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Erster Abschnitt: Die Verfügungsfähigkeit

Art. 467  

A. Letzt­wil­li­ge Ver­fü­gung

 

Wer ur­teils­fä­hig ist und das 18. Al­ters­jahr zu­rück­ge­legt hat, ist be­fugt, un­ter Be­ob­ach­tung der ge­setz­li­chen Schran­ken und For­men über sein Ver­mö­gen letzt­wil­lig zu ver­fü­gen.

Art. 468484  

B. Erb­ver­trag

 

1 Wer ur­teils­fä­hig ist und das 18. Al­ters­jahr zu­rück­ge­legt hat, kann als Erb­las­ser einen Erb­ver­trag ab­sch­lies­sen.

2 Per­so­nen un­ter ei­ner Bei­stand­schaft, die den Ab­schluss ei­nes Erb­ver­trags um­fasst, be­dür­fen der Zu­stim­mung ih­res ge­setz­li­chen Ver­tre­ters.

484 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 469  

C. Man­gel­haf­ter Wil­le

 

1 Ver­fü­gun­gen, die der Erb­las­ser un­ter dem Ein­fluss von Irr­tum, arg­lis­ti­ger Täu­schung, Dro­hung oder Zwang er­rich­tet hat, sind un­gül­tig.

2 Sie er­lan­gen je­doch Gül­tig­keit, wenn sie der Erb­las­ser nicht bin­nen Jah­res­frist auf­hebt, nach­dem er von dem Irr­tum oder von der Täu­schung Kennt­nis er­hal­ten hat oder der Ein­fluss von Zwang oder Dro­hung weg­ge­fal­len ist.

3 Ent­hält ei­ne Ver­fü­gung einen of­fen­ba­ren Irr­tum in Be­zug auf Per­so­nen oder Sa­chen, und lässt sich der wirk­li­che Wil­le des Erb­las­sers mit Be­stimmt­heit fest­stel­len, so ist die Ver­fü­gung in die­sem Sin­ne rich­tig zu stel­len.

Zweiter Abschnitt: Die Verfügungsfreiheit

Art. 470  

A. Ver­füg­ba­rer Teil

I. Um­fang der Ver­fü­gungs­be­fug­nis

 

1 Wer Nach­kom­men, den Ehe­gat­ten, die ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin oder den ein­ge­tra­ge­nen Part­ner hin­ter­lässt, kann bis zu de­ren Pflicht­teil über sein Ver­mö­gen von To­des we­gen ver­fü­gen.485

2 Wer kei­ne der ge­nann­ten Er­ben hin­ter­lässt, kann über sein gan­zes Ver­mö­gen von To­des we­gen ver­fü­gen.

485 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. Dez. 2020 (Erbrecht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2021 312; BBl 2018 5813).

Art. 471486  

II. Pflicht­teil

 

Der Pflicht­teil be­trägt die Hälf­te des ge­setz­li­chen Erban­spruchs.

486Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. Dez. 2020 (Erbrecht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2021 312; BBl 2018 5813).

Art. 472487  

III. Ver­lust des Pflicht­teils­an­spruchs im Schei­dungs­ver­fah­ren

 

1 Ist beim Tod des Erb­las­sers ein Schei­dungs­ver­fah­ren hän­gig, so ver­liert der über­le­ben­de Ehe­gat­te sei­nen Pflicht­teils­an­spruch, wenn:

1.
das Ver­fah­ren auf ge­mein­sa­mes Be­geh­ren ein­ge­lei­tet oder nach den Vor­schrif­ten über die Schei­dung auf ge­mein­sa­mes Be­geh­ren fort­ge­setzt wur­de; oder
2.
die Ehe­gat­ten min­des­tens zwei Jah­re ge­trennt ge­lebt ha­ben.

2 In ei­nem sol­chen Fall gel­ten die Pflicht­tei­le, wie wenn der Erb­las­ser nicht ver­hei­ra­tet wä­re.

3 Die Ab­sät­ze 1 und 2 gel­ten bei Ver­fah­ren zur Auf­lö­sung ei­ner ein­ge­tra­ge­nen Part­ner­schaft sinn­ge­mä­ss.

487Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. Dez. 2020 (Erbrecht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2021 312; BBl 2018 5813).

Art. 473488  

IV. Nutz­nies­sung

 

1 Un­ab­hän­gig von ei­ner all­fäl­li­gen Ver­fü­gung über den ver­füg­ba­ren Teil kann der Erb­las­ser dem über­le­ben­den Ehe­gat­ten, der über­le­ben­den ein­ge­tra­ge­nen Part­ne­rin oder dem über­le­ben­den ein­ge­tra­ge­nen Part­ner durch Ver­fü­gung von To­des we­gen ge­gen­über den ge­mein­sa­men Nach­kom­men die Nutz­nies­sung am gan­zen ih­nen zu­fal­len­den Teil der Erb­schaft zu­wen­den.

2 Die­se Nutz­nies­sung tritt an die Stel­le des dem Ehe­gat­ten, der ein­ge­tra­ge­nen Part­ne­rin oder dem ein­ge­tra­ge­nen Part­ner ne­ben die­sen Nach­kom­men zu­ste­hen­den ge­setz­li­chen Erbrechts. Ne­ben die­ser Nutz­nies­sung be­trägt der ver­füg­ba­re Teil die Hälf­te des Nach­las­ses.

3 Hei­ra­tet der über­le­ben­de Ehe­gat­te wie­der oder be­grün­det er ei­ne ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft, so ent­fällt die Nutz­nies­sung auf je­nem Teil der Erb­schaft, der im Zeit­punkt des Erb­gangs nach den or­dent­li­chen Be­stim­mun­gen über den Pflicht­teil der Nach­kom­men nicht hät­te mit der Nutz­nies­sung be­las­tet wer­den kön­nen. Die­se Be­stim­mung gilt sinn­ge­mä­ss, wenn die über­le­ben­de ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin oder der über­le­ben­de ein­ge­tra­ge­ne Part­ner ei­ne neue ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft be­grün­det oder hei­ra­tet.

488 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. Dez. 2020 (Erbrecht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2021 312; BBl 2018 5813).

Art. 474  

V. Be­rech­nung des ver­füg­ba­ren Teils

1. Schul­den­ab­zug

 

1 Der ver­füg­ba­re Teil be­rech­net sich nach dem Stan­de des Ver­mö­gens zur Zeit des To­des des Erb­las­sers.

2 Bei der Be­rech­nung sind die Schul­den des Erb­las­sers, die Aus­la­gen für das Be­gräb­nis, für die Sie­ge­lung und In­ven­tar­auf­nah­me so­wie die An­sprü­che der Haus­ge­nos­sen auf Un­ter­halt wäh­rend ei­nes Mo­nats von der Erb­schaft ab­zu­zie­hen.

Art. 475  

2. Zu­wen­dun­gen un­ter Le­ben­den

 

Die Zu­wen­dun­gen un­ter Le­ben­den wer­den in­so­weit zum Ver­mö­gen hin­zu­ge­rech­net, als sie der Her­ab­set­zungs­kla­ge un­ter­stellt sind.

Art. 476489  

3. Ver­si­che­rung und ge­bun­de­ne Selbst­vor­sor­ge

 

1 Ist ein auf den Tod des Erb­las­sers ge­stell­ter Ver­si­che­rungs­an­spruch, ein­sch­liess­lich ei­nes sol­chen An­spruchs aus der ge­bun­de­nen Selbst­vor­sor­ge, mit Ver­fü­gung un­ter Le­ben­den oder von To­des we­gen zu­guns­ten ei­nes Drit­ten be­grün­det oder bei Leb­zei­ten des Erb­las­sers un­ent­gelt­lich auf einen Drit­ten über­tra­gen wor­den, so wird der Rück­kaufs­wert des Ver­si­che­rungs­an­spruchs im Zeit­punkt des To­des des Erb­las­sers zu des­sen Ver­mö­gen hin­zu­ge­rech­net.

2 Eben­falls zum Ver­mö­gen des Erb­las­sers hin­zu­ge­rech­net wer­den An­sprü­che von Be­güns­tig­ten aus der ge­bun­de­nen Selbst­vor­sor­ge des Erb­las­sers bei ei­ner Bank­stif­tung.

489 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. Dez. 2020 (Erbrecht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2021 312; BBl 2018 5813).

Art. 477  

B. Enter­bung

I. Grün­de

 

Der Erb­las­ser ist be­fugt, durch Ver­fü­gung von To­des we­gen ei­nem Er­ben den Pflicht­teil zu ent­zie­hen:

1.490
wenn der Er­be ge­gen den Erb­las­ser oder ge­gen ei­ne die­sem na­he ver­bun­de­ne Per­son ei­ne schwe­re Straf­tat be­gan­gen hat;
2.
wenn er ge­gen­über dem Erb­las­ser oder ei­nem von des­sen An­ge­hö­ri­gen die ihm ob­lie­gen­den fa­mi­li­en­recht­li­chen Pflich­ten schwer ver­letzt hat.

490 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 26. Ju­ni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).

Art. 478  

II. Wir­kung

 

1 Der Ent­erb­te kann we­der an der Erb­schaft teil­neh­men noch die Her­ab­set­zungs­kla­ge gel­tend ma­chen.

2 Der An­teil des Ent­erb­ten fällt, so­fern der Erb­las­ser nicht an­ders ver­fügt hat, an die ge­setz­li­chen Er­ben des Erb­las­sers, wie wenn der Ent­erb­te den Erb­fall nicht er­lebt hät­te.

3 Die Nach­kom­men des Ent­erb­ten be­hal­ten ihr Pflicht­teils­recht, wie wenn der Ent­erb­te den Erb­fall nicht er­lebt hät­te.

Art. 479  

III. Be­weis­last

 

1 Ei­ne Enter­bung ist nur dann gül­tig, wenn der Erb­las­ser den Enter­bungs­grund in sei­ner Ver­fü­gung an­ge­ge­ben hat.

2 Ficht der Ent­erb­te die Enter­bung we­gen Un­rich­tig­keit die­ser An­ga­be an, so hat der Er­be oder Be­dach­te, der aus der Enter­bung Vor­teil zieht, de­ren Rich­tig­keit zu be­wei­sen.

3 Kann die­ser Nach­weis nicht er­bracht wer­den oder ist ein Enter­bungs­grund nicht an­ge­ge­ben, so wird die Ver­fü­gung in­so­weit auf­recht er­hal­ten, als sich dies mit dem Pflicht­teil des Ent­erb­ten ver­trägt, es sei denn, dass der Erb­las­ser die Ver­fü­gung in ei­nem of­fen­ba­ren Irr­tum über den Enter­bungs­grund ge­trof­fen hat.

Art. 480  

IV. Enter­bung ei­nes Zah­lungs­un­fä­hi­gen

 

1 Be­ste­hen ge­gen einen Nach­kom­men des Erb­las­sers Ver­lust­schei­ne, so kann ihm der Erb­las­ser die Hälf­te sei­nes Pflicht­teils ent­zie­hen, wenn er die­se den vor­han­de­nen und spä­ter ge­bo­re­nen Kin­dern des­sel­ben zu­wen­det.

2 Die­se Enter­bung fällt je­doch auf Be­geh­ren des Ent­erb­ten da­hin, wenn bei der Er­öff­nung des Erb­gan­ges Ver­lust­schei­ne nicht mehr be­ste­hen, oder wenn de­ren Ge­samt­be­trag einen Vier­teil des Erb­teils nicht über­steigt.

Dritter Abschnitt: Die Verfügungsarten

Art. 481  

A. Im All­ge­mei­nen

 

1 Der Erb­las­ser kann in den Schran­ken der Ver­fü­gungs­frei­heit über sein Ver­mö­gen mit letzt­wil­li­ger Ver­fü­gung oder mit Erb­ver­trag ganz oder teil­wei­se ver­fü­gen.

2 Der Teil, über den er nicht ver­fügt hat, fällt an die ge­setz­li­chen Er­ben.

Art. 482  

B. Auf­la­gen und Be­din­gun­gen

 

1 Der Erb­las­ser kann sei­nen Ver­fü­gun­gen Auf­la­gen oder Be­din­gun­gen an­fü­gen, de­ren Voll­zie­hung, so­bald die Ver­fü­gung zur Aus­füh­rung ge­langt ist, je­der­mann ver­lan­gen darf, der an ih­nen ein In­ter­es­se hat.

2 Un­sitt­li­che oder rechts­wid­ri­ge Auf­la­gen und Be­din­gun­gen ma­chen die Ver­fü­gung un­gül­tig.

3 Sind sie le­dig­lich für an­de­re Per­so­nen läs­tig oder sind sie un­sin­nig, so wer­den sie als nicht vor­han­den be­trach­tet.

