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Bundesgesetz
über die Finanzmarktinfrastrukturen und
das Marktverhalten im Effekten- und Derivatehandel
(Finanzmarktinfrastrukturgesetz, FinfraG)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf die Artikel 95 und 98 Absätze 1 und 2 der Bundesverfassung1,
nach Einsicht in die Botschaft des Bundesrates vom 3. September 20142,

beschliesst:

1. Titel: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Gegenstand und Zweck  

1 Die­ses Ge­setz re­gelt die Or­ga­ni­sa­ti­on und den Be­trieb von Fi­nanz­marktin­fra­struk­tu­ren so­wie die Ver­hal­tenspflich­ten der Fi­nanz­markt­teil­neh­me­rin­nen und ‑teil­neh­mer beim Ef­fek­ten- und De­ri­va­te­han­del.

2 Es bezweckt die Ge­währ­leis­tung der Funk­ti­ons­fä­hig­keit und der Trans­pa­renz der Ef­fek­ten- und De­ri­va­te­märk­te, der Sta­bi­li­tät des Fi­nanz­sys­tems, des Schut­zes der Fi­nanz­markt­teil­neh­me­rin­nen und -teil­neh­mer so­wie der Gleich­be­hand­lung der An­le­ge­rin­nen und An­le­ger.

Art. 2 Begriffe  

In die­sem Ge­setz gel­ten als:

a.
Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur:
1.
ei­ne Bör­se (Art. 26 Bst. b),
2.
ein mul­ti­la­te­ra­les Han­dels­sys­tem (Art. 26 Bst. c),
3.
ei­ne zen­tra­le Ge­gen­par­tei (Art. 48),
4.
ein Zen­tral­ver­wah­rer (Art. 61),
5.
ein Trans­ak­ti­ons­re­gis­ter (Art. 74),
5a.3
ein Han­dels­sys­tem für Dis­tri­bu­ted Led­ger Tech­no­lo­gy-Ef­fek­ten (DLT-Han­dels­sys­tem; Art. 73a),
6.
ein Zah­lungs­sys­tem (Art. 81);
b.4
Ef­fek­ten: ver­ein­heit­lich­te und zum mas­sen­wei­sen Han­del ge­eig­ne­te Wert­pa­pie­re, Wert­rech­te, ins­be­son­de­re ein­fa­che Wert­rech­te nach Ar­ti­kel 973c des Ob­li­ga­tio­nen­rechts (OR)5 und Re­gis­ter­wert­rech­te nach Ar­ti­kel 973d OR, so­wie De­ri­va­te und Bu­ch­ef­fek­ten;
bbis.6
Dis­tri­bu­ted Led­ger Tech­no­lo­gy-Ef­fek­ten (DLT-Ef­fek­ten):Ef­fek­ten in der Form von:
1.
Re­gis­ter­wert­rech­ten (Art. 973d OR), oder
2.
an­de­ren Wert­rech­ten, die in ver­teil­ten elek­tro­ni­schen Re­gis­tern ge­hal­ten wer­den und die mit­tels tech­ni­scher Ver­fah­ren den Gläu­bi­gern, nicht aber dem Schuld­ner, die Ver­fü­gungs­macht über das Wert­recht ver­mit­teln;
c.
De­ri­va­te oder De­ri­vat­ge­schäf­te: Fi­nanz­kon­trak­te, de­ren Wert von ei­nem
oder meh­re­ren Ba­sis­wer­ten ab­hängt und die kein Kas­sa­ge­schäft dar­stel­len;
d.
Teil­neh­mer: je­de Per­son, wel­che die Dienst­leis­tun­gen ei­ner Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur di­rekt in An­spruch nimmt;
e.
in­di­rek­te Teil­neh­mer:je­de Per­son, wel­che die Dienst­leis­tun­gen ei­ner Fi­nanz­marktin­fra­stuk­tur in­di­rekt über einen Teil­neh­mer in An­spruch nimmt;
f.
Ko­tie­rung: Zu­las­sung ei­ner Ef­fek­te zum Han­del an ei­ner Bör­se nach ei­nem stan­dar­di­sier­ten Ver­fah­ren, in dem von der Bör­se fest­ge­leg­te An­for­de­run­gen an den Emit­ten­ten und an die Ef­fek­te ge­prüft wer­den;
g.
Ab­rech­nung (Clea­ring): Ver­ar­bei­tungs­schrit­te zwi­schen dem Ab­schluss und der Ab­wick­lung ei­nes Ge­schäfts, ins­be­son­de­re:
1.
die Er­fas­sung, Ab­stim­mung und Be­stä­ti­gung der Trans­ak­ti­ons­da­ten,
2.
die Über­nah­me der Ver­pflich­tun­gen durch ei­ne zen­tra­le Ge­gen­par­tei oder an­de­re Ri­si­komin­de­rungs­mass­nah­men,
3.
die Ver­rech­nung (Net­ting) von Ge­schäf­ten,
4.
die Ab­stim­mung und Be­stä­ti­gung der ab­zu­wi­ckeln­den Zah­lun­gen und Ef­fek­ten­über­trä­ge;
h.
Ab­wick­lung (Sett­le­ment): Er­fül­lung der bei Ge­schäfts­ab­schluss ein­ge­gan­ge­nen Ver­pflich­tun­gen, na­ment­lich durch die Über­wei­sung von Geld oder die Über­tra­gung von Ef­fek­ten;
i.
öffent­li­che Kau­f­an­ge­bo­te: An­ge­bo­te zum Kauf oder zum Tausch von Ak­ti­en, Par­ti­zi­pa­ti­ons- oder Ge­nuss­schei­nen oder von an­de­ren Be­tei­li­gungs­pa­pie­ren (Be­tei­li­gungs­pa­pie­re), die sich öf­fent­lich an In­ha­be­rin­nen und In­ha­ber von Ak­ti­en oder von an­de­ren Be­tei­li­gungs­pa­pie­ren rich­ten;
j.7
In­si­de­r­in­for­ma­ti­on:ver­trau­li­che In­for­ma­ti­on, de­ren Be­kannt­wer­den ge­eig­net ist, den Kurs von Ef­fek­ten, die an ei­nem Han­dels­platz oder ei­nem DLT-Han­dels­sys­tem mit Sitz in der Schweiz zum Han­del zu­ge­las­sen sind, er­heb­lich zu be­ein­flus­sen.

3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 10 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Aug. 2021 (AS 2021 33, 399; BBl 2020 233).

4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 10 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Aug. 2021 (AS 2021 33, 399; BBl 2020 233).

5 SR 220

6 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 10 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Aug. 2021 (AS 2021 33, 399; BBl 2020 233).

7 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 10 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Aug. 2021 (AS 2021 33, 399; BBl 2020 233).

Art. 3 Konzernobergesellschaften und wesentliche Gruppengesellschaften  

1 Den Ar­ti­keln 88–92 un­ter­ste­hen, so­weit sie nicht im Rah­men der Auf­sicht über das Ein­zel­in­sti­tut der Kon­kurs­zu­stän­dig­keit der Eid­ge­nös­si­schen Fi­nanz­mark­tauf­sicht (FIN­MA) un­ter­ste­hen:

a.
in der Schweiz do­mi­zi­lier­te Kon­zer­no­ber­ge­sell­schaf­ten ei­ner Fi­nanz­grup­pe;
b.
die­je­ni­gen Grup­pen­ge­sell­schaf­ten mit Sitz in der Schweiz, die für die be­wil­li­gungs­pflich­ti­gen Tä­tig­kei­ten we­sent­li­che Funk­tio­nen er­fül­len (we­sent­li­che Grup­pen­ge­sell­schaf­ten).

2 Der Bun­des­rat re­gelt die Kri­te­ri­en zur Be­ur­tei­lung der We­sent­lich­keit.

3 Die FIN­MA be­zeich­net die we­sent­li­chen Grup­pen­ge­sell­schaf­ten und führt dar­über ein Ver­zeich­nis. Die­ses ist öf­fent­lich zu­gäng­lich.

2. Titel: Finanzmarktinfrastrukturen

1. Kapitel: Gemeinsame Bestimmungen

1. Abschnitt: Bewilligungsvoraussetzungen und Pflichten für alle Finanzmarktinfrastrukturen

Art. 4 Bewilligungspflicht  

1 Fi­nanz­marktin­fra­struk­tu­ren be­nö­ti­gen ei­ne Be­wil­li­gung der FIN­MA.

2 Ein Zah­lungs­sys­tem be­nö­tigt nur dann ei­ne Be­wil­li­gung der FIN­MA, wenn die Funk­ti­ons­fä­hig­keit des Fi­nanz­markts oder der Schutz der Fi­nanz­markt­teil­neh­me­rin­nen und -teil­neh­mer es er­for­dern und das Zah­lungs­sys­tem nicht durch ei­ne Bank be­trie­ben wird.

3 Fi­nanz­marktin­fra­struk­tu­ren, die durch die Schwei­ze­ri­sche Na­tio­nal­bank (SNB) oder in ih­rem Auf­trag be­trie­ben wer­den, sind im Um­fang die­ser Tä­tig­keit von der Be­wil­li­gung und der Auf­sicht durch die FIN­MA aus­ge­nom­men.

4 Die Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur darf sich erst nach Er­tei­lung der Be­wil­li­gung durch die FIN­MA in das Han­dels­re­gis­ter ein­tra­gen las­sen.

Art. 5 Bewilligungsvoraussetzungen  

An­spruch auf die Be­wil­li­gung hat, wer die Vor­aus­set­zun­gen die­ses Ab­schnitts und die für die ein­zel­nen Fi­nanz­marktin­fra­struk­tu­ren an­wend­ba­ren zu­sätz­li­chen Vor­aus­set­zun­gen er­füllt.

Art. 6 Zusätzliche Anforderungen an systemisch bedeutsame Finanzmarktinfrastrukturen  

Sys­te­misch be­deut­sa­me Fi­nanz­marktin­fra­struk­tu­ren (Art. 22) ha­ben zu­sätz­lich zu den Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 5 die An­for­de­run­gen des 2. Ab­schnitts zu er­fül­len.

Art. 7 Änderung der Tatsachen  

1 Die Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur mel­det der FIN­MA jeg­li­che Än­de­rung von Tat­sa­chen, die der Be­wil­li­gung oder der Ge­neh­mi­gung zu­grun­de lie­gen.

2 Sind die Än­de­run­gen von we­sent­li­cher Be­deu­tung, so hat die Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur für die Wei­ter­füh­rung der Tä­tig­keit vor­gän­gig die Be­wil­li­gung oder Ge­neh­mi­gung der FIN­MA ein­zu­ho­len.

3 Die­se Be­stim­mung fin­det auf an­er­kann­te aus­län­di­sche Fi­nanz­marktin­fra­struk­tu­ren sinn­ge­mä­ss An­wen­dung.

Art. 8 Organisation  

1 Die Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur muss ei­ne ju­ris­ti­sche Per­son nach schwei­ze­ri­schem Recht mit Sitz und Haupt­ver­wal­tung in der Schweiz sein.

2 Sie muss an­ge­mes­se­ne Re­geln zur Un­ter­neh­mens­füh­rung fest­le­gen und so or­ga­ni­siert sein, dass sie die ge­setz­li­chen Pflich­ten er­fül­len kann. Sie muss na­ment­lich be­son­de­re Or­ga­ne für die Ge­schäfts­füh­rung ei­ner­seits und für die Ober­lei­tung, Auf­sicht und Kon­trol­le an­der­seits be­stim­men und die Be­fug­nis­se zwi­schen die­sen Or­ga­nen so ab­gren­zen, dass ei­ne sach­ge­mäs­se und un­ab­hän­gi­ge Über­wa­chung der Ge­schäfts­füh­rung ge­währ­leis­tet ist. Sie legt die Auf­ga­ben und Kom­pe­ten­zen in den Sta­tu­ten und im Or­ga­ni­sa­ti­ons­re­gle­ment fest.

3 Sie iden­ti­fi­ziert, misst, steu­ert und über­wacht ih­re Ri­si­ken und sorgt für ein wirk­sa­mes in­ter­nes Kon­troll­sys­tem. Sie be­stellt ins­be­son­de­re ei­ne von der Ge­schäfts­füh­rung un­ab­hän­gi­ge in­ter­ne Re­vi­si­on und ei­ne von ope­ra­ti­ven Ge­schäfts­ein­hei­ten ge­trenn­te Com­plian­ce.

Art. 9 Gewähr  

1 Die Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur und die mit der Ver­wal­tung und Ge­schäfts­füh­rung der Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur be­trau­ten Per­so­nen müs­sen Ge­währ für ei­ne ein­wand­freie Ge­schäftstä­tig­keit bie­ten.8

2 Die mit der Ver­wal­tung und Ge­schäfts­füh­rung der Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur be­trau­ten Per­so­nen müs­sen zu­dem einen gu­ten Ruf ge­nies­sen und die für die Funk­ti­on er­for­der­li­chen fach­li­chen Qua­li­fi­ka­tio­nen auf­wei­sen.

3 Die an ei­ner Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur qua­li­fi­ziert Be­tei­lig­ten müs­sen eben­falls einen gu­ten Ruf ge­nies­sen und ge­währ­leis­ten, dass sich ihr Ein­fluss nicht zum Scha­den ei­ner um­sich­ti­gen und so­li­den Ge­schäftstä­tig­keit aus­wirkt.

4 Als an ei­ner Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur qua­li­fi­ziert be­tei­ligt gilt, wer an ihr di­rekt oder in­di­rekt mit min­des­tens 10 Pro­zent des Ka­pi­tals oder der Stim­men be­tei­ligt ist oder ih­re Ge­schäftstä­tig­keit auf an­de­re Wei­se mass­ge­bend be­ein­flus­sen kann.

5 Je­de Per­son hat der FIN­MA Mel­dung zu er­stat­ten, be­vor sie di­rekt oder in­di­rekt ei­ne qua­li­fi­zier­te Be­tei­li­gung nach Ab­satz 4 an ei­ner nach schwei­ze­ri­schem Recht or­ga­ni­sier­ten Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur er­wirbt oder ver­äus­sert. Die­se Mel­de­pflicht be­steht auch, wenn ei­ne qua­li­fi­zier­te Be­tei­li­gung so ver­grös­sert oder ver­klei­nert wird, dass die Schwel­len von 20, 33 oder 50 Pro­zent des Ka­pi­tals oder der Stim­men er­reicht, über- oder un­ter­schrit­ten wer­den.

6 Die Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur mel­det der FIN­MA die Per­so­nen, wel­che die Vor­aus­set­zun­gen nach Ab­satz 5 er­fül­len, so­bald sie da­von Kennt­nis hat. Sie hat der FIN­MA min­des­tens ein­mal jähr­lich ei­ne Auf­stel­lung der an ihr qua­li­fi­ziert Be­tei­lig­ten ein­zu­rei­chen.

8 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 18 des Fi­nan­z­in­sti­tuts­ge­set­zes vom 15. Ju­ni 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2018 5247, 2019 4631; BBl 2015 8901).

Art. 10 Nebendienstleistungen  

1 Ei­ne ju­ris­ti­sche Per­son darf nur ei­ne Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur be­trei­ben. Da­von aus­ge­nom­men ist der Be­trieb ei­nes mul­ti­la­te­ra­len Han­dels­sys­tems durch ei­ne Bör­se.

2 Für die Aus­übung ei­ner Ne­ben­dienst­leis­tung, für die nach den Fi­nanz­markt­ge­set­zen nach Ar­ti­kel 1 des Fi­nanz­mark­tauf­sichts­ge­set­zes vom 22. Ju­ni 20079 (Fi­nanz­markt­ge­set­ze) ei­ne Be­wil­li­gung oder Ge­neh­mi­gung ein­ge­holt wer­den muss, be­darf es ei­ner ent­spre­chen­den Be­wil­li­gung oder Ge­neh­mi­gung der FIN­MA und der Ein­hal­tung der zu­sätz­li­chen Be­wil­li­gungs­vor­aus­set­zun­gen.

3 Er­höht die Aus­übung ei­ner Ne­ben­dienst­leis­tung, die nach den Fi­nanz­markt­ge­set­zen kei­ner Be­wil­li­gung oder Ge­neh­mi­gung be­darf, die Ri­si­ken ei­ner Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur, so kann die FIN­MA or­ga­ni­sa­to­ri­sche Mass­nah­men oder die Be­reit­stel­lung zu­sätz­li­cher Ei­gen­mit­tel und aus­rei­chen­der Li­qui­di­tät ver­lan­gen.

Art. 11 Auslagerungen  

1 Will die Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur we­sent­li­che Dienst­leis­tun­gen wie das Ri­si­ko­ma­na­ge­ment aus­la­gern, so be­darf dies der vor­gän­gi­gen Ge­neh­mi­gung der FIN­MA. Han­delt es sich um ei­ne von der SNB als sys­te­misch be­deut­sam be­zeich­ne­te Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur, so hat die FIN­MA vor­gän­gig die SNB an­zu­hö­ren.

2 Die Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur re­gelt in ei­ner schrift­li­chen Ver­ein­ba­rung mit dem Dienst­leis­tungs­er­brin­ger die ge­gen­sei­ti­gen Rech­te und Pflich­ten.

3 La­gert die Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur Dienst­leis­tun­gen aus, so bleibt sie für die Er­fül­lung der Pflich­ten aus die­sem Ge­setz ver­ant­wort­lich.

Art. 12 Mindestkapital  

1 Das Min­dest­ka­pi­tal der Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur muss voll ein­be­zahlt sein.

2 Der Bun­des­rat legt die Hö­he des Min­dest­ka­pi­tals fest.

Art. 13 Geschäftskontinuität  

1 Ei­ne Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur muss über ei­ne an­ge­mes­se­ne Stra­te­gie ver­fü­gen, um den Ge­schäfts­be­trieb bei Ein­tre­ten von Scha­dener­eig­nis­sen auf­recht­er­hal­ten oder zeit­ge­recht wie­der­her­stel­len zu kön­nen.

2 Hält ei­ne Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur Ver­mö­gens­wer­te und Po­si­tio­nen von Teil­neh­mern, so hat sie durch an­ge­mes­se­ne Ver­fah­ren da­für zu sor­gen, dass die­se bei Ent­zug oder Rück­ga­be der Be­wil­li­gung um­ge­hend über­tra­gen oder ab­ge­wi­ckelt wer­den kön­nen.

Art. 14 Informationstechnische Systeme  

1 Ei­ne Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur be­treibt in­for­ma­ti­ons­tech­ni­sche Sys­te­me, wel­che:

a.
die Er­fül­lung der Pflich­ten aus die­sem Ge­setz si­cher­stel­len und ih­ren Tä­tig­kei­ten an­ge­mes­sen sind;
b.
über wirk­sa­me Not­fall­vor­keh­run­gen ver­fü­gen; und
c.
die Kon­ti­nui­tät ih­rer Ge­schäftstä­tig­keit ge­währ­leis­ten.

2 Sie sieht Vor­keh­run­gen zum Schutz der In­te­gri­tät und Ver­trau­lich­keit von In­for­ma­tio­nen ih­rer Teil­neh­mer und von de­ren Trans­ak­tio­nen vor.

Art. 15 Finanzgruppen  

1 Ist ei­ne Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur Teil ei­ner Fi­nanz­grup­pe, so kann die FIN­MA ih­re Be­wil­li­gung vom Be­ste­hen ei­ner an­ge­mes­se­nen kon­so­li­dier­ten Auf­sicht durch ei­ne Fi­nanz­mark­tauf­sichts­be­hör­de ab­hän­gig ma­chen.

2 Als Fi­nanz­grup­pe im Sin­ne die­ses Ge­set­zes gel­ten zwei oder meh­re­re Un­ter­neh­men:

a.
von de­nen min­des­tens ei­nes als Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur tä­tig ist;
b.
die haupt­säch­lich im Fi­nanz­be­reich tä­tig sind; und
c.
die ei­ne wirt­schaft­li­che Ein­heit bil­den oder von de­nen auf­grund an­de­rer Um­stän­de an­zu­neh­men ist, dass ein oder meh­re­re der Ein­zelauf­sicht un­ter­ste­hen­de Un­ter­neh­men recht­lich ver­pflich­tet oder fak­tisch ge­zwun­gen sind, Grup­pen­ge­sell­schaf­ten bei­zu­ste­hen.

3 Die Vor­schrif­ten des Ban­ken­ge­set­zes vom 8. No­vem­ber 193410 über Fi­nanz­grup­pen gel­ten sinn­ge­mä­ss.

Art. 16 Schutz vor Verwechslung und Täuschung  

1 Die Be­zeich­nung der Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur darf nicht zu Ver­wechs­lung oder Täu­schung An­lass ge­ben.

2 Die Be­zeich­nun­gen «Bör­se», «Mul­ti­la­te­ra­les Han­dels­sys­tem», «Mul­ti­la­te­ral Tra­ding Fa­ci­li­ty», «MTF», «Zen­tra­le Ge­gen­par­tei», «Cen­tral Coun­ter­par­ty», «CCP», «Ef­fek­ten­ab­wick­lungs­sys­tem», «Se­cu­ri­ties Sett­le­ment Sys­tem», «SSS», «Zen­tral­ver­wah­rer», «Cen­tral Se­cu­ri­ties De­po­si­to­ry», «CSD», «Trans­ak­ti­ons­re­gis­ter», «Tra­de Re­po­si­to­ry», «TR», «DLT-Han­dels­sys­tem», «DLT Tra­ding Sys­tem», «DLT Tra­ding Fa­ci­li­ty» und «DLT Ex­change» dür­fen im Zu­sam­men­hang mit dem An­bie­ten von Fi­nanz­dienst­leis­tun­gen nur für die ent­spre­chen­den, die­sem Ge­setz un­ter­stell­ten Fi­nanz­marktin­fra­struk­tu­ren ver­wen­det wer­den.11

11 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 10 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Aug. 2021 (AS 2021 33, 399; BBl 2020 233).

Art. 17 Auslandgeschäft  

Ei­ne Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur er­stat­tet der FIN­MA Mel­dung, be­vor sie:

a.
im Aus­land ei­ne Toch­ter­ge­sell­schaft, ei­ne Zweignie­der­las­sung oder ei­ne Ver­tre­tung er­rich­tet, er­wirbt oder auf­gibt;
b.
ei­ne qua­li­fi­zier­te Be­tei­li­gung an ei­ner aus­län­di­schen Ge­sell­schaft er­wirbt oder auf­gibt.
Art. 18 Diskriminierungsfreier und offener Zugang  

1 Die Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur ge­währt einen dis­kri­mi­nie­rungs­frei­en und of­fe­nen Zu­gang zu ih­ren Dienst­leis­tun­gen.

2 Sie kann den Zu­gang be­schrän­ken, so­fern:

a.
da­durch die Si­cher­heit oder die Ef­fi­zi­enz ge­stei­gert wird und die­se Wir­kung durch an­de­re Mass­nah­men nicht er­reicht wer­den kann; oder
b.
die Ei­gen­schaf­ten des mög­li­chen Teil­neh­mers den Ge­schäfts­be­trieb der Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur oder ih­rer Teil­neh­mer ge­fähr­den könn­ten.
Art. 19 Dokumentations- und Aufbewahrungspflichten  

Die Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur zeich­net die er­brach­ten Dienst­leis­tun­gen, die an­ge­wen­de­ten Ver­fah­ren und Pro­zes­se so­wie die aus­ge­üb­ten Tä­tig­kei­ten auf und be­wahrt sämt­li­che Auf­zeich­nun­gen wäh­rend zehn Jah­ren auf.

Art. 20 Vermeidung von Interessenkonflikten  

Die Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur trifft wirk­sa­me or­ga­ni­sa­to­ri­sche Mass­nah­men zur Fest­stel­lung, Ver­hin­de­rung, Bei­le­gung und Über­wa­chung von In­ter­es­sen­kon­flik­ten.

