1. Kapitel: Allgemeine Bestimmungen

Art. 299 Begriff und Zweck  

1 Das Vor­ver­fah­ren be­steht aus dem Er­mitt­lungs­ver­fah­ren der Po­li­zei und der Un­ter­su­chung der Staats­an­walt­schaft.

2 Im Vor­ver­fah­ren wer­den, aus­ge­hend vom Ver­dacht, es sei ei­ne Straf­tat be­gan­gen wor­den, Er­he­bun­gen ge­tä­tigt und Be­wei­se ge­sam­melt, um fest­zu­stel­len, ob:

a.
ge­gen ei­ne be­schul­dig­te Per­son ein Straf­be­fehl zu er­las­sen ist;
b.
ge­gen ei­ne be­schul­dig­te Per­son An­kla­ge zu er­he­ben ist;
c.
das Ver­fah­ren ein­zu­stel­len ist.
Art. 300 Einleitung  

1 Das Vor­ver­fah­ren wird ein­ge­lei­tet durch:

a.
die Er­mitt­lungs­tä­tig­keit der Po­li­zei;
b.
die Er­öff­nung ei­ner Un­ter­su­chung durch die Staats­an­walt­schaft.

2 Die Ein­lei­tung des Vor­ver­fah­rens ist nicht an­fecht­bar, es sei denn, die be­schul­dig­te Per­son ma­che gel­tend, es lie­ge ei­ne Ver­let­zung des Ver­bots der dop­pel­ten Straf­ver­fol­gung vor.

Art. 301 Anzeigerecht  

1 Je­de Per­son ist be­rech­tigt, Straf­ta­ten bei ei­ner Straf­ver­fol­gungs­be­hör­de schrift­lich oder münd­lich an­zu­zei­gen.

2 Die Straf­ver­fol­gungs­be­hör­de teilt der an­zei­gen­den Per­son auf de­ren An­fra­ge mit, ob ein Straf­ver­fah­ren ein­ge­lei­tet und wie es er­le­digt wird.

3 Der an­zei­gen­den Per­son, die we­der ge­schä­digt noch Pri­vat­klä­ge­rin oder Pri­vat­klä­ger ist, ste­hen kei­ne wei­ter­ge­hen­den Ver­fah­rens­rech­te zu.

Art. 302 Anzeigepflicht  

1 Die Straf­be­hör­den sind ver­pflich­tet, al­le Straf­ta­ten, die sie bei ih­rer amt­li­chen Tä­tig­keit fest­ge­stellt ha­ben oder die ih­nen ge­mel­det wor­den sind, der zu­stän­di­gen Be­hör­de an­zu­zei­gen, so­weit sie für die Ver­fol­gung nicht sel­ber zu­stän­dig sind.

2 Bund und Kan­to­ne re­geln die An­zei­ge­pflicht der Mit­glie­der an­de­rer Be­hör­den.

3 Die An­zei­ge­pflicht ent­fällt für Per­so­nen, die nach den Ar­ti­keln 113 Ab­satz 1, 168, 169 und 180 Ab­satz 1 zur Aus­sa­ge- oder Zeug­nis­ver­wei­ge­rung be­rech­tigt sind.

Art. 303 Antrags- und Ermächtigungsdelikte  

1 Bei Straf­ta­ten, die nur auf An­trag oder nach Er­mäch­ti­gung ver­folgt wer­den, wird ein Vor­ver­fah­ren erst ein­ge­lei­tet, wenn der Straf­an­trag ge­stellt oder die Er­mäch­ti­gung er­teilt wur­de.

2 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de kann schon vor­her die un­auf­schieb­ba­ren si­chern­den Mass­nah­men tref­fen.

Art. 304 Form des Strafantrags  

1 Der Straf­an­trag ist bei der Po­li­zei, der Staats­an­walt­schaft oder der Über­tre­tungs­straf­be­hör­de schrift­lich ein­zu­rei­chen oder münd­lich zu Pro­to­koll zu ge­ben.

2 Ver­zicht und Rück­zug des Straf­an­trags be­dür­fen der glei­chen Form.

Art. 305 Information des Opfers und Meldung 152153  

1 Die Po­li­zei und die Staats­an­walt­schaft in­for­mie­ren das Op­fer bei der je­weils ers­ten Ein­ver­nah­me um­fas­send über sei­ne Rech­te und Pflich­ten im Straf­ver­fah­ren.

2 Sie in­for­mie­ren bei glei­cher Ge­le­gen­heit zu­dem über:154

a.
die Adres­sen und die Auf­ga­ben der Op­fer­be­ra­tungs­stel­len;
b.
die Mög­lich­keit, ver­schie­de­ne Op­fer­hil­fe­leis­tun­gen zu be­an­spru­chen;
c.
die Frist für die Ein­rei­chung von Ge­su­chen um Ent­schä­di­gung und Ge­nug­tu­ung;
d.155
das Recht nach Ar­ti­kel 92a StGB, zu ver­lan­gen, über Ent­schei­de und Tat­sa­chen zum Straf- und Mass­nah­men­voll­zug der ver­ur­teil­ten Per­son in­for­miert zu wer­den.

3 Sie mel­den Na­me und Adres­se des Op­fers ei­ner Be­ra­tungs­stel­le, so­fern die­ses da­mit ein­ver­stan­den ist.

4 Die Ab­sät­ze 1–3 fin­den auf An­ge­hö­ri­ge des Op­fers sinn­ge­mä­ss An­wen­dung.

5 Die Ein­hal­tung der Be­stim­mun­gen die­ses Ar­ti­kels ist zu pro­to­kol­lie­ren.

152 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 7 des Straf­be­hör­den­or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­set­zes vom 19. März 2010, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 3267; BBl 2008 8125).

153 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 26. Sept. 2014 über das In­for­ma­ti­ons­recht des Op­fers, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 1623; BBl 2014 889913).

154 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 26. Sept. 2014 über das In­for­ma­ti­ons­recht des Op­fers, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 1623; BBl 2014 889913).

155 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 3 des BG vom 26. Sept. 2014 über das In­for­ma­ti­ons­recht des Op­fers, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 1623; BBl 2014 889913).

2. Kapitel: Polizeiliches Ermittlungsverfahren

Art. 306 Aufgaben der Polizei  

1 Die Po­li­zei stellt im Er­mitt­lungs­ver­fah­ren auf der Grund­la­ge von An­zei­gen, An­wei­sun­gen der Staats­an­walt­schaft oder ei­ge­nen Fest­stel­lun­gen den für ei­ne Straf­tat re­le­van­ten Sach­ver­halt fest.

2 Sie hat na­ment­lich:

a.
Spu­ren und Be­wei­se si­cher­zu­stel­len und aus­zu­wer­ten;
b.
ge­schä­dig­te und tat­ver­däch­ti­ge Per­so­nen zu er­mit­teln und zu be­fra­gen;
c.
tat­ver­däch­ti­ge Per­so­nen nö­ti­gen­falls an­zu­hal­ten und fest­zu­neh­men oder nach ih­nen zu fahn­den.

3 Sie rich­tet sich bei ih­rer Tä­tig­keit nach den Vor­schrif­ten über die Un­ter­su­chung, die Be­weis­mit­tel und die Zwangs­mass­nah­men; vor­be­hal­ten blei­ben be­son­de­re Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes.

Art. 307 Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft  

1 Die Po­li­zei in­for­miert die Staats­an­walt­schaft un­ver­züg­lich über schwe­re Straf­ta­ten so­wie über an­de­re schwer wie­gen­de Er­eig­nis­se. Die Staats­an­walt­schaf­ten von Bund und Kan­to­nen kön­nen über die­se In­for­ma­ti­ons­pflicht nä­he­re Wei­sun­gen er­las­sen.

2 Die Staats­an­walt­schaft kann der Po­li­zei je­der­zeit Wei­sun­gen und Auf­trä­ge er­tei­len oder das Ver­fah­ren an sich zie­hen. In den Fäl­len von Ab­satz 1 führt sie die ers­ten we­sent­li­chen Ein­ver­nah­men nach Mög­lich­keit sel­ber durch.

3 Die Po­li­zei hält ih­re Fest­stel­lun­gen und die von ihr ge­trof­fe­nen Mass­nah­men lau­fend in schrift­li­chen Be­rich­ten fest und über­mit­telt die­se nach Ab­schluss ih­rer Er­mitt­lun­gen zu­sam­men mit den An­zei­gen, Pro­to­kol­len, wei­te­ren Ak­ten so­wie si­cher­ge­stell­ten Ge­gen­stän­den und Ver­mö­gens­wer­ten um­ge­hend der Staats­an­walt­schaft.

4 Sie kann von der Be­richt­er­stat­tung ab­se­hen, wenn:

a.
zu wei­te­ren Ver­fah­rens­schrit­ten der Staats­an­walt­schaft of­fen­sicht­lich kein An­lass be­steht; und
b.
kei­ne Zwangs­mass­nah­men oder an­de­re for­ma­li­sier­te Er­mitt­lungs­hand­lun­gen durch­ge­führt wor­den sind.

