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Bundesgesetz über die Organisation der Strafbehörden des Bundes

vom 19. März 2010 (Stand am 1. Januar 2021)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf die Artikel 123 Absatz 1, 173 Absatz 2 und 191a Absätze 1 und 3 der Bundesverfassung1, nach Einsicht in die Botschaft des Bundesrates vom 10. September 20082,

beschliesst:

1. Titel: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Gegenstand und Geltungsbereich  

1Die­ses Ge­setz re­gelt die Or­ga­ni­sa­ti­on der Straf­be­hör­den des Bun­des und ent­hält er­gän­zen­de Be­stim­mun­gen zur Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Ok­to­ber 20071 (StPO) für den Be­reich der Bun­des­ge­richts­bar­keit.

2Es gilt nicht für Strafsa­chen, wel­che die Bun­des­an­walt­schaft kan­to­na­len Be­hör­den zur Un­ter­su­chung und Be­ur­tei­lung oder nur zur Be­ur­tei­lung über­tra­gen hat.


1 SR 312.0

Art. 2 Strafbehörden des Bundes  

1Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den des Bun­des sind:

a.
die Po­li­zei;
b.
die Bun­des­an­walt­schaft.

2Ge­richt­li­che Be­fug­nis­se in Fäl­len der Bun­des­ge­richts­bar­keit ha­ben:

a.
das Bun­dess­traf­ge­richt;
b.
das Bun­des­ge­richt;
c.
die kan­to­na­len Zwangs­mass­nah­men­ge­rich­te, wenn sie für den Bund tä­tig wer­den.
Art. 3 Verfahrenssprache  

1Die Ver­fah­rens­spra­che ist Deutsch, Fran­zö­sisch oder Ita­lie­nisch.

2Die Bun­des­an­walt­schaft be­stimmt die Ver­fah­rens­spra­che bei der Er­öff­nung der Un­ter­su­chung. Sie be­rück­sich­tigt da­bei na­ment­lich:

a.
die Sprach­kennt­nis­se der Ver­fah­rens­be­tei­lig­ten;
b.
die Spra­che der we­sent­li­chen Ak­ten;
c.
die Spra­che am Ort der ers­ten Un­ter­su­chungs­hand­lun­gen.

3Die be­zeich­ne­te Ver­fah­rens­spra­che gilt bis zum rechts­kräf­ti­gen Ab­schluss des Ver­fah­rens.

4Sie kann aus­nahms­wei­se aus wich­ti­gen Grün­den ge­wech­selt wer­den, na­ment­lich bei der Tren­nung und bei der Ver­ei­ni­gung von Ver­fah­ren.

5Die Ver­fah­rens­lei­tung kann be­stim­men, dass ein­zel­ne Ver­fah­rens­hand­lun­gen in ei­ner der bei­den an­de­ren Ver­fah­rens­spra­chen durch­ge­führt wer­den.

6Vor den Zwangs­mass­nah­men­ge­rich­ten be­stimmt sich die Ver­fah­rens­spra­che nach dem kan­to­na­len Recht.

2. Titel: Strafverfolgungsbehörden

1. Kapitel: Polizei

Art. 4 Wahrnehmung der polizeilichen Aufgaben  

Die Auf­ga­ben der Po­li­zei im Be­reich der Bun­des­ge­richts­bar­keit wer­den wahr­ge­nom­men durch:

a.
die Bun­des­kri­mi­nal­po­li­zei;
b.
an­de­re Ein­hei­ten des Bun­des­am­tes für Po­li­zei, so­weit das Bun­des­recht vor­sieht, dass sie Auf­ga­ben im Rah­men der Straf­ver­fol­gung wahr­neh­men;
c.
an­de­re Bun­des­be­hör­den, so­weit das Bun­des­recht vor­sieht, dass sie Auf­ga­ben im Rah­men der Straf­ver­fol­gung wahr­neh­men;
d.
kan­to­na­le Po­li­zei­kräf­te, die im Zu­sam­men­wir­ken mit den Straf­be­hör­den des Bun­des Auf­ga­ben im Rah­men der Straf­ver­fol­gung wahr­neh­men.
Art. 5 Stellung der kantonalen Polizeikräfte  

1Neh­men kan­to­na­le Po­li­zei­kräf­te Bun­des­auf­ga­ben im Rah­men der Straf­ver­fol­gung wahr, so un­ter­ste­hen sie der Auf­sicht und den Wei­sun­gen der Bun­des­an­walt­schaft.

2Ge­gen Ver­fü­gun­gen und Ver­fah­rens­hand­lun­gen der kan­to­na­len Po­li­zei­kräf­te kann beim Bun­dess­traf­ge­richt Be­schwer­de ge­führt wer­den.

Art. 6 Haftung für Schäden  

1Der Bund haf­tet nach dem Ver­ant­wort­lich­keits­ge­setz vom 14. März 19581 für Schä­den der Or­ga­ne nach Ar­ti­kel 4, wel­che die­se bei der Wahr­neh­mung po­li­zei­li­cher Auf­ga­ben im Be­reich der Bun­des­ge­richts­bar­keit wi­der­recht­lich ver­ur­sacht ha­ben.

2Hat der Bund Er­satz ge­leis­tet, so steht ihm der Rück­griff auf den Kan­ton zu, in des­sen Dienst die Per­son steht, wel­che den Scha­den ver­ur­sacht hat. Das Ver­fah­ren rich­tet sich nach Ar­ti­kel 10 Ab­satz 1 des Ver­ant­wort­lich­keits­ge­set­zes vom 14. März 1958.


2. Kapitel: Bundesanwaltschaft

1. Abschnitt: Behörde und Sitz

Art. 7 Behörde  

Staats­an­walt­schaft des Bun­des ist die Bun­des­an­walt­schaft.

Art. 8 Sitz und Zweigstellen  

1Die Bun­des­an­walt­schaft hat ih­ren Sitz in Bern.

2Sie kann Zweig­stel­len ein­rich­ten und auf­he­ben.

2. Abschnitt: Organisation, Verwaltung und Befugnisse

Art. 9 Bundesanwalt oder Bundesanwältin  

1Der Bun­des­an­walt oder die Bun­des­an­wäl­tin führt die Bun­des­an­walt­schaft.

2Er oder sie ist ins­be­son­de­re ver­ant­wort­lich für:

a.
die fach­ge­rech­te und wirk­sa­me Straf­ver­fol­gung in Fäl­len der Bun­des­ge­richts­bar­keit;
b.
den Auf­bau und den Be­trieb ei­ner zweck­mäs­si­gen Or­ga­ni­sa­ti­on;
c.
den wirk­sa­men Ein­satz von Per­so­nal so­wie von Fi­nanz- und Sach­mit­teln.

3Er oder sie re­gelt die Or­ga­ni­sa­ti­on und Ver­wal­tung der Bun­des­an­walt­schaft in ei­nem Re­gle­ment.

Art. 10 Stellvertretende Bundesanwälte oder Bundesanwältinnen  

1Der Bun­des­an­walt oder die Bun­des­an­wäl­tin hat zwei Stell­ver­tre­ter oder Stell­ver­tre­te­rin­nen (Stell­ver­tre­ten­der Bun­des­an­walt oder Stell­ver­tre­ten­de Bun­des­an­wäl­tin).

2Der Stell­ver­tre­ten­de Bun­des­an­walt oder die Stell­ver­tre­ten­de Bun­des­an­wäl­tin hat im Ver­tre­tungs­fall al­le Be­fug­nis­se des Bun­des­an­walts oder der Bun­des­an­wäl­tin.

Art. 11 Leitende Staatsanwälte und Staatsanwältinnen  

Die Lei­ten­den Staats­an­wäl­te und Staats­an­wäl­tin­nen füh­ren je ei­ne Ein­heit der Bun­des­an­walt­schaft.

Art. 12 Staatsanwälte und Staatsanwältinnen  

Die Staats­an­wäl­te und Staats­an­wäl­tin­nen sind je ei­ner Ein­heit der Bun­des­an­walt­schaft oder di­rekt dem Bun­des­an­walt oder der Bun­des­an­wäl­tin zu­ge­wie­sen.