Art. 21 Veröffentlichung wesentlicher Informationen  

1 Die Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur ver­öf­fent­licht re­gel­mäs­sig al­le für die Teil­neh­mer, die Emit­ten­ten und die Öf­fent­lich­keit we­sent­li­chen In­for­ma­tio­nen, na­ment­lich:

a.
In­for­ma­tio­nen über ih­re Or­ga­ni­sa­ti­on;
b.
die Vor­aus­set­zun­gen für die Teil­nah­me;
c.
die Rech­te und Pflich­ten der Teil­neh­mer und Emit­ten­ten.

2 Sie ori­en­tiert sich da­bei an an­er­kann­ten in­ter­na­tio­na­len Stan­dards.

2. Abschnitt: Besondere Anforderungen für systemisch bedeutsame Finanzmarktinfrastrukturen

Art. 22 Systemisch bedeutsame Finanzmarktinfrastrukturen und Geschäftsprozesse  

1 Zen­tra­le Ge­gen­par­tei­en, Zen­tral­ver­wah­rer, Zah­lungs­sys­te­me und die DLT-Han­dels­sys­te­me, die Dienst­leis­tun­gen im Be­reich der zen­tra­len Ver­wah­rung, der Ab­rech­nung oder der Ab­wick­lung an­bie­ten, sind sys­te­misch be­deut­sam, wenn:12

a.
ih­re Nicht­ver­füg­bar­keit, na­ment­lich auf­grund tech­ni­scher oder ope­ra­tio­nel­ler Pro­ble­me oder fi­nan­zi­el­ler Schwie­rig­kei­ten, zu schwer­wie­gen­den Ver­lus­ten, Li­qui­di­täts­eng­päs­sen oder ope­ra­tio­nel­len Pro­ble­men bei Fi­nan­zin­ter­me­di­ären oder an­de­ren Fi­nanz­marktin­fra­struk­tu­ren füh­ren oder schwer­wie­gen­de Stö­run­gen an den Fi­nanz­märk­ten zur Fol­ge ha­ben kann; oder
b.
Zah­lungs- oder Lie­fer­schwie­rig­kei­ten ein­zel­ner Teil­neh­mer über sie auf an­de­re Teil­neh­mer oder ver­bun­de­ne Fi­nanz­marktin­fra­struk­tu­ren über­tra­gen wer­den kön­nen und bei die­sen zu schwer­wie­gen­den Ver­lus­ten, Li­qui­di­täts­eng­päs­sen oder ope­ra­tio­nel­len Pro­ble­men füh­ren oder schwer­wie­gen­de Stö­run­gen an den Fi­nanz­märk­ten zur Fol­ge ha­ben kön­nen.

2 Ein Ge­schäftspro­zess ei­ner Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur nach Ab­satz 1 ist sys­te­misch be­deut­sam, wenn:

a.
sei­ne Nicht­ver­füg­bar­keit zu schwer­wie­gen­den Ver­lus­ten, Li­qui­di­täts­eng­päs­sen oder ope­ra­tio­nel­len Pro­ble­men bei Fi­nan­zin­ter­me­di­ären oder an­de­ren Fi­nanz­marktin­fra­struk­tu­ren füh­ren oder schwer­wie­gen­de Stö­run­gen an den Fi­nanz­märk­ten zur Fol­ge ha­ben kann; und
b.
die Teil­neh­mer den Ge­schäftspro­zess kurz­fris­tig nicht sub­sti­tu­ie­ren kön­nen.

12 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 10 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Aug. 2021 (AS 2021 33, 399; BBl 2020 233).

Art. 23 Besondere Anforderungen  

1 Sys­te­misch be­deut­sa­me Fi­nanz­marktin­fra­struk­tu­ren müs­sen zur Ab­si­che­rung der von ih­nen aus­ge­hen­den Ri­si­ken für die Sta­bi­li­tät des Fi­nanz­sys­tems be­son­de­re An­for­de­run­gen er­fül­len.

2 Die be­son­de­ren An­for­de­run­gen müs­sen an­er­kann­ten in­ter­na­tio­na­len Stan­dards Rech­nung tra­gen. Sie kön­nen die ver­trag­li­chen Grund­la­gen, die ver­wen­de­ten Zah­lungs­mit­tel, das Ri­si­ko­ma­na­ge­ment, die Ge­schäfts­kon­ti­nui­tät und die in­for­ma­ti­ons­tech­ni­schen Sys­te­me be­tref­fen.

3 Die SNB re­gelt die Ein­zel­hei­ten in ei­ner Ver­ord­nung.

4 Die SNB kann nach An­hö­rung der FIN­MA sys­te­misch be­deut­sa­me Fi­nanz­marktin­fra­struk­tu­ren mit Sitz im Aus­land, die nach Ar­ti­kel 19 Ab­satz 2 des Na­tio­nal­bank­ge­set­zes vom 3. Ok­to­ber 200313 (NBG) un­ter die Über­wa­chung der SNB fal­len, von der Ein­hal­tung der be­son­de­ren An­for­de­run­gen be­frei­en, wenn:

a.
sie im Aus­land ei­ner gleich­wer­ti­gen Auf­sicht und Über­wa­chung un­ter­lie­gen; und
b.
die für die Auf­sicht und Über­wa­chung zu­stän­di­gen Be­hör­den mit der SNB nach Ar­ti­kel 21 Ab­satz 2 NBG14 zu­sam­men­ar­bei­ten.

13 SR 951.11

14 Heu­te: nach Art. 21 Bst. b NBG.

Art. 24 Stabilisierungs- und Abwicklungsplanung  

1 Ei­ne sys­te­misch be­deut­sa­me Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur er­stellt einen Sta­bi­li­sie­rungs­plan. Dar­in legt sie dar, mit wel­chen Mass­nah­men sie sich im Fall ei­ner Kri­se nach­hal­tig so sta­bi­li­sie­ren will, dass sie ih­re sys­te­misch be­deut­sa­men Ge­schäftspro­zes­se fort­füh­ren kann.

2 Die FIN­MA er­stellt einen Ab­wick­lungs­plan und legt dar­in dar, wie ei­ne von ihr an­ge­ord­ne­te Sa­nie­rung oder Li­qui­da­ti­on der sys­te­misch be­deut­sa­men Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur durch­ge­führt wer­den kann. Sie hört die SNB zum Ab­wick­lungs­plan an.

3 Die Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur reicht der FIN­MA den Sta­bi­li­sie­rungs­plan so­wie die für die Er­stel­lung des Ab­wick­lungs­plans er­for­der­li­chen In­for­ma­tio­nen ein.

4 Sie setzt die im Ab­wick­lungs­plan vor­ge­se­he­nen Mass­nah­men vor­be­rei­tend um, so­weit dies für die un­un­ter­bro­che­ne Wei­ter­füh­rung der sys­te­misch be­deut­sa­men Ge­schäftspro­zes­se not­wen­dig ist.

3. Abschnitt: Bewilligungsverfahren

Art. 25  

1 Die FIN­MA in­for­miert die SNB über Be­wil­li­gungs­ge­su­che von zen­tra­len Ge­gen­par­tei­en, Zen­tral­ver­wah­rern, Zah­lungs­sys­te­men und den DLT-Han­dels­sys­te­men, die Dienst­leis­tun­gen im Be­reich der zen­tra­len Ver­wah­rung, der Ab­rech­nung oder der Ab­wick­lung an­bie­ten.15

2 Die SNB be­zeich­net nach An­hö­rung der FIN­MA durch Ver­fü­gung die sys­te­misch be­deut­sa­men Fi­nanz­marktin­fra­struk­tu­ren und de­ren sys­te­misch be­deut­sa­me Ge­schäftspro­zes­se nach Ar­ti­kel 22. Sie legt zu­dem durch Ver­fü­gung fest, wel­che be­son­de­ren An­for­de­run­gen nach Ar­ti­kel 23 die ein­zel­ne sys­te­misch be­deut­sa­me Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur er­fül­len muss, und be­ur­teilt, ob sie die­se er­füllt.

3 Er­füllt die sys­te­misch be­deut­sa­me Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur die be­son­de­ren An­for­de­run­gen, so er­teilt die FIN­MA die Be­wil­li­gung, wenn auch die üb­ri­gen Be­wil­li­gungs­vor­aus­set­zun­gen er­füllt sind.

4 Die FIN­MA ge­neh­migt nach An­hö­rung der SNB den Sta­bi­li­sie­rungs­plan ei­ner sys­te­misch be­deut­sa­men Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur nach Ar­ti­kel 24.

5 Ge­langt die SNB zum Schluss, dass ei­ne Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur nicht sys­te­misch be­deut­sam ist, so teilt sie dies der FIN­MA mit. Sind die all­ge­mei­nen Be­wil­li­gungs­vor­aus­set­zun­gen er­füllt, so er­teilt die FIN­MA die Be­wil­li­gung.

6 Bei Ge­su­chen um An­er­ken­nung aus­län­di­scher zen­tra­ler Ge­gen­par­tei­en fin­det das Ver­fah­ren sinn­ge­mä­ss An­wen­dung.

15 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 10 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Aug. 2021 (AS 2021 33, 399; BBl 2020 233).

2. Kapitel: Handelsplätze, organisierte Handelssysteme und Strombörsen

1. Abschnitt: Handelsplätze

Art. 26 Begriffe  

In die­sem Ge­setz gel­ten als:

a.
Han­dels­platz: ei­ne Bör­se oder ein mul­ti­la­te­ra­les Han­dels­sys­tem;
b.
Bör­se: ei­ne Ein­rich­tung zum mul­ti­la­te­ra­len Han­del von Ef­fek­ten, an der Ef­fek­ten ko­tiert wer­den und die den gleich­zei­ti­gen Aus­tausch von An­ge­bo­ten un­ter meh­re­ren Teil­neh­mern so­wie den Ver­trags­ab­schluss nach nicht­dis­kre­tio­nären Re­geln bezweckt;
c.
mul­ti­la­te­ra­les Han­dels­sys­tem: ei­ne Ein­rich­tung zum mul­ti­la­te­ra­len Han­del von Ef­fek­ten, die den gleich­zei­ti­gen Aus­tausch von An­ge­bo­ten un­ter meh­re­ren Teil­neh­mern so­wie den Ver­trags­ab­schluss nach nicht­dis­kre­tio­nären Re­geln bezweckt, oh­ne Ef­fek­ten zu ko­tie­ren.
Art. 27 Selbstregulierung  

1 Der Han­dels­platz ge­währ­leis­tet un­ter Auf­sicht der FIN­MA ei­ne ei­ge­ne, sei­ner Tä­tig­keit an­ge­mes­se­ne Re­gu­lie­rungs- und Über­wa­chungs­or­ga­ni­sa­ti­on.

2 Die dem Han­dels­platz über­tra­ge­nen Re­gu­lie­rungs- und Über­wa­chungs­auf­ga­ben müs­sen durch un­ab­hän­gi­ge Stel­len wahr­ge­nom­men wer­den. Die lei­ten­den Per­so­nen die­ser Stel­len müs­sen:

a.
Ge­währ für ei­ne ein­wand­freie Ge­schäftstä­tig­keit bie­ten;
b.
einen gu­ten Ruf ge­nies­sen; und
c.
die für die Funk­ti­on er­for­der­li­chen fach­li­chen Qua­li­fi­ka­tio­nen auf­wei­sen.

3 Die Wahl der Per­so­nen nach Ab­satz 2 be­darf der Ge­neh­mi­gung der FIN­MA.

4 Der Han­dels­platz un­ter­brei­tet sei­ne Re­gle­men­te und de­ren Än­de­run­gen der FIN­MA zur Ge­neh­mi­gung.

Art. 28 Organisation des Handels  

1 Der Han­dels­platz er­lässt ein Re­gle­ment zur Or­ga­ni­sa­ti­on ei­nes ge­ord­ne­ten und trans­pa­ren­ten Han­dels.

2 Er führt chro­no­lo­gi­sche Auf­zeich­nun­gen über sämt­li­che bei ihm ge­tä­tig­ten Auf­trä­ge und Ge­schäf­te so­wie über die ihm ge­mel­de­ten Ge­schäf­te. Zu er­fas­sen sind na­ment­lich Zeit­punkt, be­tei­lig­te Teil­neh­mer, Ef­fek­ten, Stück­zahl oder No­mi­nal­wert und Preis der ge­han­del­ten Ef­fek­ten.

Art. 29 Vor- und Nachhandelstransparenz  

1 Der Han­dels­platz ver­öf­fent­licht die ak­tu­el­len Geld- und Brief­kur­se für Ak­ti­en und an­de­re Ef­fek­ten so­wie die Tie­fe der Han­dels­po­si­tio­nen zu die­sen Kur­sen (Vor­han­del­strans­pa­renz).

2 Er ver­öf­fent­licht zu­dem um­ge­hend In­for­ma­tio­nen zu den am Han­dels­platz ge­tä­tig­ten Ab­schlüs­sen und zu den ihm ge­mel­de­ten aus­ser­halb des Han­dels­plat­zes ge­tä­tig­ten Ab­schlüs­sen in sämt­li­chen zum Han­del zu­ge­las­se­nen Ef­fek­ten (Nach­han­del­strans­pa­renz). Zu ver­öf­fent­li­chen sind na­ment­lich der Preis, das Vo­lu­men und der Zeit­punkt der Ab­schlüs­se.

3 Der Bun­des­rat re­gelt un­ter Be­rück­sich­ti­gung an­er­kann­ter in­ter­na­tio­na­ler Stan­dards und der aus­län­di­schen Recht­s­ent­wick­lung:

a.
für wel­che an­de­ren Ef­fek­ten die Vor­han­del­strans­pa­renz gilt;
b.
Aus­nah­men von der Vor- und Nach­han­del­strans­pa­renz, ins­be­son­de­re im Zu­sam­men­hang mit Ef­fek­ten­ge­schäf­ten, die ein gros­ses Vo­lu­men auf­wei­sen, oder die von der SNB ge­tä­tigt wer­den.
Art. 30 Sicherstellung eines geordneten Handels  

1 Der Han­dels­platz, der ei­ne tech­ni­sche Platt­form be­treibt, muss über ein Han­dels­sys­tem ver­fü­gen, das auch bei ho­her Han­del­stä­tig­keit einen ge­ord­ne­ten Han­del ge­währ­leis­tet.

2 Er trifft wirk­sa­me Vor­keh­run­gen, um Stö­run­gen in sei­nem Han­dels­sys­tem zu ver­mei­den.

Art. 31 Überwachung des Handels  

1 Der Han­dels­platz über­wacht die Kurs­bil­dung und die am Han­dels­platz ge­tä­tig­ten Ab­schlüs­se so, dass das Aus­nüt­zen von In­si­de­r­in­for­ma­tio­nen, Kurs- und Markt­ma­ni­pu­la­tio­nen so­wie an­de­re Ge­set­zes- und Re­gle­ments­ver­let­zun­gen auf­ge­deckt wer­den kön­nen. Zu die­sem Zweck un­ter­sucht er zu­dem die ihm ge­mel­de­ten oder an­der­wei­tig zur Kennt­nis ge­brach­ten, aus­ser­halb des Han­dels­plat­zes ge­tä­tig­ten Ab­schlüs­se.

2 Bei Ver­dacht auf Ge­set­zes­ver­let­zun­gen oder sons­ti­ge Miss­stän­de be­nach­rich­tigt die für die Über­wa­chung des Han­dels zu­stän­di­ge Stel­le (Han­dels­über­wa­chungs­stel­le) die FIN­MA. Be­tref­fen die Ge­set­zes­ver­let­zun­gen Straf­tat­be­stän­de, so in­for­miert sie zu­sätz­lich un­ver­züg­lich die zu­stän­di­ge Straf­ver­fol­gungs­be­hör­de.

3 Die FIN­MA, die zu­stän­di­ge Straf­ver­fol­gungs­be­hör­de, die Über­nah­me­kom­mis­si­on und die Han­dels­über­wa­chungs­stel­le tau­schen In­for­ma­tio­nen aus, die sie im Rah­men der Zu­sam­men­ar­beit und zur Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben be­nö­ti­gen. Sie ver­wen­den die er­hal­te­nen In­for­ma­tio­nen aus­sch­liess­lich zur Er­fül­lung ih­rer je­wei­li­gen Auf­ga­ben.

Art. 32 Zusammenarbeit zwischen Handelsüberwachungsstellen  

1 In­län­di­sche Han­dels­über­wa­chungs­stel­len un­ter­schied­li­cher Han­del­splät­ze re­geln ver­trag­lich den kos­ten­lo­sen ge­gen­sei­ti­gen Aus­tausch von Han­dels­da­ten, so­fern an den be­tref­fen­den Han­del­splät­zen:

a.
iden­ti­sche Ef­fek­ten zum Han­del zu­ge­las­sen sind; oder
b.
Ef­fek­ten zum Han­del zu­ge­las­sen sind, die die Preis­fin­dung von Ef­fek­ten, die am an­de­ren Han­dels­platz zum Han­del zu­ge­las­sen sind, be­ein­flus­sen.

2 Sie ver­wen­den die er­hal­te­nen Da­ten aus­sch­liess­lich zur Er­fül­lung ih­rer je­wei­li­gen Auf­ga­ben.

3 In­län­di­sche Han­dels­über­wa­chungs­stel­len kön­nen den ge­gen­sei­ti­gen In­for­ma­ti­ons­aus­tausch mit aus­län­di­schen Han­dels­über­wa­chungs­stel­len ver­ein­ba­ren, so­fern:

a.
die Vor­aus­set­zun­gen ge­mä­ss Ab­satz 1 er­füllt sind; und
b.
die be­tref­fen­de aus­län­di­sche Han­dels­über­wa­chungs­stel­le ei­ner ge­setz­li­chen Ge­heim­hal­tungs­pflicht un­ter­liegt.
Art. 33 Einstellung des Handels  

1 Stellt ei­ne Bör­se den Han­del in ei­ner Ef­fek­te, die an ihr ko­tiert ist, auf In­itia­ti­ve des Emit­ten­ten oder auf­grund aus­ser­or­dent­li­cher Um­stän­de ein, so ver­öf­fent­licht sie die­sen Ent­scheid um­ge­hend.

2 Wird der Han­del in ei­ner Ef­fek­te ein­ge­stellt, so stel­len auch al­le an­de­ren Han­del­splät­ze, an de­nen die be­trof­fe­ne Ef­fek­te zum Han­del zu­ge­las­sen ist, den Han­del ein.

Art. 34 Zulassung von Teilnehmern  

1 Der Han­dels­platz er­lässt ein Re­gle­ment über die Zu­las­sung, die Pflich­ten und den Aus­schluss von Teil­neh­mern und be­ach­tet da­bei ins­be­son­de­re den Grund­satz der Gleich­be­hand­lung.

2 Als Teil­neh­mer ei­nes Han­dels­plat­zes kön­nen zu­ge­las­sen wer­den:16

a.17
Wert­pa­pier­häu­ser nach Ar­ti­kel 41 des Fi­nan­z­in­sti­tuts­ge­set­zes vom 15. Ju­ni 201818 (FI­NIG);
b.
wei­te­re von der FIN­MA nach Ar­ti­kel 3 des Fi­nanz­mark­tauf­sichts­ge­set­zes vom 22. Ju­ni 200719 (FIN­MAG) Be­auf­sich­tig­te, so­fern der Han­dels­platz si­cher­stellt, dass sie gleich­wer­ti­ge tech­ni­sche und ope­ra­ti­ve Vor­aus­set­zun­gen er­fül­len wie Wert­pa­pier­häu­ser20;
c.
von der FIN­MA nach Ar­ti­kel 40 be­wil­lig­te aus­län­di­sche Teil­neh­mer;
d.
die SNB;
e.21
der Bund;
f.22
die Schwei­ze­ri­sche Un­fall­ver­si­che­rungs­an­stalt (Su­va);
g.23
die Aus­gleichs­fonds AHV/IV/EO (com­pens­wiss).

3 Der Han­dels­platz kann wei­te­re Ein­rich­tun­gen als Teil­neh­mer zu­las­sen, wenn er si­cher­stellt, dass sie gleich­wer­ti­ge tech­ni­sche und ope­ra­ti­ve Vor­aus­set­zun­gen er­fül­len wie Wert­pa­pier­häu­ser, und die­se Ein­rich­tun­gen:

a.
öf­fent­li­che Auf­ga­ben wahr­neh­men und für die Wahr­neh­mung die­ser Auf­ga­ben auf ei­ne Teil­nah­me an­ge­wie­sen sind; und
b.
über ei­ne pro­fes­sio­nel­le Tre­so­re­rie ver­fü­gen.24

16 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 9 des BG vom 17. Dez. 2021 (In­sol­venz und Ein­la­gen­si­che­rung), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2022 732; BBl 2020 6359).

17 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 18 des Fi­nan­z­in­sti­tuts­ge­set­zes vom 15. Ju­ni 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2018 5247, 2019 4631; BBl 2015 8901).

18 SR 954.1

19 SR 956.1

20 Aus­druck ge­mä­ss An­hang Ziff. II 18 des Fi­nan­z­in­sti­tuts­ge­set­zes vom 15. Ju­ni 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2018 5247, 2019 4631; BBl 2015 8901). Die­se Änd. wur­de im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

21Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 9 des BG vom 17. Dez. 2021 (In­sol­venz und Ein­la­gen­si­che­rung), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2022 732; BBl 2020 6359).

22Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 9 des BG vom 17. Dez. 2021 (In­sol­venz und Ein­la­gen­si­che­rung), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2022 732; BBl 2020 6359).

23Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 9 des BG vom 17. Dez. 2021 (In­sol­venz und Ein­la­gen­si­che­rung), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2022 732; BBl 2020 6359).

24Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 9 des BG vom 17. Dez. 2021 (In­sol­venz und Ein­la­gen­si­che­rung), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2022 732; BBl 2020 6359).

Art. 35 Zulassung von Effekten durch eine Börse  

1 Die Bör­se er­lässt ein Re­gle­ment über die Zu­las­sung von Ef­fek­ten zum Han­del, ins­be­son­de­re über die Ko­tie­rung von Ef­fek­ten.

2 Die­ses trägt an­er­kann­ten in­ter­na­tio­na­len Stan­dards Rech­nung und ent­hält ins­be­son­de­re Vor­schrif­ten:

a.25
über die An­for­de­run­gen an die Ef­fek­ten und die Emit­ten­ten so­wie die Pflich­ten des Emit­ten­ten, der von ihm Be­auf­trag­ten und von Drit­ten im Zu­sam­men­hang mit der Ko­tie­rung oder der Zu­las­sung der Ef­fek­ten zum Han­del;
b.
über die Of­fen­le­gung von In­for­ma­tio­nen, auf wel­che die An­le­ge­rin­nen und An­le­ger für die Be­ur­tei­lung der Ei­gen­schaf­ten der Ef­fek­ten und die Qua­li­tät des Emit­ten­ten an­ge­wie­sen sind;
c.
über die Pflich­ten des Emit­ten­ten, der von ihm Be­auf­trag­ten und von Drit­ten wäh­rend der Dau­er der Ko­tie­rung oder der Zu­las­sung der Ef­fek­ten zum Han­del;
d.
nach de­nen zur Zu­las­sung von Be­tei­li­gungs­pa­pie­ren und An­lei­hen­sob­li­ga­tio­nen die Ar­ti­kel 7 und 826 des Re­vi­si­ons­auf­sichts­ge­set­zes vom 16. De­zem­ber 200527 (RAG) ein­zu­hal­ten sind.

2bis Die Pro­spekt­pflicht rich­tet sich aus­sch­liess­lich nach den Ar­ti­keln 35–57 des Fi­nanz­dienst­leis­tungs­ge­set­zes vom 15. Ju­ni 201828.29

3 Die Bör­se über­wacht die Ein­hal­tung des Re­gle­ments und er­greift bei Ver­stös­sen die ver­trag­lich vor­ge­se­he­nen Sank­tio­nen.

