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Bundesgesetz
über das Internationale Privatrecht
(IPRG)

vom 18. Dezember 1987 (Stand am 1. Februar 2021)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf die Zuständigkeit des Bundes in auswärtigen Angelegenheiten1
und auf Artikel 64 der Bundesverfassung2,
nach Einsicht in eine Botschaft des Bundesrates vom 10. November 19823,4

beschliesst:

1 Dieser Zuständigkeitsumschreibung entspricht Art. 54 Abs. 1 der neuen Bundesver­fassung vom 18. April 1999 (SR 101).

2 [BS 1 3]. Dieser Bestimmung entspricht Art. 122 der neuen Bundesverfassung vom 18. April 1999 (SR 101).

3 BBl 1983 I 263

4 Fassung gemäss Anhang Ziff. 1 des BG vom 8. Okt. 1999 über die in die Schweiz entsandten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, in Kraft seit 1. Juni 2004 (AS 20031370; BBl 1999 6128).

1. Kapitel: Gemeinsame Bestimmungen

1. Abschnitt: Geltungsbereich

Art. 1  
 

1 Die­ses Ge­setz re­gelt im in­ter­na­tio­na­len Ver­hält­nis:

a.
die Zu­stän­dig­keit der schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te oder Be­hör­den;
b.
das an­zu­wen­den­de Recht;
c.
die Vor­aus­set­zun­gen der An­er­ken­nung und Voll­stre­ckung aus­län­di­scher Ent­schei­dun­gen;
d.
den Kon­kurs und den Nach­lass­ver­trag;
e.
die Schieds­ge­richts­bar­keit.

2 Völ­ker­recht­li­che Ver­trä­ge sind vor­be­hal­ten.

2. Abschnitt: Zuständigkeit

Art. 2  

I. Im All­ge­mei­nen

 

Sieht die­ses Ge­setz kei­ne be­son­de­re Zu­stän­dig­keit vor, so sind die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te oder Be­hör­den am Wohn­sitz des Be­klag­ten zu­stän­dig.

Art. 3  

II. Not­zu­stän­dig­keit

 

Sieht die­ses Ge­setz kei­ne Zu­stän­dig­keit in der Schweiz vor und ist ein Ver­fah­ren im Aus­land nicht mög­lich oder un­zu­mut­bar, so sind die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te oder Be­hör­den am Ort zu­stän­dig, mit dem der Sach­ver­halt einen ge­nü­gen­den Zu­sam­men­hang auf­weist.

Art. 4  

III. Ar­rest­pro­se­quie­rung

 

Sieht die­ses Ge­setz kei­ne an­de­re Zu­stän­dig­keit in der Schweiz vor, so kann die Kla­ge auf Pro­se­quie­rung des Ar­res­tes am schwei­ze­ri­schen Ar­re­stort er­ho­ben wer­den.

Art. 5  

IV. Ge­richts­stands­ver­ein­ba­rung

 

1 Für einen be­ste­hen­den oder für einen zu­künf­ti­gen Rechtss­treit über ver­mö­gens­recht­li­che An­sprü­che aus ei­nem be­stimm­ten Rechts­ver­hält­nis kön­nen die Par­tei­en einen Ge­richts­stand ver­ein­ba­ren. Die Ver­ein­ba­rung kann schrift­lich, durch Te­le­gramm, Te­lex, Te­le­fax oder in ei­ner an­de­ren Form der Über­mitt­lung, die den Nach­weis der Ver­ein­ba­rung durch Text er­mög­licht, er­fol­gen. Geht aus der Ver­ein­ba­rung nichts an­de­res her­vor, so ist das ver­ein­bar­te Ge­richt aus­schliess­lich zu­stän­dig.

2 Die Ge­richts­stands­ver­ein­ba­rung ist un­wirk­sam, wenn ei­ner Par­tei ein Ge­richts­stand des schwei­ze­ri­schen Rechts miss­bräuch­lich ent­zo­gen wird.

3 Das ver­ein­bar­te Ge­richt darf sei­ne Zu­stän­dig­keit nicht ab­leh­nen:

a.
wenn ei­ne Par­tei ih­ren Wohn­sitz, ih­ren ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt oder ei­ne Nie­der­las­sung im Kan­ton des ver­ein­bar­ten Ge­richts hat, oder
b.
wenn nach die­sem Ge­setz auf den Streit­ge­gen­stand schwei­ze­ri­sches Recht an­zu­wen­den ist.
Art. 6  

V. Ein­las­sung

 

In ver­mö­gens­recht­li­chen Strei­tig­kei­ten be­grün­det die vor­be­halt­lo­se Ein­las­sung die Zu­stän­dig­keit des an­ge­ru­fe­nen schwei­ze­ri­schen Ge­rich­tes, so­fern die­ses nach Ar­ti­kel 5 Ab­satz 3 sei­ne Zu­stän­dig­keit nicht ab­leh­nen kann.

Art. 7  

VI. Schieds­ver­ein­ba­rung

 

Ha­ben die Par­tei­en über ei­ne schieds­fä­hi­ge Streit­sa­che ei­ne Schieds­ver­ein­ba­rung ge­trof­fen, so lehnt das an­ge­ru­fe­ne schwei­ze­ri­sche Ge­richt sei­ne Zu­stän­dig­keit ab, es sei denn:

a.
der Be­klag­te ha­be sich vor­be­halt­los auf das Ver­fah­ren ein­ge­las­sen;
b.
das Ge­richt stel­le fest, die Schieds­ver­ein­ba­rung sei hin­fäl­lig, un­wirk­sam oder nicht er­füll­bar, oder
c.
das Schieds­ge­richt kön­ne nicht be­stellt wer­den aus Grün­den, für die der im Schieds­ver­fah­ren Be­klag­te of­fen­sicht­lich ein­zu­ste­hen hat.
Art. 8  

VII. Wi­der­kla­ge

 

Das Ge­richt, bei dem die Haupt­kla­ge hän­gig ist, be­ur­teilt auch die Wi­der­kla­ge, so­fern zwi­schen Haupt- und Wi­der­kla­ge ein sach­li­cher Zu­sam­men­hang be­steht.

Art. 8a5  

VIII. Streit­ge­nos­sen­schaft und Kla­gen­häu­fung

 

1 Rich­tet sich ei­ne Kla­ge ge­gen meh­re­re Streit­ge­nos­sen, die nach die­sem Ge­setz in der Schweiz ver­klagt wer­den kön­nen, so ist das für ei­ne be­klag­te Par­tei zu­stän­di­ge schwei­ze­ri­sche Ge­richt für al­le be­klag­ten Par­tei­en zu­stän­dig.

2 Ste­hen meh­re­re An­sprü­che ge­gen ei­ne be­klag­te Par­tei, die nach die­sem Ge­setz in der Schweiz ein­ge­klagt wer­den kön­nen, in ei­nem sach­li­chen Zu­sam­men­hang, so ist je­des schwei­ze­ri­sche Ge­richt zu­stän­dig, das für einen der An­sprü­che zu­stän­dig ist.

5 Ein­ge­fügt durch Art. 3 Ziff. 3 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

Art. 8b6  

IX. Streit­ver- kün­dungs­kla­ge

 

Für die Streit­ver­kün­dung mit Kla­ge ist das schwei­ze­ri­sche Ge­richt des Haupt­pro­zes­ses zu­stän­dig, so­fern ge­gen die streit­be­ru­fe­ne Par­tei ein Ge­richts­stand in der Schweiz nach die­sem Ge­setz be­steht.

6 Ein­ge­fügt durch Art. 3 Ziff. 3 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

Art. 8c7  

X. Ad­hä­si­ons­kla­ge

 

Kann ein zi­vil­recht­li­cher An­spruch in ei­nem Straf­pro­zess ad­hä­si­ons­wei­se gel­tend ge­macht wer­den, so ist das mit dem Straf­pro­zess be­fas­ste schwei­ze­ri­sche Ge­richt auch für die zi­vil­recht­li­che Kla­ge zu­stän­dig, so­fern be­züg­lich die­ser Kla­ge ein Ge­richts­stand in der Schweiz nach die­sem Ge­setz be­steht.

7 Ein­ge­fügt durch Art. 3 Ziff. 3 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

Art. 9  

XI. Rechts­hän­gig­keit

 

1 Ist ei­ne Kla­ge über den­sel­ben Ge­gen­stand zwi­schen den­sel­ben Par­tei­en zu­erst im Aus­land hän­gig ge­macht wor­den, so setzt das schwei­ze­ri­sche Ge­richt das Ver­fah­ren aus, wenn zu er­war­ten ist, dass das aus­län­di­sche Ge­richt in an­ge­mes­se­ner Frist ei­ne Ent­schei­dung fällt, die in der Schweiz an­er­kenn­bar ist.

2 Zur Fest­stel­lung, wann ei­ne Kla­ge in der Schweiz hän­gig ge­macht wor­den ist, ist der Zeit­punkt der ers­ten, für die Kla­ge­ein­lei­tung not­wen­di­gen Ver­fah­rens­hand­lung mass­ge­bend. Als sol­che ge­nügt die Ein­lei­tung des Süh­ne­ver­fah­rens.

3 Das schwei­ze­ri­sche Ge­richt weist die Kla­ge zu­rück, so­bald ihm ei­ne aus­län­di­sche Ent­schei­dung vor­ge­legt wird, die in der Schweiz an­er­kannt wer­den kann.

Art. 1010  

XII. Vor­sorg­li­che Mass­nah­men

 

Zu­stän­dig zur An­ord­nung vor­sorg­li­cher Mass­nah­men sind:

a.
die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te oder Be­hör­den, die in der Haupt­sa­che zu­stän­dig sind; oder
b.
die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te und Be­hör­den am Ort, an dem die Mass­nah­me voll­streckt wer­den soll.

10 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 18 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 1112  

XIII. Rechts­hil­fe

1. Ver­mitt­lung der Rechts­hil­fe

 

Die Rechts­hil­fe zwi­schen der Schweiz und an­de­ren Staa­ten wird durch das Bun­des­amt für Jus­tiz ver­mit­telt.

12 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 18 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 11a13  

2. An­wend­ba­res Recht

 

1 Rechts­hil­fe­hand­lun­gen, die in der Schweiz durch­zu­füh­ren sind, wer­den nach schwei­ze­ri­schem Recht vor­ge­nom­men.

2 Auf Be­geh­ren der er­su­chen­den Be­hör­de kön­nen auch aus­län­di­sche Ver­fah­rens­for­men an­ge­wen­det oder be­rück­sich­tigt wer­den, wenn es für die Durch­set­zung ei­nes Rechts­an­spruchs im Aus­land not­wen­dig ist und nicht wich­ti­ge Grün­de auf Sei­ten des Be­trof­fe­nen ent­ge­gen­ste­hen.

3 Die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te oder Be­hör­den kön­nen Ur­kun­den nach ei­ner Form des aus­län­di­schen Rechts aus­stel­len oder ei­nem Ge­such­stel­ler die ei­des­statt­li­che Er­klä­rung ab­neh­men, wenn ei­ne Form nach schwei­ze­ri­schem Recht im Aus­land nicht an­er­kannt wird und des­halb ein schüt­zens­wer­ter Rechts­an­spruch dort nicht durch­ge­setzt wer­den könn­te.

4 Bei Rechts­hil­feer­su­chen um Zu­stel­lung oder um Be­weis­er­he­bung in die Schweiz und aus der Schweiz ist die Haa­ger Über­ein­kunft vom 1. März 195414 be­tref­fend Zi­vil­pro­zess­recht an­wend­bar.

13 Ein­ge­fügt durch An­hang 1 Ziff. II 18 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

14 SR 0.274.12

Art. 11b15  

3. Kos­ten­vor­schuss und Si­cher­heit für die Par­tei­ent­schä­di­gung

 

Der Kos­ten­vor­schuss und die Si­cher­heit für die Par­tei­ent­schä­di­gung rich­ten sich nach der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. De­zem­ber 200816 (ZPO).

15 Ein­ge­fügt durch An­hang 1 Ziff. II 18 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

16 SR 272

Art. 11c17  

4. Un­ent­gelt­li­che Rechts­pfle­ge

 

Den Per­so­nen mit Wohn­sitz im Aus­land wird die un­ent­gelt­li­che Rechts­pfle­ge un­ter den glei­chen Vor­aus­set­zun­gen ge­währt wie den Per­so­nen mit Wohn­sitz in der Schweiz.

17 Ein­ge­fügt durch An­hang 1 Ziff. II 18 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 1218  
 

18 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 18 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

3. Abschnitt: Anwendbares Recht

Art. 13  

I. Um­fang der Ver­wei­sung

 

Die Ver­wei­sung die­ses Ge­set­zes auf ein aus­län­di­sches Recht um­fasst al­le Be­stim­mun­gen, die nach die­sem Recht auf den Sach­ver­halt an­wend­bar sind. Die An­wend­bar­keit ei­ner Be­stim­mung des aus­län­di­schen Rechts ist nicht al­lein da­durch aus­ge­schlos­sen, dass ihr ein öf­fent­lichrecht­li­cher Cha­rak­ter zu­ge­schrie­ben wird.

Art. 14  

II. Rück- und Wei­ter­ver­wei­sung

 

1 Sieht das an­wend­ba­re Recht ei­ne Rück­ver­wei­sung auf das schwei­ze­ri­sche Recht oder ei­ne Wei­ter­ver­wei­sung auf ein an­de­res aus­län­di­sches Recht vor, so ist sie zu be­ach­ten, wenn die­ses Ge­setz sie vor­sieht.

2 In Fra­gen des Per­so­nen- oder Fa­mi­li­en­stan­des ist die Rück­ver­wei­sung auf das schwei­ze­ri­sche Recht zu be­ach­ten.

Art. 15  

III. Aus­nah­me­klau­sel

 

1 Das Recht, auf das die­ses Ge­setz ver­weist, ist aus­nahms­wei­se nicht an­wend­bar, wenn nach den ge­sam­ten Um­stän­den of­fen­sicht­lich ist, dass der Sach­ver­halt mit die­sem Recht in nur ge­rin­gem, mit ei­nem an­de­ren Recht je­doch in viel en­ge­rem Zu­sam­men­hang steht.

2 Die­se Be­stim­mung ist nicht an­wend­bar, wenn ei­ne Rechts­wahl vor­liegt.

Art. 16  

IV. Fest­stel­lung aus­län­di­schen Rechts

 

1 Der In­halt des an­zu­wen­den­den aus­län­di­schen Rechts ist von Am­tes we­gen fest­zu­stel­len. Da­zu kann die Mit­wir­kung der Par­tei­en ver­langt wer­den. Bei ver­mö­gens­recht­li­chen An­sprü­chen kann der Nach­weis den Par­tei­en über­bun­den wer­den.

2 Ist der In­halt des an­zu­wen­den­den aus­län­di­schen Rechts nicht fest­stell­bar, so ist schwei­ze­ri­sches Recht an­zu­wen­den.

Art. 17  

V. Vor­be­halts­klau­sel

 

Die An­wen­dung von Be­stim­mun­gen ei­nes aus­län­di­schen Rechts, ist aus­ge­schlos­sen, wenn sie zu ei­nem Er­geb­nis füh­ren wür­de, das mit dem schwei­ze­ri­schen Ord­re pu­blic un­ver­ein­bar ist.

Art. 18  

VI. Zwin­gen­de An­wen­dung des schwei­ze­ri­schen Rechts

 

Vor­be­hal­ten blei­ben Be­stim­mun­gen des schwei­ze­ri­schen Rechts, die we­gen ih­res be­son­de­ren Zweckes, un­ab­hän­gig von dem durch die­ses Ge­setz be­zeich­ne­ten Recht, zwin­gend an­zu­wen­den sind.

