art. 346a  

2. Lehr­zeug­nis

 

1 Nach Be­en­di­gung der Be­rufs­leh­re hat der Ar­beit­ge­ber der ler­nen­den Per­son ein Zeug­nis aus­zu­stel­len, das die er­for­der­li­chen An­ga­ben über die er­lern­te Be­rufs­tä­tig­keit und die Dau­er der Be­rufs­leh­re ent­hält.

2 Auf Ver­lan­gen der ler­nen­den Per­son oder de­ren ge­setz­li­chen Ver­tre­tung hat sich das Zeug­nis auch über die Fä­hig­kei­ten, die Leis­tun­gen und das Ver­hal­ten der ler­nen­den Per­son aus­zu­spre­chen.

B. Der Handelsreisendenvertrag

Art. 347  

B. Der Han­dels­rei­sen­den­ver­trag

I. Be­griff und Ent­ste­hung

1. Be­griff

 

1 Durch den Han­dels­rei­sen­den­ver­trag ver­pflich­tet sich der Han­dels­rei­sen­de, auf Rech­nung des In­ha­bers ei­nes Han­dels-, Fa­bri­ka­ti­ons- oder an­dern nach kauf­män­ni­scher Art ge­führ­ten Ge­schäf­tes ge­gen Lohn Ge­schäf­te je­der Art aus­ser­halb der Ge­schäfts­räu­me des Ar­beit­ge­bers zu ver­mit­teln oder ab­zu­sch­lies­sen.

2 Nicht als Han­dels­rei­sen­der gilt der Ar­beit­neh­mer, der nicht vor­wie­gend ei­ne Rei­se­tä­tig­keit aus­übt oder nur ge­le­gent­lich oder vor­über­ge­hend für den Ar­beit­ge­ber tä­tig ist, so­wie der Rei­sen­de, der Ge­schäf­te auf ei­ge­ne Rech­nung ab­sch­liesst.

Art. 347a  

2. Ent­ste­hung und In­halt

 

1 Das Ar­beits­ver­hält­nis ist durch schrift­li­chen Ver­trag zu re­geln, der na­ment­lich Be­stim­mun­gen ent­hal­ten soll über:

a.
die Dau­er und Be­en­di­gung des Ar­beits­ver­hält­nis­ses,
b.
die Voll­mach­ten des Han­dels­rei­sen­den,
c.
das Ent­gelt und den Aus­la­ge­n­er­satz,
d.
das an­wend­ba­re Recht und den Ge­richts­stand, so­fern ei­ne Ver­trags­par­tei ih­ren Wohn­sitz im Aus­land hat.

2 So­weit das Ar­beits­ver­hält­nis nicht durch schrift­li­chen Ver­trag ge­re­gelt ist, wird der im vor­ste­hen­den Ab­satz um­schrie­be­ne In­halt durch die ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten und durch die üb­li­chen Ar­beits­be­din­gun­gen be­stimmt.

3 Die münd­li­che Ab­re­de gilt nur für die Fest­set­zung des Be­ginns der Ar­beits­leis­tung, der Art und des Ge­bie­tes der Rei­se­tä­tig­keit so­wie für wei­te­re Be­stim­mun­gen, die mit den ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten und dem schrift­li­chen Ver­trag nicht in Wi­der­spruch ste­hen.

Art. 348  

II. Pflich­ten und Voll­mach­ten des Han­dels­rei­sen­den

1. Be­son­de­re Pflich­ten

 

1 Der Han­dels­rei­sen­de hat die Kund­schaft in der ihm vor­ge­schrie­be­nen Wei­se zu be­su­chen, so­fern nicht ein be­grün­de­ter An­lass ei­ne Än­de­rung not­wen­dig macht; oh­ne schrift­li­che Be­wil­li­gung des Ar­beit­ge­bers darf er we­der für ei­ge­ne Rech­nung noch für Rech­nung ei­nes Drit­ten Ge­schäf­te ver­mit­teln oder ab­sch­lies­sen.

2 Ist der Han­dels­rei­sen­de zum Ab­schluss von Ge­schäf­ten er­mäch­tigt, so hat er die ihm vor­ge­schrie­be­nen Prei­se und an­dern Ge­schäfts­be­din­gun­gen ein­zu­hal­ten und muss für Än­de­run­gen die Zu­stim­mung des Ar­beit­ge­bers vor­be­hal­ten.

3 Der Han­dels­rei­sen­de hat über sei­ne Rei­se­tä­tig­keit re­gel­mäs­sig Be­richt zu er­stat­ten, die er­hal­te­nen Be­stel­lun­gen dem Ar­beit­ge­ber so­fort zu über­mit­teln und ihn von er­heb­li­chen Tat­sa­chen, die sei­nen Kun­den­kreis be­tref­fen, in Kennt­nis zu set­zen.

Art. 348a  

2. Del­cre­de­re

 

1 Ab­re­den, dass der Han­dels­rei­sen­de für die Zah­lung oder an­der­wei­ti­ge Er­fül­lung der Ver­bind­lich­kei­ten der Kun­den ein­zu­ste­hen oder die Kos­ten der Ein­brin­gung von For­de­run­gen ganz oder teil­wei­se zu tra­gen hat, sind nich­tig.

2 Hat der Han­dels­rei­sen­de Ge­schäf­te mit Pri­vat­kun­den ab­zu­sch­lies­sen, so kann er sich schrift­lich ver­pflich­ten, beim ein­zel­nen Ge­schäft für höchs­tens einen Vier­tel des Scha­dens zu haf­ten, der dem Ar­beit­ge­ber durch die Nicht­er­fül­lung der Ver­bind­lich­kei­ten der Kun­den er­wächst, vor­aus­ge­setzt dass ei­ne an­ge­mes­se­ne Del­cre­de­re-Pro­vi­si­on ver­ab­re­det wird.

3 Bei Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen kann sich der rei­sen­de Ver­si­che­rungs­ver­mitt­ler schrift­lich ver­pflich­ten, höchs­tens die Hälf­te der Kos­ten der Ein­brin­gung von For­de­run­gen zu tra­gen, wenn ei­ne Prä­mie oder de­ren Tei­le nicht be­zahlt wer­den und er de­ren Ein­brin­gung im We­ge der Kla­ge oder Zwangs­voll­stre­ckung ver­langt.

Art. 348b  

3. Voll­mach­ten

 

1 Ist nichts an­de­res schrift­lich ver­ab­re­det, so ist der Han­dels­rei­sen­de nur er­mäch­tigt, Ge­schäf­te zu ver­mit­teln.

2 Ist der Han­dels­rei­sen­de zum Ab­schluss von Ge­schäf­ten er­mäch­tigt, so er­streckt sich sei­ne Voll­macht auf al­le Rechts­hand­lun­gen, wel­che die Aus­füh­rung die­ser Ge­schäf­te ge­wöhn­lich mit sich bringt; je­doch darf er oh­ne be­son­de­re Er­mäch­ti­gung Zah­lun­gen von Kun­den nicht ent­ge­gen­neh­men und kei­ne Zah­lungs­fris­ten be­wil­li­gen.

3 Ar­ti­kel 34 des Bun­des­ge­set­zes vom 2. April 1908217 über den Ver­si­che­rungs­ver­trag bleibt vor­be­hal­ten.

Art. 349  

III. Be­son­de­re Pflich­ten des Ar­beit­ge­bers

1. Tä­tig­keits­kreis

 

1 Ist dem Han­dels­rei­sen­den ein be­stimm­tes Rei­se­ge­biet oder ein be­stimm­ter Kun­den­kreis zu­ge­wie­sen und nichts an­de­res schrift­lich ver­ab­re­det, so gilt er als mit Aus­schluss an­de­rer Per­so­nen be­stellt; je­doch bleibt der Ar­beit­ge­ber be­fugt, mit den Kun­den im Ge­biet oder Kun­den­kreis des Han­dels­rei­sen­den per­sön­lich Ge­schäf­te ab­zu­sch­lies­sen.

2 Der Ar­beit­ge­ber kann die ver­trag­li­che Be­stim­mung des Rei­se­ge­bie­tes oder Kun­den­krei­ses ein­sei­tig ab­än­dern, wenn ein be­grün­de­ter An­lass ei­ne Än­de­rung vor Ab­lauf der Kün­di­gungs­frist not­wen­dig macht; je­doch blei­ben dies­falls Ent­schä­di­gungs­an­sprü­che und das Recht des Han­dels­rei­sen­den zur Auf­lö­sung des Ar­beits­ver­hält­nis­ses aus wich­ti­gem Grund vor­be­hal­ten.

Art. 349a  

2. Lohn

a. im All­ge­mei­nen

 

1 Der Ar­beit­ge­ber hat dem Han­dels­rei­sen­den Lohn zu ent­rich­ten, der aus ei­nem fes­ten Ge­halt mit oder oh­ne Pro­vi­si­on be­steht.

2 Ei­ne schrift­li­che Ab­re­de, dass der Lohn aus­sch­liess­lich oder vor­wie­gend in ei­ner Pro­vi­si­on be­ste­hen soll, ist gül­tig, wenn die Pro­vi­si­on ein an­ge­mes­se­nes Ent­gelt für die Tä­tig­keit des Han­dels­rei­sen­den er­gibt.

3 Für ei­ne Pro­be­zeit von höchs­tens zwei Mo­na­ten kann durch schrift­li­che Ab­re­de der Lohn frei be­stimmt wer­den.

Art. 349b  

b. Pro­vi­si­on

 

1 Ist dem Han­dels­rei­sen­den ein be­stimm­tes Rei­se­ge­biet oder ein be­stimm­ter Kun­den­kreis aus­sch­liess­lich zu­ge­wie­sen, so ist ihm die ver­ab­re­de­te oder üb­li­che Pro­vi­si­on auf al­len Ge­schäf­ten aus­zu­rich­ten, die von ihm oder sei­nem Ar­beit­ge­ber mit Kun­den in sei­nem Ge­biet oder Kun­den­kreis ab­ge­schlos­sen wer­den.

2 Ist dem Han­dels­rei­sen­den ein be­stimm­tes Rei­se­ge­biet oder ein be­stimm­ter Kun­den­kreis nicht aus­sch­liess­lich zu­ge­wie­sen, so ist ihm die Pro­vi­si­on nur auf den von ihm ver­mit­tel­ten oder ab­ge­schlos­se­nen Ge­schäf­ten aus­zu­rich­ten.

3 Ist im Zeit­punkt der Fäl­lig­keit der Pro­vi­si­on der Wert ei­nes Ge­schäf­tes noch nicht ge­nau be­stimm­bar, so ist die Pro­vi­si­on zu­nächst auf dem vom Ar­beit­ge­ber ge­schätz­ten Min­dest­wert und der Rest spä­tes­tens bei Aus­füh­rung des Ge­schäf­tes aus­zu­rich­ten.

Art. 349c  

c. bei Ver­hin­de­rung an der Rei­se­tä­tig­keit

 

1 Ist der Han­dels­rei­sen­de oh­ne sein Ver­schul­den an der Aus­übung der Rei­se­tä­tig­keit ver­hin­dert und ist ihm auf Grund des Ge­set­zes oder des Ver­tra­ges der Lohn gleich­wohl zu ent­rich­ten, so be­stimmt sich die­ser nach dem fes­ten Ge­halt und ei­ner an­ge­mes­se­nen Ent­schä­di­gung für den Aus­fall der Pro­vi­si­on.

2 Be­trägt die Pro­vi­si­on we­ni­ger als einen Fünf­tel des Loh­nes, so kann schrift­lich ver­ab­re­det wer­den, dass bei un­ver­schul­de­ter Ver­hin­de­rung des Han­dels­rei­sen­den an der Aus­übung der Rei­se­tä­tig­keit ei­ne Ent­schä­di­gung für die aus­fal­len­de Pro­vi­si­on nicht zu ent­rich­ten ist.

3 Er­hält der Han­dels­rei­sen­de bei un­ver­schul­de­ter Ver­hin­de­rung an der Rei­se­tä­tig­keit gleich­wohl den vol­len Lohn, so hat er auf Ver­lan­gen des Ar­beit­ge­bers Ar­beit in des­sen Be­trieb zu leis­ten, so­fern er sie zu leis­ten ver­mag und sie ihm zu­ge­mu­tet wer­den kann.

Art. 349d  

3. Aus­la­gen

 

1 Ist der Han­dels­rei­sen­de für meh­re­re Ar­beit­ge­ber gleich­zei­tig tä­tig und ist die Ver­tei­lung des Aus­la­ge­n­er­sat­zes nicht durch schrift­li­che Ab­re­de ge­re­gelt, so hat je­der Ar­beit­ge­ber einen glei­chen Kos­ten­an­teil zu ver­gü­ten.

2 Ab­re­den, dass der Aus­la­ge­n­er­satz ganz oder teil­wei­se im fes­ten Ge­halt oder in der Pro­vi­si­on ein­ge­schlos­sen sein soll, sind nich­tig.

Art. 349e  

4. Re­ten­ti­ons­recht

 

1 Zur Si­che­rung der fäl­li­gen For­de­run­gen aus dem Ar­beits­ver­hält­nis, bei Zah­lungs­un­fä­hig­keit des Ar­beit­ge­bers auch der nicht fäl­li­gen For­de­run­gen, steht dem Han­dels­rei­sen­den das Re­ten­ti­ons­recht an be­weg­li­chen Sa­chen und Wert­pa­pie­ren so­wie an Zah­lun­gen von Kun­den zu, die er auf Grund ei­ner In­kas­so­voll­macht ent­ge­gen­ge­nom­men hat.

2 An Fahr­aus­wei­sen, Prei­s­ta­ri­fen, Kun­den­ver­zeich­nis­sen und an­dern Un­ter­la­gen kann das Re­ten­ti­ons­recht nicht aus­ge­übt wer­den.

Art. 350  

IV. Be­en­di­gung

1. Be­son­de­re Kün­di­gung

 

1 Be­trägt die Pro­vi­si­on min­des­tens einen Fünf­tel des Loh­nes und un­ter­liegt sie er­heb­li­chen sai­son­mäs­si­gen Schwan­kun­gen, so darf der Ar­beit­ge­ber dem Han­dels­rei­sen­den, der seit Ab­schluss der letz­ten Sai­son bei ihm ge­ar­bei­tet hat, wäh­rend der Sai­son nur auf das En­de des zwei­ten der Kün­di­gung fol­gen­den Mo­nats kün­di­gen.

2 Un­ter den glei­chen Vor­aus­set­zun­gen darf der Han­dels­rei­sen­de dem Ar­beit­ge­ber, der ihn bis zum Ab­schluss der Sai­son be­schäf­tigt hat, bis zum Be­ginn der nächs­ten nur auf das En­de des zwei­ten der Kün­di­gung fol­gen­den Mo­nats kün­di­gen.

Art. 350a  

2. Be­son­de­re Fol­gen

 

1 Bei Be­en­di­gung des Ar­beits­ver­hält­nis­ses ist dem Han­dels­rei­sen­den die Pro­vi­si­on auf al­len Ge­schäf­ten aus­zu­rich­ten, die er ab­ge­schlos­sen oder ver­mit­telt hat, so­wie auf al­len Be­stel­lun­gen, die bis zur Be­en­di­gung dem Ar­beit­ge­ber zu­ge­hen, oh­ne Rück­sicht auf den Zeit­punkt ih­rer An­nah­me und ih­rer Aus­füh­rung.

2 Auf den Zeit­punkt der Be­en­di­gung des Ar­beits­ver­hält­nis­ses hat der Han­dels­rei­sen­de die ihm für die Rei­se­tä­tig­keit zur Ver­fü­gung ge­stell­ten Mus­ter und Mo­del­le, Prei­s­ta­ri­fe, Kun­den­ver­zeich­nis­se und an­dern Un­ter­la­gen zu­rück­zu­ge­ben; das Re­ten­ti­ons­recht bleibt vor­be­hal­ten.

C. Der Heimarbeitsvertrag

Art. 351  

C. Der Heim­ar­beits­ver­trag

I. Be­griff und Ent­ste­hung

1. Be­griff

 

Durch den Heim­ar­beits­ver­trag ver­pflich­tet sich der Heim­ar­beit­neh­mer218, in sei­ner Woh­nung oder in ei­nem an­dern, von ihm be­stimm­ten Ar­beits­raum al­lein oder mit Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen Ar­bei­ten im Lohn für den Ar­beit­ge­ber aus­zu­füh­ren.

218Aus­druck ge­mä­ss Art. 21 Ziff. 1 des Heim­ar­beits­ge­set­zes vom 20. März 1981, in Kraft seit 1. April 1983 (AS 1983 108; BBl 1980 II 282). Die­se Änd. ist in den Art. 351–354 und 362Abs. 1 be­rück­sich­tigt.

Art. 351a  

2. Be­kannt­ga­be der Ar­beits­be­din­gun­gen

 

1 Vor je­der Aus­ga­be von Ar­beit hat der Ar­beit­ge­ber dem Heim­ar­beit­neh­mer die für de­ren Aus­füh­rung er­heb­li­chen Be­din­gun­gen be­kannt­zu­ge­ben, na­ment­lich die Ein­zel­hei­ten der Ar­beit, so­weit sie nicht durch all­ge­mein gel­ten­de Ar­beits­be­din­gun­gen ge­re­gelt sind; er hat das vom Heim­ar­beit­neh­mer zu be­schaf­fen­de Ma­te­ri­al und schrift­lich die da­für zu leis­ten­de Ent­schä­di­gung so­wie den Lohn an­zu­ge­ben.

2 Wer­den die An­ga­ben über den Lohn und über die Ent­schä­di­gung für das vom Heim­ar­beit­neh­mer zu be­schaf­fen­de Ma­te­ri­al nicht vor der Aus­ga­be der Ar­beit schrift­lich be­kannt ge­ge­ben, so gel­ten da­für die üb­li­chen Ar­beits­be­din­gun­gen.

Art. 352  

II. Be­son­de­re Pflich­ten des Ar­beit­neh­mers

1. Aus­füh­rung der Ar­beit

 

1 Der Heim­ar­beit­neh­mer hat mit der über­nom­me­nen Ar­beit recht­zei­tig zu be­gin­nen, sie bis zum ver­ab­re­de­ten Ter­min fer­tig­zu­stel­len und das Ar­beits­er­zeug­nis dem Ar­beit­ge­ber zu über­ge­ben.

2 Wird aus Ver­schul­den des Heim­ar­beit­neh­mers die Ar­beit man­gel­haft aus­ge­führt, so ist er zur un­ent­gelt­li­chen Ver­bes­se­rung des Ar­beits­er­zeug­nis­ses ver­pflich­tet, so­weit da­durch des­sen Män­gel be­ho­ben wer­den kön­nen.

Art. 352a  

2. Ma­te­ri­al und Ar­beits­ge­rä­te

 

1 Der Heim­ar­beit­neh­mer ist ver­pflich­tet, Ma­te­ri­al und Ge­rä­te, die ihm vom Ar­beit­ge­ber über­ge­ben wer­den, mit al­ler Sorg­falt zu be­han­deln, über de­ren Ver­wen­dung Re­chen­schaft ab­zu­le­gen und den zur Ar­beit nicht ver­wen­de­ten Rest des Ma­te­ri­als so­wie die er­hal­te­nen Ge­rä­te zu­rück­zu­ge­ben.

2 Stellt der Heim­ar­beit­neh­mer bei der Aus­füh­rung der Ar­beit Män­gel an dem über­ge­be­nen Ma­te­ri­al oder an den er­hal­te­nen Ge­rä­ten fest, so hat er den Ar­beit­ge­ber so­fort zu be­nach­rich­ti­gen und des­sen Wei­sun­gen ab­zu­war­ten, be­vor er die Aus­füh­rung der Ar­beit fort­setzt.

3 Hat der Heim­ar­beit­neh­mer Ma­te­ri­al oder Ge­rä­te, die ihm über­ge­ben wur­den, schuld­haft ver­dor­ben, so haf­tet er dem Ar­beit­ge­ber höchs­tens für den Er­satz der Selbst­kos­ten.

Art. 353  

III. Be­son­de­re Pflich­ten des Ar­beit­ge­bers

1. Ab­nah­me des Ar­beits­er­zeug­nis­ses

 

1 Der Ar­beit­ge­ber hat das Ar­beits­er­zeug­nis nach Ab­lie­fe­rung zu prü­fen und Män­gel spä­tes­tens in­nert ei­ner Wo­che dem Heim­ar­beit­neh­mer be­kannt­zu­ge­ben.