25 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 5 des Fi­nanz­dienst­leis­tungs­ge­set­zes vom 15. Ju­ni 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 4417; BBl 2015 8901).

26 Ar­ti­kel 8 Abs. 1 Bst. c und d sind nie in Kraft ge­tre­ten.

27 SR 221.302

28 SR 950.1

29 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 5 des Fi­nanz­dienst­leis­tungs­ge­set­zes vom 15. Ju­ni 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 4417; BBl 2015 8901).

Art. 36 Zulassung von Effekten durch ein multilaterales Handelssystem  

1 Das mul­ti­la­te­ra­le Han­dels­sys­tem er­lässt ein Re­gle­ment über die Zu­las­sung von Ef­fek­ten zum Han­del. Es legt dar­in ins­be­son­de­re fest, wel­ches die An­for­de­run­gen an die Ef­fek­ten und die Emit­ten­ten oder Drit­te im Zu­sam­men­hang mit der Zu­las­sung zum Han­del sind.30

2 Es über­wacht die Ein­hal­tung des Re­gle­ments und er­greift bei Ver­stös­sen die ver­trag­lich vor­ge­se­he­nen Sank­tio­nen.

3 Die Pro­spekt­pflicht rich­tet sich aus­sch­liess­lich nach den Ar­ti­keln 35–57 des Fi­nanz­dienst­leis­tungs­ge­set­zes vom 15. Ju­ni 201831.32

30 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 5 des Fi­nanz­dienst­leis­tungs­ge­set­zes vom 15. Ju­ni 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 4417; BBl 2015 8901).

31 SR 950.1

32 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 5 des Fi­nanz­dienst­leis­tungs­ge­set­zes vom 15. Ju­ni 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 4417; BBl 2015 8901).

Art. 37 Beschwerdeinstanz  

1 Der Han­dels­platz be­stellt ei­ne un­ab­hän­gi­ge Be­schwer­de­in­stanz, die in fol­gen­den Fäl­len an­ge­ru­fen wer­den kann:

a.
bei Ver­wei­ge­rung der Zu­las­sung ei­nes Teil­neh­mers;
b.
bei Ver­wei­ge­rung der Zu­las­sung ei­ner Ef­fek­te;
c.
bei Aus­schluss ei­nes Teil­neh­mers;
d.
bei Wi­der­ruf der Ef­fek­ten­zu­las­sung.

2 Er re­gelt de­ren Or­ga­ni­sa­ti­on und Ver­fah­ren.

3 Die Or­ga­ni­sa­ti­onss­truk­tur, die Ver­fah­rens­vor­schrif­ten und die Er­nen­nung der Mit­glie­der der Be­schwer­de­in­stanz be­dür­fen der Ge­neh­mi­gung durch die FIN­MA.

4 Nach der Durch­füh­rung des Be­schwer­de­ver­fah­rens kann Kla­ge beim Zi­vil­ge­richt er­ho­ben wer­den.

Art. 38 Aufzeichnungspflicht der Teilnehmer  

Die an ei­nem Han­dels­platz zu­ge­las­se­nen Teil­neh­mer zeich­nen die Auf­trä­ge und die von ih­nen ge­tä­tig­ten Ge­schäf­te mit al­len An­ga­ben auf, die für de­ren Nach­voll­zieh­bar­keit und für die Be­auf­sich­ti­gung ih­rer Tä­tig­keit er­for­der­lich sind.

Art. 39 Meldepflicht der Teilnehmer  

1 Die an ei­nem Han­dels­platz zu­ge­las­se­nen Teil­neh­mer ha­ben die für die Trans­pa­renz des Ef­fek­ten­han­dels er­for­der­li­chen Mel­dun­gen zu er­stat­ten.

2 Die FIN­MA legt fest, wel­che In­for­ma­tio­nen wem in wel­cher Form wei­ter­zu­lei­ten sind.

3 Die SNB ist im Rah­men der Er­fül­lung ih­rer öf­fent­li­chen Auf­ga­ben von der Mel­de­pflicht aus­ge­nom­men.

Art. 40 Bewilligung ausländischer Teilnehmer  

1 Die FIN­MA er­teilt ei­nem aus­län­di­schen Teil­neh­mer, wel­cher an ei­nem Schwei­zer Han­dels­platz teil­neh­men will, in der Schweiz aber kei­nen Sitz hat, ei­ne Be­wil­li­gung, wenn:

a.
er ei­ner an­ge­mes­se­nen Re­gu­lie­rung und Auf­sicht un­ter­steht;
b.
er der Schwei­zer Re­gu­lie­rung gleich­wer­ti­ge Ver­hal­tens-, Auf­zeich­nungs- und Mel­de­pflich­ten er­füllt;
c.
er si­cher­stellt, dass sei­ne Ak­ti­vi­tä­ten von den Ak­ti­vi­tä­ten von all­fäl­lig be­wil­lig­ten Schwei­zer Ein­hei­ten ge­trennt sind; und
d.
die zu­stän­di­gen Auf­sichts­be­hör­den:
1.
kei­ne Ein­wän­de ge­gen des­sen Tä­tig­keit in der Schweiz er­he­ben,
2.
der FIN­MA Amts­hil­fe leis­ten.

2 Sie kann die Be­wil­li­gung ver­wei­gern, wenn der Staat, in dem der aus­län­di­sche Teil­neh­mer sei­nen Sitz hat, den Schwei­zer Teil­neh­mern we­der tat­säch­li­chen Zu­gang zu sei­nen Märk­ten ge­währt noch die glei­chen Wett­be­werbs­mög­lich­kei­ten bie­tet wie in­län­di­schen Han­dels­teil­neh­mern. Vor­be­hal­ten blei­ben ab­wei­chen­de in­ter­na­tio­na­le Ver­pflich­tun­gen.

3 Ein aus­län­di­scher Teil­neh­mer, der be­reits an ei­nem Schwei­zer Han­dels­platz teil­nimmt, teilt der FIN­MA mit, wenn er Teil­neh­mer ei­nes wei­te­ren Schwei­zer Han­dels­plat­zes wer­den möch­te. Dies­falls hat die aus­län­di­sche Auf­sichts­be­hör­de zu be­stä­ti­gen, dass sie kei­ne Ein­wän­de ge­gen die Aus­wei­tung der Tä­tig­keit des aus­län­di­schen Teil­neh­mers in der Schweiz er­hebt.

4 Für die Teil­nah­me an geld­po­li­ti­schen Ope­ra­tio­nen mit der SNB be­darf es kei­ner Be­wil­li­gung der FIN­MA.

Art. 41 Anerkennung ausländischer Handelsplätze für Zugangsgewährung für Schweizer Teilnehmer 33  

1 Han­del­splät­ze mit Sitz im Aus­land ha­ben die An­er­ken­nung der FIN­MA ein­zu­ho­len, be­vor sie von der FIN­MA be­auf­sich­tig­ten Schwei­zer Teil­neh­mern di­rek­ten Zu­gang zu ih­ren Ein­rich­tun­gen ge­wäh­ren.

2 Die FIN­MA er­teilt die An­er­ken­nung, wenn:

a.
der aus­län­di­sche Han­dels­platz ei­ner an­ge­mes­se­nen Re­gu­lie­rung und Auf­sicht un­ter­steht; und
b.
die zu­stän­di­gen aus­län­di­schen Auf­sichts­be­hör­den:
1.
kei­ne Ein­wän­de ge­gen die grenz­über­schrei­ten­de Tä­tig­keit des aus­län­di­schen Han­dels­plat­zes er­he­ben,
2.
zu­si­chern, dass sie die FIN­MA be­nach­rich­ti­gen, wenn sie bei Schwei­zer Teil­neh­mern Ge­set­zes­ver­let­zun­gen oder sons­ti­ge Miss­stän­de fest­stel­len, und
3.
der FIN­MA Amts­hil­fe leis­ten.

3 Ein aus­län­di­scher Han­dels­platz gilt als an­er­kannt, wenn die FIN­MA fest­stellt, dass:

a.
der Staat, in dem der Han­dels­platz sei­nen Sitz hat, sei­ne Han­del­splät­ze an­ge­mes­sen re­gu­liert und be­auf­sich­tigt; und
b.
die Vor­aus­set­zun­gen nach Ab­satz 2 Buch­sta­be b er­füllt sind.

4 Die FIN­MA kann die An­er­ken­nung ver­wei­gern, wenn der Staat, in dem der aus­län­di­sche Han­dels­platz sei­nen Sitz hat, den Schwei­zer Han­del­splät­zen we­der tat­säch­li­chen Zu­gang zu sei­nen Märk­ten ge­währt noch die glei­chen Wett­be­werbs­mög­lich­kei­ten bie­tet wie in­län­di­schen Han­del­splät­zen. Vor­be­hal­ten blei­ben ab­wei­chen­de in­ter­na­tio­na­le Ver­pflich­tun­gen.

33 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. März 2023 (An­er­ken­nung aus­län­di­scher Han­del­splät­ze für den Han­del mit Be­tei­li­gungs­pa­pie­ren von Ge­sell­schaf­ten mit Sitz in der Schweiz), in Kraft vom 1. Jan. 2024 bis zum 31. Dez. 2028 (AS 2023 731; BBl 2022 1673).

1a. Abschnitt: Anerkennung ausländischer Handelsplätze für den Handel mit Beteiligungspapieren von Gesellschaften mit Sitz in der Schweiz34

34 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 17. März 2023 (Anerkennung ausländischer Handelsplätze für den Handel mit Beteiligungspapieren von Gesellschaften mit Sitz in der Schweiz), in Kraft vom 1. Jan. 2024 bis zum 31. Dez. 2028 (AS 2023 731; BBl 2022 1673).

Art. 41a Anerkennungspflicht  

1 Han­del­splät­ze mit Sitz im Aus­land be­dür­fen vor­gän­gig ei­ner An­er­ken­nung der FIN­MA, wenn:

a.
an ih­nen Be­tei­li­gungs­pa­pie­re von Ge­sell­schaf­ten mit Sitz in der Schweiz ge­han­delt wer­den oder sie den Han­del mit sol­chen Be­tei­li­gungs­pa­pie­ren an­der­wei­tig er­mög­li­chen; und
b.
die Be­tei­li­gungs­pa­pie­re nach Buch­sta­be a an ei­ner Bör­se in der Schweiz ko­tiert sind oder an ei­nem Schwei­zer Han­dels­platz ge­han­delt wer­den.

2 Kei­ne An­er­ken­nung be­nö­tigt ei­ne aus­län­di­sche Bör­se für den Han­del mit Be­tei­li­gungs­pa­pie­ren:

a.
die mit ei­nem vor dem 30. No­vem­ber 2018 er­teil­ten aus­drück­li­chen Ein­ver­ständ­nis von de­ren Emit­tent an der be­tref­fen­den Bör­se ko­tiert oder zum Han­del zu­ge­las­sen sind;
b.
die an der be­tref­fen­den Bör­se vor dem 30. No­vem­ber 2018 ko­tiert oder zum Han­del zu­ge­las­sen wur­den; und
c.
de­ren Emit­tent an der be­tref­fen­den Bör­se die mit der Ko­tie­rung oder Zu­las­sung zum Han­del ver­bun­de­nen Pflich­ten über­nimmt.

3 Die An­er­ken­nung fällt da­hin, so­bald der Han­dels­platz sei­nen Sitz in ei­ner Ju­ris­dik­ti­on nach Ar­ti­kel 41c Ab­satz 2 hat.

Art. 41b Voraussetzungen für die Anerkennung und Verfahren  

1 Die FIN­MA er­teilt die An­er­ken­nung auf Ge­such hin, wenn der aus­län­di­sche Han­dels­platz:

a.
ei­ner an­ge­mes­se­nen Re­gu­lie­rung und Auf­sicht un­ter­steht; und
b.
sei­nen Sitz nicht in ei­ner Ju­ris­dik­ti­on hat, die ih­re Markt­teil­neh­mer im Han­del mit Be­tei­li­gungs­pa­pie­ren von Ge­sell­schaf­ten mit Sitz in der Schweiz an Schwei­zer Han­del­splät­zen ein­schränkt und da­mit den Han­del mit sol­chen Be­tei­li­gungs­pa­pie­ren an Schwei­zer Han­del­splät­zen er­heb­lich be­ein­träch­tigt.

2 Sie kann einen aus­län­di­schen Han­dels­platz auch oh­ne Ge­such an­er­ken­nen, wenn er die An­for­de­run­gen nach Ab­satz 1 er­füllt.

Art. 41c Veröffentlichung von Listen  

1 Die FIN­MA pu­bli­ziert ei­ne Lis­te der an­er­kann­ten aus­län­di­schen Han­del­splät­ze.

2 Der Bun­des­rat pu­bli­ziert ei­ne Lis­te der Ju­ris­dik­tio­nen nach Ar­ti­kel 41b Ab­satz 1 Buch­sta­be b.

2. Abschnitt: Organisierte Handelssysteme

Art. 42 Begriff  

Als or­ga­ni­sier­tes Han­dels­sys­tem gilt ei­ne Ein­rich­tung zum:

a.
mul­ti­la­te­ra­len Han­del von Ef­fek­ten oder an­de­ren Fi­nan­z­in­stru­men­ten, die den Aus­tausch von An­ge­bo­ten so­wie den Ver­trags­ab­schluss nach dis­kre­tio­nären Re­geln bezweckt;
b.
mul­ti­la­te­ra­len Han­del von Fi­nan­z­in­stru­men­ten, die kei­ne Ef­fek­ten sind, die den Aus­tausch von An­ge­bo­ten so­wie den Ver­trags­ab­schluss nach nicht­dis­kre­tio­nären Re­geln bezweckt;
c.
bi­la­te­ra­len Han­del von Ef­fek­ten oder an­de­ren Fi­nan­z­in­stru­men­ten, die den Aus­tausch von An­ge­bo­ten bezweckt.
Art. 43 Bewilligungs- oder Anerkennungspflicht  

1 Wer ein or­ga­ni­sier­tes Han­dels­sys­tem be­treibt, be­darf ei­ner Be­wil­li­gung als Bank, Wert­pa­pier­haus oder DLT-Han­dels­sys­tem oder ei­ner Be­wil­li­gung oder An­er­ken­nung als Han­dels­platz.35

2 Kei­ner Be­wil­li­gung be­darf der Be­trieb ei­nes or­ga­ni­sier­ten Han­dels­sys­tems in­ner­halb ei­ner Fi­nanz­grup­pe, wenn er durch ei­ne ju­ris­ti­sche Per­son er­folgt, die:

a.
di­rekt von ei­ner Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur be­herrscht wird; und
b.
der kon­so­li­dier­ten Auf­sicht durch die FIN­MA un­ter­steht.

35 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 10 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Aug. 2021 (AS 2021 33, 399; BBl 2020 233).

Art. 44 Organisation und Vermeidung von Interessenkonflikten  

Wer ein or­ga­ni­sier­tes Han­dels­sys­tem be­treibt, muss:

a.
die­ses von den üb­ri­gen Ge­schäftstä­tig­kei­ten ge­trennt be­trei­ben;
b.
wirk­sa­me or­ga­ni­sa­to­ri­sche Mass­nah­men zur Fest­stel­lung, Ver­hin­de­rung, Bei­le­gung und Über­wa­chung von In­ter­es­sen­kon­flik­ten tref­fen;
c.
bei der Tä­ti­gung von Ei­gen­ge­schäf­ten über das von ihm be­trie­be­ne or­ga­ni­sier­te Han­dels­sys­tem si­cher­stel­len, dass die Kun­den­in­ter­es­sen um­fas­send ge­wahrt wer­den.
Art. 45 Sicherstellung eines geordneten Handels  

1 Wer ein or­ga­ni­sier­tes Han­dels­sys­tem be­treibt, muss si­cher­stel­len, dass die­ses auch bei ho­her Han­del­stä­tig­keit einen ge­ord­ne­ten Han­del ge­währ­leis­tet.

2 Er trifft wirk­sa­me Vor­keh­run­gen, um Stö­run­gen im Han­dels­sys­tem zu ver­mei­den.

Art. 46 Handelstransparenz  

1 Wer ein or­ga­ni­sier­tes Han­dels­sys­tem be­treibt, ver­öf­fent­licht In­for­ma­tio­nen zu den am Han­dels­sys­tem ge­tä­tig­ten Ab­schlüs­sen, na­ment­lich den Preis, das Vo­lu­men und den Zeit­punkt der Ab­schlüs­se.

2 Der Bun­des­rat re­gelt un­ter Be­rück­sich­ti­gung an­er­kann­ter in­ter­na­tio­na­ler Stan­dards und der aus­län­di­schen Recht­s­ent­wick­lung Aus­nah­men von die­ser Ver­öf­fent­li­chungs­pflicht, ins­be­son­de­re im Zu­sam­men­hang mit Ge­schäf­ten, die ein gros­ses Vo­lu­men auf­wei­sen, oder die von der SNB ge­tä­tigt wer­den.

3 Er kann in Über­ein­stim­mung mit an­er­kann­ten in­ter­na­tio­na­len Stan­dards die Aus­deh­nung der Ver­öf­fent­li­chungs­pflicht auf die Vor­han­del­strans­pa­renz vor­se­hen.

3. Abschnitt: Strombörsen

Art. 47  

1 Der Bun­des­rat kann für Bör­sen, die dem Han­del mit Strom­de­ri­va­ten die­nen, und den Han­del an die­sen Bör­sen Vor­schrif­ten er­las­sen, die von die­sem Ge­setz ab­wei­chen, um den Be­son­der­hei­ten des Strom­markts Rech­nung zu tra­gen, ins­be­son­de­re um das öf­fent­li­che In­ter­es­se an ei­ner ge­si­cher­ten Strom­ver­sor­gung zu wah­ren.

2 Er kann die FIN­MA er­mäch­ti­gen, im Ein­ver­neh­men mit der Elek­tri­zi­täts­kom­mis­si­on in Be­lan­gen von be­schränk­ter Trag­wei­te, na­ment­lich in vor­wie­gend tech­ni­schen An­ge­le­gen­hei­ten, Be­stim­mun­gen zu er­las­sen.

3. Kapitel: Zentrale Gegenparteien

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 48 Begriff  

Als zen­tra­le Ge­gen­par­tei gilt ei­ne Ein­rich­tung, die ge­stützt auf ein­heit­li­che Re­geln und Ver­fah­ren zwi­schen Ge­gen­par­tei­en ei­nes Ef­fek­ten­ge­schäfts oder ei­nes an­de­ren Kon­trakts über Fi­nan­z­in­stru­men­te tritt und so­mit als Käu­fer für je­den Ver­käu­fer und als Ver­käu­fer für je­den Käu­fer fun­giert.

Art. 49 Sicherheiten  

1 Die zen­tra­le Ge­gen­par­tei ver­langt von ih­ren Teil­neh­mern an­ge­mes­se­ne Si­cher­hei­ten, ins­be­son­de­re in Form von Er­stein­schuss­zah­lun­gen (In­iti­al Marg­ins), Nach­schuss­zah­lun­gen (Va­ria­ti­on Marg­ins) und Bei­trä­gen an den Aus­fall­fonds (Default Fund).

2 Die­se Si­cher­hei­ten sind min­des­tens so zu be­mes­sen, dass:

a.
die Nach­schuss­zah­lun­gen ei­nes Teil­neh­mers die lau­fen­den Kre­di­tri­si­ken auf­grund rea­li­sier­ter Markt­preis­ver­än­de­run­gen de­cken;
b.
die Er­stein­schuss­zah­lun­gen ei­nes Teil­neh­mers die po­ten­zi­el­len Kre­di­tri­si­ken, die sich bei des­sen Aus­fall für ei­ne zen­tra­le Ge­gen­par­tei auf­grund der er­war­te­ten Markt­preis­ver­än­de­run­gen er­ge­ben, mit ho­her Wahr­schein­lich­keit de­cken;
c.
die Er­stein­schuss­zah­lun­gen, Nach­schuss­zah­lun­gen und Aus­fall­fonds­bei­trä­ge aus­rei­chen, um den Ver­lust zu de­cken, der beim Aus­fall des Teil­neh­mers, ge­gen­über dem die zen­tra­le Ge­gen­par­tei die gröss­te Ri­si­ko­po­si­ti­on auf­weist, un­ter ex­tre­men, aber plau­si­blen Markt­be­din­gun­gen ent­steht.

3 Die zen­tra­le Ge­gen­par­tei ak­zep­tiert aus­sch­liess­lich Si­cher­hei­ten, die li­qui­de sind und nur ge­rin­ge Kre­dit- und Mark­tri­si­ken auf­wei­sen. Sie be­wer­tet die Si­cher­hei­ten vor­sich­tig.

Art. 50 Erfüllung der Zahlungsverpflichtungen  

1 Die zen­tra­le Ge­gen­par­tei und ih­re Teil­neh­mer er­fül­len ih­re ge­gen­sei­ti­gen Zah­lungs­ver­pflich­tun­gen durch die Über­tra­gung von bei ei­ner Zen­tral­bank ge­hal­te­nen Sicht­gut­ha­ben.

2 Ist dies un­mög­lich oder nicht prak­ti­ka­bel, so ver­wen­den sie ein Zah­lungs­mit­tel mit ge­rin­gen Kre­dit- und Li­qui­di­täts­ri­si­ken. Die zen­tra­le Ge­gen­par­tei mi­ni­miert und über­wacht die­se Ri­si­ken lau­fend.

Art. 51 Eigenmittel und Risikoverteilung  

1 Die zen­tra­le Ge­gen­par­tei muss ein­zeln und auf kon­so­li­dier­ter Ba­sis über an­ge­mes­se­ne Ei­gen­mit­tel ver­fü­gen und ih­re Ri­si­ken an­ge­mes­sen ver­tei­len.

2 Der Bun­des­rat legt die Hö­he der Ei­gen­mit­tel nach Mass­ga­be der Ge­schäftstä­tig­keit und der Ri­si­ken fest und be­stimmt die An­for­de­run­gen an die Ri­si­ko­ver­tei­lung.

Art. 52 Liquidität  

1 Die zen­tra­le Ge­gen­par­tei muss über Li­qui­di­tät ver­fü­gen, die aus­reicht, um:

a.
ih­ren Zah­lungs­ver­pflich­tun­gen auch beim Aus­fall des Teil­neh­mers, ge­gen­über dem sie die gröss­te Ri­si­ko­po­si­ti­on auf­weist, un­ter ex­tre­men, aber plau­si­blen Markt­be­din­gun­gen in al­len Wäh­run­gen nach­zu­kom­men; und
b.
ih­re Dienst­leis­tun­gen und Tä­tig­kei­ten ord­nungs­ge­mä­ss aus­füh­ren zu kön­nen.

2 Sie legt ih­re Fi­nanz­mit­tel aus­sch­liess­lich in bar oder in li­qui­den Fi­nan­z­in­stru­men­ten mit ge­rin­gem Markt- und Kre­di­tri­si­ko an.

Art. 53 Verfahren bei Ausfall eines Teilnehmers  

1 Die zen­tra­le Ge­gen­par­tei sieht Mass­nah­men zur Be­gren­zung der Kre­dit- und Li­qui­di­täts­ri­si­ken vor, wel­che beim Aus­fall ei­nes Teil­neh­mers ent­ste­hen.

2 Sie ver­wen­det zur De­ckung all­fäl­li­ger Ver­lus­te beim Aus­fall ei­nes Teil­neh­mers die Si­cher­hei­ten und Ei­gen­mit­tel in fol­gen­der Rei­hen­fol­ge:

a.
Ein­schuss­zah­lun­gen des aus­ge­fal­le­nen Teil­neh­mers;
b.
Aus­fall­fonds­bei­trä­ge des aus­ge­fal­le­nen Teil­neh­mers;
c.
zu­ge­ord­ne­te Ei­gen­mit­tel der zen­tra­len Ge­gen­par­tei;
d.
Aus­fall­fonds­bei­trä­ge der nicht aus­ge­fal­le­nen Teil­neh­mer.

