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Erster Abschnitt: Die Sicherungsmassregeln

Art. 551  

A. Im All­ge­mei­nen

 

1 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de hat von Am­tes we­gen die zur Si­che­rung des Erb­gan­ges nö­ti­gen Mass­re­geln zu tref­fen.490

2 Sol­che Mass­re­geln sind ins­be­son­de­re in den vom Ge­set­ze vor­ge­se­he­nen Fäl­len die Sie­ge­lung der Erb­schaft, die Auf­nah­me des In­ven­tars, die An­ord­nung der Erb­schafts­ver­wal­tung und die Er­öff­nung der letzt­wil­li­gen Ver­fü­gun­gen.

3491

490 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des Ge­richts­stands­ge­set­zes vom 24. März 2000, in Kraft seit 1. Jan. 2001 (AS 2000 2355; BBl 1999 2829).

491 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 2 des Ge­richts­stands­ge­set­zes vom 24. März 2000, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2001 (AS 2000 2355; BBl 1999 2829).

Art. 552  

B. Sie­ge­lung der Erb­schaft

 

Die Sie­ge­lung der Erb­schaft wird in den Fäl­len an­ge­ord­net, für die das kan­to­na­le Recht sie vor­sieht.

Art. 553  

C. In­ven­tar

 

1 Die Auf­nah­me ei­nes In­ven­tars wird an­ge­ord­net, wenn:

1.
ein min­der­jäh­ri­ger Er­be un­ter Vor­mund­schaft steht oder zu stel­len ist;
2.
ein Er­be dau­ernd und oh­ne Ver­tre­tung ab­we­send ist;
3.
ei­ner der Er­ben oder die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de es ver­langt;
4.
ein voll­jäh­ri­ger Er­be un­ter um­fas­sen­der Bei­stand­schaft steht oder un­ter sie zu stel­len ist.492

2 Sie er­folgt nach den Vor­schrif­ten des kan­to­na­len Rech­tes und ist in der Re­gel bin­nen zwei Mo­na­ten seit dem To­de des Erb­las­sers durch­zu­füh­ren.

3 Die Auf­nah­me ei­nes In­ven­tars kann durch die kan­to­na­le Ge­setz­ge­bung für wei­te­re Fäl­le vor­ge­schrie­ben wer­den.

492 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 554  

D. Erb­schafts­ver­wal­tung

I. Im All­ge­mei­nen

 

1 Die Erb­schafts­ver­wal­tung wird an­ge­ord­net:

1.
wenn ein Er­be dau­ernd und oh­ne Ver­tre­tung ab­we­send ist, so­fern es sei­ne In­ter­es­sen er­for­dern;
2.
wenn kei­ner der An­spre­cher sein Erbrecht ge­nü­gend nach­zu­wei­sen ver­mag oder das Vor­han­den­sein ei­nes Er­ben un­ge­wiss ist;
3.
wenn nicht al­le Er­ben des Erb­las­sers be­kannt sind;
4.
wo das Ge­setz sie für be­son­de­re Fäl­le vor­sieht.

2 Hat der Erb­las­ser einen Wil­lens­voll­stre­cker be­zeich­net, so ist die­sem die Ver­wal­tung zu über­ge­ben.

3 Stand die ver­stor­be­ne Per­son un­ter ei­ner Bei­stand­schaft, wel­che die Ver­mö­gens­ver­wal­tung um­fasst, so ob­liegt dem Bei­stand auch die Erb­schafts­ver­wal­tung, so­fern nichts an­de­res an­ge­ord­net wird.493

493 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 555  

II. Bei un­be­kann­ten Er­ben

 

1 Ist die Be­hör­de im un­ge­wis­sen, ob der Erb­las­ser Er­ben hin­ter­las­sen hat oder nicht, oder ob ihr al­le Er­ben be­kannt sind, so sind die Be­rech­tig­ten in an­ge­mes­se­ner Wei­se öf­fent­lich auf­zu­for­dern, sich bin­nen Jah­res­frist zum Erb­gan­ge zu mel­den.

2 Er­folgt wäh­rend die­ser Frist kei­ne An­mel­dung und sind der Be­hör­de kei­ne Er­ben be­kannt, so fällt die Erb­schaft un­ter Vor­be­halt der Erb­schafts­kla­ge an das erb­be­rech­tig­te Ge­mein­we­sen.

Art. 556  

E. Er­öff­nung der letzt­wil­li­gen Ver­fü­gung

I. Pflicht zur Ein­lie­fe­rung

 

1 Fin­det sich beim To­de des Erb­las­sers ei­ne letzt­wil­li­ge Ver­fü­gung vor, so ist sie der Be­hör­de un­ver­weilt ein­zu­lie­fern, und zwar auch dann, wenn sie als un­gül­tig er­ach­tet wird.

2 Der Be­am­te, bei dem die Ver­fü­gung pro­to­kol­liert oder hin­ter­legt ist, so­wie je­der­mann, der ei­ne Ver­fü­gung in Ver­wah­rung ge­nom­men oder un­ter den Sa­chen des Erb­las­sers vor­ge­fun­den hat, ist bei per­sön­li­cher Ver­ant­wort­lich­keit ver­bun­den, die­ser Pflicht nach­zu­kom­men, so­bald er vom To­de des Erb­las­sers Kennt­nis er­hal­ten hat.

3 Nach der Ein­lie­fe­rung hat die Be­hör­de, so­weit tun­lich nach Anhö­rung der Be­tei­lig­ten, ent­we­der die Erb­schaft einst­wei­len den ge­setz­li­chen Er­ben zu über­las­sen oder die Erb­schafts­ver­wal­tung an­zu­ord­nen.

Art. 557  

II. Er­öff­nung

 

1 Die Ver­fü­gung des Erb­las­sers muss bin­nen Mo­nats­frist nach der Ein­lie­fe­rung von der zu­stän­di­gen Be­hör­de er­öff­net wer­den.

2 Zu der Er­öff­nung wer­den die Er­ben, so­weit sie den Be­hör­den be­kannt sind, vor­ge­la­den.

3 Hin­ter­lässt der Erb­las­ser mehr als ei­ne Ver­fü­gung, so sind sie al­le der Be­hör­de ein­zu­lie­fern und von ihr zu er­öff­nen.

Art. 558  

III. Mit­tei­lung an die Be­tei­lig­ten

 

1 Al­le an der Erb­schaft Be­tei­lig­ten er­hal­ten auf Kos­ten der Erb­schaft ei­ne Ab­schrift der er­öff­ne­ten Ver­fü­gung, so­weit die­se sie an­geht.

2 An Be­dach­te un­be­kann­ten Auf­ent­halts er­folgt die Mit­tei­lung durch ei­ne an­ge­mes­se­ne öf­fent­li­che Aus­kün­dung.

Art. 559  

IV. Aus­lie­fe­rung der Erb­schaft

 

1 Nach Ab­lauf ei­nes Mo­nats seit der Mit­tei­lung an die Be­tei­lig­ten wird den ein­ge­setz­ten Er­ben, wenn die ge­setz­li­chen Er­ben oder die aus ei­ner frü­he­ren Ver­fü­gung Be­dach­ten nicht aus­drück­lich de­ren Be­rech­ti­gung be­strit­ten ha­ben, auf ihr Ver­lan­gen von der Be­hör­de ei­ne Be­schei­ni­gung dar­über aus­ge­stellt, dass sie un­ter Vor­be­halt der Un­gül­tig­keits­kla­ge und der Erb­schafts­kla­ge als Er­ben an­er­kannt sei­en.

2 Zu­gleich wird ge­ge­be­nen Fal­les der Erb­schafts­ver­wal­ter an­ge­wie­sen, ih­nen die Erb­schaft aus­zu­lie­fern.

Zweiter Abschnitt: Der Erwerb der Erbschaft

Art. 560  

A. Er­werb

I. Er­ben

 

1 Die Er­ben er­wer­ben die Erb­schaft als Gan­zes mit dem To­de des Erb­las­sers kraft Ge­set­zes.

2 Mit Vor­be­halt der ge­setz­li­chen Aus­nah­men ge­hen die For­de­run­gen, das Ei­gen­tum, die be­schränk­ten ding­li­chen Rech­te und der Be­sitz des Erb­las­sers oh­ne wei­te­res auf sie über, und die Schul­den des Erblas­sers wer­den zu per­sön­li­chen Schul­den der Er­ben.

3 Der Er­werb der ein­ge­setz­ten Er­ben wird auf den Zeit­punkt der Er­öff­nung des Erb­gan­ges zu­rück­be­zo­gen, und es ha­ben die ge­setz­li­chen Er­ben ih­nen die Erb­schaft nach den Be­sit­zes­re­geln her­aus­zu­ge­ben.

Art. 561494  

II. …

 

494Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 5. Okt. 1984, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1988 (AS 1986 122; BBl 1979 II 1191).

Art. 562  

III. Ver­mächt­nis­neh­mer

1. Er­werb

 

1 Die Ver­mächt­nis­neh­mer ha­ben ge­gen die Be­schwer­ten oder, wenn sol­che nicht be­son­ders ge­nannt sind, ge­gen die ge­setz­li­chen oder ein­ge­setz­ten Er­ben einen per­sön­li­chen An­spruch.

2 Wenn aus der Ver­fü­gung nichts an­de­res her­vor­geht, so wird der An­spruch fäl­lig, so­bald der Be­schwer­te die Erb­schaft an­ge­nom­men hat oder sie nicht mehr aus­schla­gen kann.

3 Kom­men die Er­ben ih­rer Ver­pflich­tung nicht nach, so kön­nen sie zur Aus­lie­fe­rung der ver­mach­ten Erb­schaftssa­chen, oder wenn ir­gend­ei­ne Hand­lung den Ge­gen­stand der Ver­fü­gung bil­det, zu Scha­de­ner­satz an­ge­hal­ten wer­den.

Art. 563  

2. Ge­gen­stand

 

1 Ist dem Be­dach­ten ei­ne Nutz­nies­sung oder ei­ne Ren­te oder ei­ne an­de­re zeit­lich wie­der­keh­ren­de Leis­tung ver­macht, so be­stimmt sich sein An­spruch, wo es nicht an­ders an­ge­ord­net ist, nach den Vor­schrif­ten des Sa­chen- und Ob­li­ga­tio­nen­rech­tes.

2 Ist ein Ver­si­che­rungs­an­spruch auf den Tod des Erb­las­sers ver­macht, so kann ihn der Be­dach­te un­mit­tel­bar gel­tend ma­chen.

Art. 564  

3. Ver­hält­nis von Gläu­bi­ger und Ver­mächt­nis­neh­mer

 

1 Die Gläu­bi­ger des Erb­las­sers ge­hen mit ih­ren An­sprü­chen den Ver­mächt­nis­neh­mern vor.

2 Die Gläu­bi­ger des Er­ben ste­hen, wenn die­ser die Erb­schaft vor­be­halt­los er­wor­ben hat, den Gläu­bi­gern des Erb­las­sers gleich.

Art. 565  

4. Her­ab­set­zung

 

1 Zah­len die Er­ben nach Aus­rich­tung der Ver­mächt­nis­se Erb­schafts­schul­den, von de­nen sie vor­her kei­ne Kennt­nis hat­ten, so sind sie be­fugt, die Ver­mächt­nis­neh­mer in­so­weit zu ei­ner ver­hält­nis­mäs­si­gen Rück­leis­tung an­zu­hal­ten, als sie die Her­ab­set­zung der Ver­mächt­nis­se hät­ten be­an­spru­chen kön­nen.

2 Die Ver­mächt­nis­neh­mer kön­nen je­doch höchs­tens im Um­fan­ge der zur Zeit der Rück­for­de­rung noch vor­han­de­nen Be­rei­che­rung in An­spruch ge­nom­men wer­den.

Art. 566  

B. Aus­schla­gung

I. Er­klä­rung

1. Be­fug­nis

 

1 Die ge­setz­li­chen und die ein­ge­setz­ten Er­ben ha­ben die Be­fug­nis, die Erb­schaft, die ih­nen zu­ge­fal­len ist, aus­zu­schla­gen.

2 Ist die Zah­lungs­un­fä­hig­keit des Erb­las­sers im Zeit­punkt sei­nes To­des amt­lich fest­ge­stellt oder of­fen­kun­dig, so wird die Aus­schla­gung ver­mu­tet.

Art. 567  

2. Be­fris­tung

a. Im All­ge­mei­nen

 

1 Die Frist zur Aus­schla­gung be­trägt drei Mo­na­te.

2 Sie be­ginnt für die ge­setz­li­chen Er­ben, so­weit sie nicht nach­weis­bar erst spä­ter von dem Erb­fall Kennt­nis er­hal­ten ha­ben, mit dem Zeit­punk­te, da ih­nen der Tod des Erb­las­sers be­kannt ge­wor­den, und für die ein­ge­setz­ten Er­ben mit dem Zeit­punk­te, da ih­nen die amt­li­che Mit­tei­lung von der Ver­fü­gung des Erb­las­sers zu­ge­kom­men ist.

Art. 568  

b. Bei In­ven­tar­auf­nah­me

 

Ist ein In­ven­tar als Si­che­rungs­mass­re­gel auf­ge­nom­men wor­den, so be­ginnt die Frist zur Aus­schla­gung für al­le Er­ben mit dem Ta­ge, an dem die Be­hör­de ih­nen von dem Ab­schlus­se des In­ven­tars Kennt­nis ge­ge­ben hat.

Art. 569  

3. Über­gang der Aus­schla­gungs­be­fug­nis

 

1 Stirbt ein Er­be vor der Aus­schla­gung oder An­nah­me der Erb­schaft, so geht die Be­fug­nis zur Aus­schla­gung auf sei­ne Er­ben über.

2 Die Frist zur Aus­schla­gung be­ginnt für die­se Er­ben mit dem Zeit­punk­te, da sie von dem An­fall der Erb­schaft an ih­ren Erb­las­ser Kennt­nis er­hal­ten, und en­digt frü­he­s­tens mit dem Ab­lauf der Frist, die ih­nen ge­gen­über ih­rem ei­ge­nen Erb­las­ser für die Aus­schla­gung ge­ge­ben ist.

3 Schla­gen die Er­ben aus und ge­langt die Erb­schaft an an­de­re Er­ben, die vor­her nicht be­rech­tigt wa­ren, so be­ginnt für die­se die Frist mit dem Zeit­punk­te, da sie von der Aus­schla­gung Kennt­nis er­hal­ten ha­ben.

Art. 570  

4. Form

 

1 Die Aus­schla­gung ist von dem Er­ben bei der zu­stän­di­gen Be­hör­de münd­lich oder schrift­lich zu er­klä­ren.

2 Sie muss un­be­dingt und vor­be­halt­los ge­sche­hen.

3 Die Be­hör­de hat über die Aus­schla­gun­gen ein Pro­to­koll zu füh­ren.

Art. 571  

II. Ver­wir­kung der Aus­schla­gungs­be­fug­nis

 

1 Er­klärt der Er­be wäh­rend der an­ge­setz­ten Frist die Aus­schla­gung nicht, so hat er die Erb­schaft vor­be­halt­los er­wor­ben.

2 Hat ein Er­be sich vor Ab­lauf der Frist in die An­ge­le­gen­hei­ten der Erb­schaft ein­ge­mischt oder Hand­lun­gen vor­ge­nom­men, die nicht durch die blos­se Ver­wal­tung der Erb­schaft und durch den Fort­gang der Ge­schäf­te des Erb­las­sers ge­for­dert wa­ren, oder hat er Erb­schafts­sa­chen sich an­ge­eig­net oder ver­heim­licht, so kann er die Erb­schaft nicht mehr aus­schla­gen.

Art. 572  

III. Aus­schla­gung ei­nes Mit­er­ben

 

1 Hin­ter­lässt der Erb­las­ser kei­ne Ver­fü­gung von To­des we­gen und schlägt ei­ner un­ter meh­re­ren Er­ben die Erb­schaft aus, so ver­erbt sich sein An­teil, wie wenn er den Erb­fall nicht er­lebt hät­te.

2 Hin­ter­lässt der Erb­las­ser ei­ne Ver­fü­gung von To­des we­gen, so ge­langt der An­teil, den ein ein­ge­setz­ter Er­be aus­schlägt, wenn kein an­de­rer Wil­le des Erb­las­sers aus der Ver­fü­gung er­sicht­lich ist, an des­sen nächs­ten ge­setz­li­chen Er­ben.

Art. 573  

IV. Aus­schla­gung al­ler näch­sten Er­ben

1. Im All­ge­mei­nen

 

1 Wird die Erb­schaft von al­len nächs­ten ge­setz­li­chen Er­ben aus­ge­schla­gen, so ge­langt sie zur Li­qui­da­ti­on durch das Kon­kur­samt.

2 Er­gibt sich in der Li­qui­da­ti­on nach De­ckung der Schul­den ein Über­schuss, so wird die­ser den Be­rech­tig­ten über­las­sen, wie wenn kei­ne Aus­schla­gung statt­ge­fun­den hät­te.

Art. 574  

2. Be­fug­nis der über­le­ben­den Ehe­gat­ten

 

Ha­ben die Nach­kom­men die Erb­schaft aus­ge­schla­gen, so wird der über­le­ben­de Ehe­gat­te von der Be­hör­de hie­von in Kennt­nis ge­setzt und kann bin­nen Mo­nats­frist die An­nah­me er­klä­ren.

Art. 575  

3. Aus­schla­gung zu­guns­ten nach­fol­gen­der Er­ben

 

1 Die Er­ben kön­nen bei der Aus­schla­gung ver­lan­gen, dass die auf sie fol­gen­den Er­ben noch an­ge­fragt wer­den, be­vor die Erb­schaft li­qui­diert wird.

2 In die­sem Fal­le ist sei­tens der Be­hör­de den fol­gen­den Er­ben von der Aus­schla­gung der vor­ge­hen­den Kennt­nis zu ge­ben, und wenn dar­auf je­ne Er­ben nicht bin­nen Mo­nats­frist die An­nah­me der Erb­schaft er­klä­ren, so ist sie auch von ih­nen aus­ge­schla­gen.

Art. 576  

V. Frist­ver­län­ge­rung

 

Aus wich­ti­gen Grün­den kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de den ge­setz­li­chen und den ein­ge­setz­ten Er­ben ei­ne Frist­ver­län­ge­rung ge­wäh­ren oder ei­ne neue Frist an­set­zen.

Art. 577  

VI. Aus­schla­gung ei­nes Ver­mächt­nis­ses

 

Schlägt ein Ver­mächt­nis­neh­mer das Ver­mächt­nis aus, so fällt es zu­guns­ten des Be­schwer­ten weg, wenn kein an­de­rer Wil­le des Erb­las­sers aus der Ver­fü­gung er­sicht­lich ist.

Art. 578  

VII. Si­che­rung für die Gläu­bi­ger des Er­ben

 

1 Hat ein über­schul­de­ter Er­be die Erb­schaft zu dem Zwe­cke aus­ge­schla­gen, dass sie sei­nen Gläu­bi­gern ent­zo­gen blei­be, so kön­nen die­se oder die Kon­kurs­ver­wal­tung die Aus­schla­gung bin­nen sechs Mo­na­ten an­fech­ten, wenn ih­re For­de­run­gen nicht si­cher­ge­stellt wer­den.

2 Wird ih­re An­fech­tung gut­ge­heis­sen, so ge­langt die Erb­schaft zur amt­li­chen Li­qui­da­ti­on.

3 Ein Über­schuss dient in ers­ter Li­nie zur Be­frie­di­gung der an­fech­ten­den Gläu­bi­ger und fällt nach De­ckung der üb­ri­gen Schul­den an die Er­ben, zu de­ren Guns­ten aus­ge­schla­gen wur­de.

Art. 579  

VIII. Haf­tung im Fal­le der Aus­schla­gung

 

1 Schla­gen die Er­ben ei­nes zah­lungs­un­fä­hi­gen Erb­las­sers die Erb­schaft aus, so haf­ten sie des­sen Gläu­bi­gern gleich­wohl in­so­weit, als sie vom Erb­las­ser in­ner­halb der letz­ten fünf Jah­re vor sei­nem To­de Ver­mö­gens­wer­te emp­fan­gen ha­ben, die bei der Erb­tei­lung der Aus­glei­chung un­ter­wor­fen sein wür­den.