Art. 13 Weisungen  

1Wei­sun­gen kön­nen er­las­sen:

a.
der Bun­des­an­walt oder die Bun­des­an­wäl­tin ge­gen­über al­len Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern der Bun­des­an­walt­schaft;
b.
die Lei­ten­den Staats­an­wäl­te und Staats­an­wäl­tin­nen ge­gen­über den ih­nen un­ter­stell­ten Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern.

2Zu­läs­sig sind auch Wei­sun­gen im Ein­zel­fall über die Ein­lei­tung, die Durch­füh­rung oder den Ab­schluss ei­nes Ver­fah­rens so­wie über die Ver­tre­tung der An­kla­ge und die Er­grei­fung von Rechts­mit­teln.

Art. 14 Genehmigung von Verfügungen  

Ein­stel­lungs-, Nicht­an­hand­nah­me- und Sis­tie­rungs­ver­fü­gun­gen be­dür­fen der Ge­neh­mi­gung:

a.
wenn sie von ei­nem Staats­an­walt oder ei­ner Staats­an­wäl­tin er­las­sen wur­den: durch den Lei­ten­den Staats­an­walt oder die Lei­ten­de Staats­an­wäl­tin;
b.
wenn sie von ei­nem Lei­ten­den Staats­an­walt oder ei­ner Lei­ten­den Staats­an­wäl­tin er­las­sen wur­den: durch den Bun­des­an­walt oder die Bun­des­an­wäl­tin.
Art. 15 Rechtsmittel der Bundesanwaltschaft  

1Zur Er­grei­fung von Rechts­mit­teln sind be­fugt:

a.
der Staats­an­walt oder die Staats­an­wäl­tin, der oder die die An­kla­ge er­ho­ben und ver­tre­ten hat;
b.
der Lei­ten­de Staats­an­walt oder die Lei­ten­de Staats­an­wäl­tin der Ein­heit, durch wel­che die An­kla­ge er­ho­ben und ver­tre­ten wur­de;
c.
der Bun­des­an­walt oder die Bun­des­an­wäl­tin.

2Das Glei­che gilt für die Be­schrän­kung und den Rück­zug von Rechts­mit­teln so­wie für die Um­wand­lung von Be­ru­fun­gen in An­schluss­be­ru­fun­gen.

Art. 16 Verwaltung  

1Die Bun­des­an­walt­schaft ver­wal­tet sich selbst.

2Sie rich­tet ih­re Diens­te ein und stellt das nö­ti­ge Per­so­nal an.

3Sie führt ei­ne ei­ge­ne Rech­nung.

Art. 17 Berichterstattung, Voranschlag und Rechnung  

1Der Bun­des­an­walt oder die Bun­des­an­wäl­tin un­ter­brei­tet der Auf­sichts­be­hör­de über die Bun­des­an­walt­schaft (Auf­sichts­be­hör­de) jähr­lich den Ent­wurf für den Vor­an­schlag und die Rech­nung zu­han­den der Bun­des­ver­samm­lung und er­stat­tet Be­richt über die Tä­tig­keit der Bun­des­an­walt­schaft.

2Die Be­richt­er­stat­tung um­fasst na­ment­lich An­ga­ben über:

a.
die in­ter­ne Or­ga­ni­sa­ti­on;
b.
die all­ge­mei­nen Wei­sun­gen;
c.
die Zahl und die Art der ab­ge­schlos­se­nen und der hän­gi­gen Fäl­le so­wie die Be­las­tung der ein­zel­nen Ein­hei­ten;
d.
den Ein­satz von Per­so­nal so­wie von Fi­nanz- und Sach­mit­teln;
e.
die Zahl und die Er­geb­nis­se von Be­schwer­den ge­gen Ver­fü­gun­gen und Ver­fah­rens­hand­lun­gen der Bun­des­an­walt­schaft.
Art. 18 Infrastruktur  

1Für die Be­reit­stel­lung, die Be­wirt­schaf­tung und den Un­ter­halt der von der Bun­des­an­walt­schaft be­nutz­ten Ge­bäu­de ist das Eid­ge­nös­si­sche Fi­nanz­de­par­te­ment (EFD) zu­stän­dig. Die­ses hat die Be­dürf­nis­se der Bun­des­an­walt­schaft an­ge­mes­sen zu be­rück­sich­ti­gen.

2Die Bun­des­an­walt­schaft deckt ih­ren Be­darf an Gü­tern und Dienst­leis­tun­gen im Be­reich der Lo­gis­tik selbst­stän­dig.

3Für die Ein­zel­hei­ten der Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen der Bun­des­an­walt­schaft und dem EFD gilt die Ver­ein­ba­rung zwi­schen dem Bun­des­ge­richt und dem Bun­des­rat ge­mä­ss Ar­ti­kel 25a Ab­satz 3 des Bun­des­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 20051 sinn­ge­mä­ss; vor­be­hal­ten bleibt der Ab­schluss ei­ner an­ders lau­ten­den Ver­ein­ba­rung zwi­schen der Bun­des­an­walt­schaft und dem Bun­des­rat.


Art. 19 Orientierung der Öffentlichkeit  

Der Bun­des­an­walt oder die Bun­des­an­wäl­tin er­lässt Wei­sun­gen über die Ori­en­tie­rung der Öf­fent­lich­keit über hän­gi­ge Ver­fah­ren.

3. Abschnitt: Wahl, Amtsdauer, Amtsenthebung und personalrechtliche Stellung

Art. 20 Wahl und Amtsdauer  

1Die Ver­ei­nig­te Bun­des­ver­samm­lung wählt den Bun­des­an­walt oder die Bun­des­an­wäl­tin und die Stell­ver­tre­ten­den Bun­des­an­wäl­te oder Bun­des­an­wäl­tin­nen.

1bisWähl­bar ist, wer in eid­ge­nös­si­schen An­ge­le­gen­hei­ten stimm­be­rech­tigt ist.1

2Der Bun­des­an­walt oder die Bun­des­an­wäl­tin wählt die üb­ri­gen Staats­an­wäl­te und Staats­an­wäl­tin­nen. Er oder sie kann die Wähl­bar­keit auf Per­so­nen be­schrän­ken, die in eid­ge­nös­si­schen An­ge­le­gen­hei­ten stimm­be­rech­tigt sind.2

3Die Amts­dau­er be­trägt vier Jah­re. Sie be­ginnt am 1. Ja­nu­ar nach Be­ginn der Le­gis­la­tur­pe­ri­ode des Na­tio­nal­ra­tes.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 1. Okt. 2010, in Kraft seit 1. März 2011 (AS 2011 349; BBl 2010 4101 4133).
2 Zwei­ter Satz ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 1. Okt. 2010, in Kraft seit 1. März 2011 (AS 2011 349; BBl 2010 4101 4133).

Art. 21 Amtsenthebung  

Die Wahl­be­hör­de kann ein ge­wähl­tes Mit­glied der Bun­des­an­walt­schaft vor Ab­lauf der Amts­dau­er des Am­tes ent­he­ben, wenn es:

a.
vor­sätz­lich oder grob fahr­läs­sig Amts­pflich­ten schwer ver­letzt hat; oder
b.
die Fä­hig­keit, das Amt aus­zuü­ben, auf Dau­er ver­lo­ren hat.
Art. 22 Personalrechtliche Stellung  

1Die Bun­des­ver­samm­lung re­gelt das Ar­beits­ver­hält­nis und die Be­sol­dung des Bun­des­an­wal­tes oder der Bun­des­an­wäl­tin so­wie der Stell­ver­tre­ten­den Bun­des­an­wäl­te oder Bun­des­an­wäl­tin­nen in ei­ner Ver­ord­nung.

2So­weit die­ses Ge­setz nichts an­de­res be­stimmt, gilt für die üb­ri­gen Staats­an­wäl­te und Staats­an­wäl­tin­nen so­wie für die Mit­ar­bei­ter und Mit­ar­bei­te­rin­nen der Bun­des­an­walt­schaft das Bun­des­per­so­nal­recht. Ar­beit­ge­be­rent­schei­de trifft der Bun­des­an­walt oder die Bun­des­an­wäl­tin.

4. Abschnitt: Aufsicht

Art. 23 Wahl und Zusammensetzung der Aufsichtsbehörde  

1Die Auf­sichts­be­hör­de wird von der Ver­ei­nig­ten Bun­des­ver­samm­lung ge­wählt.