3 Sie sieht Re­geln vor, wie wei­ter­ge­hen­de Ver­lus­te ge­deckt wer­den. Sie darf nicht:

a.
die von nicht aus­ge­fal­le­nen Teil­neh­mern ge­leis­te­ten Ein­schuss­zah­lun­gen ver­wen­den, um Ver­lus­te auf­grund des Aus­falls ei­nes an­de­ren Teil­neh­mers zu de­cken;
b.
die Si­cher­hei­ten von in­di­rek­ten Teil­neh­mern ver­wen­den, um Ver­lus­te auf­grund des Aus­falls ei­nes Teil­neh­mers oder ei­nes an­de­ren in­di­rek­ten Teil­neh­mers zu de­cken; oder
c.
den bei ihr hin­ter­leg­ten über die Ein­schuss­for­de­rung hin­aus­ge­hen­den Über­schuss ei­nes in­di­rek­ten Teil­neh­mers nach Ar­ti­kel 59 Ab­satz 3 ver­wen­den, um Ver­lus­te auf­grund des Aus­falls ei­nes Teil­neh­mers oder ei­nes an­de­ren in­di­rek­ten Teil­neh­mers zu de­cken.
Art. 54 Segregierung  

1 Die zen­tra­le Ge­gen­par­tei muss:

a.
ih­re ei­ge­nen Ver­mö­gens­wer­te, For­de­run­gen und Ver­pflich­tun­gen von den Si­cher­hei­ten, For­de­run­gen und Ver­pflich­tun­gen ih­rer Teil­neh­mer tren­nen; und
b.
Si­cher­hei­ten, For­de­run­gen und Ver­pflich­tun­gen ei­nes Teil­neh­mers von den­je­ni­gen an­de­rer Teil­neh­mer tren­nen.

2 Sie bie­tet ih­ren Teil­neh­mern die Mög­lich­keit:

a.
ei­ge­ne Si­cher­hei­ten, For­de­run­gen und Ver­pflich­tun­gen von den­je­ni­gen der in­di­rek­ten Teil­neh­mer zu tren­nen;
b.
die Si­cher­hei­ten, For­de­run­gen und Ver­pflich­tun­gen der in­di­rek­ten Teil­neh­mer ge­mein­sam (Om­ni­bus-Kun­den-Kon­ten­tren­nung) oder ge­son­dert (Ein­zel­kun­den-Kon­ten­tren­nung) zu hal­ten und auf­zu­zeich­nen.
Art. 55 Übertragbarkeit  

1 Die zen­tra­le Ge­gen­par­tei stellt si­cher, dass bei Aus­fall ei­nes Teil­neh­mers Si­cher­hei­ten, For­de­run­gen und Ver­pflich­tun­gen, die der Teil­neh­mer für Rech­nung ei­nes in­di­rek­ten Teil­neh­mers hält, auf einen vom in­di­rek­ten Teil­neh­mer be­nann­ten an­de­ren Teil­neh­mer über­tra­gen wer­den kön­nen.

2 Ein Teil­neh­mer gilt als aus­ge­fal­len, wenn:

a.
er in­ner­halb der von der zen­tra­len Ge­gen­par­tei fest­ge­setz­ten Frist die Zu­las­sungs­vor­aus­set­zun­gen, wel­che die fi­nan­zi­el­le Leis­tungs­fä­hig­keit des Teil­neh­mers be­tref­fen, nicht er­füllt; oder
b.
ein Zwangs­li­qui­da­ti­ons­ver­fah­ren zum Zwe­cke der Ge­ne­ra­le­xe­ku­ti­on über ihn er­öff­net wur­de.

2. Abschnitt: Interoperabilitätsvereinbarungen

Art. 56 Diskriminierungsfreier Zugang  

1 Zen­tra­le Ge­gen­par­tei­en kön­nen Ver­ein­ba­run­gen über die in­te­r­ope­ra­ble Ab­rech­nung von Fi­nanz­trans­ak­tio­nen (In­te­r­ope­ra­bi­li­täts­ver­ein­ba­run­gen) schlies­sen.

2 Ei­ne zen­tra­le Ge­gen­par­tei hat das Ge­such ei­ner an­de­ren zen­tra­len Ge­gen­par­tei be­tref­fend den Ab­schluss ei­ner In­te­r­ope­ra­bi­li­täts­ver­ein­ba­rung an­zu­neh­men, es sei denn, der Ab­schluss die­ser Ver­ein­ba­rung ge­fähr­det die Si­cher­heit und die Ef­fi­zi­enz der Ab­rech­nung.

Art. 57 Genehmigung  

1 Der Ab­schluss ei­ner In­te­r­ope­ra­bi­li­täts­ver­ein­ba­rung un­ter­liegt der Ge­neh­mi­gung durch die FIN­MA.

2 Die In­te­r­ope­ra­bi­li­täts­ver­ein­ba­rung wird ge­neh­migt, wenn:

a.
die je­wei­li­gen Rech­te und Pflich­ten der zen­tra­len Ge­gen­par­tei­en ge­re­gelt sind;
b.
die zen­tra­len Ge­gen­par­tei­en über an­ge­mes­se­ne Ver­fah­ren und In­stru­men­te zur Be­wirt­schaf­tung der Ri­si­ken, die aus der In­te­r­ope­ra­bi­li­täts­ver­ein­ba­rung ent­ste­hen, ver­fü­gen;
c.
die zen­tra­le Ge­gen­par­tei die aus der In­te­r­ope­ra­bi­li­täts­ver­ein­ba­rung ent­ste­hen­den Kre­dit- und Li­qui­di­täts­ri­si­ken deckt, in­dem sie von der an­de­ren zen­tra­len Ge­gen­par­tei um­ge­hend an­ge­mes­se­ne Si­cher­hei­ten ver­langt;
d.
die zen­tra­len Ge­gen­par­tei­en von der FIN­MA be­wil­ligt oder an­er­kannt sind;
e.
die Be­hör­den, die für die Auf­sicht und Über­wa­chung der aus­län­di­schen zen­tra­len Ge­gen­par­tei zu­stän­dig sind, mit den zu­stän­di­gen Schwei­zer Be­hör­den zu­sam­men­ar­bei­ten.

3 So­fern ei­ne der an der In­te­r­ope­ra­bi­li­täts­ver­ein­ba­rung be­tei­lig­ten zen­tra­len Ge­gen­par­tei­en sys­te­misch be­deut­sam ist, holt die FIN­MA vor der Ge­neh­mi­gung die Zu­stim­mung der SNB ein.

4 Wei­tet ei­ne an ei­ner In­te­r­ope­ra­bi­li­täts­ver­ein­ba­rung be­tei­lig­te zen­tra­le Ge­gen­par­tei ih­re Tä­tig­keit auf einen neu­en Han­dels­platz aus und wer­den da­mit kei­ne neu­en Ri­si­ken be­grün­det, so be­darf die In­te­r­ope­ra­bi­li­täts­ver­ein­ba­rung kei­ner neu­en Ge­neh­mi­gung.

3. Abschnitt: Teilnehmer

Art. 58 Preisbekanntgabe  

Die Teil­neh­mer ei­ner zen­tra­len Ge­gen­par­tei, die in­di­rek­ten Teil­neh­mern den Zu­gang zu ei­ner zen­tra­len Ge­gen­par­tei er­mög­li­chen, ma­chen die Prei­se für die Dienst­leis­tun­gen, die sie im Zu­sam­men­hang mit der Ab­rech­nung er­brin­gen, öf­fent­lich be­kannt.

Art. 59 Segregierung  

1 Ein Teil­neh­mer ei­ner zen­tra­len Ge­gen­par­tei trennt bei der zen­tra­len Ge­gen­par­tei und in ei­ge­nen Kon­ten ge­führ­te ei­ge­ne Ver­mö­gens­wer­te, For­de­run­gen und Ver­pflich­tun­gen von den Si­cher­hei­ten, For­de­run­gen und Ver­pflich­tun­gen der in­di­rek­ten Teil­neh­mer.

2 Er bie­tet den in­di­rek­ten Teil­neh­mern die Mög­lich­keit, die Si­cher­hei­ten, For­de­run­gen und Ver­pflich­tun­gen ge­mein­sam mit den­je­ni­gen an­de­rer in­di­rek­ter Teil­neh­mer (Om­ni­bus-Kun­den-Kon­ten­tren­nung) oder ge­son­dert (Ein­zel­kun­den-Kon­ten­tren­nung) zu hal­ten und auf­zu­zeich­nen.

3 Wählt ein in­di­rek­ter Teil­neh­mer die Ein­zel­kun­den-Kon­ten­tren­nung, so muss der Teil­neh­mer je­den über die Ein­schuss­for­de­rung an den in­di­rek­ten Teil­neh­mer hin­aus­ge­hen­den Über­schuss bei der zen­tra­len Ge­gen­par­tei hin­ter­le­gen und von den Ein­schuss­zah­lun­gen an­de­rer in­di­rek­ter Teil­neh­mer un­ter­schei­den.

4 Ein Teil­neh­mer ei­ner zen­tra­len Ge­gen­par­tei macht die Kos­ten und die Ein­zel­hei­ten zum Um­fang des durch die Kon­ten­füh­rung nach Ab­satz 2 ge­währ­ten Schut­zes öf­fent­lich be­kannt.

4. Abschnitt: Anerkennung ausländischer zentraler Gegenparteien

Art. 60  

1 Ei­ne zen­tra­le Ge­gen­par­tei mit Sitz im Aus­land muss die An­er­ken­nung der FIN­MA ein­ho­len, be­vor sie:

a.
be­auf­sich­tig­ten Schwei­zer Teil­neh­mern di­rek­ten Zu­gang zu ih­rer Ein­rich­tung ge­währt;
b.
Dienst­leis­tun­gen für ei­ne Schwei­zer Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur er­bringt;
c.
mit ei­ner schwei­ze­ri­schen zen­tra­len Ge­gen­par­tei ei­ne In­te­r­ope­ra­bi­li­täts­ver­ein­ba­rung ein­geht.

2 Die FIN­MA er­teilt die An­er­ken­nung, wenn:

a.
die aus­län­di­sche zen­tra­le Ge­gen­par­tei ei­ner an­ge­mes­se­nen Re­gu­lie­rung und Auf­sicht un­ter­steht; und
b.
die zu­stän­di­gen aus­län­di­schen Auf­sichts­be­hör­den:
1.
kei­ne Ein­wän­de ge­gen die grenz­über­schrei­ten­de Tä­tig­keit der aus­län­di­schen zen­tra­len Ge­gen­par­tei er­he­ben,
2.
zu­si­chern, dass sie die FIN­MA be­nach­rich­ti­gen, wenn sie bei Schwei­zer Teil­neh­mern Ge­set­zes­ver­let­zun­gen oder sons­ti­ge Miss­stän­de fest­stel­len, und
3.
der FIN­MA Amts­hil­fe leis­ten.

3 Sie kann die An­er­ken­nung ver­wei­gern, wenn der Staat, in dem die aus­län­di­sche zen­tra­le Ge­gen­par­tei ih­ren Sitz hat, den schwei­ze­ri­schen zen­tra­len Ge­gen­par­tei­en we­der tat­säch­li­chen Zu­gang zu ih­ren Märk­ten ge­währt noch die glei­chen Wett­be­werbs­mög­lich­kei­ten bie­tet wie in­län­di­schen zen­tra­len Ge­gen­par­tei­en. Vor­be­hal­ten blei­ben ab­wei­chen­de in­ter­na­tio­na­le Ver­pflich­tun­gen.

4 Sie kann ei­ne aus­län­di­sche zen­tra­le Ge­gen­par­tei von der Ein­ho­lung der An­er­ken­nung be­frei­en, so­fern da­durch der Schutz­zweck die­ses Ge­set­zes nicht be­ein­träch­tigt wird.

4. Kapitel: Zentralverwahrer

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 61 Begriffe  

1 Als Zen­tral­ver­wah­rer gilt der Be­trei­ber ei­ner zen­tra­len Ver­wah­rungs­stel­le oder ei­nes Ef­fek­ten­ab­wick­lungs­sys­tems.

2 Als zen­tra­le Ver­wah­rungs­stel­le gilt ei­ne Ein­rich­tung, die ge­stützt auf ein­heit­li­che Re­geln und Ver­fah­ren Ef­fek­ten und an­de­re Fi­nan­z­in­stru­men­te zen­tral ver­wahrt.

3 Als Ef­fek­ten­ab­wick­lungs­sys­tem gilt ei­ne Ein­rich­tung, die ge­stützt auf ein­heit­li­che Re­geln und Ver­fah­ren, Ge­schäf­te mit Ef­fek­ten und an­de­ren Fi­nan­z­in­stru­men­ten ab­rech­net und ab­wi­ckelt.

Art. 62 Grundsätze der Verwahrung, Verbuchung und Übertragung von Effekten  

1 Der Zen­tral­ver­wah­rer ge­währ­leis­tet ei­ne sach­ge­rech­te und rechts­kon­for­me Ver­wah­rung, Ver­bu­chung und Über­tra­gung von Ef­fek­ten.

2Er un­ter­sagt sei­nen Teil­neh­mern das Über­zie­hen von Ef­fek­ten­kon­ten für bei ihm zen­tral ver­wahr­te Ef­fek­ten.

3 Er prüft täg­lich, ob die An­zahl der von ei­nem Emit­ten­ten bei ihm aus­ge­ge­be­nen Ef­fek­ten der An­zahl der Ef­fek­ten ent­spricht, die auf den Ef­fek­ten­kon­ten der Teil­neh­mer er­fasst sind.

4 Er legt den Zeit­punkt fest, ab wel­chem:

a.
ei­ne Wei­sung für einen Ef­fek­ten­über­trag nicht mehr ab­ge­än­dert oder wi­der­ru­fen wer­den kann;
b.
ein Ef­fek­ten­über­trag ab­ge­wi­ckelt ist.

5 Er über­trägt die Ef­fek­ten wenn mög­lich in Echt­zeit, spä­tes­tens aber am En­de des Va­lu­ta­ta­ges.

Art. 63 Abwicklungsfristen  

1 Der Zen­tral­ver­wah­rer legt die Fris­ten fest, in­nert wel­cher die Teil­neh­mer ih­re Ef­fek­ten­ge­schäf­te in sei­nem Sys­tem ab­zu­wi­ckeln ha­ben. Er ori­en­tiert sich da­bei ins­be­son­de­re an in­ter­na­tio­na­len Usan­zen und den Be­dürf­nis­sen sei­ner Teil­neh­mer.

2 Er er­mög­licht sei­nen Teil­neh­mern die Ab­wick­lung von Ge­schäf­ten in­ner­halb der von ihm fest­ge­leg­ten Fris­ten.

3 Er über­wacht, dass die Ge­schäf­te in­ner­halb der vor­ge­se­he­nen Fris­ten ab­ge­wi­ckelt wer­den. Bei ver­spä­te­ter Ab­wick­lung er­greift er die ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Sank­tio­nen.

Art. 64 Sicherheiten  

1 Der Zen­tral­ver­wah­rer deckt Ri­si­ken, die bei ei­ner Kre­dit­ge­wäh­rung ent­ste­hen, durch ge­eig­ne­te Mass­nah­men.

2 Er ak­zep­tiert aus­sch­liess­lich Si­cher­hei­ten, die li­qui­de sind und nur ge­rin­ge Kre­dit- und Mark­tri­si­ken auf­wei­sen. Er be­wer­tet die Si­cher­hei­ten vor­sich­tig.

Art. 65 Erfüllung der Zahlungsverpflichtungen  

1 Der Zen­tral­ver­wah­rer er­mög­licht die Ab­wick­lung von Zah­lun­gen im Zu­sam­men­hang mit bei ihm ver­wahr­ten oder ver­buch­ten Ef­fek­ten durch Über­tra­gung von bei ei­ner Zen­tral­bank ge­hal­te­nen Sicht­gut­ha­ben.

2 Ist dies un­mög­lich oder nicht prak­ti­ka­bel, so ver­wen­det er ein Zah­lungs­mit­tel, das kei­ne oder nur ge­rin­ge Kre­dit- und Li­qui­di­täts­ri­si­ken auf­weist. Er mi­ni­miert und über­wacht die­se Ri­si­ken lau­fend.

Art. 66 Eigenmittel und Risikoverteilung  

1 Der Zen­tral­ver­wah­rer muss ein­zeln und auf kon­so­li­dier­ter Ba­sis über an­ge­mes­se­ne Ei­gen­mit­tel ver­fü­gen und sei­ne Ri­si­ken an­ge­mes­sen ver­tei­len.

2 Der Bun­des­rat legt die Hö­he der Ei­gen­mit­tel nach Mass­ga­be der Ge­schäftstä­tig­keit und der Ri­si­ken fest und be­stimmt die An­for­de­run­gen an die Ri­si­ko­ver­tei­lung.

Art. 67 Liquidität  

1 Der Zen­tral­ver­wah­rer muss über Li­qui­di­tät ver­fü­gen, die aus­reicht, um:

a.
sei­nen Zah­lungs­ver­pflich­tun­gen auch beim Aus­fall des Teil­neh­mers, ge­gen­über dem er die gröss­te Ri­si­ko­po­si­ti­on auf­weist, un­ter ex­tre­men, aber plau­si­blen Markt­be­din­gun­gen in al­len Wäh­run­gen nach­zu­kom­men; und
b.
sei­ne Dienst­leis­tun­gen und Tä­tig­kei­ten ord­nungs­ge­mä­ss aus­füh­ren zu kön­nen.

2 Er legt sei­ne Fi­nanz­mit­tel aus­sch­liess­lich in bar oder in li­qui­den Fi­nan­z­in­stru­men­ten mit ge­rin­gem Markt- und Kre­di­tri­si­ko an.

Art. 68 Verfahren bei Ausfall eines Teilnehmers  

Der Zen­tral­ver­wah­rer sieht Mass­nah­men zur Be­gren­zung der Kre­dit- und Li­qui­di­täts­ri­si­ken vor, die beim Aus­fall ei­nes Teil­neh­mers ent­ste­hen.

Art. 69 Segregierung  

1 Der Zen­tral­ver­wah­rer muss:

a.
sei­ne ei­ge­nen Ver­mö­gens­wer­te von den Ef­fek­ten sei­ner Teil­neh­mer tren­nen; und
b.
die Ef­fek­ten ei­nes Teil­neh­mers von den­je­ni­gen an­de­rer Teil­neh­mer tren­nen.

2 Er bie­tet sei­nen Teil­neh­mern die Mög­lich­keit:

a.
ei­ge­ne Ef­fek­ten von den­je­ni­gen der in­di­rek­ten Teil­neh­mer zu tren­nen;
b.
die Ef­fek­ten der in­di­rek­ten Teil­neh­mer ge­mein­sam (Om­ni­bus-Kun­den-Kon­ten­tren­nung) oder ge­son­dert (Ein­zel­kun­den-Kon­ten­tren­nung) zu hal­ten und auf­zu­zeich­nen.

2. Abschnitt: Verbindungen von Zentralverwahrern

Art. 70 Begriff  

Als Ver­bin­dun­gen von Zen­tral­ver­wah­rern gel­ten Ver­ein­ba­run­gen:

a.
zwi­schen Zen­tral­ver­wah­rern über die ge­gen­sei­ti­ge Aus­füh­rung von Zah­lungs- und Über­tra­gungs­auf­trä­gen (in­te­r­ope­ra­ble Ver­bin­dun­gen);
b.
über die di­rek­te oder in­di­rek­te Teil­nah­me ei­nes Zen­tral­ver­wah­rers an ei­nem an­de­ren Zen­tral­ver­wah­rer (Zu­gangs­ver­bin­dun­gen).
Art. 71 Genehmigung  

1 Die Er­rich­tung fol­gen­der Ver­bin­dun­gen von Zen­tral­ver­wah­rern be­darf der Ge­neh­mi­gung der FIN­MA:

a.
in­te­r­ope­ra­bler Ver­bin­dun­gen;
b.
Zu­gangs­ver­bin­dun­gen, bei der ein Zen­tral­ver­wah­rer für den an­de­ren Dienst­leis­tun­gen er­bringt, die er für an­de­re Teil­neh­mer nicht er­bringt.

2 Die­se wird er­teilt, wenn die Zen­tral­ver­wah­rer:

a.
zu ih­rem ei­ge­nen Schutz und zum Schutz ih­rer Teil­neh­mer über Re­geln, Ver­fah­ren und Kon­trol­len ver­fü­gen, mit de­nen sie die Ri­si­ken aus ih­rer Ver­bin­dung er­fas­sen, be­gren­zen und über­wa­chen;
b.
ih­re Auf­zeich­nun­gen auf ih­re Kor­rekt­heit hin über­prü­fen, in­dem sie sie ab­glei­chen; und
c.
ih­re Rech­te und Pflich­ten so­wie ge­ge­be­nen­falls die Rech­te und Pflich­ten ih­rer Teil­neh­mer in ei­ner schrift­li­chen Ver­ein­ba­rung re­geln.

3 So­fern ein an der Ver­bin­dung von Zen­tral­ver­wah­rern be­tei­lig­ter Zen­tral­ver­wah­rer sys­te­misch be­deut­sam ist, muss die FIN­MA vor der Ge­neh­mi­gung die Zu­stim­mung der SNB ein­ho­len.

Art. 72 Meldung  

Die Er­rich­tung von Zu­gangs­ver­bin­dun­gen, bei de­nen ein Zen­tral­ver­wah­rer für den an­de­ren die­sel­ben Dienst­leis­tun­gen er­bringt wie für an­de­re Teil­neh­mer, muss der FIN­MA ge­mel­det wer­den.

3. Abschnitt: Segregierung durch den Teilnehmer

Art. 73  

1 Ein Teil­neh­mer ei­nes Zen­tral­ver­wah­rers trennt beim Zen­tral­ver­wah­rer und in ei­ge­nen Kon­ten ge­führ­te ei­ge­ne Ver­mö­gens­wer­te, For­de­run­gen und Ver­pflich­tun­gen von den Ef­fek­ten, For­de­run­gen und Ver­pflich­tun­gen der in­di­rek­ten Teil­neh­mer.

2 Er bie­tet den in­di­rek­ten Teil­neh­mern die Mög­lich­keit, die Ef­fek­ten, For­de­run­gen und Ver­pflich­tun­gen ge­mein­sam mit den­je­ni­gen an­de­rer in­di­rek­ter Teil­neh­mer (Om­ni­bus-Kun­den-Kon­ten­tren­nung) oder ge­son­dert (Ein­zel­kun­den-Kon­ten­tren­nung) zu hal­ten und auf­zu­zeich­nen.

3 Wählt ein in­di­rek­ter Teil­neh­mer die Ein­zel­kun­den-Kon­ten­tren­nung, so muss der Teil­neh­mer je­den über die Ein­schuss­for­de­rung an den in­di­rek­ten Teil­neh­mer hin­aus­ge­hen­den Über­schuss beim Zen­tral­ver­wah­rer hin­ter­le­gen und von den Ein­schuss­zah­lun­gen an­de­rer in­di­rek­ter Teil­neh­mer un­ter­schei­den.

4 Ein Teil­neh­mer ei­nes Zen­tral­ver­wah­rers macht die Kos­ten und die Ein­zel­hei­ten zum Um­fang des durch die Kon­ten­füh­rung nach Ab­satz 2 ge­währ­ten Schut­zes öf­fent­lich be­kannt.

4a. Kapitel: DLT-Handelssysteme36

36 Eingefügt durch Ziff. I 10 des BG vom 25. Sept. 2020 zur Anpassung des Bundesrechts an Entwicklungen der Technik verteilter elektronischer Register, in Kraft seit 1. Aug. 2021 (AS 2021 33, 399; BBl 2020 233).

