Bei grossen Gesetzen wie OR und ZGB kann dies bis zu 30 Sekunden dauern

Verordnung
über die Beaufsichtigung von privaten
Versicherungsunternehmen
(Aufsichtsverordnung, AVO)

Der Schweizerische Bundesrat,

gestützt auf das Versicherungsaufsichtsgesetz vom 17. Dezember 20041 (VAG),
Artikel 15 des Bundespersonalgesetzes vom 24. März 20002
sowie in Anwendung des Abkommens vom 10. Oktober 19893 zwischen der
Schweizerischen Eidgenossenschaft und der EWG betreffend die Direktversicherung mit Ausnahme der Lebensversicherung und
des Abkommens vom 19. Dezember 19964 zwischen der Schweizerischen
Eidgenossenschaft und dem Fürstentum Liechtenstein betreffend die
Direktversicherung,

verordnet:

1. Titel: Allgemeines 5

5 Fassung gemäss Ziff. I der V vom 2. Juni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

1. Kapitel: Geltungsbereich 6

6 Eingefügt durch Ziff. I der V vom 2. Juni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

Art. 1 Versicherungstätigkeit in der Schweiz  

1 Ei­ne Ver­si­che­rungs­tä­tig­keit in der Schweiz liegt, un­ab­hän­gig von der Art und vom Ort des Ver­trags­schlus­ses vor, wenn:

a.
ei­ne in der Schweiz do­mi­zi­lier­te na­tür­li­che oder ju­ris­ti­sche Per­son zu den Ver­si­che­rungs­neh­mern oder Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen oder zu den Ver­si­cher­ten ge­hört; oder
b.
in der Schweiz ge­le­ge­ne Sa­chen ver­si­chert wer­den.

2 Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men mit Sitz im Aus­land oh­ne Nie­der­las­sung in der Schweiz un­ter­ste­hen nicht der Ver­si­che­rungs­auf­sicht, wenn sie in der Schweiz aus­sch­liess­lich fol­gen­de Ver­si­che­rungs­ge­schäf­te tä­ti­gen:

a.
De­ckung von Ver­si­che­rungs­ri­si­ken im Zu­sam­men­hang mit Hoch­see­schiff­fahrt, Luft­fahrt und grenz­über­schrei­ten­den Trans­por­ten;
b.
De­ckung für im Aus­land ge­le­ge­ne Ri­si­ken;
c.
De­ckung von Kriegs­ri­si­ken.

3 Die Ab­sät­ze 1 und 2 gel­ten für die Ver­si­che­rungs­ver­mitt­lung sinn­ge­mä­ss.

Art. 1a Wesentlichkeit der Funktionen von Gruppen- und Konglomeratsgesellschaften 7  

(Art. 2a Abs. 2 VAG)

Die Funk­tio­nen von Grup­pen- und Kon­glo­me­rat­s­ge­sell­schaf­ten sind für die be­wil­li­gungs­pflich­ti­gen Tä­tig­kei­ten dann we­sent­lich, wenn sie für die Wei­ter­füh­rung wich­ti­ger Ge­schäftspro­zes­se not­wen­dig sind, na­ment­lich in den Be­rei­chen Zeich­nung von Ri­si­ken, Ri­si­ko­ma­na­ge­ment, Be­stan­des­ver­wal­tung, Scha­den­re­gu­lie­rung, Rech­nungs­we­sen, Per­so­nal, In­for­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie, Recht, Com­plian­ce und Ver­mö­gens­an­la­ge.

7 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

2. Kapitel: Grundsätze 8

8 Eingefügt durch Ziff. I der V vom 2. Juni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

Art. 1b Grundsätze der Aufsicht 9  

(Art. 1 Abs. 2 VAG)

1Bei der Auf­sicht nach die­ser Ver­ord­nung be­rück­sich­tigt die Eid­ge­nös­si­sche Fi­nanz­mark­tauf­sicht (FIN­MA) ins­be­son­de­re:

a.
die Schutz­be­dürf­tig­keit der Ver­si­cher­ten;
b.
die Ri­si­ken, de­nen die Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men aus­ge­setzt sind;
c.
die Grös­se so­wie Ge­schäfts- und Or­ga­ni­sa­ti­ons­kom­ple­xi­tät der Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men.

2 Die Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men wer­den von der FIN­MA an­hand der Bi­lanz­sum­me ge­mä­ss der sta­tu­ta­ri­schen Bi­lanz in die Ka­te­go­ri­en nach An­hang 2 ein­ge­teilt.

3 Die FIN­MA kann ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men mit ei­ner Bi­lanz­sum­me im Grenz­be­reich zu ei­ner an­de­ren Ka­te­go­rie in die nächst hö­he­re oder tiefe­re Ka­te­go­rie ein­tei­len, wenn dies durch die Kom­ple­xi­tät und das Ri­si­ko­pro­fil des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens be­grün­det ist.

9 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

Art. 1c Erleichterungen für kleine Versicherungsunternehmen 10  

(Art. 2 Abs. 5 Bst. b und 14 Abs. 1 VAG)

Die FIN­MA ge­währt Erst­ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men der Ka­te­go­ri­en 4 und 5 Er­leich­te­run­gen na­ment­lich bei Art, Um­fang und Fre­quenz der Be­richt­er­stat­tung, wenn sie die fol­gen­den Vor­aus­set­zun­gen er­fül­len:

a.
Sie ver­fü­gen über einen Quo­ti­en­ten des Schwei­zer Sol­venz­tests (SST) nach Ar­ti­kel 39 (SST-Quo­ti­ent) von min­des­tens 250 Pro­zent im Drei­jah­res­durch­schnitt.
b.
Ihr ge­bun­de­nes Ver­mö­gen ist zu min­des­tens 130 Pro­zent des Soll­be­tra­ges ge­deckt und die De­ckung er­folgt aus­sch­liess­lich mit Ver­mö­gens­wer­ten nach Ar­ti­kel 79 Ab­satz 2.
c.
Ihr auf­sichts­recht­li­ches Min­dest­ka­pi­tal ist dau­ernd zu 150 Pro­zent ge­deckt.
d.
Es be­steht per 31. De­zem­ber we­der ein bi­lan­zi­el­ler Ver­lust­vor­trag aus den Vor­jah­ren noch ent­steht ein Ver­lust­vor­trag aus dem lau­fen­den Jahr.
e.
Sie ver­fü­gen über ei­ne so­li­de Pla­nung, ei­ne vor­aus­schau­en­de und ein­wand­freie Ge­schäfts­füh­rung und sta­bi­le Kenn­zah­len.
f.
Sie ver­fü­gen, so­fern sie kein Neu­ge­schäft mehr schrei­ben, über einen von der FIN­MA ge­neh­mig­ten Ab­wick­lungs­plan.
g.
Sie er­hal­ten kei­ne an­der­wei­ti­gen Er­leich­te­run­gen, na­ment­lich in Be­zug auf den SST oder das ge­bun­de­ne Ver­mö­gen, und es sind auch kei­ne sol­chen be­reits re­gu­la­to­risch vor­ge­se­hen.
h.
Ge­gen sie wur­den von der FIN­MA we­der auf­sichts­recht­li­che Mass­nah­men er­grif­fen, noch wur­de ein Ver­fah­ren nach Ar­ti­kel 30 des Fi­nanz­mark­tauf­sichts­ge­set­zes vom 22. Ju­ni 200711 (FIN­MAG) er­öff­net.

10 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

11 SR 956.1

Art. 1d Erleichterungen für Rückversicherungsunternehmen 12  

(Art. 35 Abs. 4 VAG)

Die FIN­MA ge­währt Rück­ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men der Ka­te­go­ri­en 4 und 5 die auf klei­ne Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men an­wend­ba­ren Er­leich­te­run­gen, wenn sie die fol­gen­den Vor­aus­set­zun­gen er­fül­len:

a.
Sie be­stä­ti­gen der FIN­MA jähr­lich in ei­ner Er­klä­rung, dass sie die Prin­zi­pi­en zur Un­ter­neh­mens­füh­rung und der re­gu­la­to­ri­schen An­for­de­run­gen zum Ri­si­ko­ma­na­ge­ment, zum in­ter­nen Kon­troll­sys­tem so­wie zur in­ter­nen Re­vi­si­on ein­hal­ten.
b.
Ge­gen sie wur­den von der FIN­MA we­der auf­sichts­recht­li­che Mass­nah­men er­grif­fen, noch ein Ver­fah­ren nach Ar­ti­kel 30 FIN­MAG13 er­öff­net.
c.
Sie ver­fü­gen, so­fern sie kein Neu­ge­schäft mehr schrei­ben, über einen von der FIN­MA ge­neh­mig­ten Ab­wick­lungs­plan.

12 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

13 SR 956.1

Art. 1e Erleichterungen bei Neubewilligungen 14  

(Art. 2 Abs. 5 Bst. b VAG)

Die FIN­MA kann Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men der Ka­te­go­rie 5 für einen Zeit­raum von ma­xi­mal drei Jah­ren nach Er­tei­lung der Be­wil­li­gung zum Ge­schäfts­be­trieb zu­sätz­li­che Er­leich­te­run­gen ge­wäh­ren, na­ment­lich in Be­zug auf:

a.
den Grad der Er­fül­lung der Sol­venzan­for­de­run­gen; das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men hat da­zu einen Plan ein­zu­rei­chen, wie die SST-An­for­de­run­gen in­ner­halb von drei Jah­ren er­füllt wer­den;
b.
die An­for­de­run­gen an die Or­ga­ni­sa­ti­on.

14 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

Art. 1f Befreiung von der Aufsicht 15  

(Art. 2 Abs. 5 Bst. b VAG)

Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, wel­che Ver­si­che­rungs­pro­duk­te ent­wi­ckeln und di­rekt ver­trei­ben, sind von der Auf­sicht nach die­ser Ver­ord­nung be­freit, wenn sie die fol­gen­den Vor­aus­set­zun­gen er­fül­len:

a.
Ihr Sitz ist in der Schweiz.
b.
Sie ha­ben die Rechts­form ei­ner Ak­ti­en­ge­sell­schaft oder ei­ner Ge­nos­sen­schaft.
c.
Sie sind der or­dent­li­chen Re­vi­si­on nach Ar­ti­kel 727 des Ob­li­ga­tio­nen­rechts (OR)16 un­ter­stellt.
d.
Ih­re Ver­si­che­rungs­pro­duk­te las­sen sich den Ver­si­che­rungs­zwei­gen B3–B9 und B14–18 nach An­hang 1 zu­ord­nen.
e.
Ihr Ver­trieb um­fasst ma­xi­mal 5000 Po­li­cen mit ei­nem ge­sam­ten Prä­mi­en­vo­lu­men von ma­xi­mal 5 Mil­lio­nen Fran­ken.
f.
Sie ver­pflich­ten sich, die Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mer dar­über zu in­for­mie­ren, dass sie nicht der Auf­sicht durch die FIN­MA un­ter­stellt sind.

15 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

16 SR 220

Art. 1g Auflagen für Versicherungsunternehmen, die von der Aufsicht befreit sind 17  

(Art. 2 Abs. 5 Bst. b VAG)

1 Über­schrei­tet ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, das ge­mä­ss Ar­ti­kel 1f von der Auf­sicht be­freit ist, einen der Grenz­wer­te nach Ar­ti­kel 1f Buch­sta­be e, so darf es den Ge­schäfts­be­trieb wäh­rend höchs­tens ei­nem Jahr nach dem Da­tum der Grenz­wert­über­schrei­tung fort­füh­ren.

2 Um den Ge­schäfts­be­trieb län­ger­fris­tig fort­zu­füh­ren, be­nö­tigt es in­ner­halb der Jah­res­frist nach Ab­satz 1 ei­ne Be­wil­li­gung zum Ge­schäfts­be­trieb durch die FIN­MA.

3 Das Be­wil­li­gungs­ge­such muss spä­tes­tens sechs Mo­na­te vor Ab­lauf der Jah­res­frist nach Ab­satz 1, bei der FIN­MA ein­ge­reicht wer­den. Die FIN­MA kann für die Ein­rei­chung des Be­wil­li­gungs­ge­suchs ei­ne Frist­ver­län­ge­rung von ma­xi­mal drei Mo­na­ten ge­wäh­ren.

4 Die FIN­MA ent­schei­det über das Be­wil­li­gungs­ge­such in­ner­halb von drei Mo­na­ten nach Ein­gang der voll­stän­di­gen Un­ter­la­gen.

5Bei Ab­leh­nung des Ge­suchs sind die noch lau­fen­den Ver­si­che­rungs­ver­trä­ge in­ner­halb von sechs Mo­na­ten ab­zu­wi­ckeln oder auf ein be­wil­lig­tes Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men zu über­tra­gen.

17 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

Art. 1h Der Aufsicht nicht unterstehende Versicherungsvermittlungstätigkeit 18  

(Art. 2 Abs. 2 Bst. f und Abs. 4 Bst. c VAG)

Nicht der Auf­sicht un­ter­steht ei­ne Ver­si­che­rungs­ver­mitt­lungs­tä­tig­keit, wenn:

a.
die jähr­li­che Ver­si­che­rungs­prä­mie für die ver­mit­tel­te Ver­si­che­rung den Be­trag von 600 Fran­ken, oh­ne Steu­ern, nicht über­steigt;
b.
die ver­mit­tel­te Ver­si­che­rung ei­ne un­ter­ge­ord­ne­te Leis­tung zur Lie­fe­rung ei­nes Pro­dukts oder zur Er­brin­gung ei­ner Dienst­leis­tung durch einen be­lie­bi­gen An­bie­ter ist; und
c.
die Ver­si­che­rungs­ver­mitt­lung als Ne­ben­tä­tig­keit er­folgt.

18 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

Art. 219  

19 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

2. Titel: Aufnahme der Versicherungstätigkeit

1. Kapitel: Allgemeines

Art. 3 Umfang der Bewilligung  

(Art. 3 VAG)20

1 Die FIN­MA er­teilt die Be­wil­li­gung zum Ge­schäfts­be­trieb für einen oder meh­re­re Ver­si­che­rungs­zwei­ge nach An­hang 1.21

2 Die Be­wil­li­gung zum Be­trieb ei­nes Scha­den­ver­si­che­rungs­zweigs er­mäch­tigt auch zum Be­trieb der Ver­si­che­rungs­zwei­ge B1–B13, B16 und B18, so­fern die zu­ge­rech­ne­ten Ri­si­ken:

a.
im Zu­sam­men­hang mit dem Hauptri­si­ko ste­hen oder den Ge­gen­stand be­tref­fen, der ge­gen das Hauptri­si­ko ver­si­chert ist; und
b.
durch den glei­chen Ver­trag ge­deckt wer­den, der das Hauptri­si­ko deckt.

3 Das dem Ver­si­che­rungs­zweig B17 zu­ge­rech­ne­te Ri­si­ko darf un­ter den Be­din­gun­gen von Ab­satz 2 oh­ne be­son­de­re Be­wil­li­gung ge­deckt wer­den, so­fern die­ses Ri­si­ko:

a.
im Zu­sam­men­hang mit den dem Ver­si­che­rungs­zweig B18 zu­ge­rech­ne­ten Ri­si­ken steht; oder
b.
sich auf Strei­tig­kei­ten oder An­sprü­che be­zieht, die aus dem Ein­satz von Schif­fen auf See ent­ste­hen oder mit die­sem Ein­satz ver­bun­den sind.

4 Die Be­wil­li­gung zum Be­trieb der Ver­si­che­rungs­zwei­ge A1, A3, A4 und A5 so­wie B1 und B2 er­mäch­tigt auch zum Be­trieb der In­va­li­di­täts­ver­si­che­rung.

5 Die Be­wil­li­gung zum Be­trieb der Di­rekt­ver­si­che­rung er­mäch­tigt auch zum Be­trieb der Rück­ver­si­che­rung in den be­wil­lig­ten Ver­si­che­rungs­zwei­gen.

20 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

21 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

Art. 4 Bewilligung von Fusionen, Spaltungen und Umwandlungen  

1 Die FIN­MA22 er­teilt die Be­wil­li­gung nach Ar­ti­kel 3 Ab­satz 2 VAG, wenn der Schutz der Ver­si­cher­ten, ins­be­son­de­re der Schutz vor In­sol­venz­ri­si­ken des über­neh­men­den Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens und vor Miss­bräu­chen, ge­währ­leis­tet ist.

2 Bei Fu­sio­nen, Spal­tun­gen und Um­wand­lun­gen ha­ben die be­trof­fe­nen Un­ter­neh­men si­cher­zu­stel­len, dass be­ste­hen­de Ver­si­che­rungs­ver­hält­nis­se un­ver­än­dert fort­ge­führt wer­den.

3 Fu­sio­nen, Spal­tun­gen und Um­wand­lun­gen dür­fen erst beim Han­dels­re­gis­ter zur Ein­tra­gung an­ge­mel­det wer­den, wenn die Be­wil­li­gung vor­liegt.

4 Wur­den Fu­sio­nen, Spal­tun­gen oder Um­wand­lun­gen nach Ar­ti­kel 3 Ab­satz 2 VAG oh­ne Be­wil­li­gung der FIN­MA im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­gen, ver­an­lasst die­se die zur Wie­der­her­stel­lung des recht­mäs­si­gen Zu­stan­des er­for­der­li­chen Mass­nah­men auf Kos­ten der be­tei­lig­ten Ge­sell­schaf­ten.

22 Aus­druck ge­mä­ss An­hang Ziff. 11 der Fi­nanz­markt­prüf­ver­ord­nung vom 15. Okt. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5363). Die­se Änd. wur­de im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

Art. 5 Mitteilungspflicht bei Änderungen des Geschäftsplans  

(Art. 5 Abs. 2 VAG)23

Än­de­run­gen des Ge­schäfts­plans nach Ar­ti­kel 5 Ab­satz 2 VAG sind der FIN­MA in­nert vier­zehn Ta­gen ab Ein­tritt des be­tref­fen­den Sach­ver­hal­tes mit­zu­tei­len.

23 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

Art. 5a Zusatzversicherungen von Krankenkassen 24  

Kran­ken­kas­sen nach Ar­ti­kel 2 des Kran­ken­ver­si­che­rungs­auf­sichts­ge­set­zes vom 26. Sep­tem­ber 201425 (KVAG) dür­fen Zu­satz­ver­si­che­run­gen nach Ar­ti­kel 2 Ab­satz 2 KVAG be­trei­ben, so­bald ih­nen die FIN­MA die Be­wil­li­gung nach Ar­ti­kel 3 VAG da­für er­teilt hat.

24 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 6 der Kran­ken­ver­si­che­rungs­auf­sichts­ver­ord­nung vom 18. Nov. 2015, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 5165).