2 Die lan­des­üb­li­che Aus­stat­tung bei der Ver­hei­ra­tung so­wie die Kos­ten der Er­zie­hung und Aus­bil­dung wer­den von die­ser Haf­tung nicht ge­trof­fen.

3 Gut­gläu­bi­ge Er­ben haf­ten nur, so­weit sie noch be­rei­chert sind.

Dritter Abschnitt: Das öffentliche Inventar

Art. 580  

A. Vor­aus­set­zung

 

1 Je­der Er­be, der die Be­fug­nis hat, die Erb­schaft aus­zu­schla­gen, ist be­rech­tigt, ein öf­fent­li­ches In­ven­tar zu ver­lan­gen.

2 Das Be­geh­ren muss bin­nen Mo­nats­frist in der glei­chen Form wie die Aus­schla­gung bei der zu­stän­di­gen Be­hör­de an­ge­bracht wer­den.

3 Wird es von ei­nem der Er­ben ge­stellt, so gilt es auch für die üb­ri­gen.

Art. 581  

B. Ver­fah­ren

I. In­ven­tar

 

1 Das öf­fent­li­che In­ven­tar wird durch die zu­stän­di­ge Be­hör­de nach den Vor­schrif­ten des kan­to­na­len Rech­tes er­rich­tet und be­steht in der An­le­gung ei­nes Ver­zeich­nis­ses der Ver­mö­gens­wer­te und Schul­den der Erb­schaft, wo­bei al­le In­ven­tar­stücke mit ei­ner Schät­zung zu ver­se­hen sind.

2 Wer über die Ver­mö­gens­ver­hält­nis­se des Erb­las­sers Aus­kunft ge­ben kann, ist bei sei­ner Ver­ant­wort­lich­keit ver­pflich­tet, der Be­hör­de al­le von ihr ver­lang­ten Auf­schlüs­se zu er­tei­len.

3 Ins­be­son­de­re ha­ben die Er­ben der Be­hör­de die ih­nen be­kann­ten Schul­den des Erb­las­sers mit­zu­tei­len.

Art. 582  

II. Rech­nungs­ruf

 

1 Mit der Auf­nah­me des In­ven­tars ver­bin­det die Be­hör­de einen Rech­nungs­ruf, durch den auf dem We­ge an­ge­mes­se­ner öf­fent­li­cher Aus­kün­dung die Gläu­bi­ger und Schuld­ner des Erb­las­sers mit Ein­schluss der Bürg­schafts­gläu­bi­ger auf­ge­for­dert wer­den, bin­nen ei­ner be­stimm­ten Frist ih­re For­de­run­gen und Schul­den an­zu­mel­den.

2 Die Gläu­bi­ger sind da­bei auf die Fol­gen der Nicht­an­mel­dung auf­merk­sam zu ma­chen.

3 Die Frist ist auf min­des­tens einen Mo­nat, vom Ta­ge der ers­ten Aus­kün­dung an ge­rech­net, an­zu­set­zen.

Art. 583  

III. Auf­nah­me von Am­tes we­gen

 

1 For­de­run­gen und Schul­den, die aus öf­fent­li­chen Bü­chern oder aus den Pa­pie­ren des Erb­las­sers er­sicht­lich sind, wer­den von Am­tes we­gen in das In­ven­tar auf­ge­nom­men.

2 Die Auf­nah­me ist den Schuld­nern und Gläu­bi­gern an­zu­zei­gen.

Art. 584  

IV. Er­geb­nis

 

1 Nach Ab­lauf der Aus­kün­dungs­frist wird das In­ven­tar ge­schlos­sen und hier­auf wäh­rend we­nigs­tens ei­nes Mo­nats zur Ein­sicht der Be­tei­lig­ten auf­ge­legt.

2 Die Kos­ten wer­den von der Erb­schaft und, wo die­se nicht aus­reicht, von den Er­ben ge­tra­gen, die das In­ven­tar ver­langt ha­ben.

Art. 585  

C. Ver­hält­nis der Er­ben wäh­rend des In­ven­tars

I. Ver­wal­tung

 

1 Wäh­rend der Dau­er des In­ven­tars dür­fen nur die not­wen­di­gen Ver­wal­tungs­hand­lun­gen vor­ge­nom­men wer­den.

2 Ge­stat­tet die Be­hör­de die Fort­set­zung des Ge­schäf­tes des Erblas­sers durch einen Er­ben, so sind des­sen Mit­er­ben be­fugt, Si­chers­tel­lung zu ver­lan­gen.

Art. 586  

II. Be­trei­bung, Pro­zes­se, Ver­jäh­rung

 

1 Die Be­trei­bung für die Schul­den des Erb­las­sers ist wäh­rend der Dau­er des In­ven­tars aus­ge­schlos­sen.

2495

3 Pro­zes­se kön­nen mit Aus­nah­me von drin­gen­den Fäl­len we­der fort­ge­setzt noch an­ge­ho­ben wer­den.

495 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 3 des BG vom 15. Ju­ni 2018 (Re­vi­si­on des Ver­jäh­rungs­rechts), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2020 (AS 2018 5343; BBl 2014 235).

Art. 587  

D. Wir­kung

I. Frist zur Er­klä­rung

 

1 Nach Ab­schluss des In­ven­tars wird je­der Er­be auf­ge­for­dert, sich bin­nen Mo­nats­frist über den Er­werb der Erb­schaft zu er­klä­ren.

2 Wo die Um­stän­de es recht­fer­ti­gen, kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de zur Ein­ho­lung von Schät­zun­gen, zur Er­le­di­gung von strei­ti­gen An­sprü­chen u. dgl. ei­ne wei­te­re Frist ein­räu­men.

Art. 588  

II. Er­klä­rung

 

1 Der Er­be kann wäh­rend der an­ge­setz­ten Frist aus­schla­gen oder die amt­li­che Li­qui­da­ti­on ver­lan­gen oder die Erb­schaft un­ter öf­fent­li­chem In­ven­tar oder vor­be­halt­los an­neh­men.

2 Gibt er kei­ne Er­klä­rung ab, so hat er die Erb­schaft un­ter öf­fent­li­chem In­ven­tar an­ge­nom­men.

Art. 589  

III. Fol­gen der An­nah­me un­ter öf­fent­li­chem In­ven­tar

1. Haf­tung nach In­ven­tar

 

1 Über­nimmt ein Er­be die Erb­schaft un­ter öf­fent­li­chem In­ven­tar, so ge­hen die Schul­den des Erb­las­sers, die im In­ven­tar ver­zeich­net sind, und die Ver­mö­gens­wer­te auf ihn über.

2 Der Er­werb der Erb­schaft mit Rech­ten und Pflich­ten wird auf den Zeit­punkt der Er­öff­nung des Erb­gan­ges zu­rück­be­zo­gen.

3 Für die Schul­den, die im In­ven­tar ver­zeich­net sind, haf­tet der Er­be so­wohl mit der Erb­schaft als mit sei­nem ei­ge­nen Ver­mö­gen.

Art. 590  

2. Haf­tung aus­ser In­ven­tar

 

1 Den Gläu­bi­gern des Erb­las­sers, de­ren For­de­run­gen aus dem Grun­de nicht in das In­ven­tar auf­ge­nom­men wor­den sind, weil sie de­ren An­mel­dung ver­säumt ha­ben, sind die Er­ben we­der per­sön­lich noch mit der Erb­schaft haft­bar.

2 Ha­ben die Gläu­bi­ger oh­ne ei­ge­ne Schuld die An­mel­dung zum In­ven­tar un­ter­las­sen, oder sind de­ren For­de­run­gen trotz An­mel­dung in das Ver­zeich­nis nicht auf­ge­nom­men wor­den, so haf­tet der Er­be, so­weit er aus der Erb­schaft be­rei­chert ist.

3 In al­len Fäl­len kön­nen die Gläu­bi­ger ih­re For­de­run­gen gel­tend ma­chen, so­weit sie durch Pfand­recht an Erb­schaftssa­chen ge­deckt sind.

Art. 591  

E. Haf­tung für Bürg­schafts­schul­den

 

Bürg­schafts­schul­den des Erb­las­sers wer­den im In­ven­tar be­son­ders auf­ge­zeich­net und kön­nen ge­gen den Er­ben, auch wenn er die Erb­schaft an­nimmt, nur bis zu dem Be­tra­ge gel­tend ge­macht wer­den, der bei der kon­kurs­mäs­si­gen Til­gung al­ler Schul­den aus der Erb­schaft auf die Bürg­schafts­schul­den fal­len wür­de.

Art. 592  

F. Er­werb durch das Ge­mein­we­sen

 

Fällt ei­ne Erb­schaft an das Ge­mein­we­sen, so wird von Am­tes we­gen ein Rech­nungs­ruf vor­ge­nom­men, und es haf­tet das Ge­mein­we­sen für die Schul­den der Erb­schaft nur im Um­fan­ge der Ver­mö­gens­wer­te, die es aus der Erb­schaft er­wor­ben hat.

Vierter Abschnitt: Die amtliche Liquidation

Art. 593  

A. Vor­aus­set­zung

I. Be­geh­ren ei­nes Er­ben

 

1 Je­der Er­be ist be­fugt, an­statt die Erb­schaft aus­zu­schla­gen oder un­ter öf­fent­li­chem In­ven­tar an­zu­neh­men, die amt­li­che Li­qui­da­ti­on zu ver­lan­gen.

2 So­lan­ge je­doch ein Mit­er­be die An­nah­me er­klärt, kann dem Be­geh­ren kei­ne Fol­ge ge­ge­ben wer­den.

3 Im Fal­le der amt­li­chen Li­qui­da­ti­on wer­den die Er­ben für die Schul­den der Erb­schaft nicht haft­bar.

Art. 594  

II. Be­geh­ren der Gläu­bi­ger des Erb­las­sers

 

1 Ha­ben die Gläu­bi­ger des Erb­las­sers be­grün­de­te Be­sorg­nis, dass ih­re For­de­run­gen nicht be­zahlt wer­den, und wer­den sie auf ihr Be­geh­ren nicht be­frie­digt oder si­cher­ge­stellt, so kön­nen sie bin­nen drei Mo­na­ten, vom To­de des Erb­las­sers oder der Er­öff­nung der Ver­fü­gung an ge­rech­net, die amt­li­che Li­qui­da­ti­on der Erb­schaft ver­lan­gen.

2 Die Ver­mächt­nis­neh­mer kön­nen un­ter der glei­chen Vor­aus­set­zung zu ih­rer Si­cher­stel­lung vor­sorg­li­che Mass­re­geln ver­lan­gen.

Art. 595  

B. Ver­fah­ren

I. Ver­wal­tung

 

1 Die amt­li­che Li­qui­da­ti­on wird von der zu­stän­di­gen Be­hör­de oder in de­ren Auf­trag von ei­nem oder meh­re­ren Erb­schafts­ver­wal­tern durch­ge­führt.

2 Sie be­ginnt mit der Auf­nah­me ei­nes In­ven­tars, wo­mit ein Rech­nungs­ruf ver­bun­den wird.

3 Der Erb­schafts­ver­wal­ter steht un­ter der Auf­sicht der Be­hör­de, und die Er­ben sind be­fugt, bei die­ser ge­gen die von ihm be­ab­sich­tig­ten oder ge­trof­fe­nen Mass­re­geln Be­schwer­de zu er­he­ben.

Art. 596  

II. Or­dent­li­che Li­qui­da­ti­on

 

1 Zum Zwe­cke der Li­qui­da­ti­on sind die lau­fen­den Ge­schäf­te des Erb­las­sers zu be­en­di­gen, sei­ne Ver­pflich­tun­gen zu er­fül­len, sei­ne For­de­run­gen ein­zu­zie­hen, die Ver­mächt­nis­se nach Mög­lich­keit aus­zu­rich­ten, die Rech­te und Pflich­ten des Erb­las­sers, so­weit nö­tig, ge­richt­lich fest­zu­stel­len und sein Ver­mö­gen zu ver­sil­bern.

2 Die Ver­äus­se­rung von Grund­stücken des Erb­las­sers er­folgt durch öf­fent­li­che Ver­stei­ge­rung und darf nur mit Zu­stim­mung al­ler Er­ben aus frei­er Hand statt­fin­den.

3 Die Er­ben kön­nen ver­lan­gen, dass ih­nen die Sa­chen und Gel­der der Erb­schaft, die für die Li­qui­da­ti­on ent­behr­lich sind, schon wäh­rend der­sel­ben ganz oder teil­wei­se aus­ge­lie­fert wer­den.

Art. 597  

III. Kon­kurs­amt­li­che Li­qui­da­ti­on

 

Ist die Erb­schaft über­schul­det, so er­folgt die Li­qui­da­ti­on durch das Kon­kur­samt nach den Vor­schrif­ten des Kon­kurs­rech­tes.

Fünfter Abschnitt: Die Erbschaftsklage

Art. 598  

A. Vor­aus­set­zung

 

1 Wer auf ei­ne Erb­schaft oder auf Erb­schaftssa­chen als ge­setz­li­cher oder ein­ge­setz­ter Er­be ein bes­se­res Recht zu ha­ben glaubt als der Be­sit­zer, ist be­fugt, sein Recht mit der Erb­schafts­kla­ge gel­tend zu ma­chen.

2496

496 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 3 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 599  

B. Wir­kung

 

1 Wird die Kla­ge gut­ge­heis­sen, so hat der Be­sit­zer die Erb­schaft oder die Erb­schaftssa­chen nach den Be­sit­zes­re­geln an den Klä­ger her­aus­zu­ge­ben.

2 Auf die Er­sit­zung an Erb­schaftssa­chen kann sich der Be­klag­te ge­gen­über der Erb­schafts­kla­ge nicht be­ru­fen.

Art. 600  

C. Ver­jäh­rung

 

1 Die Erb­schafts­kla­ge ver­jährt ge­gen­über ei­nem gut­gläu­bi­gen Be­klag­ten mit Ab­lauf ei­nes Jah­res, von dem Zeit­punk­te an ge­rech­net, da der Klä­ger von dem Be­sitz des Be­klag­ten und von sei­nem ei­ge­nen bes­sern Recht Kennt­nis er­hal­ten hat, in al­len Fäl­len aber mit dem Ab­lauf von zehn Jah­ren, vom To­de des Erb­las­sers oder dem Zeit­punk­te der Er­öff­nung sei­ner letzt­wil­li­gen Ver­fü­gung an ge­rech­net.

2 Ge­gen­über ei­nem bös­gläu­bi­gen Be­klag­ten be­trägt die Ver­jäh­rungs­frist stets 30 Jah­re.

Art. 601  

D. Kla­ge der Ver­mächt­nis­neh­mer

 

Die Kla­ge des Ver­mächt­nis­neh­mers ver­jährt mit dem Ab­lauf von zehn Jah­ren, von der Mit­tei­lung der Ver­fü­gung oder vom Zeit­punkt an ge­rech­net, auf den das Ver­mächt­nis spä­ter fäl­lig wird.

Siebenzehnter Titel: Die Teilung der Erbschaft

Erster Abschnitt: Die Gemeinschaft vor der Teilung

Art. 602  

A. Wir­kung des Erb­gan­ges

I. Er­ben­ge­mein­schaft

 

1 Be­er­ben meh­re­re Er­ben den Erb­las­ser, so be­steht un­ter ih­nen, bis die Erb­schaft ge­teilt wird, in­fol­ge des Erb­gan­ges ei­ne Ge­mein­schaft al­ler Rech­te und Pflich­ten der Erb­schaft.

2 Sie wer­den Ge­sam­tei­gen­tü­mer der Erb­schafts­ge­gen­stän­de und ver­fü­gen un­ter Vor­be­halt der ver­trag­li­chen oder ge­setz­li­chen Ver­tre­tungs- und Ver­wal­tungs­be­fug­nis­se über die Rech­te der Erb­schaft ge­mein­sam.

3 Auf Be­geh­ren ei­nes Mit­er­ben kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de für die Er­ben­ge­mein­schaft bis zur Tei­lung ei­ne Ver­tre­tung be­stel­len.

Art. 603  

II. Haf­tung der Er­ben

 

1 Für die Schul­den des Erb­las­sers wer­den die Er­ben so­li­da­risch haft­bar.

2 Die an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung, die den Kin­dern oder Gross­kin­dern für Zu­wen­dun­gen an den mit dem Erb­las­ser ge­mein­sam ge­führ­ten Haus­halt ge­schul­det wird, ist zu den Erb­schafts­schul­den zu rech­nen, so­weit da­durch nicht ei­ne Über­schul­dung der Erb­schaft ent­steht.497

497Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 6. Okt. 1972, in Kraft seit 15. Fe­br. 1973 (AS 1973 93; BBl 1970 I 805, 1971 I 737).

Art. 604  

B. Tei­lungs­an­spruch

 

1 Je­der Mit­er­be kann zu be­lie­bi­ger Zeit die Tei­lung der Erb­schaft ver­lan­gen, so­weit er nicht durch Ver­trag oder Vor­schrift des Ge­set­zes zur Ge­mein­schaft ver­pflich­tet ist.

2 Auf An­su­chen ei­nes Er­ben kann das Ge­richt vor­über­ge­hend ei­ne Ver­schie­bung der Tei­lung der Erb­schaft oder ein­zel­ner Erb­schafts­sa­chen an­ord­nen, wenn de­ren so­for­ti­ge Vor­nah­me den Wert der Erb­schaft er­heb­lich schä­di­gen wür­de.

3 Den Mit­er­ben ei­nes zah­lungs­un­fä­hi­gen Er­ben steht die Be­fug­nis zu, zur Si­che­rung ih­rer An­sprü­che so­fort nach dem Erb­gan­ge vor­sorg­li­che Mass­re­geln zu ver­lan­gen.

Art. 605  

C. Ver­schie­bung der Tei­lung

 

1 Ist beim Erb­gang auf ein noch nicht ge­bo­re­nes Kind Rück­sicht zu neh­men, so muss die Tei­lung bis zum Zeit­punk­te sei­ner Ge­burt ver­scho­ben wer­den.

2 Eben­so lan­ge hat die Mut­ter, so­weit dies für ih­ren Un­ter­halt er­for­der­lich ist, An­spruch auf den Ge­nuss am Ge­mein­schafts­ver­mö­gen.

Art. 606  

D. An­spruch der Haus­ge­nos­sen

 

Er­ben, die zur Zeit des To­des des Erb­las­sers in des­sen Haus­hal­tung ih­ren Un­ter­halt er­hal­ten ha­ben, kön­nen ver­lan­gen, dass ih­nen nach dem To­de des Erb­las­sers der Un­ter­halt noch wäh­rend ei­nes Mo­nats auf Ko­sten der Erb­schaft zu­teil wer­de.

Zweiter Abschnitt: Die Teilungsart

Art. 607  

A. Im All­ge­mei­nen

 

1 Ge­setz­li­che Er­ben ha­ben so­wohl un­ter sich als mit ein­ge­setz­ten Er­ben nach den glei­chen Grund­sät­zen zu tei­len.

2 Sie kön­nen, wo es nicht an­ders an­ge­ord­net ist, die Tei­lung frei ver­ein­ba­ren.

3 Mit­er­ben, die sich im Be­sit­ze von Erb­schaftssa­chen be­fin­den oder Schuld­ner des Erb­las­sers sind, ha­ben hier­über bei der Tei­lung ge­nau­en Auf­schluss zu ge­ben.

Art. 608  

B. Ord­nung der Tei­lung

I. Ver­fü­gung des Erb­las­sers

 

1 Der Erb­las­ser ist be­fugt, durch Ver­fü­gung von To­des we­gen sei­nen Er­ben Vor­schrif­ten über die Tei­lung und Bil­dung der Tei­le zu ma­chen.

2 Un­ter Vor­be­halt der Aus­glei­chung bei ei­ner Un­gleich­heit der Tei­le, die der Erb­las­ser nicht be­ab­sich­tigt hat, sind die­se Vor­schrif­ten für die Er­ben ver­bind­lich.

3 Ist nicht ein an­de­rer Wil­le des Erb­las­sers aus der Ver­fü­gung er­sicht­lich, so gilt die Zu­wei­sung ei­ner Erb­schaftssa­che an einen Er­ben als ei­ne blos­se Tei­lungs­vor­schrift und nicht als Ver­mächt­nis.