Art. 73a Begriffe  

1 Als DLT-Han­dels­sys­tem gilt ei­ne ge­werbs­mäs­sig be­trie­be­ne Ein­rich­tung zum mul­ti­la­te­ra­len Han­del von DLT-Ef­fek­ten, die den gleich­zei­ti­gen Aus­tausch von An­ge­bo­ten un­ter meh­re­ren Teil­neh­mern so­wie den Ver­trags­ab­schluss nach nicht­dis­kre­tio­nären Re­geln bezweckt und min­des­tens ei­ne der fol­gen­den Vor­aus­set­zun­gen er­füllt:

a.
Sie lässt Teil­neh­mer nach Ar­ti­kel 73c Ab­satz 1 Buch­sta­be e zu.
b.
Sie ver­wahrt DLT-Ef­fek­ten ge­stützt auf ein­heit­li­che Re­geln und Ver­fah­ren zen­tral.
c.
Sie rech­net und wi­ckelt Ge­schäf­te mit DLT-Ef­fek­ten ge­stützt auf ein­heit­li­che Re­geln und Ver­fah­ren ab.

2 Ge­werbs­mäs­sig­keit ist ge­ge­ben, wenn ei­ne selbst­stän­di­ge, auf dau­ern­den Er­werb aus­ge­rich­te­te wirt­schaft­li­che Tä­tig­keit vor­liegt.

Art. 73b Geltung bestimmter für Handelsplätze aufgestellter Anforderungen  

Für DLT-Han­dels­sys­te­me gel­ten die An­for­de­run­gen an Han­del­splät­ze be­tref­fend:

a.
die Selbst­re­gu­lie­rung (Art. 27);
b.
die Or­ga­ni­sa­ti­on des Han­dels (Art. 28);
c.
die Vor- und Nach­han­del­strans­pa­renz (Art. 29);
d.
die Si­cher­stel­lung des ge­ord­ne­ten Han­dels (Art. 30);
e.
die Über­wa­chung des Han­dels (Art. 31);
f.
die Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen Han­dels­über­wa­chungs­stel­len (Art. 32);
g.
die Ein­stel­lung des Han­dels (Art. 33 Abs. 2);
h.
die Be­schwer­de­in­stanz (Art. 37).
Art. 73c Zulassung von Teilnehmern und deren Pflichten  

1 Als Teil­neh­mer ei­nes DLT-Han­dels­sys­tems kön­nen zu­ge­las­sen wer­den:

a.
Wert­pa­pier­häu­ser nach Ar­ti­kel 41 FI­NIG37;
b.
wei­te­re von der FIN­MA nach Ar­ti­kel 3 des FIN­MAG38 Be­auf­sich­tig­te so­wie von ei­ner aus­län­di­schen Be­hör­de Be­auf­sich­tig­te, so­fern das DLT-Han­dels­sys­tem si­cher­stellt, dass sie gleich­wer­ti­ge tech­ni­sche und ope­ra­ti­ve Vor­aus­set­zun­gen er­fül­len wie Wert­pa­pier­häu­ser;
c.
die SNB;
d.
die Bank für In­ter­na­tio­na­len Zah­lungs­aus­gleich;
e.
wei­te­re na­tür­li­che und ju­ris­ti­sche Per­so­nen, so­fern die­se er­klä­ren, in ei­ge­nem Na­men und auf ei­ge­ne Rech­nung teil­zu­neh­men.

2 Teil­neh­mer mit Sitz in der Schweiz müs­sen der FIN­MA al­le Aus­künf­te er­tei­len und al­le Un­ter­la­gen her­aus­ge­ben, die sie zur Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben be­nö­tigt. Das DLT-Han­dels­sys­tem muss si­cher­stel­len, dass ihm Teil­neh­mer mit Sitz im Aus­land ent­spre­chen­de Aus­künf­te er­tei­len und Un­ter­la­gen her­aus­ge­ben, wenn die FIN­MA es an­ord­net.

3 Die Be­stim­mun­gen über die Auf­zeich­nungs­pflicht (Art. 38) und die Mel­de­pflicht (Art. 39) gel­ten auch für Teil­neh­mer an ei­nem DLT-Han­dels­sys­tem. Der Bun­des­rat kann für Teil­neh­mer nach Ab­satz 1 Buch­sta­be e Aus­nah­men vor­se­hen.

4 Der Bun­des­rat re­gelt die Ein­zel­hei­ten be­tref­fend die Zu­las­sung so­wie die Pflich­ten und den Aus­schluss von Teil­neh­mern.

5 Das DLT-Han­dels­sys­tem er­lässt ein Re­gle­ment über die Zu­las­sung so­wie die Pflich­ten und den Aus­schluss von Teil­neh­mern und be­ach­tet da­bei ins­be­son­de­re den Grund­satz der Gleich­be­hand­lung.

6 Es über­wacht die Ein­hal­tung des Re­gle­ments und er­greift bei Ver­stös­sen die ver­trag­lich vor­ge­se­he­nen Sank­tio­nen.

Art. 73d Zulassung von DLT-Effekten und weiteren Vermögenswerten  

1 Das DLT-Han­dels­sys­tem er­lässt ein Re­gle­ment über die Zu­las­sung von DLT-Ef­fek­ten zum Han­del und zu sei­nen wei­te­ren Dienst­leis­tun­gen. Es legt dar­in ins­be­son­de­re fest, wel­che An­for­de­run­gen die DLT-Ef­fek­ten und die Emit­ten­ten oder Drit­te im Zu­sam­men­hang mit der Zu­las­sung er­fül­len müs­sen. Die Pro­spekt­pflicht rich­tet sich aus­sch­liess­lich nach den Ar­ti­keln 35–57 des Fi­nanz­dienst­leis­tungs­ge­set­zes vom 15. Ju­ni 201839.

2 Ein DLT-Han­dels­sys­tem, das ne­ben DLT-Ef­fek­ten wei­te­re Ver­mö­gens­wer­te zum Han­del oder zu sei­nen wei­te­ren Dienst­leis­tun­gen zu­lässt, re­gelt die Zu­las­sung sol­cher Ver­mö­gens­wer­te in ei­nem Re­gle­ment.

3 Der Bun­des­rat kann:

a.
vor­se­hen, dass DLT-Ef­fek­ten an DLT-Han­dels­sys­te­men nur zu­ge­las­sen wer­den dür­fen, wenn sie be­stimm­te Min­dest­an­for­de­run­gen na­ment­lich hin­sicht­lich de­ren In­te­gri­tät und Pu­bli­zi­tät er­fül­len;
b.
zum Schutz der Fi­nanz­markt­teil­neh­me­rin­nen und -teil­neh­mer, der Sta­bi­li­tät oder der In­te­gri­tät des Fi­nanz­sys­tems DLT-Ef­fek­ten und wei­te­re Ver­mö­gens­wer­te be­zeich­nen, die an DLT-Han­dels­sys­te­men nicht zu­ge­las­sen wer­den dür­fen.

4 Das DLT-Han­dels­sys­tem über­wacht die Ein­hal­tung der Re­gle­men­te und er­greift bei Ver­stös­sen die ver­trag­lich vor­ge­se­he­nen Sank­tio­nen.

Art. 73e Weitere Anforderungen  

1 Der Bun­des­rat kann für DLT-Han­dels­sys­te­me, die Teil­neh­mern nach Ar­ti­kel 73c Ab­satz 1 Buch­sta­be e of­fen­ste­hen, ne­ben den An­for­de­run­gen nach den Ar­ti­keln 73b–73d wei­te­re An­for­de­run­gen zum Schutz die­ser Teil­neh­mer fest­le­gen.

2 Er legt für DLT-Han­dels­sys­te­me, die Dienst­leis­tun­gen im Be­reich der zen­tra­len Ver­wah­rung, Ab­rech­nung oder Ab­wick­lung an­bie­ten, ne­ben den An­for­de­run­gen nach den Ar­ti­keln 73a–73d wei­te­re An­for­de­run­gen fest, na­ment­lich be­tref­fend:

a.
die zen­tra­le Ver­wah­rung, die Ab­rech­nung und Ab­wick­lung von DLT-Ef­fek­ten;
b.
Si­cher­hei­ten;
c.
Ei­gen­mit­teln;
d.
Ri­si­ko­ver­tei­lung;
e.
Ne­ben­dienst­leis­tun­gen;
f.
Li­qui­di­tät;
g.
Ver­fah­ren bei Aus­fall ei­nes Teil­neh­mers;
h.
Se­gre­gie­rung.

3 Er ori­en­tiert sich bei der Fest­le­gung der An­for­de­run­gen nach Ab­satz 2 an den An­for­de­run­gen an Zen­tral­ver­wah­rer (Art. 61–73).

4 Er kann die FIN­MA er­mäch­ti­gen, die An­for­de­run­gen nach Ab­satz 2 auf­zu­stel­len, so­weit dies er­for­der­lich ist, um tech­no­lo­gie­s­pe­zi­fi­schen Ri­si­ken Rech­nung tra­gen zu kön­nen.

5 Vor­be­hal­ten bleibt die Zu­stän­dig­keit der SNB nach Ar­ti­kel 23 zur Fest­le­gung be­son­de­rer An­for­de­run­gen an sys­te­misch be­deut­sa­me DLT-Han­dels­sys­te­me.

Art. 73f Erleichterungen für kleine DLT-Handelssysteme  

1 Der Bun­des­rat kann aus Grün­den der Ver­hält­nis­mäs­sig­keit und un­ter Be­rück­sich­ti­gung des Schutz­zwecks die­ses Ge­set­zes für klei­ne DLT-Han­dels­sys­te­me Er­leich­te­run­gen von den An­for­de­run­gen nach den Ar­ti­keln 6–21, 27–33 und 37 vor­se­hen, na­ment­lich von den Be­stim­mun­gen über:

a.
die Tren­nung der Or­ga­ne für die Ge­schäfts­füh­rung ei­ner­seits und für die Ober­lei­tung, Auf­sicht und Kon­trol­le an­de­rer­seits (Art. 8);
b.
die Aus­übung von Ne­ben­dienst­leis­tun­gen, die nach den Fi­nanz­markt­ge­set­zen kei­ner Be­wil­li­gung oder Ge­neh­mi­gung be­dür­fen (Art. 10);
c.
die Un­ab­hän­gig­keits­an­for­de­run­gen an die Selbst­re­gu­lie­rungs­or­ga­ni­sa­ti­on (Art. 27 Abs. 2) und die Be­schwer­de­in­stanz (Art. 37 Abs. 1).

2 Als klein gel­ten DLT-Han­dels­sys­te­me, die ge­rin­ge Ri­si­ken für den Schutz der Fi­nanz­markt­teil­neh­me­rin­nen und -teil­neh­mer, für die Funk­ti­ons­fä­hig­keit und Sta­bi­li­tät des Fi­nanz­sys­tems auf­wei­sen, na­ment­lich weil die An­zahl Teil­neh­mer, das Han­dels­vo­lu­men, das Ver­wahr­vo­lu­men oder das Ab­rech­nungs- und Ab­wick­lungs­vo­lu­men be­schränkt ist. Der Bun­des­rat legt Schwel­len­wer­te fest.

3 DLT-Handelssysteme, die Erleichterungen nach diesem Artikel erhalten, sind verpflichtet, dies gegenüber ihren Kundinnen und Kunden offenzulegen. Der Bundesrat regelt die Details.

5. Kapitel: Transaktionsregister

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 74 Begriff  

Als Trans­ak­ti­ons­re­gis­ter gilt ei­neEin­rich­tung, die Da­ten zu Trans­ak­tio­nen mit De­ri­va­ten, wel­che ihr nach Ar­ti­kel 104 ge­mel­det wer­den, zen­tral sam­melt, ver­wal­tet und auf­be­wahrt.

Art. 75 Datenaufbewahrung  

Das Trans­ak­ti­ons­re­gis­ter zeich­net die ge­mel­de­ten Da­ten auf und be­wahrt sie wäh­rend min­des­tens zehn Jah­ren nach der Fäl­lig­keit des Kon­trakts auf.

Art. 76 Datenveröffentlichung  

1 Das Trans­ak­ti­ons­re­gis­ter ver­öf­fent­licht ge­stützt auf die ge­mel­de­ten Da­ten re­gel­mäs­sig in ag­gre­gier­ter und an­ony­mi­sier­ter Form die of­fe­nen Po­si­tio­nen, Trans­ak­ti­ons­vo­lu­men und Wer­te nach De­ri­vat­ka­te­go­ri­en.

2 Es kann wei­te­re Da­ten ver­öf­fent­li­chen, so­fern die­se ag­gre­giert und an­ony­mi­siert wer­den.

Art. 77 Datenzugang für inländische Behörden  

1 Das Trans­ak­ti­ons­re­gis­ter ge­währt fol­gen­den Be­hör­den kos­ten­los Zu­gang zu den Da­ten, die sie für die Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben be­nö­ti­gen:

a.
der FIN­MA;
b.
der SNB;
c.
an­de­ren schwei­ze­ri­schen Fi­nanz­mark­tauf­sichts­be­hör­den;
d.
der Elek­tri­zi­täts­kom­mis­si­on.

2 Der Bun­des­rat re­gelt un­ter Be­rück­sich­ti­gung an­er­kann­ter in­ter­na­tio­na­ler Stan­dards den Zu­gang zu Da­ten, die Trans­ak­tio­nen von Zen­tral­ban­ken be­tref­fen.

Art. 78 Datenzugang für ausländische Behörden  

1 Das Trans­ak­ti­ons­re­gis­ter ge­währt ei­ner aus­län­di­schen Fi­nanz­mark­tauf­sichts­be­hör­de kos­ten­los Zu­gang zu den Da­ten, die die­se für die Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben be­nö­tigt, wenn in ei­ner Ver­ein­ba­rung über die Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen den zu­stän­di­gen schwei­ze­ri­schen und aus­län­di­schen Auf­sichts­be­hör­den be­stä­tigt wor­den ist, dass fol­gen­de Vor­aus­set­zun­gen er­füllt sind:

a.
Die aus­län­di­sche Fi­nanz­mark­tauf­sichts­be­hör­de un­ter­liegt ei­ner ge­setz­li­chen Ge­heim­hal­tungs­pflicht.
b.
Die Wei­ter­lei­tung der Da­ten durch die aus­län­di­sche Fi­nanz­mark­tauf­sichts­be­hör­de an an­de­re aus­län­di­sche Be­hör­den ist nur dann zu­läs­sig, wenn bei ei­ner Über­mitt­lung an ei­ne Straf­be­hör­de die Rechts­hil­fe nach dem Bun­des­ge­setz vom 20. März 198140 über in­ter­na­tio­na­le Rechts­hil­fe in Strafsa­chen mög­lich ist.
c.
Die in­län­di­schen Be­hör­den ge­mä­ss Ar­ti­kel 77 Ab­satz 1 er­hal­ten un­mit­tel­ba­ren Zu­gang zu Trans­ak­ti­ons­re­gis­tern im Staat der aus­län­di­schen Fi­nanz­mark­tauf­sichts­be­hör­de.

2 Der Bun­des­rat re­gelt un­ter Be­rück­sich­ti­gung an­er­kann­ter in­ter­na­tio­na­ler Stan­dards den Zu­gang zu Da­ten, die Trans­ak­tio­nen von Zen­tral­ban­ken be­tref­fen.

Art. 79 Datenübermittlung an Private  

1 Das Trans­ak­ti­ons­re­gis­ter darf Pri­va­ten Da­ten in ag­gre­gier­ter und an­ony­mi­sier­ter Form über­mit­teln.

2 Die Über­mitt­lung von Da­ten an Pri­va­te, die de­ren ei­ge­ne Trans­ak­tio­nen be­tref­fen, ist un­ein­ge­schränkt zu­läs­sig.

2. Abschnitt: Anerkennung ausländischer Transaktionsregister

Art. 80  

1 Ein Trans­ak­ti­ons­re­gis­ter mit Sitz im Aus­land muss die An­er­ken­nung der FIN­MA ein­ho­len, be­vor es Mel­dun­gen nach Ar­ti­kel 104 ent­ge­gen­nimmt.

2 Die FIN­MA er­teilt die An­er­ken­nung, wenn:

a.
das aus­län­di­sche Trans­ak­ti­ons­re­gis­ter ei­ner an­ge­mes­se­nen Re­gu­lie­rung und Auf­sicht un­ter­steht; und
b.
die zu­stän­di­gen aus­län­di­schen Auf­sichts­be­hör­den:
1.
kei­ne Ein­wän­de ge­gen die grenz­über­schrei­ten­de Tä­tig­keit des aus­län­di­schen Trans­ak­ti­ons­re­gis­ters er­he­ben,
2.
zu­si­chern, dass sie die FIN­MA be­nach­rich­ti­gen, wenn sie bei Schwei­zer Teil­neh­mern Ge­set­zes­ver­let­zun­gen oder sons­ti­ge Miss­stän­de fest­stel­len,
3.
der zu­stän­di­gen Schwei­zer Fi­nanz­mark­tauf­sichts­be­hör­de be­stä­ti­gen, dass die Vor­aus­set­zun­gen von Ar­ti­kel 78 Ab­satz 1 Buch­sta­ben b und c er­füllt sind.

3 Ein Trans­ak­ti­ons­re­gis­ter gilt als an­er­kannt, wenn die FIN­MA fest­stellt, dass:

a.
der Staat, in dem das Trans­ak­ti­ons­re­gis­ter sei­nen Sitz hat, sei­ne Trans­ak­ti­ons­re­gis­ter an­ge­mes­sen re­gu­liert und be­auf­sich­tigt; und
b.
die Vor­aus­set­zun­gen nach Ab­satz 2 Buch­sta­be b er­füllt sind.

4 Die FIN­MA kann die Er­tei­lung der An­er­ken­nung ver­wei­gern, wenn der Staat, in dem das aus­län­di­sche Trans­ak­ti­ons­re­gis­ter sei­nen Sitz hat, den schwei­ze­ri­schen Trans­ak­ti­ons­re­gis­tern we­der tat­säch­li­chen Zu­gang zu sei­nen Märk­ten ge­währt noch die glei­chen Wett­be­werbs­mög­lich­kei­ten bie­tet wie den Trans­ak­ti­ons­re­gis­tern des be­tref­fen­den Staa­tes. Vor­be­hal­ten blei­ben ab­wei­chen­de in­ter­na­tio­na­le Ver­pflich­tun­gen.

6. Kapitel: Zahlungssysteme

Art. 81 Begriff  

Als Zah­lungs­sys­tem gilt ei­ne Ein­rich­tung, die ge­stützt auf ein­heit­li­che Re­geln und Ver­fah­ren Zah­lungs­ver­pflich­tun­gen ab­rech­net und ab­wi­ckelt.

Art. 82 Pflichten  

Der Bun­des­rat kann spe­zi­fi­sche Pflich­ten für Zah­lungs­sys­te­me fest­le­gen, na­ment­lich hin­sicht­lich Ei­gen­mit­tel, Ri­si­ko­ver­tei­lung und Li­qui­di­tät, falls dies zur Um­set­zung an­er­kann­ter in­ter­na­tio­na­ler Stan­dards not­wen­dig ist. Vor­be­hal­ten bleibt die Zu­stän­dig­keit der SNB nach Ar­ti­kel 23 zur Fest­le­gung be­son­de­rer An­for­de­run­gen an sys­te­misch be­deut­sa­me Zah­lungs­sys­te­me.

7. Kapitel: Aufsicht und Überwachung

Art. 83 Zuständigkeiten  

1 Auf­sichts­be­hör­de ist die FIN­MA. Sys­te­misch be­deut­sa­me Fi­nanz­marktin­fra­struk­tu­ren un­ter­lie­gen zu­dem der Über­wa­chung durch die SNB.

2 Die FIN­MA be­auf­sich­tigt die Ein­hal­tung der Be­wil­li­gungs­vor­aus­set­zun­gen und Pflich­ten, so­weit de­ren Ein­hal­tung nicht durch die Über­wa­chung der be­son­de­ren An­for­de­run­gen nach Ar­ti­kel 23 durch die SNB er­fasst wird.

3 FIN­MA und SNB wir­ken bei ih­rer Auf­sichts- und Über­wa­chungs­tä­tig­keit über sys­te­misch be­deut­sa­me Fi­nanz­marktin­fra­struk­tu­ren zu­sam­men, in­for­mie­ren sich ge­gen­sei­tig re­gel­mäs­sig und ver­mei­den Über­schnei­dun­gen bei der Aus­übung ih­rer Auf­ga­ben. Bei der Zu­sam­men­ar­beit mit aus­län­di­schen Auf­sichts- und Über­wa­chungs­be­hör­den stim­men sie sich bei der Wahr­neh­mung ih­rer Pflich­ten so­wie bei der Kom­mu­ni­ka­ti­on ab.

Art. 84 Prüfung  

1 Die Fi­nanz­marktin­fra­struk­tu­ren und Fi­nanz­grup­pen ha­ben ei­ne von der Eid­ge­nös­si­schen Re­vi­si­ons­auf­sichts­be­hör­de nach Ar­ti­kel 9a Ab­satz 1 RAG41 zu­ge­las­se­ne Prüf­ge­sell­schaft mit ei­ner Prü­fung nach Ar­ti­kel 24 FIN­MAG42 zu be­auf­tra­gen.

2 Sie müs­sen ih­re Jah­res­rech­nung und ge­ge­be­nen­falls ih­re Kon­zern­rech­nung von ei­nem staat­lich be­auf­sich­tig­ten Re­vi­si­ons­un­ter­neh­men nach den Grund­sät­zen der or­dent­li­chen Re­vi­si­on des Ob­li­ga­tio­nen­rechts (OR)43 prü­fen las­sen.

3 Die FIN­MA kann di­rek­te Prü­fun­gen bei den Fi­nanz­marktin­fra­struk­tu­ren durch­füh­ren.

Art. 85 Stimmrechtssuspendierung  

Zur Durch­set­zung von Ar­ti­kel 9 Ab­sät­ze 3 und 5 kann die FIN­MA das Stimm­recht sus­pen­die­ren, das an Ak­ti­en oder An­tei­le ge­bun­den ist, die von qua­li­fi­ziert Be­tei­lig­ten ge­hal­ten wer­den.

Art. 86 Freiwillige Rückgabe der Bewilligung  

1 Die Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur, die ei­ne Be­wil­li­gung zu­rück­ge­ben will, hat der FIN­MA einen Auf­lö­sungs­plan zur Ge­neh­mi­gung vor­zu­le­gen.

2 Der Auf­lö­sungs­plan muss An­ga­ben ent­hal­ten über:

a.
die Ab­wick­lung der fi­nan­zi­el­len Ver­pflich­tun­gen;
b.
die da­für be­reit­ge­stell­ten Mit­tel;
c.
die da­für ver­ant­wort­li­che Per­son.

3 Ei­ne Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur wird von der FIN­MA aus der Auf­sicht ent­las­sen, wenn sie den Pflich­ten aus dem Auf­lö­sungs­plan nach­ge­kom­men ist.

Art. 87 Entzug der Bewilligung  

1 In Er­gän­zung zu Ar­ti­kel 37 FIN­MAG44 kann die FIN­MA ei­ner Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur die Be­wil­li­gung oder die An­er­ken­nung ent­zie­hen, wenn die­se:

a.
nicht bin­nen zwölf Mo­na­ten von der Be­wil­li­gung Ge­brauch macht;
b.
in den sechs vor­her­ge­hen­den Mo­na­ten kei­ne nur mit der Be­wil­li­gung zu­läs­si­ge Dienst­leis­tung aus­ge­übt hat;
c.
den Auf­lö­sungs­plan nicht ein­hält.

2 Der Ent­zug der Be­wil­li­gung be­wirkt die Auf­lö­sung der ju­ris­ti­schen Per­son. Die FIN­MA be­zeich­net die Li­qui­da­to­rin oder den Li­qui­da­tor und über­wacht sei­ne Tä­tig­keit. Vor­be­hal­ten blei­ben die in­sol­venz­recht­li­chen Be­stim­mun­gen nach dem 8. Ka­pi­tel.