25 SR 832.12

Art. 5b Geschäfte im Zusammenhang mit dem Versicherungsgeschäft 26  

(Art. 11 Abs. 1 Bst. a VAG)

1 Ge­schäf­te ste­hen im Zu­sam­men­hang mit dem Ver­si­che­rungs­ge­schäft, wenn:

a.
sie einen funk­tio­na­len Be­zug zum Ver­si­che­rungs­ge­schäft ha­ben; und
b.
ihr Um­fang eng be­grenzt ist.

2 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, das Ge­schäf­te im Zu­sam­men­hang mit dem Ver­si­che­rungs­ge­schäft be­treibt, muss:

a.
die Vor­schrif­ten nach den Ar­ti­keln 96–98a er­fül­len;
b.
die Ge­schäf­te im SST be­rück­sich­ti­gen; und
c.
die mit den Ge­schäf­ten ver­bun­de­nen ope­ra­tio­nel­len und recht­li­chen Ri­si­ken lau­fend er­fas­sen, be­gren­zen und über­wa­chen.

3 Es muss im Rah­men der Be­richt­er­stat­tung nach Ar­ti­kel 25 VAG ge­son­dert über die Ge­schäf­te im Zu­sam­men­hang mit dem Ver­si­che­rungs­ge­schäft be­rich­ten.

4 Ge­schäf­te, wel­che die An­for­de­run­gen nach Ab­satz 1 nicht mehr er­fül­len, sind un­ter Mit­tei­lung an die FIN­MA um­ge­hend in ei­ne ei­gen­stän­di­ge ju­ris­ti­sche Ein­heit zu über­füh­ren. Ar­ti­kel 5c bleibt vor­be­hal­ten.

26 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

Art. 5c Geschäfte ohne Zusammenhang mit dem Versicherungsgeschäft 27  

(Art. 11 Abs. 1 Bst. b VAG)

1 Die FIN­MA kann den Be­trieb von Ge­schäf­ten oh­ne Zu­sam­men­hang mit dem Ver­si­che­rungs­ge­schäft be­wil­li­gen, so­fern:

a.
die In­ter­es­sen der Ver­si­cher­ten nicht ge­fähr­det wer­den;
b.
das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men die da­mit ver­bun­de­nen Ri­si­ken be­herrscht; und
c.
die Auf­sicht der FIN­MA nicht un­ver­hält­nis­mäs­sig er­schwert wird.

2 Vor­be­hal­ten blei­ben ab­wei­chen­de staats­ver­trag­li­che Be­stim­mun­gen.

27 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

2. Kapitel: Bewilligungsvoraussetzungen

1. Abschnitt: Mindestkapital

Art. 6 Grundsatz  

1 Um­fasst die Tä­tig­keit ei­nes Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens meh­re­re Zwei­ge oder meh­re­re Ri­si­ken, so ist für die Fest­set­zung des Min­dest­ka­pi­tals der Zweig oder das Ri­si­ko mit dem höchs­ten Be­trag mass­ge­bend.

228

28 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 18. Okt. 2006, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 4425).

Art. 7 Lebensversicherung  

Das Min­dest­ka­pi­tal be­trägt für Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, wel­che die Le­bens­ver­si­che­rung be­trei­ben:

a.
5 Mil­lio­nen Fran­ken für die Ver­si­che­rungs­zwei­ge A2.1, A2.4 und A7 so­wie für die Ver­si­che­rungs­zwei­ge A3.3, A3.4 und A6, so­fern le­dig­lich To­des­fall­schutz oder Prä­mi­en­be­frei­ung ver­si­chert wird;
b.
8 Mil­lio­nen Fran­ken für die Ver­si­che­rungs­zwei­ge A2.2, A2.3, A2.5, A2.6, A3.1, A3.2, A4 und A5 so­wie für die Ver­si­che­rungs­zwei­ge A3.3, A3.4 und A6, so­fern über To­des­fall­schutz und Prä­mi­en­be­frei­ung hin­aus Ka­pi­tal­schutz mit Zins­ga­ran­tie oder wei­te­re Ga­ran­ti­en ab­ge­ge­ben wer­den;
c.
10 Mil­lio­nen Fran­ken für den Ver­si­che­rungs­zweig A1;
d.
12 Mil­lio­nen Fran­ken für den Ver­si­che­rungs­zweig A1, so­fern Voll­schutz ge­währt wird (Füh­rung Spar­pro­zess in der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge, mit Ka­pi­tal­schutz, Min­dest­zins­satz- und Ren­ten­um­wand­lungs­satz­ga­ran­tie).
Art. 8 Schadenversicherung  

Das Min­dest­ka­pi­tal be­trägt für Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, wel­che die Scha­den­ver­si­che­rung be­trei­ben:

a.
8 Mil­lio­nen Fran­ken für die Ver­si­che­rungs­zwei­ge B1–B8 und B10–B15;
b.
3 Mil­lio­nen Fran­ken für die Ver­si­che­rungs­zwei­ge B9, B16, B17 und B18.
Art. 9 Rückversicherung  

Das Min­dest­ka­pi­tal be­trägt für Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, wel­che die Rück­ver­si­che­rung be­trei­ben:

a.
10 Mil­lio­nen Fran­ken für die Ver­si­che­rungs­zwei­ge C1 und C2;
b.
3 Mil­lio­nen Fran­ken für den Ver­si­che­rungs­zweig C3.
Art. 10 Abweichung vom Mindestkapital  

Un­ter be­son­de­ren Ver­hält­nis­sen, na­ment­lich wenn die Ri­si­ko­ex­po­si­ti­on des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens und der ge­plan­te Ge­schäfts­um­fang dies recht­fer­ti­gen, kann die FIN­MA in­ner­halb der ge­setz­li­chen Li­mi­ten nach Ar­ti­kel 8 Ab­satz 1 VAG von den Be­trä­gen nach den Ar­ti­keln 7–9 ab­wei­chen.

2. Abschnitt: Organisationsfonds

Art. 11  

1 Der Or­ga­ni­sa­ti­ons­fonds be­trägt in der Re­gel 20 Pro­zent des Min­dest­ka­pi­tals. Er darf frü­he­s­tens drei Jah­re nach sei­ner Be­stel­lung und nur mit Zu­stim­mung der FIN­MA für an­de­re als die in Ar­ti­kel 10 Ab­satz 1 VAG ge­nann­ten Zwe­cke ver­wen­det wer­den.

2 Für Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, die zum Be­trieb des Ver­si­che­rungs­zweigs C3 er­mäch­tigt sind, be­trägt der Or­ga­ni­sa­ti­ons­fonds min­des­tens 300 000 Fran­ken.

3 Die FIN­MA kann die Er­hö­hung oder die Wie­der­be­stel­lung des Or­ga­ni­sa­ti­ons­fonds ver­lan­gen, wenn sich in der Jah­res­rech­nung ein Ver­lust ab­zeich­net oder das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ei­ne aus­ser­ge­wöhn­li­che Ge­schäfts­aus­wei­tung plant.

3. Kapitel: Gewährsvorschriften

Art. 12 Verwaltungsrat 29  

1 Der Ver­wal­tungs­rat muss so zu­sam­men­ge­setzt sein, dass er die Be­auf­sich­ti­gung und Ober­lei­tung des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens ein­wand­frei wahr­neh­men kann. Im Ver­wal­tungs­rat muss ins­be­son­de­re aus­rei­chen­des Ver­si­che­rungs­wis­sen vor­han­den sein.

2 Je­des Ver­wal­tungs­rats­mit­glied muss über das für sei­ne Auf­ga­be not­wen­di­ge Fach­wis­sen und über aus­rei­chend Zeit für de­ren Er­fül­lung ver­fü­gen.

3 Für je­des neue Mit­glied ist der FIN­MA in­nert 14 Ta­gen nach sei­ner Er­nen­nung das Cur­ri­cu­lum Vi­tae zu­zu­stel­len.

29 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 13 Doppelfunktionen 30  

1 Mit­glie­der des Ver­wal­tungs­ra­tes dür­fen nicht zu­gleich Mit­glie­der der Ge­schäfts­lei­tung sein.

2 Die Funk­ti­on des in­ter­nen Re­vi­sors oder der in­ter­nen Re­vi­so­rin ist mit der­je­ni­gen des ver­ant­wort­li­chen Ak­tuars oder der ver­ant­wort­li­chen Ak­tua­rin un­ver­ein­bar.

3 Die FIN­MA kann dem Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men in be­grün­de­ten Ein­zel­fäl­len Aus­nah­men be­wil­li­gen und die­se an Be­din­gun­gen knüp­fen.

30 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 14 Geschäftsführung  

1 Die für die Ge­schäfts­füh­rung ver­ant­wort­li­chen Per­so­nen müs­sen über die für die Lei­tung der ih­nen un­ter­stell­ten Be­rei­che des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens er­for­der­li­chen Kennt­nis­se ver­fü­gen.

2 Für je­des neue Mit­glied der Ge­schäfts­lei­tung ist der FIN­MA in­nert vier­zehn Ta­gen nach sei­ner Er­nen­nung das Cur­ri­cu­lum Vi­tae zu­zu­stel­len.31

31 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 11 der Re­vi­si­ons­auf­sichts­ver­ord­nung vom 22. Aug. 2007, in Kraft seit 1. Sept. 2007 (AS 2007 3989).

Art. 14a Organisation 32  

(Art. 14 VAG)

1 Ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men muss über ei­ne der Tä­tig­keit an­ge­mes­se­ne und do­ku­men­tier­te Or­ga­ni­sa­ti­on ver­fü­gen.

2 Es muss für ei­ne hin­rei­chen­de Un­ab­hän­gig­keit der mit der Ober­lei­tung, Auf­sicht und Kon­trol­le be­trau­ten Per­so­nen sor­gen.

3 Es muss an­ge­mes­se­ne Re­geln und Pro­zes­se zur Un­ter­neh­mens­füh­rung und -kon­trol­le fest­le­gen.

32 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

3a. Kapitel: Interessenkonflikte33

33 Eingefügt durch Ziff. I der V vom 2. Juni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

Art. 14b Begriff  

(Art. 14a VAG)

In­ter­es­sen­kon­flik­te im Sin­ne des Ge­set­zes lie­gen ins­be­son­de­re vor, wenn das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men:

a.
un­ter Ver­let­zung von Treu und Glau­ben zu­las­ten von be­stimm­ten Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen oder -neh­mern für sich einen fi­nan­zi­el­len Vor­teil er­zie­len oder einen fi­nan­zi­el­len Ver­lust ver­mei­den kann;
b.
am Er­geb­nis ei­ner Ver­si­che­rungs­dienst­leis­tung ein In­ter­es­se hat, das demje­ni­gen der Ver­si­che­rungs­neh­me­rin oder des Ver­si­che­rungs­neh­mers wi­der­spricht.
Art. 14c Offenlegung  

(Art. 14a Abs. 2 VAG)

1 Kann trotz or­ga­ni­sa­to­ri­schen Vor­keh­run­gen nach Ar­ti­kel 14a Ab­satz 1 VAG ei­ne Be­nach­tei­li­gung der Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mer nicht oder nur mit un­ver­hält­nis­mäs­si­gem Auf­wand ver­hin­dert wer­den, so muss das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men dies in an­ge­mes­se­ner Wei­se of­fen­le­gen.

2 Da­zu muss es die In­ter­es­sen­kon­flik­te be­schrei­ben, die bei der Er­brin­gung der be­trof­fe­nen Ver­si­che­rungs­dienst­leis­tung ent­ste­hen. Den Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mern muss in all­ge­mei­ner Form ver­ständ­lich ge­macht wer­den:

a.
aus wel­chen Um­stän­den sich der In­ter­es­sen­kon­flikt er­gibt;
b.
wel­che Ri­si­ken für sie dar­aus ent­ste­hen kön­nen;
c.
wel­che Vor­keh­run­gen das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men zur Min­de­rung der Ri­si­ken ge­trof­fen hat.

3 Die Of­fen­le­gung kann in stan­dar­di­sier­ter Form und elek­tro­nisch er­fol­gen. Da­bei muss das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men si­cher­stel­len, dass die Ver­si­che­rungs­neh­me­rin oder der Ver­si­che­rungs­neh­mer die Of­fen­le­gung auf ei­nem dau­er­haf­ten Da­ten­trä­ger er­fas­sen kann.

4 Als dau­er­haf­ter Da­ten­trä­ger gel­ten Pa­pier und je­des an­de­re Me­di­um, das die Spei­che­rung und un­ver­än­der­te Wie­der­ga­be ei­ner In­for­ma­ti­on er­mög­licht.

4. Kapitel: Ergänzende Vorschriften für ausländische Versicherungsunternehmen

1. Abschnitt: …

Art. 1534  

34 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

2. Abschnitt: Generalbevollmächtigter oder Generalbevollmächtigte

Art. 16 Anforderungen  

1 Der oder die Ge­ne­ral­be­voll­mäch­tig­te des aus­län­di­schen Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens ist in der Schweiz wohn­haft und hat die tat­säch­li­che Lei­tung der Ge­schäfts­stel­le für das ge­sam­te schwei­ze­ri­sche Ge­schäft in­ne.

2 Er oder sie muss über die er­for­der­li­chen Kennt­nis­se zum Be­trieb des Ver­si­che­rungs­ge­schäf­tes ver­fü­gen.

3 Vor der Ein­set­zung ei­nes oder ei­ner neu­en Ge­ne­ral­be­voll­mäch­tig­ten sind der FIN­MA das Cur­ri­cu­lum Vi­tae und die Voll­macht der Ge­schäfts­lei­tung zu­zu­stel­len.

Art. 17 Pflichten und Befugnisse  

1 Der oder die Ge­ne­ral­be­voll­mäch­tig­te ver­tritt das aus­län­di­sche Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ge­gen­über der FIN­MA und ge­gen­über Drit­ten in al­len An­ge­le­gen­hei­ten, wel­che die Aus­füh­rung der Ver­si­che­rungs­auf­sichts­ge­setz- ge­bung be­tref­fen. Ins­be­son­de­re hat er oder sie fol­gen­de Pflich­ten und Be­fug­nis­se:

a.
Er­werb oder Ver­äus­se­rung von Ver­mö­gens­wer­ten auf Rech­nung des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens zum Zwe­cke der Be­stel­lung oder Ver­än­de­rung der Kau­ti­on oder des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens nach den Wei­sun­gen des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens oder nach den Ver­fü­gun­gen der FIN­MA;
b.
Auf­be­wah­rung der Ak­ten an der Ge­schäfts­stel­le für das ge­sam­te schwei­ze­ri­sche Ge­schäft und die Füh­rung der Bü­cher und Re­gis­ter (Art. 19);
c.
Ab­ga­be von bin­den­den Er­klä­run­gen zu den Re­gis­tern und Grund­bü­chern zur Durch­füh­rung der Rechts­hand­lun­gen nach Buch­sta­be a;
d.
Ab­ga­be von Er­klä­run­gen über die in der Schweiz zu ver­wen­den­den Ta­ri­fe und üb­ri­gen Ver­si­che­rungs­ma­te­ria­li­en.

2 Er oder sie ver­tritt das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men vor den schwei­ze­ri­schen Ge­rich­ten und Be­trei­bungs- und Kon­kurs­be­hör­den und nimmt Zu­stel­lun­gen und Mit­tei­lun­gen zu­han­den des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens ver­bind­lich ent­ge­gen.

3 Nicht in sei­ne oder ih­re Kom­pe­ten­zen fal­len Er­klä­run­gen über:

a.
die Er­wei­te­rung der Be­wil­li­gung;
b.
den Ver­zicht auf die Be­wil­li­gung;
c.
Än­de­run­gen des Ge­schäfts­pla­nes des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens, un­ter Vor­be­halt von Ab­satz 1 Buch­sta­be d;
d.
die Jah­res­rech­nung für das Ge­samt­ge­schäft des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens;
e.
die frei­wil­li­ge Über­tra­gung des schwei­ze­ri­schen Ver­si­che­rungs­be­stan­des.
Art. 18 Vollmacht  

1 In der Voll­macht sind die Rech­te und Pflich­ten nach Ar­ti­kel 17 zu um­schrei­ben.

2 Die Er­nen­nung des oder der Ge­ne­ral­be­voll­mäch­tig­ten und das Er­lö­schen der Voll­macht wer­den im Schwei­ze­ri­schen Han­delsamts­blatt ver­öf­fent­licht.

Art. 19 Aufbewahrung der Akten  

1 Der oder die Ge­ne­ral­be­voll­mäch­tig­te be­wahrt die Un­ter­la­gen des schwei­ze­ri­schen Ver­si­che­rungs­be­stan­des an der Ge­schäfts­stel­le für das ge­sam­te schwei­ze­ri­sche Ge­schäft auf und führt die ent­spre­chen­den Bü­cher und Re­gis­ter.

2 Auf be­grün­de­tes Be­geh­ren kann die FIN­MA die Auf­be­wah­rung be­stimm­ter Ak­ten an ei­nem an­de­ren Ort ge­stat­ten.

Art. 20 Auslandgeschäft  

(Art. 2 Abs. 4 Bst. b VAG)35

1 Aus­län­di­sche Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, die von der Schweiz aus nur das Aus­land­ge­schäft be­trei­ben, müs­sen den Nach­weis er­brin­gen, dass sie im Sitz­staat zur Aus­übung der Ver­si­che­rungs­tä­tig­keit be­fugt sind und die Sitz­staats­auf­sichts­be­hör­de mit der Er­rich­tung der Nie­der­las­sung in der Schweiz ein­ver­stan­den ist.36

1bisSie un­ter­ste­hen der glei­chen Auf­sicht wie Zweignie­der­las­sun­gen mit Ge­schäf­ten in der Schweiz.37

1terEin Ge­schäft gilt als von der Schweiz aus be­trie­ben, wenn Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen oder ‑neh­mer, die ih­ren Wohn­sitz im Aus­land ha­ben, Par­tei ei­nes Ver­si­che­rungs­ver­trags sind.38

2 Die Be­stim­mun­gen über den Ge­ne­ral­be­voll­mäch­tig­ten oder die Ge­ne­ral­be­voll­mäch­tig­te gel­ten sinn­ge­mä­ss.

35 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

36 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 11 der Fi­nanz­markt­prüf­ver­ord­nung vom 15. Okt. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5363).

37 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

38 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

3. Titel: Solvabilität39

39 Bereinigt gemäss Ziff. I der V vom 2. Juni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

1. Kapitel: Allgemeine Bestimmungen 40

40 Fassung gemäss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Juli 2015 (AS 2015 1147).

Art. 21 Ziel des Schweizer Solvenztests  

(Art. 9 VAG)

Der SST be­stimmt die Aus­stat­tung mit Ka­pi­tal (Sol­va­bi­li­tät), die ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men auf­wei­sen muss, um die Ver­si­cher­ten zur Er­fül­lung ih­rer ga­ran­tier­ten An­sprü­che aus Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen in ei­nem an­ge­mes­se­nen Um­fang (Schutz­ni­veau) vor den In­sol­venz­ri­si­ken des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens zu schüt­zen.

