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Vierter Abschnitt: Der Agenturvertrag252

252Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 4. Febr. 1949, in Kraft seit 1. Jan. 1950 (AS 1949 I 802; BBl 1947 III 661). Siehe die SchlB zu diesem Abschn. (vierter Abschn. des XIII. Tit.) am Schluss des OR.

Art. 418a  

A. All­ge­mei­nes

I. Be­griff

 

1 Agent ist, wer die Ver­pflich­tung über­nimmt, dau­ernd für einen oder meh­re­re Auf­trag­ge­ber Ge­schäf­te zu ver­mit­teln oder in ih­rem Na­men und für ih­re Rech­nung ab­zu­sch­lies­sen, oh­ne zu den Auf­trag­ge­bern in ei­nem Ar­beits­ver­hält­nis zu ste­hen.253

2 Auf Agen­ten, die als sol­che bloss im Ne­ben­be­ruf tä­tig sind, fin­den die Vor­schrif­ten die­ses Ab­schnit­tes in­so­weit An­wen­dung, als die Par­tei­en nicht schrift­lich et­was an­de­res ver­ein­bart ha­ben. Die Vor­schrif­ten über das Del­cre­de­re, das Kon­kur­renz­ver­bot und die Auf­lö­sung des Ver­tra­ges aus wich­ti­gen Grün­den dür­fen nicht zum Nach­teil des Agen­ten weg­be­dun­gen wer­den.

253Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II Art. 1 Ziff. 8 bzw. 9 des BG vom 25. Ju­ni 1971, in Kraft seit 1. Jan. 1972 (AS 1971 1465; BBl 1967 II 241). Sie­he auch die Schl- und UeB des X. Tit.

Art. 418b  

II. An­wend­ba­res Recht

 

1 Auf den Ver­mitt­lungs­agen­ten sind die Vor­schrif­ten über den Mäk­ler­ver­trag, auf den Ab­schlus­s­agen­ten die­je­ni­gen über die Kom­mis­si­on er­gän­zend an­wend­bar.

2254

254Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I Bst. b des An­hangs zum BG vom 18. Dez. 1987 über das In­ter­na­tio­na­le Pri­vat­recht, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1989 (AS 1988 1776; BBl 1983 I 263).

Art. 418c  

B. Pflich­ten des Agen­ten

I. All­ge­mei­nes und Del­cre­de­re

 

1 Der Agent hat die In­ter­es­sen des Auf­trag­ge­bers mit der Sorg­falt ei­nes or­dent­li­chen Kauf­man­nes zu wah­ren.

2 Er darf, falls es nicht schrift­lich an­ders ver­ein­bart ist, auch für an­de­re Auf­trag­ge­ber tä­tig sein.

3 Ei­ne Ver­pflich­tung, für die Zah­lung oder an­der­wei­ti­ge Er­fül­lung der Ver­bind­lich­kei­ten des Kun­den ein­zu­ste­hen oder die Kos­ten der Ein­brin­gung von For­de­run­gen ganz oder teil­wei­se zu tra­gen, kann er nur in schrift­li­cher Form über­neh­men. Der Agent er­hält da­durch einen un­ab­ding­ba­ren An­spruch auf ein an­ge­mes­se­nes be­son­de­res Ent­gelt.

Art. 418d  

II. Ge­heim­hal­tungs­pflicht und Kon­kur­renz­ver­bot

 

1 Der Agent darf Ge­schäfts­ge­heim­nis­se des Auf­trag­ge­bers, die ihm an­ver­traut oder auf Grund des Agen­tur­ver­hält­nis­ses be­kannt ge­wor­den sind, auch nach Be­en­di­gung des Ver­tra­ges nicht ver­wer­ten oder an­de­ren mit­tei­len.

2 Auf ein ver­trag­li­ches Kon­kur­renz­ver­bot sind die Be­stim­mun­gen über den Dienst­ver­trag ent­spre­chend an­wend­bar. Ist ein Kon­kur­renz­ver­bot ver­ein­bart, so hat der Agent bei Auf­lö­sung des Ver­tra­ges einen un­ab­ding­ba­ren An­spruch auf ein an­ge­mes­se­nes be­son­de­res Ent­gelt.

Art. 418e  

C. Ver­tre­tungs­be­fug­nis

 

1 Der Agent gilt nur als er­mäch­tigt, Ge­schäf­te zu ver­mit­teln, Män­gel­rü­gen und an­de­re Er­klä­run­gen, durch die der Kun­de sein Recht aus man­gel­haf­ter Leis­tung des Auf­trag­ge­bers gel­tend macht oder sich vor­be­hält, ent­ge­gen­zu­neh­men und die dem Auf­trag­ge­ber zu­ste­hen­den Rech­te auf Si­cher­stel­lung des Be­wei­ses gel­tend zu ma­chen.

2 Da­ge­gen gilt er nicht als er­mäch­tigt, Zah­lun­gen ent­ge­gen­zu­neh­men, Zah­lungs­fris­ten zu ge­wäh­ren oder sons­ti­ge Än­de­run­gen des Ver­tra­ges mit den Kun­den zu ver­ein­ba­ren.

3 Die Ar­ti­kel 34 und 44 Ab­satz 3 des Bun­des­ge­set­zes vom 2. April 1908255 über den Ver­si­che­rungs­ver­trag blei­ben vor­be­hal­ten.

Art. 418f  

D. Pflich­ten des Auf­trag­ge­bers

I. Im All­ge­mei­nen

 

1 Der Auf­trag­ge­ber hat al­les zu tun, um dem Agen­ten die Aus­übung ei­ner er­folg­rei­chen Tä­tig­keit zu er­mög­li­chen. Er hat ihm ins­be­son­de­re die nö­ti­gen Un­ter­la­gen zur Ver­fü­gung zu stel­len.

2 Er hat den Agen­ten un­ver­züg­lich zu be­nach­rich­ti­gen, wenn er vor­aus­sieht, dass Ge­schäf­te nur in er­heb­lich ge­rin­ge­rem Um­fan­ge, als ver­ein­bart oder nach den Um­stän­den zu er­war­ten ist, ab­ge­schlos­sen wer­den kön­nen oder sol­len.

3 Ist dem Agen­ten ein be­stimm­tes Ge­biet oder ein be­stimm­ter Kun­den­kreis zu­ge­wie­sen, so ist er, so­weit nicht schrift­lich et­was an­de­res ver­ein­bart wur­de, un­ter Aus­schluss an­de­rer Per­so­nen be­auf­tragt.

Art. 418g  

II. Pro­vi­si­on

1. Ver­mitt­lungs- und Ab­schluss­pro­vi­si­on

a. Um­fang und Ent­ste­hung

 

1 Der Agent hat An­spruch auf die ver­ein­bar­te oder üb­li­che Ver­mitt­lungs- oder Ab­schluss­pro­vi­si­on für al­le Ge­schäf­te, die er wäh­rend des Agen­tur­ver­hält­nis­ses ver­mit­telt oder ab­ge­schlos­sen hat, so­wie, man­gels ge­gen­tei­li­ger schrift­li­cher Ab­re­de, für sol­che Ge­schäf­te, die wäh­rend des Agen­tur­ver­hält­nis­ses oh­ne sei­ne Mit­wir­kung vom Auf­trag­ge­ber ab­ge­schlos­sen wer­den, so­fern er den Drit­ten als Kun­den für Ge­schäf­te die­ser Art ge­wor­ben hat.

2 Der Agent, dem ein be­stimm­tes Ge­biet oder ein be­stimm­ter Kun­den­kreis aus­sch­liess­lich zu­ge­wie­sen ist, hat An­spruch auf die ver­ein­bar­te oder, man­gels Ab­re­de, auf die üb­li­che Pro­vi­si­on für al­le Ge­schäf­te, die mit Kun­den die­ses Ge­bie­tes oder Kun­den­krei­ses wäh­rend des Agen­tur­ver­hält­nis­ses ab­ge­schlos­sen wer­den.

3 So­weit es nicht an­ders schrift­lich ver­ein­bart ist, ent­steht der An­spruch auf die Pro­vi­si­on, so­bald das Ge­schäft mit dem Kun­den rechts­gül­tig ab­ge­schlos­sen ist.

Art. 418h  

b. Da­hin­fal­len

 

1 Der An­spruch des Agen­ten auf Pro­vi­si­on fällt nach­träg­lich in­so­weit da­hin, als die Aus­füh­rung ei­nes ab­ge­schlos­se­nen Ge­schäf­tes aus ei­nem vom Auf­trag­ge­ber nicht zu ver­tre­ten­den Grun­de un­ter­bleibt.

2 Er fällt hin­ge­gen gänz­lich da­hin, wenn die Ge­gen­leis­tung für die vom Auf­trag­ge­ber be­reits er­brach­ten Leis­tun­gen ganz oder zu ei­nem so gros­sen Teil un­ter­bleibt, dass dem Auf­trag­ge­ber die Be­zah­lung ei­ner Pro­vi­si­on nicht zu­ge­mu­tet wer­den kann.

Art. 418i  

c. Fäl­lig­keit

 

So­weit nicht et­was an­de­res ver­ein­bart oder üb­lich ist, wird die Pro­vi­si­on auf das En­de des Ka­len­der­halb­jah­res, in dem das Ge­schäft ab­ge­schlos­sen wur­de, im Ver­si­che­rungs­ge­schäft je­doch nach Mass­ga­be der Be­zah­lung der ers­ten Jah­res­prä­mie fäl­lig.

Art. 418k  

d. Ab­rech­nung

 

1 Ist der Agent nicht durch schrift­li­che Ab­re­de zur Auf­stel­lung ei­ner Pro­vi­si­ons­ab­rech­nung ver­pflich­tet, so hat ihm der Auf­trag­ge­ber auf je­den Fäl­lig­keits­ter­min ei­ne schrift­li­che Ab­rech­nung un­ter An­ga­be der pro­vi­si­ons­pflich­ti­gen Ge­schäf­te zu über­ge­ben.