2Sie um­fasst sie­ben Mit­glie­der und setzt sich zu­sam­men aus:

a.
je ei­nem Rich­ter oder ei­ner Rich­te­rin des Bun­des­ge­richts und des Bun­dess­traf­ge­richts;
b.
zwei in ei­nem kan­to­na­len An­walts­re­gis­ter ein­ge­tra­ge­nen An­wäl­ten oder An­wäl­tin­nen;
c.
drei Fach­per­so­nen, die we­der ei­nem eid­ge­nös­si­schen Ge­richt an­ge­hö­ren noch in ei­nem kan­to­na­len An­walts­re­gis­ter ein­ge­tra­gen sein dür­fen.
Art. 24 Unvereinbarkeit  

1Die Mit­glie­der der Auf­sichts­be­hör­de dür­fen we­der der Bun­des­ver­samm­lung noch dem Bun­des­rat an­ge­hö­ren und in kei­nem Ar­beits­ver­hält­nis mit dem Bund ste­hen.

2Mit­glie­der, die in ei­nem kan­to­na­len An­walts­re­gis­ter ein­ge­tra­gen sind, dür­fen nicht als Par­tei­ver­tre­ter vor den Straf­be­hör­den des Bun­des auf­tre­ten.

Art. 25 Amtsdauer  

1Die Amts­dau­er der Mit­glie­der der Auf­sichts­be­hör­de be­trägt vier Jah­re.

2Schei­det ein Mit­glied wäh­rend der Amts­dau­er aus, so wird sein Nach­fol­ger oder sei­ne Nach­fol­ge­rin für den Rest der Amts­dau­er ge­wählt.

3Mit­glie­der der Auf­sichts­be­hör­de, die dem Bun­des­ge­richt oder dem Bun­dess­traf­ge­richt an­ge­hö­ren, schei­den mit der Be­en­di­gung des ent­spre­chen­den Am­tes aus der Auf­sichts­be­hör­de aus.

Art. 26 Amtsenthebung  

Die Ver­ei­nig­te Bun­des­ver­samm­lung kann ein Mit­glied der Auf­sichts­be­hör­de vor Ab­lauf der Amts­dau­er des Am­tes ent­he­ben, wenn es:

a.
vor­sätz­lich oder grob fahr­läs­sig Amts­pflich­ten schwer ver­letzt hat; oder
b.
die Fä­hig­keit, das Amt aus­zuü­ben, auf Dau­er ver­lo­ren hat.
Art. 27 Stellung und Organisation der Aufsichtsbehörde  

1Die Auf­sichts­be­hör­de kon­sti­tu­iert sich selbst.

2Sie ver­fügt über ein stän­di­ges Se­kre­ta­ri­at und trifft die Ar­beit­ge­be­rent­schei­de.

3Die Bun­des­ver­samm­lung re­gelt Ein­zel­hei­ten über die Or­ga­ni­sa­ti­on und die Auf­ga­ben der Auf­sichts­be­hör­de in ei­ner Ver­ord­nung.

Art. 28 Ausstand  

Die Be­stim­mun­gen der StPO1 über den Aus­stand ei­ner in ei­ner Straf­be­hör­de tä­ti­gen Per­son gel­ten für die Mit­glie­der der Auf­sichts­be­hör­de sinn­ge­mä­ss.


1 SR 312.0

Art. 29 Aufsicht und Weisungsbefugnisse der Aufsichtsbehörde  

1Die Auf­sichts­be­hör­de er­stat­tet der Bun­des­ver­samm­lung Be­richt über ih­re Tä­tig­keit.

2Sie kann ge­gen­über der Bun­des­an­walt­schaft ge­ne­rel­le Wei­sun­gen über die Wahr­neh­mung ih­rer Auf­ga­ben er­las­sen. Aus­ge­schlos­sen sind Wei­sun­gen im Ein­zel­fall be­tref­fend Ein­lei­tung, Durch­füh­rung und Ab­schluss ei­nes Ver­fah­rens, die Ver­tre­tung der An­kla­ge vor Ge­richt und die Er­grei­fung von Rechts­mit­teln.

3Sie über­prüft die Ein­hal­tung der Wei­sun­gen und trifft nö­ti­gen­falls Mass­nah­men ge­gen­über der Bun­des­an­walt­schaft.

Art. 30 Einholen von Auskünften und Inspektionen durch die Aufsichtsbehörde  

1Die Auf­sichts­be­hör­de kann bei der Bun­des­an­walt­schaft Aus­künf­te und zu­sätz­li­che Be­rich­te über ih­re Tä­tig­keit ver­lan­gen und In­spek­tio­nen durch­füh­ren.

2Per­so­nen, die von der Auf­sichts­be­hör­de mit der Ein­ho­lung von Aus­künf­ten oder mit ei­ner In­spek­ti­on be­traut wer­den, ha­ben Ein­sicht in die Ver­fah­rens­ak­ten, so­weit dies für die Er­fül­lung ih­res Auf­trags nö­tig ist.

3Sie dür­fen die da­bei er­lang­ten Kennt­nis­se nur in all­ge­mei­ner und an­ony­mi­sier­ter Form als Grund­la­ge für ih­re Be­richt­er­stat­tung und ih­re Emp­feh­lun­gen ver­wen­den.

Art. 31 Weitere Aufgaben und Befugnisse der Aufsichtsbehörde  

1Die Auf­sichts­be­hör­de un­ter­brei­tet der Ver­ei­nig­ten Bun­des­ver­samm­lung den An­trag auf Amts­ent­he­bung des Bun­des­an­wal­tes oder der Bun­des­an­wäl­tin so­wie der Stell­ver­tre­ten­den Bun­des­an­wäl­te oder Bun­des­an­wäl­tin­nen.

2Bei Amts­pflicht­ver­let­zun­gen kann sie ge­gen­über den von der Ver­ei­nig­ten Bun­des­ver­samm­lung ge­wähl­ten Mit­glie­dern der Bun­des­an­walt­schaft ei­ne Ver­war­nung oder einen Ver­weis aus­spre­chen oder ei­ne Lohn­kür­zung ver­fü­gen.

3Da­ge­gen kann Be­schwer­de an das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt er­ho­ben wer­den; das Ver­fah­ren rich­tet sich nach dem Ver­wal­tungs­ver­fah­rens­ge­setz vom 20. De­zem­ber 19681.

4Die Auf­sichts­be­hör­de un­ter­brei­tet dem Bun­des­rat ih­ren Ent­wurf für den Vor­an­schlag und ih­re Rech­nung so­wie den Ent­wurf für den Vor­an­schlag und die Rech­nung der Bun­des­an­walt­schaft. Der Bun­des­rat lei­tet die­se un­ver­än­dert der Bun­des­ver­samm­lung zu.


3. Titel: Gerichtsbehörden

1. Kapitel: Bundesstrafgericht

1. Abschnitt: Sitz, Zusammensetzung und Aufsicht

Art. 32 Sitz  

1Sitz des Bun­dess­traf­ge­richts ist Bel­lin­zo­na.

2Das Bun­dess­traf­ge­richt kann sei­ne Ver­hand­lun­gen an ei­nem an­de­ren Ort durch­füh­ren, wenn die Um­stän­de es recht­fer­ti­gen.

3Der Bun­des­rat ist er­mäch­tigt, mit dem Kan­ton Tes­sin einen Ver­trag über des­sen fi­nan­zi­el­le Be­tei­li­gung an den Kos­ten der Er­rich­tung des Bun­dess­traf­ge­richts ab­zu­sch­lies­sen.

Art. 33 Zusammensetzung  

Das Bun­dess­traf­ge­richt be­steht aus:

a.
ei­ner oder meh­re­ren Straf­kam­mern;
b.
ei­ner oder meh­re­ren Be­schwer­de­kam­mern;
c.1
ei­ner Be­ru­fungs­kam­mer.

1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. März 2017 (Schaf­fung ei­ner Be­ru­fungs­kam­mer am Bun­dess­traf­ge­richt), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 5769; BBl 2013 7109, 2016 6199).

Art. 34 Aufsicht  

1Das Bun­des­ge­richt übt die ad­mi­nis­tra­ti­ve Auf­sicht über die Ge­schäfts­füh­rung des Bun­dess­traf­ge­richts aus.

2Die Ober­auf­sicht wird von der Bun­des­ver­samm­lung aus­ge­übt.