Art. 609  

II. Mit­wir­kung der Be­hör­de

 

1 Auf Ver­lan­gen ei­nes Gläu­bi­gers, der den An­spruch ei­nes Er­ben auf ei­ne an­ge­fal­le­ne Erb­schaft er­wor­ben oder ge­pfän­det hat, oder der ge­gen ihn Ver­lust­schei­ne be­sitzt, hat die Be­hör­de an Stel­le die­ses Er­ben bei der Tei­lung mit­zu­wir­ken.

2 Dem kan­to­na­len Recht bleibt es vor­be­hal­ten, noch für wei­te­re Fäl­le ei­ne amt­li­che Mit­wir­kung bei der Tei­lung vor­zu­se­hen.

Art. 610  

C. Durch­füh­rung der Tei­lung

I. Gleich­be­rech­ti­gung der Er­ben

 

1 Die Er­ben ha­ben bei der Tei­lung, wenn kei­ne an­dern Vor­schrif­ten Platz grei­fen, al­le den glei­chen An­spruch auf die Ge­gen­stän­de der Erb­schaft.

2 Sie ha­ben ein­an­der über ihr Ver­hält­nis zum Erb­las­ser al­les mit­zu­tei­len, was für die gleich­mäs­si­ge und ge­rech­te Ver­tei­lung der Erb­schaft in Be­rück­sich­ti­gung fällt.

3 Je­der Mit­er­be kann ver­lan­gen, dass die Schul­den des Erb­las­sers vor der Tei­lung der Erb­schaft ge­tilgt oder si­cher­ge­stellt wer­den.

Art. 611  

II. Bil­dung von Lo­sen

 

1 Die Er­ben bil­den aus den Erb­schaftssa­chen so vie­le Tei­le oder Lo­se, als Er­ben oder Erbs­täm­me sind.

2 Kön­nen sie sich nicht ei­ni­gen, so hat auf Ver­lan­gen ei­nes der Er­ben die zu­stän­di­ge Be­hör­de un­ter Be­rück­sich­ti­gung des Orts­ge­brau­ches, der per­sön­li­chen Ver­hält­nis­se und der Wün­sche der Mehr­heit der Mit­er­ben die Lo­se zu bil­den.

3 Die Ver­tei­lung der Lo­se er­folgt nach Ver­ein­ba­rung oder durch Los­zie­hung un­ter den Er­ben.

Art. 612  

III. Zu­wei­sung und Ver­kauf ein­zel­ner Sa­chen

 

1 Ei­ne Erb­schaftssa­che, die durch Tei­lung an ih­rem Wer­te we­sent­lich ver­lie­ren wür­de, soll ei­nem der Er­ben un­ge­teilt zu­ge­wie­sen wer­den.

2 Kön­nen die Er­ben sich über die Tei­lung oder Zu­wei­sung ei­ner Sa­che nicht ei­ni­gen, so ist die Sa­che zu ver­kau­fen und der Er­lös zu tei­len.

3 Auf Ver­lan­gen ei­nes Er­ben hat der Ver­kauf auf dem We­ge der Ver­stei­ge­rung statt­zu­fin­den, wo­bei, wenn die Er­ben sich nicht ei­ni­gen, die zu­stän­di­ge Be­hör­de ent­schei­det, ob die Ver­stei­ge­rung öf­fent­lich oder nur un­ter den Er­ben statt­fin­den soll.

Art. 612a498  

IV. Zu­wei­sung der Woh­nung und des Haus­ra­tes an den über­le­ben­den Ehe­gat­ten

 

1 Be­fin­den sich das Haus oder die Woh­nung, worin die Ehe­gat­ten ge­lebt ha­ben, oder Haus­rats­ge­gen­stän­de in der Erb­schaft, so kann der über­le­ben­de Ehe­gat­te ver­lan­gen, dass ihm das Ei­gen­tum dar­an auf An­rech­nung zu­ge­teilt wird.

2 Wo die Um­stän­de es recht­fer­ti­gen, kann auf Ver­lan­gen des über­le­ben­den Ehe­gat­ten oder der an­dern ge­setz­li­chen Er­ben des Ver­stor­be­nen statt des Ei­gen­tums die Nutz­nies­sung oder ein Wohn­recht ein­ge­räumt wer­den.

3 An Räum­lich­kei­ten, in de­nen der Erb­las­ser einen Be­ruf aus­üb­te oder ein Ge­wer­be be­trieb und die ein Nach­kom­me zu des­sen Wei­ter­füh­rung be­nö­tigt, kann der über­le­ben­de Ehe­gat­te die­se Rech­te nicht be­an­spru­chen; die Vor­schrif­ten des bäu­er­li­chen Erbrechts blei­ben vor­be­hal­ten.

4 Die glei­che Re­ge­lung gilt bei ein­ge­tra­ge­ner Part­ner­schaft sinn­ge­mä­ss.499

498Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 5. Okt. 1984, in Kraft seit 1. Jan. 1988 (AS 1986 122153Art. 1; BBl 1979 II 1191).

499 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 8 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

Art. 613  

D. Be­son­de­re Ge­gen­stän­de

I. Zu­sam­men­gehö­ren­de Sa­chen, Fa­mi­li­en­schrif­ten

 

1 Ge­gen­stän­de, die ih­rer Na­tur nach zu­sam­men­ge­hö­ren, sol­len, wenn ei­ner der Er­ben ge­gen die Tei­lung Ein­spruch er­hebt, nicht von ein­an­der ge­trennt wer­den.

2 Fa­mi­li­en­schrif­ten und Ge­gen­stän­de, die für die Fa­mi­lie einen be­son­de­ren Er­in­ne­rungs­wert ha­ben, sol­len, so­bald ein Er­be wi­der­spricht, nicht ver­äus­sert wer­den.

3 Kön­nen sich die Er­ben nicht ei­ni­gen, so ent­schei­det die zu­stän­di­ge Be­hör­de über die Ver­äus­se­rung oder die Zu­wei­sung mit oder oh­ne An­rech­nung, un­ter Be­rück­sich­ti­gung des Orts­ge­brau­ches und, wo ein sol­cher nicht be­steht, der per­sön­li­chen Ver­hält­nis­se der Er­ben.

Art. 613a500  

I.bis Land­wirt­schaft­li­ches In­ven­tar

 

Stirbt der Päch­ter ei­nes land­wirt­schaft­li­chen Ge­wer­bes und führt ei­ner sei­ner Er­ben die Pacht al­lein wei­ter, so kann die­ser ver­lan­gen, dass ihm das ge­sam­te In­ven­tar (Vieh, Ge­rät­schaf­ten, Vor­rä­te usw.) un­ter An­rech­nung auf sei­nen Erb­teil zum Nutz­wert zu­ge­wie­sen wird.

500Ein­ge­fügt durch Art. 92 Ziff. 1 des BG vom 4. Okt. 1991 über das bäu­er­li­che Bo­den­recht, in Kraft seit 1. Jan. 1994 (AS 1993 1410; BBl 1988 III 953).

Art. 614  

II. For­de­run­gen des Erblas­sers an Er­ben

 

For­de­run­gen, die der Erb­las­ser an einen der Er­ben ge­habt hat, sind bei der Tei­lung die­sem an­zu­rech­nen.

Art. 615  

III. Ver­pfän­de­te Erb­schafts­sa­chen

 

Er­hält ein Er­be bei der Tei­lung ei­ne Erb­schaftssa­che, die für Schul­den des Erb­las­sers ver­pfän­det ist, so wird ihm auch die Pfand­schuld über­bun­den.

Art. 616501  
 

501Auf­ge­ho­ben durch Art. 92 Ziff. 1 des BG vom 4. Okt 1991 über das bäu­er­li­che Bo­den­recht, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1994 (AS 1993 1410; BBl 1988 III 953).

Art. 617502  

IV. Grund­stücke

1. Über­nah­me

a. An­rech­nungs­wert

 

Grund­stücke sind den Er­ben zum Ver­kehrs­wert an­zu­rech­nen, der ih­nen im Zeit­punkt der Tei­lung zu­kommt.

502Fas­sung ge­mä­ss Art. 92 Ziff. 1 des BG vom 4. Okt. 1991 über das bäu­er­li­che Bo­den­recht, in Kraft seit 1. Jan. 1994 (AS 1993 1410; BBl 1988 III 953).

Art. 618  

b. Schat­zungs­ver­fah­ren

 

1 Kön­nen sich die Er­ben über den An­rech­nungs­wert nicht ver­stän­di­gen, so wird er durch amt­lich be­stell­te Sach­ver­stän­di­ge ge­schätzt.503

2504

503 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 3 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

504Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 1 des BG vom 6. Okt. 1972, mit Wir­kung seit 15. Fe­br. 1973 (AS 1973 93; BBl 1970 I 805, 1971 I 737).

Art. 619505  

V. Land­wirt­schaft­li­che Ge­wer­be und Grund­stücke

 

Für die Über­nah­me und An­rech­nung von land­wirt­schaft­li­chen Ge­wer­ben und Grund­stücken gilt das Bun­des­ge­setz vom 4. Ok­to­ber 1991506 über das bäu­er­li­che Bo­den­recht.

505Fas­sung ge­mä­ss Art. 92 Ziff. 1 des BG vom 4. Okt. 1991 über das bäu­er­li­che Bo­den­recht, in Kraft seit 1. Jan. 1994 (AS 1993 1410; BBl 1988 III 953).

506SR 211.412.11

Art. 620–625507  
 

507Auf­ge­ho­ben durch Art. 92 Ziff. 1 des BG vom 4. Okt 1991 über das bäu­er­li­che Bo­den­recht, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1994 (AS 1993 1410; BBl 1988 III 953).

Dritter Abschnitt: Die Ausgleichung

Art. 626  

A. Aus­glei­chungs­pflicht der Er­ben

 

1 Die ge­setz­li­chen Er­ben sind ge­gen­sei­tig ver­pflich­tet, al­les zur Aus­glei­chung zu brin­gen, was ih­nen der Erb­las­ser bei Leb­zei­ten auf An­rech­nung an ih­ren Erban­teil zu­ge­wen­det hat.

2 Was der Erb­las­ser sei­nen Nach­kom­men als Hei­rats­gut, Aus­stat­tung oder durch Ver­mö­gens­ab­tre­tung, Schul­der­lass u. dgl. zu­ge­wen­det hat, steht, so­fern der Erb­las­ser nicht aus­drück­lich das Ge­gen­teil ver­fügt, un­ter der Aus­glei­chungs­pflicht.

Art. 627  

B. Aus­glei­chung bei Weg­fal­len von Er­ben

 

1 Fällt ein Er­be vor oder nach dem Erb­gang weg, so geht sei­ne Aus­glei­chungs­pflicht auf die Er­ben über, die an sei­ne Stel­le tre­ten.

2 Nach­kom­men ei­nes Er­ben sind in Be­zug auf die Zu­wen­dun­gen, die die­ser er­hal­ten hat, auch dann zur Aus­glei­chung ver­pflich­tet, wenn die Zu­wen­dun­gen nicht auf sie über­ge­gan­gen sind.

Art. 628  

C. Be­rech­nungs­art

I. Ein­wer­fung oder An­rech­nung

 

1 Die Er­ben ha­ben die Wahl, die Aus­glei­chung durch Ein­wer­fung in Na­tur oder durch An­rech­nung dem Wer­te nach vor­zu­neh­men, und zwar auch dann, wenn die Zu­wen­dun­gen den Be­trag des Erban­teils über­stei­gen.

2 Vor­be­hal­ten blei­ben ab­wei­chen­de An­ord­nun­gen des Erb­las­sers so­wie die An­sprü­che der Mit­er­ben auf Her­ab­set­zung der Zu­wen­dun­gen.

Art. 629  

II. Ver­hält­nis zum Erban­teil

 

1 Über­stei­gen die Zu­wen­dun­gen den Be­trag ei­nes Erban­tei­les, so ist der Über­schuss un­ter Vor­be­halt des Her­ab­set­zungs­an­spru­ches der Mit­er­ben nicht aus­zu­glei­chen, wenn nach­weis­bar der Erb­las­ser den Er­ben da­mit be­güns­ti­gen woll­te.

2 Die­se Be­güns­ti­gung wird ver­mu­tet bei den Aus­stat­tun­gen, die den Nach­kom­men bei ih­rer Ver­hei­ra­tung in üb­li­chem Um­fan­ge zu­ge­wen­det wor­den sind.

Art. 630  

III. Aus­glei­chungs­wert

 

1 Die Aus­glei­chung er­folgt nach dem Wer­te der Zu­wen­dun­gen zur Zeit des Erb­gan­ges oder, wenn die Sa­che vor­her ver­äus­sert wor­den ist, nach dem da­für er­ziel­ten Er­lös.

2 Ver­wen­dun­gen und Scha­den so­wie be­zo­ge­ne Früch­te sind un­ter den Er­ben nach den Be­sit­zes­re­geln in An­schlag zu brin­gen.

Art. 631  

D. Er­zie­hungs­kos­ten

 

1 Die Aus­la­gen des Erb­las­sers für die Er­zie­hung und Aus­bil­dung ein­zel­ner Kin­der sind, wenn kein an­de­rer Wil­le des Erb­las­sers nach­ge­wie­sen wird, der Aus­glei­chungs­pflicht nur in­so­weit un­ter­wor­fen, als sie das üb­li­che Mass über­stei­gen.

2 Kin­dern, die noch in der Aus­bil­dung ste­hen oder die ge­brech­lich sind, ist bei der Tei­lung ein an­ge­mes­se­ner Vor­aus­be­zug ein­zuräu­men.508

508Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 5. Okt. 1984, in Kraft seit 1. Jan. 1988 (AS 1986 122153Art. 1; BBl 1979 II 1191).

Art. 632  

E. Ge­le­gen­heits­ge­schen­ke

 

Üb­li­che Ge­le­gen­heits­ge­schen­ke ste­hen nicht un­ter der Aus­glei­chungs­pflicht.

Art. 633509  
 

509Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 1 des BG vom 6. Okt. 1972, mit Wir­kung seit 15. Fe­br. 1973 (AS 1973 93; BBl 1970 I 805, 1971 I 737).

Vierter Abschnitt: Abschluss und Wirkung der Teilung

Art. 634  

A. Ab­schluss des Ver­tra­ges

I. Tei­lungs­ver­trag

 

1 Die Tei­lung wird für die Er­ben ver­bind­lich mit der Auf­stel­lung und Ent­ge­gen­nah­me der Lo­se oder mit dem Ab­schluss des Tei­lungs­ver­tra­ges.

2 Der Tei­lungs­ver­trag be­darf zu sei­ner Gül­tig­keit der schrift­li­chen Form.

Art. 635  

II. Ver­trag über an­ge­fal­le­ne Erban­tei­le

 

1 Ver­trä­ge un­ter den Mit­er­ben über Ab­tre­tung der Erban­tei­le be­dür­fen zu ih­rer Gül­tig­keit der schrift­li­chen Form.510

2 Wer­den sie von ei­nem Er­ben mit ei­nem Drit­ten ab­ge­schlos­sen, so ge­ben sie die­sem kein Recht auf Mit­wir­kung bei der Tei­lung, son­dern nur einen An­spruch auf den An­teil, der dem Er­ben aus der Tei­lung zu­ge­wie­sen wird.

510Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 5. Okt. 1984, in Kraft seit 1. Jan. 1988 (AS 1986 122153Art. 1; BBl 1979 II 1191).

Art. 636  

III. Ver­trä­ge vor dem Erb­gang

 

1 Ver­trä­ge, die ein Er­be über ei­ne noch nicht an­ge­fal­le­ne Erb­schaft oh­ne Mit­wir­kung und Zu­stim­mung des Erb­las­sers mit ei­nem Mit­erb­en oder ei­nem Drit­ten ab­sch­liesst, sind nicht ver­bind­lich.

2 Leis­tun­gen, die auf Grund sol­cher Ver­trä­ge ge­macht wor­den sind, kön­nen zu­rück­ge­for­dert wer­den.

Art. 637  

B. Haf­tung der Mit­er­ben un­ter sich

I. Ge­währ­leis­tung

 

1 Nach Ab­schluss der Tei­lung haf­ten die Mit­er­ben ein­an­der für die Erb­schaftssa­chen wie Käu­fer und Ver­käu­fer.

2 Sie ha­ben ein­an­der den Be­stand der For­de­run­gen, die ih­nen bei der Tei­lung zu­ge­wie­sen wer­den, zu ge­währ­leis­ten und haf­ten ein­an­der, so­weit es sich nicht um Wert­pa­pie­re mit Kurs­wert han­delt, für die Zah­lungs­fä­hig­keit des Schuld­ners im an­ge­rech­ne­ten For­de­rungs­be­trag wie ein­fa­che Bür­gen.

3 Die Kla­ge aus der Ge­währ­leis­tungs­pflicht ver­jährt mit Ab­lauf ei­nes Jah­res nach der Tei­lung oder nach dem Zeit­punkt, auf den die For­de­run­gen spä­ter fäl­lig wer­den.

Art. 638  

II. An­fech­tung der Tei­lung

 

Die An­fech­tung des Tei­lungs­ver­tra­ges er­folgt nach den Vor­schrif­ten über die An­fech­tung der Ver­trä­ge im All­ge­mei­nen.

Art. 639  

C. Haf­tung ge­ge­nü­ber Drit­ten

I. So­li­da­re Haf­tung

 

1 Für die Schul­den des Erb­las­sers sind die Er­ben den Gläu­bi­gern auch nach der Tei­lung so­li­da­risch und mit ih­rem gan­zen Ver­mö­gen haft­bar, so­lan­ge die Gläu­bi­ger in ei­ne Tei­lung oder Über­nah­me der Schul­den nicht aus­drück­lich oder still­schwei­gend ein­ge­wil­ligt ha­ben.

2 Die so­li­da­re Haf­tung der Mit­er­ben ver­jährt mit Ab­lauf von fünf Jah­ren nach der Tei­lung oder nach dem Zeit­punkt, auf den die For­de­rung spä­ter fäl­lig ge­wor­den ist.

Art. 640  

II. Rück­griff auf die Mit­er­ben

 

1 Hat ein Er­be ei­ne Schuld des Erb­las­sers be­zahlt, die ihm bei der Tei­lung nicht zu­ge­wie­sen wor­den ist, oder hat er von ei­ner Schuld mehr be­zahlt, als er über­nom­men, so ist er be­fugt, auf sei­ne Mit­er­ben Rück­griff zu neh­men.

2 Die­ser Rück­griff rich­tet sich zu­nächst ge­gen den, der die be­zahl­te Schuld bei der Tei­lung über­nom­men hat.

3 Im Üb­ri­gen ha­ben die Er­ben man­gels an­de­rer Ab­re­de die Schul­den un­ter sich im Ver­hält­nis der Erban­tei­le zu tra­gen.

Vierter Teil: Das Sachenrecht

Erste Abteilung: Das Eigentum

Achtzehnter Titel: Allgemeine Bestimmungen

Art. 641  

A. In­halt des Ei­gen­tums

I. Im All­ge­mei­nen

 

1 Wer Ei­gen­tü­mer ei­ner Sa­che ist, kann in den Schran­ken der Rechts­ord­nung über sie nach sei­nem Be­lie­ben ver­fü­gen.

2 Er hat das Recht, sie von je­dem, der sie ihm vor­ent­hält, her­aus­zu­ver­lan­gen und je­de un­ge­recht­fer­tig­te Ein­wir­kung ab­zu­weh­ren.

Art. 641a512  

II. Tie­re

 

1 Tie­re sind kei­ne Sa­chen.

2 So­weit für Tie­re kei­ne be­son­de­ren Re­ge­lun­gen be­ste­hen, gel­ten für sie die auf Sa­chen an­wend­ba­ren Vor­schrif­ten.

512 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 4. Okt. 2002 (Grund­satz­ar­ti­kel Tie­re), in Kraft seit 1. April 2003 (AS 2003 463; BBl 2002 41645806).