4 Wird ein Tier mit ei­ner Zu­wen­dung von To­des we­gen be­dacht, so gilt die ent­spre­chen­de Ver­fü­gung als Auf­la­ge, für das Tier tier­ge­recht zu sor­gen.491

491 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 4. Okt. 2002 (Grund­satz­ar­ti­kel Tie­re), in Kraft seit 1. April 2003 (AS 2003 463; BBl 2002 41645806).

Art. 483  

C. Erb­ein­set­zung

 

1 Der Erb­las­ser kann für die gan­ze Erb­schaft oder für einen Bruch­teil einen oder meh­re­re Er­ben ein­set­zen.

2 Als Erb­ein­set­zung ist je­de Ver­fü­gung zu be­trach­ten, nach der ein Be­dach­ter die Erb­schaft ins­ge­samt oder zu ei­nem Bruch­teil er­hal­ten soll.

Art. 484  

D. Ver­mächt­nis

I. In­halt

 

1 Der Erb­las­ser kann ei­nem Be­dach­ten, oh­ne ihn als Er­ben ein­zu­set­zen, einen Ver­mö­gens­vor­teil als Ver­mächt­nis zu­wen­den.

2 Er kann ihm ei­ne ein­zel­ne Erb­schaftssa­che oder die Nutz­nies­sung an der Erb­schaft im gan­zen oder zu ei­nem Teil ver­ma­chen oder die Er­ben oder Ver­mächt­nis­neh­mer be­auf­tra­gen, ihm Leis­tun­gen aus dem Wer­te der Erb­schaft zu ma­chen oder ihn von Ver­bind­lich­kei­ten zu be­frei­en.

3 Ver­macht der Erb­las­ser ei­ne be­stimm­te Sa­che, so wird der Be­schwer­te, wenn sich die­se in der Erb­schaft nicht vor­fin­det und kein an­de­rer Wil­le des Erb­las­sers aus der Ver­fü­gung er­sicht­lich ist, nicht ver­pflich­tet.

Art. 485  

II. Ver­pflich­tung des Be­schwer­ten

 

1 Die Sa­che ist dem Be­dach­ten in dem Zu­stan­de und in der Be­schaf­fen­heit, mit Scha­den und mit Zu­wachs, frei oder be­las­tet aus­zu­lie­fern, wie sie sich zur Zeit der Er­öff­nung des Erb­gan­ges vor­fin­det.

2 Für Auf­wen­dun­gen, die der Be­schwer­te seit der Er­öff­nung des Erb­gan­ges auf die Sa­che ge­macht hat, so­wie für Ver­schlech­te­run­gen, die seit­her ein­ge­tre­ten sind, steht er in den Rech­ten und Pflich­ten ei­nes Ge­schäfts­füh­rers oh­ne Auf­trag.

Art. 486  

III. Ver­hält­nis zur Erb­schaft

 

1 Über­stei­gen die Ver­mächt­nis­se den Be­trag der Erb­schaft oder der Zu­wen­dung an den Be­schwer­ten oder den ver­füg­ba­ren Teil, so kann ih­re ver­hält­nis­mäs­si­ge Her­ab­set­zung ver­langt wer­den.

2 Er­le­ben die Be­schwer­ten den Tod des Erb­las­sers nicht, oder sind sie er­bun­wür­dig, oder er­klä­ren sie die Aus­schla­gung, so blei­ben die Ver­mächt­nis­se gleich­wohl in Kraft.

3 Hat der Erb­las­ser ein Ver­mächt­nis zu­guns­ten ei­nes der ge­setz­li­chen oder ein­ge­setz­ten Er­ben auf­ge­stellt, so kann die­ser es auch dann be­an­spru­chen, wenn er die Erb­schaft aus­schlägt.

Art. 487  

E. Er­satz­ver­fü­gung

 

Der Erb­las­ser kann in sei­ner Ver­fü­gung ei­ne oder meh­re­re Per­so­nen be­zeich­nen, de­nen die Erb­schaft oder das Ver­mächt­nis für den Fall des Vor­ab­ster­bens oder der Aus­schla­gung des Er­ben oder Ver­mächt­nis­neh­mers zu­fal­len soll.

Art. 488  

F. Nach­er­ben­ein­set­zung

I. Be­zeich­nung des Nach­er­ben

 

1 Der Erb­las­ser ist be­fugt, in sei­ner Ver­fü­gung den ein­ge­setz­ten Er­ben als Vor­er­ben zu ver­pflich­ten, die Erb­schaft ei­nem an­dern als Nach­er­ben aus­zu­lie­fern.

2 Dem Nach­er­ben kann ei­ne sol­che Pflicht nicht auf­er­legt wer­den.

3 Die glei­chen Be­stim­mun­gen gel­ten für das Ver­mächt­nis.

Art. 489  

II. Zeit­punkt der Aus­lie­fe­rung

 

1 Als Zeit­punkt der Aus­lie­fe­rung ist, wenn die Ver­fü­gung es nicht an­ders be­stimmt, der Tod des Vor­er­ben zu be­trach­ten.

2 Wird ein an­de­rer Zeit­punkt ge­nannt, und ist die­ser zur Zeit des To­des des Vor­er­ben noch nicht ein­ge­tre­ten, so geht die Erb­schaft ge­gen Si­cher­stel­lung auf die Er­ben des Vor­er­ben über.

3 Kann der Zeit­punkt aus ir­gend­ei­nem Grun­de nicht mehr ein­tre­ten, so fällt die Erb­schaft vor­be­halt­los an die Er­ben des Vor­er­ben.

Art. 490  

III. Si­che­rungs­mit­tel

 

1 In al­len Fäl­len der Nach­er­ben­ein­set­zung hat die zu­stän­di­ge Be­hör­de die Auf­nah­me ei­nes In­ven­tars an­zu­ord­nen.

2 Die Aus­lie­fe­rung der Erb­schaft an den Vor­er­ben er­folgt, so­fern ihn der Erb­las­ser nicht aus­drück­lich von die­ser Pflicht be­freit hat, nur ge­gen Si­cher­stel­lung, die bei Grund­stücken durch Vor­mer­kung der Aus­lie­fe­rungs­pflicht im Grund­buch ge­leis­tet wer­den kann.

3 Ver­mag der Vor­er­be die­se Si­cher­stel­lung nicht zu leis­ten, oder ge­fähr­det er die An­wart­schaft des Nach­er­ben, so ist die Erb­schafts­ver­wal­tung an­zu­ord­nen.

Art. 491  

IV. Rechts­stel­lung

1. Des Vor­er­ben

 

1 Der Vor­er­be er­wirbt die Erb­schaft wie ein an­de­rer ein­ge­setz­ter Er­be.

2 Er wird Ei­gen­tü­mer der Erb­schaft un­ter der Pflicht zur Aus­lie­fe­rung.

Art. 492  

2. Des Nach­er­ben

 

1 Der Nach­er­be er­wirbt die Erb­schaft des Erb­las­sers, wenn er den für die Aus­lie­fe­rung be­stimm­ten Zeit­punkt er­lebt hat.

2 Er­lebt er die­sen Zeit­punkt nicht, so ver­bleibt die Erb­schaft, wenn der Erb­las­ser nicht an­ders ver­fügt hat, dem Vor­er­ben.

3 Er­lebt der Vor­er­be den Tod des Erb­las­sers nicht, oder ist er er­bun­wür­dig, oder schlägt er die Erb­schaft aus, so fällt sie an den Nach­er­ben.

Art. 492a492  

V. Ur­teil­s­un­fä­hi­ge Nach­kom­men

 

1 Ist ein Nach­kom­me dau­ernd ur­teil­s­un­fä­hig und hin­ter­lässt er we­der Nach­kom­men noch einen Ehe­gat­ten, so kann der Erb­las­ser ei­ne Nach­er­ben­ein­set­zung auf den Über­rest an­ord­nen.

2 Die Nach­er­ben­ein­set­zung fällt von Ge­set­zes we­gen da­hin, wenn der Nach­kom­me wi­der Er­war­ten ur­teils­fä­hig wird.

492 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 493  

G. Stif­tun­gen

 

1 Der Erb­las­ser ist be­fugt, den ver­füg­ba­ren Teil sei­nes Ver­mö­gens ganz oder teil­wei­se für ir­gend­ei­nen Zweck als Stif­tung zu wid­men.

2 Die Stif­tung ist je­doch nur dann gül­tig, wenn sie den ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten ent­spricht.

Art. 494  

H. Erb­ver­trä­ge

I. Erb­ein­set­zungs- und Ver­mächt­nis­ver­trag

 

1 Der Erb­las­ser kann sich durch Erb­ver­trag ei­nem an­dern ge­gen­über ver­pflich­ten, ihm oder ei­nem Drit­ten sei­ne Erb­schaft oder ein Ver­mächt­nis zu hin­ter­las­sen.

2 Er kann über sein Ver­mö­gen frei ver­fü­gen.

3 Ver­fü­gun­gen von To­des we­gen und Zu­wen­dun­gen un­ter Le­ben­den, mit Aus­nah­me der üb­li­chen Ge­le­gen­heits­ge­schen­ke, un­ter­lie­gen je­doch der An­fech­tung, so­weit sie:

1.
mit den Ver­pflich­tun­gen aus dem Erb­ver­trag nicht ver­ein­bar sind, na­ment­lich wenn sie die erb­ver­trag­li­chen Be­güns­ti­gun­gen schmä­lern; und
2.
im Erb­ver­trag nicht vor­be­hal­ten wor­den sind.493

493 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. Dez. 2020 (Erbrecht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2021 312; BBl 2018 5813).

Art. 495  

II. Erb­ver­zicht

1. Be­deu­tung

 

1 Der Erb­las­ser kann mit ei­nem Er­ben einen Erb­ver­zicht­ver­trag oder Er­baus­kauf ab­sch­lies­sen.

2 Der Ver­zich­ten­de fällt beim Erb­gang als Er­be aus­ser Be­tracht.

3 Wo der Ver­trag nicht et­was an­de­res an­ord­net, wirkt der Erb­ver­zicht auch ge­gen­über den Nach­kom­men des Ver­zich­ten­den.

Art. 496  

2. Le­di­ger An­fall

 

1 Sind im Erb­ver­trag be­stimm­te Er­ben an Stel­le des Ver­zich­ten­den ein­ge­setzt, so fällt der Ver­zicht da­hin, wenn die­se die Erb­schaft aus ir­gend­ei­nem Grun­de nicht er­wer­ben.

2 Ist der Ver­zicht zu­guns­ten von Mit­er­ben er­folgt, so wird ver­mu­tet, dass er nur ge­gen­über den Er­ben des Stam­mes, der sich vom nächs­ten ih­nen ge­mein­sa­men Vor­fah­ren ab­lei­tet, aus­ge­spro­chen sei und ge­gen­über ent­fern­te­ren Er­ben nicht be­ste­he.

Art. 497  

3. Rech­te der Erb­schafts­gläu­bi­ger

 

Ist der Erb­las­ser zur Zeit der Er­öff­nung des Erb­gan­ges zah­lungs­un­fä­hig, und wer­den sei­ne Gläu­bi­ger von den Er­ben nicht be­frie­digt, so kön­nen der Ver­zich­ten­de und sei­ne Er­ben in­so­weit in An­spruch ge­nom­men wer­den, als sie für den Erb­ver­zicht in­ner­halb der letz­ten fünf Jah­re vor dem To­de des Erb­las­sers aus des­sen Ver­mö­gen ei­ne Ge­gen­leis­tung er­hal­ten ha­ben und hieraus zur Zeit des Erb­gan­ges noch be­rei­chert sind.

Vierter Abschnitt: Die Verfügungsformen

Art. 498  

A. Letzt­wil­li­ge Ver­fü­gun­gen

I. Er­rich­tung

1. Im All­ge­mei­nen

 

Der Erb­las­ser kann ei­ne letzt­wil­li­ge Ver­fü­gung ent­we­der mit öf­fent­li­cher Be­ur­kun­dung oder ei­gen­hän­dig oder durch münd­li­che Er­klä­rung er­rich­ten.

Art. 499  

2. Öf­fent­li­che Ver­fü­gung

a. Er­rich­tungs­form

 

Die öf­fent­li­che letzt­wil­li­ge Ver­fü­gung er­folgt un­ter Mit­wir­kung von zwei Zeu­gen vor dem Be­am­ten, No­tar oder ei­ner an­de­ren Ur­kunds­per­son, die nach kan­to­na­lem Recht mit die­sen Ge­schäf­ten be­traut sind.

Art. 500  

b. Mit­wir­kung des Be­am­ten

 

1 Der Erb­las­ser hat dem Be­am­ten sei­nen Wil­len mit­zu­tei­len, wor­auf die­ser die Ur­kun­de auf­setzt oder auf­set­zen lässt und dem Erb­las­ser zu le­sen gibt.