Art. 22 Schutzniveau des SST  

(Art. 9 und 9b VAG)

1 Das mit dem SST an ei­nem Stich­tag zu er­rei­chen­de Schutz­ni­veau ist ein­ge­hal­ten, wenn die Ver­si­cher­ten in al­len für die Ein­hal­tung des Schutz­ni­ve­aus mass­ge­ben­den Ent­wick­lun­gen kei­ne Ein­bus­sen auf ih­ren ga­ran­tier­ten An­sprü­chen er­lei­den. Die mass­ge­ben­den Ent­wick­lun­gen sind die in den fol­gen­den 12 Mo­na­ten mög­li­chen Ent­wick­lun­gen, an de­ren En­de das ri­si­ko­tra­gen­de Ka­pi­tal des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens grös­ser ist als der Durch­schnitt der­je­ni­gen tiefs­ten ri­si­ko­tra­gen­den Ka­pi­tal­be­trä­ge, die zu­sam­men ei­ne Wahr­schein­lich­keit von 1 Pro­zent auf­wei­sen (Ex­pec­ted Short­fall nach Ar­ti­kel 36).

2 Die Ver­si­cher­ten er­lei­den kei­ne Ein­bus­sen auf ih­ren ga­ran­tier­ten An­sprü­chen im Sin­ne von Ab­satz 1, wenn das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men am En­de der 12 Mo­na­te Ver­mö­gens­wer­te auf­weist, die ge­nü­gen, da­mit es oh­ne Neu­ge­schäft ab die­sem Zeit­punkt sei­ne dann be­ste­hen­den Ver­si­che­rungs­ver­pflich­tun­gen un­ter ei­ner fort­ge­führ­ten Ein­hal­tung des Schutz­ni­ve­aus des SST re­gu­lär er­fül­len kann.

Art. 22a22c41  

Auf­ge­ho­ben

41 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 23 Berücksichtigung von Neugeschäft bei der Solvabilitätsbestimmung  

(Art. 9 VAG)

Die FIN­MA kann ei­nem Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men auf An­trag ge­neh­mi­gen, bei der Be­stim­mung der Sol­va­bi­li­tät nach Ar­ti­kel 21 zu­sätz­lich zur Er­fül­lung des Schutz­ni­ve­aus des SST auch das si­tua­ti­ons­ge­rech­te Schrei­ben von Neu­ge­schäft zu be­rück­sich­ti­gen.

2. Kapitel: Marktkonforme Bewertung

Art. 24 Marktkonformer Wert  

(Art. 9a VAG)

1 Der markt­kon­for­me Wert von Ak­ti­ven ist de­ren Markt­wert, falls die­ser ge­mä­ss Ar­ti­kel 26 Ab­satz 1 ver­läss­lich ist.

2 Be­steht kein ver­läss­li­cher Markt­wert, so wird der markt­kon­for­me Wert auf­grund ei­nes Mo­dells (Be­wer­tungs­mo­dell) be­stimmt.

Art. 25 Grundsatz  

(Art. 9a VAG)

Ei­ne markt­kon­for­me Be­wer­tung muss sich nach den ak­tu­ells­ten Da­ten und In­for­ma­tio­nen rich­ten, die aus dem Han­del an trans­pa­ren­ten Fi­nanz­märk­ten ge­won­nen wer­den kön­nen, und darf nicht im Wi­der­spruch zu die­sen Da­ten und In­for­ma­tio­nen ste­hen.

Art. 26 Bewertung von Aktiven  

(Art. 9a VAG)

1 Der Markt­wert von Ak­ti­ven ist ver­läss­lich, wenn:

a.
da­für ge­nü­gend Trans­ak­tio­nen zwi­schen un­ab­hän­gi­gen, sach­ver­stän­di­gen Ge­schäfts­part­nern statt­fin­den; oder
b.
ei­ne aus­rei­chen­de An­zahl von Wert­pa­pier­häu­sern oder Bro­kern, als Ge­schäfts­part­ner, Prei­se für einen Ge­schäfts­ab­schluss für si­gni­fi­kan­te Vo­lu­mi­na of­fe­rie­ren.

2 Sind die Vor­aus­set­zun­gen nach Ab­satz 1 nicht er­füllt, so wird bei der Ver­wen­dung be­ob­ach­te­ter Trans­ak­ti­ons­prei­se de­ren An­ge­mes­sen­heit plau­si­bi­li­siert.

3 Der markt­kon­for­me Wert von Ak­ti­ven mit­tels Be­wer­tungs­mo­del­len ent­spricht dem Preis, zu dem un­ab­hän­gi­ge, sach­ver­stän­di­ge und ver­trags­wil­li­ge Ge­schäfts­part­ner die Ak­ti­ven er­wer­ben oder ver­kau­fen wür­den.

Art. 27 Bewertung von Verbindlichkeiten  

(Art. 9a VAG)

Der markt­kon­for­me Wert von Ver­bind­lich­kei­ten ent­spricht dem fi­nan­zi­el­len Auf­wand des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens zu de­ren Er­fül­lung.

Art. 28 Modelle zur Bewertung von Aktiven  

(Art. 9a und 9b VAG)

1 Be­wer­tungs­mo­del­le für die Er­mitt­lung des markt­kon­for­men Werts von Ak­ti­ven müs­sen die fol­gen­den Vor­aus­set­zun­gen er­fül­len:

a.
Sie sind fi­nanz­ma­the­ma­tisch an­er­kannt.
b.
Sie ori­en­tie­ren sich so­weit mög­lich an be­ob­acht­ba­ren Markt­grös­sen.

2 Sie müs­sen in die in­ter­nen Ab­läu­fe des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens ein­ge­bun­den sein.

Art. 29 Berücksichtigung des Ausfallrisikos  

(Art. 9a und 9b VAG)

1 Ein mit­tels Be­wer­tungs­mo­del­len er­mit­tel­ter markt­kon­for­mer Wert von Ak­ti­ven oder von ein­ge­hen­den Zah­lungs­strö­men be­rück­sich­tigt das Aus­fall­ri­si­ko re­le­van­ter Ge­gen­par­tei­en und wei­te­re re­le­van­te Ri­si­ken.

2 Der markt­kon­for­me Wert von Ver­bind­lich­kei­ten und aus­ge­hen­den Zah­lungs­strö­men be­rück­sich­tigt nicht das ei­ge­ne Aus­fall­ri­si­ko des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens und, falls die Ver­bind­lich­kei­ten nicht als ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­de Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te an das ri­si­ko­tra­gen­de Ka­pi­tal an­ge­rech­net oder im Ziel­ka­pi­tal be­rück­sich­tigt wer­den, kei­ne die Ver­bind­lich­kei­ten re­du­zie­ren­den Aus­wir­kun­gen der ei­ge­nen Bo­ni­tät des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens.

Art. 30 Bewertung von Versicherungsverpflichtungen  

(Art. 9a VAG)

1 Der markt­kon­for­me Wert der Ver­si­che­rungs­ver­pflich­tun­gen ent­spricht dem fi­nan­zi­el­len Auf­wand des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens zur ei­ge­nen Er­fül­lung der ga­ran­tier­ten An­sprü­che aus Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen un­ter ei­ner fort­ge­führ­ten Ein­hal­tung des Schutz­ni­ve­aus nach Ar­ti­kel 22.

2 Er ist die Sum­me aus dem best­mög­li­chen Schätz­wert der Ver­si­che­rungs­ver­pflich­tun­gen nach Ab­satz 3 und dem Min­dest­be­trag nach Ab­satz 4.

3 Der best­mög­li­che Schätz­wert der Ver­si­che­rungs­ver­pflich­tun­gen ist der Er­war­tungs­wert der ri­si­ko­los dis­kon­tier­ten künf­ti­gen ga­ran­tier­ten Zah­lungs­flüs­se. Die Zah­lungs­flüs­se um­fas­sen al­le zur ei­ge­nen Er­fül­lung der Ver­si­che­rungs­ver­pflich­tun­gen nach Ab­satz 1 an­fal­len­den künf­ti­gen Leis­tun­gen, Prä­mi­en und Kos­ten mit Aus­nah­me von Ka­pi­tal­kos­ten.

4 Der Min­dest­be­trag ent­spricht der Ka­pi­tal­kos­ten­rück­stel­lung, die für die ei­ge­ne Er­fül­lung der Ver­si­che­rungs­ver­pflich­tun­gen nach Ab­satz 1 be­nö­tigt wird, um in dem durch das Schutz­ni­veau vor­ge­se­he­nen Um­fang ri­si­ko­tra­gen­des Ka­pi­tal fi­nan­zie­ren zu kön­nen.

Art. 31 Zinskurven  

(Art. 9b VAG)

1 Die zur Be­wer­tung von Bi­lanz­po­si­tio­nen mit Be­wer­tungs­mo­del­len, ins­be­son­de­re zur Be­wer­tung von Ver­si­che­rungs­ver­pflich­tun­gen, zu ver­wen­den­den ri­si­ko­lo­sen Zins­kur­ven wer­den für die wich­tigs­ten Wäh­run­gen von der FIN­MA vor­ge­ge­ben.

2 Sie legt kei­ne Zins­kur­ven fest, die un­er­klär­li­che Ab­wei­chun­gen von ver­läss­li­chen, ri­si­ko­lo­sen Markt­no­tie­run­gen auf­wei­sen.

3 Die FIN­MA kann ei­nem Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men die Ver­wen­dung ei­ge­ner ri­si­ko­lo­ser Zins­kur­ven im Rah­men ei­nes in­ter­nen Mo­dells an­stel­le der von ihr vor­ge­ge­be­nen ri­si­ko­lo­sen Zins­kur­ven ge­neh­mi­gen.

4 Für Wäh­run­gen, für wel­che die FIN­MA kei­ne Zins­kur­ven vor­gibt, müs­sen vom Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men selbst er­mit­tel­te oder selbst ge­wähl­te ri­si­ko­lo­se Zins­kur­ven ver­wen­det wer­den. Die Me­tho­dik zu de­ren Er­mitt­lung muss die An­for­de­run­gen an Be­wer­tungs­mo­del­le nach Ar­ti­kel 28 sinn­ge­mä­ss er­fül­len.

5 Für die Be­wer­tung der Ver­si­che­rungs­ver­trä­ge von Toch­ter­ge­sell­schaf­ten in ei­ner aus­län­di­schen Ju­ris­dik­ti­on kön­nen im SST ri­si­ko­lo­se Zins­kur­ven ge­mä­ss der Sol­venz­re­gu­lie­rung die­ser Ju­ris­dik­ti­on ver­wen­det wer­den.

3. Kapitel: Risikotragendes Kapital

Art. 32 Begriffe  

(Art. 9a und 9b VAG)

1 Das ri­si­ko­tra­gen­de Ka­pi­tal ist gleich der Sum­me aus:

a.
Kern­ka­pi­tal; und
b.
er­gän­zen­dem Ka­pi­tal.

2 Das Kern­ka­pi­tal ist gleich der Sum­me aus:

a.
den SST-Net­toak­ti­ven; und
b.
dem Be­trag der ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­den Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te in Tier 1, die nach Ar­ti­kel 34 Ab­satz 5 an das Kern­ka­pi­tal an­ge­rech­net wer­den.

3 Die SST-Net­toak­ti­ven er­ge­ben sich aus der Dif­fe­renz zwi­schen dem markt­kon­for­men Wert der Ak­ti­ven ei­ner­seits und dem markt­kon­for­men Wert der Ver­bind­lich­kei­ten ein­sch­liess­lich der ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­den Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te nach Ar­ti­kel 37 an­de­rer­seits auf Grund­la­ge der Ge­samt­bi­lanz nach Ar­ti­kel 9aAb­satz 1 VAG (SST-Bi­lanz) un­ter Aus­schluss der ei­ge­nen Un­ter­neh­mens­steu­ern, wo­bei die­se Dif­fe­renz um die Ab­zü­ge nach Ab­satz 4 re­du­ziert wird.

4 Die Ab­zü­ge sind gleich der Sum­me aus:

a.
vor­ge­se­he­nen Di­vi­den­den und Ka­pi­tal­rück­zah­lun­gen;
b.
im un­mit­tel­ba­ren Be­sitz des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens be­find­li­chen ei­ge­nen Ak­ti­en, die auf ei­ge­nes Ri­si­ko ge­hal­ten wer­den; ei­ge­ne Ak­ti­en, de­ren Ver­äus­se­rung ver­trag­lich ge­si­chert ist, müs­sen nicht ab­ge­zo­gen wer­den, wenn die da­mit zu­sam­men­hän­gen­den Ri­si­ken im SST ab­ge­bil­det wer­den;
c.
im­ma­te­ri­el­len Ver­mö­gens­wer­ten;
d.
la­ten­ten Grund­stück- und Hand­än­de­rungs­steu­ern, im Um­fang, in dem kei­ne Ver­rech­nung mög­lich ist.

5 Das er­gän­zen­de Ka­pi­tal ent­spricht dem an­re­chen­ba­ren Be­trag der ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­den Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te nach Ar­ti­kel 37, die an das ri­si­ko­tra­gen­de Ka­pi­tal aber nicht an das Kern­ka­pi­tal an­ge­rech­net wer­den.

Art. 33 Erstellung der SST-Bilanz  

(Art. 9a und 9b VAG)

Die FIN­MA er­lässt Vor­schrif­ten über die Er­stel­lung der SST-Bi­lanz.

Art. 34 Anrechenbarkeit von risikoabsorbierenden Kapitalinstrumenten  

(Art. 9a und 9b VAG)

1 Die be­trags­mäs­si­ge Aus­wir­kung von ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­den Ka­pi­ta­l­in­stru­men­ten auf den SST ist ge­ge­ben durch:

a.
den markt­kon­for­men Wert zum Stich­tag für die An­rech­nung an das ri­si­ko­tra­gen­de Ka­pi­tal; und
b.
die Aus­wir­kung auf das Ziel­ka­pi­tal für die Be­rück­sich­ti­gung im Ziel­ka­pi­tal.

2 Ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­de Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te mit ei­ner ver­blei­ben­den Lauf­zeit, die 12 Mo­na­te ab Stich­tag nicht über­steigt, kön­nen nur dann an das ri­si­ko­tra­gen­de Ka­pi­tal an­ge­rech­net wer­den, wenn in der Er­mitt­lung des Ziel­ka­pi­tals an­ge­nom­men wird, dass die­se ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­den Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te bei Ab­lauf zum No­mi­nal­wert zu­rück­be­zahlt wer­den.

3 Ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­de Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te mit ei­ner Rück­zah­lungs­op­ti­on in den 12 Mo­na­ten ab Stich­tag kön­nen nur un­ter fol­gen­den Vor­aus­set­zun­gen an das ri­si­ko­tra­gen­de Ka­pi­tal an­ge­rech­net wer­den:

a.
Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men kenn­zeich­net im Be­richt über die Fi­nanz­la­ge al­le sol­che ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­den Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te und weist ih­ren markt­kon­for­men Wert zum Stich­tag aus.
b.
Vor Rück­zah­lung wird die Er­fül­lung der An­for­de­run­gen nach Ar­ti­kel 37 Ab­satz 1 Buch­sta­ben d und e durch einen von der FIN­MA ge­neh­mig­ten Nach­weis ge­zeigt; wird ein ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­des Ka­pi­ta­l­in­stru­ment nicht vor­gän­gig durch ein gleich- oder hö­her­wer­ti­ges In­stru­ment ab­ge­löst, so er­folgt der Nach­weis durch ei­ne SST-Er­mitt­lung.

4 Führt die Rück­zah­lung der ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­den Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te nach Ab­satz 3 in den 12 Mo­na­ten ab Stich­tag zu ei­ner Än­de­rung der Ri­si­ko­si­tua­ti­on wie in Ar­ti­kel 48 Ab­satz 3, so ver­öf­fent­licht das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men die Sol­va­bi­li­tät nach Rück­zah­lung spä­tes­tens 10 Ta­ge nach Rück­zah­lung im Be­richt über die Fi­nanz­la­ge.

5 Ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­de Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te in Tier 1 kön­nen ge­samt­haft an das Kern­ka­pi­tal bis zu ei­ner be­trags­mäs­si­gen Aus­wir­kung von höchs­tens 20 Pro­zent des Kern­ka­pi­tals an­ge­rech­net wer­den.

6 Ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­de Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te, die nicht an das Kern­ka­pi­tal an­ge­rech­net wer­den, kön­nen ge­samt­haft im ri­si­ko­tra­gen­den Ka­pi­tal und im Ziel­ka­pi­tal zu­sam­men bis zu ei­ner be­trags­mäs­si­gen Aus­wir­kung von höchs­tens 100 Pro­zent der SST-Net­toak­ti­ven an­ge­rech­net oder be­rück­sich­tigt wer­den.

7 Die FIN­MA kann auf An­trag des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens in be­grün­de­ten Fäl­len Aus­nah­men von die­sen Be­gren­zun­gen zu­las­sen. Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men muss ins­be­son­de­re dar­le­gen, wie die Ri­si­ken, die Si­cher­heit und die Ver­füg­bar­keit der Be­stand­tei­le des ri­si­ko­tra­gen­den Ka­pi­tals ab­ge­bil­det wer­den.

4. Kapitel: Zielkapital

Art. 35 Begriff und Berechnung  

(Art. 9a und 9b VAG)

1Wer­den kei­ne ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­den Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te an das ri­si­ko­tra­gen­de Ka­pi­tal an­ge­rech­net, so ent­spricht das Ziel­ka­pi­tal den SST-Net­toak­ti­ven, die zum Stich­tag min­des­tens vor­han­den sein müs­sen, da­mit der Ex­pec­ted Short­fall (Art. 36) der SST-Net­toak­ti­ven am En­de der 12 Mo­na­te ab Stich­tag nicht ne­ga­tiv ist.

2Das Ziel­ka­pi­tal ent­spricht dem Ne­ga­ti­ven des Ex­pec­ted Short­falls der Dif­fe­renz aus:

a.
dem auf den Stich­tag ri­si­ko­los dis­kon­tier­ten ri­si­ko­tra­gen­den Ka­pi­tal am En­de der 12 Mo­na­te ab Stich­tag; und
b.
dem ri­si­ko­tra­gen­den Ka­pi­tal zum Stich­tag.

3Im Ziel­ka­pi­tal sind Zins­zah­lun­gen und all­fäl­li­ge an­de­re Aus­zah­lun­gen aus ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­den Ka­pi­ta­l­in­stru­men­ten wäh­rend der 12 Mo­na­te ab Stich­tag an­ge­mes­sen zu be­rück­sich­ti­gen. Da­von aus­ge­nom­men sind Rück­zah­lun­gen von Ka­pi­tal­for­de­run­gen durch all­fäl­lig aus­ge­üb­te Rück­zah­lungs­op­tio­nen, wenn die ent­spre­chen­den ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­den Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te an das ri­si­ko­tra­gen­de Ka­pi­tal an­ge­rech­net wer­den.