Art. 19  

VII. Be­rück­sich­ti­gung zwin­gen­der Be­stim­mun­gen ei­nes aus­län­di­schen Rechts

 

1 An­stel­le des Rechts, das durch die­ses Ge­setz be­zeich­net wird, kann die Be­stim­mung ei­nes an­dern Rechts, die zwin­gend an­ge­wandt sein will, be­rück­sich­tigt wer­den, wenn nach schwei­ze­ri­scher Rechts­auf­fas­sung schüt­zens­wer­te und of­fen­sicht­lich über­wie­gen­de In­ter­es­sen ei­ner Par­tei es ge­bie­ten und der Sach­ver­halt mit je­nem Recht einen en­gen Zu­sam­men­hang auf­weist.

2 Ob ei­ne sol­che Be­stim­mung zu be­rück­sich­ti­gen ist, be­ur­teilt sich nach ih­rem Zweck und den dar­aus sich er­ge­ben­den Fol­gen für ei­ne nach schwei­ze­ri­scher Rechts­auf­fas­sung sach­ge­rech­te Ent­schei­dung.

4. Abschnitt: Wohnsitz, Sitz und Staatsangehörigkeit

Art. 20  

I. Wohn­sitz, ge­wöhn­li­cher Auf­ent­halt und Nie­der­las­sung ei­ner na­tür­li­chen Per­son

 

1 Im Sin­ne die­ses Ge­set­zes hat ei­ne na­tür­li­che Per­son:

a.
ih­ren Wohn­sitz in dem Staat, in dem sie sich mit der Ab­sicht dau­ern­den Ver­blei­bens auf­hält;
b.
ih­ren ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt in dem Staat, in dem sie wäh­rend län­ge­rer Zeit lebt, selbst wenn die­se Zeit zum vorn­her­ein be­fri­stet ist;
c.
ih­re Nie­der­las­sung in dem Staat, in dem sich der Mit­tel­punkt ih­rer ge­schäft­li­chen Tä­tig­keit be­fin­det.

2 Nie­mand kann an meh­re­ren Or­ten zu­gleich Wohn­sitz ha­ben. Hat ei­ne Per­son nir­gends einen Wohn­sitz, so tritt der ge­wöhn­li­che Auf­ent­halt an die Stel­le des Wohn­sit­zes. Die Be­stim­mun­gen des Zi­vil­­ge­setz­bu­ches19 über Wohn­sitz und Auf­ent­halt sind nicht an­wend­bar.

Art. 2120  

II. Sitz und Nie­der­las­sung von Ge­sell­schaf­ten und Trusts

 

1 Bei Ge­sell­schaf­ten und bei Trusts nach Ar­ti­kel 149a gilt der Sitz als Wohn­sitz.

2 Als Sitz ei­ner Ge­sell­schaft gilt der in den Sta­tu­ten oder im Ge­sell­schafts­ver­trag be­zeich­ne­te Ort. Fehlt ei­ne sol­che Be­zeich­nung, so gilt als Sitz der Ort, an dem die Ge­sell­schaft tat­säch­lich ver­wal­tet wird.

3 Als Sitz ei­nes Trusts gilt der in den Be­stim­mun­gen des Trusts schrift­lich oder in an­de­rer Form durch Text nach­weis­bar be­zeich­ne­te Ort sei­ner Ver­wal­tung. Fehlt ei­ne sol­che Be­zeich­nung, so gilt als Sitz der tat­säch­li­che Ort sei­ner Ver­wal­tung.

4 Die Nie­der­las­sung ei­ner Ge­sell­schaft oder ei­nes Trusts be­fin­det sich in dem Staat, in dem der Sitz liegt, oder in ei­nem der Staa­ten, in dem sich ei­ne Zweignie­der­las­sung be­fin­det.

20 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 des BB vom 20. Dez. 2006 über die Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Haa­ger Über­eink. über das auf Trusts an­zu­wen­den­de Recht und über ih­re An­er­ken­nung, in Kraft seit 1. Ju­li 2007 (AS 2007 2849; BBl 2006551).

Art. 22  

III. Staats­an­gehö­rig­keit

 

Die Staats­an­ge­hö­rig­keit ei­ner na­tür­li­chen Per­son be­stimmt sich nach dem Recht des Staa­tes, zu dem die Staats­an­ge­hö­rig­keit in Fra­ge steht.

Art. 23  

IV. Mehr­fa­che Staats­an­ge­hö­rig­keit

 

1 Be­sitzt ei­ne Per­son ne­ben der schwei­ze­ri­schen ei­ne an­de­re Staats­an­ge­hö­rig­keit, so ist für die Be­grün­dung ei­nes Hei­mat­ge­richtss­tan­des aus­sch­liess­lich die schwei­ze­ri­sche Staats­an­ge­hö­rig­keit mass­­ge­bend.

2 Be­sitzt ei­ne Per­son meh­re­re Staats­an­ge­hö­rig­kei­ten, so ist, so­weit die­ses Ge­setz nichts an­de­res vor­sieht, für die Be­stim­mung des an­wend­ba­ren Rechts die An­ge­hö­rig­keit zu dem Staat mass­ge­bend, mit dem die Per­son am engs­ten ver­bun­den ist.

3 Ist die Staats­an­ge­hö­rig­keit ei­ner Per­son Vor­aus­set­zung für die An­er­ken­nung ei­ner aus­län­di­schen Ent­schei­dung in der Schweiz, so ge­nügt die Be­ach­tung ei­ner ih­rer Staats­an­ge­hö­rig­kei­ten.

Art. 24  

V. Staa­ten­lo­se und Flücht­lin­ge

 

1 Ei­ne Per­son gilt als staa­ten­los, wenn ihr die­se Ei­gen­schaft im Sin­ne des New Yor­ker Über­ein­kom­mens vom 28. Sep­tem­ber 195421 über die Rechts­stel­lung der Staa­ten­lo­sen zu­kommt oder wenn ih­re Be­zie­hung zum Hei­mat­staat so ge­lo­ckert ist, dass dies ei­ner Staa­ten­lo­sig­keit gleich­kommt.

2 Ei­ne Per­son gilt als Flücht­ling, wenn ihr die­se Ei­gen­schaft im Sin­ne des Asyl­ge­set­zes vom 5. Ok­to­ber 197922 zu­kommt.

3 Ist die­ses Ge­setz auf Staa­ten­lo­se oder Flücht­lin­ge an­zu­wen­den, so gilt der Wohn­sitz an Stel­le der Staats­an­ge­hö­rig­keit.

21SR 0.142.40

22[AS 1980 1718, 1986 2062, 1987 1674, 1990 9381587Art. 3 Abs. 1, 1994 1634Ziff. I 8.12876, 1995 146Ziff. II 1 4356, 1997 23722394, 1998 1582. AS 1999 2262Art. 120 Bst. a]. Heu­te: BG vom 26. Ju­ni 1998 (SR 142.31).

5. Abschnitt: Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Ent­scheidungen

Art. 25  

I. An­er­ken­nung

1. Grund­satz

 

Ei­ne aus­län­di­sche Ent­schei­dung wird in der Schweiz an­er­kannt:

a.
wenn die Zu­stän­dig­keit der Ge­rich­te oder Be­hör­den des Staa­tes, in dem die Ent­schei­dung er­gan­gen ist, be­grün­det war;
b.
wenn ge­gen die Ent­schei­dung kein or­dent­li­ches Rechts­mit­tel mehr gel­tend ge­macht wer­den kann oder wenn sie end­gül­tig ist, und
c.
wenn kein Ver­wei­ge­rungs­grund im Sin­ne von Ar­ti­kel 27 vor­liegt.
Art. 26  

2. Zu­stän­dig­keit aus­län­di­scher Be­hör­den

 

Die Zu­stän­dig­keit aus­län­di­scher Be­hör­den ist be­grün­det:

a.
wenn ei­ne Be­stim­mung die­ses Ge­set­zes sie vor­sieht oder, falls ei­ne sol­che fehlt, wenn der Be­klag­te sei­nen Wohn­sitz im Ur­teils­staat hat­te;
b.
wenn in ver­mö­gens­recht­li­chen Strei­tig­kei­ten die Par­tei­en sich durch ei­ne nach die­sem Ge­setz gül­ti­ge Ver­ein­ba­rung der Zu­stän­dig­keit der Be­hör­de un­ter­wor­fen ha­ben, wel­che die Ent­schei­dung ge­trof­fen hat;
c.
wenn sich der Be­klag­te in ei­ner ver­mö­gens­recht­li­chen Strei­tig­keit vor­be­halt­los auf den Rechtss­treit ein­ge­las­sen hat;
d.
wenn im Fal­le ei­ner Wi­der­kla­ge die Be­hör­de, die die Ent­schei­dung ge­trof­fen hat, für die Haupt­kla­ge zu­stän­dig war und zwi­schen Haupt- und Wi­der­kla­ge ein sach­li­cher Zu­sam­men­hang be­steht.
Art. 27  

3. Ver­wei­ge­rungs­grün­de

 

1 Ei­ne im Aus­land er­gan­ge­ne Ent­schei­dung wird in der Schweiz nicht an­er­kannt, wenn die An­er­ken­nung mit dem schwei­ze­ri­schen Ord­re pu­blic of­fen­sicht­lich un­ver­ein­bar wä­re.

2 Ei­ne im Aus­land er­gan­ge­ne Ent­schei­dung wird eben­falls nicht an­er­kannt, wenn ei­ne Par­tei nach­weist:

a.
dass sie we­der nach dem Recht an ih­rem Wohn­sitz noch nach dem am ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt ge­hö­rig ge­la­den wur­de, es sei denn, sie ha­be sich vor­be­halt­los auf das Ver­fah­ren ein­ge­las­sen;
b.
dass die Ent­schei­dung un­ter Ver­let­zung we­sent­li­cher Grund­sät­ze des schwei­ze­ri­schen Ver­fah­rens­rechts zu­stan­de ge­kom­men ist, ins­be­son­de­re dass ihr das recht­li­che Ge­hör ver­wei­gert wor­den ist;
c.
dass ein Rechtss­treit zwi­schen den­sel­ben Par­tei­en und über den­sel­ben Ge­gen­stand zu­erst in der Schweiz ein­ge­lei­tet oder in der Schweiz ent­schie­den wor­den ist oder dass er in ei­nem Dritt­staat frü­her ent­schie­den wor­den ist und die­ser Ent­scheid in der Schweiz an­er­kannt wer­den kann.

3 Im Üb­ri­gen darf die Ent­schei­dung in der Sa­che selbst nicht nach­­ge­prüft wer­den.

Art. 28  

II. Voll­stre­ckung

 

Ei­ne nach den Ar­ti­keln 25–27 an­er­kann­te Ent­schei­dung wird auf Be­geh­ren der in­ter­es­sier­ten Par­tei für voll­streck­bar er­klärt.

Art. 29  

III. Ver­fah­ren

 

1 Das Be­geh­ren auf An­er­ken­nung oder Voll­stre­ckung ist an die zu­stän­di­ge Be­hör­de des Kan­tons zu rich­ten, in dem die aus­län­di­sche Ent­schei­dung gel­tend ge­macht wird. Dem Be­geh­ren sind bei­zu­le­gen:

a.
ei­ne voll­stän­di­ge und be­glau­big­te Aus­fer­ti­gung der Ent­schei­dung;
b.
ei­ne Be­stä­ti­gung, dass ge­gen die Ent­schei­dung kein or­dent­li­ches Rechts­mit­tel mehr gel­tend ge­macht wer­den kann oder dass sie end­gül­tig ist, und
c.
im Fal­le ei­nes Ab­we­sen­heits­ur­teils ei­ne Ur­kun­de, aus der her­vor­geht, dass die un­ter­le­ge­ne Par­tei ge­hö­rig und so recht­zei­tig ge­la­den wor­den ist, dass sie die Mög­lich­keit ge­habt hat­te, sich zu ver­tei­di­gen.

2 Im An­er­ken­nungs- und Voll­stre­ckungs­ver­fah­ren ist die Par­tei, die sich dem Be­geh­ren wi­der­setzt, an­zu­hö­ren; sie kann ih­re Be­weis­mit­tel gel­tend ma­chen.

3 Wird ei­ne Ent­schei­dung vor­fra­ge­wei­se gel­tend ge­macht, so kann die an­ge­ru­fe­ne Be­hör­de sel­ber über die An­er­ken­nung ent­schei­den.

Art. 30  

IV. Ge­richt­li­cher Ver­gleich

 

Die Ar­ti­kel 25–29 gel­ten auch für den ge­richt­li­chen Ver­gleich, so­fern er in dem Staat, in dem er ab­ge­schlos­sen wor­den ist, ei­ner ge­richt­li­chen Ent­schei­dung gleich­ge­stellt wird.

Art. 31  

V. Frei­wil­li­ge Ge­richts­bar­keit

 

Die Ar­ti­kel 25–29 gel­ten sinn­ge­mä­ss für die An­er­ken­nung und Voll­stre­ckung ei­ner Ent­schei­dung oder ei­ner Ur­kun­de der frei­wil­li­gen Ge­richts­bar­keit.

Art. 32  

VI. Ein­tra­gung in die Zi­vil­stands­re­gis­ter

 

1 Ei­ne aus­län­di­sche Ent­schei­dung oder Ur­kun­de über den Zi­vil­stand wird auf­grund ei­ner Ver­fü­gung der kan­to­na­len Auf­sichts­be­hör­de in die Zi­vil­stands­re­gis­ter ein­ge­tra­gen.

2 Die Ein­tra­gung wird be­wil­ligt, wenn die Vor­aus­set­zun­gen der Ar­ti­kel 25–27 er­füllt sind.

3 Die be­trof­fe­nen Per­so­nen sind vor der Ein­tra­gung an­zu­hö­ren, wenn nicht fest­steht, dass im aus­län­di­schen Ur­teils­staat die ver­fah­rens­mäs­si­gen Rech­te der Par­tei­en hin­rei­chend ge­wahrt wor­den sind.

2. Kapitel: Natürliche Personen

Art. 33  

I. Grund­satz

 

1 Sieht die­ses Ge­setz nichts an­de­res vor, so sind für per­so­nen­recht­­li­che Ver­hält­nis­se die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te oder Be­hör­den am Wohn­sitz zu­stän­dig; sie wen­den das Recht am Wohn­sitz an.

2 Für An­sprü­che aus Per­sön­lich­keits­ver­let­zung gel­ten die Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes über un­er­laub­te Hand­lun­gen (Art. 129 ff.).

Art. 34  

II. Rechts­fä­hig­keit

 

1 Die Rechts­fä­hig­keit un­ter­steht schwei­ze­ri­schem Recht.

2 Be­ginn und En­de der Per­sön­lich­keit un­ter­ste­hen dem Recht des Rechts­ver­hält­nis­ses, das die Rechts­fä­hig­keit vor­aus­setzt.

Art. 35  

III. Hand­lungs­fä­hig­keit

1. Grund­satz

 

Die Hand­lungs­fä­hig­keit un­ter­steht dem Recht am Wohn­sitz. Ein Wech­sel des Wohn­sit­zes be­rührt die ein­mal er­wor­be­ne Hand­lungs­fä­hig­keit nicht.

Art. 36  

2. Ver­kehrs­schutz

 

1 Wer ein Rechts­ge­schäft vor­ge­nom­men hat, ob­wohl er nach dem Recht an sei­nem Wohn­sitz hand­lungs­un­fä­hig war, kann sich auf sei­ne Hand­lungs­un­fä­hig­keit nicht be­ru­fen, wenn er nach dem Recht des Staa­tes, in dem er das Rechts­ge­schäft vor­ge­nom­men hat, hand­lungs­fä­hig ge­we­sen wä­re, es sei denn, die an­de­re Par­tei ha­be sei­ne Hand­lungs­un­fä­hig­keit ge­kannt oder hät­te sie ken­nen müs­sen.

2 Die­se Be­stim­mung ist auf fa­mi­li­en- und erbrecht­li­che Rechts­ge­schäf­te so­wie auf Rechts­ge­schäf­te über ding­li­che Rech­te an Grund­stücken nicht an­wend­bar.