2 Auf Ver­lan­gen ist dem Agen­ten Ein­sicht in die für die Ab­rech­nung mass­ge­ben­den Bü­cher und Be­le­ge zu ge­wäh­ren. Auf die­ses Recht kann der Agent nicht zum vor­aus ver­zich­ten.

Art. 418l  

2. In­kas­so­pro­vi­si­on

 

1 So­weit nicht et­was an­de­res ver­ein­bart oder üb­lich ist, hat der Agent An­spruch auf ei­ne In­kas­so­pro­vi­si­on für die von ihm auf­trags­ge­mä­ss ein­ge­zo­ge­nen und ab­ge­lie­fer­ten Be­trä­ge.

2 Mit Be­en­di­gung des Agen­tur­ver­hält­nis­ses fal­len die In­kas­so­be­rech­ti­gung des Agen­ten und sein An­spruch auf wei­te­re In­kas­so­pro­vi­sio­nen da­hin.

Art. 418m  

III. Ver­hin­de­rung an der Tä­tig­keit

 

1 Der Auf­trag­ge­ber hat dem Agen­ten ei­ne an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung zu be­zah­len, wenn er ihn durch Ver­let­zung sei­ner ge­setz­li­chen oder ver­trag­li­chen Pflich­ten schuld­haft dar­an ver­hin­dert, die Pro­vi­si­on in dem ver­ein­bar­ten oder nach den Um­stän­den zu er­war­ten­den Um­fan­ge zu ver­die­nen. Ei­ne ge­gen­tei­li­ge Ab­re­de ist un­gül­tig.

2 Wird ein Agent, der für kei­nen an­dern Auf­trag­ge­ber gleich­zei­tig tä­tig sein darf, durch Krank­heit, schwei­ze­ri­schen ob­li­ga­to­ri­schen Mi­li­t­är­dienst oder ähn­li­che Grün­de oh­ne sein Ver­schul­den an sei­ner Tä­tig­keit ver­hin­dert, so hat er für ver­hält­nis­mäs­sig kur­ze Zeit An­spruch auf ei­ne an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung nach Mass­ga­be des ein­ge­tre­te­nen Ver­dienst­aus­fal­les, so­fern das Agen­tur­ver­hält­nis min­des­tens ein Jahr ge­dau­ert hat. Auf die­ses Recht kann der Agent nicht zum vor­aus ver­zich­ten.

Art. 418n  

IV. Kos­ten und Aus­la­gen

 

1 So­weit nicht et­was an­de­res ver­ein­bart oder üb­lich ist, hat der Agent kei­nen An­spruch auf Er­satz für die im re­gel­mäs­si­gen Be­trieb sei­nes Ge­schäf­tes ent­stan­de­nen Kos­ten und Aus­la­gen, wohl aber für sol­che, die er auf be­son­de­re Wei­sung des Auf­trag­ge­bers oder als des­sen Ge­schäfts­füh­rer oh­ne Auf­trag auf sich ge­nom­men hat, wie Aus­la­gen für Frach­ten und Zöl­le.

2 Die Er­satz­pflicht ist vom Zu­stan­de­kom­men des Rechts­ge­schäf­tes un­ab­hän­gig.

Art. 418o  

V. Re­ten­ti­ons­recht

 

1 Zur Si­che­rung der fäl­li­gen An­sprü­che aus dem Agen­tur­ver­hält­nis, bei Zah­lungs­un­fä­hig­keit des Auf­trag­ge­bers auch der nicht fäl­li­gen An­sprü­che, hat der Agent an den be­weg­li­chen Sa­chen und Wert­pa­pie­ren, die er auf Grund des Agen­tur­ver­hält­nis­ses be­sitzt, so­wie an den kraft ei­ner In­kas­so­voll­macht ent­ge­gen­ge­nom­me­nen Zah­lun­gen Drit­ter ein Re­ten­ti­ons­recht, auf das er nicht zum vor­aus ver­zich­ten kann.

2 An Prei­s­ta­ri­fen und Kun­den­ver­zeich­nis­sen kann das Re­ten­ti­ons­recht nicht aus­ge­übt wer­den.

Art. 418p  

E. Be­en­di­gung

I. Zeita­blauf

 

1 Ist der Agen­tur­ver­trag auf ei­ne be­stimm­te Zeit ab­ge­schlos­sen, oder geht ei­ne sol­che aus sei­nem Zweck her­vor, so en­digt er oh­ne Kün­di­gung mit dem Ab­lauf die­ser Zeit.

2 Wird ein auf ei­ne be­stimm­te Zeit ab­ge­schlos­se­nes Agen­tur­ver­hält­nis nach Ab­lauf die­ser Zeit für bei­de Tei­le still­schwei­gend fort­ge­setzt, so gilt der Ver­trag als für die glei­che Zeit er­neu­ert, je­doch höchs­tens für ein Jahr.

3 Hat der Auf­lö­sung des Ver­tra­ges ei­ne Kün­di­gung vor­aus­zu­ge­hen, so gilt ih­re bei­der­sei­ti­ge Un­ter­las­sung als Er­neue­rung des Ver­tra­ges.

Art. 418q  

II. Kün­di­gung

1. Im All­ge­mei­nen

 

1 Ist ein Agen­tur­ver­trag nicht auf be­stimm­te Zeit ab­ge­schlos­sen, und geht ei­ne sol­che auch nicht aus sei­nem Zwe­cke her­vor, so kann er im ers­ten Jahr der Ver­trags­dau­er bei­der­seits auf das En­de des der Kün­di­gung fol­gen­den Ka­len­der­mo­na­tes ge­kün­digt wer­den. Die Ver­ein­ba­rung ei­ner kür­ze­ren Kün­di­gungs­frist be­darf der schrift­li­chen Form.

2 Wenn das Ver­trags­ver­hält­nis min­des­tens ein Jahr ge­dau­ert hat, kann es mit ei­ner Kün­di­gungs­frist von zwei Mo­na­ten auf das En­de ei­nes Ka­len­der­vier­tel­jah­res ge­kün­digt wer­den. Es kann je­doch ei­ne län­ge­re Kün­di­gungs­frist oder ein an­de­rer End­ter­min ver­ein­bart wer­den.

3 Für Auf­trag­ge­ber und Agen­ten dür­fen kei­ne ver­schie­de­nen Kün­di­gungs­fris­ten ver­ein­bart wer­den.

Art. 418r  

2. Aus wich­ti­gen Grün­den

 

1 Aus wich­ti­gen Grün­den kann so­wohl der Auf­trag­ge­ber als auch der Agent je­der­zeit den Ver­trag so­fort auf­lö­sen.

2 Die Be­stim­mun­gen über den Dienst­ver­trag sind ent­spre­chend an­wend­bar.

Art. 418s  

III. Tod, Hand­lungs­un­fä­hig­keit, Kon­kurs

 

1 Das Agen­tur­ver­hält­nis er­lischt durch den Tod und durch den Ein­tritt der Hand­lungs­un­fä­hig­keit des Agen­ten so­wie durch den Kon­kurs des Auf­trag­ge­bers.

2 Durch den Tod des Auf­trag­ge­bers er­lischt das Agen­tur­ver­hält­nis, wenn der Auf­trag we­sent­lich mit Rück­sicht auf des­sen Per­son ein­ge­gan­gen wor­den ist.

Art. 418t  

IV. An­sprü­che des Agen­ten

1. Pro­vi­si­on

 

1 Für Nach­be­stel­lun­gen ei­nes vom Agen­ten wäh­rend des Agen­tur­ver­hält­nis­ses ge­wor­be­nen Kun­den be­steht, falls nicht et­was an­de­res ver­ein­bart oder üb­lich ist, ein An­spruch auf Pro­vi­si­on nur, wenn die Be­stel­lun­gen vor Be­en­di­gung des Agen­tur­ver­tra­ges ein­ge­lau­fen sind.

2 Mit der Be­en­di­gung des Agen­tur­ver­hält­nis­ses wer­den sämt­li­che An­sprü­che des Agen­ten auf Pro­vi­si­on oder Er­satz fäl­lig.

3 Für Ge­schäf­te, die ganz oder teil­wei­se erst nach Be­en­di­gung des Agen­tur­ver­hält­nis­ses zu er­fül­len sind, kann ei­ne spä­te­re Fäl­lig­keit des Pro­vi­si­ons­an­spru­ches schrift­lich ver­ein­bart wer­den.

Art. 418u  

2. Ent­schä­di­gung für die Kund­schaft

 

1 Hat der Agent durch sei­ne Tä­tig­keit den Kun­den­kreis des Auf­trag­ge­bers we­sent­lich er­wei­tert, und er­wach­sen die­sem oder sei­nem Rechts­nach­fol­ger aus der Ge­schäfts­ver­bin­dung mit der ge­wor­be­nen Kund­schaft auch nach Auf­lö­sung des Agen­tur­ver­hält­nis­ses er­heb­li­che Vor­tei­le, so ha­ben der Agent oder sei­ne Er­ben, so­weit es nicht un­bil­lig ist, einen un­ab­ding­ba­ren An­spruch auf ei­ne an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung.

2 Die­ser An­spruch be­trägt höchs­tens einen Net­to­jah­res­ver­dienst aus die­sem Ver­trags­ver­hält­nis, be­rech­net nach dem Durch­schnitt der letz­ten fünf Jah­re oder, wenn das Ver­hält­nis nicht so lan­ge ge­dau­ert hat, nach demje­ni­gen der gan­zen Ver­trags­dau­er.