2 Un­ter­lässt der Ar­beit­ge­ber die recht­zei­ti­ge Be­kannt­ga­be der Män­gel, so gilt die Ar­beit als ab­ge­nom­men.

Art. 353a  

2. Lohn

a. Aus­rich­tung des Loh­nes

 

1 Steht der Heim­ar­beit­neh­mer un­un­ter­bro­chen im Dienst des Ar­beit­ge­bers, so ist der Lohn für die ge­leis­te­te Ar­beit halb­mo­nat­lich oder mit Zu­stim­mung des Heim­ar­beit­neh­mers am En­de je­des Mo­nats, in den an­de­ren Fäl­len je­weils bei Ab­lie­fe­rung des Ar­beits­er­zeug­nis­ses aus­zu­rich­ten.

2 Bei je­der Lohn­zah­lung ist dem Heim­ar­beit­neh­mer ei­ne schrift­li­che Ab­rech­nung zu über­ge­ben, in der für Lohn­ab­zü­ge der Grund an­zu­ge­ben ist.

Art. 353b  

b. Lohn bei Ver­hin­de­rung an der Ar­beits­leis­tung

 

1 Steht der Heim­ar­beit­neh­mer un­un­ter­bro­chen im Dienst des Ar­beit­ge­bers, so ist die­ser nach Mass­ga­be der Ar­ti­kel 324 und 324a zur Aus­rich­tung des Loh­nes ver­pflich­tet, wenn er mit der An­nah­me der Ar­beits­leis­tung in Ver­zug kommt oder wenn der Heim­ar­beit­neh­mer aus Grün­den, die in sei­ner Per­son lie­gen, oh­ne sein Ver­schul­den an der Ar­beits­leis­tung ver­hin­dert ist.

2 In den an­de­ren Fäl­len ist der Ar­beit­ge­ber zur Aus­rich­tung des Loh­nes nach Mass­ga­be der Ar­ti­kel 324 und 324a nicht ver­pflich­tet.

Art. 354  

IV. Be­en­di­gung

 

1 Wird dem Heim­ar­beit­neh­mer ei­ne Pro­be­ar­beit über­ge­ben, so gilt das Ar­beits­ver­hält­nis zur Pro­be auf be­stimm­te Zeit ein­ge­gan­gen, so­fern nichts an­de­res ver­ab­re­det ist.

2 Steht der Heim­ar­beit­neh­mer un­un­ter­bro­chen im Dienst des Ar­beit­ge­bers, so gilt das Ar­beits­ver­hält­nis als auf un­be­stimm­te Zeit, in den an­de­ren Fäl­len als auf be­stimm­te Zeit ein­ge­gan­gen, so­fern nichts an­de­res ver­ab­re­det ist.

D. Anwendbarkeit der allgemeinen Vorschriften

Art. 355  

D. An­wend­bar­keit der all­ge­mei­nen Vor­schrif­ten

 

Auf den Lehr­ver­trag, den Han­dels­rei­sen­den­ver­trag und den Heim­ar­beits­ver­trag sind die all­ge­mei­nen Vor­schrif­ten über den Ein­zel­ar­beits­ver­trag er­gän­zend an­wend­bar.

Dritter Abschnitt: Gesamtarbeitsvertrag und Normalarbeitsvertrag

A. Gesamtarbeitsvertrag

Art. 356  

A. Ge­samt­ar­beits­ver­trag

I. Be­griff, In­halt, Form und Dau­er

1. Be­griff und In­halt

 

1 Durch den Ge­samt­ar­beits­ver­trag stel­len Ar­beit­ge­ber oder de­ren Ver­bän­de und Ar­beit­neh­mer­ver­bän­de ge­mein­sam Be­stim­mun­gen über Ab­schluss, In­halt und Be­en­di­gung der ein­zel­nen Ar­beits­ver­hält­nis­se der be­tei­lig­ten Ar­beit­ge­ber und Ar­beit­neh­mer auf.

2 Der Ge­samt­ar­beits­ver­trag kann auch an­de­re Be­stim­mun­gen ent­hal­ten, so­weit sie das Ver­hält­nis zwi­schen Ar­beit­ge­bern und Ar­beit­neh­mern be­tref­fen, oder sich auf die Auf­stel­lung sol­cher Be­stim­mun­gen be­schrän­ken.

3 Der Ge­samt­ar­beits­ver­trag kann fer­ner die Rech­te und Pflich­ten der Ver­trags­par­tei­en un­ter sich so­wie die Kon­trol­le und Durch­set­zung der in den vor­ste­hen­den Ab­sät­zen ge­nann­ten Be­stim­mun­gen re­geln.

4 Sind an ei­nem Ge­samt­ar­beits­ver­trag auf Ar­beit­ge­ber- oder Ar­beit­neh­mer­sei­te von An­fang an oder auf Grund des nach­träg­li­chen Bei­tritts ei­nes Ver­ban­des mit Zu­stim­mung der Ver­trags­par­tei­en meh­re­re Ver­bän­de be­tei­ligt, so ste­hen die­se im Ver­hält­nis glei­cher Rech­te und Pflich­ten zu­ein­an­der; ab­wei­chen­de Ver­ein­ba­run­gen sind nich­tig.

Art. 356a  

2. Frei­heit der Or­ga­ni­sa­ti­on und der Be­rufs­aus­übung

 

1 Be­stim­mun­gen ei­nes Ge­samt­ar­beits­ver­tra­ges und Ab­re­den zwi­schen den Ver­trags­par­tei­en, durch die Ar­beit­ge­ber oder Ar­beit­neh­mer zum Ein­tritt in einen ver­trag­sch­lies­sen­den Ver­band ge­zwun­gen wer­den sol­len, sind nich­tig.

2 Be­stim­mun­gen ei­nes Ge­samt­ar­beits­ver­tra­ges und Ab­re­den zwi­schen den Ver­trags­par­tei­en, durch die Ar­beit­neh­mer von ei­nem be­stimm­ten Be­ruf oder ei­ner be­stimm­ten Tä­tig­keit oder von ei­ner hie­für er­for­der­li­chen Aus­bil­dung aus­ge­schlos­sen oder dar­in be­schränkt wer­den, sind nich­tig.

3 Be­stim­mun­gen und Ab­re­den im Sin­ne des vor­ste­hen­den Ab­sat­zes sind aus­nahms­wei­se gül­tig, wenn sie durch über­wie­gen­de schutz­wür­di­ge In­ter­es­sen, na­ment­lich zum Schutz der Si­cher­heit und Ge­sund­heit von Per­so­nen oder der Qua­li­tät der Ar­beit ge­recht­fer­tigt sind; je­doch gilt nicht als schutz­wür­dig das In­ter­es­se, neue Be­rufs­an­ge­hö­ri­ge fern­zu­hal­ten.

Art. 356b  

3. An­schluss

 

1 Ein­zel­ne Ar­beit­ge­ber und ein­zel­ne im Dienst be­tei­lig­ter Ar­beit­ge­ber ste­hen­de Ar­beit­neh­mer kön­nen sich mit Zu­stim­mung der Ver­trags­par­tei­en dem Ge­samt­ar­beits­ver­trag an­sch­lies­sen und gel­ten als be­tei­lig­te Ar­beit­ge­ber und Ar­beit­neh­mer.

2 Der Ge­samt­ar­beits­ver­trag kann den An­schluss nä­her re­geln. Un­an­ge­mes­se­ne Be­din­gun­gen des An­schlus­ses, ins­be­son­de­re Be­stim­mun­gen über un­an­ge­mes­se­ne Bei­trä­ge, kön­nen vom Rich­ter nich­tig er­klärt oder auf das zu­läs­si­ge Mass be­schränkt wer­den; je­doch sind Be­stim­mun­gen oder Ab­re­den über Bei­trä­ge zu­guns­ten ei­ner ein­zel­nen Ver­trags­par­tei nich­tig.

3 Be­stim­mun­gen ei­nes Ge­samt­ar­beits­ver­tra­ges und Ab­re­den zwi­schen den Ver­trags­par­tei­en, durch die Mit­glie­der von Ver­bän­den zum An­schluss ge­zwun­gen wer­den sol­len, sind nich­tig, wenn die­sen Ver­bän­den die Be­tei­li­gung am Ge­samt­ar­beits­ver­trag oder der Ab­schluss ei­nes sinn­ge­mä­ss glei­chen Ver­tra­ges nicht of­fen­steht.

Art. 356c  

4. Form und Dau­er

 

1 Der Ab­schluss des Ge­samt­ar­beits­ver­tra­ges, des­sen Än­de­rung und Auf­he­bung durch ge­gen­sei­ti­ge Über­ein­kunft, der Bei­tritt ei­ner neu­en Ver­trags­par­tei so­wie die Kün­di­gung be­dür­fen zu ih­rer Gül­tig­keit der schrift­li­chen Form, eben­so die An­schlus­s­er­klä­rung ein­zel­ner Ar­beit­ge­ber und Ar­beit­neh­mer und die Zu­stim­mung der Ver­trags­par­tei­en ge­mä­ss Ar­ti­kel 356b Ab­satz 1 so­wie die Kün­di­gung des An­schlus­ses.

2 Ist der Ge­samt­ar­beits­ver­trag nicht auf be­stimm­te Zeit ab­ge­schlos­sen und sieht er nichts an­de­res vor, so kann er von je­der Ver­trags­par­tei mit Wir­kung für al­le an­de­ren Par­tei­en nach Ab­lauf ei­nes Jah­res je­der­zeit auf sechs Mo­na­te ge­kün­digt wer­den. Die­se Be­stim­mung gilt sinn­ge­mä­ss auch für den An­schluss.

Art. 357  

II. Wir­kun­gen

1. auf die be­tei­lig­ten Ar­beit­ge­ber und Ar­beit­neh­mer

 

1 Die Be­stim­mun­gen des Ge­samt­ar­beits­ver­tra­ges über Ab­schluss, In­halt und Be­en­di­gung der ein­zel­nen Ar­beits­ver­hält­nis­se gel­ten wäh­rend der Dau­er des Ver­tra­ges un­mit­tel­bar für die be­tei­lig­ten Ar­beit­ge­ber und Ar­beit­neh­mer und kön­nen nicht weg­be­dun­gen wer­den, so­fern der Ge­samt­ar­beits­ver­trag nichts an­de­res be­stimmt.

2 Ab­re­den zwi­schen be­tei­lig­ten Ar­beit­ge­bern und Ar­beit­neh­mern, die ge­gen die un­ab­ding­ba­ren Be­stim­mun­gen ver­stos­sen, sind nich­tig und wer­den durch die Be­stim­mun­gen des Ge­samt­ar­beits­ver­tra­ges er­setzt; je­doch kön­nen ab­wei­chen­de Ab­re­den zu­guns­ten der Ar­beit­neh­mer ge­trof­fen wer­den.

Art. 357a  

2. un­ter den Ver­trags­par­tei­en

 

1 Die Ver­trags­par­tei­en sind ver­pflich­tet, für die Ein­hal­tung des Ge­samt­ar­beits­ver­tra­ges zu sor­gen; zu die­sem Zweck ha­ben Ver­bän­de auf ih­re Mit­glie­der ein­zu­wir­ken und nö­ti­gen­falls die sta­tu­ta­ri­schen und ge­setz­li­chen Mit­tel ein­zu­set­zen.

2 Je­de Ver­trags­par­tei ist ver­pflich­tet, den Ar­beits­frie­den zu wah­ren und sich ins­be­son­de­re je­der Kampf­mass­nah­me zu ent­hal­ten, so­weit es sich um Ge­gen­stän­de han­delt, die im Ge­samt­ar­beits­ver­trag ge­re­gelt sind; die Frie­dens­pflicht gilt nur un­be­schränkt, wenn dies aus­drück­lich be­stimmt ist.

Art. 357b  

3. ge­mein­sa­me Durch­füh­rung

 

1 In ei­nem zwi­schen Ver­bän­den ab­ge­schlos­se­nen Ge­samt­ar­beits­ver­trag kön­nen die Ver­trags­par­tei­en ver­ein­ba­ren, dass ih­nen ge­mein­sam ein An­spruch auf Ein­hal­tung des Ver­tra­ges ge­gen­über den be­tei­lig­ten Ar­beit­ge­bern und Ar­beit­neh­mern zu­steht, so­weit es sich um fol­gen­de Ge­gen­stän­de han­delt:

a.
Ab­schluss, In­halt und Be­en­di­gung des Ar­beits­ver­hält­nis­ses, wo­bei der An­spruch nur auf Fest­stel­lung geht;
b.
Bei­trä­ge an Aus­gleichs­kas­sen und an­de­re das Ar­beits­ver­hält­nis be­tref­fen­de Ein­rich­tun­gen, Ver­tre­tung der Ar­beit­neh­mer in den Be­trie­ben und Wah­rung des Ar­beits­frie­dens;
c.
Kon­trol­le, Kau­tio­nen und Kon­ven­tio­nal­stra­fen in Be­zug auf Be­stim­mun­gen ge­mä­ss Buch­sta­ben a und b.

2 Ver­ein­ba­run­gen im Sin­ne des vor­ste­hen­den Ab­sat­zes kön­nen ge­trof­fen wer­den, wenn die Ver­trags­par­tei­en durch die Sta­tu­ten oder einen Be­schluss des obers­ten Ver­bands­or­gans aus­drück­lich hie­zu er­mäch­tigt sind.

3 Auf das Ver­hält­nis der Ver­trags­par­tei­en un­ter sich sind die Vor­schrif­ten über die ein­fa­che Ge­sell­schaft sinn­ge­mä­ss an­wend­bar, wenn der Ge­samt­ar­beits­ver­trag nichts an­de­res be­stimmt.

Art. 358  

III. Ver­hält­nis zum zwin­gen­den Recht

 

Das zwin­gen­de Recht des Bun­des und der Kan­to­ne geht den Be­stim­mun­gen des Ge­samt­ar­beits­ver­tra­ges vor, je­doch kön­nen zu­guns­ten der Ar­beit­neh­mer ab­wei­chen­de Be­stim­mun­gen auf­ge­stellt wer­den, wenn sich aus dem zwin­gen­den Recht nichts an­de­res er­gibt.

B. Normalarbeitsvertrag

Art. 359  

B. Nor­ma­l­ar­beits­ver­trag

I. Be­griff und In­halt

 

1 Durch den Nor­ma­l­ar­beits­ver­trag wer­den für ein­zel­ne Ar­ten von Ar­beits­ver­hält­nis­sen Be­stim­mun­gen über de­ren Ab­schluss, In­halt und Be­en­di­gung auf­ge­stellt.

2 Für das Ar­beits­ver­hält­nis der land­wirt­schaft­li­chen Ar­beit­neh­mer und der Ar­beit­neh­mer im Haus­dienst ha­ben die Kan­to­ne Nor­ma­l­ar­beits­ver­trä­ge zu er­las­sen, die na­ment­lich die Ar­beits- und Ru­he­zeit ord­nen und die Ar­beits­be­din­gun­gen der weib­li­chen und ju­gend­li­chen Ar­beit­neh­mer re­geln.

3 Ar­ti­kel 358 ist auf den Nor­ma­l­ar­beits­ver­trag sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

Art. 359a  

II. Zu­stän­dig­keit und Ver­fah­ren

 

1 Er­streckt sich der Gel­tungs­be­reich des Nor­ma­l­ar­beits­ver­tra­ges auf das Ge­biet meh­re­rer Kan­to­ne, so ist für den Er­lass der Bun­des­rat, an­dern­falls der Kan­ton zu­stän­dig.

2 Vor dem Er­lass ist der Nor­ma­l­ar­beits­ver­trag an­ge­mes­sen zu ver­öf­fent­li­chen und ei­ne Frist an­zu­set­zen, in­nert de­ren je­der­mann, der ein In­ter­es­se glaub­haft macht, schrift­lich da­zu Stel­lung neh­men kann; aus­ser­dem sind Be­rufs­ver­bän­de oder ge­mein­nüt­zi­ge Ver­ei­ni­gun­gen, die ein In­ter­es­se ha­ben, an­zu­hö­ren.

3 Der Nor­ma­l­ar­beits­ver­trag tritt in Kraft, wenn er nach den für die amt­li­chen Ver­öf­fent­li­chun­gen gel­ten­den Vor­schrif­ten be­kannt­ge­macht wor­den ist.

4 Für die Auf­he­bung und Ab­än­de­rung ei­nes Nor­ma­l­ar­beits­ver­tra­ges gilt das glei­che Ver­fah­ren.

Art. 360  

III. Wir­kun­gen

 

1 Die Be­stim­mun­gen des Nor­ma­l­ar­beits­ver­tra­ges gel­ten un­mit­tel­bar für die ihm un­ter­stell­ten Ar­beits­ver­hält­nis­se, so­weit nichts an­de­res ver­ab­re­det wird.

2 Der Nor­ma­l­ar­beits­ver­trag kann vor­se­hen, dass Ab­re­den, die von ein­zel­nen sei­ner Be­stim­mun­gen ab­wei­chen, zu ih­rer Gül­tig­keit der schrift­li­chen Form be­dür­fen.

Art. 360a219  

IV. Min­dest­löh­ne

1. Vor­aus­set­zun­gen

 

1 Wer­den in­ner­halb ei­ner Bran­che oder ei­nem Be­ruf die orts‑, be­rufs- oder bran­chen­üb­li­chen Löh­ne wie­der­holt in miss­bräuch­li­cher Wei­se un­ter­bo­ten und liegt kein Ge­samt­ar­beits­ver­trag mit Be­stim­mun­gen über Min­dest­löh­ne vor, der all­ge­mein ver­bind­lich er­klärt wer­den kann, so kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de zur Be­kämp­fung oder Ver­hin­de­rung von Miss­bräu­chen auf An­trag der tri­par­ti­ten Kom­mis­si­on nach Ar­ti­kel 360b einen be­fris­te­ten Nor­ma­l­ar­beits­ver­trag er­las­sen, der nach Re­gio­nen und ge­ge­be­nen­falls Or­ten dif­fe­ren­zier­te Min­dest­löh­ne vor­sieht.

2 Die Min­dest­löh­ne dür­fen we­der dem Ge­sam­t­in­ter­es­se zu­wi­der­lau­fen noch die be­rech­tig­ten In­ter­es­sen an­de­rer Bran­chen oder Be­völ­ke­rungs­krei­se be­ein­träch­ti­gen. Sie müs­sen den auf re­gio­na­len oder be­trieb­li­chen Ver­schie­den­hei­ten be­ru­hen­den Min­der­heits­in­ter­es­sen der be­trof­fe­nen Bran­chen oder Be­ru­fe an­ge­mes­sen Rech­nung tra­gen.

3 Wird wie­der­holt ge­gen die Be­stim­mun­gen über den Min­dest­lohn in ei­nem Nor­ma­l­ar­beits­ver­trag nach Ab­satz 1 ver­stos­sen oder lie­gen Hin­wei­se vor, dass der Weg­fall des Nor­ma­l­ar­beits­ver­tra­ges zu er­neu­ten Miss­bräu­chen nach Ab­satz 1 füh­ren kann, so kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de den Nor­ma­l­ar­beits­ver­trag auf An­trag der tri­par­ti­ten Kom­mis­si­on be­fris­tet ver­län­gern.220

219 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 8. Okt. 1999 über die in die Schweiz ent­sand­ten Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer, in Kraft seit 1. Ju­ni 2004 (AS 2003 1370; BBl 1999 6128).

220 Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 30. Sept. 2016, in Kraft seit 1. April 2017 (AS 2017 2077; BBl 2015 5845).

Art. 360b221  

2. Tri­par­ti­te Kom­mis­sio­nen

 

1 Der Bund und je­der Kan­ton set­zen ei­ne tri­par­ti­te Kom­mis­si­on ein, die sich aus ei­ner glei­chen Zahl von Ar­beit­ge­ber- und Ar­beit­neh­mer­ver­tre­tern so­wie Ver­tre­tern des Staa­tes zu­sam­men­setzt.

2 Be­züg­lich der Wahl ih­rer Ver­tre­ter nach Ab­satz 1 steht den Ar­beit­ge­ber- und Ar­beit­neh­mer­ver­bän­den ein Vor­schlags­recht zu.

3 Die Kom­mis­sio­nen be­ob­ach­ten den Ar­beits­markt. Stel­len sie Miss­bräu­che im Sin­ne von Ar­ti­kel 360a Ab­satz 1 fest, so su­chen sie in der Re­gel ei­ne di­rek­te Ver­stän­di­gung mit den be­trof­fe­nen Ar­beit­ge­bern. Ge­lingt dies in­nert zwei Mo­na­ten nicht, so be­an­tra­gen sie der zu­stän­di­gen Be­hör­de den Er­lass ei­nes Nor­ma­l­ar­beits­ver­tra­ges, der für die be­trof­fe­nen Bran­chen oder Be­ru­fe Min­dest­löh­ne vor­sieht.