Art. 37  

IV. Na­me

1. Grund­satz

 

1 Der Na­me ei­ner Per­son mit Wohn­sitz in der Schweiz un­ter­steht schwei­ze­ri­schem Recht; der Na­me ei­ner Per­son mit Wohn­sitz im Aus­land un­ter­steht dem Recht, auf wel­ches das Kol­li­si­ons­recht des Wohn­sitz­staa­tes ver­weist.

2 Ei­ne Per­son kann je­doch ver­lan­gen, dass ihr Na­me dem Hei­mat­recht un­ter­steht.

Art. 38  

2. Na­mens­än­de­rung

 

1 Für ei­ne Na­mens­än­de­rung sind die schwei­ze­ri­schen Be­hör­den am Wohn­sitz des Ge­such­stel­lers zu­stän­dig.

2 Ein Schwei­zer Bür­ger oh­ne Wohn­sitz in der Schweiz kann bei der Be­hör­de sei­nes Hei­mat­kan­tons ei­ne Na­mens­än­de­rung ver­lan­gen.

3 Vor­aus­set­zun­gen und Wir­kun­gen der Na­mens­än­de­rung un­ters­te­hen schwei­ze­ri­schem Recht.

Art. 39  

3. Na­mens­än­de­rung im Aus­land

 

Ei­ne im Aus­land er­folg­te Na­mens­än­de­rung wird in der Schweiz an­er­kannt, wenn sie im Wohn­sitz- oder im Hei­mat­staat des Ge­such­stel­lers gül­tig ist.

Art. 40  

4. Ein­tra­gung in die Zi­vil­stands­re­gi­ster

 

Der Na­me wird nach den schwei­ze­ri­schen Grund­sät­zen über die Re­gis­ter­füh­rung in die Zi­vil­stands­re­gis­ter ein­ge­tra­gen.

Art. 41  

V. Ver­schol­len­er­klä­rung

1. Zu­stän­dig­keit und an­wend­ba­res Recht

 

1 Für die Ver­schol­le­n­er­klä­rung sind die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te oder Be­hör­den am letz­ten be­kann­ten Wohn­sitz der ver­sch­wun­de­nen Per­son zu­stän­dig.

2 Die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te oder Be­hör­den sind über­dies für ei­ne Ver­schol­le­n­er­klä­rung zu­stän­dig, wenn hier­für ein schüt­zens­wer­tes In­ter­es­se be­steht.

3 Vor­aus­set­zun­gen und Wir­kun­gen der Ver­schol­le­n­er­klä­rung un­ter­ste­hen schwei­ze­ri­schem Recht.

Art. 42  

2. Ver­schol­len- und To­des­er­klä­rung im Aus­land

 

Ei­ne im Aus­land aus­ge­spro­che­ne Ver­schol­len- oder To­des­er­klä­rung wird in der Schweiz an­er­kannt, wenn sie im Staat des letz­ten be­kann­ten Wohn­sit­zes oder im Hei­mat­staat der ver­schwun­de­nen Per­son er­gan­gen ist.

3. Kapitel: Eherecht

1. Abschnitt: Eheschliessung

Art. 43  

I. Zu­stän­dig­keit

 

1 Die schwei­ze­ri­schen Be­hör­den sind für die Ehe­schlies­sung zu­stän­dig, wenn die Braut oder der Bräu­ti­gam in der Schweiz Wohn­sitz oder das Schwei­zer Bür­ger­recht hat.

2 Aus­län­di­schen Braut­leu­ten oh­ne Wohn­sitz in der Schweiz kann durch die zu­stän­di­ge Be­hör­de die Ehe­schlies­sung in der Schweiz auch be­wil­ligt wer­den, wenn die Ehe im Wohn­sitz- oder im Hei­mat­staat bei­der Braut­leu­te an­er­kannt wird.

3 Die Be­wil­li­gung darf nicht al­lein des­halb ver­wei­gert wer­den, weil ei­ne in der Schweiz aus­ge­spro­che­ne oder an­er­kann­te Schei­dung im Aus­land nicht an­er­kannt wird.

Art. 4423  

II. An­wend­ba­res Recht

 

Die Ehe­schlies­sung in der Schweiz un­ter­steht schwei­ze­ri­schem Recht.

23 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 5 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs‑ hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).

Art. 45  

III. Ehe­schlies­sung im Aus­land

 

1 Ei­ne im Aus­land gül­tig ge­schlos­se­ne Ehe wird in der Schweiz an­er­kannt.

2 Sind Braut oder Bräu­ti­gam Schwei­zer Bür­ger oder ha­ben bei­de Wohn­sitz in der Schweiz, so wird die im Aus­land ge­schlos­se­ne Ehe an­er­kannt, wenn der Ab­schluss nicht in der of­fen­ba­ren Ab­sicht ins Aus­land ver­legt wor­den ist, die Vor­schrif­ten des schwei­ze­ri­schen Rechts über die Eheun­gül­tig­keit zu um­ge­hen.24

3 Ei­ne im Aus­land gül­tig ge­schlos­se­ne Ehe zwi­schen Per­so­nen glei­chen Ge­schlechts wird in der Schweiz als ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft an­er­kannt.25

24 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 3 des BG vom 26. Ju­ni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).

25 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 17 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 20031288).

Art. 45a26  

IV. Un­gül­tig­er­klä­rung der Ehe

 

1 Für Kla­gen auf Un­gül­ti­g­er­klä­rung der Ehe sind die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te am Wohn­sitz ei­nes Ehe­gat­ten oder, wenn ein Wohn­sitz in der Schweiz fehlt, am Ehe­schlies­sungs­ort oder am Hei­mat­ort ei­nes Ehe­gat­ten zu­stän­dig.

2 Die Kla­ge un­ter­steht schwei­ze­ri­schem Recht.

3 Für vor­sorg­li­che Mass­nah­men und Ne­ben­fol­gen gel­ten die Ar­ti­kel 62–64 sinn­ge­mä­ss.

4 Aus­län­di­sche Ent­schei­dun­gen, wel­che die Un­gül­tig­keit ei­ner Ehe fest­stel­len, wer­den in der Schweiz an­er­kannt, wenn sie im Staat er­gan­gen sind, in dem die Ehe ge­schlos­sen wur­de. Ist die Kla­ge durch einen Ehe­gat­ten ein­ge­reicht wor­den, gilt Ar­ti­kel 65 sinn­ge­mä­ss.

26Ein­ge­fügt durch Ziff. II 2 des BG vom 7. Okt. 1994 (AS 1995 1126; BBl 1993 I 1169). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 5 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs‑ hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).

2. Abschnitt: Wirkungen der Ehe im Allgemeinen

Art. 46  

I. Zu­stän­dig­keit

1. Grund­satz

 

Für Kla­gen oder Mass­nah­men be­tref­fend die ehe­li­chen Rech­te und Pflich­ten sind die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te oder Be­hör­den am Wohn­sitz oder, wenn ein sol­cher fehlt, die­je­ni­gen am ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt ei­nes der Ehe­gat­ten zu­stän­dig.

Art. 47  

2. Hei­mat­zu­stän­dig­keit

 

Ha­ben die Ehe­gat­ten we­der Wohn­sitz noch ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt in der Schweiz und ist ei­ner von ih­nen Schwei­zer Bür­ger, so sind für Kla­gen oder Mass­nah­men be­tref­fend die ehe­li­chen Rech­te und Pflich­ten die Ge­rich­te oder Be­hör­den am Hei­mat­ort zu­stän­dig, wenn es un­mög­lich oder un­zu­mut­bar ist, die Kla­ge oder das Be­geh­ren am Wohn­sitz oder am ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt ei­nes der Ehe­gat­ten zu er­he­ben.

Art. 48  

II. An­wend­ba­res Recht

1. Grund­satz

 

1 Die ehe­li­chen Rech­te und Pflich­ten un­ter­ste­hen dem Recht des Staa­tes, in dem die Ehe­gat­ten ih­ren Wohn­sitz ha­ben.

2 Ha­ben die Ehe­gat­ten ih­ren Wohn­sitz nicht im glei­chen Staat, so un­ter­ste­hen die ehe­li­chen Rech­te und Pflich­ten dem Recht des Wohn­sitz­staa­tes, mit dem der Sach­ver­halt in en­ge­rem Zu­sam­men­hang steht.

3 Sind nach Ar­ti­kel 47 die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te oder Be­hör­den am Hei­mat­ort zu­stän­dig, so wen­den sie schwei­ze­ri­sches Recht an.

Art. 49  

2. Un­ter­halts­pflicht

 

Für die Un­ter­halts­pflicht zwi­schen Ehe­gat­ten gilt das Haa­ger Über­ein­kom­men vom 2. Ok­to­ber 197327 über das auf die Un­ter­halts­pflich­ten an­zu­wen­den­de Recht.

Art. 50  

III. Aus­län­di­sche Ent­schei­dun­gen oder Mass­nah­men

 

Aus­län­di­sche Ent­schei­dun­gen oder Mass­nah­men über die ehe­li­chen Rech­te und Pflich­ten wer­den in der Schweiz an­er­kannt, wenn sie im Staat des Wohn­sit­zes oder des ge­wöhn­li­chen Auf­ent­hal­tes ei­nes der Ehe­gat­ten er­gan­gen sind.

3. Abschnitt: Ehegüterrecht

Art. 51  

I. Zu­stän­dig­keit

 

Für Kla­gen oder Mass­nah­men be­tref­fend die gü­ter­recht­li­chen Ver­hält­nis­se sind zu­stän­dig:

a.
für die gü­ter­recht­li­che Aus­ein­an­der­set­zung im Fal­le des To­des ei­nes Ehe­gat­ten die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te oder Be­hör­den, die für die erbrecht­li­che Aus­ein­an­der­set­zung zu­stän­dig sind (Art. 86–89);
b.
für die gü­ter­recht­li­che Aus­ein­an­der­set­zung im Fal­le ei­ner ge­richt­li­chen Auf­lö­sung oder Tren­nung der Ehe die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te, die hier­für zu­stän­dig sind (Art. 59, 60, 63, 64);
c.
in den üb­ri­gen Fäl­len die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te oder Be­hör­den, die für Kla­gen oder Mass­nah­men be­tref­fend die Wir­kun­gen der Ehe zu­stän­dig sind (Art. 46, 47).
Art. 52  

II. An­wend­ba­res Recht

1. Rechts­wahl

a. Grund­satz

 

1 Die gü­ter­recht­li­chen Ver­hält­nis­se un­ter­ste­hen dem von den Ehe­­gat­ten ge­wähl­ten Recht.

2 Die Ehe­gat­ten kön­nen wäh­len zwi­schen dem Recht des Staa­tes, in dem bei­de ih­ren Wohn­sitz ha­ben oder nach der Ehe­schlies­sung ha­ben wer­den, und dem Recht ei­nes ih­rer Hei­mat­staa­ten. Ar­ti­kel 23 Ab­satz 2 ist nicht an­wend­bar.

Art. 53  

b. Mo­da­li­tä­ten

 

1 Die Rechts­wahl muss schrift­lich ver­ein­bart sein oder sich ein­deu­tig aus dem Ehe­ver­trag er­ge­ben. Im Üb­ri­gen un­ter­steht sie dem ge­wähl­ten Recht.

2 Die Rechts­wahl kann je­der­zeit ge­trof­fen oder ge­än­dert wer­den. Wird sie nach Ab­schluss der Ehe ge­trof­fen, so wirkt sie, wenn die Par­tei­en nichts an­de­res ver­ein­ba­ren, auf den Zeit­punkt der Ehe­schlies­sung zu­rück.

3 Das ge­wähl­te Recht bleibt an­wend­bar, bis die Ehe­gat­ten ein an­de­res Recht wäh­len oder die Rechts­wahl auf­he­ben.

Art. 54  

2. Feh­len ei­ner Rechts­wahl

a. Grund­satz

 

1 Ha­ben die Ehe­gat­ten kei­ne Rechts­wahl ge­trof­fen, so un­ter­ste­hen die gü­ter­recht­li­chen Ver­hält­nis­se:

a.
dem Recht des Staa­tes, in dem bei­de gleich­zei­tig ih­ren Wohn­sitz ha­ben, oder, wenn dies nicht der Fall ist,
b.
dem Recht des Staa­tes, in dem bei­de Ehe­gat­ten zu­letzt gleich­zei­tig ih­ren Wohn­sitz hat­ten.

2 Hat­ten die Ehe­gat­ten nie gleich­zei­tig Wohn­sitz im glei­chen Staat, so ist ihr ge­mein­sa­mes Hei­mat­recht an­wend­bar.

3 Hat­ten die Ehe­gat­ten nie gleich­zei­tig Wohn­sitz im glei­chen Staat und ha­ben sie auch kei­ne ge­mein­sa­me Staats­an­ge­hö­rig­keit, so gilt die Gü­ter­tren­nung des schwei­ze­ri­schen Rechts.

Art. 55  

b. Wan­del­bar­keit und Rück­wir­kung bei Wohn­sitz­wech­sel

 

1 Ver­le­gen die Ehe­gat­ten ih­ren Wohn­sitz von ei­nem Staat in einen an­de­ren, so ist das Recht des neu­en Wohn­sitz­staa­tes rück­wir­kend auf den Zeit­punkt der Ehe­schlies­sung an­zu­wen­den. Die Ehe­gat­ten kön­nen durch schrift­li­che Ver­ein­ba­rung die Rück­wir­kung aus­schlies­sen.

2 Der Wohn­sitz­wech­sel hat kei­ne Wir­kung auf das an­zu­wen­den­de Recht, wenn die Par­tei­en die Wei­ter­gel­tung des frü­he­ren Rechts schrift­lich ver­ein­bart ha­ben oder wenn zwi­schen ih­nen ein Ehe­ver­trag be­steht.

Art. 56  

3. Form des Ehe­ver­tra­ges

 

Der Ehe­ver­trag ist form­gül­tig, wenn er dem auf den Ehe­ver­trag an­wend­ba­ren Recht oder dem Recht am Ab­schlus­sort ent­spricht.

Art. 57  

4. Rechts­ver­hält­nis­se mit Drit­ten

 

1 Die Wir­kun­gen des Gü­ter­stan­des auf das Rechts­ver­hält­nis zwi­schen ei­nem Ehe­gat­ten und ei­nem Drit­ten un­ter­ste­hen dem Recht des Staa­tes, in dem die­ser Ehe­gat­te im Zeit­punkt der Ent­ste­hung des Rechts­ver­hält­nis­ses sei­nen Wohn­sitz hat.

2 Hat der Drit­te im Zeit­punkt der Ent­ste­hung des Rechts­ver­hält­nis­ses das Recht, dem die gü­ter­recht­li­chen Ver­hält­nis­se un­ter­stan­den, ge­kannt oder hät­te er es ken­nen müs­sen, so ist die­ses an­zu­wen­den.

Art. 58  

III. Aus­län­di­sche Ent­schei­dun­gen

 

1 Aus­län­di­sche Ent­schei­dun­gen über gü­ter­recht­li­che Ver­hält­nis­se wer­den in der Schweiz an­er­kannt:

a.
wenn sie im Wohn­sitz­staat des be­klag­ten Ehe­gat­ten ergan­gen sind oder wenn sie dort an­er­kannt wer­den;
b.
wenn sie im Wohn­sitz­staat des kla­gen­den Ehe­gat­ten ergan­gen sind oder dort an­er­kannt wer­den, vor­aus­ge­setzt, der be­klag­te Ehe­gat­te hat­te sei­nen Wohn­sitz nicht in der Schweiz;
c.
wenn sie im Staat, des­sen Recht nach die­sem Ge­setz an­wend­bar ist, er­gan­gen sind oder wenn sie dort an­er­kannt wer­den, oder
d.
wenn sie Grund­stücke be­tref­fen und am Ort der ge­le­ge­nen Sa­che er­gan­gen sind oder dort an­er­kannt wer­den.