3. Kapitel: Untersuchung durch die Staatsanwaltschaft

1. Abschnitt: Aufgaben der Staatsanwaltschaft

Art. 308 Begriff und Zweck der Untersuchung  

1 In der Un­ter­su­chung klärt die Staats­an­walt­schaft den Sach­ver­halt tat­säch­lich und recht­lich so weit ab, dass sie das Vor­ver­fah­ren ab­sch­lies­sen kann.

2 Ist ei­ne An­kla­ge oder der Er­lass ei­nes Straf­be­fehls zu er­war­ten, so klärt sie die per­sön­li­chen Ver­hält­nis­se der be­schul­dig­ten Per­son ab.

3 Soll An­kla­ge er­ho­ben wer­den, so hat die Un­ter­su­chung dem Ge­richt die für die Be­ur­tei­lung von Schuld und Stra­fe we­sent­li­chen Grund­la­gen zu lie­fern.

Art. 309 Eröffnung  

1 Die Staats­an­walt­schaft er­öff­net ei­ne Un­ter­su­chung, wenn:

a.
sich aus den In­for­ma­tio­nen und Be­rich­ten der Po­li­zei, aus der Straf­an­zei­ge oder aus ih­ren ei­ge­nen Fest­stel­lun­gen ein hin­rei­chen­der Tat­ver­dacht er­gibt;
b.
sie Zwangs­mass­nah­men an­ord­net;
c.
sie im Sin­ne von Ar­ti­kel 307 Ab­satz 1 durch die Po­li­zei in­for­miert wor­den ist.

2 Sie kann po­li­zei­li­che Be­rich­te und Straf­an­zei­gen, aus de­nen der Tat­ver­dacht nicht deut­lich her­vor­geht, der Po­li­zei zur Durch­füh­rung er­gän­zen­der Er­mitt­lun­gen über­wei­sen.

3 Sie er­öff­net die Un­ter­su­chung in ei­ner Ver­fü­gung; dar­in be­zeich­net sie die be­schul­dig­te Per­son und die Straf­tat, die ihr zur Last ge­legt wird. Die Ver­fü­gung braucht nicht be­grün­det und er­öff­net zu wer­den. Sie ist nicht an­fecht­bar.

4 Die Staats­an­walt­schaft ver­zich­tet auf die Er­öff­nung, wenn sie so­fort ei­ne Nicht­an­hand­nah­me­ver­fü­gung oder einen Straf­be­fehl er­lässt.

Art. 310 Nichtanhandnahmeverfügung  

1 Die Staats­an­walt­schaft ver­fügt die Nicht­an­hand­nah­me, so­bald auf­grund der Straf­an­zei­ge oder des Po­li­zei­rap­ports fest­steht, dass:

a.
die frag­li­chen Straf­tat­be­stän­de oder die Pro­zess­vor­aus­set­zun­gen ein­deu­tig nicht er­füllt sind;
b.
Ver­fah­rens­hin­der­nis­se be­ste­hen;
c.
aus den in Ar­ti­kel 8 ge­nann­ten Grün­den auf ei­ne Straf­ver­fol­gung zu ver­zich­ten ist.

2 Im Üb­ri­gen rich­tet sich das Ver­fah­ren nach den Be­stim­mun­gen über die Ver­fah­rensein­stel­lung.

2. Abschnitt: Durchführung der Untersuchung

Art. 311 Beweiserhebung und Ausdehnung der Untersuchung  

1 Die Staats­an­wäl­tin­nen und Staats­an­wäl­te füh­ren die Be­weis­er­he­bun­gen sel­ber durch. Bund und Kan­to­ne be­stim­men, in wel­chem Um­fang sie ein­zel­ne Un­ter­su­chungs­hand­lun­gen ih­ren Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern über­tra­gen kön­nen.

2 Die Staats­an­walt­schaft kann die Un­ter­su­chung auf wei­te­re Per­so­nen oder wei­te­re Straf­ta­ten aus­deh­nen. Ar­ti­kel 309 Ab­satz 3 ist an­wend­bar.

Art. 312 Aufträge der Staatsanwaltschaft an die Polizei  

1 Die Staats­an­walt­schaft kann die Po­li­zei auch nach Er­öff­nung der Un­ter­su­chung mit er­gän­zen­den Er­mitt­lun­gen be­auf­tra­gen. Sie er­teilt ihr da­zu schrift­li­che, in drin­gen­den Fäl­len münd­li­che An­wei­sun­gen, die sich auf kon­kret um­schrie­be­ne Ab­klä­run­gen be­schrän­ken.

2 Bei Ein­ver­nah­men, wel­che die Po­li­zei im Auf­trag der Staats­an­walt­schaft durch­führt, ha­ben die Ver­fah­rens­be­tei­lig­ten die Ver­fah­rens­rech­te, die ih­nen bei Ein­ver­nah­men durch die Staats­an­walt­schaft zu­kom­men.

Art. 313 Beweiserhebungen im Zusammenhang mit Zivilklagen  

1 Die Staats­an­walt­schaft er­hebt die zur Be­ur­tei­lung der Zi­vil­kla­ge er­for­der­li­chen Be­wei­se, so­fern das Ver­fah­ren da­durch nicht we­sent­lich er­wei­tert oder ver­zö­gert wird.

2 Sie kann die Er­he­bung von Be­wei­sen, die in ers­ter Li­nie der Durch­set­zung der Zi­vil­kla­ge die­nen, von der Leis­tung ei­nes Kos­ten­vor­schus­ses der Pri­vat­klä­ger­schaft ab­hän­gig ma­chen.

Art. 314 Sistierung  

1 Die Staats­an­walt­schaft kann ei­ne Un­ter­su­chung sis­tie­ren, na­ment­lich wenn:

a.
die Tä­ter­schaft oder ihr Auf­ent­halt un­be­kannt ist oder an­de­re vor­über­ge­hen­de Ver­fah­rens­hin­der­nis­se be­ste­hen;
b.
der Aus­gang des Straf­ver­fah­rens von ei­nem an­de­ren Ver­fah­ren ab­hängt und es an­ge­bracht er­scheint, des­sen Aus­gang ab­zu­war­ten;
c.
ein Ver­gleichs­ver­fah­ren hän­gig ist und es an­ge­bracht er­scheint, des­sen Aus­gang ab­zu­war­ten;
d.
ein Sachent­scheid von der wei­te­ren Ent­wick­lung der Tat­fol­gen ab­hängt.

2 Im Fall von Ab­satz 1 Buch­sta­be c ist die Sis­tie­rung auf 3 Mo­na­te be­fris­tet; sie kann ein­mal um 3 Mo­na­te ver­län­gert wer­den.

3 Vor der Sis­tie­rung er­hebt die Staats­an­walt­schaft die Be­wei­se, de­ren Ver­lust zu be­fürch­ten ist. Ist die Tä­ter­schaft oder ihr Auf­ent­halt un­be­kannt, so lei­tet sie ei­ne Fahn­dung ein.

4 Die Staats­an­walt­schaft teilt die Sis­tie­rung der be­schul­dig­ten Per­son, der Pri­vat­klä­ger­schaft so­wie dem Op­fer mit.

5 Im Üb­ri­gen rich­tet sich das Ver­fah­ren nach den Be­stim­mun­gen über die Ver­fah­rensein­stel­lung.

Art. 315 Wiederanhandnahme  

1 Die Staats­an­walt­schaft nimmt von Am­tes we­gen ei­ne sis­tier­te Un­ter­su­chung wie­der an die Hand, wenn der Grund der Sis­tie­rung weg­ge­fal­len ist.

2 Die Wie­der­an­hand­nah­me ist nicht an­fecht­bar.

3. Abschnitt: Vergleich

Art. 316  

1 So­weit An­trags­de­lik­te Ge­gen­stand des Ver­fah­rens sind, kann die Staats­an­walt­schaft die an­trag­stel­len­de und die be­schul­dig­te Per­son zu ei­ner Ver­hand­lung vor­la­den mit dem Ziel, einen Ver­gleich zu er­zie­len. Bleibt die an­trag­stel­len­de Per­son aus, so gilt der Straf­an­trag als zu­rück­ge­zo­gen.

2 Kommt ei­ne Straf­be­frei­ung we­gen Wie­der­gut­ma­chung nach Ar­ti­kel 53 StGB156 in Fra­ge, so lädt die Staats­an­walt­schaft die ge­schä­dig­te und die be­schul­dig­te Per­son zu ei­ner Ver­hand­lung ein mit dem Ziel, ei­ne Wie­der­gut­ma­chung zu er­zie­len.

3 Wird ei­ne Ei­ni­gung er­zielt, so ist die­se im Pro­to­koll fest­zu­hal­ten und von den Be­tei­lig­ten zu un­ter­zeich­nen. Die Staats­an­walt­schaft stellt als­dann das Ver­fah­ren ein.