4 Än­dert sich die Ar­beits­markt­si­tua­ti­on in den be­trof­fe­nen Bran­chen, so be­an­tragt die tri­par­ti­te Kom­mis­si­on der zu­stän­di­gen Be­hör­de die Än­de­rung oder die Auf­he­bung des Nor­ma­l­ar­beits­ver­trags.

5 Um die ih­nen über­tra­ge­nen Auf­ga­ben wahr­zu­neh­men, ha­ben die tri­par­ti­ten Kom­mis­sio­nen in den Be­trie­ben das Recht auf Aus­kunft und Ein­sicht­nah­me in al­le Do­ku­men­te, die für die Durch­füh­rung der Un­ter­su­chung not­wen­dig sind. Im Streit­fall ent­schei­det ei­ne hier­für vom Bund be­zie­hungs­wei­se vom Kan­ton be­zeich­ne­te Be­hör­de.

6 Die tri­par­ti­ten Kom­mis­sio­nen kön­nen beim Bun­des­amt für Sta­tis­tik auf Ge­such die für ih­re Ab­klä­run­gen not­wen­di­gen Per­so­nen­da­ten be­zie­hen, die in Fir­men-Ge­samt­ar­beits­ver­trä­gen ent­hal­ten sind.222

221 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 8. Okt. 1999 über die in die Schweiz ent­sand­ten Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer, in Kraft seit 1. Ju­ni 2003 (AS 2003 1370; BBl 1999 6128).

222 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 2 des BB vom 17. Dez. 2004 über die Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Pro­to­kolls über die Aus­deh­nung des Frei­zü­gig­keits­ab­kom­mens auf die neu­en EG-Mit­glied­staa­ten zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft ei­ner­seits und der Eu­ro­päi­schen Ge­mein­schaft und ih­ren Mit­glied­staa­ten an­de­rer­seits so­wie über die Ge­neh­mi­gung der Re­vi­si­on der flan­kie­ren­den Mass­nah­men zur Per­so­nen­frei­zü­gig­keit, in Kraft seit 1. April 2006 (AS 2006 979; BBl 2004 58916565).

Art. 360c223  

3. Amts­ge­heim­nis

 

1 Die Mit­glie­der der tri­par­ti­ten Kom­mis­sio­nen un­ter­ste­hen dem Amts­ge­heim­nis; sie sind ins­be­son­de­re über be­trieb­li­che und pri­va­te An­ge­le­gen­hei­ten, die ih­nen in die­ser Ei­gen­schaft zur Kennt­nis ge­lan­gen, zur Ver­schwie­gen­heit ge­gen­über Dritt­per­so­nen ver­pflich­tet.

2 Die Pflicht zur Ver­schwie­gen­heit bleibt auch nach dem Aus­schei­den aus der tri­par­ti­ten Kom­mis­si­on be­ste­hen.

223 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 8. Okt. 1999 über die in die Schweiz ent­sand­ten Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer, in Kraft seit 1. Ju­ni 2003 (AS 2003 1370; BBl 1999 6128).

Art. 360d224  

4. Wir­kun­gen

 

1 Der Nor­ma­l­ar­beits­ver­trag nach Ar­ti­kel 360a gilt auch für Ar­beit­neh­mer, die nur vor­über­ge­hend in sei­nem ört­li­chen Gel­tungs­be­reich tä­tig sind, so­wie für ver­lie­he­ne Ar­beit­neh­mer.

2 Durch Ab­re­de darf vom Nor­ma­l­ar­beits­ver­trag nach Ar­ti­kel 360a nicht zu Un­guns­ten des Ar­beit­neh­mers ab­ge­wi­chen wer­den.

224 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 8. Okt. 1999 über die in die Schweiz ent­sand­ten Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer, in Kraft seit 1. Ju­ni 2004 (AS 2003 1370; BBl 1999 6128).

Art. 360e225  

5. Kla­ge­recht der Ver­bän­de

 

Den Ar­beit­ge­ber- und den Ar­beit­neh­mer­ver­bän­den steht ein An­spruch auf ge­richt­li­che Fest­stel­lung zu, ob ein Ar­beit­ge­ber den Nor­ma­l­ar­beits­ver­trag nach Ar­ti­kel 360a ein­hält.

225 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 8. Okt. 1999 über die in die Schweiz ent­sand­ten Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer, in Kraft seit 1. Ju­ni 2004 (AS 2003 1370; BBl 1999 6128).

Art. 360f226  

6. Mel­dung

 

Er­lässt ein Kan­ton in An­wen­dung von Ar­ti­kel 360a einen Nor­ma­l­ar­beits­ver­trag, so stellt er dem zu­stän­di­gen Bun­des­amt227 ein Ex­em­plar zu.

226 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 8. Okt. 1999 über die in die Schweiz ent­sand­ten Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer, in Kraft seit 1. Ju­ni 2004 (AS 2003 1370; BBl 1999 6128).

227 Ge­gen­wär­tig Staats­se­kre­ta­ri­at für Wirt­schaft (SE­CO).

Vierter Abschnitt: Zwingende Vorschriften

Art. 361  

A. Un­ab­än­der­lich­keit zu­un­guns­ten des Ar­beit­ge­bers und des Ar­beit­neh­mers

 

1 Durch Ab­re­de, Nor­ma­l­ar­beits­ver­trag oder Ge­samt­ar­beits­ver­trag darf von den fol­gen­den Vor­schrif­ten we­der zu­un­guns­ten des Ar­beit­ge­bers noch des Ar­beit­neh­mers ab­ge­wi­chen wer­den:

Ar­ti­kel 321c:
Ab­satz 1 (Über­stun­den­ar­beit)
Ar­ti­kel 323:
Ab­satz 4 (Vor­schuss)
Ar­ti­kel 323b:
Ab­satz 2 (Ver­rech­nung mit Ge­gen­for­de­run­gen)
Ar­ti­kel 325:
Ab­satz 2 (Ab­tre­tung und Ver­pfän­dung von Lohn­for­de­run­gen)
Ar­ti­kel 326:
Ab­satz 2 (Zu­wei­sung von Ar­beit)
Ar­ti­kel 329d:
Ab­sät­ze 2 und 3 (Fe­ri­en­lohn)
Ar­ti­kel 331:
Ab­sät­ze 1 und 2 (Zu­wen­dun­gen für die Per­so­nal­für­sor­ge)
Ar­ti­kel 331b:
(Ab­tre­tung und Ver­pfän­dung von For­de­run­gen auf Vor­sor­ge­leis­tun­gen)228
229
Ar­ti­kel 334:
Ab­satz 3 (Kün­di­gung beim lang­jäh­ri­gen Ar­beits­ver­hält­nis)
Ar­ti­kel 335:
(Kün­di­gung des Ar­beits­ver­hält­nis­ses)
Ar­ti­kel 335k:
(So­zi­al­plan wäh­rend ei­nes Kon­kurs- oder ei­nes Nach­lass­ver­fah­rens)230
Ar­ti­kel 336:
Ab­satz 1 (Miss­bräuch­li­che Kün­di­gung)
Ar­ti­kel 336a:
(Ent­schä­di­gung bei miss­bräuch­li­cher Kün­di­gung)
Ar­ti­kel 336b:
(Gel­tend­ma­chung der Ent­schä­di­gung)
Ar­ti­kel 336d:
(Kün­di­gung zur Un­zeit durch den Ar­beit­neh­mer)
Ar­ti­kel 337:
Ab­sät­ze 1 und 2 (Frist­lo­se Auf­lö­sung aus wich­ti­gen Grün­den)
Ar­ti­kel 337b:
Ab­satz 1 (Fol­gen bei ge­recht­fer­tig­ter Auf­lö­sung)
Ar­ti­kel 337d:
(Fol­gen bei un­ge­recht­fer­tig­tem Nicht­an­tritt oder Ver­las­sen der Ar­beits­stel­le)
Ar­ti­kel 339:
Ab­satz 1 (Fäl­lig­keit der For­de­run­gen)
Ar­ti­kel 339a:
(Rück­ga­be­pflich­ten)
Ar­ti­kel 340b:
Ab­sät­ze 1 und 2 (Fol­gen der Über­tre­tung des Kon­kur­renz­ver­bo­tes)
Ar­ti­kel 342:
Ab­satz 2 (Zi­vil­recht­li­che Wir­kun­gen des öf­fent­li­chen Rechts)
231
Ar­ti­kel 346:
(Vor­zei­ti­ge Auf­lö­sung des Lehr­ver­tra­ges)
Ar­ti­kel 349c:
Ab­satz 3 (Ver­hin­de­rung an der Rei­se­tä­tig­keit)
Ar­ti­kel 350:
(Be­son­de­re Kün­di­gung)
Ar­ti­kel 350a:
Ab­satz 2 (Rück­ga­be­pflich­ten).232

2 Ab­re­den so­wie Be­stim­mun­gen von Nor­ma­l­ar­beits­ver­trä­gen und Ge­samt­ar­beits­ver­trä­gen, die von den vor­ste­hend an­ge­führ­ten Vor­schrif­ten zu­un­guns­ten des Ar­beit­ge­bers oder des Ar­beit­neh­mers ab­wei­chen, sind nich­tig.

228Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des Frei­zü­gig­keits­ge­set­zes vom 17. Dez. 1993, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2386; BBl 1992 III 533).

229Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 2 des Frei­zü­gig­keits­ge­set­zes vom 17. Dez. 1993, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2386; BBl 1992 III 533).

230Ein­ge­fügt durch An­hang des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

231 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 5 des Ge­richts­stands­ge­set­zes vom 24. März 2000, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2001 (AS 2000 2355; BBl 1999 III 2829).

232Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 1988, in Kraft seit 1. Jan. 1989 (AS 1988 1472; BBl 1984 II 551).

Art. 362  

B. Un­ab­än­der­lich­keit zu­un­guns­ten des Ar­beit­neh­mers

 

1 Durch Ab­re­de, Nor­ma­l­ar­beits­ver­trag oder Ge­samt­ar­beits­ver­trag darf von den fol­gen­den Vor­schrif­ten nicht zu­un­guns­ten der Ar­beit­neh­me­rin oder des Ar­beit­neh­mers ab­ge­wi­chen wer­den:233

Ar­ti­kel 321e:
(Haf­tung des Ar­beit­neh­mers)
Ar­ti­kel 322a:
Ab­sät­ze 2 und 3 (An­teil am Ge­schäfts­er­geb­nis)
Ar­ti­kel 322b:
Ab­sät­ze 1 und 2 (Ent­ste­hung des Pro­vi­si­ons­an­spruchs)
Ar­ti­kel 322c:
(Pro­vi­si­ons­ab­rech­nung)
Ar­ti­kel 323b:
Ab­satz 1 zwei­ter Satz (Lohn­ab­rech­nung)
Ar­ti­kel 324:
(Lohn bei An­nah­me­ver­zug des Ar­beit­ge­bers)
Ar­ti­kel 324a:
Ab­sät­ze 1 und 3 (Lohn bei Ver­hin­de­rung des Ar­beit­neh­mers)
Ar­ti­kel 324b:
(Lohn bei ob­li­ga­to­ri­scher Ver­si­che­rung des Ar­beit­neh­mers)
Ar­ti­kel 326:
Ab­sät­ze 1, 3 und 4 (Ak­kord­lohn­ar­beit)
Ar­ti­kel 326a:
(Ak­kord­lohn)
Ar­ti­kel 327a:
Ab­satz 1 (Aus­la­ge­n­er­satz im All­ge­mei­nen)
Ar­ti­kel 327b:
Ab­satz 1 (Aus­la­ge­n­er­satz bei Mo­tor­fahr­zeug)
Ar­ti­kel 327c:
Ab­satz 2 (Vor­schuss für Aus­la­gen)
Ar­ti­kel 328:
(Schutz der Per­sön­lich­keit des Ar­beit­neh­mers im All­ge­mei­nen)
Ar­ti­kel 328a:
(Schutz der Per­sön­lich­keit bei Haus­ge­mein­schaft)
Ar­ti­kel 328b:
(Schutz der Per­sön­lich­keit bei der Be­ar­bei­tung von Per­so­nen­da­ten)234
Ar­ti­kel 329:
Ab­sät­ze 1, 2 und 3 (Frei­zeit)
Ar­ti­kel 329a:
Ab­sät­ze 1 und 3 (Dau­er der Fe­ri­en)
Ar­ti­kel 329b:
Ab­sät­ze 2 und 3 (Kür­zung der Fe­ri­en)
Ar­ti­kel 329c:
(Zu­sam­men­hang und Zeit­punkt der Fe­ri­en)
Ar­ti­kel 329d:
Ab­satz 1 (Fe­ri­en­lohn)
Ar­ti­kel 329e:
Ab­sät­ze 1 und 3 (Ju­gend­ur­laub)235
Ar­ti­kel 329f:
(Mut­ter­schafts­ur­laub)236
Ar­ti­kel 329g:
(Ur­laub des an­dern El­tern­teils)237
Ar­ti­kel 329gbis:
(Ur­laub im Fal­le des To­des der Mut­ter)238
Ar­ti­kel 329h:
(Ur­laub für die Be­treu­ung von An­ge­hö­ri­gen)239
Ar­ti­kel 329i:
(Ur­laub für die Be­treu­ung ei­nes we­gen Krank­heit oder Un­fall ge­sund­heit­lich schwer be­ein­träch­tig­ten Kin­des)240
Ar­ti­kel 329j:
(Ad­op­ti­ons­ur­laub)241
Ar­ti­kel 330:
Ab­sät­ze 1, 3 und 4 (Kau­ti­on)
Ar­ti­kel 330a:
(Zeug­nis)
Ar­ti­kel 331:
Ab­sät­ze 3 und 4 (Bei­trags­leis­tung und Aus­kunfts­pflicht bei Per­so­nal­für­sor­ge)
Ar­ti­kel 331a:
(Be­ginn und En­de des Vor­sor­ge­schut­zes)242
243
Ar­ti­kel 332:
Ab­satz 4 (Ver­gü­tung bei Er­fin­dun­gen)
Ar­ti­kel 333:
Ab­satz 3 (Haf­tung bei Über­gang des Ar­beits­ver­hält­nis­ses)
Ar­ti­kel 335c:
Ab­satz 3 (Kün­di­gungs­fris­ten)244
Ar­ti­kel 335i:
(Ver­hand­lungs­pflicht zwecks Ab­schlus­ses ei­nes So­zi­al­plans)245
Ar­ti­kel 335j:
(Auf­stel­lung des So­zi­al­plans durch ein Schieds­ge­richt)246
Ar­ti­kel 336:
Ab­satz 2 (Miss­bräuch­li­che Kün­di­gung durch den Ar­beit­ge­ber)
Ar­ti­kel 336c:
(Kün­di­gung zur Un­zeit durch den Ar­beit­ge­ber)
Ar­ti­kel 337a:
(Frist­lo­se Auf­lö­sung we­gen Lohn­ge­fähr­dung)
Ar­ti­kel 337c:
Ab­satz 1 (Fol­gen bei un­ge­recht­fer­tig­ter Ent­las­sung)
Ar­ti­kel 338:
(Tod des Ar­beit­neh­mers)
Ar­ti­kel 338a:
(Tod des Ar­beit­ge­bers)
Ar­ti­kel 339b:
(Vor­aus­set­zun­gen der Ab­gangs­ent­schä­di­gung)
Ar­ti­kel 339d:
(Er­satz­leis­tun­gen)
Ar­ti­kel 340:
Ab­satz 1 (Vor­aus­set­zun­gen des Kon­kur­renz­ver­bo­tes)
Ar­ti­kel 340a:
Ab­satz 1 (Be­schrän­kung des Kon­kur­renz­ver­bo­tes)
Ar­ti­kel 340c:
(Weg­fall des Kon­kur­renz­ver­bo­tes)
Ar­ti­kel 341:
Ab­satz 1 (Un­ver­zicht­bar­keit)
Ar­ti­kel 345a:
(Pflich­ten des Lehr­meis­ters247)
Ar­ti­kel 346a:
(Lehr­zeug­nis)
Ar­ti­kel 349a:
Ab­satz 1 (Lohn des Han­dels­rei­sen­den)
Ar­ti­kel 349b:
Ab­satz 3 (Aus­rich­tung der Pro­vi­si­on)
Ar­ti­kel 349c:
Ab­satz 1 (Lohn bei Ver­hin­de­rung an der Rei­se­tä­tig­keit)
Ar­ti­kel 349e:
Ab­satz 1 (Re­ten­ti­ons­recht des Han­dels­rei­sen­den)
Ar­ti­kel 350a:
Ab­satz 1 (Pro­vi­si­on bei Be­en­di­gung des Ar­beits­ver­hält­nis­ses)
Ar­ti­kel 352a:
Ab­satz 3 (Haf­tung des Heim­ar­beit­neh­mers)
Ar­ti­kel 353:
(Ab­nah­me des Ar­beits­er­zeug­nis­ses)
Ar­ti­kel 353a:
(Aus­rich­tung des Loh­nes)
Ar­ti­kel 353b:
Ab­satz 1 (Lohn bei Ver­hin­de­rung an der Ar­beits­leis­tung).248

2 Ab­re­den so­wie Be­stim­mun­gen von Nor­ma­l­ar­beits­ver­trä­gen und Ge­samt­ar­beits­ver­trä­gen, die von den vor­ste­hend an­ge­führ­ten Vor­schrif­ten zu­un­guns­ten des Ar­beit­neh­mers ab­wei­chen, sind nich­tig.

233Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 20. Dez. 2019 über die Ver­bes­se­rung der Ver­ein­bar­keit von Er­werbs­tä­tig­keit und An­ge­hö­ri­gen­be­treu­ung, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 4525; BBl 2019 4103).

234Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. Ju­ni 1992 über den Da­ten­schutz, in Kraft seit 1. Ju­li 1993 (AS 1993 1945; BBl 1988 II 413).

235Ein­ge­fügt durch Art. 13 des JFG vom 6. Okt. 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1991 (AS 1990 2007; BBl 1988 I 825).

236Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. Ju­li 2005 (AS 2005 1429; BBl 2002 7522, 2003 11122923).

237 Ein­ge­fügt durch Ziff. II 1 des BG vom 20. Dez. 2019 über die Ver­bes­se­rung der Ver­ein­bar­keit von Er­werbs­tä­tig­keit und An­ge­hö­ri­gen­be­treu­ung (AS 2020 4525; BBl 2019 4103). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 17. März 2023 (Tag­gel­der für den hin­ter­las­se­nen El­tern­teil), in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 680; BBl 2022 2515, 2742).

238 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 17. März 2023 (Tag­gel­der für den hin­ter­las­se­nen El­tern­teil), in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 680; BBl 2022 2515, 2742).

239 Ein­ge­fügt durch Ziff. II 1 des BG vom 20. Dez. 2019 über die Ver­bes­se­rung der Ver­ein­bar­keit von Er­werbs­tä­tig­keit und An­ge­hö­ri­gen­be­treu­ung, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 4525; BBl 2019 4103).

240 Ein­ge­fügt durch Ziff. II 1 des BG vom 20. Dez. 2019 über die Ver­bes­se­rung der Ver­ein­bar­keit von Er­werbs­tä­tig­keit und An­ge­hö­ri­gen­be­treu­ung, in Kraft seit 1. Ju­li 2021 (AS 2020 4525; BBl 2019 4103).

241 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 1. Okt. 2021, in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2022 468; BBl 2019 7095, 7303).

242Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des Frei­zü­gig­keits­ge­set­zes vom 17. Dez. 1993, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2386; BBl 1992 III 533).

243Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 2 des Frei­zü­gig­keits­ge­set­zes vom 17. Dez. 1993, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2386; BBl 1992 III 533).

244 Ein­ge­fügt durch Ziff. II 1 des BG vom 20. Dez. 2019 über die Ver­bes­se­rung der Ver­ein­bar­keit von Er­werbs­tä­tig­keit und An­ge­hö­ri­gen­be­treu­ung, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 4525; BBl 2019 4103).

245Ein­ge­fügt durch An­hang des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

246Ein­ge­fügt durch An­hang des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

247 Heu­te: des Ar­beit­ge­bers.

248Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 1988, in Kraft seit 1. Jan. 1989 (AS 1988 1472; BBl 1984 II 551).

Elfter Titel: Der Werkvertrag

Art. 363  

A. Be­griff

 

Durch den Werk­ver­trag ver­pflich­tet sich der Un­ter­neh­mer zur Her­stel­lung ei­nes Wer­kes und der Be­stel­ler zur Leis­tung ei­ner Ver­gü­tung.