3Das Bun­dess­traf­ge­richt un­ter­brei­tet dem Bun­des­ge­richt jähr­lich sei­nen Ent­wurf für den Vor­an­schlag und sei­ne Rech­nung so­wie sei­nen Ge­schäfts­be­richt zu­han­den der Bun­des­ver­samm­lung.

2. Abschnitt: Strafkammern

Art. 35 Zuständigkeiten  

1Die Straf­kam­mern ur­tei­len in Fäl­len der Bun­des­ge­richts­bar­keit als ers­tin­stanz­li­ches Ge­richt, so­fern die Bun­des­an­walt­schaft die Be­ur­tei­lung nicht den kan­to­na­len Be­hör­den über­tra­gen hat.

2Sie be­ur­tei­len zu­dem Strafsa­chen, die der Bun­des­rat nach dem Bun­des­ge­setz vom 22. März 19741 über das Ver­wal­tungs­straf­recht dem Bun­dess­traf­ge­richt über­wie­sen hat.


1 SR 313.0

Art. 36 Besetzung  

1Die Straf­kam­mern ur­tei­len in der Be­set­zung mit drei Rich­tern oder Rich­te­rin­nen.

2Der Kam­mer­prä­si­dent oder die Kam­mer­prä­si­den­tin ur­teilt als Ein­zel­ge­richt in den Fäl­len von Ar­ti­kel 19 Ab­satz 2 StPO1. Er oder sie kann einen an­de­ren Rich­ter oder ei­ne an­de­re Rich­te­rin da­mit be­trau­en.


1 SR 312.0

3. Abschnitt: Beschwerdekammern

Art. 37 Zuständigkeiten  

1Die Be­schwer­de­kam­mern des Bun­dess­traf­ge­richts tref­fen die Ent­schei­de, für wel­che die StPO1 die Be­schwer­de­in­stanz oder das Bun­dess­traf­ge­richt als zu­stän­dig be­zeich­net.

2Sie ent­schei­den zu­dem über:

a.
Be­schwer­den in in­ter­na­tio­na­len Rechts­hil­fean­ge­le­gen­hei­ten ge­mä­ss:
1.
dem Rechts­hil­fe­ge­setz vom 20. März 19812,
2.
dem Bun­des­ge­setz vom 21. De­zem­ber 19953 über die Zu­sam­men­ar­beit mit den in­ter­na­tio­na­len Ge­rich­ten zur Ver­fol­gung schwer­wie­gen­der Ver­let­zun­gen des hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­rechts,
3.
dem Bun­des­ge­setz vom 22. Ju­ni 20014 über die Zu­sam­men­ar­beit mit dem In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hof,
4.
dem Bun­des­ge­setz vom 3. Ok­to­ber 19755 zum Staats­ver­trag mit den Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka über ge­gen­sei­ti­ge Rechts­hil­fe in Strafsa­chen;
b.
Be­schwer­den, die ih­nen das Bun­des­ge­setz vom 22. März 19746 über das Ver­wal­tungs­straf­recht zu­weist;
c.7
Be­schwer­den ge­gen Ver­fü­gun­gen des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts über das Ar­beits­ver­hält­nis sei­ner Rich­ter und Rich­te­rin­nen und sei­nes Per­so­nals so­wie des Per­so­nals der stän­di­gen Se­kre­ta­ria­te der eid­ge­nös­si­schen Schät­zungs­kom­mis­sio­nen;
d.
Kon­flik­te über die Zu­stän­dig­keit der mi­li­tä­ri­schen und der zi­vi­len Ge­richts­bar­keit;
e.
An­stän­de, die ih­nen das Bun­des­ge­setz vom 21. März 19978 über Mass­nah­men zur Wah­rung der in­ne­ren Si­cher­heit zum Ent­scheid zu­weist;
f.
An­stän­de, die ih­nen das Bun­des­ge­setz vom 7. Ok­to­ber 19949 über kri­mi­nal­po­li­zei­li­che Zen­tral­stel­len des Bun­des zum Ent­scheid zu­weist;
g.10
Kon­flik­te über die Zu­stän­dig­keit nach dem Geld­spiel­ge­setz vom 29. Sep­tem­ber 201711.

1 SR 312.0
2 SR 351.1
3 SR 351.20
4 SR 351.6
5 SR 351.93
6 SR 313.0
7 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 5 des BG vom 19. Ju­ni 2020, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 4085; BBl 2018 4713).
8 SR 120
9 SR 360
10 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 1 des Geld­spiel­ge­set­zes vom 29. Sept. 2017, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 5103; BBl 2015 8387).
11 SR 935.51

Art. 38 Besetzung  

Die Be­schwer­de­kam­mern ent­schei­den in der Be­set­zung mit drei Rich­tern oder Rich­te­rin­nen, so­weit die­ses Ge­setz nicht die Ver­fah­rens­lei­tung als zu­stän­dig be­zeich­net.

3a. Abschnitt: Berufungskammer

Art. 38a Zuständigkeiten  

Die Be­ru­fungs­kam­mer ent­schei­det über Be­ru­fun­gen und Re­vi­si­ons­ge­su­che.

Art. 38b Besetzung  

Die Be­ru­fungs­kam­mer ent­schei­det in der Be­set­zung mit drei Rich­tern oder Rich­te­rin­nen, so­weit die­ses Ge­setz nicht die Ver­fah­rens­lei­tung als zu­stän­dig be­zeich­net.

Art. 38c Unmöglichkeit einer gültigen Verhandlung wegen Ausstands  

Wird von so vie­len Rich­tern und Rich­te­rin­nen der Be­ru­fungs­kam­mer der Aus­stand ver­langt, dass kei­ne gül­ti­ge Ver­hand­lung statt­fin­den kann, so be­zeich­net der Prä­si­dent oder die Prä­si­den­tin des Bun­dess­traf­ge­richts aus der Zahl der Ober­ge­richts­prä­si­den­ten und -prä­si­den­tin­nen der in der Sa­che nicht be­tei­lig­ten Kan­to­ne durch das Los so vie­le aus­ser­or­dent­li­che ne­ben­amt­li­che Rich­ter und Rich­te­rin­nen, als er­for­der­lich sind, um die Aus­stands­fra­ge und nö­ti­gen­falls die Haupt­sa­che selbst zu be­ur­tei­len.

4. Abschnitt: Anwendbares Verfahrensrecht

Art. 39 Grundsatz  

1Das Ver­fah­ren vor den Kam­mern des Bun­dess­traf­ge­richts rich­tet sich nach der StPO1 und nach die­sem Ge­setz.

2Aus­ge­nom­men sind Fäl­le nach:

a.
den Ar­ti­keln 35 Ab­satz 2 und 37 Ab­satz 2 Buch­sta­be b; auf sie ist das Bun­des­ge­setz vom 22. März 19742 über das Ver­wal­tungs­straf­recht an­wend­bar;
b.
Ar­ti­kel 37 Ab­satz 2 Buch­sta­be a; auf sie sind das Ver­wal­tungs­ver­fah­rens­ge­setz vom 20. De­zem­ber 19683 so­wie die Be­stim­mun­gen der ein­schlä­gi­gen Rechts­hil­feer­las­se an­wend­bar;
c.
Ar­ti­kel 37 Ab­satz 2 Buch­sta­be c; auf sie sind das Bun­des­per­so­nal­ge­setz vom 24. März 20004 und das Ver­wal­tungs­ver­fah­rens­ge­setz vom 20. De­zem­ber 1968 an­wend­bar;
d.
Ar­ti­kel 37 Ab­satz 2 Buch­sta­ben e–g; auf sie ist das Ver­wal­tungs­ver­fah­rens­ge­setz an­wend­bar.5

1 SR 312.0
2 SR 313.0
3 SR 172.021
4 SR 172.220.1
5 Be­rich­tigt von der Re­dak­ti­ons­kom­mis­si­on der BVers (Art. 58 Abs. 1 ParlG; SR 171.10).

Art. 40 Revision, Erläuterung und Berichtigung von Entscheiden der Beschwerdekammern  

1Für Re­vi­si­on, Er­läu­te­rung und Be­rich­ti­gung von Ent­schei­den der Be­schwer­de­kam­mern nach Ar­ti­kel 371 Ab­satz 2 gel­ten die Ar­ti­kel 121–129 des Bun­des­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 20052 sinn­ge­mä­ss.