4 Bleibt bei ei­ner Ver­hand­lung nach Ab­satz 1 oder 2 die be­schul­dig­te Per­son aus oder wird kei­ne Ei­ni­gung er­zielt, so nimmt die Staats­an­walt­schaft die Un­ter­su­chung un­ver­züg­lich an die Hand. Sie kann die an­trag­stel­len­de Per­son in be­grün­de­ten Fäl­len ver­pflich­ten, in­ner­halb von zehn Ta­gen ei­ne Si­cher­heit für Kos­ten und Ent­schä­di­gun­gen zu leis­ten.

4. Abschnitt: Abschluss der Untersuchung

Art. 317 Schlusseinvernahme  

In um­fang­rei­chen und kom­pli­zier­ten Vor­ver­fah­ren be­fragt die Staats­an­walt­schaft die be­schul­dig­te Per­son vor Ab­schluss der Un­ter­su­chung noch­mals in ei­ner Schluss­ein­ver­nah­me und for­dert sie auf, zu den Er­geb­nis­sen Stel­lung zu neh­men.

Art. 318 Abschluss  

1 Er­ach­tet die Staats­an­walt­schaft die Un­ter­su­chung als voll­stän­dig, so er­lässt sie einen Straf­be­fehl oder kün­digt den Par­tei­en mit be­kann­tem Wohn­sitz schrift­lich den be­vor­ste­hen­den Ab­schluss an und teilt ih­nen mit, ob sie An­kla­ge er­he­ben oder das Ver­fah­ren ein­stel­len will. Gleich­zei­tig setzt sie den Par­tei­en ei­ne Frist, Be­weis­an­trä­ge zu stel­len.

2 Sie kann Be­weis­an­trä­ge nur ab­leh­nen, wenn da­mit die Be­weis­er­he­bung über Tat­sa­chen ver­langt wird, die un­er­heb­lich, of­fen­kun­dig, der Straf­be­hör­de be­kannt oder be­reits rechts­ge­nü­gend er­wie­sen sind. Der Ent­scheid er­geht schrift­lich und mit kur­z­er Be­grün­dung. Ab­ge­lehn­te Be­weis­an­trä­ge kön­nen im Haupt­ver­fah­ren er­neut ge­stellt wer­den.

3 Mit­tei­lun­gen nach Ab­satz 1 und Ent­schei­de nach Ab­satz 2 sind nicht an­fecht­bar.

4. Kapitel: Einstellung des Verfahrens und Anklageerhebung

1. Abschnitt: Einstellung des Verfahrens

Art. 319 Gründe  

1 Die Staats­an­walt­schaft ver­fügt die voll­stän­di­ge oder teil­wei­se Ein­stel­lung des Ver­fah­rens, wenn:

a.
kein Tat­ver­dacht er­här­tet ist, der ei­ne An­kla­ge recht­fer­tigt;
b.
kein Straf­tat­be­stand er­füllt ist;
c.
Recht­fer­ti­gungs­grün­de einen Straf­tat­be­stand un­an­wend­bar ma­chen;
d.
Pro­zess­vor­aus­set­zun­gen de­fi­ni­tiv nicht er­füllt wer­den kön­nen oder Pro­zess­hin­der­nis­se auf­ge­tre­ten sind;
e.
nach ge­setz­li­cher Vor­schrift auf Straf­ver­fol­gung oder Be­stra­fung ver­zich­tet wer­den kann.

2 Sie kann das Ver­fah­ren aus­nahms­wei­se auch dann ein­stel­len, wenn:

a.
das In­ter­es­se ei­nes Op­fers, das zum Zeit­punkt der Straf­tat we­ni­ger als 18 Jah­re alt war, es zwin­gend ver­langt und die­ses In­ter­es­se das In­ter­es­se des Staa­tes an der Straf­ver­fol­gung of­fen­sicht­lich über­wiegt; und
b.
das Op­fer oder bei Ur­teil­s­un­fä­hig­keit sei­ne ge­setz­li­che Ver­tre­tung der Ein­stel­lung zu­stimmt.
Art. 320 Einstellungsverfügung  

1 Form und all­ge­mei­ner In­halt der Ein­stel­lungs­ver­fü­gung rich­ten sich nach den Ar­ti­keln 80 und 81.

2 Die Staats­an­walt­schaft hebt in der Ein­stel­lungs­ver­fü­gung be­ste­hen­de Zwangs­mass­nah­men auf. Sie kann die Ein­zie­hung von Ge­gen­stän­den und Ver­mö­gens­wer­ten an­ord­nen.

3 In der Ein­stel­lungs­ver­fü­gung wer­den kei­ne Zi­vil­kla­gen be­han­delt. Der Pri­vat­klä­ger­schaft steht nach Ein­tritt der Rechts­kraft der Ver­fü­gung der Zi­vil­weg of­fen.

4 Ei­ne rechts­kräf­ti­ge Ein­stel­lungs­ver­fü­gung kommt ei­nem frei­spre­chen­den End­ent­scheid gleich.

Art. 321 Mitteilung  

1 Die Staats­an­walt­schaft teilt die Ein­stel­lungs­ver­fü­gung mit:

a.
den Par­tei­en;
b.
dem Op­fer;
c.
den an­de­ren von der Ver­fü­gung be­trof­fe­nen Ver­fah­rens­be­tei­lig­ten;
d.
all­fäl­li­gen wei­te­ren von den Kan­to­nen be­zeich­ne­ten Be­hör­den, falls die­sen ein Be­schwer­de­recht zu­steht.

2 Vor­be­hal­ten bleibt der aus­drück­li­che Ver­zicht ei­ner oder ei­nes Ver­fah­rens­be­tei­lig­ten.

3 Im Üb­ri­gen sind die Ar­ti­kel 84–88 sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

Art. 322 Genehmigung und Rechtsmittel  

1 Bund und Kan­to­ne kön­nen be­stim­men, dass die Ein­stel­lungs­ver­fü­gung durch die Ober- oder Ge­ne­ral­staats­an­walt­schaft zu ge­neh­mi­gen ist.

2 Die Par­tei­en kön­nen die Ein­stel­lungs­ver­fü­gung in­nert 10 Ta­gen bei der Be­schwer­de­in­stanz an­fech­ten.

Art. 323 Wiederaufnahme  

1 Die Staats­an­walt­schaft ver­fügt die Wie­der­auf­nah­me ei­nes durch Ein­stel­lungs­ver­fü­gung rechts­kräf­tig be­en­de­ten Ver­fah­rens, wenn ihr neue Be­weis­mit­tel oder Tat­sa­chen be­kannt wer­den, die:

a.
für ei­ne straf­recht­li­che Ver­ant­wort­lich­keit der be­schul­dig­ten Per­son spre­chen; und
b.
sich nicht aus den frü­he­ren Ak­ten er­ge­ben.

2 Sie teilt die Wie­der­auf­nah­me den­je­ni­gen Per­so­nen und Be­hör­den mit, de­nen zu­vor die Ein­stel­lung mit­ge­teilt wor­den ist.

2. Abschnitt: Anklageerhebung

Art. 324 Grundsätze  

1 Die Staats­an­walt­schaft er­hebt beim zu­stän­di­gen Ge­richt An­kla­ge, wenn sie auf­grund der Un­ter­su­chung die Ver­dachts­grün­de als hin­rei­chend er­ach­tet und kei­nen Straf­be­fehl er­las­sen kann.

2 Die An­kla­ge­er­he­bung ist nicht an­fecht­bar.

Art. 325 Inhalt der Anklageschrift  

1 Die An­kla­ge­schrift be­zeich­net:

a.
den Ort und das Da­tum;
b.
die an­kla­ge­er­he­ben­de Staats­an­walt­schaft;
c.
das Ge­richt, an wel­ches sich die An­kla­ge rich­tet;
d.
die be­schul­dig­te Per­son und ih­re Ver­tei­di­gung;
e.
die ge­schä­dig­te Per­son;
f.
mög­lichst kurz, aber ge­nau: die der be­schul­dig­ten Per­son vor­ge­wor­fe­nen Ta­ten mit Be­schrei­bung von Ort, Da­tum, Zeit, Art und Fol­gen der Tat­aus­füh­rung;
g.
die nach Auf­fas­sung der Staats­an­walt­schaft er­füll­ten Straf­tat­be­stän­de un­ter An­ga­be der an­wend­ba­ren Ge­set­zes­be­stim­mun­gen.

2 Die Staats­an­walt­schaft kann ei­ne Al­ter­na­ti­van­kla­ge oder für den Fall der Ver­wer­fung ih­rer Haupt­an­kla­ge ei­ne Even­tualan­kla­ge er­he­ben.

Art. 326 Weitere Angaben und Anträge  

1 Die Staats­an­walt­schaft macht dem Ge­richt fol­gen­de An­ga­ben und stellt ihm fol­gen­de An­trä­ge, so­weit die­se nicht be­reits aus der An­kla­ge­schrift her­vor­ge­hen:

a.
die Pri­vat­klä­ger­schaft so­wie de­ren all­fäl­li­ge Zi­vil­kla­gen;
b.
die an­ge­ord­ne­ten Zwangs­mass­nah­men;
c.
die be­schlag­nahm­ten Ge­gen­stän­de und Ver­mö­gens­wer­te;
d.
die ent­stan­de­nen Un­ter­su­chungs­kos­ten;
e.
ih­ren all­fäl­li­gen An­trag auf An­ord­nung der Si­cher­heits­haft;
f.
ih­re An­trä­ge zu den Sank­tio­nen oder die An­kün­di­gung, die­se An­trä­ge wür­den an der Haupt­ver­hand­lung ge­stellt;
g.
ih­re An­trä­ge auf nach­träg­li­che rich­ter­li­che Ent­schei­dun­gen;
h.
ihr Er­su­chen, ei­ne Vor­la­dung zur Haupt­ver­hand­lung zu er­hal­ten.