Art. 364  

B. Wir­kun­gen

I. Pflich­ten des Un­ter­neh­mers

1. Im All­ge­mei­nen

 

1 Der Un­ter­neh­mer haf­tet im All­ge­mei­nen für die glei­che Sorg­falt wie der Ar­beit­neh­mer im Ar­beits­ver­hält­nis.249

2 Er ist ver­pflich­tet, das Werk per­sön­lich aus­zu­füh­ren oder un­ter sei­ner per­sön­li­chen Lei­tung aus­füh­ren zu las­sen, mit Aus­nah­me der Fäl­le, in de­nen es nach der Na­tur des Ge­schäf­tes auf per­sön­li­che Ei­gen­schaf­ten des Un­ter­neh­mers nicht an­kommt.

3 Er hat in Er­man­ge­lung an­der­wei­ti­ger Ver­ab­re­dung oder Übung für die zur Aus­füh­rung des Wer­kes nö­ti­gen Hilfs­mit­tel, Werk­zeu­ge und Ge­rät­schaf­ten auf sei­ne Kos­ten zu sor­gen.

249Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II Art. 1 Ziff. 6 des BG vom 25. Ju­ni 1971, in Kraft seit 1. Jan. 1972 (AS 1971 1465; BBl 1967 II 241). Sie­he auch die Schl- und UeB des X. Tit.

Art. 365  

2. Be­tref­fend den Stoff

 

1 So­weit der Un­ter­neh­mer die Lie­fe­rung des Stof­fes über­nom­men hat, haf­tet er dem Be­stel­ler für die Gü­te des­sel­ben und hat Ge­währ zu leis­ten wie ein Ver­käu­fer.

2 Den vom Be­stel­ler ge­lie­fer­ten Stoff hat der Un­ter­neh­mer mit al­ler Sorg­falt zu be­han­deln, über des­sen Ver­wen­dung Re­chen­schaft ab­zu­le­gen und einen all­fäl­li­gen Rest dem Be­stel­ler zu­rück­zu­ge­ben.

3 Zei­gen sich bei der Aus­füh­rung des Wer­kes Män­gel an dem vom Be­stel­ler ge­lie­fer­ten Stof­fe oder an dem an­ge­wie­se­nen Bau­grun­de, oder er­ge­ben sich sonst Ver­hält­nis­se, die ei­ne ge­hö­ri­ge oder recht­zei­ti­ge Aus­füh­rung des Wer­kes ge­fähr­den, so hat der Un­ter­neh­mer dem Be­stel­ler oh­ne Ver­zug da­von An­zei­ge zu ma­chen, wid­ri­gen­falls die nach­tei­li­gen Fol­gen ihm selbst zur Last fal­len.

Art. 366  

3. Recht­zei­ti­ge Vor­nah­me und ver­trags­ge­mäs­se Aus­füh­rung der Ar­beit

 

1 Be­ginnt der Un­ter­neh­mer das Werk nicht recht­zei­tig oder ver­zö­gert er die Aus­füh­rung in ver­trags­wid­ri­ger Wei­se oder ist er da­mit oh­ne Schuld des Be­stel­lers so sehr im Rück­stan­de, dass die recht­zei­ti­ge Vollen­dung nicht mehr vor­aus­zu­se­hen ist, so kann der Be­stel­ler, oh­ne den Lie­fe­rungs­ter­min ab­zu­war­ten, vom Ver­tra­ge zu­rück­tre­ten.

2 Lässt sich wäh­rend der Aus­füh­rung des Wer­kes ei­ne man­gel­haf­te oder sonst ver­trags­wid­ri­ge Er­stel­lung durch Ver­schul­den des Un­ter­neh­mers be­stimmt vor­aus­se­hen, so kann ihm der Be­stel­ler ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Ab­hil­fe an­set­zen oder an­set­zen las­sen mit der An­dro­hung, dass im Un­ter­las­sungs­fal­le die Ver­bes­se­rung oder die Fort­füh­rung des Wer­kes auf Ge­fahr und Kos­ten des Un­ter­neh­mers ei­nem Drit­ten über­tra­gen wer­de.

Art. 367  

4. Haf­tung für Män­gel

a. Fest­stel­lung der Män­gel

 

1 Nach Ab­lie­fe­rung des Wer­kes hat der Be­stel­ler, so­bald es nach dem üb­li­chen Ge­schäfts­gan­ge tun­lich ist, des­sen Be­schaf­fen­heit zu prü­fen und den Un­ter­neh­mer von all­fäl­li­gen Män­geln in Kennt­nis zu set­zen.

2 Je­der Teil ist be­rech­tigt, auf sei­ne Kos­ten ei­ne Prü­fung des Wer­kes durch Sach­ver­stän­di­ge und die Be­ur­kun­dung des Be­fun­des zu ver­lan­gen.

Art. 368  

b. Recht des Be­stel­lers bei Män­geln

 

1 Lei­det das Werk an so er­heb­li­chen Män­geln oder weicht es sonst so sehr vom Ver­tra­ge ab, dass es für den Be­stel­ler un­brauch­bar ist oder dass ihm die An­nah­me bil­li­ger­wei­se nicht zu­ge­mu­tet wer­den kann, so darf er die­se ver­wei­gern und bei Ver­schul­den des Un­ter­neh­mers Scha­den­er­satz for­dern.

2 Sind die Män­gel oder die Ab­wei­chun­gen vom Ver­tra­ge min­der er­heb­lich, so kann der Be­stel­ler einen dem Min­der­wer­te des Wer­kes ent­spre­chen­den Ab­zug am Loh­ne ma­chen oder auch, so­fern die­ses dem Un­ter­neh­mer nicht über­mäs­si­ge Kos­ten ver­ur­sacht, die un­ent­gelt­li­che Ver­bes­se­rung des Wer­kes und bei Ver­schul­den Scha­den­er­satz ver­lan­gen.

3 Bei Wer­ken, die auf dem Grund und Bo­den des Be­stel­lers er­rich­tet sind und ih­rer Na­tur nach nur mit un­ver­hält­nis­mäs­si­gen Nach­tei­len ent­fernt wer­den kön­nen, ste­hen dem Be­stel­ler nur die im zwei­ten Ab­satz die­ses Ar­ti­kels ge­nann­ten Rech­te zu.

Art. 369  

c. Ver­ant­wort­lich­keit des Be­stel­lers

 

Die dem Be­stel­ler bei Man­gel­haf­tig­keit des Wer­kes ge­ge­be­nen Rech­te fal­len da­hin, wenn er durch Wei­sun­gen, die er ent­ge­gen den aus­drück­li­chen Ab­mah­nun­gen des Un­ter­neh­mers über die Aus­füh­rung er­teil­te, oder auf an­de­re Wei­se die Män­gel selbst ver­schul­det hat.

Art. 370  

d. Ge­neh­mi­gung des Wer­kes

 

1 Wird das ab­ge­lie­fer­te Werk vom Be­stel­ler aus­drück­lich oder still­schwei­gend ge­neh­migt, so ist der Un­ter­neh­mer von sei­ner Haft­pflicht be­freit, so­weit es sich nicht um Män­gel han­delt, die bei der Ab­nah­me und ord­nungs­mäs­si­gen Prü­fung nicht er­kenn­bar wa­ren oder vom Un­ter­neh­mer ab­sicht­lich ver­schwie­gen wur­den.

2 Still­schwei­gen­de Ge­neh­mi­gung wird an­ge­nom­men, wenn der Be­stel­ler die ge­setz­lich vor­ge­se­he­ne Prü­fung und An­zei­ge un­ter­lässt.

3 Tre­ten die Män­gel erst spä­ter zu Ta­ge, so muss die An­zei­ge so­fort nach der Ent­de­ckung er­fol­gen, wid­ri­gen­falls das Werk auch rück­sicht­lich die­ser Män­gel als ge­neh­migt gilt.

Art. 371250  

e. Ver­jäh­rung

 

1 Die An­sprü­che des Be­stel­lers we­gen Män­gel des Wer­kes ver­jäh­ren mit Ab­lauf von zwei Jah­ren nach der Ab­nah­me des Wer­kes. So­weit je­doch Män­gel ei­nes be­weg­li­chen Wer­kes, das be­stim­mungs­ge­mä­ss in ein un­be­weg­li­ches Werk in­te­griert wor­den ist, die Man­gel­haf­tig­keit des Wer­kes ver­ur­sacht ha­ben, be­trägt die Ver­jäh­rungs­frist fünf Jah­re.

2 Die An­sprü­che des Be­stel­lers ei­nes un­be­weg­li­chen Wer­kes we­gen all­fäl­li­ger Män­gel des Wer­kes ver­jäh­ren ge­gen den Un­ter­neh­mer so­wie ge­gen den Ar­chi­tek­ten oder den In­ge­nieur, die zum Zwe­cke der Er­stel­lung Diens­te ge­leis­tet ha­ben, mit Ab­lauf von fünf Jah­ren seit der Ab­nah­me des Wer­kes.

3 Im Üb­ri­gen kom­men die Re­geln für die Ver­jäh­rung der ent­spre­chen­den An­sprü­che des Käu­fers sinn­ge­mä­ss zur An­wen­dung.

250 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. März 2012 (Ver­jäh­rungs­fris­ten der Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che. Ver­län­ge­rung und Ko­or­di­na­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 5415; BBl 2011 28893903).

Art. 372  

II. Pflich­ten des Be­stel­lers

1. Fäl­lig­keit der Ver­gü­tung

 

1 Der Be­stel­ler hat die Ver­gü­tung bei der Ab­lie­fe­rung des Wer­kes zu zah­len.

2 Ist das Werk in Tei­len zu lie­fern und die Ver­gü­tung nach Tei­len be­stimmt, so hat Zah­lung für je­den Teil bei des­sen Ab­lie­fe­rung zu er­fol­gen.

Art. 373  

2. Hö­he der Ver­gü­tung

a. Fes­te Über­nah­me

 

1 Wur­de die Ver­gü­tung zum vor­aus ge­nau be­stimmt, so ist der Un­ter­neh­mer ver­pflich­tet, das Werk um die­se Sum­me fer­tig­zu­stel­len, und darf kei­ne Er­hö­hung for­dern, selbst wenn er mehr Ar­beit oder grös­se­re Aus­la­gen ge­habt hat, als vor­ge­se­hen war.

2 Falls je­doch aus­ser­or­dent­li­che Um­stän­de, die nicht vor­aus­ge­se­hen wer­den konn­ten oder die nach den von bei­den Be­tei­lig­ten an­ge­nom­me­nen Vor­aus­set­zun­gen aus­ge­schlos­sen wa­ren, die Fer­tig­stel­lung hin­dern oder über­mäs­sig er­schwe­ren, so kann der Rich­ter nach sei­nem Er­mes­sen ei­ne Er­hö­hung des Prei­ses oder die Auf­lö­sung des Ver­tra­ges be­wil­li­gen.

3 Der Be­stel­ler hat auch dann den vol­len Preis zu be­zah­len, wenn die Fer­tig­stel­lung des Wer­kes we­ni­ger Ar­beit ver­ur­sacht, als vor­ge­se­hen war.

Art. 374  

b. Fest­set­zung nach dem Wert der Ar­beit

 

Ist der Preis zum vor­aus ent­we­der gar nicht oder nur un­ge­fähr be­stimmt wor­den, so wird er nach Mass­ga­be des Wer­tes der Ar­beit und der Auf­wen­dun­gen des Un­ter­neh­mers fest­ge­setzt.

Art. 375  

C. Be­en­di­gung

I. Rück­tritt we­gen Über­schrei­tung des Kos­ten­an­sat­zes

 

1 Wird ein mit dem Un­ter­neh­mer ver­ab­re­de­ter un­ge­fäh­rer An­satz oh­ne Zu­tun des Be­stel­lers un­ver­hält­nis­mäs­sig über­schrit­ten, so hat die­ser so­wohl wäh­rend als nach der Aus­füh­rung des Wer­kes das Recht, vom Ver­trag zu­rück­zu­tre­ten.

2 Bei Bau­ten, die auf Grund und Bo­den des Be­stel­lers er­rich­tet wer­den, kann die­ser ei­ne an­ge­mes­se­ne Her­ab­set­zung des Loh­nes ver­lan­gen oder, wenn die Bau­te noch nicht vollen­det ist, ge­gen bil­li­gen Er­satz der be­reits aus­ge­führ­ten Ar­bei­ten dem Un­ter­neh­mer die Fort­füh­rung ent­zie­hen und vom Ver­tra­ge zu­rück­tre­ten.

Art. 376  

II. Un­ter­gang des Wer­kes

 

1 Geht das Werk vor sei­ner Über­ga­be durch Zu­fall zu­grun­de, so kann der Un­ter­neh­mer we­der Lohn für sei­ne Ar­beit noch Ver­gü­tung sei­ner Aus­la­gen ver­lan­gen, aus­ser wenn der Be­stel­ler sich mit der An­nah­me im Ver­zug be­fin­det.

2 Der Ver­lust des zu­grun­de ge­gan­ge­nen Stof­fes trifft in die­sem Fal­le den Teil, der ihn ge­lie­fert hat.

3 Ist das Werk we­gen ei­nes Man­gels des vom Be­stel­ler ge­lie­fer­ten Stof­fes oder des an­ge­wie­se­nen Bau­grun­des oder in­fol­ge der von ihm vor­ge­schrie­be­nen Art der Aus­füh­rung zu­grun­de ge­gan­gen, so kann der Un­ter­neh­mer, wenn er den Be­stel­ler auf die­se Ge­fah­ren recht­zei­tig auf­merk­sam ge­macht hat, die Ver­gü­tung der be­reits ge­leis­te­ten Ar­beit und der im Loh­ne nicht ein­ge­schlos­se­nen Aus­la­gen und, falls den Be­stel­ler ein Ver­schul­den trifft, über­dies Scha­den­er­satz ver­lan­gen.

Art. 377  

III. Rück­tritt des Be­stel­lers ge­gen Schad­los­hal­tung

 

So­lan­ge das Werk un­voll­en­det ist, kann der Be­stel­ler ge­gen Ver­gü­tung der be­reits ge­leis­te­ten Ar­beit und ge­gen vol­le Schad­los­hal­tung des Un­ter­neh­mers je­der­zeit vom Ver­trag zu­rück­tre­ten.

Art. 378  

IV. Un­mög­lich­keit der Er­fül­lung aus Ver­hält­nis­sen des Be­stel­lers

 

1 Wird die Vollen­dung des Wer­kes durch einen beim Be­stel­ler ein­ge­tre­te­nen Zu­fall un­mög­lich, so hat der Un­ter­neh­mer An­spruch auf Ver­gü­tung der ge­leis­te­ten Ar­beit und der im Prei­se nicht in­be­grif­fe­nen Aus­la­gen.

2 Hat der Be­stel­ler die Un­mög­lich­keit der Aus­füh­rung ver­schul­det, so kann der Un­ter­neh­mer über­dies Scha­den­er­satz for­dern.

Art. 379  

V. Tod und Un­fä­hig­keit des Un­ter­neh­mers

 

1 Stirbt der Un­ter­neh­mer oder wird er oh­ne sei­ne Schuld zur Vollen­dung des Wer­kes un­fä­hig, so er­lischt der Werk­ver­trag, wenn er mit Rück­sicht auf die per­sön­li­chen Ei­gen­schaf­ten des Un­ter­neh­mers ein­ge­gan­gen war.

2 Der Be­stel­ler ist ver­pflich­tet, den be­reits aus­ge­führ­ten Teil des Wer­kes, so­weit die­ser für ihn brauch­bar ist, an­zu­neh­men und zu be­zah­len.

Zwölfter Titel: Der Verlagsvertrag

Art. 380  

A. Be­griff

 

Durch den Ver­lags­ver­trag ver­pflich­ten sich der Ur­he­ber ei­nes li­te­ra­ri­schen oder künst­le­ri­schen Wer­kes oder sei­ne Rechts­nach­fol­ger (Ver­lag­ge­ber), das Werk ei­nem Ver­le­ger zum Zwe­cke der Her­aus­ga­be zu über­las­sen, der Ver­le­ger da­ge­gen, das Werk zu ver­viel­fäl­ti­gen und in Ver­trieb zu set­zen.

Art. 381  

B. Wir­kun­gen

I. Über­tra­gung des Ur­he­ber­rechts und Ge­währ­leis­tung

 

1 Die Rech­te des Ur­he­bers wer­den in­so­weit und auf so lan­ge dem Ver­le­ger über­tra­gen, als es für die Aus­füh­rung des Ver­tra­ges er­for­der­lich ist.

2 Der Ver­lag­ge­ber hat dem Ver­le­ger da­für ein­zu­ste­hen, dass er zur Zeit des Ver­trags­ab­schlus­ses zu der Ver­lags­ga­be be­rech­tigt war, und wenn das Werk schutz­fä­hig ist, dass er das Ur­he­ber­recht dar­an hat­te.

3 Er hat, wenn das Werk vor­her ganz oder teil­wei­se ei­nem Drit­ten in Ver­lag ge­ge­ben oder sonst mit sei­nem Wis­sen ver­öf­fent­licht war, dem Ver­le­ger vor dem Ver­trags­ab­schlus­se hie­von Kennt­nis zu ge­ben.

Art. 382  

II. Ver­fü­gung des Ver­lag­ge­bers

 

1 So­lan­ge die Auf­la­gen des Wer­kes, zu de­nen der Ver­le­ger be­rech­tigt ist, nicht ver­grif­fen sind, darf der Ver­lag­ge­ber we­der über das Werk im Gan­zen noch über des­sen ein­zel­ne Tei­le zum Nach­tei­le des Ver­le­gers an­der­wei­tig ver­fü­gen.

2 Zei­tungs­ar­ti­kel und ein­zel­ne klei­ne­re Auf­sät­ze in Zeit­schrif­ten darf der Ver­lag­ge­ber je­der­zeit wei­ter ver­öf­fent­li­chen.

3 Bei­trä­ge an Sam­mel­wer­ke oder grös­se­re Bei­trä­ge an Zeit­schrif­ten darf der Ver­lag­ge­ber nicht vor Ab­lauf von drei Mo­na­ten nach dem voll­stän­di­gen Er­schei­nen des Bei­tra­ges wei­ter ver­öf­fent­li­chen.

Art. 383  

III. Be­stim­mung der Auf­la­gen

 

1 Wur­de über die An­zahl der Auf­la­gen nichts be­stimmt, so ist der Ver­le­ger nur zu ei­ner Auf­la­ge be­rech­tigt.

2 Die Stär­ke der Auf­la­ge wird, wenn dar­über nichts ver­ein­bart wur­de, vom Ver­le­ger fest­ge­setzt, er hat aber auf Ver­lan­gen des Ver­lag­ge­bers we­nigs­tens so vie­le Ex­em­pla­re dru­cken zu las­sen, als zu ei­nem ge­hö­ri­gen Um­satz er­for­der­lich sind, und darf nach Vollen­dung des ers­ten Druckes kei­ne neu­en Ab­drücke ver­an­stal­ten.

3 Wur­de das Ver­lags­recht für meh­re­re Auf­la­gen oder für al­le Auf­la­gen über­tra­gen und ver­säumt es der Ver­le­ger, ei­ne neue Auf­la­ge zu ver­an­stal­ten, nach­dem die letz­te ver­grif­fen ist, so kann ihm der Ver­lag­ge­ber ge­richt­lich ei­ne Frist zur Her­stel­lung ei­ner neu­en Auf­la­ge an­set­zen las­sen, nach de­ren frucht­lo­sem Ab­lauf der Ver­le­ger sein Recht ver­wirkt.

Art. 384  

IV. Ver­viel­fäl­ti­gung und Ver­trieb

 

1 Der Ver­le­ger ist ver­pflich­tet, das Werk oh­ne Kür­zun­gen, oh­ne Zu­sät­ze und oh­ne Ab­än­de­run­gen in an­ge­mes­se­ner Aus­stat­tung zu ver­viel­fäl­ti­gen, für ge­hö­ri­ge Be­kannt­ma­chung zu sor­gen und die üb­li­chen Mit­tel für den Ab­satz zu ver­wen­den.

2 Die Preis­be­stim­mung hängt von dem Er­mes­sen des Ver­le­gers ab, doch darf er nicht durch über­mäs­si­ge Preis­for­de­rung den Ab­satz er­schwe­ren.