Art. 642  

B. Um­fang des Ei­gen­tums

I. Be­stand­tei­le

 

1 Wer Ei­gen­tü­mer ei­ner Sa­che ist, hat das Ei­gen­tum an al­len ih­ren Be­stand­tei­len.

2 Be­stand­teil ei­ner Sa­che ist al­les, was nach der am Or­te üb­li­chen Auf­fas­sung zu ih­rem Be­stan­de ge­hört und oh­ne ih­re Zer­stö­rung, Be­schä­di­gung oder Ver­än­de­rung nicht ab­ge­trennt wer­den kann.

Art. 643  

II. Na­tür­li­che Früch­te

 

1 Wer Ei­gen­tü­mer ei­ner Sa­che ist, hat das Ei­gen­tum auch an ih­ren na­tür­li­chen Früch­ten.

2 Na­tür­li­che Früch­te sind die zeit­lich wie­der­keh­ren­den Er­zeug­nis­se und die Er­träg­nis­se, die nach der üb­li­chen Auf­fas­sung von ei­ner Sa­che ih­rer Be­stim­mung ge­mä­ss ge­won­nen wer­den.

3 Bis zur Tren­nung sind die na­tür­li­chen Früch­te Be­stand­teil der Sa­che.

Art. 644  

III. Zu­ge­hör

1. Um­schrei­bung

 

1 Die Ver­fü­gung über ei­ne Sa­che be­zieht sich, wenn kei­ne Aus­nah­me ge­macht wird, auch auf ih­re Zu­ge­hör.

2 Zu­ge­hör sind die be­weg­li­chen Sa­chen, die nach der am Or­te üb­li­chen Auf­fas­sung oder nach dem kla­ren Wil­len des Ei­gen­tü­mers der Haupt­sa­che dau­ernd für de­ren Be­wirt­schaf­tung, Be­nut­zung oder Ver­wah­rung be­stimmt und durch Ver­bin­dung, An­pas­sung oder auf an­de­re Wei­se in die Be­zie­hung zur Haupt­sa­che ge­bracht sind, in der sie ihr zu die­nen ha­ben.

3 Ist ei­ne Sa­che Zu­ge­hör, so ver­mag ei­ne vor­über­ge­hen­de Tren­nung von der Haupt­sa­che ihr die­se Ei­gen­schaft nicht zu neh­men.

Art. 645  

2. Aus­schluss

 

Zu­ge­hör sind nie­mals sol­che be­weg­li­che Sa­chen, die dem Be­sit­zer der Haupt­sa­che nur zum vor­über­ge­hen­den Ge­brau­che oder zum Ver­brau­che die­nen, oder die zu der Ei­gen­art der Haupt­sa­che in kei­ner Be­zie­hung ste­hen, so­wie sol­che, die nur zur Auf­be­wah­rung oder zum Ver­kauf oder zur Ver­mie­tung mit der Haupt­sa­che in Ver­bin­dung ge­bracht sind.

Art. 646  

C. Ge­mein­schaft­li­ches Ei­gen­tum

I. Mit­ei­gen­tum

1. Ver­hält­nis der Mit­ei­gen­tü­mer

 

1 Ha­ben meh­re­re Per­so­nen ei­ne Sa­che nach Bruch­tei­len und oh­ne äus­ser­li­che Ab­tei­lung in ih­rem Ei­gen­tum, so sind sie Mit­ei­gen­tü­mer.

2 Ist es nicht an­ders fest­ge­stellt, so sind sie Mit­ei­gen­tü­mer zu glei­chen Tei­len.

3 Je­der Mit­ei­gen­tü­mer hat für sei­nen An­teil die Rech­te und Pflich­ten ei­nes Ei­gen­tü­mers, und es kann die­ser An­teil von ihm ver­äus­sert und ver­pfän­det und von sei­nen Gläu­bi­gern ge­pfän­det wer­den.

Art. 647513  

2. Nut­zungs- und Ver­wal­tungs­ord­nung

 

1 Die Mit­ei­gen­tü­mer kön­nen ei­ne von den ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen ab­wei­chen­de Nut­zungs- und Ver­wal­tungs­ord­nung ver­ein­ba­ren und dar­in vor­se­hen, dass die­se mit Zu­stim­mung der Mehr­heit al­ler Mit­ei­gen­tü­mer ge­än­dert wer­den kann.514

1bis Ei­ne Än­de­rung von Be­stim­mun­gen der Nut­zungs- und Ver­wal­tungs­ord­nung über die Zu­tei­lung aus­sch­liess­li­cher Nut­zungs­rech­te be­darf zu­dem der Zu­stim­mung der di­rekt be­trof­fe­nen Mit­ei­gen­tü­mer.515

2 Nicht auf­he­ben oder be­schrän­ken kön­nen sie die je­dem Mit­ei­gen­tü­mer zu­ste­hen­den Be­fug­nis­se:

1.
zu ver­lan­gen, dass die für die Er­hal­tung des Wer­tes und der Ge­brauchs­fä­hig­keit der Sa­che not­wen­di­gen Ver­wal­tungs­hand­lun­gen durch­ge­führt und nö­ti­gen­falls vom Ge­richt an­ge­ord­net wer­den;
2.
von sich aus auf Kos­ten al­ler Mit­ei­gen­tü­mer die Mass­nah­men zu er­grei­fen, die so­fort ge­trof­fen wer­den müs­sen, um die Sa­che vor dro­hen­dem oder wach­sen­dem Scha­den zu be­wah­ren.

513Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Dez. 1963, in Kraft seit 1. Jan. 1965 (AS 1964 993; BBl 1962 II 1461).

514 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

515 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 647a516  

3. Ge­wöhn­li­che Ver­wal­tungs­hand­lun­gen

 

1 Zu den ge­wöhn­li­chen Ver­wal­tungs­hand­lun­gen ist je­der Mit­ei­gen­tü­mer be­fugt, ins­be­son­de­re zur Vor­nah­me von Aus­bes­se­run­gen, An­bau- und Ern­te­ar­bei­ten, zur kurz­fris­ti­gen Ver­wah­rung und Auf­sicht so­wie zum Ab­schluss der da­zu die­nen­den Ver­trä­ge und zur Aus­übung der Be­fug­nis­se, die sich aus ih­nen und aus den Miet‑, Pacht- und Werk­ver­trä­gen er­ge­ben, ein­sch­liess­lich der Be­zah­lung und Ent­ge­gen­nah­me von Geld­be­trä­gen für die Ge­samt­heit.

2 Mit Zu­stim­mung der Mehr­heit al­ler Mit­ei­gen­tü­mer kann die Zu­stän­dig­keit zu die­sen Ver­wal­tungs­hand­lun­gen un­ter Vor­be­halt der Be­stim­mun­gen des Ge­set­zes über die not­wen­di­gen und dring­li­chen Mass­nah­men an­ders ge­re­gelt wer­den.

516Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Dez. 1963, in Kraft seit 1. Jan. 1965 (AS 1964 993; BBl 1962 II 1461).

Art. 647b517  

4. Wich­ti­ge­re Ver­wal­tungs­hand­lun­gen

 

1 Mit Zu­stim­mung der Mehr­heit al­ler Mit­ei­gen­tü­mer, die zu­gleich den grös­se­ren Teil der Sa­che ver­tritt, kön­nen wich­ti­ge­re Ver­wal­tungs­hand­lun­gen durch­ge­führt wer­den, ins­be­son­de­re die Än­de­rung der Kul­tu­r­art oder Be­nut­zungs­wei­se, der Ab­schluss und die Auf­lö­sung von Miet- und Pacht­ver­trä­gen, die Be­tei­li­gung an Bo­den­ver­bes­se­run­gen und die Be­stel­lung ei­nes Ver­wal­ters, des­sen Zu­stän­dig­keit nicht auf ge­wöhn­li­che Ver­wal­tungs­hand­lun­gen be­schränkt ist.

2 Vor­be­hal­ten blei­ben die Be­stim­mun­gen über die not­wen­di­gen bau­li­chen Mass­nah­men.

517Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Dez. 1963, in Kraft seit 1. Jan. 1965 (AS 1964 993; BBl 1962 II 1461).

Art. 647c518  

5. Bau­li­che Mass­nah­men

a. Not­wen­di­ge

 

Un­ter­halts-, Wie­der­her­stel­lungs- und Er­neue­rungs­ar­bei­ten, die für die Er­hal­tung des Wer­tes und der Ge­brauchs­fä­hig­keit der Sa­che nö­tig sind, kön­nen mit Zu­stim­mung der Mehr­heit al­ler Mit­ei­gen­tü­mer aus­ge­führt wer­den, so­weit sie nicht als ge­wöhn­li­che Ver­wal­tungs­hand­lun­gen von je­dem ein­zel­nen vor­ge­nom­men wer­den dür­fen.

518Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Dez. 1963, in Kraft seit 1. Jan. 1965 (AS 1964 993; BBl 1962 II 1461).

Art. 647d519  

b. Nütz­li­che

 

1 Er­neue­rungs- und Um­bau­ar­bei­ten, die ei­ne Wert­stei­ge­rung oder Ver­bes­se­rung der Wirt­schaft­lich­keit oder Ge­brauchs­fä­hig­keit der Sa­che bezwe­cken, be­dür­fen der Zu­stim­mung der Mehr­heit al­ler Mit­ei­gen­tü­mer, die zu­gleich den grös­se­ren Teil der Sa­che ver­tritt.

2 Än­de­run­gen, die ei­nem Mit­ei­gen­tü­mer den Ge­brauch oder die Be­nut­zung der Sa­che zum bis­he­ri­gen Zweck er­heb­lich und dau­ernd er­schwe­ren oder un­wirt­schaft­lich ma­chen, kön­nen nicht oh­ne sei­ne Zu­stim­mung durch­ge­führt wer­den.

3 Ver­langt die Än­de­rung von ei­nem Mit­ei­gen­tü­mer Auf­wen­dun­gen, die ihm nicht zu­mut­bar sind, ins­be­son­de­re weil sie in ei­nem Miss­ver­hält­nis zum Ver­mö­gens­wert sei­nes An­teils ste­hen, so kann sie oh­ne sei­ne Zu­stim­mung nur durch­ge­führt wer­den, wenn die üb­ri­gen Mit­ei­gen­tü­mer sei­nen Kos­ten­an­teil auf sich neh­men, so­weit er den ihm zu­mut­ba­ren Be­trag über­steigt.

519Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Dez. 1963, in Kraft seit 1. Jan. 1965 (AS 1964 993; BBl 1962 II 1461).

Art. 647e520  

c. Der Ver­schö­ne­rung und Be­quem­lich­keit die­nen­de

 

1 Bau­ar­bei­ten, die le­dig­lich der Ver­schö­ne­rung, der An­sehn­lich­keit der Sa­che oder der Be­quem­lich­keit im Ge­brauch die­nen, dür­fen nur mit Zu­stim­mung al­ler Mit­ei­gen­tü­mer aus­ge­führt wer­den.

2 Wer­den sol­che Ar­bei­ten mit Zu­stim­mung der Mehr­heit al­ler Mit­ei­gen­tü­mer, die zu­gleich den grös­se­ren Teil der Sa­che ver­tritt, an­ge­ord­net, so kön­nen sie auch ge­gen den Wil­len ei­nes nicht zu­stim­men­den Mit­ei­gen­tü­mers aus­ge­führt wer­den, so­fern die­ser durch sie in sei­nem Nut­zungs- und Ge­brauchs­recht nicht dau­ernd be­ein­träch­tigt wird, und die üb­ri­gen Mit­ei­gen­tü­mer ihm für ei­ne bloss vor­über­ge­hen­de Be­ein­träch­ti­gung Er­satz leis­ten und sei­nen Kos­ten­an­teil über­neh­men.

520Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Dez. 1963, in Kraft seit 1. Jan. 1965 (AS 1964 993; BBl 1962 II 1461).

Art. 648521  

6. Ver­fü­gung über die Sa­che

 

1 Je­der Mit­ei­gen­tü­mer ist be­fugt, die Sa­che in­so­weit zu ver­tre­ten, zu ge­brau­chen und zu nut­zen, als es mit den Rech­ten der an­dern ver­träg­lich ist.

2 Zur Ver­äus­se­rung oder Be­las­tung der Sa­che so­wie zur Ver­än­de­rung ih­rer Zweck­be­stim­mung be­darf es der Über­ein­stim­mung al­ler Mit­ei­gen­tü­mer, so­weit die­se nicht ein­stim­mig ei­ne an­de­re Ord­nung ver­ein­bart ha­ben.

3 Be­ste­hen Grund­pfand­rech­te oder Grund­las­ten an Mit­ei­gen­tumsan­tei­len, so kön­nen die Mit­ei­gen­tü­mer die Sa­che selbst nicht mehr mit sol­chen Rech­ten be­las­ten.

521Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Dez. 1963, in Kraft seit 1. Jan. 1965 (AS 1964 993; BBl 1962 II 1461).

Art. 649522  

7. Tra­gung der Ko­sten und Las­ten

 

1 Die Ver­wal­tungs­kos­ten, Steu­ern und an­de­ren Las­ten, die aus dem Mit­ei­gen­tum er­wach­sen oder auf der ge­mein­schaft­li­chen Sa­che ru­hen, wer­den von den Mit­ei­gen­tü­mern, wo es nicht an­ders be­stimmt ist, im Ver­hält­nis ih­rer An­tei­le ge­tra­gen.

2 Hat ein Mit­ei­gen­tü­mer sol­che Aus­ga­ben über die­sen An­teil hin­aus ge­tra­gen, so kann er von den an­de­ren nach dem glei­chen Ver­hält­nis Er­satz ver­lan­gen.

522Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Dez. 1963, in Kraft seit 1. Jan. 1965 (AS 1964 993; BBl 1962 II 1461).

Art. 649a524  

8. Ver­bind­lich­keit von Re­ge­lun­gen und An­mer­kung im Grund­buch

 

1 Die von den Mit­ei­gen­tü­mern ver­ein­bar­te Nut­zungs- und Ver­wal­tungs­ord­nung und die von ih­nen ge­fass­ten Ver­wal­tungs­be­schlüs­se so­wie die ge­richt­li­chen Ur­tei­le und Ver­fü­gun­gen sind auch für den Rechts­nach­fol­ger ei­nes Mit­ei­gen­tü­mers und für den Er­wer­ber ei­nes ding­li­chen Rech­tes an ei­nem Mit­ei­gen­tumsan­teil ver­bind­lich.

2 Sie kön­nen bei Mit­ei­gen­tumsan­tei­len an Grund­stücken im Grund­buch an­ge­merkt wer­den.525

524Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Dez. 1963, in Kraft seit 1. Jan. 1965 (AS 1964 993; BBl 1962 II 1461).

525 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 649b526  

9. Aus­schluss aus der Ge­mein­schaft

a. Mit­ei­gen­tü­mer

 

1 Der Mit­ei­gen­tü­mer kann durch ge­richt­li­ches Ur­teil aus der Ge­mein­schaft aus­ge­schlos­sen wer­den, wenn durch sein Ver­hal­ten oder das Ver­hal­ten von Per­so­nen, de­nen er den Ge­brauch der Sa­che über­las­sen oder für die er ein­zu­ste­hen hat, Ver­pflich­tun­gen ge­gen­über al­len oder ein­zel­nen Mit­be­rech­tig­ten so schwer ver­letzt wer­den, dass die­sen die Fort­set­zung der Ge­mein­schaft nicht zu­ge­mu­tet wer­den kann.

2 Um­fasst die Ge­mein­schaft nur zwei Mit­ei­gen­tü­mer, so steht je­dem das Kla­ge­recht zu; im üb­ri­gen be­darf es zur Kla­ge, wenn nichts an­de­res ver­ein­bart ist, der Er­mäch­ti­gung durch einen Mehr­heits­be­schluss al­ler Mit­ei­gen­tü­mer mit Aus­nah­me des Be­klag­ten.

3 Er­kennt das Ge­richt auf Aus­schluss des Be­klag­ten, so ver­ur­teilt es ihn zur Ver­äus­se­rung sei­nes An­teils und ord­net für den Fall, dass der An­teil nicht bin­nen der an­ge­setz­ten Frist ver­äus­sert wird, des­sen öf­fent­li­che Ver­stei­ge­rung nach den Vor­schrif­ten über die Zwangs­ver­wer­tung von Grund­stücken an un­ter Aus­schluss der Be­stim­mun­gen über die Auf­lö­sung des Mit­ei­gen­tums­ver­hält­nis­ses.

526Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Dez. 1963, in Kraft seit 1. Jan. 1965 (AS 1964 993; BBl 1962 II 1461).

Art. 649c527  

b. An­de­re Be­rech­tig­te

 

Die Be­stim­mun­gen über den Aus­schluss ei­nes Mit­ei­gen­tü­mers sind auf den Nutz­nies­ser und auf den In­ha­ber ei­nes an­de­ren ding­li­chen oder vor­ge­merk­ten per­sön­li­chen Nut­zungs­rech­tes an ei­nem Mit­ei­gen­tumsan­teil sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

527Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Dez. 1963, in Kraft seit 1. Jan. 1965 (AS 1964 993; BBl 1962 II 1461).

Art. 650528  

10. Auf­he­bung

a. An­spruch auf Tei­lung

 

1 Je­der Mit­ei­gen­tü­mer hat das Recht, die Auf­he­bung des Mit­ei­gen­tums zu ver­lan­gen, wenn sie nicht durch ein Rechts­ge­schäft, durch Auf­tei­lung zu Stock­werk­ei­gen­tum oder durch die Be­stim­mung der Sa­che für einen dau­ern­den Zweck aus­ge­schlos­sen ist.

2 Die Auf­he­bung kann auf höchs­tens 50 Jah­re durch ei­ne Ver­ein­ba­rung aus­ge­schlos­sen wer­den; die­se be­darf für Grund­stücke zu ih­rer Gül­tig­keit der öf­fent­li­chen Be­ur­kun­dung und kann im Grund­buch vor­ge­merkt wer­den.529

3 Die Auf­he­bung darf nicht zur Un­zeit ver­langt wer­den.

528Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Dez. 1963, in Kraft seit 1. Jan. 1965 (AS 1964 993; BBl 1962 II 1461).

529 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 651  

b. Art der Tei­lung

 

1 Die Auf­he­bung er­folgt durch kör­per­li­che Tei­lung, durch Ver­kauf aus frei­er Hand oder auf dem We­ge der Ver­stei­ge­rung mit Tei­lung des Er­lö­ses oder durch Über­tra­gung der gan­zen Sa­che auf einen oder meh­re­re der Mit­ei­gen­tü­mer un­ter Aus­kauf der üb­ri­gen.

2 Kön­nen sich die Mit­ei­gen­tü­mer über die Art der Auf­he­bung nicht ei­ni­gen, so wird nach An­ord­nung des Ge­richts die Sa­che kör­per­lich ge­teilt oder, wenn dies oh­ne we­sent­li­che Ver­min­de­rung ih­res Wer­tes nicht mög­lich ist, öf­fent­lich oder un­ter den Mit­ei­gen­tü­mern vers­tei­gert.

3 Mit der kör­per­li­chen Tei­lung kann bei un­glei­chen Tei­len ei­ne Aus­glei­chung der Tei­le in Geld ver­bun­den wer­den.

Art. 651a530  

c. Tie­re des häus­li­chen Be­reichs

 

1 Bei Tie­ren, die im häus­li­chen Be­reich und nicht zu Ver­mö­gens- oder Er­werbs­zwe­cken ge­hal­ten wer­den, spricht das Ge­richt im Streit­fall das Al­lein­ei­gen­tum der­je­ni­gen Par­tei zu, die in tier­schüt­ze­ri­scher Hin­sicht dem Tier die bes­se­re Un­ter­brin­gung ge­währ­leis­tet.

2 Das Ge­richt kann die Per­son, die das Tier zu­ge­spro­chen er­hält, zur Leis­tung ei­ner an­ge­mes­se­nen Ent­schä­di­gung an die Ge­gen­par­tei ver­pflich­ten; es be­stimmt de­ren Hö­he nach frei­em Er­mes­sen.

3 Es trifft die nö­ti­gen vor­sorg­li­chen Mass­nah­men, na­ment­lich in Be­zug auf die vor­läu­fi­ge Un­ter­brin­gung des Tie­res.

530 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 4. Okt. 2002 (Grund­satz­ar­ti­kel Tie­re), in Kraft seit 1. April 2003 (AS 2003 463; BBl 2002 41645806).