2Nicht als Re­vi­si­ons­grün­de gel­ten Grün­de, wel­che die Par­tei, die um Re­vi­si­on nach­sucht, be­reits mit ei­ner Be­schwer­de ge­gen den Ent­scheid der Be­schwer­de­kam­mer hät­te gel­tend ma­chen kön­nen.


1 Be­rich­tigt von der Re­dak­ti­ons­kom­mis­si­on der BVers (Art. 58 Abs. 1 ParlG; SR 171.10).
2 SR 173.110

5. Abschnitt: Richter und Richterinnen

Art. 41 Zusammensetzung des Gerichts  

1Das Bun­dess­traf­ge­richt um­fasst 15–35 or­dent­li­che Rich­ter und Rich­te­rin­nen.

2Die Straf- und die Be­schwer­de­kam­mern wer­den durch ne­ben­amt­li­che Rich­ter und Rich­te­rin­nen er­gänzt; de­ren Zahl be­trägt höchs­tens die Hälf­te der Zahl der or­dent­li­chen Rich­ter und Rich­te­rin­nen die­ser Kam­mern.1

2bisDie Be­ru­fungs­kam­mer wird durch höchs­tens 10 ne­ben­amt­li­che Rich­ter und Rich­te­rin­nen er­gänzt.2

3Die Bun­des­ver­samm­lung be­stimmt die An­zahl der Rich­ter und Rich­te­rin­nen in ei­ner Ver­ord­nung.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. März 2017 (Schaf­fung ei­ner Be­ru­fungs­kam­mer am Bun­dess­traf­ge­richt), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 5769; BBl 2013 7109, 2016 6199).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. März 2017 (Schaf­fung ei­ner Be­ru­fungs­kam­mer am Bun­dess­traf­ge­richt), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 5769; BBl 2013 7109, 2016 6199).

Art. 42 Wahl  

1Die Bun­des­ver­samm­lung wählt die Rich­ter und Rich­te­rin­nen.

1bisDie Rich­ter und Rich­te­rin­nen der Be­ru­fungs­kam­mer wer­den ei­gens für die­se Kam­mer ge­wählt.1

2Wähl­bar ist, wer in eid­ge­nös­si­schen An­ge­le­gen­hei­ten stimm­be­rech­tigt ist.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. März 2017 (Schaf­fung ei­ner Be­ru­fungs­kam­mer am Bun­dess­traf­ge­richt), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 5769; BBl 2013 7109, 2016 6199).

Art. 43 Unvereinbarkeit in der Person  

1Dem Bun­dess­traf­ge­richt dür­fen nicht gleich­zei­tig als Rich­ter oder Rich­te­rin­nen an­ge­hö­ren:

a.
Ehe­gat­ten, ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin­nen oder Part­ner so­wie Per­so­nen, die in dau­ern­der Le­bens­ge­mein­schaft le­ben;
b.
Ehe­gat­ten oder ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin­nen oder Part­ner von Ge­schwis­tern so­wie Per­so­nen, die mit Ge­schwis­tern in dau­ern­der Le­bens­ge­mein­schaft le­ben;
c.
Ver­wand­te in ge­ra­der Li­nie so­wie bis und mit dem drit­ten Grad in der Sei­ten­li­nie;
d.
Ver­schwä­ger­te in ge­ra­der Li­nie so­wie bis und mit dem drit­ten Grad in der Sei­ten­li­nie.

2Die Re­ge­lung von Ab­satz 1 Buch­sta­be d gilt bei dau­ern­den Le­bens­ge­mein­schaf­ten sinn­ge­mä­ss.

Art. 44 Unvereinbarkeit aufgrund eines Amts oder einer Tätigkeit  

1Die Rich­ter und Rich­te­rin­nen dür­fen we­der der Bun­des­ver­samm­lung, dem Bun­des­rat noch dem Bun­des­ge­richt an­ge­hö­ren und in kei­nem an­de­ren Ar­beits­ver­hält­nis mit dem Bund ste­hen.

2Sie dür­fen kei­ne Tä­tig­keit aus­üben, wel­che die Er­fül­lung der Amts­pflich­ten, die Un­ab­hän­gig­keit oder das An­se­hen des Ge­richts be­ein­träch­tigt.

3Sie dür­fen kei­ne amt­li­che Funk­ti­on für einen aus­län­di­schen Staat aus­üben und kei­ne Ti­tel und Or­den aus­län­di­scher Be­hör­den an­neh­men.

4Sie dür­fen Drit­te nicht be­rufs­mäs­sig vor Ge­richt ver­tre­ten.

5Rich­ter und Rich­te­rin­nen mit ei­nem vol­len Pen­sum dür­fen kein Amt ei­nes Kan­tons be­klei­den und kei­ne an­de­re Er­werbs­tä­tig­keit aus­üben. Sie dür­fen auch nicht als Mit­glied der Ge­schäfts­lei­tung, der Ver­wal­tung, der Auf­sichts­stel­le oder der Re­vi­si­ons­stel­le ei­nes wirt­schaft­li­chen Un­ter­neh­mens tä­tig sein.

Art. 45 Andere Beschäftigungen  

1Für die Aus­übung ei­ner Be­schäf­ti­gung aus­ser­halb des Ge­richts be­dür­fen die or­dent­li­chen Rich­ter und Rich­te­rin­nen ei­ner Be­wil­li­gung der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on.

2Das Bun­dess­traf­ge­richt be­stimmt die Vor­aus­set­zun­gen für die­se Be­wil­li­gung in ei­nem Re­gle­ment.

Art. 46 Beschäftigungsgrad, Arbeitsverhältnis und Besoldung  

1Die or­dent­li­chen Rich­ter und Rich­te­rin­nen üben ihr Amt mit Voll- oder Teil­pen­sum aus.

2Das Ge­samt­ge­richt kann in be­grün­de­ten Fäl­len ei­ne Ver­än­de­rung des Be­schäf­ti­gungs­gra­des wäh­rend der Amts­dau­er be­wil­li­gen; da­bei darf die Sum­me der Stel­len­pro­zen­te des Ge­richts ins­ge­samt nicht ver­än­dert wer­den.

3Die Bun­des­ver­samm­lung re­gelt das Ar­beits­ver­hält­nis und die Be­sol­dung der Rich­ter und Rich­te­rin­nen in ei­ner Ver­ord­nung.

Art. 47 Eid und Gelübde  

1Die Rich­ter und Rich­te­rin­nen le­gen vor ih­rem Amts­an­tritt den Eid oder das Ge­lüb­de auf ei­ne ge­wis­sen­haf­te Pflicht­er­fül­lung ab.

2Sie leis­ten den Eid oder das Ge­lüb­de vor dem Ge­samt­ge­richt.

Art. 48 Amtsdauer  

1Die Amts­dau­er der Rich­ter und Rich­te­rin­nen be­trägt sechs Jah­re.

2Rich­ter und Rich­te­rin­nen schei­den am En­de des Jah­res aus ih­rem Amt aus, in dem sie das 68. Al­ters­jahr vollen­den.1

3Frei ge­wor­de­ne Stel­len wer­den für den Rest der Amts­dau­er wie­der be­setzt.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 16. März 2012 (Än­de­rung des Höch­stal­ters für Rich­ter und Rich­te­rin­nen), in Kraft seit 1. Dez. 2012 (AS 2012 5647; BBl 2011 8995 9013).

Art. 49 Amtsenthebung  

Die Bun­des­ver­samm­lung kann einen Rich­ter oder ei­ne Rich­te­rin vor Ab­lauf der Amts­dau­er des Am­tes ent­he­ben, wenn er oder sie:

a.
vor­sätz­lich oder grob fahr­läs­sig Amts­pflich­ten schwer ver­letzt hat; oder
b.
die Fä­hig­keit, das Amt aus­zuü­ben, auf Dau­er ver­lo­ren hat.
Art. 50  

1 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 6 des BG vom 17. Ju­ni 2011 (Ge­su­che um Auf­he­bung der Im­mu­ni­tät), mit Wir­kung seit 5. Dez. 2011 (AS 2011 4627; BBl 2010 7345 7385).

6. Abschnitt: Organisation und Verwaltung

Art. 51 Reglement  

Das Bun­dess­traf­ge­richt re­gelt sei­ne Or­ga­ni­sa­ti­on und Ver­wal­tung in ei­nem Re­gle­ment.