Art. 36 Expected Shortfall  

(Art. 9a und 9b VAG)

Der Ex­pec­ted Short­fall be­rech­net sich nach den For­meln in An­hang 3.

5. Kapitel: Risikoabsorbierende Kapitalinstrumente

Art.37 Anrechnung, Berücksichtigung und Feststellung der Überschuldung  

(Art. 9b und 51a Abs. 4 VAG)

1 Ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­de Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te kön­nen un­ter fol­gen­den Vor­aus­set­zun­gen und nach Ge­neh­mi­gung durch die FIN­MA ent­we­der an das ri­si­ko­tra­gen­de Ka­pi­tal an­ge­rech­net oder im Ziel­ka­pi­tal be­rück­sich­tigt wer­den:

a.
Sie sind tat­säch­lich ein­be­zahlt und nicht mit Ver­mö­gens­wer­ten des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens si­cher­ge­stellt.
b.
Sie kön­nen nicht mit For­de­run­gen des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens ver­rech­net wer­den.
c.
Es ist im Ver­trag un­wi­der­ruf­lich fest­ge­legt:
1.
bei ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­den Ka­pi­ta­l­in­stru­men­ten in Tier 2: dass das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men bei ver­trag­lich de­fi­nier­ten Trig­ger-Er­eig­nis­sen min­des­tens aber so­wohl bei Un­ter­schrei­ten der Schwel­le von 100 Pro­zent des SST-Quo­ti­en­ten als auch bei In­sol­venz­ge­fahr, ver­pflich­tet ist, die Zah­lung der Ka­pi­tal­for­de­rung und fäl­li­ger Schuld­zin­sen auf­zu­schie­ben; zu­sätz­lich ist im Ver­trag si­cher­zu­stel­len, dass die Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 51a Ab­satz 4 VAG er­füllt sind;
2.
bei ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­den Ka­pi­ta­l­in­stru­men­ten in Tier 1 zu­sätz­lich zu Zif­fer 1: dass sie bei ver­trag­lich de­fi­nier­ten Trig­ger-Er­eig­nis­sen, min­des­tens aber so­wohl bei Un­ter­schrei­ten der Schwel­le von 80 Pro­zent des SST-Quo­ti­en­ten, im Zeit­punkt dro­hen­der Über­schul­dung, als auch bei Ent­zug der Be­wil­li­gung durch voll­stän­di­ge For­de­rungs­re­duk­ti­on weg­fal­len oder in sta­tu­ta­ri­sches Ei­gen­ka­pi­tal ge­wan­delt wer­den; für die Fest­stel­lung der dro­hen­den Über­schul­dung wer­den die ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­den Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te als Fremd­ka­pi­tal be­rück­sich­tigt;
3.
dass die FIN­MA den Ein­tritt ei­nes aus­lö­sen­den Er­eig­nis­ses nach Zif­fer 1 oder Zif­fer 2 mit ei­ner Mit­tei­lung an das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men end­gül­tig fest­stel­len kann;
4.
dass sich die Gläu­bi­ge­rin­nen und Gläu­bi­ger mit der Fest­stel­lung nach Zif­fer 3 so­wie mit all­fäl­li­gen von der FIN­MA an­ge­ord­ne­ten Mass­nah­men bei In­sol­venz­ge­fahr ein­ver­stan­den er­klä­ren.
d.
Sie sind auf Dau­er aus­ge­rich­tet und kön­nen nur mit Zu­stim­mung des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens und nur mit vor­he­ri­ger Ge­neh­mi­gung der FIN­MA vor­zei­tig zu­rück­be­zahlt wer­den. Die Ge­neh­mi­gung wird er­teilt, wenn das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men nach­weist, dass die Rück­zah­lung nicht zu ei­ner Ge­fähr­dung der Sol­venz führt.
e.
Der Ver­trag re­gelt, dass ei­ne Rück­zah­lung ei­nes be­fris­te­ten ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­den Ka­pi­ta­l­in­stru­ments nur dann er­laubt ist, wenn:
1.
die Rück­zah­lung nicht zum Un­ter­schrei­ten der Schwel­le von 100 Pro­zent des SST-Quo­ti­en­ten oder zu ei­ner In­sol­venz­ge­fahr führt; oder
2.
das In­stru­ment durch ein gleich- oder hö­her­wer­ti­ges In­stru­ment ab­ge­löst wird.

2 Der Ver­trag für ein ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­des Ka­pi­ta­l­in­stru­ment mit be­ding­tem For­de­rungs­ver­zicht ge­mä­ss Ab­satz 1 Buch­sta­be c in Tier 1 kann dem Ka­pi­tal­ge­ber einen zeit­lich auf­ge­scho­be­nen be­ding­ten An­spruch auf Be­tei­li­gung an ei­ner Bes­se­rung der fi­nan­zi­el­len La­ge des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens ein­räu­men. Da­durch darf die Stär­kung der Ka­pi­tal­ba­sis des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens im Zeit­punkt der For­de­rungs­re­duk­ti­on nicht sub­stan­ti­ell be­ein­träch­tigt wer­den.

3 Ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­de Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te in Tier 2 kön­nen einen mo­de­ra­ten An­reiz zur Rück­zah­lung des In­stru­ments bein­hal­ten, so­lan­ge die­ser An­reiz nicht vor Ab­lauf von zehn Jah­ren ab dem Aus­ga­be­da­tum wirkt.

4 Die ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­den Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te dür­fen in ih­rer ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­den Wir­kung durch kei­ner­lei Me­cha­nis­men mass­ge­blich be­ein­träch­tigt wer­den.

5 Für Ga­ran­ti­en, die das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men im Zu­sam­men­hang mit der Fi­nan­zie­rung der Ge­be­rin des ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­den Ka­pi­ta­l­in­stru­ments ab­gibt, gel­ten fol­gen­de An­for­de­run­gen:

a.
Die Ga­ran­ti­en er­fül­len sinn­ge­mä­ss die Vor­aus­set­zun­gen nach den Ab­sät­zen 1 und 2, müs­sen aber nicht tat­säch­lich ein­be­zahlt sein.
b.
Es ist an­ge­mes­sen ge­währ­leis­tet, dass sie bei der Fest­stel­lung der Über­schul­dung des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens nicht be­rück­sich­tigt wer­den.
c.
Das Ri­si­ko all­fäl­li­ger Dop­pel­zah­lun­gen, ins­be­son­de­re aus Ga­ran­tie­for­de­run­gen und den ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­den Ka­pi­ta­l­in­stru­men­ten, ist an­ge­mes­sen li­mi­tiert.

6 For­de­run­gen aus Ga­ran­ti­en, die mit von der FIN­MA ge­neh­mig­ten ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­den Ka­pi­ta­l­in­stru­men­ten im Zu­sam­men­hang ste­hen, wer­den bei der Fest­stel­lung der Über­schul­dung der ga­ran­tie­ren­den Kon­zer­no­ber­ge­sell­schaft oder ei­ner an­de­ren ga­ran­tie­ren­den Grup­pen­ge­sell­schaft nicht be­rück­sich­tigt, wenn:

a.
die ga­ran­tie­ren­de Kon­zer­no­ber­ge­sell­schaft oder die ga­ran­tie­ren­de Grup­pen­ge­sell­schaft in der Schweiz do­mi­zi­liert ist; und
b.
die Ga­ran­ti­en sinn­ge­mä­ss die in Ar­ti­kel 51a Ab­satz 4 Buch­sta­ben a–c VAG ge­nann­ten Vor­aus­set­zun­gen er­fül­len.

7 Ab­satz 6 gilt ins­be­son­de­re auch dann, wenn das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men selbst, ei­ne in der Schweiz do­mi­zi­lier­te Kon­zer­no­ber­ge­sell­schaft oder ei­ne an­de­re in der Schweiz do­mi­zi­lier­te Grup­pen­ge­sell­schaft als Ga­ran­tie­ge­be­rin zur Fi­nan­zie­rung der Ge­be­rin des ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­den Ka­pi­ta­l­in­stru­ments auf­tritt.

8 Die FIN­MA kann die Kri­te­ri­en für die An­rech­nung oder Be­rück­sich­ti­gung von ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­den Ka­pi­ta­l­in­stru­men­ten re­geln, na­ment­lich zur Be­ur­tei­lung der Qua­li­tät der In­stru­men­te, zu de­ren recht­li­cher Durch­setz­bar­keit, zur Fun­gi­bi­li­tät des Ka­pi­tals so­wie zum Aus­fall­ri­si­ko des Leis­tungs­er­brin­gers. Sie kann im Ein­zel­fall zu­sätz­li­che An­for­de­run­gen stel­len.

Art.38 Laufzeit  

(Art. 9b VAG)

1 Ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­de Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te nach Ar­ti­kel 37 in Tier 1 ha­ben kei­nen fes­ten Rück­zah­lungs­ter­min.

2 Ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­de Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te nach Ar­ti­kel 37 in Tier 2 ha­ben kei­nen fes­ten Rück­zah­lungs­ter­min oder ei­ne ur­sprüng­li­che Lauf­zeit von min­des­tens fünf Jah­ren.

6. Kapitel: SST-Quotient und Ermittlung des SST

Art. 39 SST-Quotient  

(Art. 9b VAG)

1 Der SST-Quo­ti­ent ist der Quo­ti­ent aus dem ri­si­ko­tra­gen­den Ka­pi­tal im Zäh­ler und dem Ziel­ka­pi­tal im Nen­ner.

2 Falls das Ziel­ka­pi­tal nicht po­si­tiv ist, kann kein SST-Quo­ti­ent aus­ge­wie­sen wer­den.

Art. 40 Ermittlung des SST  

(Art. 9a und 9b VAG)

1 Die Er­mitt­lung des SST deckt al­le Po­si­tio­nen der SST-Bi­lanz und die sich dar­aus er­ge­ben­den Ri­si­ken ab.

2 Bei der Er­mitt­lung des Ziel­ka­pi­tals müs­sen die Rück­ver­si­che­rung und die Re­tro­zes­si­on von Ri­si­ken im Rah­men des quan­ti­fi­zier­ten Ri­si­kotrans­fers voll­um­fäng­lich be­rück­sich­tigt wer­den. Da­bei ist das Aus­fall­ri­si­ko in der Mo­del­lie­rung zu be­rück­sich­ti­gen und Ab­satz 3 sinn­ge­mä­ss ein­zu­hal­ten.

3 Ka­pi­tal- und Ri­si­kotrans­fer­in­stru­men­te, die nicht un­ter die Be­stim­mun­gen von Ab­satz 2 und Ar­ti­kel 37 und 38 fal­len, ins­be­son­de­re emp­fan­ge­ne Ga­ran­ti­en, kön­nen nur un­ter fol­gen­den Vor­aus­set­zun­gen ziel­ka­pi­tal­min­dernd be­rück­sich­tigt wer­den:

a.
Sie sind recht­lich bin­dend und durch­setz­bar.
b.
Sie wer­den im Ein­klang mit den Be­wer­tungs- und Ri­si­ko­quan­ti­fi­zie­rungs­grund­sät­zen des SST mo­del­liert.
c.
All­fäl­li­ge Wech­sel­wir­kun­gen zwi­schen Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men und Ge­gen­par­tei­en, die sich ins­be­son­de­re aus Ka­pi­tal- und Ri­si­kotrans­fer­in­stru­men­ten so­wie aus Be­tei­li­gungs­ver­hält­nis­sen er­ge­ben, wer­den in der Mo­del­lie­rung be­rück­sich­tigt.
d.
Ver­trag­lich ver­ein­bar­te Wahl­rech­te des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens wer­den im SST un­ter der für den SST un­güns­tigs­ten Aus­übung mo­del­liert.
e.
Die Auf­he­bung der Ver­trä­ge oder Än­de­run­gen an den ent­spre­chen­den Ver­trä­gen nach dem Stich­tag wer­den der FIN­MA vor­gän­gig zur Ge­neh­mi­gung vor­ge­legt.
f.
All­fäl­li­ge Ein­schrän­kun­gen in der ri­si­ko- oder ka­pi­tal­min­dern­den Wir­kung las­sen sich quan­ti­fi­zie­ren und wer­den in der Mo­del­lie­rung an­ge­mes­sen ab­ge­bil­det.

4 In­stru­men­te nach Ab­satz 3 kön­nen ge­samt­haft bis zu ei­ner Höchst­gren­ze von 50 Pro­zent des Kern­ka­pi­tals zum Stich­tag be­rück­sich­tigt wer­den.

5 Für Ka­pi­tal- und Ri­si­kotrans­fer­in­stru­men­te, die un­ter die Be­stim­mun­gen der Ar­ti­kel 37 und 38 fal­len, gilt Ab­satz 3 sinn­ge­mä­ss. Da­von aus­ge­nom­men sind Wahl­rech­te nach Ab­satz 3 Buch­sta­be d, so­fern ih­re Aus­übung der Ge­neh­mi­gung durch die FIN­MA un­ter­liegt.

Art. 41 Annahmen bei der Ermittlung  

(Art. 9a und 9b VAG)

1 Die An­nah­men, die der Er­mitt­lung des SST zu­grun­de lie­gen, wer­den un­ter best­mög­li­cher Be­rück­sich­ti­gung der fol­gen­den Kri­te­ri­en ge­trof­fen:

a.
Sie sind rea­lis­tisch auf die je­weils be­trach­te­te Si­tua­ti­on be­zo­gen.
b.
Sie sind un­ter­ein­an­der mög­lichst kon­sis­tent.
c.
Sie ste­hen nicht im Wi­der­spruch zu re­le­van­ten Da­ten und In­for­ma­tio­nen.
d.
Die Un­si­cher­heit in den An­nah­men wird im SST in an­ge­mes­se­nem Um­fang be­rück­sich­tigt.

2 Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men müs­sen die An­nah­men und all­fäl­li­ge In­kon­sis­ten­zen un­ter­ein­an­der iden­ti­fi­zie­ren kön­nen.

Art. 42 Wesentlichkeit und Vereinfachungen  

(Art. 9a und 9b VAG)

1 Ver­ein­fa­chun­gen in der Er­mitt­lung des SST sind zu­läs­sig, so­fern ih­re Aus­wir­kung auf den SST nicht we­sent­lich ist.

2 Ei­ne Aus­wir­kung auf den SST ist we­sent­lich, wenn sie:

a.
ge­samt­haft über al­le Ver­ein­fa­chun­gen:
1.
zu ei­ner re­la­ti­ven Än­de­rung des SST-Quo­ti­en­ten um min­des­tens 10 Pro­zent, oder
2.
zu ei­ner Über- oder Un­ter­schrei­tung ei­ner In­ter­ven­ti­ons­schwel­le führt; oder
b.
die Ent­schei­dun­gen oder das Ur­teil von Adres­sa­ten des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens oder der FIN­MA be­ein­flus­sen könn­te.
Art. 43 Szenarien  

(Art. 9a und 9b VAG)

1 Die FIN­MA de­fi­niert hy­po­the­ti­sche Er­eig­nis­se oder Kom­bi­na­tio­nen von Er­eig­nis­sen (vor­ge­ge­be­ne Sze­na­ri­en), mit de­ren Ein­tritt in­nert der 12 Mo­na­te ab Stich­tag mit ei­ner be­stimm­ten Wahr­schein­lich­keit zu rech­nen ist und die sich in ei­nem be­stimm­ten Aus­mass un­güns­tig auf ge­wis­se Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men aus­wir­ken.

2 Bei be­son­de­ren Ri­si­ko­si­tua­tio­nen muss ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men die be­trof­fe­nen vor­ge­ge­be­nen Sze­na­ri­en an­pas­sen und dies be­grün­den.

3 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men muss ei­ge­ne Sze­na­ri­en de­fi­nie­ren, die sei­ner in­di­vi­du­el­len Ri­si­ko­si­tua­ti­on und de­ren Ab­de­ckung durch das ver­wen­de­te Mo­dell Rech­nung tra­gen. Rech­nung zu tra­gen ist na­ment­lich Ex­tre­mer­eig­nis­sen, ins­be­son­de­re über meh­re­re Ri­si­ko­ka­te­go­ri­en hin­weg, und Ri­si­ko­kon­zen­tra­tio­nen.

4 Ei­ne Ri­si­ko­kon­zen­tra­ti­on liegt vor, wenn ein ein­zel­nes mög­li­ches Er­eig­nis oder meh­re­re ge­mein­sam auf­tre­ten­de Er­eig­nis­se, ge­ge­be­nen­falls über Fol­ge­ef­fek­te, zu ei­ner er­heb­li­chen Än­de­rung des SST-Quo­ti­en­ten füh­ren kön­nen.

5 Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men müs­sen die Aus­wir­kun­gen der vor­ge­ge­be­nen und ei­ge­nen Sze­na­ri­en auf das ri­si­ko­tra­gen­de Ka­pi­tal am En­de der 12 Mo­na­te ab Stich­tag er­mit­teln und die Er­geb­nis­se an­ge­mes­sen im Ri­si­ko­ma­na­ge­ment be­rück­sich­ti­gen.

6 Bil­det das ver­wen­de­te Mo­dell Sze­na­ri­en nicht ge­nü­gend ab, so müs­sen die­se Sze­na­ri­en im Ziel­ka­pi­tal be­rück­sich­tigt wer­den.

7 Die FIN­MA legt fest, wie Sze­na­ri­en ge­ge­be­nen­falls im Ziel­ka­pi­tal be­rück­sich­tigt wer­den müs­sen, na­ment­lich durch Ag­gre­ga­ti­on, An­pas­sung des Mo­dells oder Auf­schlä­ge auf dem Ziel­ka­pi­tal.

7. Kapitel: Modelle

Art. 44 Grundsatz  

(Art. 9b VAG)

1 Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men müs­sen ih­re Sol­va­bi­li­tät nach ei­nem Stan­dard­mo­dell der FIN­MA be­stim­men.

2 Ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men kann sei­ne Sol­va­bi­li­tät teil­wei­se oder ganz nach ei­nem ei­ge­nen Mo­dell (in­ter­nes Mo­dell) be­stim­men, wenn die­ses von der FIN­MA ge­neh­migt ist.

Art. 45 Standardmodelle  

(Art. 9b VAG)

1 Die FIN­MA er­ar­bei­tet oder be­zeich­net Stan­dard­mo­del­le, die die Ri­si­ko­pro­fi­le der meis­ten Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ge­nü­gend ab­bil­den.