8. Kapitel: Insolvenzrechtliche Bestimmungen

Art. 88 Insolvenzmassnahmen  

1 Für Fi­nanz­marktin­fra­struk­tu­ren gel­ten die Ar­ti­kel 25–37 und 37d–37gquin­quies mit Aus­nah­me von Ar­ti­kel 37g Ab­satz 4bis des Ban­ken­ge­set­zes vom 8. No­vem­ber 193445 sinn­ge­mä­ss, so­fern das vor­lie­gen­de Ge­setz kei­ne ab­wei­chen­den Be­stim­mun­gen ent­hält.46

2 Im Fal­le von sys­te­misch be­deut­sa­men Fi­nanz­marktin­fra­struk­tu­ren hört die FIN­MA die SNB an, be­vor sie In­sol­venz­mass­nah­men er­greift.

45 SR 952.0

46 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 9 des BG vom 17. Dez. 2021 (In­sol­venz und Ein­la­gen­si­che­rung), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2022 732; BBl 2020 6359).

Art. 89 Systemschutz  

1 Die FIN­MA in­for­miert die zen­tra­len Ge­gen­par­tei­en, die Zen­tral­ver­wah­rer, die Zah­lungs­sys­te­me und die DLT-Han­dels­sys­te­me, die ver­gleich­ba­re Dienst­leis­tun­gen im Be­reich der zen­tra­len Ver­wah­rung, Ab­rech­nung oder Ab­wick­lung er­brin­gen, im In- und Aus­land, so­weit mög­lich und so­weit sie be­trof­fen sind, über In­sol­venz­mass­nah­men, die sie ge­gen einen Teil­neh­mer er­grei­fen will und die des­sen Ver­fü­gungs­macht be­schrän­ken, und über den ge­nau­en Zeit­punkt des In­kraft­tre­tens.47

2 Die Wei­sung ei­nes Teil­neh­mers, ge­gen den ei­ne sol­che In­sol­venz­mass­nah­me an­ge­ord­net wur­de, an ei­ne zen­tra­le Ge­gen­par­tei, einen Zen­tral­ver­wah­rer, ein Zah­lungs­sys­tem oder ein DLT-Han­dels­sys­tem, das ver­gleich­ba­re Dienst­leis­tun­gen im Be­reich der zen­tra­len Ver­wah­rung, Ab­rech­nung oder Ab­wick­lung er­bringt, ist recht­lich ver­bind­lich und Drit­ten ge­gen­über wirk­sam, wenn sie:48

a.
vor An­ord­nung der Mass­nah­me ein­ge­bracht und nach den Re­geln der Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur un­ab­än­der­lich wur­de; oder
b.
an dem nach den Re­geln der Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur de­fi­nier­ten Ge­schäfts­tag aus­ge­führt wur­de, in des­sen Ver­lauf die Mass­nah­me an­ge­ord­net wur­de, und die Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur nach­weist, dass sie von der An­ord­nung der Mass­nah­me kei­ne Kennt­nis hat­te oder ha­ben muss­te.

3 Ab­satz 2 fin­det An­wen­dung, wenn:

a.
die Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur in der Schweiz be­wil­ligt ist;
b.
die aus­län­di­sche Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur in der Schweiz an­er­kannt oder über­wacht ist und sie Schwei­zer Teil­neh­mern di­rek­ten Zu­gang zu ih­rer Ein­rich­tung ge­währt; oder
c.
der Teil­nah­me­ver­trag Schwei­zer Recht un­ter­steht.

4 Ab­satz 2 gilt sinn­ge­mä­ss für:

a.
Fi­nanz­marktin­fra­struk­tu­ren nach Ar­ti­kel 4 Ab­satz 3;
b.
Zah­lungs­sys­te­me, die durch Ban­ken be­trie­ben wer­den.

47 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 10 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Aug. 2021 (AS 2021 33, 399; BBl 2020 233).

48 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 10 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Aug. 2021 (AS 2021 33, 399; BBl 2020 233).

Art. 90 Vorrang von Vereinbarungen bei Insolvenz eines Teilnehmers  

1 Von In­sol­venz­mass­nah­men, die ge­gen einen Teil­neh­mer ei­ner zen­tra­len Ge­gen­par­tei an­ge­ord­net wer­den, un­be­rührt blei­ben im Vor­aus ge­schlos­se­ne Ver­ein­ba­run­gen zwi­schen der zen­tra­len Ge­gen­par­tei und dem Teil­neh­mer über:

a.
die Auf­rech­nung von For­de­run­gen, ein­sch­liess­lich der ver­ein­bar­ten Me­tho­de und der Wert­be­stim­mung;
b.49
die frei­hän­di­ge Ver­wer­tung von Si­cher­hei­ten in Form von Ef­fek­ten oder an­de­ren Fi­nan­z­in­stru­men­ten, ein­sch­liess­lich Bar­si­cher­hei­ten (oh­ne Bar­geld), de­ren Wert ob­jek­tiv be­stimm­bar ist;
c.50
die Über­tra­gung von For­de­run­gen und Ver­pflich­tun­gen so­wie von Si­cher­hei­ten in Form von Ef­fek­ten oder an­de­ren Fi­nan­z­in­stru­men­ten, ein­sch­liess­lich Bar­si­cher­hei­ten (oh­ne Bar­geld), de­ren Wert ob­jek­tiv be­stimm­bar ist.

2 Nach Auf­rech­nung oder Ver­wer­tung durch die zen­tra­le Ge­gen­par­tei nach Ab­satz 1 Buch­sta­ben a und b ver­blei­ben­de An­sprü­che des Teil­neh­mers wer­den zu Guns­ten sei­ner Kun­den und in­di­rek­ten Teil­neh­mer ab­ge­son­dert.

3 Vor­be­hal­ten blei­ben ab­wei­chen­de An­ord­nun­gen im Rah­men des Auf­schubs der Be­en­di­gung von Ver­trä­gen durch die FIN­MA.

49 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 9 des BG vom 17. Dez. 2021 (In­sol­venz und Ein­la­gen­si­che­rung), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2022 732; BBl 2020 6359).

50 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 9 des BG vom 17. Dez. 2021 (In­sol­venz und Ein­la­gen­si­che­rung), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2022 732; BBl 2020 6359).

Art. 91 Vorrang von Vereinbarungen bei Insolvenz eines indirekten Teilnehmers  

1 Von In­sol­venz­mass­nah­men, die ge­gen einen in­di­rek­ten Teil­neh­mer ei­ner zen­tra­len Ge­gen­par­tei an­ge­ord­net wer­den, un­be­rührt blei­ben im Vor­aus ge­schlos­se­ne Ver­ein­ba­run­gen im Sin­ne von Ar­ti­kel 90 Ab­satz 1 Buch­sta­ben a-c zwi­schen dem Teil­neh­mer und dem in­di­rek­ten Teil­neh­mer.

2 Nach Auf­rech­nung oder Ver­wer­tung durch den Teil­neh­mer im Sin­ne von Ar­ti­kel 90 Ab­satz 1 Buch­sta­ben a und b ver­blei­ben­de An­sprü­che des in­di­rek­ten Teil­neh­mers wer­den zu Guns­ten sei­ner Kun­den und in­di­rek­ten Teil­neh­mer ab­ge­son­dert.

3 Ab­sät­ze 1 und 2 gel­ten auch bei In­sol­venz­mass­nah­men ge­gen den in­di­rek­ten Teil­neh­mer ei­nes an­de­ren in­di­rek­ten Teil­neh­mers.

4 Vor­be­hal­ten blei­ben ab­wei­chen­de An­ord­nun­gen im Rah­men des Auf­schubs der Be­en­di­gung von Ver­trä­gen durch die FIN­MA.

Art. 92 Aufschub der Beendigung von Verträgen  

Schiebt die FIN­MA die Be­en­di­gung von Ver­trä­gen und die Aus­übung von Rech­ten zu de­ren Be­en­di­gung auf, so be­rück­sich­tigt sie die Aus­wir­kun­gen auf die Fi­nanz­märk­te so­wie den si­che­ren und ge­ord­ne­ten Be­trieb der be­trof­fe­nen Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur, von de­ren Teil­neh­mern und an­de­rer mit ihr ver­bun­de­ner Fi­nanz­marktin­fra­struk­tu­ren.

3. Titel: Marktverhalten

1. Kapitel: Handel mit Derivaten

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 93 Geltungsbereich  

1 Die­ses Ka­pi­tel gilt un­ter Vor­be­halt der nach­fol­gen­den Be­stim­mun­gen für Fi­nan­zi­el­le und Nicht­fi­nan­zi­el­le Ge­gen­par­tei­en, die ih­ren Sitz in der Schweiz ha­ben.

2 Als Fi­nan­zi­el­le Ge­gen­par­tei­en gel­ten:

a.
Ban­ken nach Ar­ti­kel 1 Ab­satz 1 des Ban­ken­ge­set­zes vom 8. No­vem­ber 193451;
b.52
Wert­pa­pier­häu­ser nach Ar­ti­kel 41 FI­NIG53;
c.
Ver­si­che­rungs- und Rück­ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men nach Ar­ti­kel 2 Ab­satz 1 Buch­sta­be a des Ver­si­che­rungs­auf­sichts­ge­set­zes vom 17. De­zem­ber 200454;
d.
Kon­zer­no­ber­ge­sell­schaf­ten ei­ner Fi­nanz- oder Ver­si­che­rungs­grup­pe oder ei­nes Fi­nanz- oder Ver­si­che­rungs­kon­glo­me­rats;
e.55
Ver­wal­ter von Kol­lek­tiv­ver­mö­gen und Fonds­lei­tun­gen nach Ar­ti­kel 2 Ab­satz 1 Buch­sta­ben c und d FI­NIG;
f.
kol­lek­ti­ve Ka­pi­tal­an­la­gen nach dem Kol­lek­ti­v­an­la­gen­ge­setz vom 23. Ju­ni 2006;
g.
Vor­sor­ge­ein­rich­tun­gen und An­la­ge­stif­tun­gen nach Ar­ti­kel 48‒53k des Bun­des­ge­set­zes vom 25. Ju­ni 198256 über die be­ruf­li­che Al­ters-, Hin­ter­las­se­nen- und In­va­li­den­vor­sor­ge.

3 Als Nicht­fi­nan­zi­el­le Ge­gen­par­tei­en gel­ten Un­ter­neh­men, die nicht Fi­nan­zi­el­le Ge­gen­par­tei­en sind.

4 Fol­gen­de Ein­rich­tun­gen un­ter­ste­hen nur der Mel­de­pflicht ge­mä­ss Ar­ti­kel 104:

a.
mul­ti­la­te­ra­le Ent­wick­lungs­ban­ken;
b.
Or­ga­ni­sa­tio­nen ein­sch­liess­lich So­zi­al­ver­si­che­rungs­ein­rich­tun­gen, die sich im Be­sitz von Bund, Kan­to­nen oder Ge­mein­den be­fin­den oder für die ei­ne Haf­tung des Bun­des, des je­wei­li­gen Kan­tons oder der je­wei­li­gen Ge­mein­de be­steht und so­weit es sich nicht um ei­ne Fi­nan­zi­el­le Ge­gen­par­tei han­delt.

5 Der Bun­des­rat kann Schwei­zer Nie­der­las­sun­gen von aus­län­di­schen Fi­nanz­markt­teil­neh­mern den Be­stim­mun­gen die­ses Ka­pi­tels un­ter­stel­len, wenn sie kei­ner gleich­wer­ti­gen Re­gu­lie­rung un­ter­ste­hen.

51 SR 952.0

52 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 18 des Fi­nan­z­in­sti­tuts­ge­set­zes vom 15. Ju­ni 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2018 5247, 2019 4631; BBl 2015 8901).

53 SR 954.1

54 SR 961.01

55 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 18 des Fi­nan­z­in­sti­tuts­ge­set­zes vom 15. Ju­ni 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2018 5247, 2019 4631; BBl 2015 8901).

56 SR 831.40

Art. 94 Ausnahmen  

1 Die­ses Ka­pi­tel gilt nicht für:

a.
Bund, Kan­to­ne und Ge­mein­den;
b.
die SNB;
c.
die Bank für In­ter­na­tio­na­len Zah­lungs­aus­gleich.

2 Der Bun­des­rat kann aus Grün­den der Ver­hält­nis­mäs­sig­keit und un­ter Be­rück­sich­ti­gung an­er­kann­ter in­ter­na­tio­na­ler Stan­dards wei­te­re öf­fent­li­che Ein­rich­tun­gen oder Fi­nanz­markt­teil­neh­mer vom Gel­tungs­be­reich die­ses Ka­pi­tels ganz oder teil­wei­se aus­neh­men.

3 Nicht als De­ri­va­te im Sin­ne die­ses Ka­pi­tels gel­ten:

a.
struk­tu­rier­te Pro­duk­te wie ka­pi­tal­ge­schütz­te Pro­duk­te, Pro­duk­te mit Ma­xi­mal­ren­di­te und Zer­ti­fi­ka­te;
b.
die Ef­fek­ten­lei­he (se­cu­ri­ties len­ding and bor­ro­wing);
c.
De­ri­vat­ge­schäf­te in Be­zug auf Wa­ren, die:
1.
phy­sisch ge­lie­fert wer­den müs­sen,
2.
nicht nach Wahl ei­ner Par­tei bar ab­ge­rech­net wer­den kön­nen, und
3.
nicht auf ei­nem Han­dels­platz oder auf ei­nem or­ga­ni­sier­ten Han­dels­sys­tem ge­han­delt wer­den.

4 Der Bun­des­rat kann De­ri­va­te von Be­stim­mun­gen die­ses Ka­pi­tels aus­neh­men, wenn dies in­ter­na­tio­nal an­er­kann­ten Stan­dards ent­spricht.

Art. 95 Erfüllung von Pflichten unter ausländischem Recht  

Die Pflich­ten die­ses Ka­pi­tels gel­ten auch dann als er­füllt, wenn:

a.
sie un­ter aus­län­di­schem Recht er­füllt wer­den, das von der FIN­MA als gleich­wer­tig an­er­kannt wor­den ist; und
b.
ei­ne zur Er­fül­lung des Ge­schäfts be­an­spruch­te aus­län­di­sche Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur von der FIN­MA an­er­kannt wor­den ist.
Art. 96 Informationsfluss innerhalb der Gruppe  

Ge­gen­par­tei­en dür­fen mit ih­ren Grup­pen­ge­sell­schaf­ten und Zweignie­der­las­sun­gen im Aus­land al­le Da­ten aus­tau­schen, die zur un­mit­tel­ba­ren Er­fül­lung der Pflich­ten aus die­sem Ka­pi­tel not­wen­dig sind.

2. Abschnitt: Abrechnung über eine zentrale Gegenpartei

Art. 97 Abrechnungspflicht  

1 Ge­gen­par­tei­en ha­ben Ge­schäf­te mit De­ri­va­ten nach Ar­ti­kel 101, die sie nicht über einen Han­dels­platz han­deln (OTC-De­ri­vat­ge­schäf­te), über ei­ne durch die FIN­MA be­wil­lig­te oder an­er­kann­te zen­tra­le Ge­gen­par­tei ab­zu­rech­nen.

2 Die­se Pflicht gilt nicht bei Ge­schäf­ten mit klei­nen Ge­gen­par­tei­en oder bei Ge­schäf­ten sol­cher Ge­gen­par­tei­en un­ter­ein­an­der.

3 Ei­ne Ge­gen­par­tei darf da­von aus­ge­hen, dass die Er­klä­rung ih­rer Ge­gen­par­tei über de­ren Par­tei­ei­gen­schaft rich­tig ist, so­weit kei­ne wi­der­spre­chen­den Hin­wei­se be­ste­hen.

4 Der Bun­des­rat kann in Er­gän­zung zur Pflicht nach Ar­ti­kel 112 an­ord­nen, dass al­le über einen Han­dels­platz oder ein or­ga­ni­sier­tes Han­dels­sys­tem ge­han­del­ten De­ri­vat­ge­schäf­te über ei­ne durch die FIN­MA be­wil­lig­te oder an­er­kann­te zen­tra­le Ge­gen­par­tei ab­ge­rech­net wer­den.

5 Die FIN­MA kann im Ein­zel­fall die Ab­rech­nung über ei­ne nicht an­er­kann­te zen­tra­le Ge­gen­par­tei er­lau­ben, so­fern da­durch der Schutz­zweck die­ses Ge­set­zes nicht be­ein­träch­tigt wird.

Art. 98 Kleine Nichtfinanzielle Gegenparteien  

1 Ei­ne Nicht­fi­nan­zi­el­le Ge­gen­par­tei gilt als klein, wenn al­le ih­re über 30 Ar­beits­ta­ge be­rech­ne­ten glei­ten­den Durch­schnitts­brut­to­po­si­tio­nen in den mass­ge­ben­den aus­ste­hen­den OTC-De­ri­vat­ge­schäf­ten un­ter den Schwel­len­wer­ten lie­gen.

2 Über­steigt ei­ne der nach Ab­satz 1 be­rech­ne­ten Durch­schnitts­brut­to­po­si­tio­nen ei­ner be­ste­hen­den klei­nen Nicht­fi­nan­zi­el­len Ge­gen­par­tei den mass­ge­ben­den Schwel­len­wert, so gilt die­se Ge­gen­par­tei nach vier Mo­na­ten ab dem Zeit­punkt des Über­stei­gens nicht mehr als klein.

3 Für die Be­rech­nung der Durch­schnitts­brut­to­po­si­ti­on wer­den De­ri­vat­ge­schäf­te zur Re­du­zie­rung von Ri­si­ken nicht ein­be­rech­net, wenn sie un­mit­tel­bar mit der Ge­schäftstä­tig­keit oder der Li­qui­di­täts- oder Ver­mö­gens­be­wirt­schaf­tung der Ge­gen­par­tei oder der Grup­pe ver­bun­den sind.

Art. 99 Kleine Finanzielle Gegenparteien  

1 Ei­ne Fi­nan­zi­el­le Ge­gen­par­tei gilt als klein, wenn ih­re über 30 Ar­beits­ta­ge be­rech­ne­te glei­ten­de Durch­schnitts­brut­to­po­si­ti­on al­ler aus­ste­hen­der OTC-De­ri­vat­ge­schäf­te un­ter dem Schwel­len­wert liegt.

2 Über­steigt die Durch­schnitts­brut­to­po­si­ti­on nach Ab­satz 1 ei­ner be­ste­hen­den klei­nen Fi­nan­zi­el­len Ge­gen­par­tei den Schwel­len­wert, so gilt die­se Ge­gen­par­tei nach vier Mo­na­ten ab dem Zeit­punkt des Über­stei­gens nicht mehr als klein.

Art. 100 Schwellenwerte  

1 Für die Durch­schnitts­brut­to­po­si­tio­nen aus­ste­hen­der OTC-De­ri­vat­ge­schäf­te von Nicht­fi­nan­zi­el­len Ge­gen­par­tei­en gel­ten Schwel­len­wer­te nach De­ri­vat­ka­te­go­rie.

2 Für die Durch­schnitts­brut­to­po­si­ti­on al­ler aus­ste­hen­den OTC-De­ri­vat­ge­schäf­te von Fi­nan­zi­el­len Ge­gen­par­tei­en gilt ein ein­zi­ger Schwel­len­wert.

3 Ist die Ge­gen­par­tei Teil ei­ner voll­kon­so­li­dier­ten Grup­pe, so wer­den bei der Be­rech­nung der Durch­schnitts­brut­to­po­si­tio­nen auch al­le von ihr oder an­de­ren Ge­gen­par­tei­en ge­schlos­se­nen grup­pen­in­ter­nen OTC-De­ri­vat­ge­schäf­te ein­be­rech­net.

4 Der Bun­des­rat be­stimmt:

a.
für Nicht­fi­nan­zi­el­le Ge­gen­par­tei­en, wie die Schwel­len­wer­te für die je­wei­li­ge De­ri­vat­ka­te­go­rie be­rech­net wer­den und de­ren Hö­he;
b.
wel­che De­ri­vat­ge­schäf­te Nicht­fi­nan­zi­el­ler Ge­gen­par­tei­en bei der Be­rech­nung der Schwel­len­wer­te nicht zu be­rück­sich­ti­gen sind;
c.
den Schwel­len­wert für Fi­nan­zi­el­le Ge­gen­par­tei­en.
Art. 101 Erfasste Derivate  

1 Die FIN­MA re­gelt, wel­che De­ri­va­te über ei­ne zen­tra­le Ge­gen­par­tei ab­ge­rech­net wer­den müs­sen. Sie be­rück­sich­tigt da­bei:

a.
den Grad von de­ren recht­li­cher und ope­ra­tio­nel­ler Stan­dar­di­sie­rung;
b.
de­ren Li­qui­di­tät;
c.
de­ren Han­dels­vo­lu­men;
d.
die Ver­füg­bar­keit von Preis­bil­dungs­in­for­ma­tio­nen in der je­wei­li­gen Ka­te­go­rie;
e.
die mit ih­nen ver­bun­de­nen Ge­gen­par­tei­ri­si­ken.

2 Sie trägt da­bei an­er­kann­ten in­ter­na­tio­na­len Stan­dards und der aus­län­di­schen Recht­s­ent­wick­lung Rech­nung. Sie kann die Ein­füh­rung der Ab­rech­nungs­pflicht nach De­ri­vat­ka­te­go­rie zeit­lich staf­feln.

3 Kei­ne Ab­rech­nungs­pflicht kann auf­er­legt wer­den für:

a.
De­ri­va­te, die von kei­ner be­wil­lig­ten oder an­er­kann­ten zen­tra­len Ge­gen­par­tei ab­ge­rech­net wer­den;
b.
Wäh­rungs­swaps und -ter­min­ge­schäf­te, so­weit sie Zug um Zug (pay­ment ver­sus pay­ment) ab­ge­wi­ckelt wer­den.
Art. 102 Grenzüberschreitende Geschäfte  

Die Pflicht, über ei­ne zen­tra­le Ge­gen­par­tei ab­zu­rech­nen, be­steht auch dann, wenn die aus­län­di­sche Ge­gen­par­tei der ab­rech­nungs­pflich­ti­gen Schwei­zer Ge­gen­par­tei ab­rech­nungs­pflich­tig wä­re, wenn sie ih­ren Sitz in der Schweiz hät­te.

Art. 103 Gruppeninterne Geschäfte  

De­ri­vat­ge­schäf­te müs­sen nicht über ei­ne zen­tra­le Ge­gen­par­tei ab­ge­rech­net wer­den, wenn:

a.
bei­deGe­gen­par­tei­en in die­sel­be Voll­kon­so­li­die­rung ein­be­zo­gen sind;
b.
bei­de Ge­gen­par­tei­en ge­eig­ne­ten zen­tra­li­sier­ten Ri­si­ko­be­wer­tungs-, -mess- und -kon­troll­ver­fah­ren un­ter­lie­gen; und
c.
die Ge­schäf­te nicht in Um­ge­hung der Ab­rech­nungs­pflicht er­fol­gen.

3. Abschnitt: Meldung an ein Transaktionsregister

Art. 104 Meldepflicht  

1 De­ri­vat­ge­schäf­te müs­sen ei­nem von der FIN­MA be­wil­lig­ten oder an­er­kann­ten Trans­ak­ti­ons­re­gis­ter ge­mel­det wer­den.

2 Zur Mel­dung ver­pflich­tet sind:

a.
bei Ge­schäf­ten zwi­schen ei­ner Fi­nan­zi­el­len und ei­ner Nicht­fi­nan­zi­el­len Ge­gen­par­tei: die Fi­nan­zi­el­le Ge­gen­par­tei;
b.
bei Ge­schäf­ten zwi­schen zwei Fi­nan­zi­el­len Ge­gen­par­tei­en:
1.
die Fi­nan­zi­el­le Ge­gen­par­tei, die nicht klein ist nach Ar­ti­kel 99,
2.
die ver­kau­fen­de Ge­gen­par­tei bei ei­nem Ge­schäft zwi­schen zwei klei­nen oder zwei nicht klei­nen Fi­nan­zi­el­len Ge­gen­par­tei­en;
c.
die Ge­gen­par­tei mit Sitz in der Schweiz, wenn die aus­län­di­sche Ge­gen­par­tei nicht mel­det.