Art. 52 Präsidium  

1Die Bun­des­ver­samm­lung wählt auf Vor­schlag des Ge­samt­ge­richts aus den or­dent­li­chen Rich­tern und Rich­te­rin­nen:

a.
den Prä­si­den­ten oder die Prä­si­den­tin des Bun­dess­traf­ge­richts;
b.
den Vi­ze­prä­si­den­ten oder die Vi­ze­prä­si­den­tin des Bun­dess­traf­ge­richts.

2Die Wahl er­folgt für zwei Jah­re; ein­ma­li­ge Wie­der­wahl ist zu­läs­sig.

3Der Prä­si­dent oder die Prä­si­den­tin führt den Vor­sitz im Ge­samt­ge­richt und in der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on. Er oder sie ver­tritt das Ge­richt nach aus­sen.

4Er oder sie wird durch den Vi­ze­prä­si­den­ten oder die Vi­ze­prä­si­den­tin oder, falls die­ser oder die­se ver­hin­dert ist, durch den Rich­ter oder die Rich­te­rin mit dem höchs­ten Dienstal­ter ver­tre­ten; bei glei­chem Dienstal­ter ist das hö­he­re Le­bensal­ter mass­ge­bend.

Art. 53 Gesamtgericht  

1Das Ge­samt­ge­richt be­steht aus den or­dent­li­chen Rich­tern und Rich­te­rin­nen.

2Es ist zu­stän­dig für:

a.1
den Er­lass von Re­gle­men­ten über die Or­ga­ni­sa­ti­on und die Ver­wal­tung des Ge­richts, die Ge­schäfts­ver­tei­lung, die In­for­ma­ti­on, die Ver­fah­rens­kos­ten so­wie die Ent­schä­di­gun­gen nach Ar­ti­kel 73;
b.
den Vor­schlag an die Bun­des­ver­samm­lung für die Wahl des Prä­si­den­ten oder der Prä­si­den­tin und des Vi­ze­prä­si­den­ten oder der Vi­ze­prä­si­den­tin;
c.
Ent­schei­de über Ver­än­de­run­gen des Be­schäf­ti­gungs­gra­des der Rich­ter und Rich­te­rin­nen wäh­rend der Amts­dau­er;
d.
die Ver­ab­schie­dung des Ge­schäfts­be­richts zu­han­den der Bun­des­ver­samm­lung;
e.2
die Be­stel­lung der Straf- und der Be­schwer­de­kam­mern so­wie die Wahl der Prä­si­den­ten und Prä­si­den­tin­nen und der Vi­ze­prä­si­den­ten und Vi­ze­prä­si­den­tin­nen der Kam­mern auf An­trag der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on;
f.3
die Zu­tei­lung der ne­ben­amt­li­chen Rich­ter und Rich­te­rin­nen an die Straf- und an die Be­schwer­de­kam­mern auf An­trag der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on;
g.
die An­stel­lung des Ge­ne­ral­se­kre­tärs oder der Ge­ne­ral­se­kre­tä­rin und des Stell­ver­tre­ters oder der Stell­ver­tre­te­rin auf An­trag der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on;
h.
die Ver­nehm­las­sung zu Er­las­sent­wür­fen;
i.
Be­schlüs­se be­tref­fend den Bei­tritt zu in­ter­na­tio­na­len Ver­ei­ni­gun­gen;
j.
an­de­re Auf­ga­ben, die ihm durch Ge­setz zu­ge­wie­sen wer­den.

3Die Be­schlüs­se des Ge­samt­ge­richts sind gül­tig, wenn an der Sit­zung oder am Zir­ku­la­ti­ons­ver­fah­ren min­des­tens zwei Drit­tel der Rich­ter und Rich­te­rin­nen teil­neh­men.

4Die für ein Teil­pen­sum ge­wähl­ten Rich­ter und Rich­te­rin­nen ha­ben vol­les Stimm­recht.


1 Be­rich­tigt von der Re­dak­ti­ons­kom­mis­si­on der BVers (Art. 58 Abs. 1 ParlG; SR 171.10).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. März 2017 (Schaf­fung ei­ner Be­ru­fungs­kam­mer am Bun­dess­traf­ge­richt), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 5769; BBl 2013 7109, 2016 6199).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. März 2017 (Schaf­fung ei­ner Be­ru­fungs­kam­mer am Bun­dess­traf­ge­richt), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 5769; BBl 2013 7109, 2016 6199).

Art. 54 Verwaltungskommission  

1Die Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on setzt sich zu­sam­men aus:

a.
dem Prä­si­den­ten oder der Prä­si­den­tin des Bun­dess­traf­ge­richts;
b.
dem Vi­ze­prä­si­den­ten oder der Vi­ze­prä­si­den­tin des Bun­dess­traf­ge­richts;
c.
höchs­tens drei wei­te­ren Rich­tern und Rich­te­rin­nen.

2Der Ge­ne­ral­se­kre­tär oder die Ge­ne­ral­se­kre­tä­rin nimmt mit be­ra­ten­der Stim­me an den Sit­zun­gen der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on teil.

3Die Rich­ter und Rich­te­rin­nen nach Ab­satz 1 Buch­sta­be c wer­den vom Ge­samt­ge­richt für zwei Jah­re ge­wählt; ein­ma­li­ge Wie­der­wahl ist zu­läs­sig.

4Die Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on trägt die Ver­ant­wor­tung für die Ge­richts­ver­wal­tung. Sie ist zu­stän­dig für:

a.
die Ver­ab­schie­dung des Ent­wurfs des Vor­an­schlags und der Rech­nung zu­han­den der Bun­des­ver­samm­lung;
b.
den Er­lass von Ver­fü­gun­gen über das Ar­beits­ver­hält­nis der Rich­ter und Rich­te­rin­nen, so­weit das Ge­setz nicht ei­ne an­de­re Be­hör­de als zu­stän­dig be­zeich­net;
c.
die An­stel­lung der Ge­richts­schrei­ber und Ge­richts­schrei­be­rin­nen und de­ren Zu­tei­lung an die Kam­mern auf An­trag der Kam­mern;
d.
die Be­reit­stel­lung ge­nü­gen­der wis­sen­schaft­li­cher und ad­mi­nis­tra­ti­ver Dienst­leis­tun­gen;
e.1
ei­ne an­ge­mes­se­ne Wei­ter­bil­dung des Per­so­nals;
f.
die Be­wil­li­gung für Be­schäf­ti­gun­gen der or­dent­li­chen Rich­ter und Rich­te­rin­nen aus­ser­halb des Ge­richts;
g.
sämt­li­che wei­te­ren Ver­wal­tungs­ge­schäf­te, die nicht in die Zu­stän­dig­keit des Ge­samt­ge­richts fal­len.

1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 7 des BG vom 20. Ju­ni 2014 über die Wei­ter­bil­dung, in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 689; BBl 2013 3729).

Art. 55 Bestellung der Kammern  

1Das Ge­samt­ge­richt be­stellt je­weils für zwei Jah­re die Straf- und die Be­schwer­de­kam­mern. Es macht die Zu­sam­men­set­zung al­ler Kam­mern öf­fent­lich be­kannt.1

2Bei der Be­stel­lung sind die Amtss­pra­chen an­ge­mes­sen zu be­rück­sich­ti­gen.

3Die Rich­ter und Rich­te­rin­nen der Straf- und der Be­schwer­de­kam­mern sind in­ner­halb die­ser Kam­mern zur Aus­hil­fe ver­pflich­tet. So­weit er­for­der­lich hel­fen die Rich­ter und Rich­te­rin­nen der Be­schwer­de­kam­mern in der Be­ru­fungs­kam­mer aus; vor­be­hal­ten blei­ben die Ar­ti­kel 21 Ab­satz 2 und 56 Buch­sta­be b StPO2.3


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. März 2017 (Schaf­fung ei­ner Be­ru­fungs­kam­mer am Bun­dess­traf­ge­richt), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 5769; BBl 2013 7109, 2016 6199).
2 SR 312.0
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. März 2017 (Schaf­fung ei­ner Be­ru­fungs­kam­mer am Bun­dess­traf­ge­richt), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 5769; BBl 2013 7109, 2016 6199).