3 Kein An­spruch be­steht, wenn das Agen­tur­ver­hält­nis aus ei­nem Grund auf­ge­löst wor­den ist, den der Agent zu ver­tre­ten hat.

Art. 418v  

V. Rück­ga­be­pflich­ten

 

Je­de Ver­trags­par­tei hat auf den Zeit­punkt der Be­en­di­gung des Agen­tur­ver­hält­nis­ses der an­dern al­les her­aus­zu­ge­ben, was sie von ihr für die Dau­er des Ver­tra­ges oder von Drit­ten für ih­re Rech­nung er­hal­ten hat. Vor­be­hal­ten blei­ben die Re­ten­ti­ons­rech­te der Ver­trags­par­tei­en.

Vierzehnter Titel: Die Geschäftsführung ohne Auftrag

Art. 419  

A. Stel­lung des Ge­schäfts­füh­rers

I. Art der Aus­füh­rung

 

Wer für einen an­de­ren ein Ge­schäft be­sorgt, oh­ne von ihm be­auf­tragt zu sein, ist ver­pflich­tet, das un­ter­nom­me­ne Ge­schäft so zu füh­ren, wie es dem Vor­tei­le und der mut­mass­li­chen Ab­sicht des an­de­ren ent­spricht.

Art. 420  

II. Haf­tung des Ge­schäfts­füh­rers im All­ge­mei­nen

 

1 Der Ge­schäfts­füh­rer haf­tet für je­de Fahr­läs­sig­keit.

2 Sei­ne Haft­pflicht ist je­doch mil­der zu be­ur­tei­len, wenn er ge­han­delt hat, um einen dem Ge­schäfts­herrn dro­hen­den Scha­den ab­zu­wen­den.

3 Hat er die Ge­schäfts­füh­rung ent­ge­gen dem aus­ge­spro­che­nen oder sonst er­kenn­ba­ren Wil­len des Ge­schäfts­herrn un­ter­nom­men und war des­sen Ver­bot nicht un­sitt­lich oder rechts­wid­rig, so haf­tet er auch für den Zu­fall, so­fern er nicht be­weist, dass die­ser auch oh­ne sei­ne Ein­mi­schung ein­ge­tre­ten wä­re.

Art. 421  

III. Haf­tung des ver­trags­un­fä­hi­gen Ge­schäfts­füh­rers

 

1 War der Ge­schäfts­füh­rer un­fä­hig, sich durch Ver­trä­ge zu ver­pflich­ten, so haf­tet er aus der Ge­schäfts­füh­rung nur, so­weit er be­rei­chert ist oder auf bös­wil­li­ge Wei­se sich der Be­rei­che­rung en­täus­sert hat.

2 Vor­be­hal­ten bleibt ei­ne wei­ter­ge­hen­de Haf­tung aus un­er­laub­ten Hand­lun­gen.

Art. 422  

B. Stel­lung des Ge­schäfts­herrn

I. Ge­schäfts­füh­rung im In­ter­es­se des Ge­schäfts­herrn

 

1 Wenn die Über­nah­me ei­ner Ge­schäfts­be­sor­gung durch das In­ter­es­se des Ge­schäfts­herrn ge­bo­ten war, so ist die­ser ver­pflich­tet, dem Ge­schäfts­füh­rer al­le Ver­wen­dun­gen, die not­wen­dig oder nütz­lich und den Ver­hält­nis­sen an­ge­mes­sen wa­ren, samt Zin­sen zu er­set­zen und ihn in dem­sel­ben Mas­se von den über­nom­me­nen Ver­bind­lich­kei­ten zu be­frei­en so­wie für an­dern Scha­den ihm nach Er­mes­sen des Rich­ters Er­satz zu leis­ten.

2 Die­sen An­spruch hat der Ge­schäfts­füh­rer, wenn er mit der ge­hö­ri­gen Sorg­falt han­del­te, auch in dem Fal­le, wo der be­ab­sich­tig­te Er­folg nicht ein­tritt.

3 Sind die Ver­wen­dun­gen dem Ge­schäfts­füh­rer nicht zu er­set­zen, so hat er das Recht der Weg­nah­me nach den Vor­schrif­ten über die un­ge­recht­fer­tig­te Be­rei­che­rung.

Art. 423  

II. Ge­schäfts­füh­rung im In­ter­es­se des Ge­schäfts­füh­rers

 

1 Wenn die Ge­schäfts­füh­rung nicht mit Rück­sicht auf das In­ter­es­se des Ge­schäfts­herrn un­ter­nom­men wur­de, so ist die­ser gleich­wohl be­rech­tigt, die aus der Füh­rung sei­ner Ge­schäf­te ent­sprin­gen­den Vor­tei­le sich an­zu­eig­nen.

2 Zur Er­satz­leis­tung an den Ge­schäfts­füh­rer und zu des­sen Ent­las­tung ist der Ge­schäfts­herr nur so weit ver­pflich­tet, als er be­rei­chert ist.

Art. 424  

III. Ge­neh­mi­gung der Ge­schäfts­füh­rung

 

Wenn die Ge­schäfts­be­sor­gung nach­träg­lich vom Ge­schäfts­herrn ge­bil­ligt wird, so kom­men die Vor­schrif­ten über den Auf­trag zur An­wen­dung.

Fünfzehnter Titel: Die Kommission

Art. 425  

A. Ein­kaufs- und Ver­kaufs­kom­mis­si­on

I. Be­griff

 

1 Ein­kaufs- oder Ver­kaufs­kom­mis­sio­när ist, wer ge­gen ei­ne Kom­mis­si­ons­ge­bühr (Pro­vi­si­on) in ei­ge­nem Na­men für Rech­nung ei­nes an­de­ren (des Kom­mit­ten­ten) den Ein­kauf oder Ver­kauf von be­weg­li­chen Sa­chen oder Wert­pa­pie­ren zu be­sor­gen über­nimmt.

2 Für das Kom­mis­si­ons­ver­hält­nis kom­men die Vor­schrif­ten über den Auf­trag zur An­wen­dung, so­weit nicht die Be­stim­mun­gen die­ses Ti­tels et­was an­de­res ent­hal­ten.

Art. 426  

II. Pflich­ten des Kom­mis­sio­närs

1. An­zei­ge­pflicht, Ver­si­che­rung

 

1 Der Kom­mis­sio­när hat dem Kom­mit­ten­ten die er­for­der­li­chen Nach­rich­ten zu ge­ben und ins­be­son­de­re von der Aus­füh­rung des Auf­tra­ges so­fort An­zei­ge zu ma­chen.

2 Er ist zur Ver­si­che­rung des Kom­mis­si­ons­gu­tes nur ver­pflich­tet, wenn er vom Kom­mit­ten­ten Auf­trag da­zu er­hal­ten hat.

Art. 427  

2. Be­hand­lung des Kom­mis­si­ons­gu­tes

 

1 Wenn das zum Ver­kau­fe zu­ge­sand­te Kom­mis­si­ons­gut sich in ei­nem er­kenn­bar man­gel­haf­ten Zu­stan­de be­fin­det, so hat der Kom­mis­sio­när die Rech­te ge­gen den Fracht­füh­rer zu wah­ren, für den Be­weis des man­gel­haf­ten Zu­stan­des und so­weit mög­lich für Er­hal­tung des Gu­tes zu sor­gen und dem Kom­mit­ten­ten oh­ne Ver­zug Nach­richt zu ge­ben.

2 Ver­säumt der Kom­mis­sio­när die­se Pflich­ten, so ist er für den aus der Ver­säum­nis ent­stan­de­nen Scha­den haft­bar.

3 Zeigt sich Ge­fahr, dass das zum Ver­kau­fe zu­ge­sand­te Kom­mis­si­ons­gut schnell in Ver­derb­nis ge­ra­te, so ist der Kom­mis­sio­när be­rech­tigt und, so­weit die In­ter­es­sen des Kom­mit­ten­ten es er­for­dern, auch ver­pflich­tet, die Sa­che un­ter Mit­wir­kung der zu­stän­di­gen Amts­stel­le des Or­tes, wo sie sich be­fin­det, ver­kau­fen zu las­sen.

Art. 428  

3. Preis­an­satz des Kom­mit­ten­ten

 

1 Hat der Ver­kaufs­kom­mis­sio­när un­ter dem ihm ge­setz­ten Min­dest­be­trag ver­kauft, so muss er dem Kom­mit­ten­ten den Preis­un­ter­schied ver­gü­ten, so­fern er nicht be­weist, dass durch den Ver­kauf von dem Kom­mit­ten­ten Scha­den ab­ge­wen­det wor­den ist und ei­ne An­fra­ge bei dem Kom­mit­ten­ten nicht mehr tun­lich war.

2 Aus­ser­dem hat er ihm im Fal­le sei­nes Ver­schul­dens al­len wei­tern aus der Ver­trags­ver­let­zung ent­ste­hen­den Scha­den zu er­set­zen.

3 Hat der Kom­mis­sio­när wohl­fei­ler ge­kauft, als der Kom­mit­tent vor­aus­ge­setzt, oder teu­rer ver­kauft, als er ihm vor­ge­schrie­ben hat­te, so darf er den Ge­winn nicht für sich be­hal­ten, son­dern muss ihn dem Kom­mit­ten­ten an­rech­nen.

Art. 429  

4. Vor­schuss- und Kre­dit­ge­wäh­rung an Drit­te

 

1 Der Kom­mis­sio­när, der oh­ne Ein­wil­li­gung des Kom­mit­ten­ten ei­nem Drit­ten Vor­schüs­se macht oder Kre­dit ge­währt, tut die­ses auf ei­ge­ne Ge­fahr.

2 So­weit je­doch der Han­dels­ge­brauch am Or­te des Ge­schäf­tes das Kre­di­tie­ren des Kauf­prei­ses mit sich bringt, ist in Er­man­ge­lung ei­ner an­de­ren Be­stim­mung des Kom­mit­ten­ten auch der Kom­mis­sio­när da­zu be­rech­tigt.