2 Sie ent­schei­det, wel­ches Stan­dard­mo­dell ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ver­wen­den muss.

3 Wenn das ver­wen­de­te Stan­dard­mo­dell die spe­zi­fi­sche Ri­si­ko­si­tua­ti­on ei­nes Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens nicht ge­nü­gend ab­bil­det, kann die FIN­MA ver­lan­gen, dass:

a.
das Stan­dard­mo­dell an­ge­passt wird;
b.
Sze­na­ri­en im Ziel­ka­pi­tal be­rück­sich­tigt wer­den; oder
c.
ein an­de­res Stan­dard­mo­dell oder ein in­ter­nes Mo­dell ver­wen­det wird.

4 Für di­rekt oder in­di­rekt grund­pfand­ge­si­cher­te An­la­gen ba­siert das Stan­dard­mo­dell für Kre­di­tri­si­ken im SST auf den Vor­ga­ben für den in­ter­na­tio­na­len Stan­dardan­satz nach SA-BIZ der Ei­gen­mit­tel­ver­ord­nung vom 1. Ju­ni 201242. Die FIN­MA kann bei der Um­set­zung ver­si­che­rungs­spe­zi­fi­schen Ge­sichts­punk­ten Rech­nung tra­gen.

5 Die FIN­MA kann für die An­wen­dun­gen von Stan­dard­mo­del­len Open-Sour­ce-Soft­wa­re ver­wen­den.

Art. 46 Internes Modell oder Anpassung eines Standardmodells  

(Art. 9b VAG)

1 Die FIN­MA ge­neh­migt die Ver­wen­dung ei­nes in­ter­nen Mo­dells oder ei­ner von der FIN­MA als ge­neh­mi­gungs­pflich­tig be­zeich­ne­ten An­pas­sung ei­nes Stan­dard­mo­dells, wenn:

a.
Stan­dard­mo­del­le die spe­zi­fi­sche Ri­si­ko­si­tua­ti­on nicht ge­nü­gend ab­bil­den wür­den; und
b.
be­stimm­te quan­ti­ta­ti­ve, qua­li­ta­ti­ve und or­ga­ni­sa­to­ri­sche An­for­de­run­gen er­füllt sind.

2 Die FIN­MA re­gelt die quan­ti­ta­ti­ven, qua­li­ta­ti­ven und or­ga­ni­sa­to­ri­schen An­for­de­run­gen.

Art. 47 Wahl, Wechsel und Änderung des Modells  

(Art. 9b VAG)

1 Wahl, Wech­sel und we­sent­li­che Än­de­run­gen des Mo­dells set­zen ei­ne Ge­neh­mi­gung der FIN­MA vor­aus. Die FIN­MA kann bis zur Ge­neh­mi­gung die Ver­wen­dung ei­nes an­ge­pass­ten in­ter­nen Mo­dells oder ei­nes Stan­dard­mo­dells mit oder oh­ne An­pas­sun­gen an­ord­nen.

2 Die FIN­MA ge­währt im Ein­zel­fall an­ge­mes­se­ne Über­gangs­mo­da­li­tä­ten und -fris­ten für den Wech­sel von ei­nem in­ter­nen Mo­dell zu ei­nem Stan­dard­mo­dell.

3 Das ver­wen­de­te Mo­dell muss durch das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men re­gel­mäs­sig über­prüft und ge­ge­be­nen­falls an­ge­passt wer­den.

8. Kapitel: Häufigkeit der Ermittlung und Berichterstattung betreffend den SST

Art. 48 Häufigkeit der Ermittlung  

(Art. 9b VAG)

1 Das ri­si­ko­tra­gen­de Ka­pi­tal und das Ziel­ka­pi­tal müs­sen jähr­lich er­mit­telt wer­den.

2 So­fern die Ri­si­ko­si­tua­ti­on ei­nes Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens dies er­for­dert, kann die FIN­MA die Fre­quenz der Er­mitt­lung er­hö­hen. Sie kann in die­sem Fall auch ei­ne nä­he­rungs­wei­se Er­mitt­lung des ri­si­ko­tra­gen­den Ka­pi­tals oder des Ziel­ka­pi­tals ver­lan­gen.

3 Än­de­run­gen der Ri­si­ko­si­tua­ti­on, die zu ei­ner er­heb­li­chen Re­duk­ti­on des SST-Quo­ti­en­ten ein­sch­liess­lich dem Un­ter­schrei­ten ei­ner In­ter­ven­ti­ons­schwel­le (Art. 51) füh­ren, müs­sen der FIN­MA zu­sam­men mit ei­ner nä­he­rungs­wei­sen Er­mitt­lung des ri­si­ko­tra­gen­den Ka­pi­tals und des Ziel­ka­pi­tals un­ver­züg­lich ge­mel­det wer­den.

4 Bei Trans­ak­tio­nen, die ei­ne Ge­neh­mi­gung durch die FIN­MA vor­aus­set­zen, muss das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men im Rah­men des Ge­neh­mi­gungs­pro­zes­ses der FIN­MA die nä­he­rungs­wei­sen Aus­wir­kun­gen der Trans­ak­tio­nen auf das ri­si­ko­tra­gen­de Ka­pi­tal und das Ziel­ka­pi­tal mel­den.

Art. 49 Datenerhebung  

(Art. 9b VAG)

1 Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men müs­sen die re­le­van­ten Da­ten so er­he­ben und er­fas­sen, dass der markt­kon­for­me Wert der Ver­si­che­rungs­ver­pflich­tun­gen, das ri­si­ko­tra­gen­de Ka­pi­tal und das Ziel­ka­pi­tal er­mit­telt wer­den kön­nen.

2 Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men müs­sen do­ku­men­tier­te und ge­prüf­te Ver­fah­ren ver­wen­den, um die Qua­li­tät der für den SST ver­wen­de­ten Da­ten, ins­be­son­de­re de­ren Voll­stän­dig­keit, Kor­rekt­heit und Ak­tua­li­tät, zu ge­währ­leis­ten.

Art. 50 SST-Berichterstattung  

(Art. 9b VAG)

1 Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men müs­sen der FIN­MA jähr­lich Da­ten und In­for­ma­tio­nen über die Er­mitt­lung des ri­si­ko­tra­gen­den Ka­pi­tals und des Ziel­ka­pi­tals ein­rei­chen (SST-Be­richt­er­stat­tung). Wenn es die Ri­si­ko­si­tua­ti­on er­for­dert, kann die FIN­MA ei­ne häu­fi­ge­re Ein­rei­chung von In­for­ma­tio­nen ver­lan­gen.

2 Die SST-Be­richt­er­stat­tung muss al­le re­le­van­ten In­for­ma­tio­nen ent­hal­ten, die zum Ver­ständ­nis der Er­mitt­lung des ri­si­ko­tra­gen­den Ka­pi­tals und des Ziel­ka­pi­tals so­wie der Ri­si­ko­si­tua­ti­on des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens not­wen­dig sind. Sie muss ins­be­son­de­re ei­ne Ein­schät­zung der An­ge­mes­sen­heit der SST-Er­mitt­lung be­zo­gen auf die Ri­si­ko­si­tua­ti­on und das Ver­ständ­nis der Än­de­run­gen seit der letz­ten SST-Be­richt­er­stat­tung er­lau­ben.

3 Die FIN­MA legt den Ter­min für die Ein­rei­chung un­ter An­set­zung ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist fest.

4 Die SST-Be­richt­er­stat­tung muss von der Ge­schäfts­lei­tung un­ter­zeich­net und der FIN­MA in vor­ge­ge­be­ner Form ein­ge­reicht wer­den.

5 Die FIN­MA kann Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen über den In­halt der SST-Be­richt­er­stat­tung er­las­sen.

Art. 50a Stresstests 43  

(Art. 9b VAG)

1Die FIN­MA kann zu­sätz­lich zur SST-Be­richt­er­stat­tung na­ment­lich für Markt­ver­glei­che SST-Be­rech­nun­gen so­wie stan­dar­di­sier­te Stress­tests ver­lan­gen.

2Die Er­geb­nis­ses der Stress­tests ein­zel­ner Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men und Ver­si­che­rungs­grup­pen wer­den nicht ver­öf­fent­licht, aus­ser die FIN­MA ord­net dies auf­grund Ar­ti­kel 22 FIN­MAG44 an.

43 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

44 SR 956.1

Art. 50b–50f45  

Auf­ge­ho­ben

45 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

9. Kapitel: Massnahmen und Interventionen

Art. 51 Interventionsschwellen  

(Art. 9b VAG)

1 Die FIN­MA er­greift Schutz­mass­nah­men nach Ar­ti­kel 51 VAG, wenn der SST-Quo­ti­ent ei­nes Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens ge­wis­se Schwel­len­wer­te (In­ter­ven­ti­ons­schwel­len) un­ter­schrei­tet.

2 In­halt und Aus­mass der Schutz­mass­nah­men rich­ten sich nach den fol­gen­den Be­rei­chen:

a.
grü­ner Be­reich: SST-Quo­ti­ent über­steigt die Schwel­le von 100 Pro­zent;
b.
gel­ber Be­reich: SST-Quo­ti­ent liegt zwi­schen den Schwel­len 100 Pro­zent und 33 Pro­zent;
c.
ro­ter Be­reich: SST-Quo­ti­ent liegt un­ter der Schwel­le von 33 Pro­zent.
Art. 52 Allgemeine Massnahmen  

(Art. 9b VAG)

1 Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men müs­sen für die Sol­va­bi­li­tät re­le­van­te Hand­lun­gen vor Um­set­zung von der FIN­MA ge­neh­mi­gen las­sen, wenn sie sich un­mit­tel­bar nach de­ren Um­set­zung nicht im grü­nen Be­reich be­fän­den. Dar­un­ter fal­len un­ter an­de­rem Mit­tel­ab­flüs­se wie Di­vi­den­den­zah­lun­gen und Ka­pi­tal­rück­zah­lun­gen, Ab­lö­sung pas­si­ver Rück­ver­si­che­rungs­de­ckun­gen, frei­wil­li­ge Ab­lö­sung ei­ge­ner An­lei­hen, grup­pen­in­ter­ne Vor­gän­ge ein­sch­liess­lich Trans­ak­tio­nen und die Zu­tei­lung von Über­schüs­sen an Ver­si­cher­te.

2 Be­fin­det sich ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men im gel­ben Be­reich, so kann die FIN­MA un­ter an­ge­mes­se­ner Wür­di­gung des Ein­zel­falls al­le Schutz­mass­nah­men nach Ar­ti­kel 51 VAG an­wen­den, die ihr zur Wah­rung der In­ter­es­sen der Ver­si­cher­ten des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens er­for­der­lich er­schei­nen, ins­be­son­de­re auch die Ein­stel­lung des Neu­ge­schäfts und die ge­ord­ne­te Ab­wick­lung des be­ste­hen­den Ver­si­che­rungs­be­stands.

3Fällt ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men in den ro­ten Be­reich und kann es der FIN­MA kei­ne So­fort­mass­nah­men vor­le­gen, die für die FIN­MA un­mit­tel­bar er­kenn­bar in­ner­halb kur­z­er Zeit zu ei­nem Ver­las­sen des ro­ten Be­reichs füh­ren, so darf es kei­ne neu­en Ver­si­che­rungs­ver­trä­ge mehr ab­sch­lies­sen und wird ab­ge­wi­ckelt. Die FIN­MA er­greift die er­for­der­li­chen Mass­nah­men nach Ar­ti­kel 51 VAG.

4 Die FIN­MA kann Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men im ro­ten Be­reich die Be­wil­li­gung ge­mä­ss Ar­ti­kel 37 FIN­MAG46 ent­zie­hen.

5 Die FIN­MA kann in be­grün­de­ten Fäl­len Aus­nah­men von den Re­ge­lun­gen nach Ab­satz 3 ge­neh­mi­gen. Mass­ge­bend da­für sind ins­be­son­de­re das ef­fek­ti­ve Schutz­ni­veau der Ver­si­cher­ten und die Ver­füg­bar­keit und Ef­fek­ti­vi­tät von Mass­nah­men.

Art. 53 Massnahmenplan  

(Art. 9b VAG)

1 Ge­rät ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men in den gel­ben Be­reich, so muss es der FIN­MA in­ner­halb von zwei Mo­na­ten einen auf rea­lis­ti­schen An­nah­men be­ru­hen­den Mass­nah­men­plan zur Ge­neh­mi­gung vor­le­gen. Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men muss da­bei einen all­fäl­li­gen Sta­bi­li­sie­rungs­plan nach Ar­ti­kel 22a VAG wür­di­gen.

2 Der Mass­nah­men­plan muss fol­gen­de An­for­de­run­gen er­fül­len:

a.
Er muss so ge­stal­tet sein, dass in­nert 24 Mo­na­ten ab dem Zeit­punkt sei­ner Ge­neh­mi­gung aus­ge­hend vom gel­ben Be­reich mit ho­her Wahr­schein­lich­keit der grü­ne Be­reich er­reicht wird; die FIN­MA kann die­se Frist ver­län­gern.
b.
Er de­fi­niert zur Nach­ver­fol­gung der Er­fül­lung der An­for­de­run­gen nach Buch­sta­be a über die Lauf­zeit ge­eig­ne­te Ziel­grös­sen ein­sch­liess­lich des SST-Quo­ti­en­ten, die zu fest­ge­leg­ten Zeit­punk­ten wäh­rend der Lauf­zeit des Mass­nah­men­plans zu er­rei­chen sind.
c.
Er zeigt die Er­fül­lung der An­for­de­run­gen nach Buch­sta­be a durch ei­ne Ab­schät­zung der Ent­wick­lung der Ziel­grös­sen un­ter ver­schie­de­nen Sze­na­ri­en über die Lauf­zeit des Mass­nah­men­plans.

3 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men legt der FIN­MA wäh­rend der Lauf­zeit des Mass­nah­men­plans einen ak­tua­li­sier­ten Mass­nah­men­plan zur Ge­neh­mi­gung vor, wenn dies zur Er­rei­chung der Ziel­grös­sen nö­tig ist.

4 Die FIN­MA kann Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen zum Mass­nah­men­plan er­las­sen und im Ein­zel­fall Ele­men­te des Mass­nah­men­plans fest­le­gen.

5 Er­stellt das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men kei­nen von der FIN­MA ge­neh­mig­ten Mass­nah­men­plan oder er­wei­sen sich die im Mass­nah­men­plan de­fi­nier­ten Ziel­grös­sen als nicht er­reich­bar, so er­greift die FIN­MA Mass­nah­men nach Ar­ti­kel 51 VAG.

10. Kapitel: Weitere Bestimmungen

Art. 53a Vereinfachungen 47  

(Art. 9b VAG)

Die FIN­MA kann für Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men Ver­ein­fa­chun­gen bei der Durch­füh­rung des SST ver­fü­gen, wenn:

a.
be­son­de­re Um­stän­de, ins­be­son­de­re der klei­ne Ge­schäfts­um­fang, die ge­ring­fü­gi­ge Kom­ple­xi­tät oder die un­pro­ble­ma­ti­sche Ri­si­ko­si­tua­ti­on dies recht­fer­ti­gen; und
b.
die Er­fül­lung des Schutz­ni­ve­aus da­durch nicht be­ein­träch­tigt wird.

47 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 53b Aufschläge und Abschläge  

(Art. 9b VAG)

Bei un­zu­rei­chen­der Mo­del­lie­rung oder zur Ab­de­ckung wei­te­rer, nicht be­rück­sich­tig­ter Ri­si­ken, ins­be­son­de­re ope­ra­tio­nel­ler Ri­si­ken und Kon­zen­tra­ti­ons­ri­si­ken, kann die FIN­MA Fol­gen­des ver­fü­gen:

a.
der Ri­si­ko­si­tua­ti­on an­ge­mes­se­ne Ka­pi­tal­auf­schlä­ge auf dem Ziel­ka­pi­tal;
b.
Ka­pi­tal­ab­schlä­ge auf dem ri­si­ko­tra­gen­den Ka­pi­tal; oder
c.
die Ag­gre­ga­ti­on von Sze­na­ri­en.

4. Titel: Versicherungstechnische Rückstellungen und gebundenes Vermögen

1. Kapitel: Versicherungstechnische Rückstellungen

1. Abschnitt: Grundsätze48

48 Fassung gemäss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Juli 2015 (AS 2015 1147).

Art. 54  

1 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ver­fügt über aus­rei­chen­de ver­si­che­rungs­tech­ni­sche Rück­stel­lun­gen.

2 Es löst nicht mehr be­nö­tig­te ver­si­che­rungs­tech­ni­sche Rück­stel­lun­gen auf.

3 Es nennt im Ge­schäfts­plan die Be­din­gun­gen der Bil­dung und der Auf­lö­sung der ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen. Es do­ku­men­tiert die ver­wen­de­ten Rück­stel­lungs­me­tho­den und die Be­wer­tung der ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Ver­bind­lich­kei­ten.

4 Die FIN­MA re­gelt die Ein­zel­hei­ten be­züg­lich Art und Um­fang der ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen.

2. Abschnitt: Lebensversicherung

Art. 55 Arten versicherungstechnischer Rückstellungen 49  

Ver­si­che­rungs­tech­ni­sche Rück­stel­lun­gen sind:

a.
Rück­stel­lun­gen, die nach den Ta­rif­grund­la­gen der lau­fen­den Ver­si­che­rungs­ver­trä­ge oder nach vor­sich­ti­ge­ren Grund­la­gen be­rech­net wer­den;
b.
Rück­stel­lun­gen, die zur Bil­dung aus­rei­chen­der Rück­stel­lun­gen er­for­der­lich sind;
c.
Rück­stel­lun­gen, die nach ak­tua­ri­el­len und im Ge­schäfts­plan fest­ge­hal­te­nen Me­tho­den ge­bil­det wer­den, um die Er­füll­bar­keit der Ver­pflich­tun­gen aus den Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen wei­ter zu er­hö­hen.

49 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 56 Sollbetrag des gebundenen Vermögens 50  

1 Der Soll­be­trag des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens setzt sich zu­sam­men aus:

a.
den ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen nach Ar­ti­kel 55 Buch­sta­ben a und b;
b
den Ver­bind­lich­kei­ten aus Ver­si­che­rungs­tä­tig­keit ge­gen­über Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mern;
c.
dem Zu­schlag nach Ar­ti­kel 18 VAG.

2 Von den ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen ge­mä­ss Ab­satz 1 Buch­sta­be a kön­nen in Ab­zug ge­bracht wer­den:

a.
Po­li­cen­dar­le­hen;
b.
vor­aus­be­zahl­te Ver­si­che­rungs­leis­tun­gen;
c.
aus­ste­hen­de Prä­mi­en, so­weit die­se mit Ver­si­che­rungs­leis­tun­gen ver­rech­net wer­den kön­nen.

50 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 57 Sollbetrag für die Kranken- und Unfallversicherung  

1 Be­treibt ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ne­ben der Le­bens­ver­si­che­rung auch die Kran­ken- und Un­fall­ver­si­che­rung, so be­rech­net sich die Hö­he des Soll­be­tra­ges für die­se bei­den Zwei­ge nach den Re­geln des Soll­be­tra­ges für die Kran­ken- und Un­fall­ver­si­che­rung.