2 Für Ent­schei­dun­gen über gü­ter­recht­li­che Ver­hält­nis­se, die im Zu­sam­men­hang mit Mass­nah­men zum Schutz der ehe­li­chen Ge­mein­schaft oder in­fol­ge Tod, Nich­ti­g­er­klä­rung, Schei­dung oder Tren­nung er­gan­gen sind, rich­tet sich die An­er­ken­nung nach den Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes über das Ehe‑, Ehe­schei­dungs- oder Erbrecht (Art. 50, 65 und 96).

4. Abschnitt: Scheidung und Trennung

Art. 59  

I. Zu­stän­dig­keit

1. Grund­satz

 

Für Kla­gen auf Schei­dung oder Tren­nung sind zu­stän­dig:

a.
die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te am Wohn­sitz des Be­klag­ten;
b.
die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te am Wohn­sitz des Klä­gers, wenn die­ser sich seit ei­nem Jahr in der Schweiz auf­hält oder wenn er Schwei­zer Bür­ger ist.
Art. 60  

2. Hei­mat­zu­stän­dig­keit

 

Ha­ben die Ehe­gat­ten kei­nen Wohn­sitz in der Schweiz und ist ei­ner von ih­nen Schwei­zer Bür­ger, so sind die Ge­rich­te am Hei­mat­ort für Kla­gen auf Schei­dung oder Tren­nung der Ehe zu­stän­dig, wenn es un­mög­lich oder un­zu­mut­bar ist, die Kla­ge am Wohn­sitz ei­nes der Ehe­gat­ten zu er­he­ben.

Art. 6128  

II. An­wend­ba­res Recht

 

Schei­dung und Tren­nung un­ter­ste­hen schwei­ze­ri­schem Recht.

28 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 3 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Vor­sor­ge­aus­gleich bei Schei­dung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

Art. 62  

III. Vor­sorg­li­che Mass­nah­men

 

1 Das schwei­ze­ri­sche Ge­richt, bei dem ei­ne Schei­dungs- oder Tren­nungs­kla­ge hän­gig ist, kann vor­sorg­li­che Mass­nah­men tref­fen, so­fern sei­ne Un­zu­stän­dig­keit zur Be­ur­tei­lung der Kla­ge nicht of­fen­sicht­lich ist oder nicht rechts­kräf­tig fest­ge­stellt wur­de.

2 Die vor­sorg­li­chen Mass­nah­men un­ter­ste­hen schwei­ze­ri­schem Recht.

3 Die Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes über die Un­ter­halts­pflicht der Ehe­gat­ten (Art. 49), die Wir­kun­gen des Kin­des­ver­hält­nis­ses (Art. 82 und 83) und den Min­der­jäh­ri­gen­schutz (Art. 85) sind vor­behal­ten.

Art. 63  

IV. Ne­ben­fol­gen

 

1 Die für Kla­gen auf Schei­dung oder Tren­nung zu­stän­di­gen schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te sind auch für die Re­ge­lung der Ne­ben­fol­gen zu­stän­dig. Die Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes über den Min­der­jäh­ri­gen­schutz (Art. 85) blei­ben vor­be­hal­ten.29

1bis Für den Aus­gleich von Vor­sor­gean­sprü­chen ge­gen­über ei­ner schwei­ze­ri­schen Ein­rich­tung der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge sind sie aus­sch­liess­lich zu­stän­dig.30

2 Die Ne­ben­fol­gen der Schei­dung oder Tren­nung un­ter­ste­hen schwei­ze­ri­schem Recht.31 Die Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes über den Na­men (Art. 37–40), die Un­ter­halts­pflicht der Ehe­gat­ten (Art. 49), das ehe­li­che Gü­ter­recht (Art. 52–57), die Wir­kun­gen des Kin­des­ver­hält­nis­ses (Art. 82 und 83) und den Min­der­jäh­ri­gen­schutz (Art. 85) sind vor­be­hal­ten.

29 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 3 des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

30 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 3 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Vor­sor­ge­aus­gleich bei Schei­dung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

31 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 3 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Vor­sor­ge­aus­gleich bei Schei­dung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

Art. 64  

V. Er­gän­zung oder Ab­än­de­rung ei­ner Ent­schei­dung

 

1 Die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te sind für Kla­gen auf Er­gän­zung oder Ab­än­de­rung von Ent­schei­dun­gen über die Schei­dung oder die Tren­nung zu­stän­dig, wenn sie die­se selbst aus­ge­spro­chen ha­ben oder wenn sie nach Ar­ti­kel 59 oder 60 zu­stän­dig sind. Die Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes über den Min­der­jäh­ri­gen­schutz (Art. 85) sind vor­be­hal­ten.

1bis Für den Aus­gleich von Vor­sor­gean­sprü­chen ge­gen­über ei­ner schwei­ze­ri­schen Ein­rich­tung der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge sind die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te aus­sch­liess­lich zu­stän­dig. Fehlt ei­ne Zu­stän­dig­keit nach Ab­satz 1, so sind die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te am Sitz der Vor­sor­ge­ein­rich­tung zu­stän­dig.32

2 Die Er­gän­zung oder Ab­än­de­rung ei­nes Tren­nungs- oder Schei­dungs­ur­teils un­ter­steht schwei­ze­ri­schem Recht.33 Die Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes über den Na­men (Art. 37–40), die Un­ter­halts­pflicht der Ehe­gat­ten (Art. 49), das ehe­li­che Gü­ter­recht (Art. 52–57), die Wir­kun­gen des Kin­des­ver­hält­nis­ses (Art. 82 und 83) und den Min­der­jäh­ri­gen­schutz (Art. 85) sind vor­behal­ten.

32 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 3 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Vor­sor­ge­aus­gleich bei Schei­dung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

33 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 3 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Vor­sor­ge­aus­gleich bei Schei­dung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

Art. 65  

VI. Aus­län­di­sche Ent­schei­dun­gen

 

1 Aus­län­di­sche Ent­schei­dun­gen über die Schei­dung oder Tren­nung wer­den in der Schweiz an­er­kannt, wenn sie im Staat des Wohn­sit­zes, des ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts oder im Hei­mat­staat ei­nes Ehe­gat­ten er­gan­gen sind oder wenn sie in ei­nem die­ser Staa­ten an­er­kannt wer­den.

2 Ist je­doch die Ent­schei­dung in ei­nem Staat er­gan­gen, dem kein oder nur der kla­gen­de Ehe­gat­te an­ge­hört, so wird sie in der Schweiz nur an­er­kannt:

a.
wenn im Zeit­punkt der Kla­ge­ein­lei­tung we­nigs­tens ein Ehe­gat­te in die­sem Staat Wohn­sitz oder ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt hat­te und der be­klag­te Ehe­gat­te sei­nen Wohn­sitz nicht in der Schweiz hat­te;
b.
wenn der be­klag­te Ehe­gat­te sich der Zu­stän­dig­keit des aus­län­di­schen Ge­richts vor­be­halt­los un­ter­wor­fen hat, oder
c.
wenn der be­klag­te Ehe­gat­te mit der An­er­ken­nung der Ent­schei­dung in der Schweiz ein­ver­stan­den ist.

3a. Kapitel: Eingetragene Partnerschaft 3435

34 Eingefügt durch Anhang Ziff. 17 des Partnerschaftsgesetzes vom 18. Juni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 20031288).

35 Fassung gemäss Ziff. I 5 des BG vom 15. Juni 2012 über Massnahmen gegen Zwangs-heiraten, in Kraft seit 1. Juli 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).

Art. 65a36  

I. An­wen­dung des drit­ten Ka­pi­tels

 

Die Be­stim­mun­gen des drit­ten Ka­pi­tels gel­ten für die ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft sinn­ge­mä­ss, mit Aus­nah­me von Ar­ti­kel 43 Ab­satz 2.

36 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 5 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs‑ hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).

Art. 65b  

II. Zu­stän­dig­keit am Ein­tra­gungs­ort bei Auf­lö­sung

 

Ha­ben die Part­ne­rin­nen oder Part­ner kei­nen Wohn­sitz in der Schweiz und ist kei­ne oder kei­ner von ih­nen Schwei­zer Bür­ger, so sind für Kla­gen oder Be­geh­ren be­tref­fend Auf­lö­sung der ein­ge­tra­ge­nen Part­ner­schaft die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te am Ein­tra­gungs­ort zu­stän­dig, wenn es un­mög­lich oder un­zu­mut­bar ist, die Kla­ge oder das Be­geh­ren am Wohn­sitz ei­ner der Per­so­nen zu er­he­ben.

Art. 65c  

III. An­wend­ba­res Recht

 

1 Kennt das nach den Be­stim­mun­gen des drit­ten Ka­pi­tels an­wend­ba­re Recht kei­ne Re­geln über die ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft, so ist schwei­ze­ri­sches Recht an­wend­bar; vor­be­hal­ten bleibt Ar­ti­kel 49.

2 Zu­sätz­lich zu den in Ar­ti­kel 52 Ab­satz 2 be­zeich­ne­ten Rech­ten kön­nen die Part­ne­rin­nen oder Part­ner das Recht des Staa­tes wäh­len, in dem die Part­ner­schaft ein­ge­tra­gen wor­den ist.

Art. 65d  

IV. Ent­schei­dun­gen oder Mass­nah­men des Ein­tra­gungs­staats

 

Aus­län­di­sche Ent­schei­dun­gen oder Mass­nah­men wer­den in der Schweiz an­er­kannt, wenn:

a.
sie im Staat er­gan­gen sind, in dem die Part­ner­schaft ein­ge­tra­gen wor­den ist; und
b.
es un­mög­lich oder un­zu­mut­bar war, die Kla­ge oder das Be­geh­ren in ei­nem Staat zu er­he­ben, des­sen Zu­stän­dig­keit in der Schweiz ge­mä­ss den Be­stim­mun­gen des drit­ten Ka­pi­tels an­er­kannt ist.

4. Kapitel: Kindesrecht

1. Abschnitt: Entstehung des Kindesverhältnisses durch Ab­stammung

Art. 66  

I. Zu­stän­dig­keit

1. Grund­satz

 

Für Kla­gen auf Fest­stel­lung oder An­fech­tung des Kin­des­ver­hält­nis­ses sind die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te am ge­wöhn­li­chen Aufe­nt­halt des Kin­des oder am Wohn­sitz der Mut­ter oder des Va­ters zu­stän­dig.

Art. 67  

2. Hei­mat­zu­stän­dig­keit

 

Ha­ben die El­tern kei­nen Wohn­sitz und das Kind kei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt in der Schweiz, so sind die Ge­rich­te am schwei­ze­ri­schen Hei­mat­ort der Mut­ter oder des Va­ters für Kla­gen auf Fest­stel­lung oder An­fech­tung des Kin­des­ver­hält­nis­ses zu­stän­dig, wenn es un­mög­lich oder un­zu­mut­bar ist, die Kla­ge am Wohn­sitz der Mut­ter oder des Va­ters oder am ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt des Kin­des zu er­he­ben.

Art. 68  

II. An­wend­ba­res Recht

1. Grund­satz

 

1 Die Ent­ste­hung des Kin­des­ver­hält­nis­ses so­wie des­sen Feststel­lung oder An­fech­tung un­ter­ste­hen dem Recht am ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt des Kin­des.

2 Ha­ben je­doch we­der die Mut­ter noch der Va­ter Wohn­sitz im Staat des ge­wöhn­li­chen Auf­ent­hal­tes des Kin­des, be­sit­zen aber die El­tern und das Kind die glei­che Staats­an­ge­hö­rig­keit, so ist ihr ge­mein­sa­mes Hei­mat­recht an­zu­wen­den.

Art. 69  

2. Mass­ge­bli­cher Zeit­punkt

 

1 Für die Be­stim­mung des auf die Ent­ste­hung, Fest­stel­lung oder An­fech­tung des Kin­des­ver­hält­nis­ses an­wend­ba­ren Rechts ist der Zeit­punkt der Ge­burt mass­ge­bend.

2 Bei ge­richt­li­cher Fest­stel­lung oder An­fech­tung des Kin­des­ver­hält­nis­ses ist je­doch der Zeit­punkt der Kla­ge­er­he­bung mass­ge­bend, wenn ein über­wie­gen­des In­ter­es­se des Kin­des es er­for­dert.

Art. 70  

III. Aus­län­di­sche Ent­schei­dun­gen

 

Aus­län­di­sche Ent­schei­dun­gen be­tref­fend die Fest­stel­lung oder An­fech­tung des Kin­des­ver­hält­nis­ses wer­den in der Schweiz an­er­kannt, wenn sie im Staat des ge­wöhn­li­chen Auf­ent­hal­tes des Kin­des, in des­sen Hei­mat­staat oder im Wohn­sitz- oder im Hei­mat­staat der Mut­ter oder des Va­ters er­gan­gen sind.

2. Abschnitt: Anerkennung

Art. 71  

I. Zu­stän­dig­keit

 

1 Für die Ent­ge­gen­nah­me der An­er­ken­nung sind die schwei­ze­ri­schen Be­hör­den am Ge­burts­ort oder am ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt des Kin­des, so­wie die Be­hör­den am Wohn­sitz oder am Hei­mat­ort der Mut­ter oder des Va­ters zu­stän­dig.

2 Er­folgt die An­er­ken­nung im Rah­men ei­nes ge­richt­li­chen Ver­fah­rens, in dem die Ab­stam­mung recht­s­er­heb­lich ist, so kann auch der mit der Kla­ge be­fass­te Rich­ter die An­er­ken­nung ent­ge­gen­neh­men.

3 Für die An­fech­tung der An­er­ken­nung sind die glei­chen Ge­rich­te zu­stän­dig wie für die Fest­stel­lung oder An­fech­tung des Kin­des­ver­hält­nis­ses (Art. 66 und 67).

Art. 72  

II. An­wend­ba­res Recht

 

1 Die An­er­ken­nung in der Schweiz kann nach dem Recht am ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt des Kin­des, nach des­sen Hei­mat­recht, nach dem Recht am Wohn­sitz oder nach dem Hei­mat­recht der Mut­ter oder des Va­ters er­fol­gen. Mass­ge­bend ist der Zeit­punkt der An­er­ken­nung.

2 Die Form der An­er­ken­nung in der Schweiz un­ter­steht schwei­ze­ri­schem Recht.

3 Die An­fech­tung der An­er­ken­nung un­ter­steht schwei­ze­ri­schem Recht.

Art. 73  

III. Aus­län­di­sche An­er­ken­nung und An­fech­tung der An­er­ken­nung

 

1 Die im Aus­land er­folg­te An­er­ken­nung ei­nes Kin­des wird in der Schweiz an­er­kannt, wenn sie nach dem Recht am ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt des Kin­des, nach des­sen Hei­mat­recht, nach dem Recht am Wohn­sitz oder nach dem Hei­mat­recht der Mut­ter oder des Va­ters gül­tig ist.

2 Aus­län­di­sche Ent­schei­dun­gen über die An­fech­tung ei­ner An­er­ken­nung wer­den in der Schweiz an­er­kannt, wenn sie in ei­nem der in Ab­satz 1 ge­nann­ten Staa­ten er­gan­gen sind.

Art. 74  

IV. Le­gi­ti­ma­ti­on

 

Für die An­er­ken­nung ei­ner im Aus­land er­folg­ten Le­gi­ti­ma­ti­on gilt Ar­ti­kel 73 sinn­ge­mä­ss.

3. Abschnitt: Adoption

Art. 75  

I. Zu­stän­dig­keit

1. Grund­satz

 

1 Die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te oder Be­hör­den am Wohn­sitz der ad­op­tie­ren­den Per­son oder der ad­op­tie­ren­den Ehe­gat­ten sind zu­stän­dig, die Ad­op­ti­on aus­zu­spre­chen.