2 Tritt die Staats­an­walt­schaft nicht per­sön­lich vor Ge­richt auf, so kann sie ih­rer An­kla­ge zur Er­läu­te­rung des Sach­ver­halts einen Schluss­be­richt bei­fü­gen, der auch Aus­füh­run­gen zur Be­weis­wür­di­gung ent­hält.

Art. 327 Zustellung der Anklage  

1 Die Staats­an­walt­schaft über­mit­telt die An­kla­ge­schrift so­wie einen all­fäl­li­gen Schluss­be­richt un­ver­züg­lich:

a.
der be­schul­dig­ten Per­son, de­ren Auf­ent­halts­ort be­kannt ist;
b.
der Pri­vat­klä­ger­schaft;
c.
dem Op­fer;
d.
dem zu­stän­di­gen Ge­richt zu­sam­men mit den Ak­ten so­wie den be­schlag­nahm­ten Ge­gen­stän­den und Ver­mö­gens­wer­ten.

2 Be­an­tragt die Staats­an­walt­schaft die An­ord­nung der Si­cher­heits­haft, so über­mit­telt sie mit dem ent­spre­chen­den Ge­such auch dem Zwangs­mass­nah­men­ge­richt ei­ne Aus­fer­ti­gung der An­kla­ge­schrift.

7. Titel: Erstinstanzliches Hauptverfahren

1. Kapitel: Rechtshängigkeit, Vorbereitung der Hauptverhandlung, allgemeine Bestimmungen zur Hauptverhandlung

Art. 328 Rechtshängigkeit  

1 Mit dem Ein­gang der An­kla­ge­schrift wird das Ver­fah­ren beim Ge­richt rechts­hän­gig.

2 Mit der Rechts­hän­gig­keit ge­hen die Be­fug­nis­se im Ver­fah­ren auf das Ge­richt über.

Art. 329 Prüfung der Anklage; Sistierung und Einstellung des Verfahrens  

1 Die Ver­fah­rens­lei­tung prüft, ob:

a.
die An­kla­ge­schrift und die Ak­ten ord­nungs­ge­mä­ss er­stellt sind;
b.
die Pro­zess­vor­aus­set­zun­gen er­füllt sind;
c.
Ver­fah­rens­hin­der­nis­se be­ste­hen.

2 Er­gibt sich auf­grund die­ser Prü­fung oder spä­ter im Ver­fah­ren, dass ein Ur­teil zur­zeit nicht er­ge­hen kann, so sis­tiert das Ge­richt das Ver­fah­ren. Falls er­for­der­lich, weist es die An­kla­ge zur Er­gän­zung oder Be­rich­ti­gung an die Staats­an­walt­schaft zu­rück.

3 Das Ge­richt ent­schei­det, ob ein sis­tier­ter Fall bei ihm hän­gig bleibt.

4 Kann ein Ur­teil de­fi­ni­tiv nicht er­ge­hen, so stellt das Ge­richt das Ver­fah­ren ein, nach­dem es den Par­tei­en und wei­te­ren durch die Ein­stel­lung be­schwer­ten Drit­ten das recht­li­che Ge­hör ge­währt hat. Ar­ti­kel 320 ist sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

5 Soll das Ver­fah­ren nur in ein­zel­nen An­kla­ge­punk­ten ein­ge­stellt wer­den, so kann die Ein­stel­lung zu­sam­men mit dem Ur­teil er­ge­hen.

Art. 330 Vorbereitung der Hauptverhandlung  

1 Ist auf die An­kla­ge ein­zu­tre­ten, so trifft die Ver­fah­rens­lei­tung un­ver­züg­lich die zur Durch­füh­rung der Haupt­ver­hand­lung not­wen­di­gen An­ord­nun­gen.

2 Bei Kol­le­gi­al­ge­rich­ten setzt die Ver­fah­rens­lei­tung die Ak­ten in Zir­ku­la­ti­on.

3 Die Ver­fah­rens­lei­tung in­for­miert das Op­fer über sei­ne Rech­te, so­fern die Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den dies noch nicht ge­tan ha­ben; Ar­ti­kel 305 ist sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

Art. 331 Ansetzen der Hauptverhandlung  

1 Die Ver­fah­rens­lei­tung be­stimmt, wel­che Be­wei­se in der Haupt­ver­hand­lung er­ho­ben wer­den. Sie teilt den Par­tei­en mit, in wel­cher Zu­sam­men­set­zung das Ge­richt ta­gen wird und wel­che Be­wei­se er­ho­ben wer­den sol­len.

2 Sie setzt den Par­tei­en gleich­zei­tig Frist, um Be­weis­an­trä­ge zu stel­len und zu be­grün­den; da­bei macht sie die Par­tei­en auf die mög­li­chen Kos­ten- und Ent­schä­di­gungs­fol­gen ver­spä­te­ter Be­weis­an­trä­ge auf­merk­sam.

3 Lehnt sie Be­weis­an­trä­ge ab, so teilt sie dies den Par­tei­en mit kur­z­er Be­grün­dung mit. Die Ab­leh­nung ist nicht an­fecht­bar, doch kön­nen ab­ge­lehn­te Be­weis­an­trä­ge an der Haupt­ver­hand­lung er­neut ge­stellt wer­den.

4 Die Ver­fah­rens­lei­tung setzt Da­tum, Zeit und Ort der Haupt­ver­hand­lung fest und lädt die Par­tei­en so­wie die Zeu­gin­nen und Zeu­gen, Aus­kunfts­per­so­nen und Sach­ver­stän­di­gen vor, die ein­ver­nom­men wer­den sol­len.

5 Sie ent­schei­det end­gül­tig über Ver­schie­bungs­ge­su­che, die vor Be­ginn der Haupt­ver­hand­lung ein­ge­hen.

Art. 332 Vorverhandlungen  

1 Die Ver­fah­rens­lei­tung kann die Par­tei­en zur Re­ge­lung or­ga­ni­sa­to­ri­scher Fra­gen zu ei­ner Vor­ver­hand­lung vor­la­den.

2 Sie kann die Par­tei­en nach Mass­ga­be von Ar­ti­kel 316 zu Ver­gleichs­ver­hand­lun­gen vor­la­den.

3 Ist die Er­he­bung ei­nes Be­wei­ses in der Haupt­ver­hand­lung vor­aus­sicht­lich nicht mög­lich, so kann die Ver­fah­rens­lei­tung ei­ne vor­gän­gi­ge Be­weis­er­he­bung durch­füh­ren, da­mit ei­ne De­le­ga­ti­on des Ge­richts, in drin­gen­den Fäl­len auch die Staats­an­walt­schaft be­trau­en oder die Be­weis­er­he­bung rechts­hil­fe­wei­se vor­neh­men las­sen. Den Par­tei­en ist Ge­le­gen­heit zu ge­ben, an sol­chen Be­weis­er­he­bun­gen teil­zu­neh­men.

Art. 333 Änderung und Erweiterung der Anklage  

1 Das Ge­richt gibt der Staats­an­walt­schaft Ge­le­gen­heit, die An­kla­ge zu än­dern, wenn nach sei­ner Auf­fas­sung der in der An­kla­ge­schrift um­schrie­be­ne Sach­ver­halt einen an­dern Straf­tat­be­stand er­fül­len könn­te, die An­kla­ge­schrift aber den ge­setz­li­chen An­for­de­run­gen nicht ent­spricht.

2 Wer­den wäh­rend des Haupt­ver­fah­rens neue Straf­ta­ten der be­schul­dig­ten Per­son be­kannt, so kann das Ge­richt der Staats­an­walt­schaft ge­stat­ten, die An­kla­ge zu er­wei­tern.

3 Ei­ne Er­wei­te­rung ist aus­ge­schlos­sen, wenn da­durch das Ver­fah­ren über Ge­bühr er­schwert oder die Zu­stän­dig­keit des Ge­richts än­dern wür­de oder wenn ein Fall von Mit­tä­ter­schaft oder Teil­nah­me vor­liegt. In die­sen Fäl­len lei­tet die Staats­an­walt­schaft ein Vor­ver­fah­ren ein.

4 Das Ge­richt darf ei­ne ge­än­der­te oder er­wei­ter­te An­kla­ge sei­nem Ur­teil nur zu Grun­de le­gen, wenn die Par­tei­rech­te der be­schul­dig­ten Per­son und der Pri­vat­klä­ger­schaft ge­wahrt wor­den sind. Es un­ter­bricht da­für nö­ti­gen­falls die Haupt­ver­hand­lung.