Art. 385  

V. Ver­bes­se­run­gen und Be­rich­ti­gun­gen

 

1 Der Ur­he­ber be­hält das Recht, Be­rich­ti­gun­gen und Ver­bes­se­run­gen vor­zu­neh­men, wenn sie nicht die Ver­lag­s­in­ter­es­sen ver­let­zen oder die Ver­ant­wort­lich­keit des Ver­le­gers stei­gern, ist aber für un­vor­her­ge­se­he­ne Kos­ten, die da­durch ver­ur­sacht wer­den, Er­satz schul­dig.

2 Der Ver­le­ger darf kei­ne neue Aus­ga­be oder Auf­la­ge ma­chen und kei­nen neu­en Ab­druck vor­neh­men, oh­ne zu­vor dem Ur­he­ber Ge­le­gen­heit zu ge­ben, Ver­bes­se­run­gen an­zu­brin­gen.

Art. 386  

VI. Ge­samt­aus­ga­ben und Ein­zel­aus­ga­ben

 

1 Ist die be­son­de­re Aus­ga­be meh­re­rer ein­zel­ner Wer­ke des­sel­ben Ur­he­bers zum Ver­lag über­las­sen wor­den, so gibt die­ses dem Ver­le­ger nicht auch das Recht, ei­ne Ge­samt­aus­ga­be die­ser Wer­ke zu ver­an­stal­ten.

2 Eben­so we­nig hat der Ver­le­ger, dem ei­ne Ge­samt­aus­ga­be sämt­li­cher Wer­ke oder ei­ner gan­zen Gat­tung von Wer­ken des­sel­ben Ur­he­bers über­las­sen wor­den ist, das Recht, von den ein­zel­nen Wer­ken be­son­de­re Aus­ga­ben zu ver­an­stal­ten.

Art. 387  

VII. Über­set­zungs­recht

 

Das Recht, ei­ne Über­set­zung des Wer­kes zu ver­an­stal­ten, bleibt, wenn nichts an­de­res mit dem Ver­le­ger ver­ein­bart ist, aus­sch­liess­lich dem Ver­lag­ge­ber vor­be­hal­ten.

Art. 388  

VIII. Ho­no­rar des Ver­lag­ge­bers

1. Hö­he des Ho­no­rars

 

1 Ein Ho­no­rar an den Ver­lag­ge­ber gilt als ver­ein­bart, wenn nach den Um­stän­den die Über­las­sung des Wer­kes nur ge­gen ein Ho­no­rar zu er­war­ten war.

2 Die Grös­se des­sel­ben be­stimmt der Rich­ter auf das Gut­ach­ten von Sach­ver­stän­di­gen.

3 Hat der Ver­le­ger das Recht zu meh­re­ren Auf­la­gen, so wird ver­mu­tet, dass für je­de fol­gen­de von ihm ver­an­stal­te­te Auf­la­ge die­sel­ben Ho­no­rar- und üb­ri­gen Ver­trags­be­din­gun­gen gel­ten, wie für die ers­te Auf­la­ge.

Art. 389  

2. Fäl­lig­keit Ab­rech­nung und Frei­ex­em­pla­re

 

1 Das Ho­no­rar wird fäl­lig, so­bald das gan­ze Werk oder, wenn es in Ab­tei­lun­gen (Bän­den, Hef­ten, Blät­tern) er­scheint, so­bald die Ab­tei­lung ge­druckt ist und aus­ge­ge­ben wer­den kann.

2 Wird das Ho­no­rar ganz oder teil­wei­se von dem er­war­te­ten Ab­sat­ze ab­hän­gig ge­macht, so ist der Ver­le­ger zu übungs­ge­mäs­ser Ab­rech­nung und Nach­wei­sung des Ab­sat­zes ver­pflich­tet.

3 Der Ver­lag­ge­ber hat man­gels ei­ner an­dern Ab­re­de An­spruch auf die üb­li­che Zahl von Frei­ex­em­pla­ren.

Art. 390  

C. Be­en­di­gung

I. Un­ter­gang des Wer­kes

 

1 Geht das Werk nach sei­ner Ab­lie­fe­rung an den Ver­le­ger durch Zu­fall un­ter, so ist der Ver­le­ger gleich­wohl zur Zah­lung des Ho­no­rars ver­pflich­tet.

2 Be­sitzt der Ur­he­ber noch ein zwei­tes Ex­em­plar des un­ter­ge­gan­ge­nen Wer­kes, so hat er es dem Ver­le­ger zu über­las­sen, an­dern­falls ist er ver­pflich­tet, das Werk wie­der her­zu­stel­len, wenn ihm dies mit ge­rin­ger Mü­he mög­lich ist.

3 In bei­den Fäl­len hat er An­spruch auf ei­ne an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung.

Art. 391  

II. Un­ter­gang der Auf­la­ge

 

1 Geht die vom Ver­le­ger be­reits her­ge­stell­te Auf­la­ge des Wer­kes durch Zu­fall ganz oder zum Tei­le un­ter, be­vor sie ver­trie­ben wor­den ist, so ist der Ver­le­ger be­rech­tigt, die un­ter­ge­gan­ge­nen Ex­em­pla­re auf sei­ne Kos­ten neu her­zu­stel­len, oh­ne dass der Ver­lag­ge­ber ein neu­es Ho­no­rar da­für for­dern kann.

2 Der Ver­le­ger ist zur Wie­der­her­stel­lung der un­ter­ge­gan­ge­nen Ex­em­pla­re ver­pflich­tet, wenn dies oh­ne un­ver­hält­nis­mäs­sig ho­he Kos­ten ge­sche­hen kann.

Art. 392  

III. En­di­gungs­grün­de in der Per­son des Ur­he­bers und des Ver­le­gers

 

1 Der Ver­lags­ver­trag er­lischt, wenn der Ur­he­ber vor der Vollen­dung des Wer­kes stirbt oder un­fä­hig oder oh­ne sein Ver­schul­den ver­hin­dert wird, es zu vollen­den.

2 Aus­nahms­wei­se kann der Rich­ter, wenn die gan­ze oder teil­wei­se Fort­set­zung des Ver­trags­ver­hält­nis­ses mög­lich und bil­lig er­scheint, sie be­wil­li­gen und das Nö­ti­ge an­ord­nen.

3 Ge­rät der Ver­le­ger in Kon­kurs, so kann der Ver­lag­ge­ber das Werk ei­nem an­de­ren Ver­le­ger über­tra­gen, wenn ihm nicht für Er­fül­lung der zur Zeit der Kon­kurser­öff­nung noch nicht ver­fal­le­nen Ver­lags­ver­bind­lich­kei­ten Si­cher­heit ge­leis­tet wird.

Art. 393  

D. Be­ar­bei­tung ei­nes Wer­kes nach Plan des Ver­le­gers

 

1 Wenn ei­ner oder meh­re­re Ver­fas­ser nach ei­nem ih­nen vom Ver­le­ger vor­ge­leg­ten Pla­ne die Be­ar­bei­tung ei­nes Wer­kes über­neh­men, so ha­ben sie nur auf das be­dun­ge­ne Ho­no­rar An­spruch.

2 Das Ur­he­ber­recht am Wer­ke steht dem Ver­le­ger zu.

Dreizehnter Titel: Der Auftrag

Erster Abschnitt: Der einfache Auftrag

Art. 394  

A. Be­griff

 

1 Durch die An­nah­me ei­nes Auf­tra­ges ver­pflich­tet sich der Be­auf­trag­te, die ihm über­tra­ge­nen Ge­schäf­te oder Diens­te ver­trags­ge­mä­ss zu be­sor­gen.

2 Ver­trä­ge über Ar­beits­leis­tung, die kei­ner be­son­dern Ver­trags­art die­ses Ge­set­zes un­ter­stellt sind, ste­hen un­ter den Vor­schrif­ten über den Auf­trag.

3 Ei­ne Ver­gü­tung ist zu leis­ten, wenn sie ver­ab­re­det oder üb­lich ist.

Art. 395  

B. Ent­ste­hung

 

Als an­ge­nom­men gilt ein nicht so­fort ab­ge­lehn­ter Auf­trag, wenn er sich auf die Be­sor­gung sol­cher Ge­schäf­te be­zieht, die der Be­auf­trag­te kraft ob­rig­keit­li­cher Be­stel­lung oder ge­werbs­mäs­sig be­treibt oder zu de­ren Be­sor­gung er sich öf­fent­lich emp­foh­len hat.

Art. 396  

C. Wir­kun­gen

I. Um­fang des Auf­tra­ges

 

1 Ist der Um­fang des Auf­tra­ges nicht aus­drück­lich be­zeich­net wor­den, so be­stimmt er sich nach der Na­tur des zu be­sor­gen­den Ge­schäf­tes.

2 Ins­be­son­de­re ist in dem Auf­tra­ge auch die Er­mäch­ti­gung zu den Rechts­hand­lun­gen ent­hal­ten, die zu des­sen Aus­füh­rung ge­hö­ren.

3 Ei­ner be­son­de­ren Er­mäch­ti­gung be­darf der Be­auf­trag­te, wenn es sich dar­um han­delt, einen Ver­gleich ab­zu­sch­lies­sen, ein Schieds­ge­richt an­zu­neh­men, wech­sel­recht­li­che Ver­bind­lich­kei­ten ein­zu­ge­hen, Grund­stücke zu ver­äus­sern oder zu be­las­ten oder Schen­kun­gen zu ma­chen.251

251 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 5 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 397  

II. Ver­pflich­tun­gen des Be­auf­trag­ten

1. Vor­schrifts­ge­mäs­se Aus­füh­rung

 

1 Hat der Auf­trag­ge­ber für die Be­sor­gung des über­tra­ge­nen Ge­schäf­tes ei­ne Vor­schrift ge­ge­ben, so darf der Be­auf­trag­te nur in­so­fern da­von ab­wei­chen, als nach den Um­stän­den die Ein­ho­lung ei­ner Er­laub­nis nicht tun­lich und über­dies an­zu­neh­men ist, der Auf­trag­ge­ber wür­de sie bei Kennt­nis der Sach­la­ge er­teilt ha­ben.

2 Ist der Be­auf­trag­te, oh­ne dass die­se Vor­aus­set­zun­gen zu­tref­fen, zum Nach­teil des Auf­trag­ge­bers von des­sen Vor­schrif­ten ab­ge­wi­chen, so gilt der Auf­trag nur dann als er­füllt, wenn der Be­auf­trag­te den dar­aus er­wach­se­nen Nach­teil auf sich nimmt.

Art. 397a252  

1bis. Mel­de­pflicht

 

Wird der Auf­trag­ge­ber vor­aus­sicht­lich dau­ernd ur­teil­s­un­fä­hig, so muss der Be­auf­trag­te die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de am Wohn­sitz des Auf­trag­ge­bers be­nach­rich­ti­gen, wenn ei­ne sol­che Mel­dung zur In­ter­es­sen­wah­rung an­ge­zeigt er­scheint.

252 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 10 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 398  

2. Haf­tung für ge­treue Aus­füh­rung

a. Im All­ge­mei­nen

 

1 Der Be­auf­trag­te haf­tet im All­ge­mei­nen für die glei­che Sorg­falt wie der Ar­beit­neh­mer im Ar­beits­ver­hält­nis.253

2 Er haf­tet dem Auf­trag­ge­ber für ge­treue und sorg­fäl­ti­ge Aus­füh­rung des ihm über­tra­ge­nen Ge­schäf­tes.

3 Er hat das Ge­schäft per­sön­lich zu be­sor­gen, aus­ge­nom­men, wenn er zur Über­tra­gung an einen Drit­ten er­mäch­tigt oder durch die Um­stän­de ge­nö­tigt ist, oder wenn ei­ne Ver­tre­tung übungs­ge­mä­ss als zu­läs­sig be­trach­tet wird.

253Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II Art. 1 Ziff. 7 des BG vom 25. Ju­ni 1971, in Kraft seit 1. Jan. 1972 (AS 1971 1465; BBl 1967 II 241). Sie­he auch die Schl- und UeB des X. Tit.

Art. 399  

b. Bei Über­tra­gung der Be­sor­gung auf einen Drit­ten

 

1 Hat der Be­auf­trag­te die Be­sor­gung des Ge­schäf­tes un­be­fug­ter­wei­se ei­nem Drit­ten über­tra­gen, so haf­tet er für des­sen Hand­lun­gen, wie wenn es sei­ne ei­ge­nen wä­ren.

2 War er zur Über­tra­gung be­fugt, so haf­tet er nur für ge­hö­ri­ge Sorg­falt bei der Wahl und In­struk­ti­on des Drit­ten.

3 In bei­den Fäl­len kann der Auf­trag­ge­ber die An­sprü­che, die dem Be­auf­trag­ten ge­gen den Drit­ten zu­ste­hen, un­mit­tel­bar ge­gen die­sen gel­tend ma­chen.

Art. 400  

3. Re­chen­schafts­ab­le­gung

 

1 Der Be­auf­trag­te ist schul­dig, auf Ver­lan­gen je­der­zeit über sei­ne Ge­schäfts­füh­rung Re­chen­schaft ab­zu­le­gen und al­les, was ihm in­fol­ge der­sel­ben aus ir­gend­ei­nem Grun­de zu­ge­kom­men ist, zu er­stat­ten.

2 Gel­der, mit de­ren Ab­lie­fe­rung er sich im Rück­stan­de be­fin­det, hat er zu ver­zin­sen.

Art. 401  

4. Über­gang der er­wor­be­nen Rech­te

 

1 Hat der Be­auf­trag­te für Rech­nung des Auf­trag­ge­bers in ei­ge­nem Na­men For­de­rungs­rech­te ge­gen Drit­te er­wor­ben, so ge­hen sie auf den Auf­trag­ge­ber über, so­bald die­ser sei­ner­seits al­len Ver­bind­lich­kei­ten aus dem Auf­trags­ver­hält­nis­se nach­ge­kom­men ist.

2 Die­ses gilt auch ge­gen­über der Mas­se, wenn der Be­auf­trag­te in Kon­kurs ge­fal­len ist.

3 Eben­so kann der Auf­trag­ge­ber im Kon­kur­se des Be­auf­trag­ten, un­ter Vor­be­halt der Re­ten­ti­ons­rech­te des­sel­ben, die be­weg­li­chen Sa­chen her­aus­ver­lan­gen, die die­ser in ei­ge­nem Na­men, aber für Rech­nung des Auf­trag­ge­bers zu Ei­gen­tum er­wor­ben hat.

Art. 402  

III. Ver­pflich­tun­gen des Auf­trag­ge­bers

 

1 Der Auf­trag­ge­ber ist schul­dig, dem Be­auf­trag­ten die Aus­la­gen und Ver­wen­dun­gen, die die­ser in rich­ti­ger Aus­füh­rung des Auf­tra­ges ge­macht hat, samt Zin­sen zu er­set­zen und ihn von den ein­ge­gan­ge­nen Ver­bind­lich­kei­ten zu be­frei­en.

2 Er haf­tet dem Be­auf­trag­ten für den aus dem Auf­tra­ge er­wach­se­nen Scha­den, so­weit er nicht zu be­wei­sen ver­mag, dass der Scha­den oh­ne sein Ver­schul­den ent­stan­den ist.

Art. 403  

IV. Haf­tung meh­re­rer

 

1 Ha­ben meh­re­re Per­so­nen ge­mein­sam einen Auf­trag ge­ge­ben, so haf­ten sie dem Be­auf­trag­ten so­li­da­risch.

2 Ha­ben meh­re­re Per­so­nen einen Auf­trag ge­mein­schaft­lich über­nom­men, so haf­ten sie so­li­da­risch und kön­nen den Auf­trag­ge­ber, so­weit sie nicht zur Über­tra­gung der Be­sor­gung an einen Drit­ten er­mäch­tigt sind, nur durch ge­mein­schaft­li­ches Han­deln ver­pflich­ten.

Art. 404  

D. Be­en­di­gung

I. Grün­de

1. Wi­der­ruf, Kün­di­gung

 

1 Der Auf­trag kann von je­dem Tei­le je­der­zeit wi­der­ru­fen oder ge­kün­digt wer­den.

2 Er­folgt dies je­doch zur Un­zeit, so ist der zu­rück­tre­ten­de Teil zum Er­sat­ze des dem an­de­ren ver­ur­sach­ten Scha­dens ver­pflich­tet.

Art. 405  

2. Tod, Hand­lungs­un­fä­hig­keit, Kon­kurs

 

1 Der Auf­trag er­lischt, so­fern nicht das Ge­gen­teil ver­ein­bart ist oder aus der Na­tur des Ge­schäfts her­vor­geht, mit dem Ver­lust der ent­spre­chen­den Hand­lungs­fä­hig­keit, dem Kon­kurs, dem Tod oder der Ver­schol­le­n­er­klä­rung des Auf­trag­ge­bers oder des Be­auf­trag­ten.254

2 Falls je­doch das Er­lö­schen des Auf­tra­ges die In­ter­es­sen des Auf­trag­ge­bers ge­fähr­det, so ist der Be­auf­trag­te, sein Er­be oder sein Ver­tre­ter ver­pflich­tet, für die Fort­füh­rung des Ge­schäf­tes zu sor­gen, bis der Auf­trag­ge­ber, sein Er­be oder sein Ver­tre­ter in der La­ge ist, es selbst zu tun.

254 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 10 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 406  

II. Wir­kung des Er­lö­schens

 

Aus den Ge­schäf­ten, die der Be­auf­trag­te führt, be­vor er von dem Er­lö­schen des Auf­tra­ges Kennt­nis er­hal­ten hat, wird der Auf­trag­ge­ber oder des­sen Er­be ver­pflich­tet, wie wenn der Auf­trag noch be­stan­den hät­te.

Erster Abschnitt : Auftrag zur Ehe- oder zur Partnerschaftsvermittlungbis255

255 Eingefügt durch Anhang Ziff. 2 des BG vom 26. Juni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).

Art. 406a  

A. Be­griff und an­wend­ba­res Recht

 

1 Wer einen Auf­trag zur Ehe- oder zur Part­ner­schafts­ver­mitt­lung an­nimmt, ver­pflich­tet sich, dem Auf­trag­ge­ber ge­gen ei­ne Ver­gü­tung Per­so­nen für die Ehe oder für ei­ne fes­te Part­ner­schaft zu ver­mit­teln.

2 Auf die Ehe- oder die Part­ner­schafts­ver­mitt­lung sind die Vor­schrif­ten über den ein­fa­chen Auf­trag er­gän­zend an­wend­bar.

Art. 406b  

B. Ver­mitt­lung von oder an Per­so­nen aus dem Aus­land

I. Kos­ten der Rück­rei­se

 

1 Reist die zu ver­mit­teln­de Per­son aus dem Aus­land ein oder reist sie ins Aus­land aus, so hat ihr der Be­auf­trag­te die Kos­ten der Rück­rei­se zu ver­gü­ten, wenn die­se in­nert sechs Mo­na­ten seit der Ein­rei­se er­folgt.

2 Der An­spruch der zu ver­mit­teln­den Per­son ge­gen den Be­auf­trag­ten geht mit al­len Rech­ten auf das Ge­mein­we­sen über, wenn die­ses für die Rück­rei­se­kos­ten auf­ge­kom­men ist.

3 Der Be­auf­trag­te kann vom Auf­trag­ge­ber nur im Rah­men des im Ver­trag vor­ge­se­he­nen Höchst­be­trags Er­satz für die Rück­rei­se­kos­ten ver­lan­gen.

Art. 406c  

II. Be­wil­li­gungs­pflicht

 

1 Die be­rufs­mäs­si­ge Ehe- oder Part­ner­schafts­ver­mitt­lung von Per­so­nen oder an Per­so­nen aus dem Aus­land be­darf der Be­wil­li­gung ei­ner vom kan­to­na­len Recht be­zeich­ne­ten Stel­le und un­ter­steht de­ren Auf­sicht.