2 Für die An­fech­tung der Ad­op­ti­on sind die glei­chen Ge­rich­te zu­stän­dig wie für die Fest­stel­lung oder die An­fech­tung des Kin­des­ver­hält­nis­ses (Art. 66 und 67).

Art. 76  

2. Hei­mat­zu­stän­dig­keit

 

Ha­ben die ad­op­tie­ren­de Per­son oder die ad­op­tie­ren­den Ehe­gat­ten kei­nen Wohn­sitz in der Schweiz und ist ei­ner von ih­nen Schwei­zer Bür­ger, so sind die Ge­rich­te oder Be­hör­den am Hei­mat­ort für die Ad­op­ti­on zu­stän­dig, wenn es un­mög­lich oder un­zu­mut­bar ist, die Ad­op­ti­on an ih­rem Wohn­sitz durch­zu­füh­ren.

Art. 77  

II. An­wend­ba­res Recht

 

1 Die Vor­aus­set­zun­gen der Ad­op­ti­on in der Schweiz un­ter­ste­hen schwei­ze­ri­schem Recht.

2 Zeigt sich, dass ei­ne Ad­op­ti­on im Wohn­sitz- oder im Hei­mat­staat der ad­op­tie­ren­den Per­son oder der ad­op­tie­ren­den Ehe­gat­ten nicht an­er­kannt und dem Kind dar­aus ein schwer­wie­gen­der Nach­teil er­wach­sen wür­de, so be­rück­sich­tigt die Be­hör­de auch die Vor­aus­set­zun­gen des Rechts des be­tref­fen­den Staa­tes. Er­scheint die An­er­ken­nung auch dann nicht als ge­si­chert, so darf die Ad­op­ti­on nicht aus­ge­spro­chen wer­den.

3 Die An­fech­tung ei­ner in der Schweiz aus­ge­spro­che­nen Ad­op­ti­on un­ter­steht schwei­ze­ri­schem Recht. Ei­ne im Aus­land aus­ge­spro­che­ne Ad­op­ti­on kann in der Schweiz nur an­ge­foch­ten wer­den, wenn auch ein An­fech­tungs­grund nach schwei­ze­ri­schem Recht vor­liegt.

Art. 78  

III. Aus­län­di­sche Ad­op­tio­nen und ähn­li­che Ak­te

 

1 Aus­län­di­sche Ad­op­tio­nen wer­den in der Schweiz an­er­kannt, wenn sie im Staat des Wohn­sit­zes oder im Hei­mat­staat der ad­op­tie­ren­den Per­son oder der ad­op­tie­ren­den Ehe­gat­ten aus­ge­spro­chen wor­den sind.

2 Aus­län­di­sche Ad­op­tio­nen oder ähn­li­che Ak­te, die von ei­nem Kin­des­ver­hält­nis im Sin­ne des schwei­ze­ri­schen Rechts we­sent­lich ab­wei­chen­de Wir­kun­gen ha­ben, wer­den in der Schweiz nur mit den Wir­kun­gen an­er­kannt, die ih­nen im Staat der Be­grün­dung zu­kom­men.

4. Abschnitt: Wirkungen des Kindesverhältnisses

Art. 79  

I. Zu­stän­dig­keit

1. Grund­satz

 

1 Für Kla­gen be­tref­fend die Be­zie­hun­gen zwi­schen El­tern und Kind, ins­be­son­de­re be­tref­fend den Un­ter­halt des Kin­des, sind die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te am ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt des Kin­des oder am Wohn­sitz oder, wenn ein sol­cher fehlt, am ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt des be­klag­ten El­tern­teils zu­stän­dig.

2 Die Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes über den Na­men (Art. 33, 37–40), den Schutz Min­der­jäh­ri­ger (Art. 85) und das Erbrecht (Art. 86–89) sind vor­be­hal­ten.

Art. 80  

2. Hei­mat­zu­stän­dig­keit

 

Hat we­der das Kind noch der be­klag­te El­tern­teil Wohn­sitz oder ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt in der Schweiz und ist ei­ner von ih­nen Schwei­zer Bür­ger, so sind die Ge­rich­te am Hei­mat­ort zu­stän­dig.

Art. 81  

3. An­sprü­che Drit­ter

 

Die nach Ar­ti­kel 79 und 80 zu­stän­di­gen schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te ent­schei­den eben­falls:

a.
über An­sprü­che von Be­hör­den, die für den Un­ter­halt des Kin­des Vor­schuss ge­leis­tet ha­ben;
b.
über An­sprü­che der Mut­ter auf Un­ter­halt und Er­satz der durch die Ge­burt ent­stan­de­nen Kos­ten.
Art. 82  

II. An­wend­ba­res Recht

1. Grund­satz

 

1 Die Be­zie­hun­gen zwi­schen El­tern und Kind un­ter­ste­hen dem Recht am ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt des Kin­des.

2 Ha­ben je­doch we­der die Mut­ter noch der Va­ter Wohn­sitz im Staat des ge­wöhn­li­chen Auf­ent­hal­tes des Kin­des, be­sit­zen aber die El­tern und das Kind die glei­che Staats­an­ge­hö­rig­keit, so ist ihr ge­mein­sa­mes Hei­mat­recht an­zu­wen­den.

3 Die Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes über den Na­men (Art. 33, 37–40), den Schutz Min­der­jäh­ri­ger (Art. 85) und das Erbrecht (Art. 90–95) sind vor­be­hal­ten.

Art. 83  

2. Un­ter­halts­pflicht

 

1 Für die Un­ter­halts­pflicht zwi­schen El­tern und Kind gilt das Haa­ger Über­ein­kom­men vom 2. Ok­to­ber 197337 über das auf Un­ter­halts­pflich­ten an­zu­wen­den­de Recht.

2 So­weit das Über­ein­kom­men die An­sprü­che der Mut­ter auf Un­ter­halt und Er­satz der durch die Ge­burt ent­stan­de­nen Kos­ten nicht re­gelt, gilt es sinn­ge­mä­ss.

Art. 84  

III. Aus­län­di­sche Ent­schei­dun­gen

 

1 Aus­län­di­sche Ent­schei­dun­gen be­tref­fend die Be­zie­hun­gen zwi­schen El­tern und Kind wer­den in der Schweiz an­er­kannt, wenn sie im Staat er­gan­gen sind, in dem das Kind sei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt oder der be­klag­te El­tern­teil sei­nen Wohn­sitz oder ge­wöhn­li­chen Auf­enth­alt hat.

2 Die Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes über den Na­men (Art. 39), den Schutz Min­der­jäh­ri­ger (Art. 85) und das Erbrecht (Art. 96) sind vor­be­hal­ten.

5. Kapitel: Vormundschaft, Erwachsenenschutz und andere Schutzmassnahmen 38

38Fassung gemäss Anhang Ziff. 13 des BG vom 19. Dez. 2008 (Erwachsenenschutz, Per­sonenrecht und Kindesrecht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 8539  
 

1 Für den Schutz von Kin­dern gilt in Be­zug auf die Zu­stän­dig­keit der schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te oder Be­hör­den, auf das an­wend­ba­re Recht so­wie auf die An­er­ken­nung und Voll­stre­ckung aus­län­di­scher Ent­schei­dun­gen oder Mass­nah­men das Haa­ger Über­ein­kom­men vom 19. Ok­to­ber 199640 über die Zu­stän­dig­keit, das an­zu­wen­den­de Recht, die An­er­ken­nung, Voll­stre­ckung und Zu­sam­men­ar­beit auf dem Ge­biet der el­ter­li­chen Ver­ant­wor­tung und der Mass­nah­men zum Schutz von Kin­dern.

2 Für den Schutz von Er­wach­se­nen gilt in Be­zug auf die Zu­stän­dig­keit der schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te oder Be­hör­den, auf das an­wend­ba­re Recht so­wie auf die An­er­ken­nung und Voll­stre­ckung aus­län­di­scher Ent­schei­dun­gen oder Mass­nah­men das Haa­ger Über­ein­kom­men vom 13. Ja­nu­ar 200041 über den in­ter­na­tio­na­len Schutz von Er­wach­se­nen.

3 Die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te oder Be­hör­den sind aus­ser­dem zu­stän­dig, wenn es für den Schutz ei­ner Per­son oder von de­ren Ver­mö­gen un­er­läss­lich ist.

4 Mass­nah­men, die in ei­nem Staat er­gan­gen sind, der nicht Ver­trags­staat der in den Ab­sät­zen 1 und 2 er­wähn­ten Über­ein­kom­men ist, wer­den an­er­kannt, wenn sie im Staat des ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts des Kin­des oder des Er­wach­se­nen er­gan­gen sind oder dort an­er­kannt wer­den.

39 Fas­sung ge­mä­ss Art. 15 des BG vom 21. Dez. 2007 über in­ter­na­tio­na­le Kin­desent­füh­rung und die Haa­ger Über­ein­kom­men zum Schutz von Kin­dern und Er­wach­se­nen, in Kraft seit 1. Ju­li 2009 (AS 2009 3077; BBl 20072595).

40 SR 0.211.231.011

41 SR 0.211.232.1

6. Kapitel: Erbrecht

Art. 86  

I. Zu­stän­dig­keit

1. Grund­satz

 

1 Für das Nach­lass­ver­fah­ren und die erbrecht­li­chen Strei­tig­kei­ten sind die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te oder Be­hör­den am letz­ten Wohn­sitz des Erb­las­sers zu­stän­dig.

2 Vor­be­hal­ten ist die Zu­stän­dig­keit des Staa­tes, der für Grund­stüc­ke auf sei­nem Ge­biet die aus­sch­liess­li­che Zu­stän­dig­keit vor­sieht.

Art. 87  

2. Hei­mat­zu­stän­dig­keit

 

1 War der Erb­las­ser Schwei­zer Bür­ger mit letz­tem Wohn­sitz im Aus­land, so sind die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te oder Be­hör­den am Hei­mat­ort zu­stän­dig, so­weit sich die aus­län­di­sche Be­hör­de mit sei­nem Nach­lass nicht be­fasst.

2 Sie sind stets zu­stän­dig wenn ein Schwei­zer Bür­ger mit letz­tem Wohn­sitz im Aus­land sein in der Schweiz ge­le­ge­nes Ver­mö­gen oder sei­nen ge­sam­ten Nach­lass durch letzt­wil­li­ge Ver­fü­gung oder Erb­ver­trag der schwei­ze­ri­schen Zu­stän­dig­keit oder dem schwei­ze­ri­schen Recht un­ter­stellt hat. Ar­ti­kel 86 Ab­satz 2 ist vor­be­hal­ten.

Art. 88  

3. Zu­stän­dig­keit am Ort der ge­le­ge­nen Sa­che

 

1 War der Erb­las­ser Aus­län­der mit letz­tem Wohn­sitz im Aus­land, so sind die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te oder Be­hör­den am Ort der ge­le­ge­nen Sa­che für den in der Schweiz ge­le­ge­nen Nach­lass zu­stän­dig, so­weit sich die aus­län­di­schen Be­hör­den da­mit nicht be­fas­sen.

2 Be­fin­det sich Ver­mö­gen an meh­re­ren Or­ten, so sind die zu­erst an­ge­ru­fe­nen schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te oder Be­hör­den zu­stän­dig.

Art. 89  

4. Si­chern­de Mass­nah­men

 

Hin­ter­lässt der Erb­las­ser mit letz­tem Wohn­sitz im Aus­land Ver­mö­gen in der Schweiz, so ord­nen die schwei­ze­ri­schen Be­hör­den am Ort der ge­le­ge­nen Sa­che die zum einst­wei­li­gen Schutz der Ver­mö­gens­wer­te not­wen­di­gen Mass­nah­men an.

Art. 90  

II. An­wend­ba­res Recht

1. Letz­ter Wohn­sitz in der Schweiz

 

1 Der Nach­lass ei­ner Per­son mit letz­tem Wohn­sitz in der Schweiz un­ter­steht schwei­ze­ri­schem Recht.

2 Ein Aus­län­der kann je­doch durch letzt­wil­li­ge Ver­fü­gung oder Erb­ver­trag den Nach­lass ei­nem sei­ner Hei­mat­rech­te un­ter­stel­len. Die­se Un­ter­stel­lung fällt da­hin, wenn er im Zeit­punkt des To­des die­sem Staat nicht mehr an­ge­hört hat oder wenn er Schwei­zer Bür­ger ge­wor­den ist.

Art. 91  

2. Letz­ter Wohn­sitz im Aus­land

 

1 Der Nach­lass ei­ner Per­son mit letz­tem Wohn­sitz im Aus­land un­ter­steht dem Recht, auf wel­ches das Kol­li­si­ons­recht des Wohn­sitz­staa­tes ver­weist.

2 So­weit nach Ar­ti­kel 87 die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te oder Be­hör­den am Hei­mat­ort zu­stän­dig sind, un­ter­steht der Nach­lass ei­nes Schwei­zers mit letz­tem Wohn­sitz im Aus­land schwei­ze­ri­schem Recht, es sei denn, der Erb­las­ser ha­be in der letzt­wil­li­gen Ver­fü­gung oder im Erb­ver­trag aus­drück­lich das Recht an sei­nem letz­ten Wohn­sitz vor­behal­ten.

Art. 92  

3. Um­fang des Erb­sta­tuts und Nach­lass­ab­wick­lung

 

1 Das auf den Nach­lass an­wend­ba­re Recht be­stimmt, was zum Nach­lass ge­hört, wer in wel­chem Um­fang dar­an be­rech­tigt ist, wer die Schul­den des Nach­las­ses trägt, wel­che Rechts­be­hel­fe und Mass­nah­men zu­läs­sig sind und un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen sie an­ge­ru­fen wer­den kön­nen.

2 Die Durch­füh­rung der ein­zel­nen Mass­nah­men rich­tet sich nach dem Recht am Ort der zu­stän­di­gen Be­hör­de. Die­sem Recht un­ter­ste­hen na­ment­lich die si­chern­den Mass­nah­men und die Nach­lass­­ab­wick­lung mit Ein­schluss der Wil­lens­voll­stre­ckung.

Art. 93  

4. Form

 

1 Für die Form der letzt­wil­li­gen Ver­fü­gung gilt das Haa­ger Über­ein­kom­men vom 5. Ok­to­ber 196142 über das auf die Form letzt­wil­li­ger Ver­fü­gun­gen an­wend­ba­re Recht.

2 Die­ses Über­ein­kom­men gilt sinn­ge­mä­ss auch für die Form an­de­rer Ver­fü­gun­gen von To­des we­gen.

Art. 94  

5. Ver­fü­gungs­fä­hig­keit

 

Ei­ne Per­son kann von To­des we­gen ver­fü­gen, wenn sie im Zeit­punkt der Ver­fü­gung nach dem Recht am Wohn­sitz oder am ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt oder nach dem Recht ei­nes ih­rer Hei­mat­staa­ten ver­fü­gungs­fä­hig ist.

Art. 95  

6. Erb­ver­trä­ge und ge­gen­sei­ti­ge Ver­fü­gun­gen von To­des we­gen

 

1 Der Erb­ver­trag un­ter­steht dem Recht am Wohn­sitz des Erb­las­sers zur Zeit des Ver­trags­ab­schlus­ses.

2 Un­ter­stellt ein Erb­las­ser im Ver­trag den gan­zen Nach­lass sei­nem Hei­mat­recht, so tritt die­ses an die Stel­le des Wohn­sitz­rechts.

3 Ge­gen­sei­ti­ge Ver­fü­gun­gen von To­des we­gen müs­sen dem Wohn­sitz­recht je­des Ver­fü­gen­den oder dem von ih­nen ge­wähl­ten ge­mein­sa­men Hei­mat­recht ent­spre­chen.

4 Vor­be­hal­ten blei­ben die Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes über die Form und die Ver­fü­gungs­fä­hig­keit (Art. 93 und 94).