Art. 652  

II. Ge­samt­ei­gen­tum

1. Vor­aus­set­zung

 

Ha­ben meh­re­re Per­so­nen, die durch Ge­set­zes­vor­schrift oder Ver­trag zu ei­ner Ge­mein­schaft ver­bun­den sind, ei­ne Sa­che kraft ih­rer Ge­mein­schaft zu Ei­gen­tum, so sind sie Ge­sam­tei­gen­tü­mer, und es geht das Recht ei­nes je­den auf die gan­ze Sa­che.

Art. 653  

2. Wir­kung

 

1 Die Rech­te und Pflich­ten der Ge­sam­tei­gen­tü­mer rich­ten sich nach den Re­geln, un­ter de­nen ih­re ge­setz­li­che oder ver­trags­mäs­si­ge Ge­mein­schaft steht.

2 Be­steht kei­ne an­de­re Vor­schrift, so be­darf es zur Aus­übung des Ei­gen­tums und ins­be­son­de­re zur Ver­fü­gung über die Sa­che des ein­stim­mi­gen Be­schlus­ses al­ler Ge­sam­tei­gen­tü­mer.

3 So­lan­ge die Ge­mein­schaft dau­ert, ist ein Recht auf Tei­lung oder die Ver­fü­gung über einen Bruch­teil der Sa­che aus­ge­schlos­sen.

Art. 654  

3. Auf­he­bung

 

1 Die Auf­he­bung er­folgt mit der Ver­äus­se­rung der Sa­che oder dem En­de der Ge­mein­schaft.

2 Die Tei­lung ge­schieht, wo es nicht an­ders be­stimmt ist, nach den Vor­schrif­ten über das Mit­ei­gen­tum.

Art. 654a531  

III. Ge­mein­schaft­li­ches Ei­gen­tum an land­wirt­schaft­li­chen Ge­wer­ben und Grund­stücken

 

Für die Auf­he­bung von ge­mein­schaft­li­chem Ei­gen­tum an land­wirt­schaft­li­chen Ge­wer­ben und Grund­stücken gilt zu­dem das Bun­des­ge­setz vom 4. Ok­to­ber 1991532 über das bäu­er­li­che Bo­den­recht.

531Ein­ge­fügt durch Art. 92 Ziff. 1 des BG vom 4. Okt. 1991 über das bäu­er­li­che Bo­den­recht, in Kraft seit 1. Jan. 1994 (AS 1993 1410; BBl 1988 III 953).

532SR 211.412.11

Neunzehnter Titel: Das Grundeigentum

Erster Abschnitt: Gegenstand, Erwerb und Verlust des Grund­eigentums

Art. 655534  

A. Ge­gen­stand

I. Grund­stücke

 

1 Ge­gen­stand des Grund­ei­gen­tums sind die Grund­stücke.

2 Grund­stücke im Sin­ne die­ses Ge­set­zes sind:

1.
die Lie­gen­schaf­ten;
2.
die in das Grund­buch auf­ge­nom­me­nen selb­stän­di­gen und dau­ern­den Rech­te;
3.
die Berg­wer­ke;
4.
die Mit­ei­gen­tumsan­tei­le an Grund­stücken.

3 Als selbst­stän­di­ges und dau­ern­des Recht kann ei­ne Dienst­bar­keit an ei­nem Grund­stück in das Grund­buch auf­ge­nom­men wer­den, wenn sie:

1.
we­der zu­guns­ten ei­nes be­rech­tig­ten Grund­stücks noch aus­sch­liess­lich zu­guns­ten ei­ner be­stimm­ten Per­son er­rich­tet ist; und
2.
auf we­nigs­tens 30 Jah­re oder auf un­be­stimm­te Zeit be­grün­det ist.535

534Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Dez. 1963, in Kraft seit 1. Jan. 1965 (AS 1964 993; BBl 1962 II 1461).

535 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 655a536  

II. Un­selbst­stän­di­ges Ei­gen­tum

 

1 Ein Grund­stück kann mit ei­nem an­de­ren Grund­stück der­art ver­knüpft wer­den, dass der je­wei­li­ge Ei­gen­tü­mer des Haupt­grund­stücks auch Ei­gen­tü­mer des da­zu­ge­hö­ren­den Grund­stücks ist. Die­ses teilt das recht­li­che Schick­sal des Haupt­grund­stücks und kann nicht ge­son­dert ver­äus­sert, ver­pfän­det oder be­las­tet wer­den.

2 Er­folgt die Ver­knüp­fung zu ei­nem dau­ern­den Zweck, so kön­nen das ge­setz­li­che Vor­kaufs­recht der Mit­ei­gen­tü­mer und der Auf­he­bungs­an­spruch nicht gel­tend ge­macht wer­den.

536 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 656  

B. Er­werb

I. Ein­tra­gung

 

1 Zum Er­wer­be des Grund­ei­gen­tums be­darf es der Ein­tra­gung in das Grund­buch.

2 Bei An­eig­nung, Erb­gang, Ent­eig­nung, Zwangs­voll­stre­ckung oder ge­richt­li­chem Ur­teil er­langt in­des­sen der Er­wer­ber schon vor der Ein­tra­gung das Ei­gen­tum, kann aber im Grund­buch erst dann über das Grund­stück ver­fü­gen, wenn die Ein­tra­gung er­folgt ist.

Art. 657  

II. Er­werbs­ar­ten

1. Über­tra­gung

 

1 Der Ver­trag auf Ei­gen­tums­über­tra­gung be­darf zu sei­ner Ver­bind­lich­keit der öf­fent­li­chen Be­ur­kun­dung.

2 Die Ver­fü­gung von To­des we­gen und der Ehe­ver­trag be­dür­fen der im Erbrecht und im ehe­li­chen Gü­ter­recht vor­ge­schrie­be­nen For­men.

Art. 658  

2. An­eig­nung

 

1 Die An­eig­nung ei­nes im Grund­buch ein­ge­tra­ge­nen Grund­stückes kann nur statt­fin­den, wenn die­ses nach Aus­weis des Grund­bu­ches her­ren­los ist.

2 Die An­eig­nung von Land, das nicht im Grund­buch auf­ge­nom­men ist, steht un­ter den Be­stim­mun­gen über die her­ren­lo­sen Sa­chen.

Art. 659  

3. Bil­dung neu­en Lan­des

 

1 Ent­steht durch An­schwem­mung, An­schüt­tung, Bo­den­ver­schie­bung, Ver­än­de­run­gen im Lauf oder Stand ei­nes öf­fent­li­chen Ge­wäs­sers oder in an­de­rer Wei­se aus her­ren­lo­sem Bo­den der Aus­beu­tung fä­hi­ges Land, so ge­hört es dem Kan­ton, in des­sen Ge­biet es liegt.

2 Es steht den Kan­to­nen frei, sol­ches Land den An­stös­sern zu über­las­sen.

3 Ver­mag je­mand nach­zu­wei­sen, dass Bo­den­tei­le sei­nem Ei­gen­tu­me ent­ris­sen wor­den sind, so kann er sie bin­nen an­ge­mes­se­ner Frist zu­rück­ho­len.

Art. 660  

4. Bo­den­ver­schie­bung

a. im All­ge­mei­nen

 

1 Bo­den­ver­schie­bun­gen von ei­nem Grund­stück auf ein an­de­res be­wir­ken kei­ne Ver­än­de­rung der Gren­zen.

2 Bo­den­tei­le und an­de­re Ge­gen­stän­de, die hie­bei von dem einen Grund­stück auf das an­de­re ge­langt sind, un­ter­lie­gen den Be­stim­mun­gen über die zu­ge­führ­ten Sa­chen oder die Sach­ver­bin­dun­gen.

Art. 660a538  

b. dau­ern­de

 

1 Der Grund­satz, wo­nach Bo­den­ver­schie­bun­gen kei­ne Än­de­rung der Gren­zen be­wir­ken, gilt nicht für Ge­bie­te mit dau­ern­den Bo­den­ver­schie­bun­gen, wenn die­se Ge­bie­te vom Kan­ton als sol­che be­zeich­net wor­den sind.

2 Bei der Be­zeich­nung der Ge­bie­te ist die Be­schaf­fen­heit der be­trof­fe­nen Grund­stücke zu be­rück­sich­ti­gen.

3 Die Zu­ge­hö­rig­keit ei­nes Grund­stücks zu ei­nem sol­chen Ge­biet ist in ge­eig­ne­ter Wei­se den Be­tei­lig­ten mit­zu­tei­len und im Grund­buch an­zu­mer­ken.

538Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 4. Okt. 1991 über die Teil­re­vi­si­on des Zi­vil­ge­setz­bu­ches (Im­mo­bi­li­ar­sa­chen­recht) und des Ob­li­ga­tio­nen­rechts (Grund­stück­kauf), in Kraft seit 1. Jan. 1994 (AS 1993 1404; BBl 1988 III 953).

Art. 660b539  

c. Neu­fest­set­zung der Gren­ze

 

1 Wird ei­ne Gren­ze we­gen ei­ner Bo­den­ver­schie­bung un­zweck­mäs­sig, so kann je­der be­trof­fe­ne Grund­ei­gen­tü­mer ver­lan­gen, dass sie neu fest­ge­setzt wird.

2 Ein Mehr- oder Min­der­wert ist aus­zu­glei­chen.

539Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 4. Okt. 1991 über die Teil­re­vi­si­on des Zi­vil­ge­setz­bu­ches (Im­mo­bi­li­ar­sa­chen­recht) und des Ob­li­ga­tio­nen­rechts (Grund­stück­kauf), in Kraft seit 1. Jan. 1994 (AS 1993 1404; BBl 1988 III 953).

Art. 661  

5. Er­sit­zung

a. Or­dent­li­che Er­sit­zung

 

Ist je­mand un­ge­recht­fer­tigt im Grund­buch als Ei­gen­tü­mer ein­ge­tra­gen, so kann sein Ei­gen­tum, nach­dem er das Grund­stück in gu­tem Glau­ben zehn Jah­re lang un­un­ter­bro­chen und un­an­ge­foch­ten be­ses­sen hat, nicht mehr an­ge­foch­ten wer­den.

Art. 662  

b. Aus­ser­or­dent­li­che Er­sit­zung

 

1 Be­sitzt je­mand ein Grund­stück, das nicht im Grund­buch auf­ge­nom­men ist, un­un­ter­bro­chen und un­an­ge­foch­ten wäh­rend 30 Jah­ren als sein Ei­gen­tum, so kann er ver­lan­gen, dass er als Ei­gen­tü­mer ein­ge­tra­gen wer­de.

2 Un­ter den glei­chen Vor­aus­set­zun­gen steht die­ses Recht dem Be­sit­zer ei­nes Grund­stückes zu, des­sen Ei­gen­tü­mer aus dem Grund­buch nicht er­sicht­lich ist oder bei Be­ginn der Er­sit­zungs­frist von 30 Jah­ren tot oder für ver­schol­len er­klärt war.

3 Die Ein­tra­gung darf je­doch nur auf Ver­fü­gung des Ge­richts er­fol­gen, nach­dem bin­nen ei­ner durch amt­li­che Aus­kün­dung an­ge­setz­ten Frist kein Ein­spruch er­ho­ben oder der er­folg­te Ein­spruch ab­ge­wie­sen wor­den ist.

Art. 663  

c. Fris­ten

 

Für die Be­rech­nung der Fris­ten, die Un­ter­bre­chung und den Still­stand der Er­sit­zung fin­den die Vor­schrif­ten über die Ver­jäh­rung von For­de­run­gen ent­spre­chen­de An­wen­dung.

Art. 664  

6. Her­ren­lo­se und öf­fent­li­che Sa­chen

 

1 Die her­ren­lo­sen und die öf­fent­li­chen Sa­chen ste­hen un­ter der Ho­heit des Staa­tes, in des­sen Ge­biet sie sich be­fin­den.

2 An den öf­fent­li­chen Ge­wäs­sern so­wie an dem der Kul­tur nicht fä­hi­gen Lan­de, wie Fel­sen und Schutt­hal­den, Fir­nen und Glet­schern, und den dar­aus ent­sprin­gen­den Quel­len be­steht un­ter Vor­be­halt an­der­wei­ti­gen Nach­wei­ses kein Pri­vatei­gen­tum.

3 Das kan­to­na­le Recht stellt über die An­eig­nung des her­ren­lo­sen Lan­des, die Aus­beu­tung und den Ge­mein­ge­brauch der öf­fent­li­chen Sa­chen, wie der Stras­sen und Plät­ze, Ge­wäs­ser und Fluss­bet­ten die er­for­der­li­chen Be­stim­mun­gen auf.

Art. 665  

III. Recht auf Ein­tra­gung

 

1 Der Er­werbs­grund gibt dem Er­wer­ber ge­gen den Ei­gen­tü­mer einen per­sön­li­chen An­spruch auf Ein­tra­gung und bei Wei­ge­rung des Ei­gen­tü­mers das Recht auf ge­richt­li­che Zu­spre­chung des Ei­gen­tums.

2 Bei An­eig­nung, Erb­gang, Ent­eig­nung, Zwangs­voll­stre­ckung oder Ur­teil des Ge­richts kann der Er­wer­ber die Ein­tra­gung von sich aus er­wir­ken.

3 Än­de­run­gen am Grund­ei­gen­tum, die von Ge­set­zes we­gen durch Gü­ter­ge­mein­schaft oder de­ren Auf­lö­sung ein­tre­ten, wer­den auf An­mel­dung ei­nes Ehe­gat­ten hin im Grund­buch ein­ge­tra­gen.540

540Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 5. Okt. 1984, in Kraft seit 1. Jan. 1988 (AS 1986 122153Art. 1; BBl 1979 II 1191).

Art. 666  

C. Ver­lust

 

1 Das Grund­ei­gen­tum geht un­ter mit der Lö­schung des Ein­tra­ges so­wie mit dem voll­stän­di­gen Un­ter­gang des Grund­stückes.

2 Der Zeit­punkt, auf den im Fal­le der Ent­eig­nung der Ver­lust ein­tritt, wird durch das Ent­eig­nungs­recht des Bun­des und der Kan­to­ne be­stimmt.

Art. 666a541  

D. Rich­ter­li­che Mass­nah­men

I. Bei un­auf­find­ba­rem Ei­gen­tü­mer

 
1 Lässt sich der im Grund­buch ein­ge­tra­ge­ne Ei­gen­tü­mer nicht iden­ti­fi­zie­ren, ist sein Wohn­ort un­be­kannt oder ist von ei­nem oder meh­re­ren sei­ner Er­ben der Na­me oder Wohn­ort un­be­kannt, so kann das Ge­richt auf An­trag die er­for­der­li­chen Mass­nah­men an­ord­nen.
2 Ins­be­son­de­re kann das Ge­richt einen Ver­tre­ter er­nen­nen. Es legt auf An­trag den Um­fang der Ver­tre­tungs­macht fest. Be­stimmt es nichts an­de­res, so be­schränkt sich die­se auf er­hal­ten­de Mass­nah­men.

3 An­trag auf An­ord­nung von Mass­nah­men stel­len kann:

1.
je­de Per­son, die ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se hat;
2.
das Grund­buchamt am Ort des Grund­stücks.

4 Die An­ord­nung von Mass­nah­men un­ter­bricht die Frist für ei­ne aus­ser­or­dent­li­che Er­sit­zung nicht.

541 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 666b542  

II. Bei Feh­len der vor­ge­schrie­be­nen Or­ga­ne

 

Ver­fügt ei­ne im Grund­buch als Ei­gen­tü­me­rin ein­ge­tra­ge­ne ju­ris­ti­sche Per­son oder an­de­re Rechts­trä­ge­rin nicht mehr über die vor­ge­schrie­be­nen Or­ga­ne, so kann je­de Per­son, die ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se hat, oder das Grund­buchamt am Ort des Grund­stücks dem Ge­richt be­an­tra­gen, die er­for­der­li­chen grund­stücks­be­zo­ge­nen Mass­nah­men an­zu­ord­nen.

542 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Zweiter Abschnitt: Inhalt und Beschränkung des Grundeigen­tums

Art. 667  

A. In­halt

I. Um­fang

 

1 Das Ei­gen­tum an Grund und Bo­den er­streckt sich nach oben und un­ten auf den Luftraum und das Erd­reich, so­weit für die Aus­übung des Ei­gen­tums ein In­ter­es­se be­steht.

2 Es um­fasst un­ter Vor­be­halt der ge­setz­li­chen Schran­ken al­le Bau­ten und Pflan­zen so­wie die Quel­len.

Art. 668  

II. Ab­gren­zung

1. Art der Ab­gren­zung

 

1 Die Gren­zen wer­den durch die Grund­buch­plä­ne und durch die Ab­gren­zun­gen auf dem Grund­stücke selbst an­ge­ge­ben.

2 Wi­der­spre­chen sich die be­ste­hen­den Grund­buch­plä­ne und die Ab­gren­zun­gen, so wird die Rich­tig­keit der Grund­buch­plä­ne ver­mu­tet.

3 Die Ver­mu­tung gilt nicht für die vom Kan­ton be­zeich­ne­ten Ge­bie­te mit Bo­den­ver­schie­bun­gen.543

543Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 4. Okt. 1991 über die Teil­re­vi­si­on des Zi­vil­ge­setz­bu­ches (Im­mo­bi­li­ar­sa­chen­recht) und des Ob­li­ga­tio­nen­rechts (Grund­stück­kauf), in Kraft seit 1. Jan. 1994 (AS 1993 1404; BBl 1988 III 953).

Art. 669  

2. Ab­gren­zungs­pflicht

 

Je­der Grund­ei­gen­tü­mer ist ver­pflich­tet, auf das Be­geh­ren sei­nes Nach­barn zur Fest­stel­lung ei­ner un­ge­wis­sen Gren­ze mit­zu­wir­ken, sei es bei Be­rich­ti­gung der Grund­buch­plä­ne oder bei An­brin­gung von Grenz­zei­chen.

Art. 670  

3. Mit­ei­gen­tum an Vor­rich­tun­gen zur Ab­gren­zung

 

Ste­hen Vor­rich­tun­gen zur Ab­gren­zung zwei­er Grund­stücke, wie Mau­ern, He­cken, Zäu­ne, auf der Gren­ze, so wird Mit­ei­gen­tum der bei­den Nach­barn ver­mu­tet.

Art. 671  

III. Bau­ten auf dem Grund­stück

1. Bo­den- und Bau­ma­te­ri­al

a. Ei­gen­tums­ver­hält­nis

 

1 Ver­wen­det je­mand zu ei­nem Bau auf sei­nem Bo­den frem­des Ma­te­ri­al oder ei­ge­nes Ma­te­ri­al auf frem­dem Bo­den, so wird es Be­stand­teil des Grund­stückes.

2 Der Ei­gen­tü­mer des Ma­te­ri­als ist je­doch, wenn die Ver­wen­dung oh­ne sei­nen Wil­len statt­ge­fun­den hat, be­rech­tigt, auf Kos­ten des Grund­ei­gen­tü­mers die Tren­nung des Ma­te­ri­als und des­sen Her­aus­ga­be zu ver­lan­gen, in­so­weit dies oh­ne un­ver­hält­nis­mäs­si­ge Schä­di­gung mög­lich ist.

3 Un­ter der glei­chen Vor­aus­set­zung kann der Grund­ei­gen­tü­mer, wenn die Ver­wen­dung oh­ne sei­nen Wil­len statt­ge­fun­den hat, auf Kos­ten des Bau­en­den die Weg­schaf­fung des Ma­te­ri­als ver­lan­gen.

Art. 672  

b. Er­satz

 

1 Fin­det kei­ne Tren­nung des Ma­te­ri­als vom Bo­den statt, so hat der Grund­ei­gen­tü­mer für das Ma­te­ri­al ei­ne an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung zu leis­ten.

2 Bei bö­sem Glau­ben des bau­en­den Grund­ei­gen­tü­mers kann das Ge­richt auf vol­len Scha­den­er­satz er­ken­nen.

3 Bei bö­sem Glau­ben des bau­en­den Ma­te­ri­a­lei­gen­tü­mers kann es auch nur das­je­ni­ge zu­spre­chen, was der Bau für den Grund­ei­gen­tü­mer al­ler­min­des­tens wert ist.