251

51 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 58 Grundsatz der Einzelberechnung 52  

1 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men be­rech­net die ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen ge­mä­ss Ar­ti­kel 55 Buch­sta­be a für je­den ein­zel­nen Ver­trag.

2 Nicht in­di­vi­dua­li­siert, son­dern un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Ver­trä­ge zu be­rech­nen sind die ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen ge­mä­ss Ar­ti­kel 55 Buch­sta­ben b und c.

52 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 59 Bruttoprinzip  

Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men bil­det al­le ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen oh­ne Be­rück­sich­ti­gung ei­ner all­fäl­li­gen Rück­ver­si­che­rung. Die FIN­MA kann in be­grün­de­ten Fäl­len Aus­nah­men zu­las­sen.

Art. 60 und 6153  

53 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, mit­Wir­kung seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 62 Verstärkung versicherungstechnischer Rückstellungen 54  

(Art. 16 VAG)55

1 Die FIN­MA kann dem Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men die Be­wil­li­gung zur plan­mäs­si­gen Ver­stär­kung der ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen für einen Teil des Ver­si­che­rungs­be­stands (Teil­be­stand) über einen Zeit­raum von höchs­tens fünf Jah­ren er­tei­len, so­fern die für die­sen Teil­be­stand ge­bil­de­ten ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen ei­ne nicht un­we­sent­li­che Si­cher­heits­mar­ge ent­hal­ten.56

2 Die Ver­stär­kun­gen der ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen sind in­di­vi­du­ell pro ver­si­cher­te Per­son zu füh­ren, so­fern sie die­ser bei ih­rem Aus­schei­den aus dem Kol­lek­tiv mit­ge­ge­ben wer­den müs­sen.

3 Die FIN­MA kann in be­grün­de­ten Fäl­len zu­sätz­li­che Ver­stär­kun­gen der ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen an­ord­nen.

54 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

55 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

56 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

Art. 63 Deckung der Abfindungswerte 57  

Die ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen ab­züg­lich der Be­trä­ge all­fäl­li­ger ak­ti­vier­ter Ab­schluss­kos­ten müs­sen die Ab­fin­dungs­wer­te je­der­zeit de­cken.

57 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 6458  

58 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 65 Zillmerung versicherungstechnischer Rückstellungen und Aktivierung nicht getilgter Abschlusskosten 59  

1 Die Zill­me­rung der ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen ist nicht zu­läs­sig. Da­von aus­ge­nom­men sind die ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen der Nie­der­las­sun­gen schwei­ze­ri­scher Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men in Staa­ten, in de­nen die Zill­me­rung auf­sichts­recht­lich zu­ge­las­sen ist.

2 Die Ak­ti­vie­rung noch nicht ge­tilg­ter Ab­schluss­kos­ten ist grund­sätz­lich zu­läs­sig. Die FIN­MA er­lässt Richt­li­ni­en be­tref­fend den Um­fang und die Mo­da­li­tä­ten der Ak­ti­vie­rung. Sie kann in be­grün­de­ten Fäl­len die Ak­ti­vie­rung ver­bie­ten.

59 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 666760  

60 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2015 (AS 20151147).

3. Abschnitt: Schadenversicherung

Art. 68 Sollbetrag des gebundenen Vermögens 61  

1 Der Soll­be­trag des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens setzt sich zu­sam­men aus:

a.
den ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen nach Ar­ti­kel 69;
b.
den Ver­bind­lich­kei­ten aus der Ver­si­che­rungs­tä­tig­keit ge­gen­über Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mern;
c.
dem Zu­schlag nach Ar­ti­kel 18 VAG.

2 Die ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen wer­den oh­ne Be­rück­sich­ti­gung der Rück­ver­si­che­rung ge­bil­det. Die FIN­MA kann auf An­trag die rück­ver­si­cher­ten An­tei­le der ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen ganz oder teil­wei­se zur Be­stel­lung des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens zu­las­sen.

3 Aus­ste­hen­de Prä­mi­en kön­nen von den ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen in Ab­zug ge­bracht wer­den, so­weit kei­ne Ver­si­che­rungs­de­ckung be­steht oder so­weit die aus­ste­hen­den Prä­mi­en mit Ver­si­che­rungs­leis­tun­gen ver­rech­net wer­den kön­nen.

61 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 69 Arten versicherungstechnischer Rückstellungen 62  

1 Ver­si­che­rungs­tech­ni­sche Rück­stel­lun­gen sind:

a.
die Prä­mi­en­über­trä­ge;
b.
die Scha­den­rück­stel­lun­gen;
c.
die Si­cher­heits- und Schwan­kungs­rück­stel­lun­gen;
d.
die Al­te­rungs­rück­stel­lun­gen;
e.
die Rück­stel­lun­gen für ver­trag­li­che Über­schuss­be­tei­li­gun­gen;
f.
die ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen für Ren­ten;
g.
al­le üb­ri­gen Rück­stel­lun­gen, die zur Bil­dung aus­rei­chen­der Rück­stel­lun­gen er­for­der­lich sind.

2 Schwan­kungs­rück­stel­lun­gen in der Kre­dit­ver­si­che­rung wer­den nach der Me­tho­de Nr. 2 des An­hangs Nr. 5 zum Ab­kom­men vom 10. Ok­to­ber 1989 zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft und der EWG be­tref­fend die Di­rekt­ver­si­che­rung mit Aus­nah­me der Le­bens­ver­si­che­rung ge­bil­det.

3 Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, wel­che die Kre­dit­ver­si­che­rung be­trei­ben, sind von der Bil­dung von Schwan­kungs­rück­stel­lun­gen be­freit, so­fern ih­re zum Soll ge­stell­ten Prä­mi­enein­nah­men in die­sem Ver­si­che­rungs­zweig we­ni­ger als 4 Pro­zent der Ge­samt­sum­me der zum Soll ge­stell­ten Prä­mi­enein­nah­men aus­ma­chen und we­ni­ger als 4 Mil­lio­nen Fran­ken be­tra­gen.

62 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

2. Kapitel: Grundsätze der Vermögensanlage63

63 Eingefügt durch Ziff. I der V vom 2. Juni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

(Art. 16 VAG)

Art. 69a

1 Versicherungsunternehmen müssen ihre Vermögenswerte nach dem Grundsatz der unternehmerischen Vorsicht anlegen und dabei folgende Anforderungen einhalten:

a.
Sie dürfen ausschliesslich in Vermögenswerte und Instrumente investieren, deren Risiken sie hinreichend beurteilen, bewerten, überwachen, steuern und in ihre Berichterstattung einbeziehen können.
b.
Sie müssen ihre Vermögenswerte so anlegen, dass Sicherheit, Qualität, Liquidität und Rentabilität des Portfolios als Ganzes sichergestellt werden. Die Belegenheit der Vermögenswerte muss die Verfügbarkeit gewährleisten.
c.
Sie müssen Vermögenswerte, die zur Bedeckung der versicherungstechnischen Rückstellungen gehalten werden, folgendermassen anlegen:
1.
in einer der Art und Laufzeit der Versicherungsverpflichtungen des Unternehmens angemessenen Weise;
2.
im besten Interesse der Versicherungsnehmer und Anspruchsberechtigten; und
3.
unter Berücksichtigung der strategischen Ziele.
d.
Sie müssen im Fall eines Interessenkonflikts sicherstellen, dass die Anlage im Interesse der Versicherungsnehmerinnen und -nehmer sowie der Anspruchsberechtigten erfolgt.
e.
Sie müssen Anlagen und Vermögenswerte, die nicht zum Handel an einem geregelten Finanzmarkt zugelassen sind, sind auf einem vorsichtigen Niveau halten.
f.
Sie müssen Anlagen in angemessener Weise so mischen und streuen, dass eine übermässige Abhängigkeit von einer Anlageklasse, einem Vermögenswert, einem Emittenten, einer Unternehmensgruppe, einem Markt, einer geographischen Region sowie eine übermässige Risikokonzentration im Portfolio insgesamt vermieden wird.
g.
Die Verwendung derivativer Finanzinstrumente ist nur zulässig, sofern diese zur Verringerung von Risiken oder zur effizienten Bewirtschaftung der Kapitalanlagen dienen; unzulässig sind Geschäfte, bei denen entsprechende Wertpapierbestände nicht vorhanden sind (Leerverkäufe).

2 Werden Anlagen für Lebensversicherungsverträge getätigt, bei denen das Anlagerisiko von der Versicherungsnehmerin oder dem Versicherungsnehmer getragen wird, so gelten Absatz 1 Buchstaben a–d sowie die folgenden Bestimmungen:

a.
Soweit Leistungen aus einem Vertrag direkt an den Wert von Anteilen an kollektiven Kapitalanlagen oder an im internen Anlagebestand gehaltenen Vermögenswerten gebunden sind, müssen die entsprechenden versicherungstechnischen Rückstellungen so genau wie möglich durch die betreffenden Anteile oder, sofern für den Anlagebestand keine Anteile gebildet wurden, durch die betreffenden Vermögenswerte gedeckt werden.
b.
Soweit Leistungen aus einem Vertrag direkt an einen Index oder an einen anderen als die in Buchstabe a genannten Bezugswerte gebunden sind, müssen die entsprechenden versicherungstechnischen Rückstellungen so genau wie möglich durch die Vermögenswerte abbildet werden, auf denen der Index oder der Bezugswert beruht. Wenn keine Anteile gebildet werden, sind die Rückstellungen durch Vermögenswerte mit angemessener Sicherheit und Realisierbarkeit abzubilden, die so genau wie möglich denjenigen Werten entsprechen, auf denen der jeweilige Referenzwert beruht.
c.
Soweit in einem Vertrag neben den in den Buchstaben a und b genannten Leistungen eine Garantie in Bezug auf das Anlageergebnis oder eine sonstige garantierte Leistung vorgesehen ist, müssen auf die zur Deckung der entsprechenden zusätzlichen versicherungstechnischen Rückstellungen gehaltenen Vermögenswerte Absatz 1 Buchstaben e–g angewendet werden. Bei einer Garantie in Bezug auf das Anlageergebnis müssen die zur Deckung der zugehörigen Rückstellung gehaltenen Vermögenswerte die Wertschwankungen der Garantie möglichst gut replizieren.

3 Das Versicherungsunternehmen muss seine Anlagestrategie und die Einhaltung der Anlagegrundsätze nachvollziehbar dokumentieren und überwachen.

2a. Kapitel: Gebundenes Vermögen 64

64 Fassung gemäss Ziff. I der V vom 2. Juni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

Art. 70 Mindestbetrag  

Das ge­bun­de­ne Ver­mö­gen be­trägt bei sei­ner Be­stel­lung min­des­tens:

a.
750 000 Fran­ken für Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, wel­che die Le­bens- ver­si­che­rung be­trei­ben;
b.
100 000 Fran­ken für Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, wel­che die Scha­den- ver­si­che­rung be­trei­ben.
Art. 71 Ermittlung des Sollbetrags des gebundenen Vermögens 65  

1 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men be­rech­net den Soll­be­trag für je­des ge­bun­de­ne Ver­mö­gen ge­son­dert auf­grund der je­weils ak­tu­el­len ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen.

2 Die FIN­MA kann in be­grün­de­ten Fäl­len un­ter­jäh­rig fun­dier­te Schät­zun­gen der ak­tu­el­len ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen zu­las­sen.

65 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 72 Berichterstattung  

1 In­nert drei Mo­na­ten nach Ab­schluss des Rech­nungs­jah­res teilt das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men der Prüf­ge­sell­schaft den per En­de des Rech­nungs­jah­res be­rech­ne­ten Soll­be­trag für je­des ge­bun­de­ne Ver­mö­gen zu­sam­men mit dem Ver­zeich­nis der De­ckungs­wer­te mit. In­nert vier Mo­na­ten nach Ab­schluss des Rech­nungs­jah­res er­stat­tet das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men der FIN­MA Be­richt.66

2 Die Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men mit Sitz in der Schweiz müs­sen zu­dem Be­richt er­stat­ten über je­den aus­län­di­schen Ver­si­che­rungs­be­stand, für den sie im Aus­land Si­cher­heit leis­ten müs­sen.

66 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 73 Ausländischer Versicherungsbestand  

Als aus­län­di­scher Ver­si­che­rungs­be­stand nach Ar­ti­kel 17 Ab­satz 2 VAG gilt die Ge­samt­heit der Ver­si­che­rungs­ver­trä­ge mit im Aus­land do­mi­zi­lier­ten Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und Ver­si­che­rungs­neh­mern.

Art. 74 Deckung  

1 Der Soll­be­trag muss je­der­zeit durch Ak­ti­ven (Art. 79) ge­deckt sein.

2 Stellt das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ei­ne Un­ter­de­ckung fest, so hat es das ge­bun­de­ne Ver­mö­gen un­ver­züg­lich zu er­gän­zen. Die FIN­MA kann in be­son­de­ren Fäl­len ei­ne Frist zur Er­gän­zung ein­räu­men.

Art. 75 Effektenleihe und Pensionsgeschäft 67  

Die FIN­MA er­lässt Vor­schrif­ten über die Ef­fek­ten­lei­he (Se­cu­ri­ties Len­ding) und das Pen­si­ons­ge­schäft (Re­po, Re­ver­se Re­po) durch Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, ins­be­son­de­re über:

a.
die Mo­da­li­tä­ten der Si­cher­stel­lung;
b.
die Aus­ge­stal­tung der Ver­trä­ge;
c.
de­ren Um­fang.

67 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 76 Bestellung 68  

(Art. 17 und 20 VAG)

1 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men muss das ge­bun­de­ne Ver­mö­gen durch Zu­wei­sung von Ver­mö­gens­wer­ten be­stel­len. Es wen­det da­bei den Grund­satz der un­ter­neh­me­ri­schen Vor­sicht nach Ar­ti­kel 69a an.

2 Es muss die­se Wer­te so er­fas­sen und kenn­zeich­nen, dass es je­der­zeit oh­ne Ver­zug nach­wei­sen kann, wel­che Wer­te zum ge­bun­de­nen Ver­mö­gen ge­hö­ren und dass der Soll­be­trag des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens ge­deckt ist. Die Ver­wen­dung und Ver­wert­bar­keit der Wer­te des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens zu­guns­ten der Ver­si­cher­ten muss ge­währ­leis­tet sein.

68 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

Art. 76a Besicherte Vermögenswerte 69  

(Art. 17 und 20 VAG)

1 Be­si­cher­te Ver­mö­gens­wer­te und die für sie ge­stell­te Si­cher­heit wer­den für Zwe­cke des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens als Ein­heit be­trach­tet. So­lan­ge ein Ver­mö­gens­wert ei­nem ge­bun­de­nen Ver­mö­gen zu­ge­wie­sen ist, muss die­sem auch die Si­cher­heit zu­ge­wie­sen sein.

2 Ver­schie­de­ne ge­bun­de­ne Ver­mö­gen müs­sen ver­trag­lich so se­pa­riert wer­den, dass ei­ne Ver­rech­nung zwi­schen Wer­ten den ge­bun­de­nen Ver­mö­gen oder zwi­schen ge­bun­de­nem und frei­em Ver­mö­gen je­der­zeit aus­ge­schlos­sen bleibt.

3 Die FIN­MA kann Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen er­las­sen.

69 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

Art. 77 Separate gebundene Vermögen 70  

1 Je ein se­pa­ra­tes ge­bun­de­nes Ver­mö­gen ist ins­be­son­de­re zu be­stel­len für:

a.
die Ver­si­che­run­gen der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge;
b.
die Ver­si­cher­ten­an­sprü­che aus Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen in den Ver­si­che­rungs­zwei­gen A2.1, A2.2, A2.3 und A6.1;
c.
die Ver­si­cher­ten­an­sprü­che aus Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen in den Ver­si­che­rungs­zwei­gen A2.4, A2.5, A2.6 und A6.2.

2 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men kann für wei­te­re spe­zi­el­le So­li­dar­ge­mein­schaf­ten wei­te­re se­pa­ra­te ge­bun­de­ne Ver­mö­gen be­stel­len, na­ment­lich für:

a.
Ver­trä­ge des schwei­ze­ri­schen Ver­si­che­rungs­be­stan­des, die in frem­den Wäh­run­gen aus­ge­stellt sind;
b.
Ver­trä­ge ei­nes aus­län­di­schen Ver­si­che­rungs­be­stan­des, für die im Aus­land kei­ne gleich­wer­ti­ge Si­cher­heit ge­stellt wer­den muss.

3 Die FIN­MA kann die Bil­dung se­pa­ra­ter ge­bun­de­ner Ver­mö­gen für wei­te­re spe­zi­el­le So­li­dar­ge­mein­schaf­ten an­ord­nen, wenn dies für die Si­cher­stel­lung der An­sprü­che aus den be­tref­fen­den Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen nö­tig ist.

70 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 78 Verwaltung der Kapitalanlagen  

1 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ver­fügt über:

a.
ei­ne An­la­ge­stra­te­gie;
b.
ein An­la­ge­re­gle­ment, wel­ches die Ein­hal­tung der Grund­sät­ze für Ka­pi­tal­an­la­gen nach Ar­ti­kel 76 ge­währ­leis­tet;
c.
ei­ne Or­ga­ni­sa­ti­on, die si­cher­stellt, dass die mit der Ver­wal­tung und Kon­trol­le be­trau­ten Per­so­nen über die da­zu er­for­der­li­chen Kennt­nis­se ver­fü­gen;
d.
ein Ri­si­ko­ma­na­ge­ment, das dem Ge­schäfts­um­fang und der Kom­ple­xi­tät der An­la­ge­tä­tig­keit an­ge­passt ist.

2 Die Ge­schäfts­lei­tung legt die An­la­ge­stra­te­gie fest und un­ter­brei­tet sie dem Ver­wal­tungs­rat zur Ge­neh­mi­gung.

Art. 79 Zulässige Vermögenswerte 71  

(Art. 17 und 20 VAG)

1 Die FIN­MA kann auf An­trag ei­nes Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens ei­ne Lis­te mit Wer­ten ge­neh­mi­gen, die für die Zu­wei­sung zum ge­bun­de­nen Ver­mö­gen ge­eig­net sind.