Art. 96  

III. Aus­län­di­sche Ent­schei­dun­gen, Mass­nah­men, Ur­kun­den und Rech­te

 

1 Aus­län­di­sche Ent­schei­dun­gen, Mass­nah­men und Ur­kun­den, die den Nach­lass be­tref­fen, so­wie Rech­te aus ei­nem im Aus­land er­öff­ne­ten Nach­lass wer­den in der Schweiz an­er­kannt:

a.
wenn sie im Staat des letz­ten Wohn­sit­zes des Erb­las­sers oder im Staat, des­sen Recht er ge­wählt hat, ge­trof­fen, aus­ge­stellt oder fest­ge­stellt wor­den sind oder wenn sie in ei­nem die­ser Staa­ten an­er­kannt wer­den, oder
b.
wenn sie Grund­stücke be­tref­fen und in dem Staat, in dem sie lie­gen, ge­trof­fen, aus­ge­stellt oder fest­ge­stellt wor­den sind oder wenn sie dort an­er­kannt wer­den.

2 Be­an­sprucht ein Staat für die in sei­nem Ge­biet lie­gen­den Grund­stücke des Erb­las­sers die aus­sch­liess­li­che Zu­stän­dig­keit, so wer­den nur des­sen Ent­schei­dun­gen, Mass­nah­men und Ur­kun­den an­er­kannt.

3 Si­chern­de Mass­nah­men des Staa­tes, in dem Ver­mö­gen des Erb­­las­sers liegt, wer­den in der Schweiz an­er­kannt.

7. Kapitel: Sachenrecht

Art. 97  

I. Zu­stän­dig­keit

1. Grund­stücke

 

Für Kla­gen be­tref­fend ding­li­che Rech­te an Grund­stücken in der Schweiz sind die Ge­rich­te am Ort der ge­le­ge­nen Sa­che aus­sch­liess­lich zu­stän­dig.

Art. 98  

2. Be­weg­li­che Sa­chen

 

1 Für Kla­gen be­tref­fend ding­li­che Rech­te an be­weg­li­chen Sa­chen sind die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te am Wohn­sitz oder, wenn ein sol­cher fehlt, die­je­ni­gen am ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt des Be­klag­ten zu­stän­dig.

2 Über­dies sind die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te am Ort der ge­le­ge­nen Sa­che zu­stän­dig.43

43 Fas­sung ge­mä­ss Art. 3 Ziff. 3 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­se­t­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

Art. 98a44  

3. Kul­tur­gut

 

Für Kla­gen auf Rück­füh­rung von Kul­tur­gut nach Ar­ti­kel 9 des Kul­tur­gü­ter­trans­fer­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 200345 ist das Ge­richt am Wohn­sitz oder Sitz der be­klag­ten Par­tei oder am Ort, an dem das Kul­tur­gut sich be­fin­det, zu­stän­dig.

44 Ein­ge­fügt durch Art. 32 Ziff. 3 des Kul­tur­gü­ter­trans­fer­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 2003, in Kraft seit 1. Ju­ni 2005 (AS 2005 1869; BBl 2002535).

45 SR 444.1

Art. 99  

II. An­wend­ba­res Recht

1. Grund­stücke

 

1 Ding­li­che Rech­te an Grund­stücken un­ter­ste­hen dem Recht am Ort der ge­le­ge­nen Sa­che.

2 Für An­sprü­che aus Im­mis­sio­nen, die von ei­nem Grund­stück aus­­ge­hen, gel­ten die Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes über un­er­laub­te Hand­lun­gen (Art. 138).

Art. 100  

2. Be­weg­li­che Sa­chen

a. Grund­satz

 

1 Er­werb und Ver­lust ding­li­cher Rech­te an be­weg­li­chen Sa­chen un­ter­ste­hen dem Recht des Staa­tes, in dem die Sa­che im Zeit­punkt des Vor­gangs, aus dem der Er­werb oder der Ver­lust her­ge­lei­tet wird, liegt.

2 In­halt und Aus­übung ding­li­cher Rech­te an be­weg­li­chen Sa­chen un­ter­ste­hen dem Recht am Ort der ge­le­ge­nen Sa­che.

Art. 101  

b. Sa­chen im Tran­sit

 

Rechts­ge­schäft­li­cher Er­werb und Ver­lust ding­li­cher Rech­te an Sa­chen im Tran­sit un­ter­ste­hen dem Recht des Be­stim­mungs­staa­tes.

Art. 102  

c. Sa­chen, die in die Schweiz ge­lan­gen

 

1 Ge­langt ei­ne be­weg­li­che Sa­che in die Schweiz und ist der Er­werb oder der Ver­lust ei­nes ding­li­chen Rechts an ihr nicht be­reits im Aus­land er­folgt, so gel­ten die im Aus­land ein­ge­tre­te­nen Vor­gän­ge als in der Schweiz er­folgt.

2 Ge­langt ei­ne be­weg­li­che Sa­che in die Schweiz und ist an ihr im Aus­land ein Ei­gen­tums­vor­be­halt gül­tig be­grün­det wor­den, der den An­for­de­run­gen des schwei­ze­ri­schen Rechts nicht ge­nügt, so bleibt der Ei­gen­tums­vor­be­halt in der Schweiz noch wäh­rend drei Mo­na­ten gül­tig.

3 Dem gut­gläu­bi­gen Drit­ten kann der Be­stand ei­nes sol­chen Ei­gen­tums­vor­be­halts nicht ent­ge­gen­ge­hal­ten wer­den.

Art. 103  

d. Ei­gen­tums­vor­be­halt an Sa­chen, die aus­ge­führt wer­den

 

Der Ei­gen­tums­vor­be­halt an ei­ner zur Aus­fuhr be­stimm­ten be­weg­li­chen Sa­che un­ter­steht dem Recht des Be­stim­mungs­staa­tes.

Art. 104  

e. Rechts­wahl

 

1 Die Par­tei­en kön­nen den Er­werb und den Ver­lust ding­li­cher Rech­te an be­weg­li­chen Sa­chen dem Recht des Ab­gangs- oder des Be­stim­mungs­staa­tes oder dem Recht un­ter­stel­len, dem das zu­grun­de­lie­­gen­de Rechts­ge­schäft un­ter­steht.

2 Die Rechts­wahl kann Drit­ten nicht ent­ge­gen­ge­hal­ten wer­den.

Art. 105  

3. Be­son­de­re Re­geln

a. Ver­pfän­dung von For­de­run­gen, Wert­pa­pie­ren und an­de­ren Rech­ten

 

1 Die Ver­pfän­dung von For­de­run­gen, Wert­pa­pie­ren und an­de­ren Rech­ten un­ter­steht dem von den Par­tei­en ge­wähl­ten Recht. Die Rechts­wahl kann Drit­ten nicht ent­ge­gen­ge­hal­ten wer­den.

2 Fehlt ei­ne Rechts­wahl, so un­ter­steht die Ver­pfän­dung von For­de­run­gen dem Recht am ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt des Pfand­gläu­bi­gers. Für die Ver­pfän­dung an­de­rer Rech­te gilt das­sel­be, so­fern die­se durch ein Wert­recht, ein Wert­pa­pier oder einen gleich­wer­ti­gen Ti­tel ver­tre­ten wer­den; an­dern­falls un­ter­steht ih­re Ver­pfän­dung dem auf sie an­wend­ba­ren Recht.46

3 Dem Schuld­ner kann nur das Recht ent­ge­gen­ge­hal­ten wer­den, dem das ver­pfän­de­te Recht un­ter­steht.

46 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Fe­br. 2021 (AS 2021 33; BBl 2020 233).

Art. 10647  

b. Wa­ren­pa­pie­re und gleich­wer­ti­ge Ti­tel

 

1 Das in Ar­ti­kel 145a Ab­satz 1 be­zeich­ne­te Recht be­stimmt, ob ein Ti­tel Wa­ren ver­tritt.

2 Ver­tritt ein phy­si­scher Ti­tel die Wa­re, so un­ter­ste­hen die ding­li­chen Rech­te am Ti­tel und an der Wa­re dem Recht, das auf den Ti­tel als be­weg­li­che Sa­che an­wend­bar ist.

3 Ma­chen ver­schie­de­ne Par­tei­en ding­li­che Rech­te an der Wa­re gel­tend, die einen un­mit­tel­bar, die an­de­ren auf­grund ei­nes Ti­tels, so ent­schei­det über den Vor­rang das auf die Wa­re selbst an­wend­ba­re Recht.

47 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Fe­br. 2021 (AS 2021 33; BBl 2020 233).

Art. 107  

c. Trans­port­­mit­tel

 

Die Be­stim­mun­gen an­de­rer Ge­set­ze über ding­li­che Rech­te an Schif­fen, Luft­fahr­zeu­gen und an­de­ren Trans­port­mit­teln sind vor­be­hal­ten.

Art. 108  

III. Aus­län­di­sche Ent­schei­dun­gen

 

1 Aus­län­di­sche Ent­schei­dun­gen über ding­li­che Rech­te an Grund­stücken wer­den in der Schweiz an­er­kannt, wenn sie im Staat, in dem sie lie­gen, er­gan­gen sind oder wenn sie dort an­er­kannt wer­den.

2 Aus­län­di­sche Ent­schei­dun­gen über ding­li­che Rech­te an be­weg­li­chen Sa­chen wer­den in der Schweiz an­er­kannt:

a.
wenn sie im Staat er­gan­gen sind, in dem der Be­klag­te sei­nen Wohn­sitz hat; oder
b.
wenn sie im Staat, in dem die Sa­che liegt, er­gan­gen sind, so­fern der Be­klag­te dort sei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt hat­te.
c.48
...

48 Auf­ge­ho­ben durch Art. 2 des BB vom 3. Okt. 2008 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des Über­ein­kom­mens über die auf be­stimm­te Rech­te an in­ter­me­di­är­ver­wahr­ten Wert­pa­pie­ren an­zu­wen­den­de Rechts­ord­nung, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2010 (AS 2009 6579; BBl 2006 9315).

7a. Kapitel: Intermediärverwahrte Wertpapiere49

49 Eingefügt durch Art. 2 des BB vom 3. Okt. 2008 über die Genehmigung und die Um­setzung des Übereinkommens über die auf bestimmte Rechte an intermediärverwahrten Wertpapieren anzuwendende Rechtsordnung, in Kraft seit 1. Jan. 2010 (AS 2009 6579; BBl 2006 9315).

Art. 108a50  

I. Be­griff

 

Der Be­griff der in­ter­me­di­är­ver­wahr­ten Wert­pa­pie­re ist im Sin­ne des Haa­ger Über­ein­kom­mens vom 5. Ju­li 200651 über die auf be­stimm­te Rech­te an in­ter­me­di­är­ver­wahr­ten Wert­pa­pie­ren an­zu­wen­den­de Rechts­ord­nung zu ver­ste­hen.

50 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Fe­br. 2021 (AS 2021 33; BBl 2020 233).

51 SR 0.221.556.1

Art. 108b  

II. Zu­stän­dig­keit

 

1 Für Kla­gen be­tref­fend in­ter­me­di­är­ver­wahr­te Wert­pa­pie­re sind die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te am Wohn­sitz des Be­klag­ten oder, wenn ein sol­cher fehlt, die­je­ni­gen an sei­nem ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt zu­stän­dig.

2 Für Kla­gen be­tref­fend in­ter­me­di­är­ver­wahr­te Wert­pa­pie­re auf­grund der Tä­tig­keit ei­ner Nie­der­las­sung in der Schweiz sind über­dies die Ge­rich­te am Ort der Nie­der­las­sung zu­stän­dig.

Art. 108c  

III. An­wend­ba­res Recht

 

Für in­ter­me­di­är­ver­wahr­te Wert­pa­pie­re gilt das Haa­ger Über­ein­kom­men vom 5. Ju­li 200652 über die auf be­stimm­te Rech­te an in­ter­me­di­är­ver­wahr­ten Wert­pa­pie­ren an­zu­wen­den­de Rechts­ord­nung.

Art. 108d  

IV. Aus­län­di­sche Ent­schei­dun­gen

 

Aus­län­di­sche Ent­schei­dun­gen über in­ter­me­di­är­ver­wahr­te Wert­­pa­pie­re wer­den in der Schweiz an­er­kannt, wenn sie:

a.
im Staat er­gan­gen sind, in dem der Be­klag­te sei­nen Wohn­sitz oder sei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt hat­te; oder
b.
im Staat er­gan­gen sind, in dem der Be­klag­te sei­ne Nie­der­las­sung hat­te, und sie An­sprü­che aus dem Be­trieb die­ser Nie­der­las­sung be­tref­fen.

8. Kapitel: Immaterialgüterrecht

Art. 10953  

I. Zu­stän­dig­keit

 

1 Für Kla­gen be­tref­fend die Gül­tig­keit oder die Ein­tra­gung von Im­ma­te­ri­al­gü­ter­rech­ten in der Schweiz sind die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te am Wohn­sitz des Be­klag­ten zu­stän­dig. Hat der Be­klag­te kei­nen Wohn­sitz in der Schweiz, so sind die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te am Ge­schäfts­sitz des im Re­gis­ter ein­ge­tra­ge­nen Ver­tre­ters oder, wenn ein sol­cher fehlt, die­je­ni­gen am Sitz der schwei­ze­ri­schen Re­gis­ter­be­hör­de zu­stän­dig.

2 Für Kla­gen be­tref­fend Ver­let­zung von Im­ma­te­ri­al­gü­ter­rech­ten sind die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te am Wohn­sitz des Be­klag­ten oder, wenn ein sol­cher fehlt, die­je­ni­gen an sei­nem ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts­ort zu­stän­dig. Über­dies sind die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te am Hand­lungs- und Er­folgs­ort so­wie für Kla­gen auf­grund der Tä­tig­keit ei­ner Nie­der­las­sung in der Schweiz die Ge­rich­te am Ort der Nie­der­las­sung zu­stän­dig.

2bis Für Kla­gen be­tref­fend ge­setz­li­che Ver­gü­tungs­an­sprü­che für die recht­mäs­si­ge Nut­zung ei­nes Im­ma­te­ri­al­guts gilt Ab­satz 2 sinn­ge­mä­ss.54

3 ...55

53 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 5 des BG vom 22. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Ju­li 2008 (AS 2008 2551; BBl 2006 1).

54 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 27. Sept. 2019, in Kraft seit 1. April 2020 (AS 2020 1003; BBl 2018 591).

55 Auf­ge­ho­ben durch Art. 3 Ziff. 3 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

Art. 110  

II. An­wend­ba­res Recht

 

1 Im­ma­te­ri­al­gü­ter­rech­te un­ter­ste­hen dem Recht des Staa­tes, für den der Schutz der Im­ma­te­ri­al­gü­ter be­an­sprucht wird.

2 Für An­sprü­che aus Ver­let­zung von Im­ma­te­ri­al­gü­ter­rech­ten kön­nen die Par­tei­en nach Ein­tritt des schä­di­gen­den Er­eig­nis­ses stets ver­ein­ba­ren, dass das Recht am Ge­richts­ort an­zu­wen­den ist.

3 Ver­trä­ge über Im­ma­te­ri­al­gü­ter­rech­te un­ter­ste­hen den Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes über das auf ob­li­ga­tio­nen­recht­li­che Ver­trä­ge an­zu­wen­den­de Recht (Art. 122).

Art. 111  

III. Aus­län­di­sche Ent­schei­dun­gen

 

1 Aus­län­di­sche Ent­schei­dun­gen be­tref­fend Im­ma­te­ri­al­gü­ter­rech­te wer­den in der Schweiz an­er­kannt, wenn sie:

a.
im Staat er­gan­gen sind, in dem der Be­klag­te sei­nen Wohn­sitz hat­te; oder
b.
am Hand­lungs- oder Er­folgs­ort er­gan­gen sind und der Be­klag­te kei­nen Wohn­sitz in der Schweiz hat­te.56

2 Aus­län­di­sche Ent­schei­dun­gen be­tref­fend Gül­tig­keit oder Ein­tra­gung von Im­ma­te­ri­al­gü­ter­rech­ten wer­den nur an­er­kannt, wenn sie im Staat er­gan­gen sind, für den der Schutz be­an­sprucht wird, oder wenn sie dort an­er­kannt wer­den.