Art. 673  

c. Zu­wei­sung des Grund­ei­gen­tums

 

Über­steigt der Wert des Bau­es of­fen­bar den Wert des Bo­dens, so kann der­je­ni­ge, der sich in gu­tem Glau­ben be­fin­det, ver­lan­gen, dass das Ei­gen­tum an Bau und Bo­den ge­gen an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung dem Ma­te­ri­a­lei­gen­tü­mer zu­ge­wie­sen wer­de.

Art. 674  

2. Über­ra­gen­de Bau­ten

 

1 Bau­ten und an­de­re Vor­rich­tun­gen, die von ei­nem Grund­stücke auf ein an­de­res über­ra­gen, ver­blei­ben Be­stand­teil des Grund­stückes, von dem sie aus­ge­hen, wenn des­sen Ei­gen­tü­mer auf ih­ren Be­stand ein ding­li­ches Recht hat.

2 Das Recht auf den Über­bau kann als Dienst­bar­keit in das Grund­buch ein­ge­tra­gen wer­den.

3 Ist ein Über­bau un­be­rech­tigt, und er­hebt der Ver­letz­te, trotz­dem dies für ihn er­kenn­bar ge­wor­den ist, nicht recht­zei­tig Ein­spruch, so kann, wenn es die Um­stän­de recht­fer­ti­gen, dem Über­bau­en­den, der sich in gu­tem Glau­ben be­fin­det, ge­gen an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung das ding­li­che Recht auf den Über­bau oder das Ei­gen­tum am Bo­den zu­ge­wie­sen wer­den.

Art. 675  

3. Bau­recht

 

1 Bau­wer­ke und an­de­re Vor­rich­tun­gen, die auf frem­dem Bo­den ein­ge­gra­ben, auf­ge­mau­ert oder sonst­wie dau­ernd auf oder un­ter der Bo­den­flä­che mit dem Grund­stücke ver­bun­den sind, kön­nen einen be­son­de­ren Ei­gen­tü­mer ha­ben, wenn ihr Be­stand als Dienst­bar­keit in das Grund­buch ein­ge­tra­gen ist.

2 Die Be­stel­lung ei­nes Bau­rech­tes an ein­zel­nen Stock­wer­ken ei­nes Ge­bäu­des ist aus­ge­schlos­sen.

Art. 676  

4. Lei­tun­gen

 

1 Lei­tun­gen zur Ver­sor­gung und Ent­sor­gung, die sich aus­ser­halb des Grund­stücks be­fin­den, dem sie die­nen, ge­hö­ren, wo es nicht an­ders ge­ord­net ist, dem Ei­gen­tü­mer des Werks und zum Werk, von dem sie aus­ge­hen oder dem sie zu­ge­führt wer­den.544

2 So­weit nicht das Nach­bar­recht An­wen­dung fin­det, er­folgt die ding­li­che Be­las­tung der frem­den Grund­stücke mit sol­chen Lei­tun­gen durch die Er­rich­tung ei­ner Dienst­bar­keit.

3 Die Dienst­bar­keit ent­steht mit der Er­stel­lung der Lei­tung, wenn die­se äus­ser­lich wahr­nehm­bar ist. An­dern­falls ent­steht sie mit der Ein­tra­gung in das Grund­buch.545

544 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

545 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 677  

5. Fahr­nis­bau­ten

 

1 Hüt­ten, Bu­den, Ba­ra­cken u. dgl. be­hal­ten, wenn sie oh­ne Ab­sicht blei­ben­der Ver­bin­dung auf frem­dem Bo­den auf­ge­rich­tet sind, ih­ren be­son­dern Ei­gen­tü­mer.

2 Ihr Be­stand wird nicht in das Grund­buch ein­ge­tra­gen.

Art. 678  

IV. Ein­pflan­zun­gen auf dem Grund­stück

 

1 Ver­wen­det je­mand frem­de Pflan­zen auf ei­ge­nem Grund­stücke, oder ei­ge­ne Pflan­zen auf frem­dem Grund­stücke, so ent­ste­hen die glei­chen Rech­te und Pflich­ten, wie beim Ver­wen­den von Bau­ma­te­ri­al oder bei Fahr­nis­bau­ten.

2 Ei­ne dem Bau­recht ent­spre­chen­de Dienst­bar­keit für ein­zel­ne Pflan­zen und An­la­gen von Pflan­zen kann auf min­des­tens zehn und auf höchs­tens 100 Jah­re er­rich­tet wer­den.546

3 Der be­las­te­te Ei­gen­tü­mer kann vor Ab­lauf der ver­ein­bar­ten Dau­er die Ab­lö­sung der Dienst­bar­keit ver­lan­gen, wenn er mit dem Dienst­bar­keits­be­rech­tig­ten einen Pacht­ver­trag über die Nut­zung des Bo­dens ab­ge­schlos­sen hat und die­ser Ver­trag be­en­digt wird. Das Ge­richt be­stimmt die ver­mö­gens­recht­li­chen Fol­gen un­ter Wür­di­gung al­ler Um­stän­de.547

546Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2004 (AS 2003 4121; BBl 2002 4721).

547Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2004 (AS 2003 4121; BBl 2002 4721).

Art. 679  

V. Ver­ant­wort­lich­keit des Grund­ei­gen­tü­mers

1. Bei Über­schrei­tung des Ei­gen­tums­rechts

 

1 Wird je­mand da­durch, dass ein Grund­ei­gen­tü­mer sein Ei­gen­tums­recht über­schrei­tet, ge­schä­digt oder mit Scha­den be­droht, so kann er auf Be­sei­ti­gung der Schä­di­gung oder auf Schutz ge­gen dro­hen­den Scha­den und auf Scha­den­er­satz kla­gen.

2 Ent­zieht ei­ne Bau­te oder ei­ne Ein­rich­tung ei­nem Nach­bar­grund­stück be­stimm­te Ei­gen­schaf­ten, so be­ste­hen die vor­ste­hend ge­nann­ten An­sprü­che nur, wenn bei der Er­stel­lung der Bau­te oder Ein­rich­tung die da­mals gel­ten­den Vor­schrif­ten nicht ein­ge­hal­ten wur­den.549

549 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 679a550  

2. Bei recht­mäs­si­ger Be­wirt­schaf­tung des Grund­stücks

 

Fügt ein Grund­ei­gen­tü­mer bei recht­mäs­si­ger Be­wirt­schaf­tung sei­nes Grund­stücks, na­ment­lich beim Bau­en, ei­nem Nach­barn vor­über­ge­hend über­mäs­si­ge und un­ver­meid­li­che Nach­tei­le zu und ver­ur­sacht er da­durch einen Scha­den, so kann der Nach­bar vom Grund­ei­gen­tü­mer le­dig­lich Scha­den­er­satz ver­lan­gen.

550 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 680  

B. Be­schrän­kun­gen

I. Im All­ge­mei­nen

 

1 Die ge­setz­li­chen Ei­gen­tums­be­schrän­kun­gen be­ste­hen oh­ne Ein­trag im Grund­buch.

2 Ih­re Auf­he­bung oder Ab­än­de­rung durch Rechts­ge­schäft be­darf zur Gül­tig­keit der öf­fent­li­chen Be­ur­kun­dung und der Ein­tra­gung in das Grund­buch.

3 Aus­ge­schlos­sen ist die Auf­he­bung oder Ab­än­de­rung von Ei­gen­tums­be­schrän­kun­gen öf­fent­lich-recht­li­chen Cha­rak­ters.

Art. 681551  

II. Ver­äus­se­rungs­be­schrän­kun­gen; ge­setz­li­che Vor­kaufs­rech­te

1. Grund­sät­ze

 

1 Ge­setz­li­che Vor­kaufs­rech­te kön­nen auch bei der Zwangs­ver­stei­ge­rung aus­ge­übt wer­den, aber nur an der Stei­ge­rung selbst und zu den Be­din­gun­gen, zu wel­chen das Grund­stück dem Er­stei­ge­rer zu­ge­schla­gen wird; im üb­ri­gen kön­nen die ge­setz­li­chen Vor­kaufs­rech­te un­ter den Vor­aus­set­zun­gen gel­tend ge­macht wer­den, die für die ver­trag­li­chen Vor­kaufs­rech­te gel­ten.

2 Das Vor­kaufs­recht ent­fällt, wenn das Grund­stück an ei­ne Per­son ver­äus­sert wird, der ein Vor­kaufs­recht im glei­chen oder in ei­nem vor­de­ren Rang zu­steht.

3 Ge­setz­li­che Vor­kaufs­rech­te kön­nen we­der ver­erbt noch ab­ge­tre­ten wer­den. Sie ge­hen den ver­trag­li­chen Vor­kaufs­rech­ten vor.

551Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 4. Okt. 1991 über die Teil­re­vi­si­on des Zi­vil­ge­setz­bu­ches (Im­mo­bi­li­ar­sa­chen­recht) und des Ob­li­ga­tio­nen­rechts (Grund­stück­kauf), in Kraft seit 1. Jan. 1994 (AS 1993 1404; BBl 1988 III 953).

Art. 681a552  

2. Aus­übung

 

1 Der Ver­käu­fer muss die Vor­kaufs­be­rech­tig­ten über den Ab­schluss und den In­halt des Kauf­ver­trags in Kennt­nis set­zen.

2 Will der Vor­kaufs­be­rech­tig­te sein Recht aus­üben, so muss er es in­nert drei­er Mo­na­te seit Kennt­nis von Ab­schluss und In­halt des Ver­tra­ges gel­tend ma­chen. Nach Ab­lauf von zwei Jah­ren seit der Ein­tra­gung des neu­en Ei­gen­tü­mers in das Grund­buch kann das Recht nicht mehr gel­tend ge­macht wer­den.

3 Der Vor­kaufs­be­rech­tig­te kann sei­nen An­spruch in­ner­halb die­ser Fris­­ten ge­gen­über je­dem Ei­gen­tü­mer des Grund­stücks gel­tend ma­chen.

552Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 4. Okt. 1991 über die Teil­re­vi­si­on des Zi­vil­ge­setz­bu­ches (Im­mo­bi­li­ar­sa­chen­recht) und des Ob­li­ga­tio­nen­rechts (Grund­stück­kauf), in Kraft seit 1. Jan. 1994 (AS 1993 1404; BBl 1988 III 953).

Art. 681b553  

3. Ab­än­de­rung, Ver­zicht

 

1 Die Ver­ein­ba­rung, mit wel­cher ein ge­setz­li­ches Vor­kaufs­recht aus­ge­schlos­sen oder ab­ge­än­dert wird, be­darf zu ih­rer Gül­tig­keit der öf­fent­li­chen Be­ur­kun­dung. Sie kann im Grund­buch vor­ge­merkt wer­den, wenn das Vor­kaufs­recht dem je­wei­li­gen Ei­gen­tü­mer ei­nes an­dern Grund­stücks zu­steht.

2 Nach Ein­tritt des Vor­kaufs­falls kann der Be­rech­tig­te schrift­lich auf die Aus­übung ei­nes ge­setz­li­chen Vor­kaufs­rechts ver­zich­ten.

553Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 4. Okt. 1991 über die Teil­re­vi­si­on des Zi­vil­ge­setz­bu­ches (Im­mo­bi­li­ar­sa­chen­recht) und des Ob­li­ga­tio­nen­rechts (Grund­stück­kauf), in Kraft seit 1. Jan. 1994 (AS 1993 1404; BBl 1988 III 953).

Art. 682555  

4. Im Mit­ei­gen­tums- und im Bau­rechts­ver­hält­nis

 

1 Mit­ei­gen­tü­mer ha­ben ein Vor­kaufs­recht ge­gen­über je­dem Nicht­mit­ei­gen­tü­mer, der einen An­teil er­wirbt. Ma­chen meh­re­re Mit­ei­gen­tü­mer ihr Vor­kaufs­recht gel­tend, so wird ih­nen der An­teil im Ver­hält­nis ih­rer bis­he­ri­gen Mit­ei­gen­tumsan­tei­le zu­ge­wie­sen.556

2 Ein Vor­kaufs­recht ge­gen­über je­dem Er­wer­ber ha­ben auch der Ei­gen­tü­mer ei­nes Grund­stückes, das mit ei­nem selb­stän­di­gen und dau­ern­den Bau­recht be­las­tet ist, an die­sem Recht und der In­ha­ber die­ses Rechts am be­las­te­ten Grund­stück, so­weit die­ses durch die Aus­übung sei­nes Rech­tes in An­spruch ge­nom­men wird.

3557

555Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Dez. 1963, in Kraft seit 1. Jan. 1965 (AS 1964 993; BBl 1962 II 1461).

556Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 4. Okt. 1991 über die Teil­re­vi­si­on des Zi­vil­ge­setz­bu­ches (Im­mo­bi­li­ar­sa­chen­recht) und des Ob­li­ga­tio­nen­rechts (Grund­stück­kauf), in Kraft seit 1. Jan. 1994 (AS 1993 1404; BBl 1988 III 953).

557Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 4. Okt. 1991 über die Teil­re­vi­si­on des Zi­vil­ge­setz­bu­ches (Im­mo­bi­li­ar­sa­chen­recht) und des Ob­li­ga­tio­nen­rechts (Grund­stück­kauf), mit Wir­kung seit 1. Jan. 1994 (AS 1993 1404; BBl 1988 III 953).

Art. 682a558  

5. Vor­kaufs­recht an land­wirt­schaft­li­chen Ge­wer­ben und Grund­stücken

 

Für die Vor­kaufs­rech­te an land­wirt­schaft­li­chen Ge­wer­ben und Grund­stücken gilt zu­dem das Bun­des­ge­setz vom 4. Ok­to­ber 1991559 über das bäu­er­li­che Bo­den­recht.

558Ein­ge­fügt durch Art. 92 Ziff. 1 des BG vom 4. Okt. 1991 über das bäu­er­li­che Bo­den­recht, in Kraft seit 1. Jan. 1994 (AS 1993 1410; BBl 1988 III 953).

559SR 211.412.11

Art. 683560  
 

560Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 4. Okt. 1991 über die Teil­re­vi­si­on des Zi­vil­ge­setz­bu­ches (Im­mo­bi­li­ar­sa­chen­recht) und des Ob­li­ga­tio­nen­rechts (Grund­stück­kauf), mit Wir­kung seit 1. Jan. 1994 (AS 1993 1404; BBl 1988 III 953).

Art. 684  

III. Nach­bar­recht

1. Über­mäs­si­ge Ein­wir­kun­gen

 

1 Je­der­mann ist ver­pflich­tet, bei der Aus­übung sei­nes Ei­gen­tums, wie na­ment­lich bei dem Be­trieb ei­nes Ge­wer­bes auf sei­nem Grund­stück, sich al­ler über­mäs­si­gen Ein­wir­kung auf das Ei­gen­tum der Nach­barn zu ent­hal­ten.

2 Ver­bo­ten sind ins­be­son­de­re al­le schäd­li­chen und nach La­ge und Be­schaf­fen­heit der Grund­stücke oder nach Orts­ge­brauch nicht ge­recht­fer­tig­ten Ein­wir­kun­gen durch Luft­ver­un­rei­ni­gung, üb­len Ge­ruch, Lärm, Schall, Er­schüt­te­rung, Strah­lung oder durch den Ent­zug von Be­son­nung oder Ta­ges­licht.562

562 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 685  

2. Gra­ben und Bau­en

a. Re­gel

 

1 Bei Gra­bun­gen und Bau­ten darf der Ei­gen­tü­mer die nach­bar­li­chen Grund­stücke nicht da­durch schä­di­gen, dass er ihr Erd­reich in Be­we­gung bringt oder ge­fähr­det oder vor­han­de­ne Vor­rich­tun­gen be­ein­träch­tigt.

2 Auf Bau­ten, die den Vor­schrif­ten des Nach­bar­rech­tes zu­wi­der­lau­fen, fin­den die Be­stim­mun­gen be­tref­fend über­ra­gen­de Bau­ten An­wen­dung.

Art. 686  

b. Kan­to­na­le Vor­schrif­ten

 

1 Die Kan­to­ne sind be­fugt, die Ab­stän­de fest­zu­set­zen, die bei Gra­bun­gen und Bau­ten zu be­ob­ach­ten sind.

2 Es bleibt ih­nen vor­be­hal­ten, wei­te­re Bau­vor­schrif­ten auf­zu­stel­len.

Art. 687  

3. Pflan­zen

a. Re­gel

 

1 Über­ra­gen­de Äs­te und ein­drin­gen­de Wur­zeln kann der Nach­bar, wenn sie sein Ei­gen­tum schä­di­gen und auf sei­ne Be­schwer­de hin nicht bin­nen an­ge­mes­se­ner Frist be­sei­tigt wer­den, kap­pen und für sich be­hal­ten.

2 Dul­det ein Grund­ei­gen­tü­mer das Über­ra­gen von Äs­ten auf be­bau­ten oder über­bau­ten Bo­den, so hat er ein Recht auf die an ih­nen wach­sen­den Früch­te (An­ries).

3 Auf Wald­grund­stücke, die an­ein­an­der gren­zen, fin­den die­se Vor­schrif­ten kei­ne An­wen­dung.

Art. 688  

b. Kan­to­na­le Vor­schrif­ten

 

Die Kan­to­ne sind be­fugt, für An­pflan­zun­gen je nach der Art des Grund­stückes und der Pflan­zen be­stimm­te Ab­stän­de vom nach­bar­li­chen Grund­stück vor­zu­schrei­ben oder den Grund­ei­gen­tü­mer zu ver­pflich­ten, das Über­grei­fen von Äs­ten oder Wur­zeln frucht­tra­gen­der Bäu­me zu ge­stat­ten und für die­se Fäl­le das An­ries zu re­geln oder auf­zu­he­ben.

Art. 689  

4. Was­serab­lauf

 

1 Je­der Grund­ei­gen­tü­mer ist ver­pflich­tet, das Was­ser, das von dem ober­halb lie­gen­den Grund­stück na­tür­li­cher­wei­se ab­fliesst, auf­zu­neh­men, wie na­ment­lich Re­gen­was­ser, Schnee­schmel­ze und Was­ser von Quel­len, die nicht ge­fasst sind.

2 Kei­ner darf den na­tür­li­chen Ab­lauf zum Scha­den des Nach­barn ver­än­dern.

3 Das für das un­te­re Grund­stück nö­ti­ge Ab­was­ser darf die­sem nur in­so­weit ent­zo­gen wer­den, als es für das obe­re Grund­stück un­ent­behr­lich ist.

Art. 690  

5. Ent­wäs­se­run­gen

 

1 Bei Ent­wäs­se­run­gen hat der Ei­gen­tü­mer des un­ter­halb lie­gen­den Grund­stückes das Was­ser, das ihm schon vor­her auf na­tür­li­che Wei­se zu­ge­flos­sen ist, oh­ne Ent­schä­di­gung ab­zu­neh­men.

2 Wird er durch die Zu­lei­tung ge­schä­digt, so kann er ver­lan­gen, dass der obe­re Ei­gen­tü­mer die Lei­tung auf ei­ge­ne Kos­ten durch das un­te­re Grund­stück wei­ter füh­re.

Art. 691  

6. Durch­lei­tun­gen

a. Pflicht zur Dul­dung

 

1 Je­der Grund­ei­gen­tü­mer ist ver­pflich­tet, die Durch­lei­tung von Röh­ren und Lei­tun­gen zur Ver­sor­gung und Ent­sor­gung ge­gen vol­le Ent­schä­di­gung zu ge­stat­ten, wenn ein an­de­res Grund­stück sonst nicht oder nur mit un­ver­hält­nis­mäs­si­gen Kos­ten er­schlos­sen wer­den kann.563

2 Das Recht auf Durch­lei­tung aus Nach­bar­recht kann in den Fäl­len nicht be­an­sprucht wer­den, in de­nen das kan­to­na­le Recht oder das Bun­des­recht auf den Weg der Ent­eig­nung ver­weist.