2 Die Ur­kun­de ist vom Erb­las­ser zu un­ter­schrei­ben.

3 Der Be­am­te hat die Ur­kun­de zu da­tie­ren und eben­falls zu un­ter­schrei­ben.

Art. 501  

c. Mit­wir­kung der Zeu­gen

 

1 Der Erb­las­ser hat un­mit­tel­bar nach der Da­tie­rung und Un­ter­zeich­nung den zwei Zeu­gen in Ge­gen­wart des Be­am­ten zu er­klä­ren, dass er die Ur­kun­de ge­le­sen ha­be und dass sie sei­ne letzt­wil­li­ge Ver­fü­gung ent­hal­te.

2 Die Zeu­gen ha­ben auf der Ur­kun­de mit ih­rer Un­ter­schrift zu be­stä­ti­gen, dass der Erb­las­ser vor ih­nen die­se Er­klä­rung ab­ge­ge­ben und dass er sich nach ih­rer Wahr­neh­mung da­bei im Zu­stan­de der Ver­fü­gungs­fä­hig­keit be­fun­den ha­be.

3 Es ist nicht er­for­der­lich, dass die Zeu­gen vom In­halt der Ur­kun­de Kennt­nis er­hal­ten.

Art. 502  

d. Er­rich­tung oh­ne Le­sen und Un­ter­schrift des Erb­las­sers

 

1 Wenn der Erb­las­ser die Ur­kun­de nicht selbst liest und un­ter­schreibt, so hat sie ihm der Be­am­te in Ge­gen­wart der bei­den Zeu­gen vor­zu­le­sen, und der Erb­las­ser hat dar­auf­hin zu er­klä­ren, die Ur­kun­de ent­hal­te sei­ne Ver­fü­gung.

2 Die Zeu­gen ha­ben in die­sem Fal­le nicht nur die Er­klä­rung des Erb­las­sers und ih­re Wahr­neh­mung über sei­ne Ver­fü­gungs­fä­hig­keit zu be­zeu­gen, son­dern auch mit ih­rer Un­ter­schrift zu be­stä­ti­gen, dass die Ur­kun­de in ih­rer Ge­gen­wart dem Erb­las­ser vom Be­am­ten vor­ge­le­sen wor­den sei.

Art. 503  

e. Mit­wir­ken­de Per­so­nen

 

1 Per­so­nen, die nicht hand­lungs­fä­hig sind, die sich in­fol­ge ei­nes straf­ge­richt­li­chen Ur­teils nicht im Be­sitz der bür­ger­li­chen Eh­ren und Rech­te494 be­fin­den, oder die des Schrei­bens und Le­sens un­kun­dig sind, so­wie die Ver­wand­ten495 in ge­ra­der Li­nie und Ge­schwis­ter des Erb­las­sers und de­ren Ehe­gat­ten und der Ehe­gat­te des Erb­las­sers selbst kön­nen bei der Er­rich­tung der öf­fent­li­chen Ver­fü­gung we­der als be­ur­kun­den­der Be­am­ter noch als Zeu­gen mit­wir­ken.

2 Der be­ur­kun­den­de Be­am­te und die Zeu­gen so­wie die Ver­wand­ten in ge­ra­der Li­nie und die Ge­schwis­ter oder Ehe­gat­ten die­ser Per­so­nen dür­fen in der Ver­fü­gung nicht be­dacht wer­den.

494Die Ein­stel­lung in der bür­ger­li­chen Eh­ren­fä­hig­keit in­fol­ge ei­nes straf­ge­richt­li­chen Ur­teils ist ab­ge­schafft (sie­he AS 1971 777; BBl 1965 I 561und AS 1974 55; BBl 1974 I 1457).

495Fas­sung die­ses Wor­tes ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 30. Ju­ni 1972, in Kraft seit 1. April 1973 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200).

Art. 504  

f. Auf­be­wah­rung der Ver­fü­gung

 

Die Kan­to­ne ha­ben da­für zu sor­gen, dass die mit der Be­ur­kun­dung be­trau­ten Be­am­ten die Ver­fü­gun­gen im Ori­gi­nal oder in ei­ner Ab­schrift ent­we­der selbst auf­be­wah­ren oder ei­ner Amts­stel­le zur Auf­be­wah­rung über­ge­ben.

Art. 505  

3. Ei­gen­hän­di­ge Ver­fü­gung

 

1 Die ei­gen­hän­di­ge letzt­wil­li­ge Ver­fü­gung ist vom Erb­las­ser von An­fang bis zu En­de mit Ein­schluss der An­ga­be von Jahr, Mo­nat und Tag der Er­rich­tung von Hand nie­der­zu­schrei­ben so­wie mit sei­ner Un­ter­schrift zu ver­se­hen.496

2 Die Kan­to­ne ha­ben da­für zu sor­gen, dass sol­che Ver­fü­gun­gen of­fen oder ver­schlos­sen ei­ner Amts­stel­le zur Auf­be­wah­rung über­ge­ben wer­den kön­nen.

496Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 23. Ju­ni 1995, in Kraft seit 1. Jan. 1996 (AS 1995 4882; BBl 1994 III 516, V 607).

Art. 506  

4. Münd­li­che Ver­fü­gung

a. Ver­fü­gung

 

1 Ist der Erb­las­ser in­fol­ge aus­ser­or­dent­li­cher Um­stän­de, wie na­he To­des­ge­fahr, Ver­kehrs­s­per­re, Epi­de­mi­en oder Kriegs­er­eig­nis­se ver­hin­dert, sich ei­ner der an­dern Er­rich­tungs­for­men zu be­die­nen, so ist er be­fugt, ei­ne münd­li­che letzt­wil­li­ge Ver­fü­gung zu er­rich­ten.

2 Zu die­sem Zwe­cke hat er sei­nen letz­ten Wil­len vor zwei Zeu­gen zu er­klä­ren und sie zu be­auf­tra­gen, sei­ner Ver­fü­gung die nö­ti­ge Be­ur­kun­dung zu ver­schaf­fen.

3 Für die Zeu­gen gel­ten die glei­chen Aus­sch­lies­sungs­vor­schrif­ten wie bei der öf­fent­li­chen Ver­fü­gung.


Art. 507  

b. Be­ur­kun­dung

 

1 Die münd­li­che Ver­fü­gung ist so­fort von ei­nem der Zeu­gen un­ter An­ga­be von Ort, Jahr, Mo­nat und Tag der Er­rich­tung in Schrift zu ver­fas­sen, von bei­den Zeu­gen zu un­ter­schrei­ben und hier­auf mit der Er­klä­rung, dass der Erb­las­ser ih­nen im Zu­stan­de der Ver­fü­gungs­fä­hig­keit un­ter den ob­wal­ten­den be­son­de­ren Um­stän­den die­sen sei­nen letz­ten Wil­len mit­ge­teilt ha­be, oh­ne Ver­zug bei ei­ner Ge­richts­be­hör­de nie­der­zu­le­gen.

2 Die bei­den Zeu­gen kön­nen statt­des­sen die Ver­fü­gung mit der glei­chen Er­klä­rung bei ei­ner Ge­richts­be­hör­de zu Pro­to­koll ge­ben.

3 Er­rich­tet der Erb­las­ser die münd­li­che Ver­fü­gung im Mi­li­tär­dienst, so kann ein Of­fi­zier mit Haupt­manns- oder hö­he­rem Rang die Ge­richts­be­hör­de er­set­zen.

Art. 508  

c. Ver­lust der Gül­tig­keit

 

Wird es dem Erb­las­ser nach­träg­lich mög­lich, sich ei­ner der an­dern Ver­fü­gungs­for­men zu be­die­nen, so ver­liert nach 14 Ta­gen, von die­sem Zeit­punkt an ge­rech­net, die münd­li­che Ver­fü­gung ih­re Gül­tig­keit.

Art. 509  

II. Wi­der­ruf und Ver­nich­tung

1. Wi­der­ruf

 

1 Der Erb­las­ser kann sei­ne letzt­wil­li­ge Ver­fü­gung je­der­zeit in ei­ner der For­men wi­der­ru­fen, die für die Er­rich­tung vor­ge­schrie­ben sind.

2 Der Wi­der­ruf kann die Ver­fü­gung ganz oder zum Teil be­schla­gen.

Art. 510  

2. Ver­nich­tung

 

1 Der Erb­las­ser kann sei­ne letzt­wil­li­ge Ver­fü­gung da­durch wi­der­ru­fen, dass er die Ur­kun­de ver­nich­tet.

2 Wird die Ur­kun­de durch Zu­fall oder aus Ver­schul­den an­de­rer ver­nich­tet, so ver­liert die Ver­fü­gung un­ter Vor­be­halt der An­sprü­che auf Scha­den­er­satz gleich­falls ih­re Gül­tig­keit, in­so­fern ihr In­halt nicht ge­nau und voll­stän­dig fest­ge­stellt wer­den kann.

Art. 511  

3. Spä­te­re Ver­fü­gung

 

1 Er­rich­tet der Erb­las­ser ei­ne letzt­wil­li­ge Ver­fü­gung, oh­ne ei­ne frü­her er­rich­te­te aus­drück­lich auf­zu­he­ben, so tritt sie an die Stel­le der frü­he­ren Ver­fü­gung, so­weit sie sich nicht zwei­fel­los als de­ren blos­se Er­gän­zung dar­stellt.

2 Eben­so wird ei­ne letzt­wil­li­ge Ver­fü­gung über ei­ne be­stimm­te Sa­che da­durch auf­ge­ho­ben, dass der Erb­las­ser über die Sa­che nach­her ei­ne Ver­fü­gung trifft, die mit je­ner nicht ver­ein­bar ist.

Art. 512  

B. Erb­ver­trä­ge

I. Er­rich­tung

 

1 Der Erb­ver­trag be­darf zu sei­ner Gül­tig­keit der Form der öf­fent­li­chen letzt­wil­li­gen Ver­fü­gung.

2 Die Ver­trag­sch­lies­sen­den ha­ben gleich­zei­tig dem Be­am­ten ih­ren Wil­len zu er­klä­ren und die Ur­kun­de vor ihm und den zwei Zeu­gen zu un­ter­schrei­ben.

Art. 513  

II. Auf­he­bung

1. Un­ter Le­ben­den

a. Durch Ver­trag und letzt­wil­li­ge Ver­fü­gung

 

1 Der Erb­ver­trag kann von den Ver­trag­sch­lies­sen­den je­der­zeit durch schrift­li­che Über­ein­kunft auf­ge­ho­ben wer­den.

2 Der Erb­las­ser kann ein­sei­tig einen Erb­ein­set­zungs- oder Ver­mächt­nis­ver­trag auf­he­ben, wenn sich der Er­be oder Be­dach­te nach dem Ab­schluss des Ver­tra­ges dem Erb­las­ser ge­gen­über ei­nes Ver­hal­tens schul­dig macht, das einen Enter­bungs­grund dar­stellt.

3 Die ein­sei­ti­ge Auf­he­bung hat in ei­ner der For­men zu er­fol­gen, die für die Er­rich­tung der letzt­wil­li­gen Ver­fü­gun­gen vor­ge­schrie­ben sind.

Art. 514  

b. Durch Rück­tritt vom Ver­trag

 

Wer auf Grund ei­nes Erb­ver­tra­ges Leis­tun­gen un­ter Le­ben­den zu for­dern hat, kann, wenn sie nicht ver­trags­ge­mä­ss er­füllt oder si­cher­ge­stellt wer­den, nach den Be­stim­mun­gen des Ob­li­ga­tio­nen­rech­tes497 den Rück­tritt er­klä­ren.

Art. 515  

2. Vor­ab­ster­ben des Er­ben

 

1 Er­lebt der Er­be oder Ver­mächt­nis­neh­mer den Tod des Erb­las­sers nicht, so fällt der Ver­trag da­hin.

2 Ist der Erb­las­ser zur Zeit des To­des des Er­ben aus dem Ver­tra­ge be­rei­chert, so kön­nen die Er­ben des Ver­stor­be­nen, wenn es nicht an­ders be­stimmt ist, die­se Be­rei­che­rung her­aus­ver­lan­gen.

Art. 516  

C. Ver­fü­gungs­be­schrän­kung

 

Tritt für den Erb­las­ser nach Er­rich­tung ei­ner Ver­fü­gung von To­des we­gen ei­ne Be­schrän­kung der Ver­fü­gungs­frei­heit ein, so wird die Ver­fü­gung nicht auf­ge­ho­ben, wohl aber der Her­ab­set­zungs­kla­ge un­ter­stellt.

Fünfter Abschnitt: Die Willensvollstrecker

Art. 517  

A. Er­tei­lung des Auf­tra­ges

 

1 Der Erb­las­ser kann in ei­ner letzt­wil­li­gen Ver­fü­gung ei­ne oder meh­re­re hand­lungs­fä­hi­ge Per­so­nen mit der Voll­stre­ckung sei­nes Wil­lens be­auf­tra­gen.