Art. 430  

5. Del­cre­de­re-Ste­hen

 

1 Ab­ge­se­hen von dem Fal­le, wo der Kom­mis­sio­när un­be­fug­ter­wei­se Kre­dit ge­währt, hat er für die Zah­lung oder an­der­wei­ti­ge Er­fül­lung der Ver­bind­lich­kei­ten des Schuld­ners nur dann ein­zu­ste­hen, wenn er sich hie­zu ver­pflich­tet hat, oder wenn das am Or­te sei­ner Nie­der­las­sung Han­dels­ge­brauch ist.

2 Der Kom­mis­sio­när, der für den Schuld­ner ein­steht, ist zu ei­ner Ver­gü­tung (Del­cre­de­re-Pro­vi­si­on) be­rech­tigt.

Art. 431  

III. Rech­te des Kom­mis­sio­närs

1. Er­satz für Vor­schüs­se und Aus­la­gen

 

1 Der Kom­mis­sio­när ist be­rech­tigt, für al­le im In­ter­es­se des Kom­mit­ten­ten ge­mach­ten Vor­schüs­se, Aus­la­gen und an­de­re Ver­wen­dun­gen Er­satz zu for­dern und von die­sen Be­trä­gen Zin­se zu be­rech­nen.

2 Er kann auch die Ver­gü­tung für die be­nutz­ten La­ger­räu­me und Trans­port­mit­tel, nicht aber den Lohn sei­ner An­ge­stell­ten in Rech­nung brin­gen.

Art. 432  

2. Pro­vi­si­on

a. An­spruch

 

1 Der Kom­mis­sio­när ist zur For­de­rung der Pro­vi­si­on be­rech­tigt, wenn das Ge­schäft zur Aus­füh­rung ge­kom­men oder aus ei­nem in der Per­son des Kom­mit­ten­ten lie­gen­den Grun­de nicht aus­ge­führt wor­den ist.

2 Für Ge­schäf­te, die aus ei­nem an­dern Grun­de nicht zur Aus­füh­rung ge­kom­men sind, hat der Kom­mis­sio­när nur den orts­üb­li­chen An­spruch auf Ver­gü­tung für sei­ne Be­mü­hun­gen.

Art. 433  

b. Ver­wir­kung und Um­wand­lung in Ei­gen­ge­schäft

 

1 Der An­spruch auf die Pro­vi­si­on fällt da­hin, wenn sich der Kom­mis­sio­när ei­ner un­red­li­chen Hand­lungs­wei­se ge­gen­über dem Kom­mit­ten­ten schul­dig ge­macht, ins­be­son­de­re wenn er einen zu ho­hen Ein­kaufs­ oder einen zu nied­ri­gen Ver­kaufs­preis in Rech­nung ge­bracht hat.

2 Über­dies steht dem Kom­mit­ten­ten in den bei­den letz­ter­wähn­ten Fäl­len die Be­fug­nis zu, den Kom­mis­sio­när selbst als Ver­käu­fer oder als Käu­fer in An­spruch zu neh­men.

Art. 434  

3. Re­ten­ti­ons­recht

 

Der Kom­mis­sio­när hat an dem Kom­mis­si­ons­gu­te so­wie an dem Ver­kaufs­er­lö­se ein Re­ten­ti­ons­recht.

Art. 435  

4. Ver­stei­ge­rung des Kom­mis­si­ons­gu­tes

 

1 Wenn bei Un­ver­käuf­lich­keit des Kom­mis­si­ons­gu­tes oder bei Wi­der­ruf des Auf­tra­ges der Kom­mit­tent mit der Zu­rück­nah­me des Gu­tes oder mit der Ver­fü­gung dar­über un­ge­bühr­lich zö­gert, so ist der Kom­missio­när be­rech­tigt, bei der zu­stän­di­gen Amts­stel­le des Or­tes, wo die Sa­che sich be­fin­det, die Ver­stei­ge­rung zu ver­lan­gen.

2 Die Ver­stei­ge­rung kann, wenn am Or­te der ge­le­ge­nen Sa­che we­der der Kom­mit­tent noch ein Stell­ver­tre­ter des­sel­ben an­we­send ist, oh­ne An­hö­ren der Ge­gen­par­tei an­ge­ord­net wer­den.

3 Der Ver­stei­ge­rung muss aber ei­ne amt­li­che Mit­tei­lung an den Kom­mit­ten­ten vor­aus­ge­hen, so­fern das Gut nicht ei­ner schnel­len Ent­wer­tung aus­ge­setzt ist.

Art. 436  

5. Ein­tritt als Ei­gen­händ­ler

a. Preis­be­rech­nung und Pro­vi­si­on

 

1 Bei Kom­mis­sio­nen zum Ein­kauf oder zum Ver­kauf von Wa­ren, Wech­seln und an­de­ren Wert­pa­pie­ren, die einen Bör­sen­preis oder Markt­preis ha­ben, ist der Kom­mis­sio­när, wenn der Kom­mit­tent nicht et­was an­de­res be­stimmt hat, be­fugt, das Gut, das er ein­kau­fen soll, als Ver­käu­fer selbst zu lie­fern, oder das Gut, das er zu ver­kau­fen be­auf­tragt ist, als Käu­fer für sich zu be­hal­ten.

2 In die­sen Fäl­len ist der Kom­mis­sio­när ver­pflich­tet, den zur Zeit der Aus­füh­rung des Auf­tra­ges gel­ten­den Bör­sen- oder Markt­preis in Rech­nung zu brin­gen und kann so­wohl die ge­wöhn­li­che Pro­vi­si­on als die bei Kom­mis­si­ons­ge­schäf­ten sonst re­gel­mäs­sig vor­kom­men­den Un­kos­ten be­rech­nen.

3 Im Üb­ri­gen ist das Ge­schäft als Kauf­ver­trag zu be­han­deln.

Art. 437  

b. Ver­mu­tung des Ein­trit­tes

 

Mel­det der Kom­mis­sio­när in den Fäl­len, wo der Ein­tritt als Ei­gen­händ­ler zu­ge­stan­den ist, die Aus­füh­rung des Auf­tra­ges, oh­ne ei­ne an­de­re Per­son als Käu­fer oder Ver­käu­fer nam­haft zu ma­chen, so ist an­zu­neh­men, dass er selbst die Ver­pflich­tung ei­nes Käu­fers oder Ver­käu­fers auf sich ge­nom­men ha­be.

Art. 438  

c. Weg­fall des Ein­tritts­rech­tes

 

Wenn der Kom­mit­tent den Auf­trag wi­der­ruft und der Wi­der­ruf bei dem Kom­mis­sio­när ein­trifft, be­vor die­ser die An­zei­ge der Aus­füh­rung ab­ge­sandt hat, so ist der Kom­mis­sio­när nicht mehr be­fugt, selbst als Käu­fer oder Ver­käu­fer ein­zu­tre­ten.

Art. 439  

B. Spe­di­ti­ons­ver­trag

 

Wer ge­gen Ver­gü­tung die Ver­sen­dung oder Wei­ter­sen­dung von Gü­tern für Rech­nung des Ver­sen­ders, aber in ei­ge­nem Na­men, zu be­sor­gen über­nimmt (Spe­di­teur), ist als Kom­mis­sio­när zu be­trach­ten, steht aber in Be­zug auf den Trans­port der Gü­ter un­ter den Be­stim­mun­gen über den Fracht­ver­trag.

Sechzehnter Titel: Der Frachtvertrag

Art. 440  

A. Be­griff

 

1 Fracht­füh­rer ist, wer ge­gen Ver­gü­tung (Fracht­lohn) den Trans­port von Sa­chen aus­zu­füh­ren über­nimmt.

2 Für den Fracht­ver­trag kom­men die Vor­schrif­ten über den Auf­trag zur An­wen­dung, so­weit nicht die Be­stim­mun­gen die­ses Ti­tels et­was an­de­res ent­hal­ten.

Art. 441  

B. Wir­kun­gen

I. Stel­lung des Ab­sen­ders

1. Not­wen­di­ge An­ga­ben

 

1 Der Ab­sen­der hat dem Fracht­füh­rer die Adres­se des Emp­fän­gers und den Ort der Ab­lie­fe­rung, die An­zahl, die Ver­pa­ckung, den In­halt und das Ge­wicht der Fracht­stücke, die Lie­fe­rungs­zeit und den Trans­por­t­weg so­wie bei wert­vol­len Ge­gen­stän­den auch de­ren Wert ge­nau zu be­zeich­nen.

2 Die aus Un­ter­las­sung oder Un­ge­nau­ig­keit ei­ner sol­chen An­ga­be ent­ste­hen­den Nach­tei­le fal­len zu Las­ten des Ab­sen­ders.

Art. 442  

2. Ver­pa­ckung

 

1 Für ge­hö­ri­ge Ver­pa­ckung des Gu­tes hat der Ab­sen­der zu sor­gen.

2 Er haf­tet für die Fol­gen von äus­ser­lich nicht er­kenn­ba­ren Män­geln der Ver­pa­ckung.

3 Da­ge­gen trägt der Fracht­füh­rer die Fol­gen sol­cher Män­gel, die äus­ser­lich er­kenn­bar wa­ren, wenn er das Gut oh­ne Vor­be­halt an­ge­nom­men hat.