3 Ver­langt es der Be­rech­tig­te oder der Be­las­te­te, so wer­den die Durch­lei­tun­gen auf Kos­ten des Be­rech­tig­ten als Dienst­bar­keit in das Grund­buch ein­ge­tra­gen. Das Durch­lei­tungs­recht kann ei­nem gut­gläu­bi­gen Er­wer­ber auch oh­ne Ein­tra­gung ent­ge­gen­ge­hal­ten wer­den.564

563 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

564 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 692  

b. Wah­rung der In­ter­es­sen des Be­las­te­ten

 

1 Der be­las­te­te Grund­ei­gen­tü­mer hat An­spruch dar­auf, dass auf sei­ne In­ter­es­sen in bil­li­ger Wei­se Rück­sicht ge­nom­men wer­de.

2 Wo aus­ser­or­dent­li­che Um­stän­de es recht­fer­ti­gen, kann er bei ober­ir­di­schen Lei­tun­gen ver­lan­gen, dass ihm das Stück Land, über das die­se Lei­tun­gen ge­führt wer­den sol­len, in an­ge­mes­se­nem Um­fan­ge ge­gen vol­le Ent­schä­di­gung ab­ge­nom­men wer­de.

Art. 693  

c. Än­de­rung der Ver­hält­nis­se

 

1 Än­dern sich die Ver­hält­nis­se, so kann der Be­las­te­te ei­ne sei­nen In­ter­es­sen ent­spre­chen­de Ver­le­gung der Lei­tung ver­lan­gen.

2 Die Kos­ten der Ver­le­gung hat in der Re­gel der Be­rech­tig­te zu tra­gen.

3 Wo be­son­de­re Um­stän­de es recht­fer­ti­gen, kann je­doch ein an­ge­mes­se­ner Teil der Kos­ten dem Be­las­te­ten auf­er­legt wer­den.

Art. 694  

7. Weg­rech­te

a. Not­weg

 

1 Hat ein Grund­ei­gen­tü­mer kei­nen ge­nü­gen­den Weg von sei­nem Grund­stück auf ei­ne öf­fent­li­che Stras­se, so kann er be­an­spru­chen, dass ihm die Nach­barn ge­gen vol­le Ent­schä­di­gung einen Not­weg ein­räu­men.

2 Der An­spruch rich­tet sich in ers­ter Li­nie ge­gen den Nach­barn, dem die Ge­wäh­rung des Not­we­ges der frü­he­ren Ei­gen­tums- und We­ge­ver­hält­nis­se we­gen am ehe­s­ten zu­ge­mu­tet wer­den darf, und im wei­tern ge­gen den­je­ni­gen, für den der Not­weg am we­nigs­ten schäd­lich ist.

3 Bei der Fest­set­zung des Not­we­ges ist auf die beid­sei­ti­gen In­ter­es­sen Rück­sicht zu neh­men.

Art. 695  

b. An­de­re Weg­rech­te

 

Den Kan­to­nen bleibt es vor­be­hal­ten, über die Be­fug­nis des Grund­ei­gen­tü­mers, zum Zwe­cke der Be­wirt­schaf­tung oder Vor­nah­me von Aus­bes­se­run­gen und Bau­ten das nach­bar­li­che Grund­stück zu be­tre­ten, so­wie über das Streck- oder Tret­recht, den Tränk­weg, Win­ter­weg, Brach­weg, Holz­lass, Reist­weg u. dgl. nä­he­re Vor­schrif­ten auf­zu­stel­len.

Art. 696  

c. An­mer­kung im Grund­buch

 

1 Weg­rech­te, die das Ge­setz un­mit­tel­bar be­grün­det, be­ste­hen oh­ne Ein­tra­gung zu Recht.

2 Sie wer­den je­doch, wenn sie von blei­ben­dem Be­stan­de sind, im Grund­bu­che an­ge­merkt.

Art. 697  

8. Ein­frie­di­gung

 

1 Die Kos­ten der Ein­frie­di­gung ei­nes Grund­stückes trägt des­sen Ei­gen­tü­mer, un­ter Vor­be­halt der Be­stim­mun­gen über das Mit­ei­gen­tum an Grenz­vor­rich­tun­gen.

2 In Be­zug auf die Pflicht und die Art der Ein­frie­di­gung bleibt das kan­to­na­le Recht vor­be­hal­ten.

Art. 698  

9. Un­ter­halts­pflicht

 

An die Kos­ten der Vor­rich­tun­gen zur Aus­übung der nach­bar­recht­li­chen Be­fug­nis­se ha­ben die Grund­ei­gen­tü­mer im Ver­hält­nis ih­res In­ter­es­ses bei­zu­tra­gen.

Art. 699  

IV. Recht auf Zu­tritt und Ab­wehr

1. Zu­tritt

 

1 Das Be­tre­ten von Wald und Wei­de und die An­eig­nung wild­wach­sen­der Bee­ren, Pil­ze u. dgl. sind in orts­üb­li­chem Um­fan­ge je­der­mann ge­stat­tet, so­weit nicht im In­ter­es­se der Kul­tu­ren sei­tens der zu­stän­di­gen Be­hör­de ein­zel­ne be­stimmt um­grenz­te Ver­bo­te er­las­sen wer­den.

2 Über das Be­tre­ten frem­den Ei­gen­tums zur Aus­übung von Jagd und Fi­sche­rei kann das kan­to­na­le Recht nä­he­re Vor­schrif­ten auf­stel­len.

Art. 700  

2. Weg­schaf­fung zu­ge­führ­ter Sa­chen u. dgl.

 

1 Wer­den Sa­chen durch Was­ser, Wind, La­wi­nen oder an­de­re Na­tur­ge­walt oder zu­fäl­li­ge Er­eig­nis­se auf ein frem­des Grund­stück ge­bracht, oder ge­ra­ten Tie­re, wie Gross- und Klein­vieh, Bie­nen­schwär­me, Ge­flü­gel und Fi­sche auf frem­den Bo­den, so hat der Grund­ei­gen­tü­mer dem Be­rech­tig­ten de­ren Auf­su­chung und Weg­schaf­fung zu ge­stat­ten.

2 Für den hieraus ent­ste­hen­den Scha­den kann er Er­satz ver­lan­gen und hat hie­für an die­sen Sa­chen ein Re­ten­ti­ons­recht.

Art. 701  

3. Ab­wehr von Ge­fahr und Scha­den

 

1 Kann je­mand einen dro­hen­den Scha­den oder ei­ne ge­gen­wär­ti­ge Ge­fahr nur da­durch von sich oder an­dern ab­wen­den, dass er in das Grund­ei­gen­tum ei­nes Drit­ten ein­greift, so ist die­ser ver­pflich­tet, den Ein­griff zu dul­den, so­bald Ge­fahr oder Scha­den un­gleich grös­ser sind als die durch den Ein­griff ent­ste­hen­de Be­ein­träch­ti­gung.

2 Für den hieraus ent­ste­hen­den Scha­den ist an­ge­mes­se­ner Er­satz zu leis­ten.

Art. 702  

V. Öf­fent­lich­recht­li­che Be­schrän­kun­gen

1. Im All­ge­mei­nen

 

Dem Bun­de, den Kan­to­nen und den Ge­mein­den bleibt es vor­behal­ten, Be­schrän­kun­gen des Grund­ei­gen­tums zum all­ge­mei­nen Wohl auf­zu­stel­len, wie na­ment­lich be­tref­fend die Bau‑, Feu­er- und Ge­sund­heits­po­li­zei, das Forst- und Stras­sen­we­sen, den Reck­weg, die Er­rich­tung von Grenz­mar­ken und Ver­mes­sungs­zei­chen, die Bo­den­ver­bes­se­run­gen, die Zer­stücke­lung der Gü­ter, die Zu­sam­men­le­gung von länd­li­chen Flu­ren und von Bau­ge­biet, die Er­hal­tung von Al­ter­tü­mern und Na­tur­denk­mä­lern, die Si­che­rung der Land­schaf­ten und Aus­sichts­punk­te vor Ver­un­stal­tung und den Schutz von Heil­quel­len.

Art. 703565  

2. Bo­den­ver­bes­se­run­gen

 

1 Kön­nen Bo­den­ver­bes­se­run­gen, wie Ge­wäs­ser­kor­rek­tio­nen, Ent­wäs­se­run­gen, Be­wäs­se­run­gen, Auf­fors­tun­gen, Weg­an­la­gen, Gü­ter­zu­sam­men­le­gun­gen u. dgl. nur durch ein ge­mein­schaft­li­ches Un­ter­neh­men aus­ge­führt wer­den, und hat die Mehr­heit der be­tei­lig­ten Grund­ei­gen­tü­mer, de­nen zu­gleich mehr als die Hälf­te des be­tei­lig­ten Bo­dens ge­hört, dem Un­ter­neh­men zu­ge­stimmt, so sind die üb­ri­gen Grund­ei­gen­tü­mer zum Bei­tritt ver­pflich­tet. Die an der Be­schluss­fas­sung nicht mit­wir­ken­den Grund­ei­gen­tü­mer gel­ten als zu­stim­mend. Der Bei­tritt ist im Grund­buch an­zu­mer­ken.

2 Die Kan­to­ne ord­nen das Ver­fah­ren. Sie ha­ben ins­be­son­de­re für Gü­ter­zu­sam­men­le­gun­gen ei­ne ein­läss­li­che Ord­nung zu tref­fen.

3 Die kan­to­na­le Ge­setz­ge­bung kann die Durch­füh­rung sol­cher Bo­den­ver­bes­se­run­gen noch wei­ter er­leich­tern und die ent­spre­chen­den Vor­schrif­ten auf Bau­ge­bie­te und Ge­bie­te mit dau­ern­den Bo­den­ver­schie­bun­gen an­wend­bar er­klä­ren.566

565Fas­sung ge­mä­ss Art. 121 des Land­wirt­schafts­ge­set­zes, in Kraft seit 1. Jan. 1954 (AS 1953 1073; BBl 1951 I 130).

566Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 4. Okt. 1991 über die Teil­re­vi­si­on des Zi­vil­ge­setz­bu­ches (Im­mo­bi­li­ar­sa­chen­recht) und des Ob­li­ga­tio­nen­rechts (Grund­stück­kauf), in Kraft seit 1. Jan. 1994 (AS 1993 1404; BBl 1988 III 953).

Art. 704  

C. Rech­te an Quel­len und Brun­nen

I. Quel­len­ei­gen­tum und Quel­len­recht

 

1 Quel­len sind Be­stand­tei­le der Grund­stücke und kön­nen nur zu­gleich mit dem Bo­den, dem sie ent­sprin­gen, zu Ei­gen­tum er­wor­ben wer­den.

2 Das Recht an Quel­len auf frem­dem Bo­den wird als Dienst­bar­keit durch Ein­tra­gung in das Grund­buch be­grün­det.

3 Das Grund­was­ser ist den Quel­len gleich­ge­stellt.

Art. 705  

II. Ab­lei­tung von Quel­len

 

1 Durch das kan­to­na­le Recht kann zur Wah­rung des all­ge­mei­nen Woh­les die Fort­lei­tung von Quel­len ge­ord­net, be­schränkt oder un­ter­sagt wer­den.

2 Er­ge­ben sich hieraus An­stän­de un­ter Kan­to­nen, so ent­schei­det dar­über end­gül­tig der Bun­des­rat.

Art. 706  

III. Ab­gra­ben von Quel­len

1. Scha­den­er­satz

 

1 Wer­den Quel­len und Brun­nen, die in er­heb­li­cher Wei­se be­nutzt oder zum Zwe­cke der Ver­wer­tung ge­fasst wor­den sind, zum Nach­teil des Ei­gen­tü­mers oder Nut­zungs­be­rech­tig­ten durch Bau­ten, An­la­gen oder Vor­keh­run­gen an­de­rer Art ab­ge­gra­ben, be­ein­träch­tigt oder ver­un­rei­nigt, so kann da­für Scha­den­er­satz ver­langt wer­den.

2 Ist der Scha­den we­der ab­sicht­lich noch fahr­läs­sig zu­ge­fügt oder trifft den Be­schä­dig­ten selbst ein Ver­schul­den, so be­stimmt das Ge­richt nach sei­nem Er­mes­sen, ob, in wel­chem Um­fan­ge und in wel­cher Wei­se Er­satz zu leis­ten ist.

Art. 707  

2. Wie­der­her­stel­lung

 

1 Wer­den Quel­len und Brun­nen, die für die Be­wirt­schaf­tung oder Be­woh­nung ei­nes Grund­stückes oder für Trink­was­ser­ver­sor­gun­gen un­ent­behr­lich sind, ab­ge­gra­ben oder ver­un­rei­nigt, so kann, so­weit über­haupt mög­lich, die Wie­der­her­stel­lung des frü­he­ren Zu­stan­des ver­langt wer­den.

2 In den an­dern Fäl­len kann die­se Wie­der­her­stel­lung nur ver­langt wer­den, wo be­son­de­re Um­stän­de sie recht­fer­ti­gen.

Art. 708  

IV. Quel­len­ge­mein­schaft

 

1 Bil­den be­nach­bar­te Quel­len ver­schie­de­ner Ei­gen­tü­mer als Aus­fluss ei­nes ge­mein­sa­men Sam­mel­ge­bie­tes zu­sam­men ei­ne Quel­len­grup­pe, so kann je­der Ei­gen­tü­mer be­an­tra­gen, dass sie ge­mein­schaft­lich ge­fasst und den Be­rech­tig­ten im Ver­hält­nis der bis­he­ri­gen Quel­len­stär­ke zu­ge­lei­tet wer­den.

2 Die Kos­ten der ge­mein­schaft­li­chen An­la­ge tra­gen die Be­rech­tig­ten im Ver­hält­nis ih­res In­ter­es­ses.

3 Wi­der­setzt sich ei­ner der Be­rech­tig­ten, so ist je­der von ih­nen zur ord­nungs­ge­mäs­sen Fas­sung und Ab­lei­tung sei­ner Quel­le auch dann be­fugt, wenn die Stär­ke der an­de­ren Quel­len da­durch be­ein­träch­tigt wird, und hat hie­für nur in­so­weit Er­satz zu leis­ten, als sei­ne Quel­le durch die neu­en Vor­rich­tun­gen ver­stärkt wor­den ist.

Art. 709  

V. Be­nut­zung von Quel­len

 

Den Kan­to­nen bleibt es vor­be­hal­ten, zu be­stim­men, in wel­chem Um­fan­ge Quel­len, Brun­nen und Bä­che, die sich in Pri­vatei­gen­tum be­fin­den, auch von den Nach­barn und von an­dern Per­so­nen zum Was­ser­ho­len, Trän­ken u. dgl. be­nutzt wer­den dür­fen.

Art. 710  

VI. Not­brun­nen

 

1 Ent­behrt ein Grund­stück des für Haus und Hof not­wen­di­gen Was­sers und lässt sich die­ses oh­ne ganz un­ver­hält­nis­mäs­si­ge Mü­he und Kos­ten nicht von an­ders­wo her­lei­ten, so kann der Ei­gen­tü­mer vom Nach­barn, der oh­ne ei­ge­ne Not ihm sol­ches ab­zu­ge­ben ver­mag, ge­gen vol­le Ent­schä­di­gung die Ab­tre­tung ei­nes An­teils an Brun­nen oder Quel­len ver­lan­gen.

2 Bei der Fest­set­zung des Not­brun­nens ist vor­zugs­wei­se auf das In­ter­es­se des zur Ab­ga­be Ver­pflich­te­ten Rück­sicht zu neh­men.

3 Än­dern sich die Ver­hält­nis­se, so kann ei­ne Ab­än­de­rung der ge­trof­fe­nen Ord­nung ver­langt wer­den.

Art. 711  

VII. Pflicht zur Ab­tre­tung

1. Des Was­sers

 

1 Sind Quel­len, Brun­nen oder Bä­che ih­rem Ei­gen­tü­mer von kei­nem oder im Ver­hält­nis zu ih­rer Ver­wert­bar­keit von ganz ge­rin­gem Nut­zen, so kann vom Ei­gen­tü­mer ver­langt wer­den, dass er sie ge­gen vol­le Ent­schä­di­gung für Trink­was­ser­ver­sor­gun­gen, Hy­dran­ten­an­la­gen oder an­de­re Un­ter­neh­mun­gen des all­ge­mei­nen Woh­les ab­tre­te.

2 Die­se Ent­schä­di­gung kann in der Zu­lei­tung von Was­ser aus der neu­en An­la­ge be­ste­hen.

Art. 712  

2. Des Bo­dens

 

Ei­gen­tü­mer von Trink­was­ser­ver­sor­gun­gen kön­nen auf dem We­ge der Ent­eig­nung die Ab­tre­tung des um­lie­gen­den Bo­dens ver­lan­gen, so­weit es zum Schutz ih­rer Quel­len ge­gen Ver­un­rei­ni­gung not­wen­dig ist.

Dritter Abschnitt: Das Stockwerkeigentum567

567Eingefügt durch Ziff. II des BG vom 19. Dez. 1963, in Kraft seit 1. Jan. 1965 (AS 1964 993; BBl 1962 II 1461).

Art. 712a  

A. In­halt und Ge­gen­stand

I. In­halt

 

1 Stock­werk­ei­gen­tum ist der Mit­ei­gen­tumsan­teil an ei­nem Grund­stück, der dem Mit­ei­gen­tü­mer das Son­der­recht gibt, be­stimm­te Tei­le ei­nes Ge­bäu­des aus­sch­liess­lich zu be­nut­zen und in­nen aus­zu­bau­en.

2 Der Stock­werk­ei­gen­tü­mer ist in der Ver­wal­tung, Be­nut­zung und bau­li­chen Aus­ge­stal­tung sei­ner ei­ge­nen Räu­me frei, darf je­doch kei­nem an­de­ren Stock­werk­ei­gen­tü­mer die Aus­übung des glei­chen Rech­tes er­schwe­ren und die ge­mein­schaft­li­chen Bau­tei­le, An­la­gen und Ein­rich­tun­gen in kei­ner Wei­se be­schä­di­gen oder in ih­rer Funk­ti­on und äus­se­ren Er­schei­nung be­ein­träch­ti­gen.

3 Er ist ver­pflich­tet, sei­ne Räu­me so zu un­ter­hal­ten, wie es zur Erhal­tung des Ge­bäu­des in ein­wand­frei­em Zu­stand und gu­tem Aus­se­hen er­for­der­lich ist.

Art. 712b  

II. Ge­gen­stand

 

1 Ge­gen­stand des Son­der­rechts kön­nen ein­zel­ne Stock­wer­ke oder Tei­le von Stock­wer­ken sein, die als Woh­nun­gen oder als Ein­hei­ten von Räu­men zu ge­schäft­li­chen oder an­de­ren Zwe­cken mit ei­ge­nem Zu­gang in sich ab­ge­schlos­sen sein müs­sen, aber ge­trenn­te Ne­ben­räu­me um­fas­sen kön­nen.

2 Dem Stock­werk­ei­gen­tü­mer kön­nen nicht zu Son­der­recht zu­ge­schie­den wer­den:

1.
der Bo­den der Lie­gen­schaft und das Bau­recht, kraft des­sen ge­ge­be­nen­falls das Ge­bäu­de er­stellt wird;
2.
die Bau­tei­le, die für den Be­stand, die kon­struk­ti­ve Glie­de­rung und Fes­tig­keit des Ge­bäu­des oder der Räu­me an­de­rer Stock­wer­kei­gen­tü­mer von Be­deu­tung sind oder die äus­se­re Ge­stalt und das Aus­se­hen des Ge­bäu­des be­stim­men;
3.
die An­la­gen und Ein­rich­tun­gen, die auch den an­dern Stock­wer­kei­gen­tü­mern für die Be­nut­zung ih­rer Räu­me die­nen.

3 An­de­re Be­stand­tei­le des Ge­bäu­des kön­nen im Be­grün­dungs­akt und in glei­cher Form auch durch nach­he­ri­ge Ver­ein­ba­rung der Stock­wer­k­ei­gen­tü­mer als ge­mein­schaft­lich er­klärt wer­den; ist dies nicht ge­sche­hen, so gilt die Ver­mu­tung, dass sie zu Son­der­recht aus­ge­schie­den sind.

Art. 712c  

III. Ver­fü­gung

 

1 Von Ge­set­zes we­gen hat der Stock­werk­ei­gen­tü­mer kein Vor­kaufs­recht ge­gen­über je­dem Drit­ten, der einen An­teil er­wirbt, doch kann es im Be­grün­dungs­akt oder durch nach­he­ri­ge Ver­ein­ba­rung er­rich­tet und im Grund­buch vor­ge­merkt wer­den.