3 Han­delt es sich um ein Ge­schäft zwi­schen Nicht­fi­nan­zi­el­len Ge­gen­par­tei­en, gilt Ab­satz 2 Buch­sta­ben b und c sinn­ge­mä­ss. Ein Ge­schäft zwi­schen klei­nen Nicht­fi­nan­zi­el­len Ge­gen­par­tei­en muss nicht ge­mel­det wer­den.

4 Wird das Ge­schäft zen­tral ab­ge­rech­net, so er­folgt die Mel­dung durch die zen­tra­le Ge­gen­par­tei. So­fern ei­ne an­er­kann­te aus­län­di­sche zen­tra­le Ge­gen­par­tei die Mel­dun­gen nicht er­stat­tet, ver­bleibt die Mel­de­pflicht bei den Ge­gen­par­tei­en.

5 Für die Er­stat­tung der Mel­dung kön­nen Drit­te bei­ge­zo­gen wer­den.

6 Be­steht kein Trans­ak­ti­ons­re­gis­ter, so be­stimmt der Bun­des­rat die Stel­le, der die Mel­dung zu er­stat­ten ist.

Art. 105 Zeitpunkt und Inhalt der Meldung  

1 Die Mel­dung ist spä­tes­tens am auf den Ab­schluss, die Än­de­rung oder die Be­en­di­gung des De­ri­vat­ge­schäfts fol­gen­den Ar­beits­tag zu er­stat­ten.

2 Für je­des Ge­schäft sind min­des­tens zu mel­den:

a.
die Iden­ti­tät der Ge­gen­par­tei­en, ins­be­son­de­re de­ren Fir­ma und Sitz;
b.
die Art;
c.
die Fäl­lig­keit;
d.
der No­mi­nal­wert;
e.
der Preis;
f.
das Ab­wick­lungs­da­tum;
g.
die Wäh­rung.

3 Der Bun­des­rat kann die Mel­dung wei­te­rer An­ga­ben vor­se­hen und re­gelt das For­mat der Mel­dung.

4 Die Mel­dung an ein an­er­kann­tes aus­län­di­sches Trans­ak­ti­ons­re­gis­ter kann wei­ter­ge­hen­de An­ga­ben ent­hal­ten. Han­delt es sich da­bei um Per­so­nen­da­ten, so ist da­für die Zu­stim­mung der be­trof­fe­nen Per­son ein­zu­ho­len.

Art. 106 Aufbewahrung der Belege  

Ge­gen­par­tei­en müs­sen die Be­le­ge über ih­re De­ri­vat­ge­schäf­te nach den Vor­schrif­ten von Ar­ti­kel 958f OR57 auf­be­wah­ren.

4. Abschnitt: Risikominderung

Art. 107 Pflichten  

1 Für OTC-De­ri­vat­ge­schäf­te, die nicht über ei­ne durch die FIN­MA be­wil­lig­te oder an­er­kann­te zen­tra­le Ge­gen­par­tei ab­ge­rech­net wer­den müs­sen, sind die Pflich­ten die­ses Ab­schnitts ein­zu­hal­ten.

2 Die­se Pflich­ten gel­ten nicht bei:

a.
De­ri­vat­ge­schäf­ten mit Ge­gen­par­tei­en nach den Ar­ti­keln 93 Ab­satz 4 und 94 Ab­satz 1;
b.58
Wäh­rungs­swaps und -ter­min­ge­schäf­ten, so­weit sie Zug um Zug (pay­ment ver­sus pay­ment) ab­ge­wi­ckelt wer­den;
c.
frei­wil­lig über ei­ne durch die FIN­MA be­wil­lig­te oder an­er­kann­te zen­tra­le Ge­gen­par­tei ab­ge­rech­ne­ten De­ri­vat­ge­schäf­ten.

3 Der Bun­des­rat kann aus Grün­den der Ver­hält­nis­mäs­sig­keit und un­ter Be­rück­sich­ti­gung an­er­kann­ter in­ter­na­tio­na­ler Stan­dards wei­te­re voll­um­fäng­li­che oder teil­wei­se Aus­nah­men vor­se­hen.

58 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 18 des Fi­nan­z­in­sti­tuts­ge­set­zes vom 15. Ju­ni 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2018 5247, 2019 4631; BBl 2015 8901).

Art. 108 Minderung des operationellen Risikos und des Gegenparteirisikos  

Ge­gen­par­tei­en er­fas­sen, be­ob­ach­ten und min­dern ope­ra­tio­nel­le Ri­si­ken und Ge­gen­par­tei­ri­si­ken aus De­ri­vat­ge­schäf­ten nach Ar­ti­kel 107 Ab­satz 1. Sie ha­ben ins­be­son­de­re:

a.
die Ver­trags­be­din­gun­gen der De­ri­vat­ge­schäf­te recht­zei­tig zu be­stä­ti­gen;
b.
über Ver­fah­ren zu ver­fü­gen, um die Port­fo­li­os auf­ein­an­der ab­zu­stim­men und die da­mit ver­bun­de­nen Ri­si­ken zu be­herr­schen, aus­ser die Ge­gen­par­tei ist ei­ne klei­ne Nicht­fi­nan­zi­el­le Ge­gen­par­tei;
c.
über Ver­fah­ren zu ver­fü­gen, um Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten zwi­schen Par­tei­en früh­zei­tig zu er­ken­nen und aus­zuräu­men;
d.
re­gel­mäs­sig, aber min­des­tens zwei­mal jähr­lich ei­ne Port­fo­lio­kom­pres­si­on durch­zu­füh­ren, so­weit dies zur Ver­rin­ge­rung ih­res Ge­gen­par­tei­ri­si­kos an­ge­zeigt ist und so­weit sie 500 oder mehr nicht zen­tral ab­ge­rech­ne­te OTC-De­ri­vat­ge­schäf­te of­fen­ste­hen ha­ben.
Art. 109 Bewertung ausstehender Geschäfte  

1 Ge­gen­par­tei­en ha­ben De­ri­va­te auf der Ba­sis der ak­tu­el­len Kur­se täg­lich zu be­wer­ten.

2 Die­se Pflicht gilt nicht bei Ge­schäf­ten mit klei­nen Ge­gen­par­tei­en.

3 So­fern die Markt­be­din­gun­gen ei­ne Be­wer­tung zu Markt­prei­sen nicht zu­las­sen, ist ei­ne Be­wer­tung nach Be­wer­tungs­mo­del­len vor­zu­neh­men. Die Be­wer­tungs­mo­del­le müs­sen an­ge­mes­sen und in der Pra­xis an­er­kannt sein.

4 Nicht­fi­nan­zi­el­le Ge­gen­par­tei­en kön­nen für die Be­wer­tung Drit­te bei­zie­hen.

Art. 110 Austausch von Sicherheiten  

1 Ge­gen­par­tei­en mit Aus­nah­me der klei­nen Nicht­fi­nan­zi­el­len Ge­gen­par­tei­en ha­ben an­ge­mes­se­ne Si­cher­hei­ten aus­zut­au­schen.

2 Sie müs­sen in der La­ge sein, die Si­cher­hei­ten von ei­ge­nen Ver­mö­gens­wer­ten an­ge­mes­sen zu tren­nen.

3 Ab­re­den über die frei­hän­di­ge Ver­wer­tung von nach Ab­satz 1 aus­ge­tausch­ten Si­cher­hei­ten, de­ren Wert ob­jek­tiv be­stimm­bar ist, blei­ben auch in ei­nem Zwangs­voll­stre­ckungs­ver­fah­ren und bei In­sol­venz­mass­nah­men ge­gen den Si­che­rungs­ge­ber be­ste­hen.

4 Der Bun­des­rat re­gelt die An­for­de­run­gen an den Aus­tausch von Si­cher­hei­ten.

Art. 111 Gruppeninterne Geschäfte  

Es müs­sen kei­ne Si­cher­hei­ten aus­ge­tauscht wer­den, wenn:

a.
bei­deGe­gen­par­tei­en in die­sel­be Voll­kon­so­li­die­rung ein­be­zo­gen sind;
b.
bei­de Ge­gen­par­tei­en ge­eig­ne­ten zen­tra­li­sier­ten Ri­si­ko­be­wer­tungs-, -mess- und -kon­troll­ver­fah­ren un­ter­lie­gen;
c.
kei­ne recht­li­chen oder tat­säch­li­chen Hin­der­nis­se für die un­ver­züg­li­che Über­tra­gung von Ei­gen­mit­teln oder die Rück­zah­lung von Ver­bind­lich­kei­ten be­ste­hen; und
d.
die Ge­schäf­te nicht in Um­ge­hung der Pflicht zum Aus­tausch von Si­cher­hei­ten er­fol­gen.

5. Abschnitt: Handel über Handelsplätze und organisierte Handelssysteme

Art. 112 Pflicht  

1 Ge­gen­par­tei­en ha­ben al­le De­ri­va­te nach Ar­ti­kel 113 zu han­deln über einen von der FIN­MA:

a.
be­wil­lig­ten oder an­er­kann­ten Han­dels­platz; oder
b.
be­wil­lig­ten oder an­er­kann­ten Be­trei­ber ei­nes or­ga­ni­sier­ten Han­dels­sys­tems.

2 Die­se Pflicht gilt nicht bei Ge­schäf­ten mit klei­nen Ge­gen­par­tei­en oder bei Ge­schäf­ten sol­cher Ge­gen­par­tei­en un­ter­ein­an­der.

Art. 113 Erfasste Derivate  

1 Die FIN­MA re­gelt, wel­che De­ri­va­te über einen Han­dels­platz oder ein Han­dels­sys­tem nach Ar­ti­kel 112 Ab­satz 1 ge­han­delt wer­den müs­sen. Sie be­rück­sich­tigt da­bei:

a.
den Grad von de­ren recht­li­cher und ope­ra­tio­nel­ler Stan­dar­di­sie­rung;
b.
de­ren Li­qui­di­tät;
c.
de­ren Han­dels­vo­lu­men;
d.
die Ver­füg­bar­keit von Preis­bil­dungs­in­for­ma­tio­nen in der je­wei­li­gen Ka­te­go­rie;
e.
die mit ih­nen ver­bun­de­nen Ge­gen­par­tei­ri­si­ken.

2 Sie trägt da­bei an­er­kann­ten in­ter­na­tio­na­len Stan­dards und der aus­län­di­schen Recht­s­ent­wick­lung Rech­nung. Sie kann die Ein­füh­rung der Pflicht, über einen Han­dels­platz oder ein Han­dels­sys­tem zu han­deln, nach De­ri­va­te­ka­te­go­rie zeit­lich staf­feln.

3 Kei­ne Pflicht, nach Ar­ti­kel 112 zu han­deln, kann auf­er­legt wer­den für:

a.
De­ri­va­te, die von kei­nem ent­spre­chen­den Han­dels­platz oder Han­dels­sys­tem zum Han­del zu­ge­las­sen sind;
b.
Wäh­rungs­swaps und -ter­min­ge­schäf­te, so­weit sie Zug um Zug (pay­ment ver­sus pay­ment) ab­ge­wi­ckelt wer­den.
Art. 114 Grenzüberschreitende Geschäfte  

Die Pflicht, De­ri­vat­ge­schäf­te nach Ar­ti­kel 112 zu han­deln, be­steht auch dann, wenn die aus­län­di­sche Ge­gen­par­tei der pflich­ti­gen Schwei­zer Ge­gen­par­tei die­ser Pflicht un­ter­ste­hen wür­de, wenn sie ih­ren Sitz in der Schweiz hät­te.

Art. 115 Gruppeninterne Geschäfte  

Die Pflicht, nach Ar­ti­kel 112 zu han­deln, gilt nicht, wenn:

a.
bei­deGe­gen­par­tei­en in die­sel­be Voll­kon­so­li­die­rung ein­be­zo­gen sind;
b.
bei­de Ge­gen­par­tei­en ge­eig­ne­ten zen­tra­li­sier­ten Ri­si­ko­be­wer­tungs-, -mess- und -kon­troll­ver­fah­ren un­ter­lie­gen; und
c.
der Han­del nicht in Um­ge­hung die­ser Pflicht er­folgt.

6. Abschnitt: Prüfung

Art. 116 Zuständigkeiten  

1 Die Re­vi­si­ons­stel­len nach den Ar­ti­keln 727 und 727a OR59 prü­fen im Rah­men ih­rer Re­vi­si­on, ob die Ge­gen­par­tei­en die Be­stim­mun­gen die­ses Ka­pi­tels ein­hal­ten.

2 Bei den Be­auf­sich­tig­ten rich­tet sich die Prü­fung nach den Fi­nanz­markt­ge­set­zen.

3 Vor­be­hal­ten blei­ben ab­wei­chen­de Be­stim­mun­gen zur Auf­sicht und Ober­auf­sicht der be­ruf­li­chen Al­ters-, Hin­ter­las­se­nen- und In­va­li­den­vor­sor­ge.

Art. 117 Berichterstattung und Anzeige  

1 Die Prüf­ge­sell­schaf­ten er­stat­ten der FIN­MA Be­richt.

2 Für die Re­vi­si­ons­stel­len gel­ten bei Ver­stös­sen ge­gen Pflich­ten die­ses Ka­pi­tels die An­zei­ge­pflich­ten nach Ar­ti­kel 728c Ab­sät­ze 1 und 2 OR60.

3 Trifft das Un­ter­neh­men trotz er­folg­ter An­zei­ge durch die Re­vi­si­ons­stel­le kei­ne an­ge­mes­se­nen Mass­nah­men, so mel­det die Re­vi­si­ons­stel­le die Ver­stös­se dem Eid­ge­nös­si­schen Fi­nanz­de­par­te­ment.

2. Kapitel: Positionslimiten für Warenderivate

Art. 118 Positionslimiten  

1 Der Bun­des­rat kann für die Grös­se der Net­to­po­si­tio­nen in Wa­ren­de­ri­va­ten, die ei­ne Per­son hal­ten darf, Li­mi­ten ein­füh­ren, so­weit dies für ei­ne ge­ord­ne­te Preis­bil­dung und Ab­wick­lung so­wie für die Her­stel­lung von Kon­ver­genz zwi­schen den Prei­sen am De­ri­vat­markt und den­je­ni­gen am Ba­sis­markt not­wen­dig ist. Er be­rück­sich­tigt da­bei an­er­kann­te in­ter­na­tio­na­le Stan­dards und die aus­län­di­sche Recht­s­ent­wick­lung.

2 Er re­gelt für die Po­si­ti­ons­li­mi­ten:

a.
die Be­mes­sung der Net­to­po­si­tio­nen;
b.
die Aus­nah­men für Po­si­tio­nen, die für ei­ne Nicht­fi­nan­zi­el­le Ge­gen­par­tei ge­hal­ten wer­den und da­zu die­nen, die Ri­si­ken zu re­du­zie­ren, die un­mit­tel­bar mit ih­rer Ge­schäftstä­tig­keit oder ih­rer Li­qui­di­täts- oder Ver­mö­gens­be­wirt­schaf­tung ver­bun­den sind;
c.
die für die Trans­pa­renz des Wa­ren­de­ri­vat­han­dels er­for­der­li­chen Mel­de­pflich­ten.

3 Die FIN­MA be­stimmt die Po­si­ti­ons­li­mi­ten für die ein­zel­nen Wa­ren­de­ri­va­te.

Art. 119 Überwachung  

1 Der Han­dels­platz über­wacht zur Durch­set­zung von Po­si­ti­ons­li­mi­ten die of­fe­nen Po­si­tio­nen. Er kann von je­dem Teil­neh­mer ver­lan­gen, dass:

a.
die­ser ihm Zu­gang ge­währt zu al­len für die Durch­set­zung der Po­si­ti­ons­li­mi­ten not­wen­di­gen In­for­ma­tio­nen;
b.
die­ser Po­si­tio­nen auf­löst oder re­du­ziert, wenn die Po­si­ti­ons­li­mi­ten über­schrit­ten sind.

2 Für Be­trei­ber von or­ga­ni­sier­ten Han­dels­sys­te­men und de­ren Kun­den gilt Ab­satz 1 sinn­ge­mä­ss.

3. Kapitel: Offenlegung von Beteiligungen

Art. 120 Meldepflicht  

1 Wer di­rekt, in­di­rekt oder in ge­mein­sa­mer Ab­spra­che mit Drit­ten Ak­ti­en oder Er­werbs- oder Ver­äus­se­rungs­rech­te be­züg­lich Ak­ti­en ei­ner Ge­sell­schaft mit Sitz in der Schweiz, de­ren Be­tei­li­gungs­pa­pie­re ganz oder teil­wei­se in der Schweiz ko­tiert sind, oder ei­ner Ge­sell­schaft mit Sitz im Aus­land, de­ren Be­tei­li­gungs­pa­pie­re ganz oder teil­wei­se in der Schweiz haupt­ko­tiert sind, er­wirbt oder ver­äus­sert und da­durch den Grenz­wert von 3, 5, 10, 15, 20, 25, 33⅓, 50 oder 66⅔ Pro­zent der Stimm­rech­te, ob aus­üb­bar oder nicht, er­reicht, un­ter- oder über­schrei­tet, muss dies der Ge­sell­schaft und den Bör­sen, an de­nen die Be­tei­li­gungs­pa­pie­re ko­tiert sind, mel­den.

2 Die­ser Mel­de­pflicht un­ter­ste­hen Fi­nan­zin­ter­me­di­äre nicht, die für Rech­nung Drit­ter Ak­ti­en oder Er­werbs- oder Ver­äus­se­rungs­rech­te er­wer­ben oder ver­äus­sern.

3 Mel­de­pflich­tig ist zu­dem, wer die Stimm­rech­te an Be­tei­li­gungs­pa­pie­ren nach Ab­satz 1 nach frei­em Er­mes­sen aus­üben kann.

4 Dem Er­werb oder der Ver­äus­se­rung gleich­ge­stellt sind:

a.
die erst­ma­li­ge Ko­tie­rung von Be­tei­li­gungs­pa­pie­ren;
b.
die Um­wand­lung von Par­ti­zi­pa­ti­ons- oder Ge­nuss­schei­nen in Ak­ti­en;
c.
die Aus­übung von Wan­del- oder Er­werbs­rech­ten;
d.
Ver­än­de­run­gen des Ge­sell­schafts­ka­pi­tals; und
e.
die Aus­übung von Ver­äus­se­rungs­rech­ten.

5 Als in­di­rek­ter Er­werb gel­ten na­ment­lich auch al­le Vor­gän­ge, die im Er­geb­nis das Stimm­recht über die Be­tei­li­gungs­pa­pie­re ver­mit­teln kön­nen. Aus­ge­nom­men ist die Er­tei­lung von Voll­mach­ten aus­sch­liess­lich zur Ver­tre­tung an ei­ner Ge­ne­ral­ver­samm­lung.

Art. 121 Meldepflicht für organisierte Gruppen  

Ei­ne ver­trag­lich oder auf an­de­re Wei­se or­ga­ni­sier­te Grup­pe muss die Mel­de­pflicht nach Ar­ti­kel 120 als Grup­pe er­fül­len und Mel­dung er­stat­ten über:

a.
die Ge­samt­be­tei­li­gung;
b.
die Iden­ti­tät der ein­zel­nen Mit­glie­der;
c.
die Art der Ab­spra­che;
d.
die Ver­tre­tung.
Art. 122 Mitteilung an die FINMA  

Ha­ben die Ge­sell­schaft oder die Bör­sen Grund zur An­nah­me, dass ei­ne Ak­tio­nä­rin oder ein Ak­tio­när ih­rer oder sei­ner Mel­de­pflicht nicht nach­ge­kom­men ist, so tei­len sie dies der FIN­MA mit.

Art. 123 Kompetenzen der FINMA  

1 Die FIN­MA er­lässt Be­stim­mun­gen über:

a.
den Um­fang der Mel­de­pflicht;
b.
die Be­hand­lung von Er­werbs- und Ver­äus­se­rungs­rech­ten;
c.
die Be­rech­nung der Stimm­rech­te;
d.
die Frist, in­ner­halb de­rer der Mel­de­pflicht nach­ge­kom­men wer­den muss;
e.
die Frist, in­ner­halb de­rer ei­ne Ge­sell­schaft Ver­än­de­run­gen der Be­sitz­ver­hält­nis­se nach Ar­ti­kel 120 zu ver­öf­fent­li­chen hat.

2 Die FIN­MA kann aus wich­ti­gen Grün­den Aus­nah­men oder Er­leich­te­run­gen von der Mel­de- oder Ver­öf­fent­li­chungs­pflicht vor­se­hen, ins­be­son­de­re wenn die Ge­schäf­te:

a.
von kurz­fris­ti­ger Na­tur sind;
b.
mit kei­ner Ab­sicht ver­bun­den sind, das Stimm­recht aus­zuü­ben; oder
c.
an Be­din­gun­gen ge­knüpft sind.

3 Wer Ef­fek­ten er­wer­ben will, kann über Be­stand oder Nicht­be­stand ei­ner Of­fen­le­gungs­pflicht einen Ent­scheid der FIN­MA ein­ho­len.

Art. 124 Informationspflicht der Gesellschaft  

Die Ge­sell­schaft muss die ihr mit­ge­teil­ten In­for­ma­tio­nen über die Ver­än­de­run­gen bei den Stimm­rech­ten ver­öf­fent­li­chen.

4. Kapitel: Öffentliche Kaufangebote

Art. 125 Geltungsbereich  

1 Die Be­stim­mun­gen die­ses Ka­pi­tels so­wie Ar­ti­kel 163 gel­ten für öf­fent­li­che Kau­f­an­ge­bo­te für Be­tei­li­gungs­pa­pie­re von Ge­sell­schaf­ten (Ziel­ge­sell­schaf­ten):

a.
mit Sitz in der Schweiz, de­ren Be­tei­li­gungs­pa­pie­re min­des­tens teil­wei­se an ei­ner Bör­se in der Schweiz ko­tiert sind;
b.
mit Sitz im Aus­land, de­ren Be­tei­li­gungs­pa­pie­re min­des­tens teil­wei­se an ei­ner Bör­se in der Schweiz haupt­ko­tiert sind.

2 Ist im Zu­sam­men­hang mit ei­nem öf­fent­li­chen Kau­f­an­ge­bot gleich­zei­tig schwei­ze­ri­sches und aus­län­di­sches Recht an­wend­bar, so kann auf die An­wen­dung der Vor­schrif­ten des schwei­ze­ri­schen Rechts ver­zich­tet wer­den, so­weit:

a.
die An­wen­dung des schwei­ze­ri­schen Rechts zu ei­nem Kon­flikt mit dem aus­län­di­schen Recht füh­ren wür­de; und
b.
das aus­län­di­sche Recht einen Schutz der An­le­ge­rin­nen und An­le­ger ge­währ­leis­tet, der demje­ni­gen des schwei­ze­ri­schen Rechts gleich­wer­tig ist.

3 Die Ge­sell­schaf­ten kön­nen vor der Ko­tie­rung ih­rer Be­tei­li­gungs­pa­pie­re ge­mä­ss Ab­satz 1 in ih­ren Sta­tu­ten fest­le­gen, dass ein Über­neh­mer nicht zu ei­nem öf­fent­li­chen Kau­f­an­ge­bot nach den Ar­ti­keln 135 und 163 ver­pflich­tet ist.

4 Ei­ne Ge­sell­schaft kann je­der­zeit ei­ne Be­stim­mung ge­mä­ss Ab­satz 3 in ih­re Sta­tu­ten auf­neh­men, so­fern dies nicht ei­ne Be­nach­tei­li­gung der Ak­tio­nä­rin­nen und Ak­tio­näre im Sin­ne von Ar­ti­kel 706 OR61 be­wirkt.