56 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 5 des BG vom 22. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Ju­li 2008 (AS 2008 2551; BBl 2006 1).

9. Kapitel: Obligationenrecht

1. Abschnitt: Verträge

Art. 112  

I. Zu­stän­dig­keit

1. Wohn­sitz und Nie­der­las­sung

 

1 Für Kla­gen aus Ver­trag sind die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te am Wohn­sitz des Be­klag­ten oder, wenn ein sol­cher fehlt, die­je­ni­gen an sei­nem ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt zu­stän­dig.

2 Für Kla­gen auf­grund der Tä­tig­keit ei­ner Nie­der­las­sung in der Schweiz sind über­dies die Ge­rich­te am Ort der Nie­der­las­sung zu­stän­dig.

Art. 11358  

2. Er­fül­lungs­ort

 

Ist die für den Ver­trag cha­rak­te­ris­ti­sche Leis­tung in der Schweiz zu er­brin­gen, so kann auch beim schwei­ze­ri­schen Ge­richt am Er­fül­lungs­ort die­ser Leis­tung ge­klagt wer­den.

58 Fas­sung ge­mä­ss Art. 3 Ziff. 3 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

Art. 114  

3. Ver­trä­ge mit Kon­su­men­ten

 

1 Für die Kla­gen ei­nes Kon­su­men­ten aus ei­nem Ver­trag, der den Vor­aus­set­zun­gen von Ar­ti­kel 120 Ab­satz 1 ent­spricht, sind nach Wahl des Kon­su­men­ten die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te zu­stän­dig:

a.
am Wohn­sitz oder am ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt des Kon­su­men­ten, oder
b.
am Wohn­sitz des An­bie­ters oder, wenn ein sol­cher fehlt, an des­sen ge­wöhn­li­chem Auf­ent­halt.

2 Der Kon­su­ment kann nicht zum vor­aus auf den Ge­richts­stand an sei­nem Wohn­sitz oder an sei­nem ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt ver­zich­ten.

Art. 115  

4. Ar­beits­­ver­trä­ge

 

1 Für Kla­gen aus Ar­beits­ver­trag sind die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te am Wohn­sitz des Be­klag­ten oder am Ort zu­stän­dig, wo der Ar­beit­neh­mer ge­wöhn­lich sei­ne Ar­beit ver­rich­tet.

2 Für Kla­gen des Ar­beit­neh­mers sind über­dies die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te an sei­nem Wohn­sitz oder an sei­nem ge­wöhn­li­chen Auf­e­nt­halt zu­stän­dig.

3 Für Kla­gen be­züg­lich der auf die Ar­beits­leis­tung an­zu­wen­den­den Ar­beits- und Lohn­be­din­gun­gen sind zu­dem die Schwei­zer Ge­rich­te am Ort zu­stän­dig, an den der Ar­beit­neh­mer für einen be­grenz­ten Zeit­raum und zur Ver­rich­tung auch nur ei­nes Teils sei­ner Ar­beit aus dem Aus­land ent­sandt wor­den ist.59

59 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 8. Okt. 1999 über die in die Schweiz ent­sand­ten Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer, in Kraft seit 1. Ju­ni 2004 (AS 20031370; BBl19996128).

Art. 116  

II. An­wend­ba­res Recht

1. Im All­ge­mei­nen

a. Rechts­wahl

 

1 Der Ver­trag un­ter­steht dem von den Par­tei­en ge­wähl­ten Recht.

2 Die Rechts­wahl muss aus­drück­lich sein oder sich ein­deu­tig aus dem Ver­trag oder aus den Um­stän­den er­ge­ben. Im Üb­ri­gen un­ter­steht sie dem ge­wähl­ten Recht.

3 Die Rechts­wahl kann je­der­zeit ge­trof­fen oder ge­än­dert wer­den. Wird sie nach Ver­trags­ab­schluss ge­trof­fen oder ge­än­dert, so wirkt sie auf den Zeit­punkt des Ver­trags­ab­schlus­ses zu­rück. Die Rech­te Drit­ter sind vor­be­hal­ten.

Art. 117  

b. Feh­len ei­ner Rechts­wahl

 

1 Bei Feh­len ei­ner Rechts­wahl un­ter­steht der Ver­trag dem Recht des Staa­tes, mit dem er am engs­ten zu­sam­men­hängt.

2 Es wird ver­mu­tet, der engs­te Zu­sam­men­hang be­ste­he mit dem Staat, in dem die Par­tei, wel­che die cha­rak­te­ris­ti­sche Leis­tung er­brin­gen soll, ih­ren ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt hat oder, wenn sie den Ver­trag auf­grund ei­ner be­ruf­li­chen oder ge­werb­li­chen Tä­tig­keit ge­schlos­sen hat, in dem sich ih­re Nie­der­las­sung be­fin­det.

3 Als cha­rak­te­ris­ti­sche Leis­tung gilt na­ment­lich:

a.
bei Ver­äus­se­rungs­ver­trä­gen die Leis­tung des Ver­äus­se­rers;
b.
bei Ge­brauchs­über­las­sungs­ver­trä­gen die Leis­tung der Par­tei, die ei­ne Sa­che oder ein Recht zum Ge­brauch über­lässt;
c.
bei Auf­trag, Werk­ver­trag und ähn­li­chen Dienst­leis­tungs­ver­trä­gen die Dienst­leis­tung;
d.
bei Ver­wah­rungs­ver­trä­gen die Leis­tung des Ver­wah­rers;
e.
bei Ga­ran­tie- oder Bürg­schafts­ver­trä­gen die Leis­tung des Ga­ran­ten oder des Bür­gen.
Art. 118  

2. Im Be­son­de­ren

a. Kauf be­weg- li­cher kör­per­li­cher Sa­chen

 

1 Für den Kauf be­weg­li­cher kör­per­li­cher Sa­chen gilt das Haa­ger Über­ein­kom­men vom 15. Ju­ni 195560 be­tref­fend das auf in­ter­na­tio­na­le Kauf­ver­trä­ge über be­weg­li­che kör­per­li­che Sa­chen an­zu­wen­­den­de Recht.

2 Ar­ti­kel 120 ist vor­be­hal­ten.

Art. 119  

b. Grund­stücke

 

1 Ver­trä­ge über Grund­stücke oder de­ren Ge­brauch un­ter­ste­hen dem Recht des Staa­tes, in dem sich die Grund­stücke be­fin­den.

2 Ei­ne Rechts­wahl ist zu­läs­sig.

3 Die Form un­ter­steht dem Recht des Staa­tes, in dem sich das Grund­stück be­fin­det, es sei denn, die­ses Recht las­se die An­wen­dung ei­nes an­de­ren Rechts zu. Für ein Grund­stück in der Schweiz rich­tet sich die Form nach schwei­ze­ri­schem Recht.

Art. 120  

c. Ver­trä­ge mit Kon­su­men­ten

 

1 Ver­trä­ge über Leis­tun­gen des üb­li­chen Ver­brauchs, die für den per­sön­li­chen oder fa­mi­li­ären Ge­brauch des Kon­su­men­ten be­stimmt sind und nicht im Zu­sam­men­hang mit der be­ruf­li­chen oder ge­werb­li­chen Tä­tig­keit des Kon­su­men­ten ste­hen, un­ter­ste­hen dem Recht des Staa­tes, in dem der Kon­su­ment sei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt hat:

a.
wenn der An­bie­ter die Be­stel­lung in die­sem Staat ent­ge­gen­ge­nom­men hat;
b.
wenn in die­sem Staat dem Ver­trags­ab­schluss ein An­ge­bot oder ei­ne Wer­bung vor­aus­ge­gan­gen ist und der Kon­su­ment in die­sem Staat die zum Ver­trags­ab­schluss er­for­der­li­chen Rechts­hand­lun­gen vor­ge­nom­men hat, oder
c.
wenn der An­bie­ter den Kon­su­men­ten ver­an­lasst hat, sich ins Aus­land zu be­ge­ben und sei­ne Be­stel­lung dort ab­zu­ge­ben.

2 Ei­ne Rechts­wahl ist aus­ge­schlos­sen.

Art. 121  

d. Ar­beits­ver­trä­ge

 

1 Der Ar­beits­ver­trag un­ter­steht dem Recht des Staa­tes, in dem der Ar­beit­neh­mer ge­wöhn­lich sei­ne Ar­beit ver­rich­tet.

2 Ver­rich­tet der Ar­beit­neh­mer sei­ne Ar­beit ge­wöhn­lich in meh­re­ren Staa­ten, so un­ter­steht der Ar­beits­ver­trag dem Recht des Staa­tes, in dem sich die Nie­der­las­sung oder, wenn ei­ne sol­che fehlt, der Wohn­sitz oder der ge­wöhn­li­che Auf­ent­halt des Ar­bei­t­ge­bers be­fin­det.

3 Die Par­tei­en kön­nen den Ar­beits­ver­trag dem Recht des Staa­tes un­ter­stel­len, in dem der Ar­beit­neh­mer sei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt hat oder in dem der Ar­beit­ge­ber sei­ne Nie­der­las­sung, sei­nen Wohn­sitz oder sei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt hat.

Art. 122  

e. Ver­trä­ge über Im­ma­te­ri­al­gü­ter­rech­te

 

1 Ver­trä­ge über Im­ma­te­ri­al­gü­ter­rech­te un­ter­ste­hen dem Recht des Staa­tes, in dem der­je­ni­ge, der das Im­ma­te­ri­al­gü­ter­recht über­trägt oder die Be­nut­zung an ihm ein­räumt, sei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt hat.

2 Ei­ne Rechts­wahl ist zu­läs­sig.

3 Ver­trä­ge zwi­schen Ar­beit­ge­bern und Ar­beit­neh­mern über Rech­te an Im­ma­te­ri­al­gü­tern, die der Ar­beit­neh­mer im Rah­men der Er­fül­lung des Ar­beits­ver­tra­ges ge­schaf­fen hat, un­ter­ste­hen dem auf den Ar­beits­ver­trag an­wend­ba­ren Recht.

Art. 123  

3. Ge­mein­sa­me Be­stim­mun­gen

a. Schwei­gen auf einen An­trag

 

Schweigt ei­ne Par­tei auf einen An­trag zum Ab­schluss ei­nes Ver­tra­ges, so kann sie sich für die Wir­kun­gen des Schwei­gens auf das Recht des Staa­tes be­ru­fen, in dem sie ih­ren ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt hat.

Art. 124  

b. Form

 

1 Der Ver­trag ist form­gül­tig, wenn er dem auf den Ver­trag an­wend­ba­ren Recht oder dem Recht am Ab­schlus­sort ent­spricht.

2 Be­fin­den sich die Par­tei­en im Zeit­punkt des Ver­trags­ab­schlus­ses in ver­schie­de­nen Staa­ten, so ge­nügt es, wenn die Form dem Recht ei­nes die­ser Staa­ten ent­spricht.

3 Schreibt das auf den Ver­trag an­wend­ba­re Recht die Be­ach­tung ei­ner Form zum Schutz ei­ner Par­tei vor, so rich­tet sich die Form­gül­tig­keit aus­sch­liess­lich nach die­sem Recht, es sei denn, die­ses las­se die An­wen­dung ei­nes an­de­ren Rechts zu.

Art. 125  

c. Er­fül­lungs- und Un­ter­su- chungs­mo­da­li- tä­ten

 

Er­fül­lungs- und Un­ter­su­chungs­mo­da­li­tä­ten un­ter­ste­hen dem Recht des Staa­tes, in dem sie tat­säch­lich er­fol­gen.

Art. 126  

d. Stell­ver­tre­tung

 

1 Bei rechts­ge­schäft­li­cher Ver­tre­tung un­ter­steht das Ver­hält­nis zwi­schen dem Ver­tre­te­nen und dem Ver­tre­ter dem auf ih­ren Ver­trag an­wend­ba­ren Recht.

2 Die Vor­aus­set­zun­gen, un­ter de­nen ei­ne Hand­lung des Ver­tre­ters den Ver­tre­te­nen ge­gen­über dem Drit­ten ver­pflich­tet, un­ter­ste­hen dem Recht des Staa­tes, in dem der Ver­tre­ter sei­ne Nie­der­las­sung hat oder, wenn ei­ne sol­che fehlt oder für den Drit­ten nicht er­kenn­bar ist, dem Recht des Staa­tes, in dem der Ver­tre­ter im Ein­zel­fall haupt­säch­lich han­delt.

3 Steht der Ver­tre­ter in ei­nem Ar­beits­ver­hält­nis zum Ver­tre­te­nen und be­sitzt er kei­ne ei­ge­ne Ge­schäfts­nie­der­las­sung, so be­fin­det sich der Ort sei­ner Nie­der­las­sung am Sitz des Ver­tre­te­nen.

4 Das nach Ab­satz 2 an­wend­ba­re Recht gilt auch für das Ver­hält­nis zwi­schen dem nicht er­mäch­tig­ten Ver­tre­ter und dem Drit­ten.

2. Abschnitt: Ungerechtfertigte Bereicherung

Art. 12761  

I. Zu­stän­dig­keit

 

Für Kla­gen aus un­ge­recht­fer­tig­ter Be­rei­che­rung sind die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te am Wohn­sitz des Be­klag­ten oder, wenn ein sol­cher fehlt, die­je­ni­gen an sei­nem ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts­ort zu­stän­dig. Über­dies sind für Kla­gen auf­grund der Tä­tig­keit ei­ner Nie­der­las­sung in der Schweiz die Ge­rich­te am Ort der Nie­der­las­sung zu­stän­dig.

61 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 5 des BG vom 22. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Ju­li 2008 (AS 2008 2551; BBl 2006 1).

Art. 128  

II. An­wend­ba­res Recht

 

1 An­sprü­che aus un­ge­recht­fer­tig­ter Be­rei­che­rung un­ter­ste­hen dem Recht, dem das be­ste­hen­de oder das ver­meint­li­che Rechts­ver­hält­nis un­ter­stellt ist, auf­grund des­sen die Be­rei­che­rung statt­ge­fun­den hat.

2 Be­steht kein Rechts­ver­hält­nis, so un­ter­ste­hen die An­sprü­che aus un­ge­recht­fer­tig­ter Be­rei­che­rung dem Recht des Staa­tes, in dem die Be­rei­che­rung ein­ge­tre­ten ist; die Par­tei­en kön­nen ver­ein­ba­ren, dass das Recht am Ge­richts­ort an­zu­wen­den ist.

3. Abschnitt: Unerlaubte Handlungen

Art. 12962  

I. Zu­stän­dig­keit

1. Grund­satz

 

1 Für Kla­gen aus un­er­laub­ter Hand­lung sind die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te am Wohn­sitz des Be­klag­ten oder, wenn ein sol­cher fehlt, die­je­ni­gen an sei­nem ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts­ort zu­stän­dig. Über­dies sind die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te am Hand­lungs- oder Er­folg­sort so­wie für Kla­gen auf­grund der Tä­tig­keit ei­ner Nie­der­las­sung in der Schweiz die Ge­rich­te am Ort der Nie­der­las­sung zu­stän­dig.

2 ...63

62 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 5 des BG vom 22. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Ju­li 2008 (AS 2008 2551; BBl 2006 1).

63 Auf­ge­ho­ben durch Art. 3 Ziff. 3 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

Art. 130  

2. Im Be­son­de­ren

 

1 Ist durch ei­ne Ker­n­an­la­ge oder beim Trans­port von Kern­ma­te­ria­­li­en Scha­den ver­ur­sacht wor­den, so sind die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te des Or­tes zu­stän­dig, an dem das schä­di­gen­de Er­eig­nis ein­ge­tre­ten ist.