2 In glei­cher Wei­se kann be­stimmt wer­den, dass die Ver­äus­se­rung ei­nes Stock­wer­kes, des­sen Be­las­tung mit ei­ner Nutz­nies­sung oder ei­nem Wohn­recht so­wie die Ver­mie­tung nur rechts­gül­tig ist, wenn die üb­ri­gen Stock­werk­ei­gen­tü­mer da­ge­gen nicht auf Grund ei­nes von ih­nen ge­fass­ten Be­schlus­ses bin­nen 14 Ta­gen seit der ih­nen ge­mach­ten Mit­tei­lung Ein­spra­che er­ho­ben ha­ben.

3 Die Ein­spra­che ist un­wirk­sam, wenn sie oh­ne wich­ti­gen Grund er­ho­ben wor­den ist.568

568 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 3 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 712d  

B. Be­grün­dung und Un­ter­gang

I. Be­grün­dungs­akt

 

1 Das Stock­werk­ei­gen­tum wird durch Ein­tra­gung im Grund­buch be­grün­det.

2 Die Ein­tra­gung kann ver­langt wer­den:

1.
auf Grund ei­nes Ver­tra­ges der Mit­ei­gen­tü­mer über die Aus­ge­stal­tung ih­rer An­tei­le zu Stock­werk­ei­gen­tum;
2.
auf Grund ei­ner Er­klä­rung des Ei­gen­tü­mers der Lie­gen­schaft oder des In­ha­bers ei­nes selb­stän­di­gen und dau­ern­den Bau­rech­tes über die Bil­dung von Mit­ei­gen­tumsan­tei­len und de­ren Aus­ge­stal­tung zu Stock­werk­ei­gen­tum.

3 Das Rechts­ge­schäft be­darf zu sei­ner Gül­tig­keit der öf­fent­li­chen Be­ur­kun­dung oder, wenn es ei­ne Ver­fü­gung von To­des we­gen oder ein Erb­tei­lungs­ver­trag ist, der im Erbrecht vor­ge­schrie­be­nen Form.

Art. 712e  

II. Räum­li­che Aus­schei­dung und Wert­quo­ten

 

1 Im Be­grün­dungs­akt sind die räum­li­che Aus­schei­dung und der An­teil je­des Stock­werks am Wert der Lie­gen­schaft oder des Bau­rechts in Bruch­tei­len mit ei­nem ge­mein­sa­men Nen­ner an­zu­ge­ben.570

2 Än­de­run­gen der Wert­quo­ten be­dür­fen der Zu­stim­mung al­ler un­mit­tel­bar Be­tei­lig­ten und der Ge­neh­mi­gung der Ver­samm­lung der Stock­werk­ei­gen­tü­mer; doch hat je­der Stock­werk­ei­gen­tü­mer An­spruch auf Be­rich­ti­gung, wenn sei­ne Quo­te aus Irr­tum un­rich­tig fest­ge­setzt wur­de oder in­fol­ge von bau­li­chen Ver­än­de­run­gen des Ge­bäu­des oder sei­ner Um­ge­bung un­rich­tig ge­wor­den ist.

570 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 712f  

III. Un­ter­gang

 

1 Das Stock­werk­ei­gen­tum en­digt mit dem Un­ter­gang der Lie­gen­schaft oder des Bau­rech­tes und mit der Lö­schung im Grund­buch.

2 Die Lö­schung kann auf Grund ei­ner Auf­he­bungs­ver­ein­ba­rung und oh­ne sol­che von ei­nem Stock­werk­ei­gen­tü­mer, der al­le An­tei­le in sei­ner Hand ver­ei­nigt, ver­langt wer­den, be­darf je­doch der Zu­stim­mung der an den ein­zel­nen Stock­wer­ken ding­lich be­rech­tig­ten Per­so­nen, de­ren Rech­te nicht oh­ne Nach­teil auf das gan­ze Grund­stück über­tra­gen wer­den kön­nen.

3 Die Auf­he­bung kann von je­dem Stock­werk­ei­gen­tü­mer ver­langt wer­den, wenn das Ge­bäu­de:

1.
zu mehr als der Hälf­te des Wer­tes zer­stört und der Wie­der­auf­bau nicht oh­ne ei­ne für ihn schwer trag­ba­re Be­las­tung mög­lich ist; oder
2.
seit mehr als 50 Jah­ren in Stock­werk­ei­gen­tum auf­ge­teilt ist und we­gen des schlech­ten bau­li­chen Zu­stan­des nicht mehr be­stim­mungs­ge­mä­ss ge­nutzt wer­den kann.571

4 Die Stock­werk­ei­gen­tü­mer, wel­che die Ge­mein­schaft fort­set­zen wol­len, kön­nen die Auf­he­bung durch Ab­fin­dung der üb­ri­gen ab­wen­den.572

571 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

572 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 712g  

C. Ver­wal­tung und Be­nut­zung

I. Die an­wend­ba­ren Be­stim­mun­gen

 

1 Für die Zu­stän­dig­keit zu Ver­wal­tungs­hand­lun­gen und bau­li­chen Mass­nah­men gel­ten die Be­stim­mun­gen über das Mit­ei­gen­tum.

2 So­weit die­se Be­stim­mun­gen es nicht sel­ber aus­sch­lies­sen, kön­nen sie durch ei­ne an­de­re Ord­nung er­setzt wer­den, je­doch nur im Be­grün­dungs­akt oder mit ein­stim­mi­gem Be­schluss al­ler Stock­werk­ei­gen­tü­mer.

3 Im üb­ri­gen kann je­der Stock­werk­ei­gen­tü­mer ver­lan­gen, dass ein Re­gle­ment über die Ver­wal­tung und Be­nut­zung auf­ge­stellt und im Grund­buch an­ge­merkt wer­de, das zu sei­ner Ver­bind­lich­keit der An­nah­me durch Be­schluss mit der Mehr­heit der Stock­werk­ei­gen­tü­mer, die zu­gleich zu mehr als der Hälf­te an­teils­be­rech­tigt ist, be­darf und mit die­ser Mehr­heit, auch wenn es im Be­grün­dungs­ver­trag auf­ge­stellt wor­den ist, ge­än­dert wer­den kann.

4 Ei­ne Än­de­rung der re­gle­men­ta­ri­schen Zu­tei­lung aus­sch­liess­li­cher Nut­zungs­rech­te be­darf zu­dem der Zu­stim­mung der di­rekt be­trof­fe­nen Stock­werk­ei­gen­tü­mer.573

573 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 712h  

II. Ge­mein­schaft­li­che Ko­sten und La­sten

1. Be­stand und Ver­tei­lung

 

1 Die Stock­werk­ei­gen­tü­mer ha­ben an die Las­ten des ge­mein­schaft­li­chen Ei­gen­tums und an die Kos­ten der ge­mein­schaft­li­chen Ver­wal­tung Bei­trä­ge nach Mass­ga­be ih­rer Wert­quo­ten zu leis­ten.

2 Sol­che Las­ten und Kos­ten sind na­ment­lich:

1.
die Aus­la­gen für den lau­fen­den Un­ter­halt, für Re­pa­ra­tu­ren und Er­neue­run­gen der ge­mein­schaft­li­chen Tei­le des Grund­stückes und Ge­bäu­des so­wie der ge­mein­schaft­li­chen An­la­gen und Ein­rich­tun­gen;
2.
die Kos­ten der Ver­wal­tungs­tä­tig­keit ein­sch­liess­lich der Ent­schä­di­gung des Ver­wal­ters;
3.
die den Stock­werk­ei­gen­tü­mern ins­ge­samt auf­er­leg­ten öf­fent­lich-recht­li­chen Bei­trä­ge und Steu­ern;
4.
die Zins- und Amor­ti­sa­ti­ons­zah­lun­gen an Pfand­gläu­bi­ger, de­nen die Lie­gen­schaft haf­tet oder de­nen sich die Stock­werk­ei­gen­tü­mer so­li­da­risch ver­pflich­tet ha­ben.

3 Die­nen be­stimm­te ge­mein­schaft­li­che Bau­tei­le, An­la­gen oder Ein­rich­tun­gen ein­zel­nen Stock­werk­ein­hei­ten nicht oder nur in ganz ge­rin­gem Mas­se, so ist dies bei der Ver­tei­lung der Kos­ten zu be­rück­sich­ti­gen.

Art. 712i  

2. Haf­tung für Bei­trä­ge

a. Ge­setz­li­ches Pfand­recht

 

1 Die Ge­mein­schaft hat für die auf die letz­ten drei Jah­re ent­fal­len­den Bei­trags­for­de­run­gen An­spruch ge­gen­über je­dem je­wei­li­gen Stock­wer­kei­gen­tü­mer auf Er­rich­tung ei­nes Pfand­rech­tes an des­sen An­teil.

2 Die Ein­tra­gung kann vom Ver­wal­ter oder, wenn ein sol­cher nicht be­stellt ist, von je­dem da­zu durch Mehr­heits­be­schluss oder durch das Ge­richt er­mäch­tig­ten Stock­werk­ei­gen­tü­mer und vom Gläu­bi­ger, für den die Bei­trags­for­de­rung ge­pfän­det ist, ver­langt wer­den.

3 Im Üb­ri­gen sind die Be­stim­mun­gen über die Er­rich­tung des Bau­hand­wer­ker­pfand­rechts sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

Art. 712k  

b. Re­ten­ti­ons­recht

 

Die Ge­mein­schaft hat für die auf die letz­ten drei Jah­re ent­fal­len­den Bei­trags­for­de­run­gen an den be­weg­li­chen Sa­chen, die sich in den Räu­men ei­nes Stock­werk­ei­gen­tü­mers be­fin­den und zu de­ren Ein­rich­tung oder Be­nut­zung ge­hö­ren, ein Re­ten­ti­ons­recht wie ein Ver­mie­ter.

Art. 712l  

III. Hand­lungs­fä­hig­keit der Ge­mein­schaft

 

1 Un­ter ih­rem ei­ge­nen Na­men er­wirbt die Ge­mein­schaft das sich aus ih­rer Ver­wal­tungs­tä­tig­keit er­ge­ben­de Ver­mö­gen, wie na­ment­lich die Bei­trags­for­de­run­gen und die aus ih­nen er­ziel­ten ver­füg­ba­ren Mit­tel, wie den Er­neue­rungs­fonds.

2 Die Ge­mein­schaft der Stock­werk­ei­gen­tü­mer kann un­ter ih­rem Na­men kla­gen und be­trei­ben so­wie be­klagt und be­trie­ben wer­den.574

574 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des Ge­richts­stands­ge­set­zes vom 24. März 2000, in Kraft seit 1. Jan. 2001 (AS 2000 2355; BBl 1999 2829).

Art. 712m  

D. Or­ga­ni­sa­ti­on

I. Ver­samm­lung der Stock­werk­ei­gen­tü­mer

1. Zu­stän­dig­keit und recht­li­che Stel­lung

 

1 Aus­ser den in an­dern Be­stim­mun­gen ge­nann­ten hat die Ver­samm­lung der Stock­werk­ei­gen­tü­mer ins­be­son­de­re die fol­gen­den Be­fug­nis­se:

1.
in al­len Ver­wal­tungs­an­ge­le­gen­hei­ten, die nicht dem Ver­wal­ter zu­ste­hen, zu ent­schei­den;
2.
den Ver­wal­ter zu be­stel­len und die Auf­sicht über des­sen Tä­tig­keit zu füh­ren;
3.
einen Aus­schuss oder einen Ab­ge­ord­ne­ten zu wäh­len, dem sie Ver­wal­tungs­an­ge­le­gen­hei­ten über­tra­gen kann, wie na­ment­lich die Auf­ga­be, dem Ver­wal­ter be­ra­tend zur Sei­te zu ste­hen, des­sen Ge­schäfts­füh­rung zu prü­fen und der Ver­samm­lung dar­über Be­richt zu er­stat­ten und An­trag zu stel­len;
4.
jähr­lich den Kos­ten­vor­an­schlag, die Rech­nung und die Ver­tei­lung der Kos­ten un­ter den Ei­gen­tü­mern zu ge­neh­mi­gen;
5.
über die Schaf­fung ei­nes Er­neue­rungs­fonds für Un­ter­halts- und Er­neue­rungs­ar­bei­ten zu be­fin­den;
6.
das Ge­bäu­de ge­gen Feu­er und an­de­re Ge­fah­ren zu ver­si­chern und die üb­li­chen Haft­pflicht­ver­si­che­run­gen ab­zu­sch­lies­sen, fer­ner den Stock­werk­ei­gen­tü­mer, der sei­ne Räu­me mit aus­ser­or­dent­li­chen Auf­wen­dun­gen bau­lich aus­ge­stal­tet hat, zur Lei­s­tung ei­nes zu­sätz­li­chen Prä­mi­en­an­teils zu ver­pflich­ten, wenn er nicht ei­ne Zu­satz­ver­si­che­rung auf ei­ge­ne Rech­nung ab­sch­liesst.

2 So­weit das Ge­setz nicht be­son­de­re Be­stim­mun­gen ent­hält, fin­den auf die Ver­samm­lung der Stock­werk­ei­gen­tü­mer und auf den Aus­schuss die Vor­schrif­ten über die Or­ga­ne des Ver­eins und über die An­fech­tung von Ver­eins­be­schlüs­sen An­wen­dung.

Art. 712n  

2. Ein­be­ru­fung und Lei­tung

 

1 Die Ver­samm­lung der Stock­werk­ei­gen­tü­mer wird vom Ver­wal­ter ein­be­ru­fen und ge­lei­tet, wenn sie nicht an­ders be­schlos­sen hat.

2 Die Be­schlüs­se sind zu pro­to­kol­lie­ren, und das Pro­to­koll ist vom Ver­wal­ter oder von dem den Vor­sitz füh­ren­den Stock­werk­ei­gen­tü­mer auf­zu­be­wah­ren.

Art. 712o  

3. Aus­übung des Stimm­rech­tes

 

1 Meh­re­re Per­so­nen, de­nen ein Stock­werk ge­mein­schaft­lich zu­steht, ha­ben nur ei­ne Stim­me, die sie durch einen Ver­tre­ter ab­ge­ben.

2 Eben­so ha­ben sich der Ei­gen­tü­mer und der Nutz­nies­ser ei­nes Stock­wer­kes über die Aus­übung des Stimm­rech­tes zu ver­stän­di­gen, an­sonst der Nutz­nies­ser in al­len Fra­gen der Ver­wal­tung mit Aus­nah­me der bloss nütz­li­chen oder der Ver­schö­ne­rung und Be­quem­lich­keit die­nen­den bau­li­chen Mass­nah­men als stimm­be­rech­tigt gilt.

Art. 712p  

4. Be­schluss­fä­hig­keit

 

1 Die Ver­samm­lung der Stock­werk­ei­gen­tü­mer ist be­schluss­fä­hig, wenn die Hälf­te al­ler Stock­werk­ei­gen­tü­mer, die zu­gleich zur Hälf­te an­teils­be­rech­tigt ist, min­des­tens aber zwei Stock­werk­ei­gen­tü­mer, an­we­send oder ver­tre­ten sind.

2 Für den Fall der un­ge­nü­gen­den Be­tei­li­gung ist ei­ne zwei­te Ver­samm­lung ein­zu­be­ru­fen, die nicht vor Ab­lauf von zehn Ta­gen seit der ers­ten statt­fin­den darf.

3 Die zwei­te Ver­samm­lung ist be­schluss­fä­hig, wenn der drit­te Teil al­ler Stock­werk­ei­gen­tü­mer, min­des­tens aber zwei, an­we­send oder ver­tre­ten sind.

Art. 712q  

II. Der Ver­wal­ter

1. Be­stel­lung

 

1 Kommt die Be­stel­lung des Ver­wal­ters durch die Ver­samm­lung der Stock­werk­ei­gen­tü­mer nicht zu­stan­de, so kann je­der Stock­werk­ei­gen­tü­mer die Er­nen­nung des Ver­wal­ters durch das Ge­richt ver­lan­gen.

2 Das glei­che Recht steht auch demje­ni­gen zu, der ein be­rech­tig­tes In­ter­es­se dar­an hat, wie dem Pfand­gläu­bi­ger und dem Ver­si­che­rer.

Art. 712r  

2. Ab­be­ru­fung

 

1 Durch Be­schluss der Ver­samm­lung der Stock­werk­ei­gen­tü­mer kann der Ver­wal­ter un­ter Vor­be­halt all­fäl­li­ger Ent­schä­di­gungs­an­sprü­che je­der­zeit ab­be­ru­fen wer­den.

2 Lehnt die Ver­samm­lung der Stock­werk­ei­gen­tü­mer die Ab­be­ru­fung des Ver­wal­ters un­ter Miss­ach­tung wich­ti­ger Grün­de ab, so kann je­der Stock­werk­ei­gen­tü­mer bin­nen Mo­nats­frist die ge­richt­li­che Ab­be­ru­fung ver­lan­gen.

3 Ein Ver­wal­ter, der vom Ge­richt ein­ge­setzt wur­de, kann oh­ne des­sen Be­wil­li­gung vor Ab­lauf der Zeit, für die er ein­ge­setzt ist, nicht ab­be­ru­fen wer­den.

Art. 712s  

3. Auf­ga­ben

a. Aus­füh­rung der Be­stim­mun­gen und Be­schlüs­se über die Ver­wal­tung und Be­nut­zung

 

1 Der Ver­wal­ter voll­zieht al­le Hand­lun­gen der ge­mein­schaft­li­chen Ver­wal­tung ge­mä­ss den Vor­schrif­ten des Ge­set­zes und des Re­gle­men­tes so­wie ge­mä­ss den Be­schlüs­sen der Ver­samm­lung der Stock­werk­ei­gen­tü­mer und trifft von sich aus al­le dring­li­chen Mass­nah­men zur Ab­wehr oder Be­sei­ti­gung von Schä­di­gun­gen.

2 Er ver­teilt die ge­mein­schaft­li­chen Kos­ten und Las­ten auf die ein­zel­nen Stock­werk­ei­gen­tü­mer, stellt ih­nen Rech­nung, zieht ih­re Bei­trä­ge ein und be­sorgt die Ver­wal­tung und be­stim­mungs­ge­mäs­se Ver­wen­dung der vor­han­de­nen Geld­mit­tel.

3 Er wacht dar­über, dass in der Aus­übung der Son­der­rech­te und in der Be­nut­zung der ge­mein­schaft­li­chen Tei­le des Grund­stückes und Ge­bäu­des so­wie der ge­mein­schaft­li­chen Ein­rich­tun­gen die Vor­schrif­ten des Ge­set­zes, des Re­gle­men­tes und der Haus­ord­nung be­folgt wer­den.

Art. 712t  

b. Ver­tre­tung nach aus­sen

 

1 Der Ver­wal­ter ver­tritt in al­len An­ge­le­gen­hei­ten der ge­mein­schaft­li­chen Ver­wal­tung, die in den Be­reich sei­ner ge­setz­li­chen Auf­ga­ben fal­len, so­wohl die Ge­mein­schaft als auch die Stock­werk­ei­gen­tü­mer nach aus­sen.

2 Zur Füh­rung ei­nes an­zu­he­ben­den oder vom Geg­ner ein­ge­lei­te­ten Zi­vil­pro­zes­ses be­darf der Ver­wal­ter aus­ser­halb des sum­ma­ri­schen Ver­fah­rens der vor­gän­gi­gen Er­mäch­ti­gung durch die Ver­samm­lung der Stock­werk­ei­gen­tü­mer, un­ter Vor­be­halt drin­gen­der Fäl­le, in de­nen die Er­mäch­ti­gung nach­ge­holt wer­den kann.

3 An die Stock­werk­ei­gen­tü­mer ins­ge­samt ge­rich­te­te Er­klä­run­gen, Auf­for­de­run­gen, Ur­tei­le und Ver­fü­gun­gen kön­nen durch Zu­stel­lung an den Ver­wal­ter an sei­nem Wohn­sitz oder am Ort der ge­le­ge­nen Sa­che wirk­sam mit­ge­teilt wer­den.

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