2 Die­ser Auf­trag ist ih­nen von Am­tes we­gen mit­zu­tei­len, und sie ha­ben sich bin­nen 14 Ta­gen, von die­ser Mit­tei­lung an ge­rech­net, über die An­nah­me des Auf­tra­ges zu er­klä­ren, wo­bei ihr Still­schwei­gen als An­nah­me gilt.

3 Sie ha­ben An­spruch auf an­ge­mes­se­ne Ver­gü­tung für ih­re Tä­tig­keit.

Art. 518  

B. In­halt des Auf­tra­ges

 

1 Die Wil­lens­voll­stre­cker ste­hen, so­weit der Erb­las­ser nichts an­de­res ver­fügt, in den Rech­ten und Pflich­ten des amt­li­chen Erb­schafts­ver­wal­ters.

2 Sie ha­ben den Wil­len des Erb­las­sers zu ver­tre­ten und gel­ten ins­be­son­de­re als be­auf­tragt, die Erb­schaft zu ver­wal­ten, die Schul­den des Erb­las­sers zu be­zah­len, die Ver­mächt­nis­se aus­zu­rich­ten und die Tei­lung nach den vom Erb­las­ser ge­trof­fe­nen An­ord­nun­gen oder nach Vor­schrift des Ge­set­zes aus­zu­füh­ren.

3 Sind meh­re­re Wil­lens­voll­stre­cker be­stellt, so ste­hen ih­nen die­se Be­fug­nis­se un­ter Vor­be­halt ei­ner an­de­ren An­ord­nung des Erb­las­sers ge­mein­sam zu.

Sechster Abschnitt: Die Ungültigkeit und Herabsetzung der Verfügungen

Art. 519  

A. Un­gül­tig­keits­kla­ge

I. Bei Ver­fü­gungs­un­fä­hig­keit, man­gel­haf­tem Wil­len, Rechts­wid­rig­keit und Un­sitt­lich­keit

 

1 Ei­ne Ver­fü­gung von To­des we­gen wird auf er­ho­be­ne Kla­ge für un­gül­tig er­klärt:

1.
wenn sie vom Erb­las­ser zu ei­ner Zeit er­rich­tet wor­den ist, da er nicht ver­fü­gungs­fä­hig war;
2.
wenn sie aus man­gel­haf­tem Wil­len her­vor­ge­gan­gen ist;
3.
wenn ihr In­halt oder ei­ne ihr an­ge­füg­te Be­din­gung un­sitt­lich oder rechts­wid­rig ist.

2 Die Un­gül­tig­keits­kla­ge kann von je­der­mann er­ho­ben wer­den, der als Er­be oder Be­dach­ter ein In­ter­es­se dar­an hat, dass die Ver­fü­gung für un­gül­tig er­klärt wer­de.

Art. 520  

II. Bei Form­man­gel

1. Im All­ge­mei­nen

 

1 Lei­det die Ver­fü­gung an ei­nem Form­man­gel, so wird sie auf er­ho­be­ne Kla­ge für un­gül­tig er­klärt.

2 Liegt die Form­wid­rig­keit in der Mit­wir­kung von Per­so­nen, die sel­ber oder de­ren An­ge­hö­ri­ge in der Ver­fü­gung be­dacht sind, so wer­den nur die­se Zu­wen­dun­gen für un­gül­tig er­klärt.

3 Für das Recht zur Kla­ge gel­ten die glei­chen Vor­schrif­ten wie im Fal­le der Ver­fü­gungs­un­fä­hig­keit.

Art. 520a499  

2. Bei ei­gen­hän­di­ger letzt­wil­li­ger Ver­fü­gung

 

Liegt der Man­gel ei­ner ei­gen­hän­di­gen letzt­wil­li­gen Ver­fü­gung dar­in, dass Jahr, Mo­nat oder Tag nicht oder un­rich­tig an­ge­ge­ben sind, so kann sie nur dann für un­gül­tig er­klärt wer­den, wenn sich die er­for­der­li­chen zeit­li­chen An­ga­ben nicht auf an­de­re Wei­se fest­stel­len las­sen und das Da­tum für die Be­ur­tei­lung der Ver­fü­gungs­fä­hig­keit, der Rei­hen­fol­ge meh­re­rer Ver­fü­gun­gen oder ei­ner an­de­ren, die Gül­tig­keit der Ver­fü­gung be­tref­fen­den Fra­ge not­wen­dig ist.

499Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 23. Ju­ni 1995, in Kraft seit 1. Jan. 1996 (AS 1995 4882; BBl 1994 III 516, V 607).

Art. 521  

III. Ver­jäh­rung

 

1 Die Un­gül­tig­keits­kla­ge ver­jährt mit Ab­lauf ei­nes Jah­res, von dem Zeit­punkt an ge­rech­net, da der Klä­ger von der Ver­fü­gung und dem Un­gül­tig­keits­grund Kennt­nis er­hal­ten hat, und in je­dem Fal­le mit Ab­lauf von zehn Jah­ren, vom Ta­ge der Er­öff­nung der Ver­fü­gung an ge­rech­net.

2 Ge­gen­über ei­nem bös­gläu­bi­gen Be­dach­ten ver­jährt sie im Fal­le der Ver­fü­gungs­un­fä­hig­keit des Erb­las­sers oder der Rechts­wid­rig­keit oder Un­sitt­lich­keit un­ter al­len Um­stän­den erst mit dem Ab­lauf von 30 Jah­ren.

3 Ein­re­de­wei­se kann die Un­gül­tig­keit ei­ner Ver­fü­gung je­der­zeit gel­tend ge­macht wer­den.

Art. 522500  

B. Her­ab­set­zungs­kla­ge

I. Vor­aus­set­zun­gen

1. Im All­ge­mei­nen

 

1 Die Er­ben, die dem Wer­te nach we­ni­ger als ih­ren Pflicht­teil er­hal­ten, kön­nen die Her­ab­set­zung der fol­gen­den Er­wer­bun­gen und Zu­wen­dun­gen ver­lan­gen, bis der Pflicht­teil her­ge­stellt ist:

1.
der Er­wer­bun­gen ge­mä­ss der ge­setz­li­chen Erb­fol­ge;
2.
der Zu­wen­dun­gen von To­des we­gen;
3.
der Zu­wen­dun­gen un­ter Le­ben­den.

2 Ent­hält ei­ne Ver­fü­gung von To­des we­gen Be­stim­mun­gen über die Tei­le der ge­setz­li­chen Er­ben, so sind sie als blos­se Tei­lungs­vor­schrif­ten auf­zu­fas­sen, wenn kein an­de­rer Wil­le des Erb­las­sers aus der Ver­fü­gung er­sicht­lich ist.

500 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. Dez. 2020 (Erbrecht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2021 312; BBl 2018 5813).

Art. 523501  

2.Pflicht­teils­be­rech­tig­te

 

Bei pflicht­teils­be­rech­tig­ten Er­ben wer­den Er­wer­bun­gen ge­mä­ss der ge­setz­li­chen Erb­fol­ge und Zu­wen­dun­gen von To­des we­gen im Ver­hält­nis der Be­trä­ge her­ab­ge­setzt, die ih­ren Pflicht­teil über­stei­gen.

501 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. Dez. 2020 (Erbrecht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2021 312; BBl 2018 5813).

Art. 524  

3. Rech­te der Gläu­bi­ger

 

1 Die Kon­kurs­ver­wal­tung ei­nes Er­ben oder des­sen Gläu­bi­ger die zur Zeit des Erb­gan­ges Ver­lust­schei­ne be­sit­zen, kön­nen, wenn der Erb­las­ser den ver­füg­ba­ren Teil zum Nach­teil des Er­ben über­schrit­ten hat und die­ser auf ih­re Auf­for­de­rung hin die Her­ab­set­zungs­kla­ge nicht an­hebt, in­ner­halb der dem Er­ben ge­ge­be­nen Frist die Her­ab­set­zung ver­lan­gen, so­weit dies zu ih­rer De­ckung er­for­der­lich ist.

2 Die glei­che Be­fug­nis be­steht auch ge­gen­über ei­ner Enter­bung, die der Ent­erb­te nicht an­ficht.

Art. 525  

II. Wir­kung

1. Her­ab­set­zung im All­ge­mei­nen

 

1 Die Her­ab­set­zung er­folgt für al­le ein­ge­setz­ten Er­ben und Be­dach­ten im glei­chen Ver­hält­nis, so­weit nicht aus der Ver­fü­gung ein an­de­rer Wil­le des Erb­las­sers er­sicht­lich ist.

2 Wird die Zu­wen­dung an einen Be­dach­ten, der zu­gleich mit Ver­mächt­nis­sen be­schwert ist, her­ab­ge­setzt, so kann er un­ter dem glei­chen Vor­be­halt ver­lan­gen, dass auch die­se Ver­mächt­nis­se ver­hält­nis­mäs­sig her­ab­ge­setzt wer­den.

Art. 526  

2. Ver­mächt­nis ei­ner ein­zel­nen Sa­che

 

Ge­langt das Ver­mächt­nis ei­ner ein­zel­nen Sa­che, die oh­ne Schä­di­gung ih­res Wer­tes nicht ge­teilt wer­den kann, zur Her­ab­set­zung, so kann der Be­dach­te ent­we­der ge­gen Ver­gü­tung des Mehr­be­tra­ges die Sa­che selbst oder an­statt der Sa­che den ver­füg­ba­ren Be­trag be­an­spru­chen.


Art. 527  

3. Bei Ver­fü­gun­gen un­ter Le­ben­den

a. Fäl­le

 

Der Her­ab­set­zung un­ter­lie­gen wie die Ver­fü­gun­gen von To­des we­gen:

1.
die Zu­wen­dun­gen auf An­rech­nung an den Erb­teil, als Hei­rats­gut, Aus­stat­tung oder Ver­mö­gens­ab­tre­tung, wenn sie nicht der Aus­glei­chung un­ter­wor­fen sind;
2.
die Er­b­ab­fin­dun­gen und Aus­kaufs­be­trä­ge;
3.
die Schen­kun­gen, die der Erb­las­ser frei wi­der­ru­fen konn­te, oder die er wäh­rend der letz­ten fünf Jah­re vor sei­nem To­de aus­ge­rich­tet hat, mit Aus­nah­me der üb­li­chen Ge­le­gen­heits­ge­schen­ke;
4.
die En­täus­se­rung von Ver­mö­gens­wer­ten, die der Erb­las­ser of­fen­bar zum Zwe­cke der Um­ge­hung der Ver­fü­gungs­be­schrän­kung vor­ge­nom­men hat.
Art. 528  

b. Rück­leis­tung

 

1 Wer sich in gu­tem Glau­ben be­fin­det, ist zu Rück­leis­tun­gen nur in­so­weit ver­bun­den, als er zur Zeit des Erb­gan­ges aus dem Rechts­ge­schäf­te mit dem Erb­las­ser noch be­rei­chert ist.

2 Muss sich der durch Erb­ver­trag Be­dach­te ei­ne Her­ab­set­zung ge­fal­len las­sen, so ist er be­fugt, von der dem Erb­las­ser ge­mach­ten Ge­gen­leis­tung einen ent­spre­chen­den Be­trag zu­rück­zu­for­dern.

Art. 529502  

4. Ver­si­che­rung und ge­bun­de­ne Selbst­vor­sor­ge

 

1 Ver­si­che­rungs­an­sprü­che auf den Tod des Erb­las­sers, ein­sch­liess­lich sol­cher An­sprü­che aus der ge­bun­de­nen Selbst­vor­sor­ge, die durch Ver­fü­gung un­ter Le­ben­den oder von To­des we­gen zu­guns­ten ei­nes Drit­ten be­grün­det oder bei Leb­zei­ten des Erb­las­sers un­ent­gelt­lich auf einen Drit­ten über­tra­gen wor­den sind, un­ter­lie­gen der Her­ab­set­zung mit ih­rem Rück­kaufs­wert.

2 Eben­falls der Her­ab­set­zung un­ter­lie­gen An­sprü­che von Be­güns­tig­ten aus der ge­bun­de­nen Selbst­vor­sor­ge des Erb­las­sers bei ei­ner Bank­stif­tung.

502 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. Dez. 2020 (Erbrecht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2021 312; BBl 2018 5813).

Art. 530  

5. Bei Nutz­nies­sung und Ren­ten

 

Hat der Erb­las­ser sei­ne Erb­schaft mit Nutz­nies­sungs­an­sprü­chen und Ren­ten der­art be­schwert, dass de­ren Ka­pi­tal­wert nach der mut­mass­li­chen Dau­er der Leis­tungs­pflicht den ver­füg­ba­ren Teil der Erb­schaft über­steigt, so kön­nen die Er­ben ent­we­der ei­ne ver­hält­nis­mäs­si­ge Her­ab­set­zung der An­sprü­che oder, un­ter Über­las­sung des ver­füg­ba­ren Tei­les der Erb­schaft an die Be­dach­ten, de­ren Ab­lö­sung ver­lan­gen.