Art. 334 Überweisung  

1 Ge­langt das Ge­richt zum Schluss, in ei­nem bei ihm hän­gi­gen Ver­fah­ren kom­me ei­ne Stra­fe oder Mass­nah­me in Fra­ge, die sei­ne Ur­teils­kom­pe­tenz über­schrei­tet, so über­weist es den Fall spä­tes­tens nach Ab­schluss der Par­tei­vor­trä­ge dem zu­stän­di­gen Ge­richt. Die­ses führt ein ei­ge­nes Be­weis­ver­fah­ren durch.

2 Der Über­wei­sungs­ent­scheid ist nicht an­fecht­bar.

2. Kapitel: Durchführung der Hauptverhandlung

1. Abschnitt: Gericht und Verfahrensbeteiligte

Art. 335 Zusammensetzung des Gerichts  

1 Das Ge­richt tagt wäh­rend der ge­sam­ten Haupt­ver­hand­lung in sei­ner ge­setz­mäs­si­gen Zu­sam­men­set­zung und im Bei­sein ei­ner Ge­richts­schrei­be­rin oder ei­nes Ge­richts­schrei­bers.

2 Fällt wäh­rend der Haupt­ver­hand­lung ei­ne Rich­te­rin oder ein Rich­ter aus, so wird die ge­sam­te Haupt­ver­hand­lung wie­der­holt, es sei denn, die Par­tei­en ver­zich­te­ten dar­auf.

3 Die Ver­fah­rens­lei­tung kann an­ord­nen, dass von An­fang an ein Er­satz­mit­glied des Ge­richts an den Ver­hand­lun­gen teil­nimmt, um nö­ti­gen­falls ein Mit­glied des Ge­richts zu er­set­zen.

4 Hat das Ge­richt Straf­ta­ten ge­gen die se­xu­el­le In­te­gri­tät zu be­ur­tei­len, so muss ihm auf An­trag des Op­fers we­nigs­tens ei­ne Per­son des glei­chen Ge­schlechts wie das Op­fer an­ge­hö­ren. Bei Ein­zel­ge­rich­ten kann von die­ser Re­ge­lung ab­ge­wi­chen wer­den, wenn Op­fer bei­der­lei Ge­schlechts be­tei­ligt sind.

Art. 336 Beschuldigte Person, amtliche und notwendige Verteidigung  

1 Die be­schul­dig­te Per­son hat an der Haupt­ver­hand­lung per­sön­lich teil­zu­neh­men, wenn:

a.
Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­han­delt wer­den; oder
b.
die Ver­fah­rens­lei­tung ih­re per­sön­li­che Teil­nah­me an­ord­net.

2 Die amt­li­che und die not­wen­di­ge Ver­tei­di­gung ha­ben an der Haupt­ver­hand­lung per­sön­lich teil­zu­neh­men.

3 Die Ver­fah­rens­lei­tung kann die be­schul­dig­te Per­son auf ihr Ge­such hin vom per­sön­li­chen Er­schei­nen dis­pen­sie­ren, wenn die­se wich­ti­ge Grün­de gel­tend macht und wenn ih­re An­we­sen­heit nicht er­for­der­lich ist.

4 Bleibt die be­schul­dig­te Per­son un­ent­schul­digt aus, so sind die Vor­schrif­ten über das Ab­we­sen­heits­ver­fah­ren an­wend­bar.

5 Bleibt die amt­li­che oder die not­wen­di­ge Ver­tei­di­gung aus, so wird die Ver­hand­lung ver­scho­ben.

Art. 337 Staatsanwaltschaft  

1 Die Staats­an­walt­schaft kann dem Ge­richt schrift­li­che An­trä­ge stel­len oder per­sön­lich vor Ge­richt auf­tre­ten.

2 Sie ist we­der an die in der An­kla­ge­schrift vor­ge­nom­me­ne recht­li­che Wür­di­gung noch an die dar­in ge­stell­ten An­trä­ge ge­bun­den.

3 Be­an­tragt sie ei­ne Frei­heits­s­tra­fe von mehr als ei­nem Jahr oder ei­ne frei­heits­ent­zie­hen­de Mass­nah­me, so hat sie die An­kla­ge vor Ge­richt per­sön­lich zu ver­tre­ten.

4 Die Ver­fah­rens­lei­tung kann die Staats­an­walt­schaft auch in an­de­ren Fäl­len zur per­sön­li­chen Ver­tre­tung der An­kla­ge ver­pflich­ten, wenn sie dies für nö­tig er­ach­tet.

5 Er­scheint die Staats­an­walt­schaft nicht an der Haupt­ver­hand­lung, ob­wohl sie da­zu ver­pflich­tet wä­re, so wird die Ver­hand­lung ver­scho­ben.

Art. 338 Privatklägerschaft und Dritte  

1 Die Ver­fah­rens­lei­tung kann die Pri­vat­klä­ger­schaft auf ihr Ge­such hin vom per­sön­li­chen Er­schei­nen dis­pen­sie­ren, wenn ih­re An­we­sen­heit nicht er­for­der­lich ist.

2 Dem von ei­ner be­an­trag­ten Ein­zie­hung be­trof­fe­nen Drit­ten ist das per­sön­li­che Er­schei­nen frei­ge­stellt.

3 Er­scheint die Pri­vat­klä­ger­schaft oder der von ei­ner be­an­trag­ten Ein­zie­hung be­trof­fe­ne Drit­te nicht per­sön­lich, so kann sie oder er sich ver­tre­ten las­sen oder schrift­li­che An­trä­ge stel­len.

2. Abschnitt: Beginn der Hauptverhandlung

Art. 339 Eröffnung; Vor- und Zwischenfragen  

1 Die Ver­fah­rens­lei­tung er­öff­net die Haupt­ver­hand­lung, gibt die Zu­sam­men­set­zung des Ge­richts be­kannt und stellt die An­we­sen­heit der vor­ge­la­de­nen Per­so­nen fest.

2 An­sch­lies­send kön­nen das Ge­richt und die Par­tei­en Vor­fra­gen auf­wer­fen, ins­be­son­de­re be­tref­fend:

a.
die Gül­tig­keit der An­kla­ge;
b.
die Pro­zess­vor­aus­set­zun­gen;
c.
Ver­fah­rens­hin­der­nis­se;
d.
die Ak­ten und die er­ho­be­nen Be­wei­se;
e.
die Öf­fent­lich­keit der Ver­hand­lung;
f.
die Zwei­tei­lung der Ver­hand­lung.

3 Das Ge­richt ent­schei­det un­ver­züg­lich über die Vor­fra­gen, nach­dem es den an­we­sen­den Par­tei­en das recht­li­che Ge­hör ge­währt hat.

4 Stel­len die Par­tei­en wäh­rend der Haupt­ver­hand­lung Zwi­schen­fra­gen, so be­han­delt sie das Ge­richt wie Vor­fra­gen.

5 Bei der Be­hand­lung von Vor- oder Zwi­schen­fra­gen kann das Ge­richt die Haupt­ver­hand­lung je­der­zeit ver­ta­gen, um die Ak­ten oder die Be­wei­se zu er­gän­zen oder durch die Staats­an­walt­schaft er­gän­zen zu las­sen.

Art. 340 Fortgang der Verhandlung  

1 Sind all­fäl­li­ge Vor­fra­gen be­han­delt, so hat dies zur Fol­ge, dass:

a.
die Haupt­ver­hand­lung oh­ne un­nö­ti­ge Un­ter­bre­chun­gen zu En­de zu füh­ren ist;
b.
die An­kla­ge nicht mehr zu­rück­ge­zo­gen und un­ter Vor­be­halt von Ar­ti­kel 333 nicht mehr ge­än­dert wer­den kann;
c.
zur An­we­sen­heit ver­pflich­te­te Par­tei­en den Ver­hand­lungs­ort nur noch mit Ein­wil­li­gung des Ge­richts ver­las­sen dür­fen; ver­lässt ei­ne Par­tei den Ver­hand­lungs­ort, so wird die Ver­hand­lung gleich­wohl fort­ge­setzt.

2 Nach der Be­hand­lung all­fäl­li­ger Vor­fra­gen gibt die Ver­fah­rens­lei­tung die An­trä­ge der Staats­an­walt­schaft be­kannt, falls die Par­tei­en nicht dar­auf ver­zich­ten.

3. Abschnitt: Beweisverfahren

Art. 341 Einvernahmen  

1 Die Ver­fah­rens­lei­tung oder ein von ihr be­stimm­tes Mit­glied des Ge­richts führt die Ein­ver­nah­men durch.

2 Die an­de­ren Mit­glie­der des Ge­richts und die Par­tei­en kön­nen durch die Ver­fah­rens­lei­tung Er­gän­zungs­fra­gen stel­len las­sen oder sie mit de­ren Er­mäch­ti­gung sel­ber stel­len.

3 Die Ver­fah­rens­lei­tung be­fragt zu Be­ginn des Be­weis­ver­fah­rens die be­schul­dig­te Per­son ein­ge­hend zu ih­rer Per­son, zur An­kla­ge und zu den Er­geb­nis­sen des Vor­ver­fah­rens.