Art. 443  

3. Ver­fü­gung über das rei­sen­de Gut

 

1 So­lan­ge das Fracht­gut noch in Hän­den des Fracht­füh­rers ist, hat der Ab­sen­der das Recht, das­sel­be ge­gen Ent­schä­di­gung des Fracht­füh­rers für Aus­la­gen oder für Nach­tei­le, die aus der Rück­zie­hung er­wach­sen, zu­rück­zu­neh­men, aus­ge­nom­men:

1.
wenn ein Fracht­brief vom Ab­sen­der aus­ge­stellt und vom Fracht­füh­rer an den Emp­fän­ger über­ge­ben wor­den ist;
2.
wenn der Ab­sen­der sich vom Fracht­füh­rer einen Emp­fangs­schein hat ge­ben las­sen und die­sen nicht zu­rück­ge­ben kann;
3.
wenn der Fracht­füh­rer an den Emp­fän­ger ei­ne schrift­li­che An­zei­ge von der An­kunft des Gu­tes zum Zwe­cke der Ab­ho­lung ab­ge­sandt hat;
4.
wenn der Emp­fän­ger nach An­kunft des Gu­tes am Be­stim­mungs­or­te die Ab­lie­fe­rung ver­langt hat.

2 In die­sen Fäl­len hat der Fracht­füh­rer aus­sch­liess­lich die An­wei­sun­gen des Emp­fän­gers zu be­fol­gen, ist je­doch hie­zu, falls sich der Ab­sen­der einen Emp­fangs­schein hat ge­ben las­sen und das Gut noch nicht am Be­stim­mungs­or­te an­ge­kom­men ist, nur dann ver­pflich­tet, wenn dem Emp­fän­ger die­ser Emp­fangs­schein zu­ge­stellt wor­den ist.

Art. 444  

II. Stel­lung des Fracht­füh­rers

1. Be­hand­lung des Fracht­gu­tes

a. Ver­fah­ren bei Ab­lie­fe­rungs­hin­der­nis­sen

 

1 Wenn das Fracht­gut nicht an­ge­nom­men oder die Zah­lung der auf dem­sel­ben haf­ten­den For­de­run­gen nicht ge­leis­tet wird oder wenn der Emp­fän­ger nicht er­mit­telt wer­den kann, so hat der Fracht­füh­rer den Ab­sen­der hie­von zu be­nach­rich­ti­gen und in­zwi­schen das Fracht­gut auf Ge­fahr und Kos­ten des Ab­sen­ders auf­zu­be­wah­ren oder bei ei­nem Drit­ten zu hin­ter­le­gen.

2 Wird in ei­ner den Um­stän­den an­ge­mes­se­nen Zeit we­der vom Ab­sen­der noch vom Emp­fän­ger über das Fracht­gut ver­fügt, so kann der Fracht­füh­rer un­ter Mit­wir­kung der am Or­te der ge­le­ge­nen Sa­che zu­stän­di­gen Amts­stel­le das Fracht­gut zu­guns­ten des Be­rech­tig­ten wie ein Kom­mis­sio­när ver­kau­fen las­sen.

Art. 445  

b. Ver­kauf

 

1 Sind Fracht­gü­ter schnel­lem Ver­der­ben aus­ge­setzt, oder deckt ihr ver­mut­li­cher Wert nicht die dar­auf haf­ten­den Kos­ten, so hat der Fracht­füh­rer den Tat­be­stand oh­ne Ver­zug amt­lich fest­stel­len zu las­sen und kann das Fracht­gut in glei­cher Wei­se wie bei Ab­lie­fe­rungs­hin­der­nis­sen ver­kau­fen las­sen.

2 Von der An­ord­nung des Ver­kau­fes sind, so­weit mög­lich, die Be­tei­lig­ten zu be­nach­rich­ti­gen.

Art. 446  

c. Ver­ant­wort­lich­keit

 

Der Fracht­füh­rer hat bei Aus­übung der ihm in Be­zug auf die Be­hand­lung des Fracht­gu­tes ein­ge­räum­ten Be­fug­nis­se die In­ter­es­sen des Ei­gen­tü­mers best­mög­lich zu wah­ren und haf­tet bei Ver­schul­den für Scha­den­er­satz.

Art. 447  

2. Haf­tung des Fracht­füh­rers

a. Ver­lust und Un­ter­gang des Gu­tes

 

1 Wenn ein Fracht­gut ver­lo­ren oder zu­grun­de ge­gan­gen ist, so hat der Fracht­füh­rer den vol­len Wert zu er­set­zen, so­fern er nicht be­weist, dass der Ver­lust oder Un­ter­gang durch die na­tür­li­che Be­schaf­fen­heit des Gu­tes oder durch ein Ver­schul­den oder ei­ne An­wei­sung des Ab­sen­ders oder des Emp­fän­gers ver­ur­sacht sei oder auf Um­stän­den be­ru­he, die durch die Sorg­falt ei­nes or­dent­li­chen Fracht­füh­rers nicht ab­ge­wen­det wer­den konn­ten.

2 Als ein Ver­schul­den des Ab­sen­ders ist zu be­trach­ten, wenn er den Fracht­füh­rer von dem be­son­ders ho­hen Wert des Fracht­gu­tes nicht un­ter­rich­tet hat.

3 Ver­ab­re­dun­gen, wo­nach ein den vol­len Wert über­stei­gen­des In­ter­es­se oder we­ni­ger als der vol­le Wert zu er­set­zen ist, blei­ben vor­behal­ten.

Art. 448  

b. Ver­spä­tung, Be­schä­di­gung, teil­wei­ser Un­ter­gang

 

1 Un­ter den glei­chen Vor­aus­set­zun­gen und Vor­be­hal­ten wie beim Ver­lust des Gu­tes haf­tet der Fracht­füh­rer für al­len Scha­den, der aus Ver­spä­tung in der Ab­lie­fe­rung oder aus Be­schä­di­gung oder aus teil­wei­sem Un­ter­gan­ge des Gu­tes ent­stan­den ist.

2 Oh­ne be­son­de­re Ver­ab­re­dung kann ein hö­he­rer Scha­den­er­satz als für gänz­li­chen Ver­lust nicht be­gehrt wer­den.

Art. 449  

c. Haf­tung für Zwi­schen­fracht­füh­rer

 

Der Fracht­füh­rer haf­tet für al­le Un­fäl­le und Feh­ler, die auf dem über­nom­me­nen Trans­por­te vor­kom­men, gleich­viel, ob er den Trans­port bis zu En­de selbst be­sorgt oder durch einen an­de­ren Fracht­füh­rer aus­füh­ren lässt, un­ter Vor­be­halt des Rück­grif­fes ge­gen den Fracht­füh­rer, dem er das Gut über­ge­ben hat.

Art. 450  

3. An­zei­ge­pflicht

 

Der Fracht­füh­rer hat so­fort nach An­kunft des Gu­tes dem Emp­fän­ger An­zei­ge zu ma­chen.

Art. 451  

4. Re­ten­ti­ons­recht

 

1 Be­strei­tet der Emp­fän­ger die auf dem Fracht­gut haf­ten­de For­de­rung, so kann er die Ab­lie­fe­rung nur ver­lan­gen, wenn er den strei­ti­gen Be­trag amt­lich hin­ter­legt.

2 Die­ser Be­trag tritt in Be­zug auf das Re­ten­ti­ons­recht des Fracht­füh­rers an die Stel­le des Fracht­gu­tes.

Art. 452  

5. Ver­wir­kung der Haf­tungs­an­sprü­che

 

1 Durch vor­be­halt­lo­se An­nah­me des Gu­tes und Be­zah­lung der Fracht er­lö­schen al­le An­sprü­che ge­gen den Fracht­füh­rer, die Fäl­le von ab­sicht­li­cher Täu­schung und gro­ber Fahr­läs­sig­keit aus­ge­nom­men.

2 Aus­ser­dem bleibt der Fracht­füh­rer haft­bar für äus­ser­lich nicht er­kenn­ba­ren Scha­den, falls der Emp­fän­ger sol­chen in­ner­halb der Zeit, in der ihm nach den Um­stän­den die Prü­fung mög­lich oder zu­zu­mu­ten war, ent­deckt und den Fracht­füh­rer so­fort nach der Ent­de­ckung da­von be­nach­rich­tigt hat.

3 Die­se Be­nach­rich­ti­gung muss je­doch spä­tes­tens acht Ta­ge nach der Ab­lie­fe­rung statt­ge­fun­den ha­ben.

Art. 453  

6. Ver­fah­ren

 

1 In al­len Streit­fäl­len kann die am Or­te der ge­le­ge­nen Sa­che zu­stän­di­ge Amts­stel­le auf Be­geh­ren ei­nes der bei­den Tei­le Hin­ter­le­gung des Fracht­gu­tes in drit­te Hand oder nö­ti­gen­falls nach Fest­stel­lung des Zu­stan­des den Ver­kauf an­ord­nen.

2 Der Ver­kauf kann durch Be­zah­lung oder Hin­ter­le­gung des Be­tra­ges al­ler an­geb­lich auf dem Gu­te haf­ten­den For­de­run­gen ab­ge­wen­det wer­den.

Art. 454  

7. Ver­jäh­rung der Er­satz­kla­gen

 

1 Die Er­satz­kla­gen ge­gen Fracht­füh­rer ver­jäh­ren mit Ab­lauf ei­nes Jah­res, und zwar im Fal­le des Un­ter­gan­ges, des Ver­lus­tes oder der Ver­spä­tung von dem Ta­ge hin­weg, an dem die Ab­lie­fe­rung hät­te ge­sche­hen sol­len, im Fal­le der Be­schä­di­gung von dem Ta­ge an, wo das Gut dem Adres­sa­ten über­ge­ben wor­den ist.

2 Im We­ge der Ein­re­de kön­nen der Emp­fän­ger oder der Ab­sen­der ih­re An­sprü­che im­mer gel­tend ma­chen, so­fern sie in­ner­halb Jah­res­frist re­kla­miert ha­ben und der An­spruch nicht in­fol­ge An­nah­me des Gu­tes ver­wirkt ist.