Art. 531503  

6. Bei Nach­er­ben­ein­set­zung

 

Ei­ne Nach­er­ben­ein­set­zung ist ge­gen­über ei­nem pflicht­teils­be­rech­tig­ten Er­ben im Um­fang des Pflicht­teils un­gül­tig; vor­be­hal­ten bleibt die Be­stim­mung über ur­teil­s­un­fä­hi­ge Nach­kom­men.

503 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 532504  

III. Durch­füh­rung

 

1 Der Her­ab­set­zung un­ter­lie­gen wie folgt der Rei­he nach, bis der Pflicht­teil her­ge­stellt ist:

1.
die Er­wer­bun­gen ge­mä­ss der ge­setz­li­chen Erb­fol­ge;
2.
die Zu­wen­dun­gen von To­des we­gen;
3.
die Zu­wen­dun­gen un­ter Le­ben­den.

2 Die Zu­wen­dun­gen un­ter Le­ben­den wer­den wie folgt der Rei­he nach her­ab­ge­setzt:

1.
die der Hin­zu­rech­nung un­ter­lie­gen­den Zu­wen­dun­gen aus Ehe­ver­trag oder Ver­mö­gens­ver­trag;
2.
die frei wi­der­ruf­li­chen Zu­wen­dun­gen und die Leis­tun­gen aus der ge­bun­de­nen Selbst­vor­sor­ge, im glei­chen Ver­hält­nis;
3.
die wei­te­ren Zu­wen­dun­gen, und zwar die spä­te­ren vor den frü­he­ren.

504 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. Dez. 2020 (Erbrecht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2021 312; BBl 2018 5813).

Art. 533  

IV. Ver­jäh­rung

 

1 Die Her­ab­set­zungs­kla­ge ver­jährt mit Ab­lauf ei­nes Jah­res von dem Zeit­punkt an ge­rech­net, da die Er­ben von der Ver­let­zung ih­rer Rech­te Kennt­nis er­hal­ten ha­ben, und in je­dem Fall mit Ab­lauf von zehn Jah­ren, die bei den letzt­wil­li­gen Ver­fü­gun­gen von dem Zeit­punk­te der Er­öff­nung, bei den an­dern Zu­wen­dun­gen aber vom To­de des Erb­las­sers an ge­rech­net wer­den.

2 Ist durch Un­gül­ti­g­er­klä­rung ei­ner spä­te­ren Ver­fü­gung ei­ne frü­he­re gül­tig ge­wor­den, so be­gin­nen die Fris­ten mit die­sem Zeit­punk­te.

3 Ein­re­de­wei­se kann der Her­ab­set­zungs­an­spruch je­der­zeit gel­tend ge­macht wer­den.

Siebenter Abschnitt: Klagen aus Erbverträgen

Art. 534  

A. An­sprü­che bei Aus­rich­tung zu Leb­zei­ten des Erb­las­sers

 

1 Über­trägt der Erb­las­ser sein Ver­mö­gen bei Leb­zei­ten auf den Ver­trags­er­ben, so kann die­ser ein öf­fent­li­ches In­ven­tar auf­neh­men las­sen.

2 Hat der Erb­las­ser nicht al­les Ver­mö­gen über­tra­gen oder nach der Über­tra­gung Ver­mö­gen er­wor­ben, so be­zieht sich der Ver­trag un­ter Vor­be­halt ei­ner an­de­ren An­ord­nung nur auf das über­tra­ge­ne Ver­mö­gen.

3 So­weit die Über­ga­be bei Leb­zei­ten statt­ge­fun­den hat, ge­hen Rech­te und Pflich­ten aus dem Ver­trag un­ter Vor­be­halt ei­ner an­de­ren An­ord­nung auf die Er­ben des ein­ge­setz­ten Er­ben über.

Art. 535  

B. Aus­glei­chung beim Erb­ver­zicht

I. Her­ab­set­zung

 

1 Hat der Erb­las­ser dem ver­zich­ten­den Er­ben bei Leb­zei­ten Leis­tun­gen ge­macht, die den ver­füg­ba­ren Teil sei­ner Erb­schaft über­stei­gen, so kön­nen die Mit­er­ben die Her­ab­set­zung ver­lan­gen.

2 Der Her­ab­set­zung un­ter­liegt die Ver­fü­gung je­doch nur für den Be­trag, um den sie den Pflicht­teil des Ver­zich­ten­den über­steigt.

3 Die An­rech­nung der Leis­tun­gen er­folgt nach den glei­chen Vor­schrif­ten wie bei der Aus­glei­chung.

Art. 536  

II. Rück­leis­tung

 

Wird der Ver­zich­ten­de auf Grund der Her­ab­set­zung zu ei­ner Rück­leis­tung an die Erb­schaft ver­pflich­tet, so hat er die Wahl, ent­we­der die­se Rück­leis­tung auf sich zu neh­men oder die gan­ze Leis­tung in die Tei­lung ein­zu­wer­fen und an die­ser teil­zu­neh­men, als ob er nicht ver­zich­tet hät­te.

Zweite Abteilung: Der Erbgang

Fünfzehnter Titel: Die Eröffnung des Erbganges

Art. 537  

A. Vor­aus­set­zung auf Sei­te des Erb­las­sers

 

1 Der Erb­gang wird durch den Tod des Erb­las­sers er­öff­net.

2 In­so­weit den Zu­wen­dun­gen und Tei­lun­gen, die bei Leb­zei­ten des Erb­las­sers er­folgt sind, erbrecht­li­che Be­deu­tung zu­kommt, wer­den sie nach dem Stan­de der Erb­schaft be­rück­sich­tigt, wie er beim To­de des Erb­las­sers vor­han­den ist.

Art. 538  

B. Ort der Er­öff­nung

 

1 Die Er­öff­nung des Erb­gan­ges er­folgt für die Ge­samt­heit des Ver­mö­gens am letz­ten Wohn­sit­ze des Erb­las­sers.

2506

506 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 2 des Ge­richts­stands­ge­set­zes vom 24. März 2000, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2001 (AS 2000 2355; BBl 1999 2829).

Art. 539  

C. Vor­aus­set­zun­gen auf Sei­te des Er­ben

I. Fä­hig­keit

1. Rechts­fä­hig­keit

 

1 Je­der­mann ist fä­hig, Er­be zu sein und aus Ver­fü­gun­gen von To­des we­gen zu er­wer­ben, so­bald er nicht nach Vor­schrift des Ge­set­zes er­b­un­fä­hig ist.

2 Zu­wen­dun­gen mit Zweck­be­stim­mung an ei­ne Mehr­heit von Per­so­nen ins­ge­samt wer­den, wenn die­ser das Recht der Per­sön­lich­keit nicht zu­kommt, von al­len Zu­ge­hö­ri­gen un­ter der vom Erb­las­ser auf­ge­stell­ten Zweck­be­stim­mung er­wor­ben oder gel­ten, wo die­ses nicht an­geht, als Stif­tung.

Art. 540  

2. Er­bun­wür­dig­keit

a. Grün­de

 

1 Un­wür­dig, Er­be zu sein oder aus ei­ner Ver­fü­gung von To­des we­gen ir­gen­det­was zu er­wer­ben, ist:

1.
wer vor­sätz­lich und rechts­wid­rig den Tod des Erb­las­sers her­bei­ge­führt oder her­bei­zu­füh­ren ver­sucht hat;
2.
wer den Erb­las­ser vor­sätz­lich und rechts­wid­rig in einen Zu­stand blei­ben­der Ver­fü­gungs­un­fä­hig­keit ge­bracht hat;
3.
wer den Erb­las­ser durch Arg­list, Zwang oder Dro­hung da­zu ge­bracht oder dar­an ver­hin­dert hat, ei­ne Ver­fü­gung von To­des we­gen zu er­rich­ten oder zu wi­der­ru­fen;
4.
wer ei­ne Ver­fü­gung von To­des we­gen vor­sätz­lich und rechts­wid­rig un­ter Um­stän­den, die dem Erb­las­ser de­ren Er­neue­rung nicht mehr er­mög­lich­ten, be­sei­tigt oder un­gül­tig ge­macht hat.

2 Durch Ver­zei­hung des Erb­las­sers wird die Er­bun­wür­dig­keit auf­ge­ho­ben.

Art. 541  

b. Wir­kung auf Nach­kom­men

 

1 Die Un­fä­hig­keit be­steht nur für den Un­wür­di­gen selbst.

2 Sei­ne Nach­kom­men be­er­ben den Erb­las­ser, wie wenn er vor dem Erb­las­ser ge­stor­ben wä­re.

Art. 542  

II. Er­le­ben des Erb­gan­ges

1. Als Er­be

 

1 Um die Erb­schaft er­wer­ben zu kön­nen, muss der Er­be den Erb­gang in erb­fä­hi­gem Zu­stand er­le­ben.

2 Stirbt ein Er­be, nach­dem er den Erb­gang er­lebt hat, so ver­erbt sich sein Recht an der Erb­schaft auf sei­ne Er­ben.

Art. 543  

2. Als Ver­mächt­nis­neh­mer

 

1 Der Ver­mächt­nis­neh­mer er­wirbt den An­spruch auf das Ver­mächt­nis, wenn er den Erb­gang in erb­fä­hi­gem Zu­stand er­lebt hat.

2 Stirbt er vor dem Erb­las­ser, so fällt sein Ver­mächt­nis, wenn kein an­de­rer Wil­le aus der Ver­fü­gung nach­ge­wie­sen wer­den kann, zu­guns­ten des­je­ni­gen weg, der zur Aus­rich­tung ver­pflich­tet ge­we­sen wä­re.

Art. 544  

3. Das Kind vor der Ge­burt

 

1 Das Kind ist vom Zeit­punkt der Emp­fäng­nis an un­ter dem Vor­be­halt erb­fä­hig, dass es le­ben­dig ge­bo­ren wird.

1bis Er­for­dert es die Wah­rung sei­ner In­ter­es­sen, so er­rich­tet die Kin­des­schutz­be­hör­de ei­ne Bei­stand­schaft.507

2 Wird das Kind tot ge­bo­ren, so fällt es für den Erb­gang aus­ser Be­tracht.508

507 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

508 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 545  

4. Nach­er­ben

 

1 Auf dem We­ge der Nach­er­ben­ein­set­zung oder des Nach­ver­mächt­nis­ses kann die Erb­schaft oder ei­ne Erb­schaftssa­che ei­ner Per­son zu­ge­wen­det wer­den, die zur Zeit des Erb­fal­les noch nicht lebt.

2 Ist kein Vor­er­be ge­nannt, so gel­ten die ge­setz­li­chen Er­ben als Vor­er­ben.

Art. 546  

D. Ver­schol­len­heit

I. Be­er­bung ei­nes Ver­schol­le­nen

1. Erb­gang ge­gen Si­cher­stel­lung

 

1 Wird je­mand für ver­schol­len er­klärt, so ha­ben die Er­ben oder Be­dach­ten vor der Aus­lie­fe­rung der Erb­schaft für die Rück­ga­be des Ver­mö­gens an bes­ser Be­rech­tig­te oder an den Ver­schol­le­nen selbst Si­cher­heit zu leis­ten.

2 Die­se Si­cher­heit ist im Fal­le des Ver­schwin­dens in ho­her To­des­ge­fahr auf fünf Jah­re und im Fal­le der nach­richt­lo­sen Ab­we­sen­heit auf 15 Jah­re zu leis­ten, in kei­nem Fal­le aber län­ger als bis zu dem Ta­ge, an dem der Ver­schol­le­ne 100 Jah­re alt wä­re.

3 Die fünf Jah­re wer­den vom Zeit­punk­te der Aus­lie­fe­rung der Erb­schaft und die 15 Jah­re von der letz­ten Nach­richt an ge­rech­net.

Art. 547  

2. Auf­he­bung der Ver­schol­len­heit und Rück­er­stat­tung

 

1 Kehrt der Ver­schol­le­ne zu­rück, oder ma­chen bes­ser Be­rech­tig­te ih­re An­sprü­che gel­tend, so ha­ben die Ein­ge­wie­se­nen die Erb­schaft nach den Be­sit­zes­re­geln her­aus­zu­ge­ben.

2 Den bes­ser Be­rech­tig­ten haf­ten sie, wenn sie in gu­tem Glau­ben sind, nur wäh­rend der Frist der Erb­schafts­kla­ge.