2 Ver­fügt das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men über kei­ne von der FIN­MA ge­neh­mig­te Lis­te, so kön­nen dem ge­bun­de­nen Ver­mö­gen zu­ge­wie­sen wer­den:

a.
Bar­geld, De­po­si­ten mit Fäl­lig­keit bis zu ei­nem Jahr und Geld­markt­an­la­gen bei Ban­ken mit ge­nü­gen­der Bo­ni­tät;
b.
An­lei­hen­sob­li­ga­tio­nen von Schuld­nern mit ge­nü­gen­der Bo­ni­tät und un­ter Be­rück­sich­ti­gung des Rangs, so­fern die­se an ei­nem re­gu­lier­ten Markt ge­han­delt wer­den und kurz­fris­tig ver­äus­ser­bar sind;
c.
Ak­ti­en, Ge­nuss­schei­ne, Par­ti­zi­pa­ti­ons­schei­ne oder An­teil­schei­ne von Ge­nos­sen­schaf­ten so­wie ähn­li­che Wert­schrif­ten, so­fern die­se an ei­nem re­gu­lier­ten Markt ge­han­delt wer­den und kurz­fris­tig ver­äus­ser­bar sind;
d.
in­län­di­sche Wohn- und Ge­schäfts­häu­ser im di­rek­ten Ei­gen­tum des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens;
e.
de­ri­va­ti­ve Fi­nan­z­in­stru­men­te, so­fern die­se der Ab­si­che­rung von Wer­ten des ent­spre­chen­den ge­bun­de­nen Ver­mö­gens die­nen;
f.
An­tei­le an kol­lek­ti­ven Ka­pi­tal­an­la­gen, de­ren An­la­gen im Kon­kurs als Son­der­ver­mö­gen ab- oder aus­son­der­bar sind, so­fern:
1.
sie je­der­zeit ver­äus­sert wer­den kön­nen,
2.
die kol­lek­ti­ve Ka­pi­tal­an­la­ge di­rekt oder in­di­rekt nur in An­la­gen ge­mä­ss Buch­sta­ben a–e in­ves­tiert, und
3.
die Fonds­lei­tung oder ih­re Ver­wal­tungs­ge­sell­schaft ei­ner an­ge­mes­se­nen in­län­di­schen oder aus­län­di­schen Re­gu­lie­rung und Auf­sicht un­ter­steht.

3 Kon­zern­in­ter­ne An­la­gen kön­nen dem ge­bun­de­nen Ver­mö­gen nicht zu­ge­wie­sen wer­den. Die FIN­MA kann Aus­nah­men zu­las­sen, wenn die Si­cher­heit des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens nicht be­ein­träch­tigt wird.

4 Die FIN­MA kann Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen zu den zu­läs­si­gen Wer­ten er­las­sen.

71 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

Art. 8072  

72 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 18. Okt. 2006, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 4425).

Art. 81 Zulässige Werte für anteilgebundene Lebensversicherungen 73  

(Art. 17 und 20 VAG)

Für se­pa­ra­te ge­bun­de­ne Ver­mö­gen in der an­teil­ge­bun­de­nen Le­bens­ver­si­che­rung in den Ver­si­che­rungs­zwei­gen A2.1, A2.2, A2.3, A2.4, A2.5, A2.6, A6.1 und A6.2 gel­ten, so­weit nach Ar­ti­kel 69a Ab­satz 2 Buch­sta­ben a und b ei­ne kon­gru­en­te De­ckung vor­ge­se­hen ist, die zur De­ckung zu stel­len­den Wer­te im er­for­der­li­chen Um­fang als ge­eig­net.

73 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

Art. 8274  

74 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

Art. 83 Begrenzungen 75  

(Art. 17 und 20 VAG)

1 Die FIN­MA re­gelt Be­gren­zun­gen für An­la­gen, die von den Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men nach Ar­ti­kel 79 Ab­satz 2 AVO dem ge­bun­de­nen Ver­mö­gen zu­ge­wie­sen wer­den.

2 Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, die nach Ar­ti­kel 79 Ab­satz 1 der FIN­MA ei­ne Lis­te ge­eig­ne­ter Wer­te zur Ge­neh­mi­gung ein­rei­chen, müs­sen quan­ti­ta­ti­ve Be­gren­zun­gen pro An­la­ge­klas­se de­fi­nie­ren, die bei der Ka­pi­tal­an­la­ge ein­zu­hal­ten sind. Die Be­gren­zun­gen müs­sen die Ein­hal­tung der An­for­de­run­gen von Ar­ti­kel 69a Ab­satz 1 Buch­sta­ben c und e–g ge­währ­leis­ten. Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men muss dies nach­voll­zieh­bar do­ku­men­tie­ren.

3 Die An­rech­nungs­wer­te der zu­ge­wie­se­nen Wer­te un­ter­lie­gen je ge­bun­de­nes Ver­mö­gen fol­gen­den Be­gren­zun­gen, un­ab­hän­gig da­von, ob das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men über ei­ne ge­neh­mig­te Lis­te im Sin­ne von Ar­ti­kel 79 Ab­satz 1 ver­fügt oder sei­ne An­la­gen nach Ar­ti­kel 79 Ab­satz 2 zu­weist:

a.
Der An­rech­nungs­wert al­ler Wer­te, die ei­nem Ge­gen­par­tei­ri­si­ko ge­gen­über ei­ner be­stimm­ten Ge­gen­par­tei un­ter­lie­gen, ist ins­ge­samt auf 5 Pro­zent des Soll­be­trags be­grenzt; in die Er­mitt­lung der Ge­gen­par­tei­li­mi­te müs­sen auch in­di­rek­te An­la­gen ein­be­zo­gen wer­den; Kon­zern­ge­sell­schaf­ten zäh­len als ei­ne Ge­gen­par­tei; die FIN­MA kann Aus­nah­men vor­se­hen.
b.
Nicht der Be­gren­zung ge­mä­ss Buch­sta­be a un­ter­lie­gen als Ge­gen­par­tei­en die Eid­ge­nos­sen­schaft, Kan­to­ne, Kan­to­nal­ban­ken mit voll­um­fäng­li­cher Staats­ga­ran­tie, Schwei­ze­ri­schen Pfand­brie­f­in­sti­tu­te so­wie Staa­ten höchs­ter Bo­ni­tät; eben­so sind Ge­gen­par­tei­en aus­ge­nom­men, de­ren Ver­bind­lich­kei­ten voll­um­fäng­lich durch einen Staat höchs­ter Bo­ni­tät ga­ran­tiert wer­den.
c.
Der An­rech­nungs­wert der An­la­ge in ei­ne ein­zel­ne kol­lek­ti­ve Ka­pi­tal­an­la­ge ist auf 5 Pro­zent des Soll­be­trags be­grenzt; aus­ge­nom­men sind Ein­an­le­ger­fonds so­wie kol­lek­ti­ve Ka­pi­tal­an­la­gen, bei de­nen ver­trag­lich si­cher­ge­stellt ist, dass sie nicht in An­la­gen mit hö­he­rem Ri­si­ko in­ves­tiert sind und die Grund­prin­zi­pi­en des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens ein­ge­hal­ten wer­den.
d.
Der An­rech­nungs­wert al­ler di­rek­ten oder in­di­rek­ten An­la­gen in Im­mo­bi­li­en und in Hy­po­the­ken ist auf je­weils 25 Pro­zent des Soll­be­trags be­grenzt; für Im­mo­bi­li­en und Hy­po­the­ken ins­ge­samt gilt ei­ne Be­gren­zung von 35 Pro­zent des Soll­be­trags.

4 Se­pa­ra­te ge­bun­de­ne Ver­mö­gen in den Ver­si­che­rungs­zwei­gen A2.1, A2.2, A2.3, A2.4, A2.5, A2.6, A6.1 und A6.2 sind von den Be­gren­zun­gen ge­mä­ss Ab­satz 3 aus­ge­nom­men, so­weit sie ei­ne kon­gru­en­te De­ckung nach Ar­ti­kel 69a Ab­satz 2 hal­ten.

75 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

3. Abschnitt: Zuweisung und Kontrolle 76

76 Fassung gemäss Ziff. I der V vom 2. Juni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

Art. 84 Eignung von Werten  

(Art. 17 und 20 VAG)77

1 Ist ein Wert für die Zu­wei­sung an das ge­bun­de­ne Ver­mö­gen un­ge­eig­net, ord­net die FIN­MA des­sen Er­satz an. Sie setzt hier­für ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist.78

2 Die Wer­te des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens müs­sen un­be­las­tet sein. Ver­bind­lich­kei­ten des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens dür­fen nicht mit For­de­run­gen, die zum ge­bun­de­nen Ver­mö­gen ge­hö­ren, ver­rech­net wer­den. Vor­be­hal­ten bleibt Ar­ti­kel 91 Ab­satz 3 (de­ri­va­ti­ve Fi­nan­z­in­stru­men­te).79

2bis Die FIN­MA kann Aus­nah­men zu­las­sen, so­fern da­durch die Si­cher­heit des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens nicht be­ein­träch­tigt wird.80

77 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

78 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

79 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

80 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 85 Prüfungen durch die FINMA  

1 Die FIN­MA prüft jähr­lich we­nigs­tens ein­mal, ob:

a.
der Soll­be­trag rich­tig be­rech­net ist;
b.
die dem ge­bun­de­nen Ver­mö­gen zu­ge­wie­se­nen Wer­te:
1.
vor­han­den sind,
2.
vor­schrifts­ge­mä­ss zu­ge­wie­sen und ver­wahrt wer­den,
3.
min­des­tens dem Soll­be­trag ent­spre­chen,
4.
den auf­sichts­recht­li­chen An­la­ge­vor­schrif­ten ge­nü­gen.

2 Sie kann die Kon­trol­le auf Stich­pro­ben be­schrän­ken.

3 Sie kann bei der Kon­trol­le auch die Er­geb­nis­se ei­ner Kon­trol­le durch in­ter­ne Or­ga­ne des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens oder durch be­auf­trag­te Drit­te be­rück­sich­ti­gen. Für die Kon­trol­le fremd­ver­wahr­ter Wer­te kann sie sich auf das Ver­zeich­nis des Ver­wah­rers stüt­zen.

4 Sie kann mit der Kon­trol­le teil­wei­se oder voll­stän­dig Drit­te be­auf­tra­gen.

Art. 86 Verwahrung der Werte  

1 Die dem ge­bun­de­nen Ver­mö­gen zu­ge­wie­se­nen be­weg­li­chen Ver­mö­gens­wer­te kön­nen am Sitz in der Schweiz des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens be­zie­hungs­wei­se am Ort der Ge­schäfts­stel­le für das ge­sam­te schwei­ze­ri­sche Ge­schäft ver­wahrt (Ei­gen­ver­wah­rung) oder in Fremd­ver­wah­rung ge­ge­ben wer­den.

2 Die Wer­te in Ei­gen­ver­wah­rung sind ge­son­dert von den üb­ri­gen Ver­mö­gens­wer­ten des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens zu ver­wah­ren und als sol­che zu kenn­zeich­nen. Bei Ver­wah­rung im Tre­sor ge­nügt ei­ne La­ge­rung in ge­son­der­ten Schliess­fä­chern.

3 Wer Wer­te in Fremd­ver­wah­rung auf­be­wahrt, führt ein Ver­zeich­nis die­ser Wer­te und kenn­zeich­net sie als zum ge­bun­de­nen Ver­mö­gen ge­hö­rend.

4 Die FIN­MA kann aus wich­ti­gen Grün­den je­der­zeit einen Wech­sel des Ver­wah­rungs­or­tes, der Hin­ter­le­gungs­stel­le oder der Ver­wah­rungs­art ver­fü­gen.

Art. 87 Meldung und Haftung der Verwahrstelle  

(Art. 17 und 20 VAG)81

1 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men mel­det der FIN­MA Ver­wah­rungs­ort, Hin­ter­le­gungs­stel­le und Ver­wah­rungs­art so­wie de­ren Än­de­run­gen.

2 Die Fremd­ver­wah­rung bei ei­ner ge­eig­ne­ten Ver­wahr­stel­le ist zu­läs­sig. Da­bei sind ins­be­son­de­re die Grund­sät­ze nach Ar­ti­kel 69a und fol­gen­de Be­din­gun­gen zu er­fül­len:

a.
Es muss si­cher­ge­stellt wer­den, dass die Ver­wahr­stel­le ge­gen­über dem Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men für die Er­fül­lung der Ver­wahr­pflich­ten haf­tet; die Haf­tung muss an­ge­mes­sen sein und dem Zweck des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens Rech­nung tra­gen.
b.
Bei Fremd­ver­wah­rung im Aus­land muss zu­dem das Vor­rang­pri­vi­leg des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens ent­spre­chend Schwei­zer Recht ge­währ­leis­tet blei­ben.82

383

4 Die FIN­MA kann bei Vor­lie­gen ge­eig­ne­ter Si­cher­stel­lun­gen wei­te­re Aus­nah­men zu­las­sen.84

81 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

82 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

83 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015 (AS 2015 1147). Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

84 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

4. Abschnitt: Bewertung der Werte

Art. 88 Festverzinsliche Wertpapiere  

1 Für fest­ver­zins­li­che Wert­pa­pie­re, die auf einen be­stimm­ten Zeit­punkt zu­rück­be­zahlt oder amor­ti­siert wer­den müs­sen und auf ei­ne fes­te Wäh­rung lau­ten, aus­ge­nom­men Grund­pfand­ti­tel, be­stimmt das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men den ma­xi­mal an­re­chen­ba­ren Wert nach der wis­sen­schaft­li­chen oder der li­nea­ren Kos­ten­a­mor­ti­sa­ti­ons­me­tho­de.

2 Liegt der Markt­wert ei­ner Wan­del­an­lei­he deut­lich über dem No­mi­nal­wert, so kann die FIN­MA ei­ne Be­wer­tung höchs­tens zum Markt­wert zu­las­sen. An­lei­hen, wel­che zwin­gend in Ak­ti­en ge­wan­delt wer­den, dür­fen höchs­tens zum Markt­wert an­ge­rech­net wer­den.

3 Mit fest­ver­zins­li­chen Wert­pa­pie­ren ver­gleich­ba­re struk­tu­rier­te Pro­duk­te oder Kom­bi­na­tio­nen von Fi­nan­z­in­stru­men­ten kön­nen höchs­tens zum Wert nach der wis­sen­schaft­li­chen oder li­nea­ren Kos­ten­a­mor­ti­sa­ti­ons­me­tho­de an­ge­rech­net wer­den. Die FIN­MA re­gelt Um­fang und Rah­men­be­din­gun­gen für die An­rech­nung.85

85 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 88a Marchzinsen 86  

Bei der Be­wer­tung der Ka­pi­tal­an­la­gen wer­den auch die Mar­ch­zin­sen be­rück­sich­tigt.

86 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 89 Kostenamortisationsmethode  

1 Bei der wis­sen­schaft­li­chen Kos­ten­a­mor­ti­sa­ti­ons­me­tho­de ist die Dif­fe­renz zwi­schen An­schaf­fungs­wert und Rück­zah­lungs­wert wäh­rend der Rest­lauf­zeit des Ti­tels je­weils am Bi­lanz­stich­tag so weit ab­zu­schrei­ben oder auf­zu­wer­ten, dass der an­fäng­li­che in­ter­ne Zins­satz (Ver­falls­ren­di­te) bei­be­hal­ten wer­den kann.

2 Bei der li­nea­ren Kos­ten­a­mor­ti­sa­ti­ons­me­tho­de ist die Dif­fe­renz zwi­schen An­schaf­fungs­wert und Rück­zah­lungs­wert je­weils auf den Bi­lanz­stich­tag in gleich- mäs­si­gen Be­trä­gen als Ab­schrei­bung oder als Auf­wer­tung über die Rest­lauf­zeit zu ver­tei­len.

Art. 90 Wohn- und Geschäftshäuser  

(Art. 17 und 20 VAG)87

1 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men rech­net Wohn- und Ge­schäfts­häu­ser, die ihr Ei­gen­tum sind, höchs­tens zum Markt­wert an. Die FIN­MA legt das Ver­fah­ren für die Be­stim­mung des Markt­werts fest.

288

87 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

88 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

Art. 91 Derivative Finanzinstrumente  

(17 und 20 VAG)89

1 De­ri­va­ti­ve Fi­nan­z­in­stru­men­te dür­fen höchs­tens zum Markt­wert an­ge­rech­net wer­den. Sind sie nicht bör­sen­ko­tiert, so wird ei­ne marktüb­li­che Be­wer­tungs­me­tho­de an­ge­wen­det.90

291

3 Die Ver­rech­nung (Net­ting) al­ler un­ter ei­nem Rah­men­ver­trag ab­ge­schlos­se­ner De­ri­vat­ge­schäf­te ist nur dann zu­läs­sig, wenn für je­des ein­zel­ne ge­bun­de­ne Ver­mö­gen ein sol­cher Rah­men­ver­trag se­pa­rat ab­ge­schlos­sen wird. Ne­ga­tiv­pos­ten, die aus sol­chen Ver­trä­gen ent­ste­hen, sind vom ge­bun­de­nen Ver­mö­gen in Ab­zug zu brin­gen. Be­züg­lich der Aus­ge­stal­tung der Rah­men­ver­trä­ge kann die FIN­MA Auf­la­gen ma­chen.

89 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

90 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

91 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

Art. 91a Anrechnungswert bei besicherten Werten 92  

(Art. 17 und 20 VAG)

Bei Ver­mö­gens­wer­ten, die üb­li­cher­wei­se be­si­chert sind, wird als An­rech­nungs­wert für die aus dem Ver­mö­gens­wert und der er­hal­te­nen Si­cher­heit be­ste­hen­den Ein­heit kein hö­he­rer Wert als der An­rech­nungs­wert der er­hal­te­nen Si­cher­heit be­rück­sich­tigt, so­weit die­se im ent­spre­chen­den ge­bun­de­nen Ver­mö­gen tat­säch­lich vor­han­den ist und im Fall ei­nes Clo­se-Out-Net­ting beim Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ver­bleibt. Zu­sätz­lich sind die üb­ri­gen Be­gren­zun­gen der Be­wer­tung ins­be­son­de­re nach Ar­ti­kel 93 zu be­ach­ten.

92 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015 (AS 2015 1147). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

Art. 91b Bestellung von Sicherheiten bei derivativen Finanzinstrumenten 93  

(Art. 17 und 20 VAG)

1 Stellt das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men die Nach­schuss­zah­lung aus dem ge­bun­de­nen Ver­mö­gen, so kön­nen die be­trof­fe­nen Ver­mö­gens­wer­te nicht mehr an­ge­rech­net wer­den.

2 Stellt das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men die Er­stein­schuss­zah­lung aus dem ge­bun­de­nen Ver­mö­gen und soll ei­ne An­rech­nung im Sin­ne von Ab­satz 3 er­fol­gen, so müs­sen nebst dem be­stell­ten Ver­mö­gens­wert auch For­de­run­gen wie sol­che auf Rück­ga­be, Rück­zes­si­on und Rück­über­eig­nung dem ge­bun­de­nen Ver­mö­gen zu­ge­wie­sen wer­den.