Art. 56 Kammervorsitz  

1Das Ge­samt­ge­richt wählt die Prä­si­den­ten und Prä­si­den­tin­nen und die Vi­ze­prä­si­den­ten und Vi­ze­prä­si­den­tin­nen der Kam­mern für zwei Jah­re; zwei­ma­li­ge Wie­der­wahl ist mög­lich.

2Der Prä­si­dent oder die Prä­si­den­tin ei­ner Kam­mer wird durch den Vi­ze­prä­si­den­ten oder die Vi­ze­prä­si­den­tin oder, falls die­ser oder die­se ver­hin­dert ist, durch den Rich­ter oder die Rich­te­rin mit dem höchs­ten Dienstal­ter ver­tre­ten; bei glei­chem Dienstal­ter ist das hö­he­re Le­bensal­ter mass­ge­bend.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. März 2017 (Schaf­fung ei­ner Be­ru­fungs­kam­mer am Bun­dess­traf­ge­richt), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 5769; BBl 2013 7109, 2016 6199).

Art. 57 Abstimmung  

1Das Ge­samt­ge­richt, die Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on und die Kam­mern tref­fen die Ent­schei­de, Be­schlüs­se und Wahlen mit der ab­so­lu­ten Mehr­heit der Stim­men.

2Bei Stim­men­gleich­heit ist die Stim­me des Prä­si­den­ten oder der Prä­si­den­tin aus­schlag­ge­bend; bei Wahlen und An­stel­lun­gen ent­schei­det das Los.

3Bei Ent­schei­den, die das Bun­dess­traf­ge­richt im Rah­men sei­ner Recht­spre­chungs­kom­pe­ten­zen trifft, ist Stimment­hal­tung nicht zu­läs­sig.

Art. 58 Geschäftsverteilung  

Das Ge­samt­ge­richt be­stimmt die Ver­tei­lung der Ge­schäf­te auf die Kam­mern so­wie die Bil­dung der Spruch­kör­per durch Re­gle­ment.

Art. 59 Gerichtsschreiber und Gerichtsschreiberinnen  

1Die Ge­richts­schrei­ber und Ge­richts­schrei­be­rin­nen wir­ken bei der In­struk­ti­on der Fäl­le und bei der Ent­scheid­fin­dung mit. Sie ha­ben be­ra­ten­de Stim­me.

2Sie er­ar­bei­ten un­ter der Ver­ant­wor­tung ei­nes Rich­ters oder ei­ner Rich­te­rin Re­fe­ra­te und re­di­gie­ren die Ent­schei­de des Bun­dess­traf­ge­richts.

3Sie er­fül­len wei­te­re Auf­ga­ben, die ih­nen das Re­gle­ment über­trägt.

Art. 60 Verwaltung  

1Das Bun­dess­traf­ge­richt ver­wal­tet sich selbst.

2Es rich­tet sei­ne Diens­te ein und stellt das nö­ti­ge Per­so­nal an.

3Es führt ei­ne ei­ge­ne Rech­nung.

Art. 61 Generalsekretär oder Generalsekretärin  

Der Ge­ne­ral­se­kre­tär oder die Ge­ne­ral­se­kre­tä­rin steht der Ge­richts­ver­wal­tung ein­sch­liess­lich der wis­sen­schaft­li­chen Diens­te vor. Er oder sie führt das Se­kre­ta­ri­at des Ge­samt­ge­richts und der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on.

Art. 62 Infrastruktur  

1Für die Be­reit­stel­lung, die Be­wirt­schaf­tung und den Un­ter­halt der vom Bun­dess­traf­ge­richt be­nutz­ten Ge­bäu­de ist das EFD zu­stän­dig. Die­ses hat die Be­dürf­nis­se des Bun­dess­traf­ge­richts an­ge­mes­sen zu be­rück­sich­ti­gen.

2Das Bun­dess­traf­ge­richt deckt sei­nen Be­darf an Gü­tern und Dienst­leis­tun­gen im Be­reich der Lo­gis­tik selbst­stän­dig.

3Für die Ein­zel­hei­ten der Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen dem Bun­dess­traf­ge­richt und dem EFD schliesst das Bun­dess­traf­ge­richt mit dem Bun­des­rat ei­ne Ver­ein­ba­rung ab.

Art. 62a Datenschutz bei der Benutzung der elektronischen Infrastruktur  

1Für die Be­nut­zung der elek­tro­ni­schen In­fra­struk­tur des Bun­dess­traf­ge­richts fin­den im Rah­men sei­ner Ver­wal­tungs­tä­tig­keit die Ar­ti­kel 57i–57q des Re­gie­rungs- und Ver­wal­tungs­or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­set­zes vom 21. März 19972 sinn­ge­mä­ss An­wen­dung.

2Das Bun­dess­traf­ge­richt er­lässt die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. II 3 des BG vom 1. Okt. 2010 (Da­ten­schutz bei der Be­nut­zung der elek­tro­ni­schen In­fra­struk­tur), in Kraft seit 1. April 2012 (AS 2012 941; BBl 2009 8513).
2 SR 172.010

Art. 63 Information  

1Das Bun­dess­traf­ge­richt in­for­miert die Öf­fent­lich­keit über sei­ne Recht­spre­chung.

2Die Ver­öf­fent­li­chung der Ent­schei­de hat grund­sätz­lich in an­ony­mi­sier­ter Form zu er­fol­gen.

3Das Bun­dess­traf­ge­richt re­gelt die Grund­sät­ze der In­for­ma­ti­on in ei­nem Re­gle­ment.

4Für die Ge­richts­be­richt­er­stat­tung kann das Bun­dess­traf­ge­richt ei­ne Ak­kre­di­tie­rung vor­se­hen.

Art. 64 Öffentlichkeitsprinzip  

1Das Öf­fent­lich­keits­ge­setz vom 17. De­zem­ber 20041 gilt sinn­ge­mä­ss für das Bun­dess­traf­ge­richt, so­weit die­ses ad­mi­nis­tra­ti­ve Auf­ga­ben er­füllt.

2Das Bun­dess­traf­ge­richt kann vor­se­hen, dass kein Schlich­tungs­ver­fah­ren nach den Ar­ti­keln 13–15 des Öf­fent­lich­keits­ge­set­zes vom 17. De­zem­ber 2004 durch­ge­führt wird. In die­sem Fall er­lässt es die Stel­lung­nah­me zu ei­nem Ge­such um Zu­gang zu amt­li­chen Do­ku­men­ten in Form ei­ner be­schwer­de­fä­hi­gen Ver­fü­gung.


1 SR 152.3

2. Kapitel: Kantonale Zwangsmassnahmengerichte

Art. 65  

1Die kan­to­na­len Zwangs­mass­nah­men­ge­rich­te am Sitz der Bun­des­an­walt­schaft oder ih­rer Zweig­stel­len ent­schei­den in Fäl­len der Bun­des­ge­richts­bar­keit über al­le Zwangs­mass­nah­men ge­mä­ss Ar­ti­kel 18 Ab­satz 1 StPO1.

2Zu­stän­dig ist das kan­to­na­le Zwangs­mass­nah­men­ge­richt am Ort, wo das Ver­fah­ren ge­führt wird.

3Be­schwer­den ge­gen Ent­schei­de nach Ab­satz 1 be­ur­teilt das Bun­dess­traf­ge­richt.

4Ent­schei­det ein kan­to­na­les Zwangs­mass­nah­men­ge­richt in ei­nem Fall von Bun­des­ge­richts­bar­keit, so ent­schä­digt der Bund den Kan­ton da­für. Die Ent­schä­di­gung er­folgt im Ein­zel­fall; sie be­misst sich nach den Ver­fah­rens­kos­ten, wel­che das Zwangs­mass­nah­men­ge­richt in ei­nem glei­chen Fall kan­to­na­ler Ge­richts­bar­keit fest­le­gen wür­de, er­höht um einen Vier­tel.


1 SR 312.0

4. Titel: Ergänzende Verfahrensbestimmungen

Art. 66 Politische Straftaten  

1Die Ver­fol­gung po­li­ti­scher Straf­ta­ten be­darf ei­ner Er­mäch­ti­gung durch den Bun­des­rat. Zur Wah­rung der In­ter­es­sen des Lan­des kann er sie ver­wei­gern.