Art. 548  

II. Erbrecht des Ver­schol­le­nen

 

1 Kann für den Zeit­punkt des Erb­gan­ges Le­ben oder Tod ei­nes Er­ben nicht nach­ge­wie­sen wer­den, weil die­ser ver­schwun­den ist, so wird sein An­teil un­ter amt­li­che Ver­wal­tung ge­stellt.

2 Die Per­so­nen, de­nen bei Nicht­vor­han­den­sein des Ver­schwun­de­nen sein Erb­teil zu­ge­fal­len wä­re, ha­ben das Recht, ein Jahr seit dem Ver­schwin­den in ho­her To­des­ge­fahr oder fünf Jah­re seit der letz­ten Nach­richt über den Ver­schwun­de­nen beim Ge­richt um die Ver­schol­le­n­er­klä­rung und, nach­dem die­se er­folgt ist, um die Aus­hän­di­gung des An­teils nach­zu­su­chen.

3 Die Aus­lie­fe­rung des An­teils er­folgt nach den Vor­schrif­ten über die Aus­lie­fe­rung an die Er­ben ei­nes Ver­schol­le­nen.

Art. 549  

III. Ver­hält­nis der bei­den Fäl­le zu­ein­an­der

 

1 Ha­ben die Er­ben des Ver­schol­le­nen die Ein­wei­sung in sein Ver­mö­gen be­reits er­wirkt, so kön­nen sich sei­ne Mit­er­ben, wenn ihm ei­ne Erb­schaft an­fällt, hier­auf be­ru­fen und die an­ge­fal­le­nen Ver­mö­gens­wer­te her­aus­ver­lan­gen, oh­ne dass es ei­ner neu­en Ver­schol­le­n­er­klä­rung be­darf.

2 Eben­so kön­nen die Er­ben des Ver­schol­le­nen sich auf die Ver­schol­le­n­er­klä­rung be­ru­fen, die von sei­nen Mit­er­ben er­wirkt wor­den ist.

Art. 550  

IV. Ver­fah­ren von Am­tes we­gen

 

1 Stand das Ver­mö­gen oder der Erb­teil ei­nes Ver­schwun­de­nen wäh­rend zehn Jah­ren in amt­li­cher Ver­wal­tung, oder hät­te die­ser ein Al­ter von 100 Jah­ren er­reicht, so wird auf Ver­lan­gen der zu­stän­di­gen Be­hör­de die Ver­schol­le­n­er­klä­rung von Am­tes we­gen durch­ge­führt.

2 Mel­den sich als­dann in­ner­halb der Aus­kün­dungs­frist kei­ne Be­rech­tig­ten, so fal­len die Ver­mö­gens­wer­te an das erb­be­rech­tig­te Ge­mein­we­sen oder, wenn der Ver­schol­le­ne nie­mals in der Schweiz ge­wohnt hat, an den Hei­mat­kan­ton.

3 Ge­gen­über dem Ver­schol­le­nen selbst und den bes­ser Be­rech­tig­ten be­steht die glei­che Pflicht zur Rück­er­stat­tung wie für die ein­ge­wie­se­nen Er­ben.

Sechzehnter Titel: Die Wirkung des Erbganges

Erster Abschnitt: Die Sicherungsmassregeln

Art. 551  

A. Im All­ge­mei­nen

 

1 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de hat von Am­tes we­gen die zur Si­che­rung des Erb­gan­ges nö­ti­gen Mass­re­geln zu tref­fen.509

2 Sol­che Mass­re­geln sind ins­be­son­de­re in den vom Ge­set­ze vor­ge­se­he­nen Fäl­len die Sie­ge­lung der Erb­schaft, die Auf­nah­me des In­ven­tars, die An­ord­nung der Erb­schafts­ver­wal­tung und die Er­öff­nung der letzt­wil­li­gen Ver­fü­gun­gen.

3510

509 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des Ge­richts­stands­ge­set­zes vom 24. März 2000, in Kraft seit 1. Jan. 2001 (AS 2000 2355; BBl 1999 2829).

510 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 2 des Ge­richts­stands­ge­set­zes vom 24. März 2000, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2001 (AS 2000 2355; BBl 1999 2829).

Art. 552  

B. Sie­ge­lung der Erb­schaft

 

Die Sie­ge­lung der Erb­schaft wird in den Fäl­len an­ge­ord­net, für die das kan­to­na­le Recht sie vor­sieht.

Art. 553  

C. In­ven­tar

 

1 Die Auf­nah­me ei­nes In­ven­tars wird an­ge­ord­net, wenn:

1.
ein min­der­jäh­ri­ger Er­be un­ter Vor­mund­schaft steht oder zu stel­len ist;
2.
ein Er­be dau­ernd und oh­ne Ver­tre­tung ab­we­send ist;
3.
ei­ner der Er­ben oder die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de es ver­langt;
4.
ein voll­jäh­ri­ger Er­be un­ter um­fas­sen­der Bei­stand­schaft steht oder un­ter sie zu stel­len ist.511

2 Sie er­folgt nach den Vor­schrif­ten des kan­to­na­len Rech­tes und ist in der Re­gel bin­nen zwei Mo­na­ten seit dem To­de des Erb­las­sers durch­zu­füh­ren.

3 Die Auf­nah­me ei­nes In­ven­tars kann durch die kan­to­na­le Ge­setz­ge­bung für wei­te­re Fäl­le vor­ge­schrie­ben wer­den.

511 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 554  

D. Erb­schafts­ver­wal­tung

I. Im All­ge­mei­nen

 

1 Die Erb­schafts­ver­wal­tung wird an­ge­ord­net:

1.
wenn ein Er­be dau­ernd und oh­ne Ver­tre­tung ab­we­send ist, so­fern es sei­ne In­ter­es­sen er­for­dern;
2.
wenn kei­ner der An­spre­cher sein Erbrecht ge­nü­gend nach­zu­wei­sen ver­mag oder das Vor­han­den­sein ei­nes Er­ben un­ge­wiss ist;
3.
wenn nicht al­le Er­ben des Erb­las­sers be­kannt sind;
4.
wo das Ge­setz sie für be­son­de­re Fäl­le vor­sieht.

2 Hat der Erb­las­ser einen Wil­lens­voll­stre­cker be­zeich­net, so ist die­sem die Ver­wal­tung zu über­ge­ben.

3 Stand die ver­stor­be­ne Per­son un­ter ei­ner Bei­stand­schaft, wel­che die Ver­mö­gens­ver­wal­tung um­fasst, so ob­liegt dem Bei­stand auch die Erb­schafts­ver­wal­tung, so­fern nichts an­de­res an­ge­ord­net wird.512

512 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 555  

II. Bei un­be­kann­ten Er­ben

 

1 Ist die Be­hör­de im un­ge­wis­sen, ob der Erb­las­ser Er­ben hin­ter­las­sen hat oder nicht, oder ob ihr al­le Er­ben be­kannt sind, so sind die Be­rech­tig­ten in an­ge­mes­se­ner Wei­se öf­fent­lich auf­zu­for­dern, sich bin­nen Jah­res­frist zum Erb­gan­ge zu mel­den.

2 Er­folgt wäh­rend die­ser Frist kei­ne An­mel­dung und sind der Be­hör­de kei­ne Er­ben be­kannt, so fällt die Erb­schaft un­ter Vor­be­halt der Erb­schafts­kla­ge an das erb­be­rech­tig­te Ge­mein­we­sen.

Art. 556  

E. Er­öff­nung der letzt­wil­li­gen Ver­fü­gung

I. Pflicht zur Ein­lie­fe­rung

 

1 Fin­det sich beim To­de des Erb­las­sers ei­ne letzt­wil­li­ge Ver­fü­gung vor, so ist sie der Be­hör­de un­ver­weilt ein­zu­lie­fern, und zwar auch dann, wenn sie als un­gül­tig er­ach­tet wird.

2 Der Be­am­te, bei dem die Ver­fü­gung pro­to­kol­liert oder hin­ter­legt ist, so­wie je­der­mann, der ei­ne Ver­fü­gung in Ver­wah­rung ge­nom­men oder un­ter den Sa­chen des Erb­las­sers vor­ge­fun­den hat, ist bei per­sön­li­cher Ver­ant­wort­lich­keit ver­bun­den, die­ser Pflicht nach­zu­kom­men, so­bald er vom To­de des Erb­las­sers Kennt­nis er­hal­ten hat.

3 Nach der Ein­lie­fe­rung hat die Be­hör­de, so­weit tun­lich nach An­hö­rung der Be­tei­lig­ten, ent­we­der die Erb­schaft einst­wei­len den ge­setz­li­chen Er­ben zu über­las­sen oder die Erb­schafts­ver­wal­tung an­zu­ord­nen.

Art. 557  

II. Er­öff­nung

 

1 Die Ver­fü­gung des Erb­las­sers muss bin­nen Mo­nats­frist nach der Ein­lie­fe­rung von der zu­stän­di­gen Be­hör­de er­öff­net wer­den.

2 Zu der Er­öff­nung wer­den die Er­ben, so­weit sie den Be­hör­den be­kannt sind, vor­ge­la­den.

3 Hin­ter­lässt der Erb­las­ser mehr als ei­ne Ver­fü­gung, so sind sie al­le der Be­hör­de ein­zu­lie­fern und von ihr zu er­öff­nen.

Art. 558  

III. Mit­tei­lung an die Be­tei­lig­ten

 

1 Al­le an der Erb­schaft Be­tei­lig­ten er­hal­ten auf Kos­ten der Erb­schaft ei­ne Ab­schrift der er­öff­ne­ten Ver­fü­gung, so­weit die­se sie an­geht.

2 An Be­dach­te un­be­kann­ten Auf­ent­halts er­folgt die Mit­tei­lung durch ei­ne an­ge­mes­se­ne öf­fent­li­che Aus­kün­dung.

Art. 559  

IV. Aus­lie­fe­rung der Erb­schaft

 

1 Nach Ab­lauf ei­nes Mo­nats seit der Mit­tei­lung an die Be­tei­lig­ten wird den ein­ge­setz­ten Er­ben, wenn die ge­setz­li­chen Er­ben oder die aus ei­ner frü­he­ren Ver­fü­gung Be­dach­ten nicht aus­drück­lich de­ren Be­rech­ti­gung be­strit­ten ha­ben, auf ihr Ver­lan­gen von der Be­hör­de ei­ne Be­schei­ni­gung dar­über aus­ge­stellt, dass sie un­ter Vor­be­halt der Un­gül­tig­keits­kla­ge und der Erb­schafts­kla­ge als Er­ben an­er­kannt sei­en.

2 Zu­gleich wird ge­ge­be­nen Fal­les der Erb­schafts­ver­wal­ter an­ge­wie­sen, ih­nen die Erb­schaft aus­zu­lie­fern.

Zweiter Abschnitt: Der Erwerb der Erbschaft

Art. 560  

A. Er­werb

I. Er­ben

 

1 Die Er­ben er­wer­ben die Erb­schaft als Gan­zes mit dem To­de des Erb­las­sers kraft Ge­set­zes.

2 Mit Vor­be­halt der ge­setz­li­chen Aus­nah­men ge­hen die For­de­run­gen, das Ei­gen­tum, die be­schränk­ten ding­li­chen Rech­te und der Be­sitz des Erb­las­sers oh­ne wei­te­res auf sie über, und die Schul­den des Erb­las­sers wer­den zu per­sön­li­chen Schul­den der Er­ben.

3 Der Er­werb der ein­ge­setz­ten Er­ben wird auf den Zeit­punkt der Er­öff­nung des Erb­gan­ges zu­rück­be­zo­gen, und es ha­ben die ge­setz­li­chen Er­ben ih­nen die Erb­schaft nach den Be­sit­zes­re­geln her­aus­zu­ge­ben.

Art. 561513  

II. …

 

513Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 5. Okt. 1984, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1988 (AS 1986 122; BBl 1979 II 1191).

Art. 562  

III. Ver­mächt­nis­neh­mer

1. Er­werb

 

1 Die Ver­mächt­nis­neh­mer ha­ben ge­gen die Be­schwer­ten oder, wenn sol­che nicht be­son­ders ge­nannt sind, ge­gen die ge­setz­li­chen oder ein­ge­setz­ten Er­ben einen per­sön­li­chen An­spruch.

2 Wenn aus der Ver­fü­gung nichts an­de­res her­vor­geht, so wird der An­spruch fäl­lig, so­bald der Be­schwer­te die Erb­schaft an­ge­nom­men hat oder sie nicht mehr aus­schla­gen kann.

3 Kom­men die Er­ben ih­rer Ver­pflich­tung nicht nach, so kön­nen sie zur Aus­lie­fe­rung der ver­mach­ten Erb­schaftssa­chen, oder wenn ir­gend­ei­ne Hand­lung den Ge­gen­stand der Ver­fü­gung bil­det, zu Scha­den­er­satz an­ge­hal­ten wer­den.