2 Kann die­ser Ort nicht er­mit­telt wer­den, so sind:

a.
wenn der In­ha­ber ei­ner Ker­n­an­la­ge haf­tet, die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te des Or­tes zu­stän­dig, in dem die Ker­n­an­la­ge ge­le­gen ist;
b.
wenn der In­ha­ber ei­ner Trans­port­be­wil­li­gung haf­tet, die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te des Or­tes zu­stän­dig, an dem der In­ha­ber der Trans­port­be­wil­li­gung sei­nen Wohn­sitz oder sein Ge­richts­do­mi­zil hat.

3 Kla­gen zur Durch­set­zung des Aus­kunfts­rechts ge­gen den In­ha­ber ei­ner Da­ten­samm­lung kön­nen bei den in Ar­ti­kel 129 ge­nann­ten Ge­rich­ten oder bei den schwei­ze­ri­schen Ge­rich­ten am Ort, wo die Da­ten­samm­lung ge­führt oder ver­wen­det wird, ein­ge­reicht wer­den.64

64Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 3 des BG vom 19. Ju­ni 1992 über den Da­ten­schutz, in Kraft seit 1. Ju­li 1993 (AS 1993 1945; BBl 1988 II 413).

Art. 131  

3. Un­mit­tel­ba­res For­de­rungs­recht

 

Für Kla­gen auf­grund ei­nes un­mit­tel­ba­ren For­de­rungs­rechts ge­gen den Haft­pflicht­ver­si­che­rer sind die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te am Ort der Nie­der­las­sung des Ver­si­che­rers oder die­je­ni­gen am Hand­lungs- oder am Er­folgs­ort zu­stän­dig.

Art. 132  

II. An­wend­ba­res Recht

1. Im All­ge­mei­nen

a. Rechts­wahl

 

Die Par­tei­en kön­nen nach Ein­tritt des schä­di­gen­den Er­eig­nis­ses stets ver­ein­ba­ren, dass das Recht am Ge­richts­ort an­zu­wen­den ist.

Art. 133  

b. Feh­len ei­ner Rechts­wahl

 

1 Ha­ben Schä­di­ger und Ge­schä­dig­ter ih­ren ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt im glei­chen Staat, so un­ter­ste­hen An­sprü­che aus un­er­laub­ter Hand­lung dem Recht die­ses Staa­tes.

2 Ha­ben Schä­di­ger und Ge­schä­dig­ter ih­ren ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt nicht im glei­chen Staat, so ist das Recht des Staa­tes an­zu­wen­den, in dem die un­er­laub­te Hand­lung be­gan­gen wor­den ist. Tritt der Er­folg nicht in dem Staat ein, in dem die un­er­laub­te Hand­lung be­gan­gen wor­den ist, so ist das Recht des Staa­tes an­zu­wen­den, in dem der Er­folg ein­tritt, wenn der Schä­di­ger mit dem Ein­tritt des Er­fol­ges in die­sem Staat rech­nen muss­te.

3 Wird durch ei­ne un­er­laub­te Hand­lung ein zwi­schen Schä­di­ger und Ge­schä­dig­tem be­ste­hen­des Rechts­ver­hält­nis ver­letzt, so un­ters­te­hen An­sprü­che aus un­er­laub­ter Hand­lung, un­ge­ach­tet der Ab­sät­ze 1 und 2, dem Recht, dem das vor­be­ste­hen­de Rechts­ver­hält­nis un­ter­stellt ist.

Art. 134  

2. Im Be­son­de­ren

a. Stras­sen­ver­kehrs­un­fäl­le

 

Für An­sprü­che aus Stras­sen­ver­kehrs­un­fäl­len gilt das Haa­ger Über­ein­kom­men vom 4. Mai 197165 über das auf Stras­sen­ver­kehrs­un­fäl­le an­wend­ba­re Recht.

Art. 135  

b. Pro­duk­te­­män­gel

 

1 An­sprü­che aus Män­geln oder man­gel­haf­ter Be­schrei­bung ei­nes Pro­duk­tes un­ter­ste­hen nach Wahl des Ge­schä­dig­ten:

a.
dem Recht des Staa­tes, in dem der Schä­di­ger sei­ne Nie­der­las­sung oder, wenn ei­ne sol­che fehlt, sei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt hat, oder
b.
dem Recht des Staa­tes, in dem das Pro­dukt er­wor­ben wor­den ist, so­fern der Schä­di­ger nicht nach­weist, dass es in die­sem Staat oh­ne sein Ein­ver­ständ­nis in den Han­del ge­langt ist.

2 Un­ter­ste­hen An­sprü­che aus Män­geln oder man­gel­haf­ter Be­schrei­bung ei­nes Pro­duk­tes aus­län­di­schem Recht, so kön­nen in der Schweiz kei­ne wei­ter­ge­hen­den Leis­tun­gen zu­ge­spro­chen wer­den, als nach schwei­ze­ri­schem Recht für einen sol­chen Scha­den zu­zu­spre­chen wä­ren.

Art. 136  

c. Un­lau­te­rer Wett­be­werb

 

1 An­sprü­che aus un­lau­te­rem Wett­be­werb un­ter­ste­hen dem Recht des Staa­tes, auf des­sen Markt die un­lau­te­re Hand­lung ih­re Wir­kung ent­fal­tet.

2 Rich­tet sich die Rechts­ver­let­zung aus­sch­liess­lich ge­gen be­trieb­li­che In­ter­es­sen des Ge­schä­dig­ten, so ist das Recht des Staa­tes an­zu­wen­den, in dem sich die be­trof­fe­ne Nie­der­las­sung be­fin­det.

3 Ar­ti­kel 133 Ab­satz 3 ist vor­be­hal­ten.

Art. 137  

d. Wett­be­werbs­be­hin­de­rung

 

1 An­sprü­che aus Wett­be­werbs­be­hin­de­rung un­ter­ste­hen dem Recht des Staa­tes, auf des­sen Markt der Ge­schä­dig­te von der Be­hin­de­rung un­mit­tel­bar be­trof­fen ist.

2 Un­ter­ste­hen An­sprü­che aus Wett­be­werbs­be­hin­de­rung aus­län­di­schem Recht, so kön­nen in der Schweiz kei­ne wei­ter­ge­hen­den Lei­s­tun­gen zu­ge­spro­chen wer­den als nach schwei­ze­ri­schem Recht für ei­ne un­zu­läs­si­ge Wett­be­werbs­be­hin­de­rung zu­zu­spre­chen wä­ren.

Art. 138  

e. Im­mis­sio­nen

 

An­sprü­che aus schä­di­gen­den Ein­wir­kun­gen, die von ei­nem Grund­stück aus­ge­hen, un­ter­ste­hen nach Wahl des Ge­schä­dig­ten dem Recht des Staa­tes, in dem das Grund­stück liegt, oder dem Recht des Staa­tes, in dem der Er­folg ei­ner Ein­wir­kung ein­tritt.

Art. 139  

f. Per­sön­lich­keits­ver­let­zung

 

1 An­sprü­che aus Ver­let­zung der Per­sön­lich­keit durch Me­di­en, ins­­be­son­de­re durch Pres­se, Ra­dio, Fern­se­hen oder durch an­de­re In­for­ma­ti­ons­mit­tel in der Öf­fent­lich­keit un­ter­ste­hen nach Wahl des Ge­schä­dig­ten:

a.
dem Recht des Staa­tes, in dem der Ge­schä­dig­te sei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt hat, so­fern der Schä­di­ger mit dem Ein­tritt des Er­fol­ges in die­sem Staat rech­nen muss­te;
b.
dem Recht des Staa­tes, in dem der Ur­he­ber der Ver­let­zung sei­ne Nie­der­las­sung oder sei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt hat, oder
c.
dem Recht des Staa­tes, in dem der Er­folg der ver­let­zen­den Hand­lung ein­tritt, so­fern der Schä­di­ger mit dem Ein­tritt des Er­fol­ges in die­sem Staat rech­nen muss­te.

2 Das Ge­gen­dar­stel­lungs­recht ge­gen­über pe­ri­odisch er­schei­nen­den Me­di­en rich­tet sich aus­sch­liess­lich nach dem Recht des Staa­tes, in dem das Drucker­zeug­nis er­schie­nen ist oder von dem aus die Ra­dio- oder Fern­seh­sen­dung ver­brei­tet wur­de.

3 Ab­satz 1 ist auch an­wend­bar auf An­sprü­che aus Ver­let­zung der Per­sön­lich­keit durch das Be­ar­bei­ten von Per­so­nen­da­ten so­wie aus Be­ein­träch­ti­gung des Rechts auf Aus­kunft über Per­so­nen­da­ten.66

66Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 3 des BG vom 19. Ju­ni 1992 über den Da­ten­schutz, in Kraft seit 1. Ju­li 1993 (AS 1993 1945; BBl 1988 II 413).

Art. 140  

3. Be­son­de­re Be­stim­mun­gen

a. Mehr­fa­che Haft­pflich­ti­ge

 

Sind meh­re­re Per­so­nen an ei­ner un­er­laub­ten Hand­lung be­tei­ligt, so ist für je­de von ih­nen das an­wend­ba­re Recht ge­son­dert zu be­stim­men, un­ab­hän­gig von der Art ih­rer Be­tei­li­gung.

Art. 141  

b. Un­mit­tel­ba­res For­de­rungs­recht

 

Der Ge­schä­dig­te kann sei­nen An­spruch di­rekt ge­gen den Ver­si­che­rer des Haft­pflich­ti­gen gel­tend ma­chen, wenn das auf die un­er­laub­te Hand­lung oder auf den Ver­si­che­rungs­ver­trag an­wend­ba­re Recht es vor­sieht.

Art. 142  

4. Gel­tungs­be­reich

 

1 Das auf die un­er­laub­te Hand­lung an­wend­ba­re Recht be­stimmt ins­be­son­de­re die De­likts­fä­hig­keit, die Vor­aus­set­zun­gen und den Um­fang der Haf­tung so­wie die Per­son des Haft­pflich­ti­gen.

2 Si­cher­heits- und Ver­hal­tens­vor­schrif­ten am Ort der Hand­lung sind zu be­rück­sich­ti­gen.

4. Abschnitt: Gemeinsame Bestimmungen

Art. 143  

I. Mehr­heit von Schuld­nern

1. An­sprü­che ge­gen meh­re­re Schuld­ner

 

Hat der Gläu­bi­ger An­sprü­che ge­gen meh­re­re Schuld­ner, so un­ter­ste­hen die Rechts­fol­gen dar­aus dem Recht, dem das Rechts­ver­hält­nis zwi­schen dem Gläu­bi­ger und dem in An­spruch ge­nom­me­nen Schuld­ner un­ter­stellt ist.

Art. 144  

2. Rück­griff zwi­schen Schuld­nern

 

1 Ein Schuld­ner kann auf einen an­de­ren Schuld­ner un­mit­tel­bar oder durch Ein­tritt in die Rechts­stel­lung des Gläu­bi­gers in­so­weit Rück­griff neh­men, als es die Rech­te zu­las­sen, de­nen die ent­spre­chen­den Schul­den un­ter­ste­hen.

2 Die Durch­füh­rung des Rück­griffs un­ter­steht dem glei­chen Recht wie die Schuld des Rück­griffs­ver­pflich­te­ten. Fra­gen, die nur das Ver­hält­nis zwi­schen Gläu­bi­ger und Rück­griffs­be­rech­tig­tem be­tref­fen, un­ter­ste­hen dem Recht, das auf die Schuld des Rück­griffs­be­rech­tig­ten an­wend­bar ist.

3 Ob ei­ner Ein­rich­tung, die öf­fent­li­che Auf­ga­ben wahr­nimmt, ein Rück­griffs­recht zu­steht, be­stimmt sich nach dem auf die­se Ein­rich­tung an­wend­ba­ren Recht. Für die Zu­läs­sig­keit und die Durch­füh­rung des Rück­grif­fes gel­ten die Ab­sät­ze 1 und 2.

Art. 145  

II. Über­gang ei­ner For­de­rung

1. Ab­tre­tung durch Ver­trag

 

1 Die Ab­tre­tung ei­ner For­de­rung durch Ver­trag un­ter­steht dem von den Par­tei­en ge­wähl­ten Recht oder, wenn ein sol­ches fehlt, dem auf die For­de­rung an­zu­wen­den­den Recht. Die Rechts­wahl ist ge­gen­über dem Schuld­ner oh­ne des­sen Zu­stim­mung un­wirk­sam.

2 Für die Ab­tre­tung ei­ner For­de­rung des Ar­beit­neh­mers ist die Rechts­wahl nur in­so­weit wirk­sam, als Ar­ti­kel 121 Ab­satz 3 sie für den Ar­beits­ver­trag zu­lässt.

3 Die Form der Ab­tre­tung un­ter­steht aus­sch­liess­lich dem auf den Ab­tre­tungs­ver­trag an­wend­ba­ren Recht.

4 Fra­gen, die nur das Ver­hält­nis zwi­schen den Par­tei­en des Ab­tre­tungs­ver­tra­ges be­tref­fen, un­ter­ste­hen dem Recht, wel­ches auf das der Ab­tre­tung zu­grun­de­lie­gen­de Rechts­ver­hält­nis an­wend­bar ist.

Art. 145a67  

1a. Über­tra­gung mit­tels ei­nes Ti­tels

 

1 Ob ei­ne For­de­rung durch einen Ti­tel in Pa­pier- oder gleich­wer­ti­ger Form ver­tre­ten und mit­tels die­ses Ti­tels über­tra­gen wird, be­stimmt das dar­in be­zeich­ne­te Recht. Ist im Ti­tel kein Recht be­zeich­net, so gilt das Recht des Staa­tes, in dem der Aus­stel­ler sei­nen Sitz oder, wenn ein sol­cher fehlt, sei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt hat.

2 Be­tref­fend ding­li­che Rech­te an ei­nem phy­si­schen Ti­tel blei­ben die Be­stim­mun­gen des sieb­ten Ka­pi­tels vor­be­hal­ten.

67 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 3 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Fe­br. 2021 (AS 2021 33; BBl 2020 233).

Art. 146  

2. Über­gang kraft Ge­set­zes

 

1 Der Über­gang ei­ner For­de­rung kraft Ge­set­zes un­ter­steht dem Recht des zu­grun­de­lie­gen­den Rechts­ver­hält­nis­ses zwi­schen al­tem und neu­em Gläu­bi­ger oder, wenn ein sol­ches fehlt, dem Recht der For­de­rung.

2 Vor­be­hal­ten sind die Be­stim­mun­gen des Rechts der For­de­rung, die den Schuld­ner schüt­zen.

Art. 147  

III. Wäh­rung

 

1 Was un­ter ei­ner Wäh­rung zu ver­ste­hen ist, be­stimmt das Recht des Staa­tes, des­sen Wäh­rung in Fra­ge steht.

2 Die Wir­kun­gen ei­ner Wäh­rung auf die Hö­he ei­ner Schuld un­ter­­ste­hen dem Recht, das auf die Schuld an­wend­bar ist.

3 In wel­cher Wäh­rung zu zah­len ist, rich­tet sich nach dem Recht des Staa­tes, in dem die Zah­lung zu er­fol­gen hat.

Art. 148  

IV. Ver­jäh­rung und Er­lö­schen ei­ner For­de­rung

 

1 Ver­jäh­rung und Er­lö­schen ei­ner For­de­rung un­ter­ste­hen dem auf die For­de­rung an­wend­ba­ren Recht.

2 Bei der Ver­rech­nung un­ter­steht das Er­lö­schen dem Recht der For­de­rung, de­ren Til­gung mit der Ver­rech­nung bezweckt ist.

3 Die Neue­rung, der Er­lass- und der Ver­rech­nungs­ver­trag rich­ten sich nach den Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes über das auf Ver­trä­ge an­wend­ba­re Recht (Art. 116 ff.).

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