2Bis zum Ent­scheid des Bun­des­ra­tes trifft die Bun­des­an­walt­schaft si­chern­de Mass­nah­men.

Art. 67 Straftaten von Mitgliedern der Bundesanwaltschaft  

1Rich­tet sich die Straf­ver­fol­gung we­gen Straf­ta­ten im Zu­sam­men­hang mit der amt­li­chen Tä­tig­keit ge­gen einen Lei­ten­den Staats­an­walt, ei­ne Lei­ten­de Staats­an­wäl­tin, einen Staats­an­walt oder ei­ne Staats­an­wäl­tin, so be­zeich­net die Auf­sichts­be­hör­de ein Mit­glied der Bun­des­an­walt­schaft oder er­nennt einen aus­ser­or­dent­li­chen Staats­an­walt oder ei­ne aus­ser­or­dent­li­che Staats­an­wäl­tin für die Lei­tung des Ver­fah­rens.

2Bis zur Be­zeich­nung oder Er­nen­nung trifft die Bun­des­an­walt­schaft si­chern­de Mass­nah­men.

Art. 68 Mitteilungsrechte und -pflichten  

1Die Straf­be­hör­den des Bun­des dür­fen an­de­re Be­hör­den des Bun­des oder der Kan­to­ne über ih­re Straf­ver­fah­ren in­for­mie­ren, so­weit die­se zur Er­fül­lung ih­rer ge­setz­li­chen Auf­ga­be auf die In­for­ma­ti­on zwin­gend an­ge­wie­sen sind.

2Vor­be­hal­ten blei­ben Mit­tei­lungs­rech­te und -pflich­ten aus an­de­ren Bun­des­ge­set­zen.

Art. 69 Zustellung durch Veröffentlichung  

Die Zu­stel­lung durch Ver­öf­fent­li­chung er­folgt im Bun­des­blatt.

Art. 70 Zeugeneinvernahmen durch die Polizei  

Die Bun­des­an­walt­schaft kann im Ein­zel­fall An­ge­hö­ri­ge der Bun­des­kri­mi­nal­po­li­zei mit der Durch­füh­rung von Zeu­gen­ein­ver­nah­men be­trau­en.

Art. 71 Belohnungen  

Be­loh­nun­gen kön­nen aus­set­zen:

a.
im Vor­ver­fah­ren: der Bun­des­an­walt oder die Bun­des­an­wäl­tin;
b.
im Haupt­ver­fah­ren: die Ver­fah­rens­lei­tung.
Art. 72 Vorgehen bei vorläufiger Festnahme wegen Übertretungen  

Die vor­läu­fi­ge Fest­nah­me von Per­so­nen, wel­che die Po­li­zei bei der Be­ge­hung ei­ner Über­tre­tung auf fri­scher Tat er­tappt oder un­mit­tel­bar nach Be­ge­hung ei­ner sol­chen Tat an­ge­trof­fen hat, be­darf nach drei Stun­den der Ge­neh­mi­gung durch einen Pi­ket­t­of­fi­zier oder ei­ne Pi­ket­t­of­fi­zie­rin der Bun­des­kri­mi­nal­po­li­zei oder durch vom kan­to­na­len Recht da­zu be­fug­te Po­li­zei­an­ge­hö­ri­ge.

Art. 73 Kosten und Entschädigung  

1Das Bun­dess­traf­ge­richt re­gelt durch Re­gle­ment:

a.
die Be­rech­nung der Ver­fah­rens­kos­ten;
b.
die Ge­büh­ren;
c.
die Ent­schä­di­gun­gen an Par­tei­en, die amt­li­che Ver­tei­di­gung, den un­ent­gelt­li­chen Rechts­bei­stand, Sach­ver­stän­di­ge so­wie Zeu­gin­nen und Zeu­gen.

2Die Ge­bühr rich­tet sich nach Um­fang und Schwie­rig­keit der Sa­che, Art der Pro­zess­füh­rung und fi­nan­zi­el­ler La­ge der Par­tei­en so­wie nach dem Kanz­lei­auf­wand.

3Es gilt ein Ge­büh­ren­rah­men von 200–100 000 Fran­ken für je­des der fol­gen­den Ver­fah­ren:

a.
Vor­ver­fah­ren;
b
ers­tin­stanz­li­ches Ver­fah­ren;
c.
Rechts­mit­tel­ver­fah­ren.
Art. 74 Vollzug durch die Kantone  

1Die Kan­to­ne voll­zie­hen die fol­gen­den Stra­fen und Mass­nah­men, die von den Straf­be­hör­den des Bun­des an­ge­ord­net wur­den:

a.
ge­mein­nüt­zi­ge Ar­beit;
b.
Frei­heits­s­tra­fen;
c.
the­ra­peu­ti­sche Mass­nah­men;
d.
Ver­wah­rung;
e.
Geld­stra­fen;
f.
Bus­sen;
g.
Frie­dens­bürg­schaf­ten;
gbis.1
Lan­des­ver­wei­sun­gen;
h.
Be­rufs­ver­bo­te;
i.
Fahr­ver­bo­te.

2Die Straf­be­hör­de des Bun­des be­stimmt in An­wen­dung der Ar­ti­kel 31–36 StPO2 im Ent­scheid, wel­cher Kan­ton für den Voll­zug zu­stän­dig ist.

3Der zu­stän­di­ge Kan­ton er­lässt die Ver­fü­gun­gen über den Voll­zug.

4Er ist be­rech­tigt, den Er­lös aus dem Voll­zug von Bus­sen und Geld­stra­fen zu be­hal­ten.

5Der Bund ent­schä­digt ihn für die Kos­ten des Voll­zugs frei­heits­ent­zie­hen­der Sank­tio­nen. Die Ent­schä­di­gung be­misst sich nach den An­sät­zen, die für den voll­zie­hen­den Kan­ton beim Voll­zug ei­nes ei­ge­nen Ur­teils gel­ten wür­den.


1 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 4 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).
2 SR 312.0

Art. 75 Vollzug durch die Bundesanwaltschaft  

1Die Bun­des­an­walt­schaft voll­zieht die Ent­schei­de der Straf­be­hör­den des Bun­des, wenn nicht die Kan­to­ne zu­stän­dig sind.

2Sie be­zeich­net da­für ei­ne Stel­le, die nicht mit der Un­ter­su­chung und An­kla­ge­er­he­bung be­traut ist.

3Sie kann für die Ein­zie­hung und Ver­wer­tung Drit­te bei­zie­hen.

Art. 76 Nachträgliche Entscheide  

Nach­träg­li­che Ent­schei­de, die nicht dem Ge­richt zu­ste­hen, wer­den ge­trof­fen:

a.
von der nach kan­to­na­lem Recht zu­stän­di­gen Stel­le, wenn ein Ent­scheid der Straf­be­hör­den des Bun­des durch einen Kan­ton voll­zo­gen wird;
b.
von der Bun­des­an­walt­schaft in den an­dern Fäl­len.

5. Titel: Schlussbestimmungen

Art. 77 Aufhebung und Änderung bisherigen Rechts  

Die Auf­he­bung und die Än­de­rung bis­he­ri­gen Rechts wer­den im An­hang ge­re­gelt.

Art. 78 Übergangsbestimmungen  

1Die Amts­dau­er der Mit­glie­der der Bun­des­an­walt­schaft, die vom Bun­des­rat nach bis­he­ri­gem Recht ge­wählt wor­den sind, rich­tet sich nach bis­he­ri­gem Recht.

2Für die Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen dem Bun­dess­traf­ge­richt und dem EFD gilt bis zum Ab­schluss der Ver­ein­ba­rung nach Ar­ti­kel 62 Ab­satz 3 sinn­ge­mä­ss die ge­stützt auf Ar­ti­kel 25a Ab­satz 3 des Bun­des­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 20051 ab­ge­schlos­se­ne Ver­ein­ba­rung vom 6. Ju­li 20072 zwi­schen dem Bun­des­ge­richt und dem Bun­des­rat über die Zu­sam­men­ar­beit im Be­reich der In­fra­struk­tur.


Art. 79 Referendum und Inkrafttreten  

1Die­ses Ge­setz un­ter­steht dem fa­kul­ta­ti­ven Re­fe­ren­dum.

2Der Bun­des­rat be­stimmt das In­kraft­tre­ten.

Anhang

Aufhebung und Änderung bisherigen Rechts

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