3 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men be­stimmt ins­be­son­de­re un­ter Be­rück­sich­ti­gung des Ri­si­kos, dass die Si­cher­heit be­an­sprucht wird, den je­weils an­ge­mes­se­nen An­rech­nungs­wert im Sin­ne ei­nes best­mög­li­chen Schätz­werts der For­de­run­gen ge­mä­ss Ab­satz 2. Der An­rech­nungs­wert darf 75 Pro­zent des ak­tu­el­len Markt­werts des auf De­ri­va­te ent­fal­len­den An­teils der ge­stell­ten Er­stein­schuss­zah­lung nicht über­stei­gen.

93 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

Art. 92 Kollektive Kapitalanlagen 94  

(Art. 17 und 20 VAG)

1 Kol­lek­ti­ve Ka­pi­tal­an­la­gen dür­fen höchs­tens zum Markt­wert oder, wenn die An­teil­schei­ne nicht ko­tiert sind, zum Net­to­in­ven­tar­wert an­ge­rech­net wer­den.

2 Bei Ein­an­le­ger­fonds müs­sen die ein­zel­nen Ti­tel des Fonds­ver­mö­gens im ge­bun­de­nen Ver­mö­gen auf­ge­führt und ana­log den di­rek­ten An­la­gen nach den Vor­schrif­ten die­ses Ab­schnit­tes be­wer­tet wer­den.

94 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

Art. 93 Übrige Werte 95  

(Art. 17 und 20 VAG)

1 Wer­te, für die an­sons­ten nach die­sem Ab­schnitt kei­ne Re­ge­lung be­steht, dür­fen im ge­bun­de­nen Ver­mö­gen nicht zu ei­nem hö­he­ren Wert als dem Markt­wert an­ge­rech­net wer­den. Die Grund­la­ge für die ver­wen­de­ten Markt­wer­te muss do­ku­men­tiert wer­den.

2 All­fäl­li­ge Ver­pflich­tun­gen müs­sen ab­ge­zo­gen wer­den, so­weit sie:

a.
das Ver­mö­gen ver­min­dern, wel­ches der Be­de­ckung der ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Ver­pflich­tun­gen dient; und
b.
mit dem be­tref­fen­den Ver­mö­gens­wert in wirt­schaft­li­chem Zu­sam­men­hang ste­hen.

3 Wer­den An­la­gen nicht an ei­nem ge­re­gel­ten Markt ge­han­delt, so muss die Me­tho­de der Er­mitt­lung der Markt­wer­te do­ku­men­tiert und die re­sul­tie­ren­de Be­wer­tungs­un­si­cher­heit be­rück­sich­tigt wer­den.

4 So­fern ei­ne nach Ar­ti­kel 88 be­wer­te­te An­la­ge durch De­ri­va­te ab­ge­si­chert ist, darf der kom­bi­nier­te An­rech­nungs­wert der zu­ge­hö­ri­gen De­ri­va­te und der ab­ge­si­cher­ten An­la­ge den Wert ge­mä­ss Ar­ti­kel 88 nicht über­schrei­ten.

5 Als Ober­gren­ze für die Be­wer­tung ei­nes ge­bun­de­nen Ver­mö­gens ins­ge­samt gilt in je­dem Fall der zu er­war­ten­de Ver­wer­tungs­er­lös auf Ba­sis von Markt­wer­ten.

95 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

Art. 93a Anlagen zur Sicherstellung anteilgebundener Verträge 96  

An­la­gen, die der Si­cher­stel­lung von Ver­pflich­tun­gen aus Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen in den Ver­si­che­rungs­zwei­gen A2, A6.1 oder A6.2 die­nen, dür­fen höchs­tens zum Markt­wert an­ge­rech­net wer­den.

96 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1147).

Art. 94 Auf fremde Währung lautende Werte  

Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men darf die auf frem­de Wäh­rung lau­ten­den Wer­te höchs­tens zum De­vi­sen-Mit­tel­kurs im Zeit­punkt der Be­wer­tung in Schwei­zer­fran­ken um­rech­nen.

Art. 95 Entscheid über die Bewertung  

(Art. 17 und 20 VAG)97

198

2 Die FIN­MA kann für ein­zel­ne An­la­ge­wer­te und -ka­te­go­ri­en tiefe­re An­rech­nungs­wer­te fest­set­zen, wenn dies aus Grün­den des Ver­si­cher­ten­schut­zes ge­bo­ten er­scheint.99

3 Sie kann je­der­zeit ei­ne Be­wer­tung der Wer­te des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens an­ord­nen.

97 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

98 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

99 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

5. Titel: Übrige Vorschriften zur Ausübung der Versicherungstätigkeit

1. Kapitel: Risikomanagement

Art. 96 Ziel und Inhalt  

(Art. 22 VAG)100

1 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men muss durch ein sei­nen Ge­schäfts­ver­hält­nis­sen an­ge­mes­se­nes Ri­si­ko­ma­na­ge­ment und durch in­ter­ne Kon­troll­me­cha­nis­men si­cher­stel­len, dass:

a.
früh­zei­tig Ri­si­ko­po­ten­zia­le er­kannt und be­ur­teilt wer­den;
b.
früh­zei­tig Mass­nah­men zur Ver­hin­de­rung oder Ab­si­che­rung er­heb­li­cher Ri­si­ken und Ri­si­ko­ku­mu­la­tio­nen ein­ge­lei­tet wer­den; und
c.
die Ge­schäftstä­tig­keit in­ner­halb der ge­ge­be­nen Ri­si­ko­trag­fä­hig­keit er­folgt.101

2 Das Ri­si­ko­ma­na­ge­ment um­fasst ins­be­son­de­re:

a.
die Fest­le­gung und re­gel­mäs­si­ge Über­prü­fung der Stra­te­gi­en und Mass­nah­men hin­sicht­lich al­ler ein­ge­gan­ge­nen Ri­si­ken durch die Lei­tungs­gre­mi­en;
b.102
ei­ne Ri­si­ko­po­li­tik, wel­che der Ge­schäftss­tra­te­gie Rech­nung trägt und ei­ne an­ge­mes­se­ne Ka­pi­tal­aus­stat­tung bein­hal­tet;
c.
ge­eig­ne­te Ver­fah­ren, die si­cher­stel­len, dass die Ri­si­ko­über­wa­chung in die Ge­schäfts­or­ga­ni­sa­ti­on in­te­griert sind;
d.103
die Iden­ti­fi­ka­ti­on, die Be­ur­tei­lung, die Steue­rung so­wie die Über­wa­chung al­ler we­sent­li­chen Ri­si­ken und Ri­si­ko­kon­zen­tra­tio­nen, wo­bei ei­ne an­ge­mes­se­ne in­ter­ne und ex­ter­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on si­cher­zu­stel­len ist;
e.104

3 Die in­ter­nen Kon­troll­me­cha­nis­men um­fas­sen ei­ne wirk­sa­me Com­plian­ce-Funk­ti­on und wirk­sa­me Com­plian­ce-Pro­zes­se. Sie stel­len in ih­rer Ge­samt­heit si­cher, dass die Rechts­nor­men und die in­ter­nen Vor­schrif­ten ein­ge­hal­ten wer­den.105

4 Die Ri­si­ko­ma­na­ge­ment-Funk­ti­on und die Com­plian­ce-Funk­ti­on müs­sen un­ab­hän­gig sein. Sie sind nach Mass­ga­be der Grös­se, der Ge­schäfts- und Or­ga­ni­sa­ti­ons­kom­ple-xi­tät und der Ri­si­ken des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens aus­zu­stat­ten. Die Ri­si­ko­ma­na­ge­ment-Funk­ti­on muss das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men bei der För­de­rung ei­ner Ri­si­ko­kul­tur in­ner­halb des ge­sam­ten Un­ter­neh­mens un­ter­stüt­zen kön­nen.106

100 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

101 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

102 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

103 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

104 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

105 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 20151147).

106 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015 (AS 2015 1147). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

Art. 96a Selbstbeurteilung der Risikosituation und des Kapitalbedarfs 107  

(Art. 22 VAG)

1 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men muss min­des­tens jähr­lich vor­aus­schau­end über die ge­sam­te Pla­nungs­pe­ri­ode, wel­che die ak­tu­el­le Si­tua­ti­on des lau­fen­den Ge­schäfts­jah­res so­wie min­des­tens zwei wei­te­re Jah­re um­fasst, ei­ne ge­samt­haf­te Selbst­be­ur­tei­lung vor­neh­men:

a.
der Ri­si­ken, de­nen es in der Pla­nungs­pe­ri­ode aus­ge­setzt ist, ein­sch­liess­lich der si­gni­fi­kan­ten Ri­si­ko­kon­zen­tra­tio­nen und grup­pen­wei­ten Ri­si­ken (Ge­sam­tri­si­ko­pro­fil);
b.
des ge­sam­ten Ka­pi­tal­be­darfs;
c.
der Ein­hal­tung der An­for­de­run­gen an die ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen und an das ge­bun­de­ne Ver­mö­gen;
d.
der An­ge­mes­sen­heit und Wirk­sam­keit des Ri­si­ko­ma­na­ge­ments.

2 Wirt­schaft­lich ver­bun­de­ne Ge­sell­schaf­ten sind bei der Selbst­be­ur­tei­lung zu be­rück­sich­ti­gen. Ver­si­che­rungs­kon­zer­ne be­rück­sich­ti­gen al­le we­sent­li­chen re­gu­lier­ten und nicht re­gu­lier­ten Ein­hei­ten und Be­rei­che im In- und Aus­land. Sie be­rück­sich­ti­gen auch die we­sent­li­chen aus­ser­bi­lan­zi­el­len und nicht kon­so­li­dier­ten Be­rei­che.

3 Die Selbst­be­ur­tei­lung ist an­hand ver­schie­de­ner Sze­na­ri­en, wo­von min­des­tens ei­nes ein exis­tenz­be­dro­hen­des sein soll, über die Pla­nungs­pe­ri­ode aus­zu­wer­ten, zu do­ku­men­tie­ren und so­wohl in der Ge­schäftss­tra­te­gie als auch in der Ge­schäfts­pla­nung zu be­rück­sich­ti­gen.

4 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men muss die Prin­zi­pi­en der Selbst­be­ur­tei­lung mit­tels in­ter­ner Wei­sun­gen er­fas­sen und für ei­ne an­ge­mes­se­ne Do­ku­men­ta­ti­on sor­gen.

5 Es muss der FIN­MA jähr­lich einen vom Ver­wal­tungs­rat ge­neh­mig­ten Be­richt über die Er­geb­nis­se der Selbst­be­ur­tei­lung ein­rei­chen.

6 Die FIN­MA kann ei­ne Be­richt­er­stat­tung in kür­ze­ren Ab­stän­den an­ord­nen, wenn dies auf­grund der Ri­si­ko­si­tua­ti­on an­ge­zeigt ist. Sie kann in be­grün­de­ten Fäl­len Aus­nah­men von der Be­richt­er­stat­tungs­pflicht zu­las­sen.

107 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015 (AS 2015 1147). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

Art. 97 Dokumentation  

(Art. 22 VAG)108

1 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men hält sein Ri­si­ko­ma­na­ge­ment in ei­ner Do­ku­men­ta­ti­on fest. Die­se ist lau­fend zu ak­tua­li­sie­ren.

2 Die Do­ku­men­ta­ti­on muss ins­be­son­de­re fol­gen­de Punk­te um­fas­sen:109

a.110
Be­schrieb der Or­ga­ni­sa­ti­on des un­ter­neh­mens­wei­ten Ri­si­ko­ma­na­ge­ments so­wie der dies­be­züg­li­chen Auf­ga­ben, Kom­pe­ten­zen und Ver­ant­wort­lich­kei­ten;
b.
An­for­de­run­gen an das Ri­si­ko­ma­na­ge­ment;
c.111
Ri­si­ko­po­li­tik ein­sch­liess­lich Ri­si­ko­trag­fä­hig­keit und -ap­pe­tit;
d.
Ver­fah­ren zur Iden­ti­fi­ka­ti­on der we­sent­li­chen Ri­si­ken so­wie Dar­stel­lung der Me­tho­de, In­stru­men­te und Pro­zes­se zu de­ren Mes­sung, Über­wa­chung und Steue­rung;
e.
Dar­stel­lung der gel­ten­den Li­mi­ten-Sys­te­me für Ri­si­ko­ex­po­si­tio­nen so­wie der Kon­troll­me­cha­nis­men;
f.
un­ter­neh­mensin­ter­ne Richt­li­ni­en zum Ri­si­ko­ma­na­ge­ment und der da­mit ver­bun­de­nen Pro­zes­se.

108 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

109 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

110 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

111 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

Art. 98 Operationelle Risiken 112  

(Art. 22 VAG)

1 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men muss die ope­ra­tio­nel­len Ri­si­ken iden­ti­fi­zie­ren, be­ur­tei­len, über­wa­chen und do­ku­men­tie­ren. Es muss sie min­des­tens jähr­lich eva­lu­ie­ren.

2 Es muss die Da­ten zu Schä­den aus ope­ra­tio­nel­len Ri­si­ken sam­meln und ana­ly­sie­ren.

3 Es muss ad­ver­se Sze­na­ri­en ana­ly­sie­ren und ent­spre­chen­de Tests zur Er­mitt­lung der Ri­si­ko­ex­po­nie­rung durch­füh­ren.

4 Es muss Mass­nah­men zum Schutz von Per­so­nen, Ge­schäftspro­zes­sen und der In­fra­struk­tur tref­fen. Zu­dem muss es über einen Plan zur Auf­recht­er­hal­tung des Ge­schäfts­be­triebs in ei­ner Not­fall­si­tua­ti­on ver­fü­gen, der die da­für not­wen­di­gen Stra­te­gi­en, Mass­nah­men, Zu­stän­dig­kei­ten und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­we­ge ent­hält.

112 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

Art. 98a Liquiditätsanforderungen 113  

(Art. 22 VAG)

1 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men muss je­der­zeit über so viel Li­qui­di­tät ver­fü­gen, dass es sei­nen Zah­lungs­ver­pflich­tun­gen auch in Stress­si­tua­tio­nen nach­kom­men kann.

2 Es muss min­des­tens im Rah­men der jähr­li­chen Ka­pi­tal­pla­nung ei­ne Li­qui­di­täts­pla­nung vor­neh­men und da­bei ins­be­son­de­re be­rück­sich­ti­gen:

a.
Li­qui­di­täts­ab­flüs­se aus aus­ser­bi­lan­zi­el­len Ge­schäfts­vor­gän­gen und an­de­ren Even­tual­ver­bind­lich­kei­ten;
b.
ad­ver­se Sze­na­ri­en und Stress­tests zur Er­mitt­lung sei­ner Li­qui­di­täts­po­si­ti­on.

3 Es muss über ein Not­fall­kon­zept mit wirk­sa­men Stra­te­gi­en im Um­gang mit Li­qui­di­täts­eng­päs­sen ver­fü­gen. Es muss die Zu­stän­dig­kei­ten, Kom­mu­ni­ka­ti­ons­we­ge und die in Be­tracht ge­zo­ge­nen Mass­nah­men fest­le­gen.

4 Es muss der FIN­MA jähr­lich Be­richt zur Li­qui­di­täts­pla­nung er­stat­ten. Die FIN­MA re­gelt die An­for­de­run­gen an die Be­richt­er­stat­tung nach Grös­se und Kom­ple­xi­tät des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens. Im Ein­zel­fall kann sie ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men von der Be­richt­er­stat­tungs­pflicht be­frei­en.

113 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 25. März 2015 (AS 2015 1147). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 2. Ju­ni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

1a. Kapitel: Stabilisierungspläne114

114 Eingefügt durch Ziff. I der V vom 2. Juni 2023, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 356).

Art. 98b Wirtschaftliche Bedeutung  

(Art. 22a VAG)

Ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men gilt als wirt­schaft­lich be­deu­tend, wenn sei­ne Bi­lanz­sum­me 5 Mil­li­ar­den Schwei­zer Fran­ken über­steigt oder wenn sei­ne Kom­ple­xi­tät, Ver­flech­tung oder sein Ri­si­ko­pro­fil es recht­fer­ti­gen.

Art. 98c Kriterien für die Anwendung von Stabilisierungsplänen  

(Art. 22a VAG)

Die FIN­MA kann von wirt­schaft­lich be­deu­ten­den Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men einen Sta­bi­li­sie­rungs­plan ver­lan­gen, wenn ins­be­son­de­re ei­nes der nach­fol­gen­den Kri­te­ri­en er­füllt ist:

a.
Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ist in ei­nem Be­reich tä­tig, bei de­nen ein In­sol­venz­fall gros­se Aus­wir­kun­gen auf die Ver­si­cher­ten hat.
b.
Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men bie­tet nicht leicht sub­sti­tu­ier­ba­re Ver­si­che­rungs­lö­sun­gen an.
c.
Im Fal­le der In­sol­venz des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens könn­te das Fi­nanz­sys­tem oder die Re­al­wirt­schaft be­ein­träch­tigt wer­den.
Art. 98d Inhalt, Erstellung und Genehmigung  

(Art. 22a VAG)

1 Der Sta­bi­li­sie­rungs­plan be­han­delt ins­be­son­de­re:

a.
mög­li­che Sze­na­ri­en, wel­che bei ih­rem Ein­tritt ei­ne De­sta­bi­li­sie­rung des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens be­wir­ken kön­nen;
b.
die im Kri­sen­fall zu tref­fen­den Mass­nah­men und die Res­sour­cen, die für die Um­set­zung die­ser Mass­nah­men er­for­der­lich sind;
c.
kon­kre­te Kri­te­ri­en, wel­che die früh­zei­ti­ge Iden­ti­fi­ka­ti­on ei­ner Kri­se und Ein­lei­tung von Mass­nah­men er­lau­ben;
d.
die Kri­sen­or­ga­ni­sa­ti­on und das Kom­mu­ni­ka­ti­ons­kon­zept des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens.

2 Der Sta­bi­li­sie­rungs­plan muss durch das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men er­stellt und von sei­nem Or­gan für die Ober­lei­tung, Auf­sicht und Kon­trol­le ge­neh­migt wer­den.

3 Der Sta­bi­li­sie­rungs­plan muss der FIN­MA jähr­lich zur Ge­neh­mi­gung ein­ge­reicht wer­den.

Art. 98e Berichterstattung  

(Art. 22a VAG)

1 Die FIN­MA in­for­miert jähr­lich über den Stand der Sta­bi­li­sie­rungs­plä­ne.

2 Sie be­ginnt mit der in­di­vi­du­el­len Be­richt­er­stat­tung frü­he­s­tens zwei Jah­re ab der Ent­ste­hung der Pflicht zur Er­stel­lung ei­nes Sta­bi­li­sie­rungs­pla­nes.

Diese Seite ist durch reCAPTCHA geschützt und die Google Datenschutzrichtlinie und Nutzungsbedingungen gelten.

Feedback
Laden