2 Der Bun­des­rat er­lässt die Aus­füh­rungs­vor­schrif­ten und re­gelt na­ment­lich:

a.
die Vor­aus­set­zun­gen und die Dau­er der Be­wil­li­gung;
b.
die Sank­tio­nen, die bei Zu­wi­der­hand­lun­gen ge­gen den Be­auf­trag­ten ver­hängt wer­den;
c.
die Pflicht des Be­auf­trag­ten, die Kos­ten für die Rück­rei­se der zu ver­mit­teln­den Per­so­nen si­cher­zu­stel­len.
Art. 406d  

C. Form und In­halt

 

Der Ver­trag be­darf zu sei­ner Gül­tig­keit der schrift­li­chen Form und hat fol­gen­de An­ga­ben zu ent­hal­ten:

1.
den Na­men und Wohn­sitz der Par­tei­en;
2.
die An­zahl und die Art der Leis­tun­gen, zu de­nen sich der Be­auf­trag­te ver­pflich­tet, so­wie die Hö­he der Ver­gü­tung und der Kos­ten, die mit je­der Leis­tung ver­bun­den sind, na­ment­lich die Ein­schrei­be­ge­bühr;
3.
den Höchst­be­trag der Ent­schä­di­gung, die der Auf­trag­ge­ber dem Be­auf­trag­ten schul­det, wenn die­ser bei der Ver­mitt­lung von oder an Per­so­nen aus dem Aus­land die Kos­ten für die Rück­rei­se ge­tra­gen hat (Art. 406b);
4.
die Zah­lungs­be­din­gun­gen;
5.256
das Recht des Auf­trag­ge­bers, schrift­lich und ent­schä­di­gungs­los in­ner­halb von 14 Ta­gen sei­nen An­trag zum Ver­trags­ab­schluss oder sei­ne An­nah­me­er­klä­rung zu wi­der­ru­fen;
6.257
das Ver­bot für den Be­auf­trag­ten, vor Ab­lauf der Frist von 14 Ta­gen ei­ne Zah­lung ent­ge­gen­zu­neh­men;
7.
das Recht des Auf­trag­ge­bers, den Ver­trag je­der­zeit ent­schä­di­gungs­los zu kün­di­gen, un­ter Vor­be­halt der Scha­den­er­satz­pflicht we­gen Kün­di­gung zur Un­zeit.

256Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Re­vi­si­on des Wi­der­rufs­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 4107; BBl 2014 9212993).

257Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Re­vi­si­on des Wi­der­rufs­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 4107; BBl 2014 9212993).

Art. 406e258  

D. In­kraft­tre­ten, Wi­der­ruf, Kün­di­gung

 

1 Der Ver­trag tritt für den Auf­trag­ge­ber erst 14 Ta­ge nach Er­halt ei­nes beid­sei­tig un­ter­zeich­ne­ten Ver­trags­dop­pels in Kraft. Vor Ab­lauf die­ser Frist darf der Be­auf­trag­te vom Auf­trag­ge­ber kei­ne Zah­lung ent­ge­gen­neh­men.

2 In­ner­halb der Frist nach Ab­satz 1 kann der Auf­trag­ge­ber sei­nen An­trag zum Ver­trags­ab­schluss oder sei­ne An­nah­me­er­klä­rung schrift­lich wi­der­ru­fen. Ein im Vor­aus er­klär­ter Ver­zicht auf die­ses Recht ist un­ver­bind­lich. Im Üb­ri­gen sind die Be­stim­mun­gen über die Wi­der­rufs­fol­gen (Art. 40f) sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

3 Die Kün­di­gung be­darf der Schrift­form.

258Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Re­vi­si­on des Wi­der­rufs­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 4107; BBl 2014 9212993).

Art. 406f259  

E. …

 

259Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Re­vi­si­on des Wi­der­rufs­rechts), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 4107; BBl 2014 9212993).

Art. 406g  

F. In­for­ma­ti­on und Da­ten­schutz

 

1 Der Be­auf­trag­te in­for­miert den Auf­trag­ge­ber vor der Ver­trags­un­ter­zeich­nung und wäh­rend der Ver­trags­dau­er über be­son­de­re Schwie­rig­kei­ten, die im Hin­blick auf die per­sön­li­chen Ver­hält­nis­se des Auf­trag­ge­bers bei der Auf­trags­er­fül­lung auf­tre­ten kön­nen.

2 Bei der Be­ar­bei­tung der Per­so­nen­da­ten des Auf­trag­ge­bers ist der Be­auf­trag­te zur Ge­heim­hal­tung ver­pflich­tet; die Be­stim­mun­gen des Da­ten­schutz­ge­set­zes vom 25. Sep­tem­ber 2020260 blei­ben vor­be­hal­ten.261

260 SR 235.1

261 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 18 des Da­ten­schutz­ge­set­zes vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Sept. 2023 (AS 2022 491; BBl 2017 6941).

Art. 406h  

G. Her­ab­set­zung

 

Sind un­ver­hält­nis­mäs­sig ho­he Ver­gü­tun­gen oder Kos­ten ver­ein­bart wor­den, so kann sie das Ge­richt auf An­trag des Auf­trag­ge­bers auf einen an­ge­mes­se­nen Be­trag her­ab­set­zen.

Zweiter Abschnitt: Der Kreditbrief und der Kreditauftrag

Art. 407  

A. Kre­dit­brief

 

1 Kre­dit­brie­fe, durch die der Adressant den Adres­sa­ten mit oder oh­ne An­ga­be ei­nes Höchst­be­tra­ges be­auf­tragt, ei­ner be­stimm­ten Per­son die ver­lang­ten Be­trä­ge aus­zu­be­zah­len, wer­den nach den Vor­schrif­ten über den Auf­trag und die An­wei­sung be­ur­teilt.

2 Wenn kein Höchst­be­trag an­ge­ge­ben ist, so hat der Adres­sat bei An­for­de­run­gen, die den Ver­hält­nis­sen der be­tei­lig­ten Per­so­nen of­fen­bar nicht ent­spre­chen, den Adressan­ten zu be­nach­rich­ti­gen und bis zum Emp­fan­ge ei­ner Wei­sung des­sel­ben die Zah­lung zu ver­wei­gern.

3 Der im Kre­dit­brie­fe ent­hal­te­ne Auf­trag gilt nur dann als an­ge­nom­men, wenn die An­nah­me be­züg­lich ei­nes be­stimm­ten Be­tra­ges er­klärt wor­den ist.

Art. 408  

B. Kre­di­t­auf­trag

I. Be­griff und Form

 

1 Hat je­mand den Auf­trag er­hal­ten und an­ge­nom­men, in ei­ge­nem Na­men und auf ei­ge­ne Rech­nung, je­doch un­ter Ver­ant­wort­lich­keit des Auf­trag­ge­bers, ei­nem Drit­ten Kre­dit zu er­öff­nen oder zu er­neu­ern, so haf­tet der Auf­trag­ge­ber wie ein Bür­ge, so­fern der Be­auf­trag­te die Gren­zen des Kre­di­t­auf­tra­ges nicht über­schrit­ten hat.

2 Für die­se Ver­bind­lich­keit be­darf es der schrift­li­chen Er­klä­rung des Auf­trag­ge­bers.

Art. 409  

II. Ver­trags­un­fä­hig­keit des Drit­ten

 

Der Auf­trag­ge­ber kann dem Be­auf­trag­ten nicht die Ein­re­de ent­ge­gen­set­zen, der Drit­te sei zur Ein­ge­hung der Schuld per­sön­lich un­fä­hig ge­we­sen.

Art. 410  

III. Ei­gen­mäch­ti­ge Stun­dung

 

Die Haft­pflicht des Auf­trag­ge­bers er­lischt, wenn der Be­auf­trag­te dem Drit­ten ei­gen­mäch­tig Stun­dung ge­währt oder es ver­säumt hat, ge­mä­ss den Wei­sun­gen des Auf­trag­ge­bers ge­gen ihn vor­zu­ge­hen.

Art. 411  

IV. Kre­dit­neh­mer und Auf­trag­ge­ber

 

Das Rechts­ver­hält­nis des Auf­trag­ge­bers zu dem Drit­ten, dem ein Kre­dit er­öff­net wor­den ist, wird nach den Be­stim­mun­gen über das Rechts­ver­hält­nis zwi­schen dem Bür­gen und dem Haupt­schuld­ner be­ur­teilt.

Dritter Abschnitt: Der Mäklervertrag

Art. 412  

A. Be­griff und Form

 

1 Durch den Mäk­ler­ver­trag er­hält der Mäk­ler den Auf­trag, ge­gen ei­ne Ver­gü­tung, Ge­le­gen­heit zum Ab­schlus­se ei­nes Ver­tra­ges nach­zu­wei­sen oder den Ab­schluss ei­nes Ver­tra­ges zu ver­mit­teln.

2 Der Mäk­ler­ver­trag steht im All­ge­mei­nen un­ter den Vor­schrif­ten über den ein­fa­chen Auf­trag.

Art. 413  

B. Mäk­ler­lohn

I. Be­grün­dung

 

1 Der Mäk­ler­lohn ist ver­dient, so­bald der Ver­trag in­fol­ge des Nach­wei­ses oder in­fol­ge der Ver­mitt­lung des Mäk­lers zu­stan­de ge­kom­men ist.

2 Wird der Ver­trag un­ter ei­ner auf­schie­ben­den Be­din­gung ge­schlos­sen, so kann der Mäk­ler­lohn erst ver­langt wer­den, wenn die Be­din­gung ein­ge­tre­ten ist.

3 So­weit dem Mäk­ler im Ver­tra­ge für Auf­wen­dun­gen Er­satz zu­ge­si­chert ist, kann er die­sen auch dann ver­lan­gen, wenn das Ge­schäft nicht zu­stan­de kommt.

Art. 414  

II. Fest­set­zung

 

Wird der Be­trag der Ver­gü­tung nicht fest­ge­setzt, so gilt, wo ei­ne Ta­xe be­steht, die­se und in Er­man­ge­lung ei­ner sol­chen der üb­li­che Lohn als ver­ein­bart.

Art. 415  

III. Ver­wir­kung

 

Ist der Mäk­ler in ei­ner Wei­se, die dem Ver­tra­ge wi­der­spricht, für den an­dern tä­tig ge­we­sen, oder hat er sich in ei­nem Fal­le, wo es wi­der Treu und Glau­ben geht, auch von die­sem Lohn ver­spre­chen las­sen, so kann er von sei­nem Auf­trag­ge­ber we­der Lohn noch Er­satz für Auf­wen­dun­gen be­an­spru­chen.

Art. 416262  

IV. …

 

262 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 26. Ju­ni 1998, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).

Art. 417263  

V. Her­ab­set­zung

 

Ist für den Nach­weis der Ge­le­gen­heit zum Ab­schluss oder für die Ver­mitt­lung ei­nes Ein­zel­ar­beits­ver­tra­ges oder ei­nes Grund­stück­kau­fes ein un­ver­hält­nis­mäs­sig ho­her Mäk­ler­lohn ver­ein­bart wor­den, so kann ihn der Rich­ter auf An­trag des Schuld­ners auf einen an­ge­mes­se­nen Be­trag her­ab­set­zen.

263Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II Art. 1 Ziff. 8 bzw. 9 des BG vom 25. Ju­ni 1971, in Kraft seit 1. Jan. 1972 (AS 1971 1465; BBl 1967 II 241). Sie­he auch die Schl- und UeB des X. Tit.

Art. 418  

C. Vor­be­halt kan­to­na­len Rech­tes

 

Es bleibt den Kan­to­nen vor­be­hal­ten, über die Ver­rich­tun­gen der Bör­sen­mäk­ler, Sen­sa­le und Stel­len­ver­mitt­ler be­son­de­re Vor­schrif­ten auf­zu­stel­len.

Vierter Abschnitt: Der Agenturvertrag264

264Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 4. Febr. 1949, in Kraft seit 1. Jan. 1950 (AS 1949 I 802; BBl 1947 III 661). Siehe die SchlB zu diesem Abschn. (vierter Abschn. des XIII. Tit.) am Schluss des OR.

Art. 418a  

A. All­ge­mei­nes

I. Be­griff

 

1 Agent ist, wer die Ver­pflich­tung über­nimmt, dau­ernd für einen oder meh­re­re Auf­trag­ge­ber Ge­schäf­te zu ver­mit­teln oder in ih­rem Na­men und für ih­re Rech­nung ab­zu­sch­lies­sen, oh­ne zu den Auf­trag­ge­bern in ei­nem Ar­beits­ver­hält­nis zu ste­hen.265

2 Auf Agen­ten, die als sol­che bloss im Ne­ben­be­ruf tä­tig sind, fin­den die Vor­schrif­ten die­ses Ab­schnit­tes in­so­weit An­wen­dung, als die Par­tei­en nicht schrift­lich et­was an­de­res ver­ein­bart ha­ben. Die Vor­schrif­ten über das Del­cre­de­re, das Kon­kur­renz­ver­bot und die Auf­lö­sung des Ver­tra­ges aus wich­ti­gen Grün­den dür­fen nicht zum Nach­teil des Agen­ten weg­be­dun­gen wer­den.

265Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II Art. 1 Ziff. 8 bzw. 9 des BG vom 25. Ju­ni 1971, in Kraft seit 1. Jan. 1972 (AS 1971 1465; BBl 1967 II 241). Sie­he auch die Schl- und UeB des X. Tit.

Art. 418b  

II. An­wend­ba­res Recht

 

1 Auf den Ver­mitt­lungs­agen­ten sind die Vor­schrif­ten über den Mäk­ler­ver­trag, auf den Ab­schlus­s­agen­ten die­je­ni­gen über die Kom­mis­si­on er­gän­zend an­wend­bar.

2266

266Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I Bst. b des An­hangs zum BG vom 18. Dez. 1987 über das In­ter­na­tio­na­le Pri­vat­recht, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1989 (AS 1988 1776; BBl 1983 I 263).

Art. 418c  

B. Pflich­ten des Agen­ten

I. All­ge­mei­nes und Del­cre­de­re

 

1 Der Agent hat die In­ter­es­sen des Auf­trag­ge­bers mit der Sorg­falt ei­nes or­dent­li­chen Kauf­man­nes zu wah­ren.

2 Er darf, falls es nicht schrift­lich an­ders ver­ein­bart ist, auch für an­de­re Auf­trag­ge­ber tä­tig sein.

3 Ei­ne Ver­pflich­tung, für die Zah­lung oder an­der­wei­ti­ge Er­fül­lung der Ver­bind­lich­kei­ten des Kun­den ein­zu­ste­hen oder die Kos­ten der Ein­brin­gung von For­de­run­gen ganz oder teil­wei­se zu tra­gen, kann er nur in schrift­li­cher Form über­neh­men. Der Agent er­hält da­durch einen un­ab­ding­ba­ren An­spruch auf ein an­ge­mes­se­nes be­son­de­res Ent­gelt.

Art. 418d  

II. Ge­heim­hal­tungs­pflicht und Kon­kur­renz­ver­bot

 

1 Der Agent darf Ge­schäfts­ge­heim­nis­se des Auf­trag­ge­bers, die ihm an­ver­traut oder auf Grund des Agen­tur­ver­hält­nis­ses be­kannt ge­wor­den sind, auch nach Be­en­di­gung des Ver­tra­ges nicht ver­wer­ten oder an­de­ren mit­tei­len.

2 Auf ein ver­trag­li­ches Kon­kur­renz­ver­bot sind die Be­stim­mun­gen über den Dienst­ver­trag ent­spre­chend an­wend­bar. Ist ein Kon­kur­renz­ver­bot ver­ein­bart, so hat der Agent bei Auf­lö­sung des Ver­tra­ges einen un­ab­ding­ba­ren An­spruch auf ein an­ge­mes­se­nes be­son­de­res Ent­gelt.

Art. 418e  

C. Ver­tre­tungs­be­fug­nis

 

1 Der Agent gilt nur als er­mäch­tigt, Ge­schäf­te zu ver­mit­teln, Män­gel­rü­gen und an­de­re Er­klä­run­gen, durch die der Kun­de sein Recht aus man­gel­haf­ter Leis­tung des Auf­trag­ge­bers gel­tend macht oder sich vor­be­hält, ent­ge­gen­zu­neh­men und die dem Auf­trag­ge­ber zu­ste­hen­den Rech­te auf Si­cher­stel­lung des Be­wei­ses gel­tend zu ma­chen.

2 Da­ge­gen gilt er nicht als er­mäch­tigt, Zah­lun­gen ent­ge­gen­zu­neh­men, Zah­lungs­fris­ten zu ge­wäh­ren oder sons­ti­ge Än­de­run­gen des Ver­tra­ges mit den Kun­den zu ver­ein­ba­ren.

3 Die Ar­ti­kel 34 und 44 Ab­satz 3 des Bun­des­ge­set­zes vom 2. April 1908267 über den Ver­si­che­rungs­ver­trag blei­ben vor­be­hal­ten.

Art. 418f  

D. Pflich­ten des Auf­trag­ge­bers

I. Im All­ge­mei­nen

 

1 Der Auf­trag­ge­ber hat al­les zu tun, um dem Agen­ten die Aus­übung ei­ner er­folg­rei­chen Tä­tig­keit zu er­mög­li­chen. Er hat ihm ins­be­son­de­re die nö­ti­gen Un­ter­la­gen zur Ver­fü­gung zu stel­len.

2 Er hat den Agen­ten un­ver­züg­lich zu be­nach­rich­ti­gen, wenn er vor­aus­sieht, dass Ge­schäf­te nur in er­heb­lich ge­rin­ge­rem Um­fan­ge, als ver­ein­bart oder nach den Um­stän­den zu er­war­ten ist, ab­ge­schlos­sen wer­den kön­nen oder sol­len.

3 Ist dem Agen­ten ein be­stimm­tes Ge­biet oder ein be­stimm­ter Kun­den­kreis zu­ge­wie­sen, so ist er, so­weit nicht schrift­lich et­was an­de­res ver­ein­bart wur­de, un­ter Aus­schluss an­de­rer Per­so­nen be­auf­tragt.

Art. 418g  

II. Pro­vi­si­on

1. Ver­mitt­lungs- und Ab­schluss­pro­vi­si­on

a. Um­fang und Ent­ste­hung

 

1 Der Agent hat An­spruch auf die ver­ein­bar­te oder üb­li­che Ver­mitt­lungs- oder Ab­schluss­pro­vi­si­on für al­le Ge­schäf­te, die er wäh­rend des Agen­tur­ver­hält­nis­ses ver­mit­telt oder ab­ge­schlos­sen hat, so­wie, man­gels ge­gen­tei­li­ger schrift­li­cher Ab­re­de, für sol­che Ge­schäf­te, die wäh­rend des Agen­tur­ver­hält­nis­ses oh­ne sei­ne Mit­wir­kung vom Auf­trag­ge­ber ab­ge­schlos­sen wer­den, so­fern er den Drit­ten als Kun­den für Ge­schäf­te die­ser Art ge­wor­ben hat.

2 Der Agent, dem ein be­stimm­tes Ge­biet oder ein be­stimm­ter Kun­den­kreis aus­sch­liess­lich zu­ge­wie­sen ist, hat An­spruch auf die ver­ein­bar­te oder, man­gels Ab­re­de, auf die üb­li­che Pro­vi­si­on für al­le Ge­schäf­te, die mit Kun­den die­ses Ge­bie­tes oder Kun­den­krei­ses wäh­rend des Agen­tur­ver­hält­nis­ses ab­ge­schlos­sen wer­den.

3 So­weit es nicht an­ders schrift­lich ver­ein­bart ist, ent­steht der An­spruch auf die Pro­vi­si­on, so­bald das Ge­schäft mit dem Kun­den rechts­gül­tig ab­ge­schlos­sen ist.

Art. 418h  

b. Da­hin­fal­len

 

1 Der An­spruch des Agen­ten auf Pro­vi­si­on fällt nach­träg­lich in­so­weit da­hin, als die Aus­füh­rung ei­nes ab­ge­schlos­se­nen Ge­schäf­tes aus ei­nem vom Auf­trag­ge­ber nicht zu ver­tre­ten­den Grun­de un­ter­bleibt.

2 Er fällt hin­ge­gen gänz­lich da­hin, wenn die Ge­gen­leis­tung für die vom Auf­trag­ge­ber be­reits er­brach­ten Leis­tun­gen ganz oder zu ei­nem so gros­sen Teil un­ter­bleibt, dass dem Auf­trag­ge­ber die Be­zah­lung ei­ner Pro­vi­si­on nicht zu­ge­mu­tet wer­den kann.

Art. 418i  

c. Fäl­lig­keit

 

So­weit nicht et­was an­de­res ver­ein­bart oder üb­lich ist, wird die Pro­vi­si­on auf das En­de des Ka­len­der­halb­jah­res, in dem das Ge­schäft ab­ge­schlos­sen wur­de, im Ver­si­che­rungs­ge­schäft je­doch nach Mass­ga­be der Be­zah­lung der ers­ten Jah­res­prä­mie fäl­lig.

Art. 418k  

d. Ab­rech­nung

 

1 Ist der Agent nicht durch schrift­li­che Ab­re­de zur Auf­stel­lung ei­ner Pro­vi­si­ons­ab­rech­nung ver­pflich­tet, so hat ihm der Auf­trag­ge­ber auf je­den Fäl­lig­keits­ter­min ei­ne schrift­li­che Ab­rech­nung un­ter An­ga­be der pro­vi­si­ons­pflich­ti­gen Ge­schäf­te zu über­ge­ben.