3 Vor­be­hal­ten blei­ben die Fäl­le von Arg­list und gro­ber Fahr­läs­sig­keit des Fracht­füh­rers.

Art. 455  

C. Staat­lich ge­neh­mig­te und staat­li­che Trans­port­an­stal­ten

 

1 Trans­port­an­stal­ten, zu de­ren Be­trieb es ei­ner staat­li­chen Ge­neh­mi­gung be­darf, sind nicht be­fugt, die An­wen­dung der ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen über die Ver­ant­wort­lich­keit des Fracht­füh­rers zu ih­rem Vor­tei­le durch be­son­de­re Über­ein­kunft oder durch Re­gle­men­te im vor­aus aus­zu­sch­lies­sen oder zu be­schrän­ken.

2 Je­doch blei­ben ab­wei­chen­de Ver­trags­be­stim­mun­gen, die in die­sem Ti­tel als zu­läs­sig vor­ge­se­hen sind, vor­be­hal­ten.

3 Die be­son­de­ren Vor­schrif­ten für die Fracht­ver­trä­ge der An­bie­te­rin­nen von Post­diens­ten, der Ei­sen­bah­nen und Dampf­schif­fe blei­ben vor­be­hal­ten.256

256 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 2 des Post­ge­set­zes 17. Dez. 2010, in Kraft seit 1. Okt. 2012 (AS 2012 4993; BBl 2009 5181).

Art. 456  

D. Mit­wir­kung ei­ner öf­fent­li­chen Trans­port­an­stalt

 

1 Ein Fracht­füh­rer oder Spe­di­teur, der sich zur Aus­füh­rung des von ihm über­nom­me­nen Trans­por­tes ei­ner öf­fent­li­chen Trans­port­an­stalt be­dient oder zur Aus­füh­rung des von ei­ner sol­chen über­nom­me­nen Trans­por­tes mit­wirkt, un­ter­liegt den für die­se gel­ten­den be­son­de­ren Be­stim­mun­gen über den Fracht­ver­kehr.

2 Ab­wei­chen­de Ver­ein­ba­run­gen zwi­schen dem Fracht­füh­rer oder Spe­di­teur und dem Auf­trag­ge­ber blei­ben je­doch vor­be­hal­ten.

3 Die­ser Ar­ti­kel fin­det kei­ne An­wen­dung auf Ca­mion­neu­re.

Art. 457  

E. Haf­tung des Spe­di­teurs

 

Der Spe­di­teur, der sich zur Aus­füh­rung des Ver­tra­ges ei­ner öf­fent­li­chen Trans­port­an­stalt be­dient, kann sei­ne Ver­ant­wort­lich­keit nicht we­gen man­geln­den Rück­grif­fes ab­leh­nen, wenn er selbst den Ver­lust des Rück­grif­fes ver­schul­det hat.

Siebzehnter Titel: Die Prokura und andere Handlungs­vollmach­ten

Art. 458  

A. Pro­ku­ra

I. Be­griff und Bes­tel­lung

 

1 Wer von dem In­ha­ber ei­nes Han­dels-, Fa­bri­ka­ti­ons- oder ei­nes an­de­ren nach kauf­män­ni­scher Art ge­führ­ten Ge­wer­bes aus­drück­lich oder still­schwei­gend er­mäch­tigt ist, für ihn das Ge­wer­be zu be­trei­ben und «per pro­cu­ra» die Fir­ma zu zeich­nen, ist Pro­ku­rist.

2 Der Ge­schäfts­herr hat die Er­tei­lung der Pro­ku­ra zur Ein­tra­gung in das Han­dels­re­gis­ter an­zu­mel­den, wird je­doch schon vor der Ein­tra­gung durch die Hand­lun­gen des Pro­ku­ris­ten ver­pflich­tet.

3 Zur Be­trei­bung an­de­rer Ge­wer­be oder Ge­schäf­te kann ein Pro­ku­rist nur durch Ein­tra­gung in das Han­dels­re­gis­ter be­stellt wer­den.

Art. 459  

II. Um­fang der Voll­macht

 

1 Der Pro­ku­rist gilt gut­gläu­bi­gen Drit­ten ge­gen­über als er­mäch­tigt, den Ge­schäfts­herrn durch Wech­sel-Zeich­nun­gen zu ver­pflich­ten und in des­sen Na­men al­le Ar­ten von Rechts­hand­lun­gen vor­zu­neh­men, die der Zweck des Ge­wer­bes oder Ge­schäf­tes des Ge­schäfts­herrn mit sich brin­gen kann.

2 Zur Ver­äus­se­rung und Be­las­tung von Grund­stücken ist der Pro­ku­rist nur er­mäch­tigt, wenn ihm die­se Be­fug­nis aus­drück­lich er­teilt wor­den ist.

Art. 460  

III. Be­schränk­bar­keit

 

1 Die Pro­ku­ra kann auf den Ge­schäfts­kreis ei­ner Zweignie­der­las­sung be­schränkt wer­den.

2 Sie kann meh­re­ren Per­so­nen zu ge­mein­sa­mer Un­ter­schrift er­teilt wer­den (Kol­lek­tiv-Pro­ku­ra), mit der Wir­kung, dass die Un­ter­schrift des Ein­zel­nen oh­ne die vor­ge­schrie­be­ne Mit­wir­kung der üb­ri­gen nicht ver­bind­lich ist.

3 An­de­re Be­schrän­kun­gen der Pro­ku­ra ha­ben ge­gen­über gut­gläu­bi­gen Drit­ten kei­ne recht­li­che Wir­kung.

Art. 461  

IV. Lö­schung der Pro­ku­ra

 

1 Das Er­lö­schen der Pro­ku­ra ist in das Han­dels­re­gis­ter ein­zu­tra­gen, auch wenn bei der Er­tei­lung die Ein­tra­gung nicht statt­ge­fun­den hat.

2 So­lan­ge die Lö­schung nicht er­folgt und be­kannt ge­macht wor­den ist, bleibt die Pro­ku­ra ge­gen­über gut­gläu­bi­gen Drit­ten in Kraft.

Art. 462  

B. An­de­re Hand­lungs­voll­mach­ten

 

1 Wenn der In­ha­ber ei­nes Han­dels-, Fa­bri­ka­ti­ons- oder ei­nes an­dern nach kauf­män­ni­scher Art ge­führ­ten Ge­wer­bes je­man­den oh­ne Er­tei­lung der Pro­ku­ra, sei es zum Be­trie­be des gan­zen Ge­wer­bes, sei es zu be­stimm­ten Ge­schäf­ten in sei­nem Ge­wer­be als Ver­tre­ter be­stellt, so er­streckt sich die Voll­macht auf al­le Rechts­hand­lun­gen, die der Be­trieb ei­nes der­ar­ti­gen Ge­wer­bes oder die Aus­füh­rung der­ar­ti­ger Ge­schäf­te ge­wöhn­lich mit sich bringt.

2 Je­doch ist der Hand­lungs­be­voll­mäch­tig­te zum Ein­ge­hen von Wech­sel­ver­bind­lich­kei­ten, zur Auf­nah­me von Dar­le­hen und zur Pro­zess­füh­rung nur er­mäch­tigt, wenn ihm ei­ne sol­che Be­fug­nis aus­drück­lich er­teilt wor­den ist.

Art. 463257  

C. …

 

257Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II Art. 6 Ziff. 1 des BG vom 25. Ju­ni 1971, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1972 (AS 1971 1465; BBl 1967 II 241). Sie­he auch die Schl- und UeB des X. Tit.

Art. 464  

D. Kon­kur­renz­ver­bot

 

1 Der Pro­ku­rist, so­wie der Hand­lungs­be­voll­mäch­tig­te, der zum Be­trieb des gan­zen Ge­wer­bes be­stellt ist oder in ei­nem Ar­beits­ver­hält­nis zum In­ha­ber des Ge­wer­bes steht, darf oh­ne Ein­wil­li­gung des Ge­schäfts­herrn we­der für ei­ge­ne Rech­nung noch für Rech­nung ei­nes Drit­ten Ge­schäf­te ma­chen, die zu den Ge­schäfts­zwei­gen des Ge­schäfts­herrn ge­hö­ren.258

2 Bei Über­tre­tung die­ser Vor­schrift kann der Ge­schäfts­herr Er­satz des ver­ur­sach­ten Scha­dens for­dern und die be­tref­fen­den Ge­schäf­te auf ei­ge­ne Rech­nung über­neh­men.

258Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II Art. 1 Ziff. 10 des BG vom 25. Ju­ni 1971, in Kraft seit 1. Jan. 1972 (AS 1971 1465; BBl 1967 II 241). Sie­he auch die Schl- und UeB des X. Tit.

Art. 465  

E. Er­lö­schen der Pro­ku­ra und der an­dern Hand­lungs­voll­mach­ten

 

1 Die Pro­ku­ra und die Hand­lungs­voll­macht sind je­der­zeit wi­der­ruf­lich, un­be­scha­det der Rech­te, die sich aus ei­nem un­ter den Be­tei­lig­ten be­ste­hen­den Ein­zel­ar­beits­ver­trag, Ge­sell­schafts­ver­trag, Auf­trag od. dgl. er­ge­ben kön­nen.259

2 Der Tod des Ge­schäfts­herrn oder der Ein­tritt sei­ner Hand­lungs­un­fä­hig­keit hat das Er­lö­schen der Pro­ku­ra oder Hand­lungs­voll­macht nicht zur Fol­ge.

259Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II Art. 1 Ziff. 11 des BG vom 25. Ju­ni 1971, in Kraft seit 1. Jan. 1972 (AS 1971 1465; BBl 1967 II 241). Sie­he auch die Schl- und UeB des X. Tit.