Art. 126 Übernahmekommission  

1 Die FIN­MA be­stellt nach An­hö­rung der Bör­sen ei­ne Kom­mis­si­on für öf­fent­li­che Kau­f­an­ge­bo­te (Über­nah­me­kom­mis­si­on). Die­se Kom­mis­si­on setzt sich aus sach­ver­stän­di­gen Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern der Wert­pa­pier­häu­ser, der ko­tier­ten Ge­sell­schaf­ten und der An­le­ge­rin­nen und An­le­ger zu­sam­men. Or­ga­ni­sa­ti­on und Ver­fah­ren der Über­nah­me­kom­mis­si­on sind der FIN­MA zur Ge­neh­mi­gung zu un­ter­brei­ten.

2 Die Be­stim­mun­gen, die nach die­sem Ge­setz von der Über­nah­me­kom­mis­si­on er­las­sen wer­den, be­dür­fen der Ge­neh­mi­gung durch die FIN­MA.

3 Die Über­nah­me­kom­mis­si­on über­prüft die Ein­hal­tung der Be­stim­mun­gen über öf­fent­li­che Kau­f­an­ge­bo­te (Über­nah­me­sa­chen) im Ein­zel­fall.

4 Sie be­rich­tet der FIN­MA ein­mal jähr­lich über ih­re Tä­tig­keit.

5 Die Über­nah­me­kom­mis­si­on kann von den Par­tei­en in Ver­fah­ren in Über­nah­me­sa­chen Ge­büh­ren er­he­ben. Der Bun­des­rat re­gelt die Ge­büh­ren. Er be­rück­sich­tigt da­bei den Wert der Trans­ak­tio­nen und den Schwie­rig­keits­grad des Ver­fah­rens.

6 Die Bör­sen tra­gen die Kos­ten, die nicht durch die Ge­büh­ren ge­deckt sind.

Art. 127 Pflichten des Anbieters  

1 Der An­bie­ter muss das An­ge­bot mit wah­ren und voll­stän­di­gen In­for­ma­tio­nen im Pro­spekt ver­öf­fent­li­chen.

2 Er muss die Be­sit­ze­rin­nen und Be­sit­zer von Be­tei­li­gungs­pa­pie­ren der­sel­ben Art gleich be­han­deln.

3 Die Pflich­ten des An­bie­ters gel­ten für al­le, die mit ihm in ge­mein­sa­mer Ab­spra­che han­deln.

Art. 128 Prüfung des Angebots  

1 Der An­bie­ter muss das An­ge­bot vor der Ver­öf­fent­li­chung ei­ner von der Eid­ge­nös­si­schen Re­vi­si­ons­auf­sichts­be­hör­de nach Ar­ti­kel 9aAb­satz 1 RAG62 zu­ge­las­se­nen Prüf­ge­sell­schaft oder ei­nem Wert­pa­pier­haus zur Prü­fung un­ter­brei­ten.

2 Die Prüf­stel­le prüft, ob das An­ge­bot dem Ge­setz und den Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen ent­spricht.

Art. 129 Rücktrittsrecht der Verkäuferin oder des Verkäufers  

Die Ver­käu­fe­rin oder der Ver­käu­fer kann von Ver­trä­gen zu­rück­tre­ten oder be­reits ab­ge­wi­ckel­te Ver­käu­fe rück­gän­gig ma­chen, wenn die­se auf der Grund­la­ge ei­nes un­ter­sag­ten An­ge­bots ab­ge­schlos­sen oder ge­tä­tigt wor­den sind.

Art. 130 Veröffentlichung des Ergebnisses des Angebots und Fristverlängerung  

1 Der An­bie­ter muss das Er­geb­nis des öf­fent­li­chen Kau­f­an­ge­bots nach Ab­lauf der An­ge­bots­frist ver­öf­fent­li­chen.

2 Wer­den die Be­din­gun­gen des An­ge­bots er­füllt, so muss der An­bie­ter die An­ge­bots­frist für die­je­ni­gen In­ha­be­rin­nen und In­ha­ber von Ak­ti­en und an­de­ren Be­tei­li­gungs­pa­pie­ren ver­län­gern, die bis­her das An­ge­bot nicht an­ge­nom­men ha­ben.

Art. 131 Zusätzliche Bestimmungen  

Die Über­nah­me­kom­mis­si­on er­lässt zu­sätz­li­che Be­stim­mun­gen über:

a.
die Vor­an­mel­dung ei­nes An­ge­bots vor sei­ner Ver­öf­fent­li­chung;
b.
den In­halt und die Ver­öf­fent­li­chung des An­ge­botspro­spekts so­wie über die Be­din­gun­gen, de­nen ein An­ge­bot un­ter­wor­fen wer­den kann;
c.
die Re­geln der Lau­ter­keit für öf­fent­li­che Kau­f­an­ge­bo­te;
d.
die Prü­fung des An­ge­bots durch ei­ne von der Eid­ge­nös­si­schen Re­vi­si­ons­auf­sichts­be­hör­de nach Ar­ti­kel 9a Ab­satz 1 RAG63 zu­ge­las­se­ne Prüf­ge­sell­schaft oder einen Wert­pa­pier­haus;
e.
die An­ge­bots­frist und de­ren Ver­län­ge­rung, die Be­din­gun­gen des Wi­der­rufs und der Än­de­run­gen des An­ge­bots so­wie die Rück­tritts­frist für den Ver­käu­fer;
f.
das Han­deln in ge­mein­sa­mer Ab­spra­che mit Drit­ten;
g.
ihr Ver­fah­ren.
Art. 132 Pflichten der Zielgesellschaften  

1 Der Ver­wal­tungs­rat der Ziel­ge­sell­schaft (Art. 125 Abs. 1) legt den In­ha­be­rin­nen und In­ha­bern von Be­tei­li­gungs­pa­pie­ren einen Be­richt vor, in dem er zum An­ge­bot Stel­lung nimmt. Die im Be­richt ent­hal­te­nen In­for­ma­tio­nen müs­sen wahr und voll­stän­dig sein. Der Ver­wal­tungs­rat der Ziel­ge­sell­schaft ver­öf­fent­licht den Be­richt.

2 Er darf von der Ver­öf­fent­li­chung des An­ge­bots bis zur Ver­öf­fent­li­chung des Er­geb­nis­ses kei­ne Rechts­ge­schäf­te be­schlies­sen, mit de­nen der Ak­tiv- oder Pas­siv­be­stand der Ge­sell­schaft in be­deu­ten­der Wei­se ver­än­dert wür­de. Be­schlüs­se der Ge­ne­ral­ver­samm­lung un­ter­lie­gen die­ser Be­schrän­kung nicht und dür­fen aus­ge­führt wer­den, un­ab­hän­gig da­von, ob sie vor oder nach der Ver­öf­fent­li­chung des An­ge­bots ge­fasst wur­den.

3 Die Über­nah­me­kom­mis­si­on er­lässt Be­stim­mun­gen über:

a.
den Be­richt des Ver­wal­tungs­ra­tes der Ziel­ge­sell­schaft;
b.
über die Mass­nah­men, die un­zu­läs­si­ger­wei­se dar­auf ab­zie­len, ei­nem An­ge­bot zu­vor­zu­kom­men oder des­sen Er­folg zu ver­hin­dern.
Art. 133 Konkurrierende Angebote  

1 Bei kon­kur­rie­ren­den An­ge­bo­ten müs­sen die In­ha­be­rin­nen und In­ha­ber von Be­tei­li­gungs­pa­pie­ren der Ziel­ge­sell­schaft das An­ge­bot frei wäh­len kön­nen.

2 Die Über­nah­me­kom­mis­si­on er­lässt Be­stim­mun­gen über die kon­kur­rie­ren­den An­ge­bo­te und de­ren Aus­wir­kun­gen auf das ers­te An­ge­bot.

Art. 134 Meldepflicht  

1 Der An­bie­ter oder wer di­rekt, in­di­rekt oder in ge­mein­sa­mer Ab­spra­che mit Drit­ten über ei­ne Be­tei­li­gung von min­des­tens 3 Pro­zent der Stimm­rech­te, ob aus­üb­bar oder nicht, der Ziel­ge­sell­schaft oder ge­ge­be­nen­falls ei­ner an­dern Ge­sell­schaft, de­ren Be­tei­li­gungs­pa­pie­re zum Tausch an­ge­bo­ten wer­den, ver­fügt, muss von der Ver­öf­fent­li­chung des An­ge­bots bis zum Ab­lauf der An­ge­bots­frist der Über­nah­me­kom­mis­si­on und den Bör­sen, an de­nen die Pa­pie­re ko­tiert sind, je­den Er­werb oder Ver­kauf von Be­tei­li­gungs­pa­pie­ren die­ser Ge­sell­schaft mel­den.

2 Ei­ne ver­trag­lich oder auf an­de­re Wei­se or­ga­ni­sier­te Grup­pe un­ter­steht die­ser Mel­de­pflicht nur als Grup­pe.

3 Die Über­nah­me­kom­mis­si­on kann die Per­son der­sel­ben Pflicht un­ter­stel­len, die von der Ver­öf­fent­li­chung des An­ge­bots an bis zum Ab­lauf der An­ge­bots­frist di­rekt, in­di­rekt oder in ge­mein­sa­mer Ab­spra­che mit Drit­ten einen ge­wis­sen Pro­zent­satz von Be­tei­li­gungs­pa­pie­ren der Ziel­ge­sell­schaft oder ei­ner an­de­ren Ge­sell­schaft, de­ren Be­tei­li­gungs­pa­pie­re zum Tausch an­ge­bo­ten wer­den, kauft oder ver­kauft.

4 Ha­ben die Ge­sell­schaft oder die Bör­sen Grund zur An­nah­me, dass ei­ne In­ha­be­rin oder ein In­ha­ber von Be­tei­li­gungs­pa­pie­ren ih­rer oder sei­ner Mel­de­pflicht nicht nach­ge­kom­men ist, so tei­len sie dies der Über­nah­me­kom­mis­si­on mit.

5 Die Über­nah­me­kom­mis­si­on er­lässt Be­stim­mun­gen über Um­fang, Form und Frist der Mel­dung und den für die An­wen­dung von Ab­satz 3 re­le­van­ten Pro­zent­satz.

Art. 135 Pflicht zur Unterbreitung des Angebots  

1 Wer di­rekt, in­di­rekt oder in ge­mein­sa­mer Ab­spra­che mit Drit­ten Be­tei­li­gungs­pa­pie­re er­wirbt und da­mit zu­sam­men mit den Pa­pie­ren, die er be­reits be­sitzt, den Grenz­wert von 33⅓ Pro­zent der Stimm­rech­te ei­ner Ziel­ge­sell­schaft, ob aus­üb­bar oder nicht, über­schrei­tet, muss ein An­ge­bot un­ter­brei­ten für al­le ko­tier­ten Be­tei­li­gungs­pa­pie­re der Ge­sell­schaft. Die Ziel­ge­sell­schaf­ten kön­nen in ih­ren Sta­tu­ten den Grenz­wert bis auf 49 Pro­zent der Stimm­rech­te an­he­ben.

2 Der Preis des An­ge­bots muss min­des­tens gleich hoch sein wie der hö­he­re der fol­gen­den Be­trä­ge:

a.
der Bör­sen­kurs;
b.
der höchs­te Preis, den der An­bie­ter in den zwölf letz­ten Mo­na­ten für Be­tei­li­gungs­pa­pie­re der Ziel­ge­sell­schaft be­zahlt hat.

3 Hat die Ge­sell­schaft meh­re­re Ar­ten von Be­tei­li­gungs­pa­pie­ren aus­ge­ge­ben, so müs­sen die Prei­se für die ver­schie­de­nen Ar­ten von Be­tei­li­gungs­pa­pie­ren in ei­nem an­ge­mes­se­nen Ver­hält­nis zu­ein­an­der ste­hen.

4 Die FIN­MA er­lässt Be­stim­mun­gen über die An­ge­bots­pflicht. Die Über­nah­me­kom­mis­si­on hat ein An­trags­recht.

5 Gibt es hin­rei­chen­de An­halts­punk­te da­für, dass ei­ne Per­son ih­rer An­ge­bots­pflicht nicht nach­kommt, so kann die Über­nah­me­kom­mis­si­on bis zur Klä­rung und ge­ge­be­nen­falls Er­fül­lung der An­ge­bots­pflicht:

a.
das Stimm­recht und die da­mit zu­sam­men­hän­gen­den Rech­te die­ser Per­son sus­pen­die­ren; und
b.
die­ser Per­son ver­bie­ten, di­rekt, in­di­rekt oder in ge­mein­sa­mer Ab­spra­che mit Drit­ten wei­te­re Ak­ti­en so­wie Er­werbs- oder Ver­äus­se­rungs­rech­te be­züg­lich Ak­ti­en der Ziel­ge­sell­schaft zu er­wer­ben.
Art. 136 Ausnahmen von der Angebotspflicht  

1 Die Über­nah­me­kom­mis­si­on kann in be­rech­tig­ten Fäl­len Aus­nah­men von der An­ge­bots­pflicht ge­wäh­ren, na­ment­lich wenn:

a.
die Stimm­rech­te in­ner­halb ei­ner ver­trag­lich oder auf an­de­re Wei­se or­ga­ni­sier­ten Grup­pe über­tra­gen wer­den. Die Grup­pe un­ter­steht in die­sem Fall der An­ge­bots­pflicht nur als Grup­pe;
b.
die Über­schrei­tung aus ei­ner Ver­rin­ge­rung der Ge­samt­zahl der Stimm­rech­te der Ge­sell­schaft re­sul­tiert;
c.
der Grenz­wert nur vor­über­ge­hend über­schrit­ten wird;
d.
die Be­tei­li­gungs­pa­pie­re un­ent­gelt­lich oder, im Rah­men ei­ner Ka­pi­tal­er­hö­hung, vor­zugs­wei­se ge­zeich­net wer­den;
e.
die Be­tei­li­gungs­pa­pie­re zu Sa­nie­rungs­zwe­cken er­wor­ben wer­den.

2 Die An­ge­bots­pflicht ent­fällt, wenn die Stimm­rech­te durch Schen­kung, Erb­gang, Erb­tei­lung, ehe­li­ches Gü­ter­recht oder Zwangs­voll­stre­ckung er­wor­ben wer­den.

Art. 137 Kraftloserklärung der restlichen Beteiligungspapiere  

1 Ver­fügt der An­bie­ter nach Ab­lauf der An­ge­bots­frist über mehr als 98 Pro­zent der Stimm­rech­te der Ziel­ge­sell­schaft, so kann er bin­nen ei­ner Frist von drei Mo­na­ten vom Ge­richt ver­lan­gen, die rest­li­chen Be­tei­li­gungs­pa­pie­re für kraft­los zu er­klä­ren. Der An­bie­ter muss zu die­sem Zweck ge­gen die Ge­sell­schaft Kla­ge er­he­ben. Die rest­li­chen Ak­tio­nä­rin­nen und Ak­tio­näre kön­nen dem Ver­fah­ren bei­tre­ten.

2 Die Ge­sell­schaft gibt die­se Be­tei­li­gungs­pa­pie­re er­neut aus und über­gibt sie dem An­bie­ter ge­gen Ent­rich­tung des An­ge­bots­prei­ses oder Er­fül­lung des Aus­tausch­an­ge­bots zu­guns­ten der Ei­gen­tü­me­rin­nen und Ei­gen­tü­mer der für kraft­los er­klär­ten Be­tei­li­gungs­pa­pie­re.

Art. 138 Aufgaben der Übernahmekommission  

1 Die Über­nah­me­kom­mis­si­on trifft die zum Voll­zug der Be­stim­mun­gen die­ses Ka­pi­tels und sei­ner Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen not­wen­di­gen Ver­fü­gun­gen und über­wacht die Ein­hal­tung der ge­setz­li­chen und re­gle­men­ta­ri­schen Vor­schrif­ten. Sie kann die Ver­fü­gun­gen ver­öf­fent­li­chen.

2 Per­so­nen und Ge­sell­schaf­ten, die ei­ner Mel­de­pflicht nach Ar­ti­kel 134 un­ter­ste­hen, so­wie Per­so­nen und Ge­sell­schaf­ten, die nach Ar­ti­kel 139 Ab­sät­ze 2 und 3 Par­tei­stel­lung ha­ben kön­nen, müs­sen der Über­nah­me­kom­mis­si­on al­le Aus­künf­te er­tei­len und Un­ter­la­gen her­aus­ge­ben, die die­se zur Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­be be­nö­tigt.

3 Er­hält die Über­nah­me­kom­mis­si­on Kennt­nis von Ver­let­zun­gen der Be­stim­mun­gen die­ses Ka­pi­tels oder von sons­ti­gen Miss­stän­den, so sorgt sie für die Wie­der­her­stel­lung des ord­nungs­ge­mäs­sen Zu­stan­des und für die Be­sei­ti­gung der Miss­stän­de.

4 Er­hält die Über­nah­me­kom­mis­si­on Kennt­nis von ge­mein­recht­li­chen Ver­bre­chen und Ver­ge­hen so­wie Wi­der­hand­lun­gen ge­gen die­ses Ge­setz, so be­nach­rich­tigt sie un­ver­züg­lich die zu­stän­di­gen Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den.

Art. 139 Verfahren vor der Übernahmekommission  

1 Für das Ver­fah­ren der Über­nah­me­kom­mis­si­on gel­ten un­ter Vor­be­halt der nach­fol­gen­den Aus­nah­men die Be­stim­mun­gen des Ver­wal­tungs­ver­fah­rens­ge­set­zes vom 20. De­zem­ber 196864.

2 Im Ver­fah­ren in Über­nah­me­sa­chen ha­ben Par­tei­stel­lung:

a.
der An­bie­ter;
b.
die Per­so­nen, die mit dem An­bie­ter in ge­mein­sa­mer Ab­spra­che han­deln; und
c.
die Ziel­ge­sell­schaft.

3 Ak­tio­nä­rin­nen und Ak­tio­näre mit min­des­tens drei Pro­zent der Stimm­rech­te an der Ziel­ge­sell­schaft, ob aus­üb­bar oder nicht, ha­ben eben­falls Par­tei­stel­lung, wenn sie die­se bei der Über­nah­me­kom­mis­si­on be­an­spru­chen.

4 Auf Ver­fah­ren in Über­nah­me­sa­chen bei der Über­nah­me­kom­mis­si­on sind die ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen über den Still­stand der Fris­ten nicht an­wend­bar.

5 Die Ein­rei­chung von Rechts­schrif­ten durch Te­le­fax oder auf elek­tro­ni­sche Wei­se ist im Schrift­ver­kehr mit der Über­nah­me­kom­mis­si­on zu­läs­sig und wird für die Ein­hal­tung von Fris­ten an­er­kannt.

Art. 140 Beschwerdeverfahren vor der FINMA  

1 Ver­fü­gun­gen der Über­nah­me­kom­mis­si­on kön­nen in­nert ei­ner Frist von fünf Bör­sen­ta­gen bei der FIN­MA an­ge­foch­ten wer­den.

2 Die An­fech­tung hat schrift­lich bei der FIN­MA zu er­fol­gen und ist zu be­grün­den. Die Über­nah­me­kom­mis­si­on lei­tet in die­sem Fall ih­re Ak­ten der FIN­MA wei­ter.

3 Ar­ti­kel 139 Ab­sät­ze 1, 4 und 5 ist auf das Be­schwer­de­ver­fah­ren vor der FIN­MA an­wend­bar.

Art. 141 Beschwerdeverfahren vor dem Bundesverwaltungsgericht  

1 Ge­gen Ent­schei­de der FIN­MA in Über­nah­me­sa­chen kann nach Mass­ga­be des Ver­wal­tungs­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 200565 beim Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Be­schwer­de ge­führt wer­den.

2 Die Be­schwer­de ist in­ner­halb von zehn Ta­gen nach Er­öff­nung des Ent­scheids ein­zu­rei­chen. Sie hat kei­ne auf­schie­ben­de Wir­kung.

3 Auf Ver­fah­ren in Über­nah­me­sa­chen vor Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt sind die ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen über den Still­stand der Fris­ten nicht an­wend­bar.

5. Kapitel: Insiderhandel und Marktmanipulation

Art. 142 Ausnützen von Insiderinformationen  

1 Un­zu­läs­sig han­delt, wer ei­ne In­si­de­r­in­for­ma­ti­on, von der er weiss oder wis­sen muss, dass es ei­ne In­si­de­r­in­for­ma­ti­on ist, oder ei­ne Emp­feh­lung, von der er weiss oder wis­sen muss, dass sie auf ei­ner In­si­de­r­in­for­ma­ti­on be­ruht:

a.66
da­zu aus­nützt, Ef­fek­ten, die an ei­nem Han­dels­platz oder DLT-Han­dels­sys­tem mit Sitz in der Schweiz zum Han­del zu­ge­las­sen sind, zu er­wer­ben, zu ver­äus­sern oder dar­aus ab­ge­lei­te­te De­ri­va­te ein­zu­set­zen;
b.
ei­nem an­de­ren mit­teilt;
c.67
da­zu aus­nützt, ei­nem an­de­ren ei­ne Emp­feh­lung zum Er­werb oder zur Ver­äus­se­rung von Ef­fek­ten, die an ei­nem Han­dels­platz oder DLT-Han­dels­sys­tem mit Sitz in der Schweiz zum Han­del zu­ge­las­sen sind, oder zum Ein­satz von dar­aus ab­ge­lei­te­ten De­ri­va­ten ab­zu­ge­ben.

2 Der Bun­des­rat er­lässt Vor­schrif­ten über die zu­läs­si­ge Ver­wen­dung von In­si­de­r­in­for­ma­tio­nen, ins­be­son­de­re im Zu­sam­men­hang mit:

a.
Ef­fek­ten­ge­schäf­ten zur Vor­be­rei­tung ei­nes öf­fent­li­chen Kau­f­an­ge­bots;
b.
ei­ner be­son­de­ren Rechts­stel­lung des In­for­ma­ti­ons­emp­fän­gers.

66 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 10 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Aug. 2021 (AS 2021 33, 399; BBl 2020 233).

67 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 10 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Aug. 2021 (AS 2021 33, 399; BBl 2020 233).

Art. 143 Marktmanipulation  

1 Un­zu­läs­sig han­delt, wer:

a.
In­for­ma­tio­nen öf­fent­lich ver­brei­tet, von de­nen er weiss oder wis­sen muss, dass sie falsche oder ir­re­füh­ren­de Si­gna­le für das An­ge­bot, die Nach­fra­ge oder den Kurs von Ef­fek­ten ge­ben, die an ei­nem Han­dels­platz oder DLT-Han­dels­sys­tem mit Sitz in der Schweiz zum Han­del zu­ge­las­sen sind;
b.
Ge­schäf­te oder Kauf- oder Ver­kaufs­auf­trä­ge tä­tigt, von de­nen er weiss oder wis­sen muss, dass sie falsche oder ir­re­füh­ren­de Si­gna­le für das An­ge­bot, die Nach­fra­ge oder den Kurs von Ef­fek­ten ge­ben, die an ei­nem Han­dels­platz oder DLT-Han­dels­sys­tem mit Sitz in der Schweiz zum Han­del zu­ge­las­sen sind.68

2 Der Bun­des­rat er­lässt Vor­schrif­ten über zu­läs­si­ge Ver­hal­tens­wei­sen, ins­be­son­de­re im Zu­sam­men­hang mit:

a.
Ef­fek­ten­ge­schäf­ten zum Zweck der Preis­sta­bi­li­sie­rung;
b.
Rück­kauf­pro­gram­men für ei­ge­ne Ef­fek­ten.

68 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 10 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Aug. 2021 (AS 2021 33, 399; BBl 2020 233).

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