Art. 342 Zweiteilung der Hauptverhandlung  

1 Das Ge­richt kann auf An­trag der be­schul­dig­ten Per­son oder der Staats­an­walt­schaft oder von Am­tes we­gen die Haupt­ver­hand­lung zwei­tei­len; da­bei kann es be­stim­men, dass:

a.
in ei­nem ers­ten Ver­fah­rens­teil nur die Tat- und die Schuld­fra­ge, in ei­nem zwei­ten die Fol­gen ei­nes Schuld- oder Frei­spruchs be­han­delt wer­den; oder
b.
in ei­nem ers­ten Ver­fah­rens­teil nur die Tat­fra­ge und in ei­nem zwei­ten die Schuld­fra­ge so­wie die Fol­gen ei­nes Schuld- oder Frei­spruchs be­han­delt wer­den.

2 Die Ent­schei­dung über die Zwei­tei­lung der Haupt­ver­hand­lung ist nicht an­fecht­bar.

3 Bei ei­ner Zwei­tei­lung dür­fen die per­sön­li­chen Ver­hält­nis­se der be­schul­dig­ten Per­son nur im Fal­le ei­nes Schuld­spruchs zum Ge­gen­stand der Haupt­ver­hand­lung ge­macht wer­den, es sei denn, dass sie für die Fra­ge des ob­jek­ti­ven oder sub­jek­ti­ven Tat­be­stan­des von Be­deu­tung sind.

4 Die Ent­schei­de über die Tat- und die Schuld­fra­ge wer­den nach ih­rer Be­ra­tung er­öff­net, sind je­doch erst mit dem ge­sam­ten Ur­teil an­fecht­bar.

Art. 343 Beweisabnahme  

1 Das Ge­richt er­hebt neue und er­gänzt un­voll­stän­dig er­ho­be­ne Be­wei­se.

2 Es er­hebt im Vor­ver­fah­ren nicht ord­nungs­ge­mä­ss er­ho­be­ne Be­wei­se noch­mals.

3 Es er­hebt im Vor­ver­fah­ren ord­nungs­ge­mä­ss er­ho­be­ne Be­wei­se noch­mals, so­fern die un­mit­tel­ba­re Kennt­nis des Be­weis­mit­tels für die Ur­teils­fäl­lung not­wen­dig er­scheint.

Art. 344 Abweichende rechtliche Würdigung  

Will das Ge­richt den Sach­ver­halt recht­lich an­ders wür­di­gen als die Staats­an­walt­schaft in der An­kla­ge­schrift, so er­öff­net es dies den an­we­sen­den Par­tei­en und gibt ih­nen Ge­le­gen­heit zur Stel­lung­nah­me.

Art. 345 Abschluss des Beweisverfahrens  

Vor Ab­schluss des Be­weis­ver­fah­rens gibt das Ge­richt den Par­tei­en Ge­le­gen­heit, wei­te­re Be­weis­an­trä­ge zu stel­len.

4. Abschnitt: Parteivorträge und Abschluss der Parteiverhandlungen

Art. 346 Parteivorträge  

1 Nach Ab­schluss des Be­weis­ver­fah­rens stel­len und be­grün­den die Par­tei­en ih­re An­trä­ge. Die Par­tei­vor­trä­ge fin­den in fol­gen­der Rei­hen­fol­ge statt:

a.
Staats­an­walt­schaft;
b.
Pri­vat­klä­ger­schaft;
c.
Drit­te, die von ei­ner be­an­trag­ten Ein­zie­hung (Art. 69–73 StGB157) be­trof­fen sind;
d.
be­schul­dig­te Per­son oder ih­re Ver­tei­di­gung.

2 Die Par­tei­en ha­ben das Recht auf einen zwei­ten Par­tei­vor­trag.

Art. 347 Abschluss der Parteiverhandlungen  

1 Die be­schul­dig­te Per­son hat nach Ab­schluss der Par­tei­vor­trä­ge das Recht auf das letz­te Wort.

2 An­sch­lies­send er­klärt die Ver­fah­rens­lei­tung die Par­teiver­hand­lun­gen für ge­schlos­sen.

5. Abschnitt: Urteil

Art. 348 Urteilsberatung  

1 Das Ge­richt zieht sich nach dem Ab­schluss der Par­teiver­hand­lun­gen zur ge­hei­men Ur­teils­be­ra­tung zu­rück.

2 Die Ge­richts­schrei­be­rin oder der Ge­richts­schrei­ber nimmt mit be­ra­ten­der Stim­me teil.

Art. 349 Ergänzung von Beweisen  

Ist der Fall noch nicht spruch­reif, so ent­schei­det das Ge­richt, die Be­wei­se zu er­gän­zen und die Par­teiver­hand­lun­gen wie­der auf­zu­neh­men.

Art. 350 Bindung an die Anklage; Grundlage des Urteils  

1 Das Ge­richt ist an den in der An­kla­ge um­schrie­be­nen Sach­ver­halt, nicht aber an die dar­in vor­ge­nom­me­ne recht­li­che Wür­di­gung ge­bun­den.

2 Es be­rück­sich­tigt die im Vor­ver­fah­ren und im Haupt­ver­fah­ren er­ho­be­nen Be­wei­se.

Art. 351 Urteilsfällung und Urteilseröffnung  

1 Kann das Ge­richt ma­te­ri­ell über die An­kla­ge ent­schei­den, so fällt es ein Ur­teil über die Schuld, die Sank­tio­nen und die wei­te­ren Fol­gen.

2 Es fällt sein Ur­teil in al­len Punk­ten mit ein­fa­cher Mehr­heit. Je­des Mit­glied ist zur Stimm­ab­ga­be ver­pflich­tet.

3 Es er­öff­net sein Ur­teil nach den Be­stim­mun­gen von Ar­ti­kel 84.

8. Titel: Besondere Verfahren

1. Kapitel: Strafbefehlsverfahren, Übertretungsstrafverfahren

1. Abschnitt: Strafbefehlsverfahren

Art. 352 Voraussetzungen  

1 Hat die be­schul­dig­te Per­son im Vor­ver­fah­ren den Sach­ver­halt ein­ge­stan­den oder ist die­ser an­der­wei­tig aus­rei­chend ge­klärt, so er­lässt die Staats­an­walt­schaft einen Straf­be­fehl, wenn sie, un­ter Ein­rech­nung ei­ner all­fäl­lig zu wi­der­ru­fen­den be­ding­ten Stra­fe oder be­ding­ten Ent­las­sung, ei­ne der fol­gen­den Stra­fen für aus­rei­chend hält:

a.
ei­ne Bus­se;
b.
ei­ne Geld­stra­fe von höchs­tens 180 Ta­ges­sät­zen;
c.158
d.
ei­ne Frei­heits­s­tra­fe von höchs­tens 6 Mo­na­ten.

2 Je­de die­ser Stra­fen kann mit ei­ner Mass­nah­me nach den Ar­ti­keln 66 und 67e–73 StGB159 ver­bun­den wer­den.160

3 Stra­fen nach Ab­satz 1 Buch­sta­ben b–d kön­nen mit­ein­an­der ver­bun­den wer­den, so­fern die ins­ge­samt aus­ge­spro­che­ne Stra­fe ei­ner Frei­heits­s­tra­fe von höchs­tens 6 Mo­na­ten ent­spricht. Ei­ne Ver­bin­dung mit Bus­se ist im­mer mög­lich.

158 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 3 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

159 SR 311.0

160 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 5 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

Art. 353 Inhalt und Eröffnung des Strafbefehls  

1 Der Straf­be­fehl ent­hält:

a.
die Be­zeich­nung der ver­fü­gen­den Be­hör­de;
b.
die Be­zeich­nung der be­schul­dig­ten Per­son;
c.
den Sach­ver­halt, wel­cher der be­schul­dig­ten Per­son zur Last ge­legt wird;
d.
die da­durch er­füll­ten Straf­tat­be­stän­de;
e.
die Sank­ti­on;
f.
den kurz be­grün­de­ten Wi­der­ruf ei­ner be­dingt aus­ge­spro­che­nen Sank­ti­on oder ei­ner be­ding­ten Ent­las­sung;
g.
die Kos­ten- und Ent­schä­di­gungs­fol­gen;
h.
die Be­zeich­nung be­schlag­nahm­ter Ge­gen­stän­de und Ver­mö­gens­wer­te, die frei­ge­ge­ben oder ein­ge­zo­gen wer­den;
i.
den Hin­weis auf die Mög­lich­keit der Ein­spra­che und die Fol­gen ei­ner un­ter­blie­be­nen Ein­spra­che;
j.
Ort und Da­tum der Aus­stel­lung;
k.
die Un­ter­schrift der aus­stel­len­den Per­son.

2 So­weit die be­schul­dig­te Per­son Zi­vil­for­de­run­gen der Pri­vat­klä­ger­schaft an­er­kannt hat, wird dies im Straf­be­fehl vor­ge­merkt. Nicht an­er­kann­te For­de­run­gen wer­den auf den Zi­vil­weg ver­wie­sen.