2 Auf Ver­lan­gen ist dem Agen­ten Ein­sicht in die für die Ab­rech­nung mass­ge­ben­den Bü­cher und Be­le­ge zu ge­wäh­ren. Auf die­ses Recht kann der Agent nicht zum vor­aus ver­zich­ten.

Art. 418l  

2. In­kas­so­pro­vi­si­on

 

1 So­weit nicht et­was an­de­res ver­ein­bart oder üb­lich ist, hat der Agent An­spruch auf ei­ne In­kas­so­pro­vi­si­on für die von ihm auf­trags­ge­mä­ss ein­ge­zo­ge­nen und ab­ge­lie­fer­ten Be­trä­ge.

2 Mit Be­en­di­gung des Agen­tur­ver­hält­nis­ses fal­len die In­kas­so­be­rech­ti­gung des Agen­ten und sein An­spruch auf wei­te­re In­kas­so­pro­vi­sio­nen da­hin.

Art. 418m  

III. Ver­hin­de­rung an der Tä­tig­keit

 

1 Der Auf­trag­ge­ber hat dem Agen­ten ei­ne an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung zu be­zah­len, wenn er ihn durch Ver­let­zung sei­ner ge­setz­li­chen oder ver­trag­li­chen Pflich­ten schuld­haft dar­an ver­hin­dert, die Pro­vi­si­on in dem ver­ein­bar­ten oder nach den Um­stän­den zu er­war­ten­den Um­fan­ge zu ver­die­nen. Ei­ne ge­gen­tei­li­ge Ab­re­de ist un­gül­tig.

2 Wird ein Agent, der für kei­nen an­dern Auf­trag­ge­ber gleich­zei­tig tä­tig sein darf, durch Krank­heit, schwei­ze­ri­schen ob­li­ga­to­ri­schen Mi­li­tär­dienst oder ähn­li­che Grün­de oh­ne sein Ver­schul­den an sei­ner Tä­tig­keit ver­hin­dert, so hat er für ver­hält­nis­mäs­sig kur­ze Zeit An­spruch auf ei­ne an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung nach Mass­ga­be des ein­ge­tre­te­nen Ver­dienst­aus­fal­les, so­fern das Agen­tur­ver­hält­nis min­des­tens ein Jahr ge­dau­ert hat. Auf die­ses Recht kann der Agent nicht zum vor­aus ver­zich­ten.

Art. 418n  

IV. Kos­ten und Aus­la­gen

 

1 So­weit nicht et­was an­de­res ver­ein­bart oder üb­lich ist, hat der Agent kei­nen An­spruch auf Er­satz für die im re­gel­mäs­si­gen Be­trieb sei­nes Ge­schäf­tes ent­stan­de­nen Kos­ten und Aus­la­gen, wohl aber für sol­che, die er auf be­son­de­re Wei­sung des Auf­trag­ge­bers oder als des­sen Ge­schäfts­füh­rer oh­ne Auf­trag auf sich ge­nom­men hat, wie Aus­la­gen für Frach­ten und Zöl­le.

2 Die Er­satz­pflicht ist vom Zu­stan­de­kom­men des Rechts­ge­schäf­tes un­ab­hän­gig.

Art. 418o  

V. Re­ten­ti­ons­recht

 

1 Zur Si­che­rung der fäl­li­gen An­sprü­che aus dem Agen­tur­ver­hält­nis, bei Zah­lungs­un­fä­hig­keit des Auf­trag­ge­bers auch der nicht fäl­li­gen An­sprü­che, hat der Agent an den be­weg­li­chen Sa­chen und Wert­pa­pie­ren, die er auf Grund des Agen­tur­ver­hält­nis­ses be­sitzt, so­wie an den kraft ei­ner In­kas­so­voll­macht ent­ge­gen­ge­nom­me­nen Zah­lun­gen Drit­ter ein Re­ten­ti­ons­recht, auf das er nicht zum vor­aus ver­zich­ten kann.

2 An Prei­s­ta­ri­fen und Kun­den­ver­zeich­nis­sen kann das Re­ten­ti­ons­recht nicht aus­ge­übt wer­den.

Art. 418p  

E. Be­en­di­gung

I. Zeita­blauf

 

1 Ist der Agen­tur­ver­trag auf ei­ne be­stimm­te Zeit ab­ge­schlos­sen, oder geht ei­ne sol­che aus sei­nem Zweck her­vor, so en­digt er oh­ne Kün­di­gung mit dem Ab­lauf die­ser Zeit.

2 Wird ein auf ei­ne be­stimm­te Zeit ab­ge­schlos­se­nes Agen­tur­ver­hält­nis nach Ab­lauf die­ser Zeit für bei­de Tei­le still­schwei­gend fort­ge­setzt, so gilt der Ver­trag als für die glei­che Zeit er­neu­ert, je­doch höchs­tens für ein Jahr.

3 Hat der Auf­lö­sung des Ver­tra­ges ei­ne Kün­di­gung vor­aus­zu­ge­hen, so gilt ih­re bei­der­sei­ti­ge Un­ter­las­sung als Er­neue­rung des Ver­tra­ges.

Art. 418q  

II. Kün­di­gung

1. Im All­ge­mei­nen

 

1 Ist ein Agen­tur­ver­trag nicht auf be­stimm­te Zeit ab­ge­schlos­sen, und geht ei­ne sol­che auch nicht aus sei­nem Zwe­cke her­vor, so kann er im ers­ten Jahr der Ver­trags­dau­er bei­der­seits auf das En­de des der Kün­di­gung fol­gen­den Ka­len­der­mo­na­tes ge­kün­digt wer­den. Die Ver­ein­ba­rung ei­ner kür­ze­ren Kün­di­gungs­frist be­darf der schrift­li­chen Form.

2 Wenn das Ver­trags­ver­hält­nis min­des­tens ein Jahr ge­dau­ert hat, kann es mit ei­ner Kün­di­gungs­frist von zwei Mo­na­ten auf das En­de ei­nes Ka­len­der­vier­tel­jah­res ge­kün­digt wer­den. Es kann je­doch ei­ne län­ge­re Kün­di­gungs­frist oder ein an­de­rer End­ter­min ver­ein­bart wer­den.

3 Für Auf­trag­ge­ber und Agen­ten dür­fen kei­ne ver­schie­de­nen Kün­di­gungs­fris­ten ver­ein­bart wer­den.

Art. 418r  

2. Aus wich­ti­gen Grün­den

 

1 Aus wich­ti­gen Grün­den kann so­wohl der Auf­trag­ge­ber als auch der Agent je­der­zeit den Ver­trag so­fort auf­lö­sen.

2 Die Be­stim­mun­gen über den Dienst­ver­trag sind ent­spre­chend an­wend­bar.

Art. 418s  

III. Tod, Hand­lungs­un­fä­hig­keit, Kon­kurs

 

1 Das Agen­tur­ver­hält­nis er­lischt durch den Tod und durch den Ein­tritt der Hand­lungs­un­fä­hig­keit des Agen­ten so­wie durch den Kon­kurs des Auf­trag­ge­bers.

2 Durch den Tod des Auf­trag­ge­bers er­lischt das Agen­tur­ver­hält­nis, wenn der Auf­trag we­sent­lich mit Rück­sicht auf des­sen Per­son ein­ge­gan­gen wor­den ist.

Art. 418t  

IV. An­sprü­che des Agen­ten

1. Pro­vi­si­on

 

1 Für Nach­be­stel­lun­gen ei­nes vom Agen­ten wäh­rend des Agen­tur­ver­hält­nis­ses ge­wor­be­nen Kun­den be­steht, falls nicht et­was an­de­res ver­ein­bart oder üb­lich ist, ein An­spruch auf Pro­vi­si­on nur, wenn die Be­stel­lun­gen vor Be­en­di­gung des Agen­tur­ver­tra­ges ein­ge­lau­fen sind.

2 Mit der Be­en­di­gung des Agen­tur­ver­hält­nis­ses wer­den sämt­li­che An­sprü­che des Agen­ten auf Pro­vi­si­on oder Er­satz fäl­lig.

3 Für Ge­schäf­te, die ganz oder teil­wei­se erst nach Be­en­di­gung des Agen­tur­ver­hält­nis­ses zu er­fül­len sind, kann ei­ne spä­te­re Fäl­lig­keit des Pro­vi­si­ons­an­spru­ches schrift­lich ver­ein­bart wer­den.

Art. 418u  

2. Ent­schä­di­gung für die Kund­schaft

 

1 Hat der Agent durch sei­ne Tä­tig­keit den Kun­den­kreis des Auf­trag­ge­bers we­sent­lich er­wei­tert, und er­wach­sen die­sem oder sei­nem Rechts­nach­fol­ger aus der Ge­schäfts­ver­bin­dung mit der ge­wor­be­nen Kund­schaft auch nach Auf­lö­sung des Agen­tur­ver­hält­nis­ses er­heb­li­che Vor­tei­le, so ha­ben der Agent oder sei­ne Er­ben, so­weit es nicht un­bil­lig ist, einen un­ab­ding­ba­ren An­spruch auf ei­ne an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung.

2 Die­ser An­spruch be­trägt höchs­tens einen Net­to­jah­res­ver­dienst aus die­sem Ver­trags­ver­hält­nis, be­rech­net nach dem Durch­schnitt der letz­ten fünf Jah­re oder, wenn das Ver­hält­nis nicht so lan­ge ge­dau­ert hat, nach demje­ni­gen der gan­zen Ver­trags­dau­er.

3 Kein An­spruch be­steht, wenn das Agen­tur­ver­hält­nis aus ei­nem Grund auf­ge­löst wor­den ist, den der Agent zu ver­tre­ten hat.

Art. 418v  

V. Rück­ga­be­pflich­ten

 

Je­de Ver­trags­par­tei hat auf den Zeit­punkt der Be­en­di­gung des Agen­tur­ver­hält­nis­ses der an­dern al­les her­aus­zu­ge­ben, was sie von ihr für die Dau­er des Ver­tra­ges oder von Drit­ten für ih­re Rech­nung er­hal­ten hat. Vor­be­hal­ten blei­ben die Re­ten­ti­ons­rech­te der Ver­trags­par­tei­en.

Vierzehnter Titel: Die Geschäftsführung ohne Auftrag

Art. 419  

A. Stel­lung des Ge­schäfts­füh­rers

I. Art der Aus­füh­rung

 

Wer für einen an­de­ren ein Ge­schäft be­sorgt, oh­ne von ihm be­auf­tragt zu sein, ist ver­pflich­tet, das un­ter­nom­me­ne Ge­schäft so zu füh­ren, wie es dem Vor­tei­le und der mut­mass­li­chen Ab­sicht des an­de­ren ent­spricht.

Art. 420  

II. Haf­tung des Ge­schäfts­füh­rers im All­ge­mei­nen

 

1 Der Ge­schäfts­füh­rer haf­tet für je­de Fahr­läs­sig­keit.

2 Sei­ne Haft­pflicht ist je­doch mil­der zu be­ur­tei­len, wenn er ge­han­delt hat, um einen dem Ge­schäfts­herrn dro­hen­den Scha­den ab­zu­wen­den.

3 Hat er die Ge­schäfts­füh­rung ent­ge­gen dem aus­ge­spro­che­nen oder sonst er­kenn­ba­ren Wil­len des Ge­schäfts­herrn un­ter­nom­men und war des­sen Ver­bot nicht un­sitt­lich oder rechts­wid­rig, so haf­tet er auch für den Zu­fall, so­fern er nicht be­weist, dass die­ser auch oh­ne sei­ne Ein­mi­schung ein­ge­tre­ten wä­re.

Art. 421  

III. Haf­tung des ver­trags­un­fä­hi­gen Ge­schäfts­füh­rers

 

1 War der Ge­schäfts­füh­rer un­fä­hig, sich durch Ver­trä­ge zu ver­pflich­ten, so haf­tet er aus der Ge­schäfts­füh­rung nur, so­weit er be­rei­chert ist oder auf bös­wil­li­ge Wei­se sich der Be­rei­che­rung en­täus­sert hat.

2 Vor­be­hal­ten bleibt ei­ne wei­ter­ge­hen­de Haf­tung aus un­er­laub­ten Hand­lun­gen.

Art. 422  

B. Stel­lung des Ge­schäfts­herrn

I. Ge­schäfts­füh­rung im In­ter­es­se des Ge­schäfts­herrn

 

1 Wenn die Über­nah­me ei­ner Ge­schäfts­be­sor­gung durch das In­ter­es­se des Ge­schäfts­herrn ge­bo­ten war, so ist die­ser ver­pflich­tet, dem Ge­schäfts­füh­rer al­le Ver­wen­dun­gen, die not­wen­dig oder nütz­lich und den Ver­hält­nis­sen an­ge­mes­sen wa­ren, samt Zin­sen zu er­set­zen und ihn in dem­sel­ben Mas­se von den über­nom­me­nen Ver­bind­lich­kei­ten zu be­frei­en so­wie für an­dern Scha­den ihm nach Er­mes­sen des Rich­ters Er­satz zu leis­ten.

2 Die­sen An­spruch hat der Ge­schäfts­füh­rer, wenn er mit der ge­hö­ri­gen Sorg­falt han­del­te, auch in dem Fal­le, wo der be­ab­sich­tig­te Er­folg nicht ein­tritt.

3 Sind die Ver­wen­dun­gen dem Ge­schäfts­füh­rer nicht zu er­set­zen, so hat er das Recht der Weg­nah­me nach den Vor­schrif­ten über die un­ge­recht­fer­tig­te Be­rei­che­rung.

Art. 423  

II. Ge­schäfts­füh­rung im In­ter­es­se des Ge­schäfts­füh­rers

 

1 Wenn die Ge­schäfts­füh­rung nicht mit Rück­sicht auf das In­ter­es­se des Ge­schäfts­herrn un­ter­nom­men wur­de, so ist die­ser gleich­wohl be­rech­tigt, die aus der Füh­rung sei­ner Ge­schäf­te ent­sprin­gen­den Vor­tei­le sich an­zu­eig­nen.

2 Zur Er­satz­leis­tung an den Ge­schäfts­füh­rer und zu des­sen Ent­las­tung ist der Ge­schäfts­herr nur so weit ver­pflich­tet, als er be­rei­chert ist.

Art. 424  

III. Ge­neh­mi­gung der Ge­schäfts­füh­rung

 

Wenn die Ge­schäfts­be­sor­gung nach­träg­lich vom Ge­schäfts­herrn ge­bil­ligt wird, so kom­men die Vor­schrif­ten über den Auf­trag zur An­wen­dung.

Fünfzehnter Titel: Die Kommission

Art. 425  

A. Ein­kaufs- und Ver­kaufs­kom­mis­si­on

I. Be­griff

 

1 Ein­kaufs- oder Ver­kaufs­kom­mis­sio­när ist, wer ge­gen ei­ne Kom­mis­si­ons­ge­bühr (Pro­vi­si­on) in ei­ge­nem Na­men für Rech­nung ei­nes an­de­ren (des Kom­mit­ten­ten) den Ein­kauf oder Ver­kauf von be­weg­li­chen Sa­chen oder Wert­pa­pie­ren zu be­sor­gen über­nimmt.

2 Für das Kom­mis­si­ons­ver­hält­nis kom­men die Vor­schrif­ten über den Auf­trag zur An­wen­dung, so­weit nicht die Be­stim­mun­gen die­ses Ti­tels et­was an­de­res ent­hal­ten.

Art. 426  

II. Pflich­ten des Kom­mis­sio­närs

1. An­zei­ge­pflicht, Ver­si­che­rung

 

1 Der Kom­mis­sio­när hat dem Kom­mit­ten­ten die er­for­der­li­chen Nach­rich­ten zu ge­ben und ins­be­son­de­re von der Aus­füh­rung des Auf­tra­ges so­fort An­zei­ge zu ma­chen.

2 Er ist zur Ver­si­che­rung des Kom­mis­si­ons­gu­tes nur ver­pflich­tet, wenn er vom Kom­mit­ten­ten Auf­trag da­zu er­hal­ten hat.

Art. 427  

2. Be­hand­lung des Kom­mis­si­ons­gu­tes

 

1 Wenn das zum Ver­kau­fe zu­ge­sand­te Kom­mis­si­ons­gut sich in ei­nem er­kenn­bar man­gel­haf­ten Zu­stan­de be­fin­det, so hat der Kom­mis­sio­när die Rech­te ge­gen den Fracht­füh­rer zu wah­ren, für den Be­weis des man­gel­haf­ten Zu­stan­des und so­weit mög­lich für Er­hal­tung des Gu­tes zu sor­gen und dem Kom­mit­ten­ten oh­ne Ver­zug Nach­richt zu ge­ben.

2 Ver­säumt der Kom­mis­sio­när die­se Pflich­ten, so ist er für den aus der Ver­säum­nis ent­stan­de­nen Scha­den haft­bar.

3 Zeigt sich Ge­fahr, dass das zum Ver­kau­fe zu­ge­sand­te Kom­mis­si­ons­gut schnell in Ver­derb­nis ge­ra­te, so ist der Kom­mis­sio­när be­rech­tigt und, so­weit die In­ter­es­sen des Kom­mit­ten­ten es er­for­dern, auch ver­pflich­tet, die Sa­che un­ter Mit­wir­kung der zu­stän­di­gen Amts­stel­le des Or­tes, wo sie sich be­fin­det, ver­kau­fen zu las­sen.

Art. 428  

3. Preis­an­satz des Kom­mit­ten­ten

 

1 Hat der Ver­kaufs­kom­mis­sio­när un­ter dem ihm ge­setz­ten Min­dest­be­trag ver­kauft, so muss er dem Kom­mit­ten­ten den Preis­un­ter­schied ver­gü­ten, so­fern er nicht be­weist, dass durch den Ver­kauf von dem Kom­mit­ten­ten Scha­den ab­ge­wen­det wor­den ist und ei­ne An­fra­ge bei dem Kom­mit­ten­ten nicht mehr tun­lich war.

2 Aus­ser­dem hat er ihm im Fal­le sei­nes Ver­schul­dens al­len wei­tern aus der Ver­trags­ver­let­zung ent­ste­hen­den Scha­den zu er­set­zen.

3 Hat der Kom­mis­sio­när wohl­fei­ler ge­kauft, als der Kom­mit­tent vor­aus­ge­setzt, oder teu­rer ver­kauft, als er ihm vor­ge­schrie­ben hat­te, so darf er den Ge­winn nicht für sich be­hal­ten, son­dern muss ihn dem Kom­mit­ten­ten an­rech­nen.

Art. 429  

4. Vor­schuss- und Kre­dit­ge­wäh­rung an Drit­te

 

1 Der Kom­mis­sio­när, der oh­ne Ein­wil­li­gung des Kom­mit­ten­ten ei­nem Drit­ten Vor­schüs­se macht oder Kre­dit ge­währt, tut die­ses auf ei­ge­ne Ge­fahr.

2 So­weit je­doch der Han­dels­ge­brauch am Or­te des Ge­schäf­tes das Kre­di­tie­ren des Kauf­prei­ses mit sich bringt, ist in Er­man­ge­lung ei­ner an­de­ren Be­stim­mung des Kom­mit­ten­ten auch der Kom­mis­sio­när da­zu be­rech­tigt.

Art. 430  

5. Del­cre­de­re-Ste­hen

 

1 Ab­ge­se­hen von dem Fal­le, wo der Kom­mis­sio­när un­be­fug­ter­wei­se Kre­dit ge­währt, hat er für die Zah­lung oder an­der­wei­ti­ge Er­fül­lung der Ver­bind­lich­kei­ten des Schuld­ners nur dann ein­zu­ste­hen, wenn er sich hie­zu ver­pflich­tet hat, oder wenn das am Or­te sei­ner Nie­der­las­sung Han­dels­ge­brauch ist.

2 Der Kom­mis­sio­när, der für den Schuld­ner ein­steht, ist zu ei­ner Ver­gü­tung (Del­cre­de­re-Pro­vi­si­on) be­rech­tigt.

Art. 431  

III. Rech­te des Kom­mis­sio­närs

1. Er­satz für Vor­schüs­se und Aus­la­gen

 

1 Der Kom­mis­sio­när ist be­rech­tigt, für al­le im In­ter­es­se des Kom­mit­ten­ten ge­mach­ten Vor­schüs­se, Aus­la­gen und an­de­re Ver­wen­dun­gen Er­satz zu for­dern und von die­sen Be­trä­gen Zin­se zu be­rech­nen.