Achtzehnter Titel: Die Anweisung

Art. 466  

A. Be­griff

 

Durch die An­wei­sung wird der An­ge­wie­se­ne er­mäch­tigt, Geld, Wert­pa­pie­re oder an­de­re ver­tret­ba­re Sa­chen auf Rech­nung des An­wei­sen­den an den An­wei­sungs­emp­fän­ger zu leis­ten, und die­ser, die Leis­tung von je­nem in ei­ge­nem Na­men zu er­he­ben.

Art. 467  

B. Wir­kun­gen

I. Ver­hält­nis des An­wei­sen­den zum An­wei­sungs­emp­fän­ger

 

1 Soll mit der An­wei­sung ei­ne Schuld des An­wei­sen­den an den Emp­fän­ger ge­tilgt wer­den, so er­folgt die Til­gung erst durch die von dem An­ge­wie­se­nen ge­leis­te­te Zah­lung.

2 Doch kann der Emp­fän­ger, der die An­wei­sung an­ge­nom­men hat, sei­ne For­de­rung ge­gen den An­wei­sen­den nur dann wie­der gel­tend ma­chen, wenn er die Zah­lung vom An­ge­wie­se­nen ge­for­dert und nach Ab­lauf der in der An­wei­sung be­stimm­ten Zeit nicht er­hal­ten hat.

3 Der Gläu­bi­ger, der ei­ne von sei­nem Schuld­ner ihm er­teil­te An­wei­sung nicht an­neh­men will, hat die­sen bei Ver­mei­dung von Scha­den­er­satz oh­ne Ver­zug hie­von zu be­nach­rich­ti­gen.

Art. 468  

II. Ver­pflich­tung des An­ge­wie­se­nen

 

1 Der An­ge­wie­se­ne, der dem An­wei­sungs­emp­fän­ger die An­nah­me oh­ne Vor­be­halt er­klärt, wird ihm zur Zah­lung ver­pflich­tet und kann ihm nur sol­che Ein­re­den ent­ge­gen­set­zen, die sich aus ih­rem per­sön­li­chen Ver­hält­nis­se oder aus dem In­hal­te der An­wei­sung selbst er­ge­ben, nicht aber sol­che aus sei­nem Ver­hält­nis­se zum An­wei­sen­den.

2 So­weit der An­ge­wie­se­ne Schuld­ner des An­wei­sen­den ist und sei­ne La­ge da­durch, dass er an den An­wei­sungs­emp­fän­ger Zah­lung leis­ten soll, in kei­ner Wei­se ver­schlim­mert wird, ist er zur Zah­lung an die­sen ver­pflich­tet.

3 Vor der Zah­lung die An­nah­me zu er­klä­ren, ist der An­ge­wie­se­ne selbst in die­sem Fal­le nicht ver­pflich­tet, es sei denn, dass er es mit dem An­wei­sen­den ver­ein­bart hät­te.

Art. 469  

III. An­zei­ge­pflicht bei nicht er­folg­ter Zah­lung

 

Ver­wei­gert der An­ge­wie­se­ne die vom An­wei­sungs­emp­fän­ger ge­for­der­te Zah­lung oder er­klärt er zum vor­aus, an ihn nicht zah­len zu wol­len, so ist die­ser bei Ver­mei­dung von Scha­den­er­satz ver­pflich­tet, den An­wei­sen­den so­fort zu be­nach­rich­ti­gen.

Art. 470  

C. Wi­der­ruf

 

1 Der An­wei­sen­de kann die An­wei­sung ge­gen­über dem An­wei­sungs­emp­fän­ger wi­der­ru­fen, wenn er sie nicht zur Til­gung sei­ner Schuld oder sonst zum Vor­tei­le des Emp­fän­gers er­teilt hat.

2 Ge­gen­über dem An­ge­wie­se­nen kann der An­wei­sen­de wi­der­ru­fen, so­lan­ge je­ner dem Emp­fän­ger sei­ne An­nah­me nicht er­klärt hat.

2bis Be­stim­men die Re­geln ei­nes Zah­lungs­sys­tems nichts an­de­res, so ist die An­wei­sung im bar­geld­lo­sen Zah­lungs­ver­kehr un­wi­der­ruf­lich, so­bald der Über­wei­sungs­be­trag dem Kon­to des An­wei­sen­den be­las­tet wor­den ist.260

3 Wird über den An­wei­sen­den der Kon­kurs er­öff­net, so gilt die noch nicht an­ge­nom­me­ne An­wei­sung als wi­der­ru­fen.

260 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 3 des Bu­ch­ef­fek­ten­ge­set­zes vom 3. Okt. 2008, in Kraft seit 1. Okt. 2009 (AS 2009 3577; BBl 2006 9315).

Art. 471  

D. An­wei­sung bei Wert­pa­pie­ren

 

1 Schrift­li­che An­wei­sun­gen zur Zah­lung an den je­wei­li­gen In­ha­ber der Ur­kun­de wer­den nach den Vor­schrif­ten die­ses Ti­tels be­ur­teilt, in dem Sin­ne, dass dem An­ge­wie­se­nen ge­gen­über je­der In­ha­ber als An­wei­sungs­emp­fän­ger gilt, die Rech­te zwi­schen dem An­wei­sen­den und dem Emp­fän­ger da­ge­gen nur für den je­wei­li­gen Über­ge­ber und Ab­neh­mer be­grün­det wer­den.

2 Vor­be­hal­ten blei­ben die be­son­de­ren Be­stim­mun­gen über den Check und die wech­se­l­ähn­li­chen An­wei­sun­gen.

Neunzehnter Titel: Der Hinterlegungsvertrag

Art. 472  

A. Hin­ter­le­gung im All­ge­mei­nen

I. Be­griff

 

1 Durch den Hin­ter­le­gungs­ver­trag ver­pflich­tet sich der Auf­be­wah­rer dem Hin­ter­le­ger, ei­ne be­weg­li­che Sa­che, die die­ser ihm an­ver­traut, zu über­neh­men und sie an ei­nem si­che­ren Or­te auf­zu­be­wah­ren.

2 Ei­ne Ver­gü­tung kann er nur dann for­dern, wenn sie aus­drück­lich be­dun­gen wor­den ist oder nach den Um­stän­den zu er­war­ten war.

Art. 473  

II. Pflich­ten des Hin­ter­le­gers

 

1 Der Hin­ter­le­ger haf­tet dem Auf­be­wah­rer für die mit Er­fül­lung des Ver­tra­ges not­wen­dig ver­bun­de­nen Aus­la­gen.

2 Er haf­tet ihm für den durch die Hin­ter­le­gung ver­ur­sach­ten Scha­den, so­fern er nicht be­weist, dass der Scha­den oh­ne je­des Ver­schul­den von sei­ner Sei­te ent­stan­den sei.

Art. 474  

III. Pflich­ten des Auf­be­wah­rers

1. Ver­bot des Ge­brauchs

 

1 Der Auf­be­wah­rer darf die hin­ter­leg­te Sa­che oh­ne Ein­wil­li­gung des Hin­ter­le­gers nicht ge­brau­chen.

2 An­dern­falls schul­det er dem Hin­ter­le­ger ent­spre­chen­de Ver­gü­tung und haf­tet auch für den Zu­fall, so­fern er nicht be­weist, dass die­ser die Sa­che auch sonst ge­trof­fen hät­te.

Art. 475  

2. Rück­ga­be

a. Recht des Hin­ter­le­gers

 

1 Der Hin­ter­le­ger kann die hin­ter­leg­te Sa­che nebst all­fäl­li­gem Zu­wachs je­der­zeit zu­rück­for­dern, selbst wenn für die Auf­be­wah­rung ei­ne be­stimm­te Dau­er ver­ein­bart wur­de.

2 Je­doch hat er dem Auf­be­wah­rer den Auf­wand zu er­set­zen, den die­ser mit Rück­sicht auf die ver­ein­bar­te Zeit ge­macht hat.

Art. 476  

b. Rech­te des Auf­be­wah­rers

 

1 Der Auf­be­wah­rer kann die hin­ter­leg­te Sa­che vor Ab­lauf der be­stimm­ten Zeit nur dann zu­rück­ge­ben, wenn un­vor­her­ge­se­he­ne Um­stän­de ihn aus­ser­stand set­zen, die Sa­che län­ger mit Si­cher­heit oder oh­ne ei­ge­nen Nach­teil auf­zu­be­wah­ren.

2 Ist kei­ne Zeit für die Auf­be­wah­rung be­stimmt, so kann der Auf­be­wah­rer die Sa­che je­der­zeit zu­rück­ge­ben.

Art. 477  

c. Ort der Rück­ga­be

 

Die hin­ter­leg­te Sa­che ist auf Kos­ten und Ge­fahr des Hin­ter­le­gers da zu­rück­zu­ge­ben, wo sie auf­be­wahrt wer­den soll­te.

Art. 478  

3. Haf­tung meh­re­rer Auf­be­wah­rer

 

Ha­ben meh­re­re die Sa­che ge­mein­schaft­lich zur Auf­be­wah­rung erhal­ten, so haf­ten sie so­li­da­risch.

Art. 479  

4. Ei­gen­tums­an­sprü­che Drit­ter

 

1 Wird an der hin­ter­leg­ten Sa­che von ei­nem Drit­ten Ei­gen­tum be­an­sprucht, so ist der Auf­be­wah­rer den­noch zur Rück­ga­be an den Hin­ter­le­ger ver­pflich­tet, so­fern nicht ge­richt­lich Be­schlag auf die Sa­che ge­legt oder die Ei­gen­tums­kla­ge ge­gen ihn an­hän­gig ge­macht wor­den ist.