3 Der Straf­be­fehl wird den Per­so­nen und Be­hör­den, die zur Ein­spra­che be­fugt sind, un­ver­züg­lich schrift­lich er­öff­net.

Art. 354 Einsprache  

1 Ge­gen den Straf­be­fehl kön­nen bei der Staats­an­walt­schaft in­nert 10 Ta­gen schrift­lich Ein­spra­che er­he­ben:

a.
die be­schul­dig­te Per­son;
b.
wei­te­re Be­trof­fe­ne;
c.
so­weit vor­ge­se­hen die Ober- oder Ge­ne­ral­staats­an­walt­schaft des Bun­des oder des be­tref­fen­den Kan­tons im je­wei­li­gen eid­ge­nös­si­schen oder kan­to­na­len Ver­fah­ren.

2 Die Ein­spra­chen sind zu be­grün­den; aus­ge­nom­men ist die Ein­spra­che der be­schul­dig­ten Per­son.

3 Oh­ne gül­ti­ge Ein­spra­che wird der Straf­be­fehl zum rechts­kräf­ti­gen Ur­teil.

Art. 355 Verfahren bei Einsprache  

1 Wird Ein­spra­che er­ho­ben, so nimmt die Staats­an­walt­schaft die wei­te­ren Be­wei­se ab, die zur Be­ur­tei­lung der Ein­spra­che er­for­der­lich sind.

2 Bleibt ei­ne Ein­spra­che er­he­ben­de Per­son trotz Vor­la­dung ei­ner Ein­ver­nah­me un­ent­schul­digt fern, so gilt ih­re Ein­spra­che als zu­rück­ge­zo­gen.

3 Nach Ab­nah­me der Be­wei­se ent­schei­det die Staats­an­walt­schaft, ob sie:

a.
am Straf­be­fehl fest­hält;
b.
das Ver­fah­ren ein­stellt;
c.
einen neu­en Straf­be­fehl er­lässt;
d.
An­kla­ge beim ers­tin­stanz­li­chen Ge­richt er­hebt.
Art. 356 Verfahren vor dem erstinstanzlichen Gericht  

1 Ent­sch­liesst sich die Staats­an­walt­schaft, am Straf­be­fehl fest­zu­hal­ten, so über­weist sie die Ak­ten un­ver­züg­lich dem ers­tin­stanz­li­chen Ge­richt zur Durch­füh­rung des Haupt­ver­fah­rens. Der Straf­be­fehl gilt als An­kla­ge­schrift.

2 Das ers­tin­stanz­li­che Ge­richt ent­schei­det über die Gül­tig­keit des Straf­be­fehls und der Ein­spra­che.

3 Die Ein­spra­che kann bis zum Ab­schluss der Par­tei­vor­trä­ge zu­rück­ge­zo­gen wer­den.

4 Bleibt die Ein­spra­che er­he­ben­de Per­son der Haupt­ver­hand­lung un­ent­schul­digt fern und lässt sie sich auch nicht ver­tre­ten, so gilt ih­re Ein­spra­che als zu­rück­ge­zo­gen.

5 Ist der Straf­be­fehl un­gül­tig, so hebt das Ge­richt ihn auf und weist den Fall zur Durch­füh­rung ei­nes neu­en Vor­ver­fah­rens an die Staats­an­walt­schaft zu­rück.

6 Be­zieht sich die Ein­spra­che nur auf die Kos­ten und Ent­schä­di­gun­gen oder wei­te­re Ne­ben­fol­gen, so ent­schei­det das Ge­richt in ei­nem schrift­li­chen Ver­fah­ren, es sei denn, die Ein­spra­che er­he­ben­de Per­son ver­lan­ge aus­drück­lich ei­ne Ver­hand­lung.

7 Sind ge­gen meh­re­re Per­so­nen Straf­be­feh­le er­las­sen wor­den, die sich auf den glei­chen Sach­ver­halt be­zie­hen, so ist Ar­ti­kel 392 sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

2. Abschnitt: Übertretungsstrafverfahren

Art. 357  

1 Die zur Ver­fol­gung und Be­ur­tei­lung von Über­tre­tun­gen ein­ge­setz­ten Ver­wal­tungs­be­hör­den ha­ben die Be­fug­nis­se der Staats­an­walt­schaft.

2 Das Ver­fah­ren rich­tet sich sinn­ge­mä­ss nach den Vor­schrif­ten über das Straf­be­fehls­ver­fah­ren.

3 Ist der Über­tre­tungs­tat­be­stand nicht er­füllt, so stellt die Über­tre­tungs­straf­be­hör­de das Ver­fah­ren mit ei­ner kurz be­grün­de­ten Ver­fü­gung ein.

4 Ist der zu be­ur­tei­len­de Sach­ver­halt nach Auf­fas­sung der Über­tre­tungs­straf­be­hör­de als Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen straf­bar, so über­weist sie den Fall der Staats­an­walt­schaft.

2. Kapitel: Abgekürztes Verfahren

Art. 358 Grundsätze  

1 Die be­schul­dig­te Per­son kann der Staats­an­walt­schaft bis zur An­kla­ge­er­he­bung die Durch­füh­rung des ab­ge­kürz­ten Ver­fah­rens be­an­tra­gen, wenn sie den Sach­ver­halt, der für die recht­li­che Wür­di­gung we­sent­lich ist, ein­ge­steht und die Zi­vil­an­sprü­che zu­min­dest im Grund­satz an­er­kennt.

2 Das ab­ge­kürz­te Ver­fah­ren ist aus­ge­schlos­sen, wenn die Staats­an­walt­schaft ei­ne Frei­heits­s­tra­fe von mehr als fünf Jah­ren ver­langt.

Art. 359 Einleitung  

1 Die Staats­an­walt­schaft ent­schei­det über die Durch­füh­rung des ab­ge­kürz­ten Ver­fah­rens end­gül­tig. Die Ver­fü­gung muss nicht be­grün­det wer­den.

2 Die Staats­an­walt­schaft teilt den Par­tei­en die Durch­füh­rung des ab­ge­kürz­ten Ver­fah­rens mit und setzt der Pri­vat­klä­ger­schaft ei­ne Frist von 10 Ta­gen, um Zi­vil­an­sprü­che und die For­de­rung auf Ent­schä­di­gung für not­wen­di­ge Auf­wen­dun­gen im Ver­fah­ren an­zu­mel­den.

Art. 360 Anklageschrift  

1 Die An­kla­ge­schrift ent­hält:

a.
die An­ga­ben nach den Ar­ti­keln 325 und 326;
b.
das Straf­mass;
c.
Mass­nah­men;
d.
Wei­sun­gen bei Ge­wäh­rung des be­ding­ten Straf­voll­zugs;
e.
den Wi­der­ruf von be­dingt aus­ge­spro­che­nen Sank­tio­nen oder Ent­las­sun­gen aus dem Sank­ti­ons­voll­zug;
f.
die Re­ge­lung der zi­vil­recht­li­chen An­sprü­che der Pri­vat­klä­ger­schaft;
g.
die Kos­ten- und Ent­schä­di­gungs­fol­gen;
h.
den Hin­weis an die Par­tei­en, dass die­se mit der Zu­stim­mung zur An­kla­ge­schrift auf ein or­dent­li­ches Ver­fah­ren so­wie auf Rechts­mit­tel ver­zich­ten.

2 Die Staats­an­walt­schaft er­öff­net die An­kla­ge­schrift den Par­tei­en. Die­se ha­ben in­nert zehn Ta­gen zu er­klä­ren, ob sie der An­kla­ge­schrift zu­stim­men oder sie ab­leh­nen. Die Zu­stim­mung ist un­wi­der­ruf­lich.

3 Lehnt die Pri­vat­klä­ger­schaft die An­kla­ge­schrift in­nert Frist nicht schrift­lich ab, so gilt dies als Zu­stim­mung.

4 Stim­men die Par­tei­en zu, so über­mit­telt die Staats­an­walt­schaft die An­kla­ge­schrift mit den Ak­ten dem ers­tin­stanz­li­chen Ge­richt.

5 Stimmt ei­ne Par­tei nicht zu, so führt die Staats­an­walt­schaft ein or­dent­li­ches Vor­ver­fah­ren durch.

Art. 361 Hauptverhandlung  

1 Das ers­tin­stanz­li­che Ge­richt führt ei­ne Haupt­ver­hand­lung durch.

2 An der Haupt­ver­hand­lung be­fragt das Ge­richt die be­schul­dig­te Per­son und stellt fest, ob:

a.
sie den Sach­ver­halt an­er­kennt, wel­cher der An­kla­ge zu Grun­de liegt; und
b.
die­se Er­klä­rung mit der Ak­ten­la­ge über­ein­stimmt.

3 Das Ge­richt be­fragt wenn nö­tig auch die üb­ri­gen an­we­sen­den Par­tei­en.

4 Ein Be­weis­ver­fah­ren fin­det nicht statt.

Art. 362 Urteil oder ablehnender Entscheid  

1 Das Ge­richt be­fin­det frei dar­über, ob:

a.
die Durch­füh­rung des ab­ge­kürz­ten Ver­fah­rens recht­mäs­sig und an­ge­bracht ist;
b.
die An­kla­ge mit dem Er­geb­nis der Haupt­ver­hand­lung und mit den Ak­ten über­ein­stimmt; und
c.
die be­an­trag­ten Sank­tio­nen an­ge­mes­sen sind.