2 Er kann auch die Ver­gü­tung für die be­nutz­ten La­ger­räu­me und Trans­port­mit­tel, nicht aber den Lohn sei­ner An­ge­stell­ten in Rech­nung brin­gen.

Art. 432  

2. Pro­vi­si­on

a. An­spruch

 

1 Der Kom­mis­sio­när ist zur For­de­rung der Pro­vi­si­on be­rech­tigt, wenn das Ge­schäft zur Aus­füh­rung ge­kom­men oder aus ei­nem in der Per­son des Kom­mit­ten­ten lie­gen­den Grun­de nicht aus­ge­führt wor­den ist.

2 Für Ge­schäf­te, die aus ei­nem an­dern Grun­de nicht zur Aus­füh­rung ge­kom­men sind, hat der Kom­mis­sio­när nur den orts­üb­li­chen An­spruch auf Ver­gü­tung für sei­ne Be­mü­hun­gen.

Art. 433  

b. Ver­wir­kung und Um­wand­lung in Ei­gen­ge­schäft

 

1 Der An­spruch auf die Pro­vi­si­on fällt da­hin, wenn sich der Kom­mis­sio­när ei­ner un­red­li­chen Hand­lungs­wei­se ge­gen­über dem Kom­mit­ten­ten schul­dig ge­macht, ins­be­son­de­re wenn er einen zu ho­hen Ein­kaufs oder einen zu nied­ri­gen Ver­kaufs­preis in Rech­nung ge­bracht hat.

2 Über­dies steht dem Kom­mit­ten­ten in den bei­den letz­ter­wähn­ten Fäl­len die Be­fug­nis zu, den Kom­mis­sio­när selbst als Ver­käu­fer oder als Käu­fer in An­spruch zu neh­men.

Art. 434  

3. Re­ten­ti­ons­recht

 

Der Kom­mis­sio­när hat an dem Kom­mis­si­ons­gu­te so­wie an dem Ver­kaufs­er­lö­se ein Re­ten­ti­ons­recht.

Art. 435  

4. Ver­stei­ge­rung des Kom­mis­si­ons­gu­tes

 

1 Wenn bei Un­ver­käuf­lich­keit des Kom­mis­si­ons­gu­tes oder bei Wi­der­ruf des Auf­tra­ges der Kom­mit­tent mit der Zu­rück­nah­me des Gu­tes oder mit der Ver­fü­gung dar­über un­ge­bühr­lich zö­gert, so ist der Kom­mis­sio­när be­rech­tigt, bei der zu­stän­di­gen Amts­stel­le des Or­tes, wo die Sa­che sich be­fin­det, die Ver­stei­ge­rung zu ver­lan­gen.

2 Die Ver­stei­ge­rung kann, wenn am Or­te der ge­le­ge­nen Sa­che we­der der Kom­mit­tent noch ein Stell­ver­tre­ter des­sel­ben an­we­send ist, oh­ne An­hö­ren der Ge­gen­par­tei an­ge­ord­net wer­den.

3 Der Ver­stei­ge­rung muss aber ei­ne amt­li­che Mit­tei­lung an den Kom­mit­ten­ten vor­aus­ge­hen, so­fern das Gut nicht ei­ner schnel­len Ent­wer­tung aus­ge­setzt ist.

Art. 436  

5. Ein­tritt als Ei­gen­händ­ler

a. Preis­be­rech­nung und Pro­vi­si­on

 

1 Bei Kom­mis­sio­nen zum Ein­kauf oder zum Ver­kauf von Wa­ren, Wech­seln und an­de­ren Wert­pa­pie­ren, die einen Bör­sen­preis oder Markt­preis ha­ben, ist der Kom­mis­sio­när, wenn der Kom­mit­tent nicht et­was an­de­res be­stimmt hat, be­fugt, das Gut, das er ein­kau­fen soll, als Ver­käu­fer selbst zu lie­fern, oder das Gut, das er zu ver­kau­fen be­auf­tragt ist, als Käu­fer für sich zu be­hal­ten.

2 In die­sen Fäl­len ist der Kom­mis­sio­när ver­pflich­tet, den zur Zeit der Aus­füh­rung des Auf­tra­ges gel­ten­den Bör­sen- oder Markt­preis in Rech­nung zu brin­gen und kann so­wohl die ge­wöhn­li­che Pro­vi­si­on als die bei Kom­mis­si­ons­ge­schäf­ten sonst re­gel­mäs­sig vor­kom­men­den Un­kos­ten be­rech­nen.

3 Im Üb­ri­gen ist das Ge­schäft als Kauf­ver­trag zu be­han­deln.

Art. 437  

b. Ver­mu­tung des Ein­trit­tes

 

Mel­det der Kom­mis­sio­när in den Fäl­len, wo der Ein­tritt als Ei­gen­händ­ler zu­ge­stan­den ist, die Aus­füh­rung des Auf­tra­ges, oh­ne ei­ne an­de­re Per­son als Käu­fer oder Ver­käu­fer nam­haft zu ma­chen, so ist an­zu­neh­men, dass er selbst die Ver­pflich­tung ei­nes Käu­fers oder Ver­käu­fers auf sich ge­nom­men ha­be.

Art. 438  

c. Weg­fall des Ein­tritts­rech­tes

 

Wenn der Kom­mit­tent den Auf­trag wi­der­ruft und der Wi­der­ruf bei dem Kom­mis­sio­när ein­trifft, be­vor die­ser die An­zei­ge der Aus­füh­rung ab­ge­sandt hat, so ist der Kom­mis­sio­när nicht mehr be­fugt, selbst als Käu­fer oder Ver­käu­fer ein­zu­tre­ten.

Art. 439  

B. Spe­di­ti­ons­ver­trag

 

Wer ge­gen Ver­gü­tung die Ver­sen­dung oder Wei­ter­sen­dung von Gü­tern für Rech­nung des Ver­sen­ders, aber in ei­ge­nem Na­men, zu be­sor­gen über­nimmt (Spe­di­teur), ist als Kom­mis­sio­när zu be­trach­ten, steht aber in Be­zug auf den Trans­port der Gü­ter un­ter den Be­stim­mun­gen über den Fracht­ver­trag.

Sechzehnter Titel: Der Frachtvertrag

Art. 440  

A. Be­griff

 

1 Fracht­füh­rer ist, wer ge­gen Ver­gü­tung (Fracht­lohn) den Trans­port von Sa­chen aus­zu­füh­ren über­nimmt.

2 Für den Fracht­ver­trag kom­men die Vor­schrif­ten über den Auf­trag zur An­wen­dung, so­weit nicht die Be­stim­mun­gen die­ses Ti­tels et­was an­de­res ent­hal­ten.

Art. 441  

B. Wir­kun­gen

I. Stel­lung des Ab­sen­ders

1. Not­wen­di­ge An­ga­ben

 

1 Der Ab­sen­der hat dem Fracht­füh­rer die Adres­se des Emp­fän­gers und den Ort der Ab­lie­fe­rung, die An­zahl, die Ver­pa­ckung, den In­halt und das Ge­wicht der Fracht­stücke, die Lie­fe­rungs­zeit und den Trans­port­weg so­wie bei wert­vol­len Ge­gen­stän­den auch de­ren Wert ge­nau zu be­zeich­nen.

2 Die aus Un­ter­las­sung oder Un­ge­nau­ig­keit ei­ner sol­chen An­ga­be ent­ste­hen­den Nach­tei­le fal­len zu Las­ten des Ab­sen­ders.

Art. 442  

2. Ver­pa­ckung

 

1 Für ge­hö­ri­ge Ver­pa­ckung des Gu­tes hat der Ab­sen­der zu sor­gen.

2 Er haf­tet für die Fol­gen von äus­ser­lich nicht er­kenn­ba­ren Män­geln der Ver­pa­ckung.

3 Da­ge­gen trägt der Fracht­füh­rer die Fol­gen sol­cher Män­gel, die äus­ser­lich er­kenn­bar wa­ren, wenn er das Gut oh­ne Vor­be­halt an­ge­nom­men hat.

Art. 443  

3. Ver­fü­gung über das rei­sen­de Gut

 

1 So­lan­ge das Fracht­gut noch in Hän­den des Fracht­füh­rers ist, hat der Ab­sen­der das Recht, das­sel­be ge­gen Ent­schä­di­gung des Fracht­füh­rers für Aus­la­gen oder für Nach­tei­le, die aus der Rück­zie­hung er­wach­sen, zu­rück­zu­neh­men, aus­ge­nom­men:

1.
wenn ein Fracht­brief vom Ab­sen­der aus­ge­stellt und vom Fracht­füh­rer an den Emp­fän­ger über­ge­ben wor­den ist;
2.
wenn der Ab­sen­der sich vom Fracht­füh­rer einen Emp­fangs­schein hat ge­ben las­sen und die­sen nicht zu­rück­ge­ben kann;
3.
wenn der Fracht­füh­rer an den Emp­fän­ger ei­ne schrift­li­che An­zei­ge von der An­kunft des Gu­tes zum Zwe­cke der Ab­ho­lung ab­ge­sandt hat;
4.
wenn der Emp­fän­ger nach An­kunft des Gu­tes am Be­stim­mungs­or­te die Ab­lie­fe­rung ver­langt hat.

2 In die­sen Fäl­len hat der Fracht­füh­rer aus­sch­liess­lich die An­wei­sun­gen des Emp­fän­gers zu be­fol­gen, ist je­doch hie­zu, falls sich der Ab­sen­der einen Emp­fangs­schein hat ge­ben las­sen und das Gut noch nicht am Be­stim­mungs­or­te an­ge­kom­men ist, nur dann ver­pflich­tet, wenn dem Emp­fän­ger die­ser Emp­fangs­schein zu­ge­stellt wor­den ist.

Art. 444  

II. Stel­lung des Fracht­füh­rers

1. Be­hand­lung des Fracht­gu­tes

a. Ver­fah­ren bei Ab­lie­fe­rungs­hin­der­nis­sen

 

1 Wenn das Fracht­gut nicht an­ge­nom­men oder die Zah­lung der auf dem­sel­ben haf­ten­den For­de­run­gen nicht ge­leis­tet wird oder wenn der Emp­fän­ger nicht er­mit­telt wer­den kann, so hat der Fracht­füh­rer den Ab­sen­der hie­von zu be­nach­rich­ti­gen und in­zwi­schen das Fracht­gut auf Ge­fahr und Kos­ten des Ab­sen­ders auf­zu­be­wah­ren oder bei ei­nem Drit­ten zu hin­ter­le­gen.

2 Wird in ei­ner den Um­stän­den an­ge­mes­se­nen Zeit we­der vom Ab­sen­der noch vom Emp­fän­ger über das Fracht­gut ver­fügt, so kann der Fracht­füh­rer un­ter Mit­wir­kung der am Or­te der ge­le­ge­nen Sa­che zu­stän­di­gen Amts­stel­le das Fracht­gut zu­guns­ten des Be­rech­tig­ten wie ein Kom­mis­sio­när ver­kau­fen las­sen.

Art. 445  

b. Ver­kauf

 

1 Sind Fracht­gü­ter schnel­lem Ver­der­ben aus­ge­setzt, oder deckt ihr ver­mut­li­cher Wert nicht die dar­auf haf­ten­den Kos­ten, so hat der Fracht­füh­rer den Tat­be­stand oh­ne Ver­zug amt­lich fest­stel­len zu las­sen und kann das Fracht­gut in glei­cher Wei­se wie bei Ab­lie­fe­rungs­hin­der­nis­sen ver­kau­fen las­sen.

2 Von der An­ord­nung des Ver­kau­fes sind, so­weit mög­lich, die Be­tei­lig­ten zu be­nach­rich­ti­gen.

Art. 446  

c. Ver­ant­wort­lich­keit

 

Der Fracht­füh­rer hat bei Aus­übung der ihm in Be­zug auf die Be­hand­lung des Fracht­gu­tes ein­ge­räum­ten Be­fug­nis­se die In­ter­es­sen des Ei­gen­tü­mers best­mög­lich zu wah­ren und haf­tet bei Ver­schul­den für Scha­den­er­satz.

Art. 447  

2. Haf­tung des Fracht­füh­rers

a. Ver­lust und Un­ter­gang des Gu­tes

 

1 Wenn ein Fracht­gut ver­lo­ren oder zu­grun­de ge­gan­gen ist, so hat der Fracht­füh­rer den vol­len Wert zu er­set­zen, so­fern er nicht be­weist, dass der Ver­lust oder Un­ter­gang durch die na­tür­li­che Be­schaf­fen­heit des Gu­tes oder durch ein Ver­schul­den oder ei­ne An­wei­sung des Ab­sen­ders oder des Emp­fän­gers ver­ur­sacht sei oder auf Um­stän­den be­ru­he, die durch die Sorg­falt ei­nes or­dent­li­chen Fracht­füh­rers nicht ab­ge­wen­det wer­den konn­ten.

2 Als ein Ver­schul­den des Ab­sen­ders ist zu be­trach­ten, wenn er den Fracht­füh­rer von dem be­son­ders ho­hen Wert des Fracht­gu­tes nicht un­ter­rich­tet hat.

3 Ver­ab­re­dun­gen, wo­nach ein den vol­len Wert über­stei­gen­des In­ter­es­se oder we­ni­ger als der vol­le Wert zu er­set­zen ist, blei­ben vor­be­hal­ten.

Art. 448  

b. Ver­spä­tung, Be­schä­di­gung, teil­wei­ser Un­ter­gang

 

1 Un­ter den glei­chen Vor­aus­set­zun­gen und Vor­be­hal­ten wie beim Ver­lust des Gu­tes haf­tet der Fracht­füh­rer für al­len Scha­den, der aus Ver­spä­tung in der Ab­lie­fe­rung oder aus Be­schä­di­gung oder aus teil­wei­sem Un­ter­gan­ge des Gu­tes ent­stan­den ist.

2 Oh­ne be­son­de­re Ver­ab­re­dung kann ein hö­he­rer Scha­den­er­satz als für gänz­li­chen Ver­lust nicht be­gehrt wer­den.

Art. 449  

c. Haf­tung für Zwi­schen­fracht­füh­rer

 

Der Fracht­füh­rer haf­tet für al­le Un­fäl­le und Feh­ler, die auf dem über­nom­me­nen Trans­por­te vor­kom­men, gleich­viel, ob er den Trans­port bis zu En­de selbst be­sorgt oder durch einen an­de­ren Fracht­füh­rer aus­füh­ren lässt, un­ter Vor­be­halt des Rück­grif­fes ge­gen den Fracht­füh­rer, dem er das Gut über­ge­ben hat.

Art. 450  

3. An­zei­ge­pflicht

 

Der Fracht­füh­rer hat so­fort nach An­kunft des Gu­tes dem Emp­fän­ger An­zei­ge zu ma­chen.

Art. 451  

4. Re­ten­ti­ons­recht

 

1 Be­strei­tet der Emp­fän­ger die auf dem Fracht­gut haf­ten­de For­de­rung, so kann er die Ab­lie­fe­rung nur ver­lan­gen, wenn er den strei­ti­gen Be­trag amt­lich hin­ter­legt.

2 Die­ser Be­trag tritt in Be­zug auf das Re­ten­ti­ons­recht des Fracht­füh­rers an die Stel­le des Fracht­gu­tes.

Art. 452  

5. Ver­wir­kung der Haf­tungs­an­sprü­che

 

1 Durch vor­be­halt­lo­se An­nah­me des Gu­tes und Be­zah­lung der Fracht er­lö­schen al­le An­sprü­che ge­gen den Fracht­füh­rer, die Fäl­le von ab­sicht­li­cher Täu­schung und gro­ber Fahr­läs­sig­keit aus­ge­nom­men.

2 Aus­ser­dem bleibt der Fracht­füh­rer haft­bar für äus­ser­lich nicht er­kenn­ba­ren Scha­den, falls der Emp­fän­ger sol­chen in­ner­halb der Zeit, in der ihm nach den Um­stän­den die Prü­fung mög­lich oder zu­zu­mu­ten war, ent­deckt und den Fracht­füh­rer so­fort nach der Ent­de­ckung da­von be­nach­rich­tigt hat.

3 Die­se Be­nach­rich­ti­gung muss je­doch spä­tes­tens acht Ta­ge nach der Ab­lie­fe­rung statt­ge­fun­den ha­ben.

Art. 453  

6. Ver­fah­ren

 

1 In al­len Streit­fäl­len kann die am Or­te der ge­le­ge­nen Sa­che zu­stän­di­ge Amts­stel­le auf Be­geh­ren ei­nes der bei­den Tei­le Hin­ter­le­gung des Fracht­gu­tes in drit­te Hand oder nö­ti­gen­falls nach Fest­stel­lung des Zu­stan­des den Ver­kauf an­ord­nen.

2 Der Ver­kauf kann durch Be­zah­lung oder Hin­ter­le­gung des Be­tra­ges al­ler an­geb­lich auf dem Gu­te haf­ten­den For­de­run­gen ab­ge­wen­det wer­den.

Art. 454  

7. Ver­jäh­rung der Er­satz­kla­gen

 

1 Die Er­satz­kla­gen ge­gen Fracht­füh­rer ver­jäh­ren mit Ab­lauf ei­nes Jah­res, und zwar im Fal­le des Un­ter­gan­ges, des Ver­lus­tes oder der Ver­spä­tung von dem Ta­ge hin­weg, an dem die Ab­lie­fe­rung hät­te ge­sche­hen sol­len, im Fal­le der Be­schä­di­gung von dem Ta­ge an, wo das Gut dem Adres­sa­ten über­ge­ben wor­den ist.

2 Im We­ge der Ein­re­de kön­nen der Emp­fän­ger oder der Ab­sen­der ih­re An­sprü­che im­mer gel­tend ma­chen, so­fern sie in­ner­halb Jah­res­frist re­kla­miert ha­ben und der An­spruch nicht in­fol­ge An­nah­me des Gu­tes ver­wirkt ist.

3 Vor­be­hal­ten blei­ben die Fäl­le von Arg­list und gro­ber Fahr­läs­sig­keit des Fracht­füh­rers.

Art. 455  

C. Staat­lich ge­neh­mig­te und staat­li­che Trans­port­an­stal­ten

 

1 Trans­port­an­stal­ten, zu de­ren Be­trieb es ei­ner staat­li­chen Ge­neh­mi­gung be­darf, sind nicht be­fugt, die An­wen­dung der ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen über die Ver­ant­wort­lich­keit des Fracht­füh­rers zu ih­rem Vor­tei­le durch be­son­de­re Über­ein­kunft oder durch Re­gle­men­te im vor­aus aus­zu­sch­lies­sen oder zu be­schrän­ken.

2 Je­doch blei­ben ab­wei­chen­de Ver­trags­be­stim­mun­gen, die in die­sem Ti­tel als zu­läs­sig vor­ge­se­hen sind, vor­be­hal­ten.

3 Die be­son­de­ren Vor­schrif­ten für die Fracht­ver­trä­ge der An­bie­te­rin­nen von Post­diens­ten, der Ei­sen­bah­nen und Dampf­schif­fe blei­ben vor­be­hal­ten.268

268 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 2 des Post­ge­set­zes 17. Dez. 2010, in Kraft seit 1. Okt. 2012 (AS 2012 4993; BBl 2009 5181).

Art. 456  

D. Mit­wir­kung ei­ner öf­fent­li­chen Trans­port­an­stalt

 

1 Ein Fracht­füh­rer oder Spe­di­teur, der sich zur Aus­füh­rung des von ihm über­nom­me­nen Trans­por­tes ei­ner öf­fent­li­chen Trans­port­an­stalt be­dient oder zur Aus­füh­rung des von ei­ner sol­chen über­nom­me­nen Trans­por­tes mit­wirkt, un­ter­liegt den für die­se gel­ten­den be­son­de­ren Be­stim­mun­gen über den Fracht­ver­kehr.

2 Ab­wei­chen­de Ver­ein­ba­run­gen zwi­schen dem Fracht­füh­rer oder Spe­di­teur und dem Auf­trag­ge­ber blei­ben je­doch vor­be­hal­ten.

3 Die­ser Ar­ti­kel fin­det kei­ne An­wen­dung auf Ca­mion­neu­re.

Art. 457  

E. Haf­tung des Spe­di­teurs

 

Der Spe­di­teur, der sich zur Aus­füh­rung des Ver­tra­ges ei­ner öf­fent­li­chen Trans­port­an­stalt be­dient, kann sei­ne Ver­ant­wort­lich­keit nicht we­gen man­geln­den Rück­grif­fes ab­leh­nen, wenn er selbst den Ver­lust des Rück­grif­fes ver­schul­det hat.

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