Art. 563  

2. Ge­gen­stand

 

1 Ist dem Be­dach­ten ei­ne Nutz­nies­sung oder ei­ne Ren­te oder ei­ne an­de­re zeit­lich wie­der­keh­ren­de Leis­tung ver­macht, so be­stimmt sich sein An­spruch, wo es nicht an­ders an­ge­ord­net ist, nach den Vor­schrif­ten des Sa­chen- und Ob­li­ga­tio­nen­rech­tes.

2 Ist ein Ver­si­che­rungs­an­spruch auf den Tod des Erb­las­sers ver­macht, so kann ihn der Be­dach­te un­mit­tel­bar gel­tend ma­chen.

Art. 564  

3. Ver­hält­nis von Gläu­bi­ger und Ver­mächt­nis­neh­mer

 

1 Die Gläu­bi­ger des Erb­las­sers ge­hen mit ih­ren An­sprü­chen den Ver­mächt­nis­neh­mern vor.

2 Die Gläu­bi­ger des Er­ben ste­hen, wenn die­ser die Erb­schaft vor­be­halt­los er­wor­ben hat, den Gläu­bi­gern des Erb­las­sers gleich.

Art. 565  

4. Her­ab­set­zung

 

1 Zah­len die Er­ben nach Aus­rich­tung der Ver­mächt­nis­se Erb­schafts­schul­den, von de­nen sie vor­her kei­ne Kennt­nis hat­ten, so sind sie be­fugt, die Ver­mächt­nis­neh­mer in­so­weit zu ei­ner ver­hält­nis­mäs­si­gen Rück­leis­tung an­zu­hal­ten, als sie die Her­ab­set­zung der Ver­mächt­nis­se hät­ten be­an­spru­chen kön­nen.

2 Die Ver­mächt­nis­neh­mer kön­nen je­doch höchs­tens im Um­fan­ge der zur Zeit der Rück­for­de­rung noch vor­han­de­nen Be­rei­che­rung in An­spruch ge­nom­men wer­den.

Art. 566  

B. Aus­schla­gung

I. Er­klä­rung

1. Be­fug­nis

 

1 Die ge­setz­li­chen und die ein­ge­setz­ten Er­ben ha­ben die Be­fug­nis, die Erb­schaft, die ih­nen zu­ge­fal­len ist, aus­zu­schla­gen.

2 Ist die Zah­lungs­un­fä­hig­keit des Erb­las­sers im Zeit­punkt sei­nes To­des amt­lich fest­ge­stellt oder of­fen­kun­dig, so wird die Aus­schla­gung ver­mu­tet.

Art. 567  

2. Be­fris­tung

a. Im All­ge­mei­nen

 

1 Die Frist zur Aus­schla­gung be­trägt drei Mo­na­te.

2 Sie be­ginnt für die ge­setz­li­chen Er­ben, so­weit sie nicht nach­weis­bar erst spä­ter von dem Erb­fall Kennt­nis er­hal­ten ha­ben, mit dem Zeit­punk­te, da ih­nen der Tod des Erb­las­sers be­kannt ge­wor­den, und für die ein­ge­setz­ten Er­ben mit dem Zeit­punk­te, da ih­nen die amt­li­che Mit­tei­lung von der Ver­fü­gung des Erb­las­sers zu­ge­kom­men ist.

Art. 568  

b. Bei In­ven­tar­auf­nah­me

 

Ist ein In­ven­tar als Si­che­rungs­mass­re­gel auf­ge­nom­men wor­den, so be­ginnt die Frist zur Aus­schla­gung für al­le Er­ben mit dem Ta­ge, an dem die Be­hör­de ih­nen von dem Ab­schlus­se des In­ven­tars Kennt­nis ge­ge­ben hat.

Art. 569  

3. Über­gang der Aus­schla­gungs­be­fug­nis

 

1 Stirbt ein Er­be vor der Aus­schla­gung oder An­nah­me der Erb­schaft, so geht die Be­fug­nis zur Aus­schla­gung auf sei­ne Er­ben über.

2 Die Frist zur Aus­schla­gung be­ginnt für die­se Er­ben mit dem Zeit­punk­te, da sie von dem An­fall der Erb­schaft an ih­ren Erb­las­ser Kennt­nis er­hal­ten, und en­digt frü­he­s­tens mit dem Ab­lauf der Frist, die ih­nen ge­gen­über ih­rem ei­ge­nen Erb­las­ser für die Aus­schla­gung ge­ge­ben ist.

3 Schla­gen die Er­ben aus und ge­langt die Erb­schaft an an­de­re Er­ben, die vor­her nicht be­rech­tigt wa­ren, so be­ginnt für die­se die Frist mit dem Zeit­punk­te, da sie von der Aus­schla­gung Kennt­nis er­hal­ten ha­ben.

Art. 570  

4. Form

 

1 Die Aus­schla­gung ist von dem Er­ben bei der zu­stän­di­gen Be­hör­de münd­lich oder schrift­lich zu er­klä­ren.

2 Sie muss un­be­dingt und vor­be­halt­los ge­sche­hen.

3 Die Be­hör­de hat über die Aus­schla­gun­gen ein Pro­to­koll zu füh­ren.

Art. 571  

II. Ver­wir­kung der Aus­schla­gungs­be­fug­nis

 

1 Er­klärt der Er­be wäh­rend der an­ge­setz­ten Frist die Aus­schla­gung nicht, so hat er die Erb­schaft vor­be­halt­los er­wor­ben.

2 Hat ein Er­be sich vor Ab­lauf der Frist in die An­ge­le­gen­hei­ten der Erb­schaft ein­ge­mischt oder Hand­lun­gen vor­ge­nom­men, die nicht durch die blos­se Ver­wal­tung der Erb­schaft und durch den Fort­gang der Ge­schäf­te des Erb­las­sers ge­for­dert wa­ren, oder hat er Erb­schaftssa­chen sich an­ge­eig­net oder ver­heim­licht, so kann er die Erb­schaft nicht mehr aus­schla­gen.

Art. 572  

III. Aus­schla­gung ei­nes Mit­er­ben

 

1 Hin­ter­lässt der Erb­las­ser kei­ne Ver­fü­gung von To­des we­gen und schlägt ei­ner un­ter meh­re­ren Er­ben die Erb­schaft aus, so ver­erbt sich sein An­teil, wie wenn er den Erb­fall nicht er­lebt hät­te.

2 Hin­ter­lässt der Erb­las­ser ei­ne Ver­fü­gung von To­des we­gen, so ge­langt der An­teil, den ein ein­ge­setz­ter Er­be aus­schlägt, wenn kein an­de­rer Wil­le des Erb­las­sers aus der Ver­fü­gung er­sicht­lich ist, an des­sen nächs­ten ge­setz­li­chen Er­ben.

Art. 573  

IV. Aus­schla­gung al­ler nächs­ten Er­ben

1. Im All­ge­mei­nen

 

1 Wird die Erb­schaft von al­len nächs­ten ge­setz­li­chen Er­ben aus­ge­schla­gen, so ge­langt sie zur Li­qui­da­ti­on durch das Kon­kur­samt.

2 Er­gibt sich in der Li­qui­da­ti­on nach De­ckung der Schul­den ein Über­schuss, so wird die­ser den Be­rech­tig­ten über­las­sen, wie wenn kei­ne Aus­schla­gung statt­ge­fun­den hät­te.

Art. 574  

2. Be­fug­nis der über­le­ben­den Ehe­gat­ten

 

Ha­ben die Nach­kom­men die Erb­schaft aus­ge­schla­gen, so wird der über­le­ben­de Ehe­gat­te von der Be­hör­de hie­von in Kennt­nis ge­setzt und kann bin­nen Mo­nats­frist die An­nah­me er­klä­ren.

Art. 575  

3. Aus­schla­gung zu­guns­ten nach­fol­gen­der Er­ben

 

1 Die Er­ben kön­nen bei der Aus­schla­gung ver­lan­gen, dass die auf sie fol­gen­den Er­ben noch an­ge­fragt wer­den, be­vor die Erb­schaft li­qui­diert wird.

2 In die­sem Fal­le ist sei­tens der Be­hör­de den fol­gen­den Er­ben von der Aus­schla­gung der vor­ge­hen­den Kennt­nis zu ge­ben, und wenn dar­auf je­ne Er­ben nicht bin­nen Mo­nats­frist die An­nah­me der Erb­schaft er­klä­ren, so ist sie auch von ih­nen aus­ge­schla­gen.

Art. 576  

V. Frist­ver­län­ge­rung

 

Aus wich­ti­gen Grün­den kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de den ge­setz­li­chen und den ein­ge­setz­ten Er­ben ei­ne Frist­ver­län­ge­rung ge­wäh­ren oder ei­ne neue Frist an­set­zen.

Art. 577  

VI. Aus­schla­gung ei­nes Ver­mächt­nis­ses

 

Schlägt ein Ver­mächt­nis­neh­mer das Ver­mächt­nis aus, so fällt es zu­guns­ten des Be­schwer­ten weg, wenn kein an­de­rer Wil­le des Erb­las­sers aus der Ver­fü­gung er­sicht­lich ist.

Art. 578  

VII. Si­che­rung für die Gläu­bi­ger des Er­ben

 

1 Hat ein über­schul­de­ter Er­be die Erb­schaft zu dem Zwe­cke aus­ge­schla­gen, dass sie sei­nen Gläu­bi­gern ent­zo­gen blei­be, so kön­nen die­se oder die Kon­kurs­ver­wal­tung die Aus­schla­gung bin­nen sechs Mo­na­ten an­fech­ten, wenn ih­re For­de­run­gen nicht si­cher­ge­stellt wer­den.

2 Wird ih­re An­fech­tung gut­ge­heis­sen, so ge­langt die Erb­schaft zur amt­li­chen Li­qui­da­ti­on.

3 Ein Über­schuss dient in ers­ter Li­nie zur Be­frie­di­gung der an­fech­ten­den Gläu­bi­ger und fällt nach De­ckung der üb­ri­gen Schul­den an die Er­ben, zu de­ren Guns­ten aus­ge­schla­gen wur­de.

Art. 579  

VIII. Haf­tung im Fal­le der Aus­schla­gung

 

1 Schla­gen die Er­ben ei­nes zah­lungs­un­fä­hi­gen Erb­las­sers die Erb­schaft aus, so haf­ten sie des­sen Gläu­bi­gern gleich­wohl in­so­weit, als sie vom Erb­las­ser in­ner­halb der letz­ten fünf Jah­re vor sei­nem To­de Ver­mö­gens­wer­te emp­fan­gen ha­ben, die bei der Erb­tei­lung der Aus­glei­chung un­ter­wor­fen sein wür­den.

2 Die lan­des­üb­li­che Aus­stat­tung bei der Ver­hei­ra­tung so­wie die Kos­ten der Er­zie­hung und Aus­bil­dung wer­den von die­ser Haf­tung nicht ge­trof­fen.

3 Gut­gläu­bi­ge Er­ben haf­ten nur, so­weit sie noch be­rei­chert sind.

Dritter Abschnitt: Das öffentliche Inventar

Art. 580  

A. Vor­aus­set­zung

 

1 Je­der Er­be, der die Be­fug­nis hat, die Erb­schaft aus­zu­schla­gen, ist be­rech­tigt, ein öf­fent­li­ches In­ven­tar zu ver­lan­gen.

2 Das Be­geh­ren muss bin­nen Mo­nats­frist in der glei­chen Form wie die Aus­schla­gung bei der zu­stän­di­gen Be­hör­de an­ge­bracht wer­den.

3 Wird es von ei­nem der Er­ben ge­stellt, so gilt es auch für die üb­ri­gen.

Art. 581  

B. Ver­fah­ren

I. In­ven­tar

 

1 Das öf­fent­li­che In­ven­tar wird durch die zu­stän­di­ge Be­hör­de nach den Vor­schrif­ten des kan­to­na­len Rech­tes er­rich­tet und be­steht in der An­le­gung ei­nes Ver­zeich­nis­ses der Ver­mö­gens­wer­te und Schul­den der Erb­schaft, wo­bei al­le In­ven­tar­stücke mit ei­ner Schät­zung zu ver­se­hen sind.

2 Wer über die Ver­mö­gens­ver­hält­nis­se des Erb­las­sers Aus­kunft ge­ben kann, ist bei sei­ner Ver­ant­wort­lich­keit ver­pflich­tet, der Be­hör­de al­le von ihr ver­lang­ten Auf­schlüs­se zu er­tei­len.

3 Ins­be­son­de­re ha­ben die Er­ben der Be­hör­de die ih­nen be­kann­ten Schul­den des Erb­las­sers mit­zu­tei­len.

Art. 582  

II. Rech­nungs­ruf

 

1 Mit der Auf­nah­me des In­ven­tars ver­bin­det die Be­hör­de einen Rech­nungs­ruf, durch den auf dem We­ge an­ge­mes­se­ner öf­fent­li­cher Aus­kün­dung die Gläu­bi­ger und Schuld­ner des Erb­las­sers mit Ein­schluss der Bürg­schafts­gläu­bi­ger auf­ge­for­dert wer­den, bin­nen ei­ner be­stimm­ten Frist ih­re For­de­run­gen und Schul­den an­zu­mel­den.