2 Von die­sen Hin­der­nis­sen hat er den Hin­ter­le­ger so­fort zu be­nach­rich­ti­gen.

Art. 480  

IV. Se­ques­ter

 

Ha­ben meh­re­re ei­ne Sa­che, de­ren Rechts­ver­hält­nis­se strei­tig oder un­klar sind, zur Si­che­rung ih­rer An­sprü­che bei ei­nem Drit­ten (dem Se­ques­ter) hin­ter­legt, so darf die­ser die Sa­che nur mit Zu­stim­mung der Be­tei­lig­ten oder auf Ge­heiss des Rich­ters her­aus­ge­ben.

Art. 481  

B. Die Hin­ter­le­gung ver­tret­ba­rer Sa­chen

 

1 Ist Geld mit der aus­drück­li­chen oder still­schwei­gen­den Ver­ein­ba­rung hin­ter­legt wor­den, dass der Auf­be­wah­rer nicht die­sel­ben Stücke, son­dern nur die glei­che Geld­sum­me zu­rück­zu­er­stat­ten ha­be, so geht Nut­zen und Ge­fahr auf ihn über.

2 Ei­ne still­schwei­gen­de Ver­ein­ba­rung in die­sem Sin­ne ist zu ver­mu­ten, wenn die Geld­sum­me un­ver­sie­gelt und un­ver­schlos­sen über­ge­ben wur­de.

3 Wer­den an­de­re ver­tret­ba­re Sa­chen oder Wert­pa­pie­re hin­ter­legt, so darf der Auf­be­wah­rer über die Ge­gen­stän­de nur ver­fü­gen, wenn ihm die­se Be­fug­nis vom Hin­ter­le­ger aus­drück­lich ein­ge­räumt wor­den ist.

Art. 482  

C. La­ger­ge­schäft

I. Be­rech­ti­gung zur Aus­ga­be von Wa­ren­pa­pie­ren

 

1 Ein La­ger­hal­ter, der sich öf­fent­lich zur Auf­be­wah­rung von Wa­ren an­er­bie­tet, kann von der zu­stän­di­gen Be­hör­de die Be­wil­li­gung er­wir­ken, für die ge­la­ger­ten Gü­ter Wa­ren­pa­pie­re aus­zu­ge­ben.

2 Die Wa­ren­pa­pie­re sind Wert­pa­pie­re und lau­ten auf die Her­aus­ga­be der ge­la­ger­ten Gü­ter.

3 Sie kön­nen als Na­men-, Ord­re- oder In­ha­ber­pa­pie­re aus­ge­stellt sein.

Art. 483  

II. Auf­be­wah­rungs­pflicht des La­ger­hal­ters

 

1 Der La­ger­hal­ter ist zur Auf­be­wah­rung der Gü­ter ver­pflich­tet wie ein Kom­mis­sio­när.

2 Er hat dem Ein­la­ge­rer, so­weit tun­lich, da­von Mit­tei­lung zu ma­chen, wenn Ver­än­de­run­gen an den Wa­ren ein­tre­ten, die wei­te­re Mass­re­geln als rät­lich er­schei­nen las­sen.

3 Er hat ihm die Be­sich­ti­gung der Gü­ter und Ent­nah­me von Pro­ben wäh­rend der Ge­schäfts­zeit so­wie je­der­zeit die nö­ti­gen Er­hal­tungs­mass­re­geln zu ge­stat­ten.

Art. 484  

III. Ver­men­gung der Gü­ter

 

1 Ei­ne Ver­men­gung ver­tret­ba­rer Gü­ter mit an­dern der glei­chen Art und Gü­te darf der La­ger­hal­ter nur vor­neh­men, wenn ihm dies aus­drück­lich ge­stat­tet ist.

2 Aus ver­misch­ten Gü­tern kann je­der Ein­la­ge­rer ei­ne sei­nem Bei­trag ent­spre­chen­de Men­ge her­aus­ver­lan­gen.

3 Der La­ger­hal­ter darf die ver­lang­te Aus­schei­dung oh­ne Mit­wir­kung der an­de­ren Ein­la­ge­rer vor­neh­men.

Art. 485  

IV. An­spruch des La­ger­hal­ters

 

1 Der La­ger­hal­ter hat An­spruch auf das ver­ab­re­de­te oder üb­li­che La­ger­geld, so­wie auf Er­stat­tung der Aus­la­gen, die nicht aus der Auf­be­wah­rung selbst er­wach­sen sind, wie Fracht­lohn, Zoll, Aus­bes­se­rung.

2 Die Aus­la­gen sind so­fort zu er­set­zen, die La­ger­gel­der je nach Ab­lauf von drei Mo­na­ten seit der Ein­la­ge­rung und in je­dem Fall bei der voll­stän­di­gen oder teil­wei­sen Zu­rück­nah­me des Gu­tes zu be­zah­len.

3 Der La­ger­hal­ter hat für sei­ne For­de­run­gen an dem Gu­te ein Re­ten­ti­ons­recht, so­lan­ge er im Be­sit­ze des Gu­tes ist oder mit Wa­ren­pa­pier dar­über ver­fü­gen kann.

Art. 486  

V. Rück­ga­be der Gü­ter

 

1 Der La­ger­hal­ter hat das Gut gleich ei­nem Auf­be­wah­rer zu­rück­zu­ge­ben, ist aber an die ver­trags­mäs­si­ge Dau­er der Auf­be­wah­rung auch dann ge­bun­den, wenn in­fol­ge un­vor­her­ge­se­he­ner Um­stän­de ein ge­wöhn­li­cher Auf­be­wah­rer vor Ab­lauf der be­stimm­ten Zeit zur Rück­ga­be be­rech­tigt wä­re.

2 Ist ein Wa­ren­pa­pier aus­ge­stellt, so darf und muss er das Gut nur an den aus dem Wa­ren­pa­pier Be­rech­tig­ten her­aus­ge­ben.

Art. 487  

D. Gast- und Stall­wir­te

I. Haf­tung der Gast­wir­te

1. Vor­aus­set­zung und Um­fang

 

1 Gast­wir­te, die Frem­de zur Be­her­ber­gung auf­neh­men, haf­ten für je­de Be­schä­di­gung, Ver­nich­tung oder Ent­wen­dung der von ih­ren Gäs­ten ein­ge­brach­ten Sa­chen, so­fern sie nicht be­wei­sen, dass der Scha­den durch den Gast selbst oder sei­ne Be­su­cher, Be­glei­ter oder Dienst­leu­te oder durch hö­he­re Ge­walt oder durch die Be­schaf­fen­heit der Sa­che ver­ur­sacht wor­den ist.

2 Die­se Haf­tung be­steht je­doch, wenn dem Gast­wir­te oder sei­nen Dienst­leu­ten kein Ver­schul­den zur Last fällt, für die Sa­chen ei­nes je­den ein­zel­nen Gas­tes nur bis zum Be­tra­ge von 1000 Fran­ken.

Art. 488  

2. Haf­tung für Kost­bar­kei­ten ins­be­son­de­re

 

1 Wer­den Kost­bar­kei­ten, grös­se­re Geld­be­trä­ge oder Wert­pa­pie­re dem Gast­wir­te nicht zur Auf­be­wah­rung über­ge­ben, so ist er für sie nur haft­bar, wenn ihm oder sei­nen Dienst­leu­ten ein Ver­schul­den zur Last fällt.

2 Hat er die Auf­be­wah­rung über­nom­men oder lehnt er sie ab, so haf­tet er für den vol­len Wert.

3 Darf dem Gast die Über­ga­be sol­cher Ge­gen­stän­de nicht zu­ge­mu­tet wer­den, so haf­tet der Gast­wirt für sie wie für die an­dern Sa­chen des Gas­tes.

Art. 489  

3. Auf­he­bung der Haf­tung

 

1 Die An­sprü­che des Gas­tes er­lö­schen, wenn er den Scha­den nicht so­fort nach des­sen Ent­de­ckung dem Gast­wir­te an­zeigt.

2 Der Wirt kann sich sei­ner Ver­ant­wort­lich­keit nicht da­durch ent­zie­hen, dass er sie durch An­schlag in den Räu­men des Gast­ho­fes ab­lehnt oder von Be­din­gun­gen ab­hän­gig macht, die im Ge­set­ze nicht ge­nannt sind.

Art. 490  

II. Haf­tung der Stall­wir­te

 

1 Stall­wir­te haf­ten für die Be­schä­di­gung, Ver­nich­tung oder Ent­wen­dung der bei ih­nen ein­ge­stell­ten oder von ih­nen oder ih­ren Leu­ten auf an­de­re Wei­se über­nom­me­nen Tie­re und Wa­gen und der da­zu ge­hö­ri­gen Sa­chen, so­fern sie nicht be­wei­sen, dass der Scha­den durch den Ein­brin­gen­den selbst oder sei­ne Be­su­cher, Be­glei­ter oder Dienst­leu­te oder durch hö­he­re Ge­walt oder durch die Be­schaf­fen­heit der Sa­che ver­ur­sacht wor­den ist.

2 Die­se Haf­tung be­steht je­doch, wenn dem Stall­wir­te oder sei­nen Dienst­leu­ten kein Ver­schul­den zur Last fällt, für die über­nom­me­nen Tie­re, Wa­gen und da­zu ge­hö­ri­gen Sa­chen ei­nes je­den Ein­brin­gen­den nur bis zum Be­tra­ge von 1000 Fran­ken.

Art. 491  

III. Re­ten­ti­ons­recht

 

1 Gast­wir­te und Stall­wir­te ha­ben an den ein­ge­brach­ten Sa­chen ein Re­ten­ti­ons­recht für die For­de­run­gen, die ih­nen aus der Be­her­ber­gung und Un­ter­kunft zu­ste­hen.

2 Die Be­stim­mun­gen über das Re­ten­ti­ons­recht des Ver­mie­ters fin­den ent­spre­chen­de An­wen­dung.

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