2 Die Gläu­bi­ger sind da­bei auf die Fol­gen der Nicht­an­mel­dung auf­merk­sam zu ma­chen.

3 Die Frist ist auf min­des­tens einen Mo­nat, vom Ta­ge der ers­ten Aus­kün­dung an ge­rech­net, an­zu­set­zen.

Art. 583  

III. Auf­nah­me von Am­tes we­gen

 

1 For­de­run­gen und Schul­den, die aus öf­fent­li­chen Bü­chern oder aus den Pa­pie­ren des Erb­las­sers er­sicht­lich sind, wer­den von Am­tes we­gen in das In­ven­tar auf­ge­nom­men.

2 Die Auf­nah­me ist den Schuld­nern und Gläu­bi­gern an­zu­zei­gen.

Art. 584  

IV. Er­geb­nis

 

1 Nach Ab­lauf der Aus­kün­dungs­frist wird das In­ven­tar ge­schlos­sen und hier­auf wäh­rend we­nigs­tens ei­nes Mo­nats zur Ein­sicht der Be­tei­lig­ten auf­ge­legt.

2 Die Kos­ten wer­den von der Erb­schaft und, wo die­se nicht aus­reicht, von den Er­ben ge­tra­gen, die das In­ven­tar ver­langt ha­ben.

Art. 585  

C. Ver­hält­nis der Er­ben wäh­rend des In­ven­tars

I. Ver­wal­tung

 

1 Wäh­rend der Dau­er des In­ven­tars dür­fen nur die not­wen­di­gen Ver­wal­tungs­hand­lun­gen vor­ge­nom­men wer­den.

2 Ge­stat­tet die Be­hör­de die Fort­set­zung des Ge­schäf­tes des Erb­las­sers durch einen Er­ben, so sind des­sen Mit­er­ben be­fugt, Si­cher­stel­lung zu ver­lan­gen.

Art. 586  

II. Be­trei­bung, Pro­zes­se, Ver­jäh­rung

 

1 Die Be­trei­bung für die Schul­den des Erb­las­sers ist wäh­rend der Dau­er des In­ven­tars aus­ge­schlos­sen.

2514

3 Pro­zes­se kön­nen mit Aus­nah­me von drin­gen­den Fäl­len we­der fort­ge­setzt noch an­ge­ho­ben wer­den.

514 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 3 des BG vom 15. Ju­ni 2018 (Re­vi­si­on des Ver­jäh­rungs­rechts), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2020 (AS 2018 5343; BBl 2014 235).

Art. 587  

D. Wir­kung

I. Frist zur Er­klä­rung

 

1 Nach Ab­schluss des In­ven­tars wird je­der Er­be auf­ge­for­dert, sich bin­nen Mo­nats­frist über den Er­werb der Erb­schaft zu er­klä­ren.

2 Wo die Um­stän­de es recht­fer­ti­gen, kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de zur Ein­ho­lung von Schät­zun­gen, zur Er­le­di­gung von strei­ti­gen An­sprü­chen u. dgl. ei­ne wei­te­re Frist ein­räu­men.

Art. 588  

II. Er­klä­rung

 

1 Der Er­be kann wäh­rend der an­ge­setz­ten Frist aus­schla­gen oder die amt­li­che Li­qui­da­ti­on ver­lan­gen oder die Erb­schaft un­ter öf­fent­li­chem In­ven­tar oder vor­be­halt­los an­neh­men.

2 Gibt er kei­ne Er­klä­rung ab, so hat er die Erb­schaft un­ter öf­fent­li­chem In­ven­tar an­ge­nom­men.

Art. 589  

III. Fol­gen der An­nah­me un­ter öf­fent­li­chem In­ven­tar

1. Haf­tung nach In­ven­tar

 

1 Über­nimmt ein Er­be die Erb­schaft un­ter öf­fent­li­chem In­ven­tar, so ge­hen die Schul­den des Erb­las­sers, die im In­ven­tar ver­zeich­net sind, und die Ver­mö­gens­wer­te auf ihn über.

2 Der Er­werb der Erb­schaft mit Rech­ten und Pflich­ten wird auf den Zeit­punkt der Er­öff­nung des Erb­gan­ges zu­rück­be­zo­gen.

3 Für die Schul­den, die im In­ven­tar ver­zeich­net sind, haf­tet der Er­be so­wohl mit der Erb­schaft als mit sei­nem ei­ge­nen Ver­mö­gen.

Art. 590  

2. Haf­tung aus­ser In­ven­tar

 

1 Den Gläu­bi­gern des Erb­las­sers, de­ren For­de­run­gen aus dem Grun­de nicht in das In­ven­tar auf­ge­nom­men wor­den sind, weil sie de­ren An­mel­dung ver­säumt ha­ben, sind die Er­ben we­der per­sön­lich noch mit der Erb­schaft haft­bar.

2 Ha­ben die Gläu­bi­ger oh­ne ei­ge­ne Schuld die An­mel­dung zum In­ven­tar un­ter­las­sen, oder sind de­ren For­de­run­gen trotz An­mel­dung in das Ver­zeich­nis nicht auf­ge­nom­men wor­den, so haf­tet der Er­be, so­weit er aus der Erb­schaft be­rei­chert ist.

3 In al­len Fäl­len kön­nen die Gläu­bi­ger ih­re For­de­run­gen gel­tend ma­chen, so­weit sie durch Pfand­recht an Erb­schaftssa­chen ge­deckt sind.

Art. 591  

E. Haf­tung für Bürg­schafts­schul­den

 

Bürg­schafts­schul­den des Erb­las­sers wer­den im In­ven­tar be­son­ders auf­ge­zeich­net und kön­nen ge­gen den Er­ben, auch wenn er die Erb­schaft an­nimmt, nur bis zu dem Be­tra­ge gel­tend ge­macht wer­den, der bei der kon­kurs­mäs­si­gen Til­gung al­ler Schul­den aus der Erb­schaft auf die Bürg­schafts­schul­den fal­len wür­de.

Art. 592  

F. Er­werb durch das Ge­mein­we­sen

 

Fällt ei­ne Erb­schaft an das Ge­mein­we­sen, so wird von Am­tes we­gen ein Rech­nungs­ruf vor­ge­nom­men, und es haf­tet das Ge­mein­we­sen für die Schul­den der Erb­schaft nur im Um­fan­ge der Ver­mö­gens­wer­te, die es aus der Erb­schaft er­wor­ben hat.

Vierter Abschnitt: Die amtliche Liquidation

Art. 593  

A. Vor­aus­set­zung

I. Be­geh­ren ei­nes Er­ben

 

1 Je­der Er­be ist be­fugt, an­statt die Erb­schaft aus­zu­schla­gen oder un­ter öf­fent­li­chem In­ven­tar an­zu­neh­men, die amt­li­che Li­qui­da­ti­on zu ver­lan­gen.

2 So­lan­ge je­doch ein Mit­er­be die An­nah­me er­klärt, kann dem Be­geh­ren kei­ne Fol­ge ge­ge­ben wer­den.

3 Im Fal­le der amt­li­chen Li­qui­da­ti­on wer­den die Er­ben für die Schul­den der Erb­schaft nicht haft­bar.

Art. 594  

II. Be­geh­ren der Gläu­bi­ger des Erb­las­sers

 

1 Ha­ben die Gläu­bi­ger des Erb­las­sers be­grün­de­te Be­sorg­nis, dass ih­re For­de­run­gen nicht be­zahlt wer­den, und wer­den sie auf ihr Be­geh­ren nicht be­frie­digt oder si­cher­ge­stellt, so kön­nen sie bin­nen drei Mo­na­ten, vom To­de des Erb­las­sers oder der Er­öff­nung der Ver­fü­gung an ge­rech­net, die amt­li­che Li­qui­da­ti­on der Erb­schaft ver­lan­gen.

2 Die Ver­mächt­nis­neh­mer kön­nen un­ter der glei­chen Vor­aus­set­zung zu ih­rer Si­cher­stel­lung vor­sorg­li­che Mass­re­geln ver­lan­gen.

Art. 595  

B. Ver­fah­ren

I. Ver­wal­tung

 

1 Die amt­li­che Li­qui­da­ti­on wird von der zu­stän­di­gen Be­hör­de oder in de­ren Auf­trag von ei­nem oder meh­re­ren Erb­schafts­ver­wal­tern durch­ge­führt.

2 Sie be­ginnt mit der Auf­nah­me ei­nes In­ven­tars, wo­mit ein Rech­nungs­ruf ver­bun­den wird.

3 Der Erb­schafts­ver­wal­ter steht un­ter der Auf­sicht der Be­hör­de, und die Er­ben sind be­fugt, bei die­ser ge­gen die von ihm be­ab­sich­tig­ten oder ge­trof­fe­nen Mass­re­geln Be­schwer­de zu er­he­ben.

Art. 596  

II. Or­dent­li­che Li­qui­da­ti­on

 

1 Zum Zwe­cke der Li­qui­da­ti­on sind die lau­fen­den Ge­schäf­te des Erb­las­sers zu be­en­di­gen, sei­ne Ver­pflich­tun­gen zu er­fül­len, sei­ne For­de­run­gen ein­zu­zie­hen, die Ver­mächt­nis­se nach Mög­lich­keit aus­zu­rich­ten, die Rech­te und Pflich­ten des Erb­las­sers, so­weit nö­tig, ge­richt­lich fest­zu­stel­len und sein Ver­mö­gen zu ver­sil­bern.

2 Die Ver­äus­se­rung von Grund­stücken des Erb­las­sers er­folgt durch öf­fent­li­che Ver­stei­ge­rung und darf nur mit Zu­stim­mung al­ler Er­ben aus frei­er Hand statt­fin­den.

3 Die Er­ben kön­nen ver­lan­gen, dass ih­nen die Sa­chen und Gel­der der Erb­schaft, die für die Li­qui­da­ti­on ent­behr­lich sind, schon wäh­rend der­sel­ben ganz oder teil­wei­se aus­ge­lie­fert wer­den.

Art. 597  

III. Kon­kur­samt­li­che Li­qui­da­ti­on

 

Ist die Erb­schaft über­schul­det, so er­folgt die Li­qui­da­ti­on durch das Kon­kur­samt nach den Vor­schrif­ten des Kon­kurs­rech­tes.

Fünfter Abschnitt: Die Erbschaftsklage

Art. 598  

A. Vor­aus­set­zung

 

1 Wer auf ei­ne Erb­schaft oder auf Erb­schaftssa­chen als ge­setz­li­cher oder ein­ge­setz­ter Er­be ein bes­se­res Recht zu ha­ben glaubt als der Be­sit­zer, ist be­fugt, sein Recht mit der Erb­schafts­kla­ge gel­tend zu ma­chen.

2515

515 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 3 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 599  

B. Wir­kung

 

1 Wird die Kla­ge gut­ge­heis­sen, so hat der Be­sit­zer die Erb­schaft oder die Erb­schaftssa­chen nach den Be­sit­zes­re­geln an den Klä­ger her­aus­zu­ge­ben.

2 Auf die Er­sit­zung an Erb­schaftssa­chen kann sich der Be­klag­te ge­gen­über der Erb­schafts­kla­ge nicht be­ru­fen.

Art. 600  

C. Ver­jäh­rung

 

1 Die Erb­schafts­kla­ge ver­jährt ge­gen­über ei­nem gut­gläu­bi­gen Be­klag­ten mit Ab­lauf ei­nes Jah­res, von dem Zeit­punk­te an ge­rech­net, da der Klä­ger von dem Be­sitz des Be­klag­ten und von sei­nem ei­ge­nen bes­sern Recht Kennt­nis er­hal­ten hat, in al­len Fäl­len aber mit dem Ab­lauf von zehn Jah­ren, vom To­de des Erb­las­sers oder dem Zeit­punk­te der Er­öff­nung sei­ner letzt­wil­li­gen Ver­fü­gung an ge­rech­net.

2 Ge­gen­über ei­nem bös­gläu­bi­gen Be­klag­ten be­trägt die Ver­jäh­rungs­frist stets 30 Jah­re.

Art. 601  

D. Kla­ge der Ver­mächt­nis­neh­mer

 

Die Kla­ge des Ver­mächt­nis­neh­mers ver­jährt mit dem Ab­lauf von zehn Jah­ren, von der Mit­tei­lung der Ver­fü­gung oder vom Zeit­punkt an ge­rech­net, auf den das Ver­mächt­nis spä­ter fäl­lig wird.

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