2 Sind die Vor­aus­set­zun­gen für ein Ur­teil im ab­ge­kürz­ten Ver­fah­ren er­füllt, so er­hebt das Ge­richt die Straf­tat­be­stän­de, Sank­tio­nen und Zi­vil­an­sprü­che der An­kla­ge­schrift zum Ur­teil. Die Er­fül­lung der Vor­aus­set­zun­gen für das ab­ge­kürz­te Ver­fah­ren wird sum­ma­risch be­grün­det.

3 Sind die Vor­aus­set­zun­gen für ein Ur­teil im ab­ge­kürz­ten Ver­fah­ren nicht er­füllt, so weist das Ge­richt die Ak­ten an die Staats­an­walt­schaft zur Durch­füh­rung ei­nes or­dent­li­chen Vor­ver­fah­rens zu­rück. Das Ge­richt er­öff­net den Par­tei­en sei­nen ab­leh­nen­den Ent­scheid münd­lich so­wie schrift­lich im Dis­po­si­tiv. Die­ser Ent­scheid ist nicht an­fecht­bar.

4 Er­klä­run­gen, die von den Par­tei­en im Hin­blick auf das ab­ge­kürz­te Ver­fah­ren ab­ge­ge­ben wor­den sind, sind nach der Ab­leh­nung ei­nes Ur­teils im ab­ge­kürz­ten Ver­fah­ren in ei­nem fol­gen­den or­dent­li­chen Ver­fah­ren nicht ver­wert­bar.

5 Mit der Be­ru­fung ge­gen ein Ur­teil im ab­ge­kürz­ten Ver­fah­ren kann ei­ne Par­tei nur gel­tend ma­chen, sie ha­be der An­kla­ge­schrift nicht zu­ge­stimmt oder das Ur­teil ent­spre­che der An­kla­ge­schrift nicht.

3. Kapitel: Verfahren bei selbstständigen nachträglichen Entscheiden des Gerichts

Art. 363 Zuständigkeit  

1 Das Ge­richt, wel­ches das ers­tin­stanz­li­che Ur­teil ge­fällt hat, trifft auch die ei­ner ge­richt­li­chen Be­hör­de über­tra­ge­nen selbst­stän­di­gen nach­träg­li­chen Ent­schei­de, so­fern Bund oder Kan­to­ne nichts an­de­res be­stim­men.

2 Hat die Staats­an­walt­schaft im Straf­be­fehls­ver­fah­ren oder die Über­tre­tungs­straf­be­hör­de im Über­tre­tungs­straf­ver­fah­ren ent­schie­den, so tref­fen die­se Be­hör­den auch die nach­träg­li­chen Ent­schei­de.

3 Für nach­träg­li­che Ent­schei­de, die nicht dem Ge­richt zu­ste­hen, be­stim­men Bund und Kan­to­ne die zu­stän­di­gen Be­hör­den.

Art. 364 Verfahren  

1 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de lei­tet das Ver­fah­ren auf Er­lass ei­nes nach­träg­li­chen rich­ter­li­chen Ent­scheids von Am­tes we­gen ein, so­fern das Bun­des­recht nichts an­de­res be­stimmt. Sie reicht dem Ge­richt die ent­spre­chen­den Ak­ten so­wie ih­ren An­trag ein.

2 In den üb­ri­gen Fäl­len kön­nen die ver­ur­teil­te Per­son oder an­de­re da­zu be­rech­tig­te Per­so­nen mit ei­nem schrift­li­chen und be­grün­de­ten Ge­such die Ein­lei­tung des Ver­fah­rens be­an­tra­gen.

3 Das Ge­richt prüft, ob die Vor­aus­set­zun­gen für den nach­träg­li­chen rich­ter­li­chen Ent­scheid er­füllt sind, und er­gänzt wenn nö­tig die Ak­ten oder lässt wei­te­re Er­he­bun­gen durch die Po­li­zei durch­füh­ren.

4 Es gibt den be­trof­fe­nen Per­so­nen und Be­hör­den Ge­le­gen­heit, sich zum vor­ge­se­he­nen Ent­scheid zu äus­sern und An­trä­ge zu stel­len.

Art. 364a Sicherheitshaft im Hinblick auf einen selbstständigen nachträglichen Entscheid des Gerichts 161  

1 Die Be­hör­de, die für die Ein­lei­tung des Ver­fah­rens auf Er­lass ei­nes selbst­stän­di­gen nach­träg­li­chen Ent­scheids des Ge­richts zu­stän­dig ist, kann die ver­ur­teil­te Per­son fest­neh­men las­sen, wenn ernst­haft zu er­war­ten ist, dass:

a.
ge­gen die Per­son der Voll­zug ei­ner frei­heits­ent­zie­hen­den Sank­ti­on an­ge­ord­net wird; und
b.
die Per­son:
1.
sich de­ren Voll­zug ent­zieht, oder
2.
er­neut ein Ver­bre­chen oder ein schwe­res Ver­ge­hen be­geht.

2 Das Ver­fah­ren rich­tet sich sinn­ge­mä­ss nach den Ar­ti­keln 222–228.

3 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de reicht dem für den selbst­stän­di­gen nach­träg­li­chen Ent­scheid zu­stän­di­gen Ge­richt so rasch als mög­lich die ent­spre­chen­den Ak­ten und ih­ren An­trag ein.

161 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2020 (Si­cher­heits­haft im selbst­stän­di­gen nach­träg­li­chen Ver­fah­ren), in Kraft seit 1. März 2021 (AS 2021 75; BBl 2019 6697)

Art. 364b Sicherheitshaft während des Gerichtsverfahrens 162  

1 Die Ver­fah­rens­lei­tung kann die ver­ur­teil­te Per­son un­ter den Vor­aus­set­zun­gen von Ar­ti­kel 364aAb­satz 1 fest­neh­men las­sen.

2 Sie führt in sinn­ge­mäs­ser An­wen­dung von Ar­ti­kel 224 ein Haft­ver­fah­ren durch und be­an­tragt dem Zwangs­mass­nah­men­ge­richt be­zie­hungs­wei­se der Ver­fah­rens­lei­tung des Be­ru­fungs­ge­richts die An­ord­nung der Si­cher­heits­haft. Das Ver­fah­ren rich­tet sich sinn­ge­mä­ss nach den Ar­ti­keln 225 und 226.

3 Bei vor­be­ste­hen­der Si­cher­heits­haft rich­tet sich das Ver­fah­ren sinn­ge­mä­ss nach Ar­ti­kel 227.

4 Im Üb­ri­gen gel­ten die Ar­ti­kel 222 und 230–233 sinn­ge­mä­ss.

162 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2020 (Si­cher­heits­haft im selbst­stän­di­gen nach­träg­li­chen Ver­fah­ren), in Kraft seit 1. März 2021 (AS 2021 75; BBl 2019 6697)

Art. 365 Entscheid  

1 Das Ge­richt ent­schei­det ge­stützt auf die Ak­ten. Es kann auch ei­ne Ver­hand­lung an­ord­nen.

2 Es er­lässt sei­nen Ent­scheid schrift­lich und be­grün­det ihn kurz. Hat ei­ne Ver­hand­lung statt­ge­fun­den, so er­öff­net es sei­nen Ent­scheid so­fort münd­lich.

4. Kapitel: Verfahren bei Abwesenheit der beschuldigten Person

1. Abschnitt: Voraussetzungen und Durchführung

Art. 366 Voraussetzungen  

1 Bleibt ei­ne ord­nungs­ge­mä­ss vor­ge­la­de­ne be­schul­dig­te Per­son der ers­tin­stanz­li­chen Haupt­ver­hand­lung fern, so setzt das Ge­richt ei­ne neue Ver­hand­lung an und lädt die Per­son da­zu wie­der­um vor oder lässt sie vor­füh­ren. Es er­hebt die Be­wei­se, die kei­nen Auf­schub er­tra­gen.

2 Er­scheint die be­schul­dig­te Per­son zur neu an­ge­setz­ten Haupt­ver­hand­lung nicht oder kann sie nicht vor­ge­führt wer­den, so kann die Haupt­ver­hand­lung in ih­rer Ab­we­sen­heit durch­ge­führt wer­den. Das Ge­richt kann das Ver­fah­ren auch sis­tie­ren.

3 Hat sich die be­schul­dig­te Per­son sel­ber in den Zu­stand der Ver­hand­lungs­un­fä­hig­keit ver­setzt oder wei­gert sie sich, aus der Haft zur Haupt­ver­hand­lung vor­ge­führt zu wer­den, so kann das Ge­richt so­fort ein Ab­we­sen­heits­ver­fah­ren durch­füh­ren.

4 Ein Ab­we­sen­heits­ver­fah­ren kann nur statt­fin­den, wenn:

a.
die be­schul­dig­te Per­son im bis­he­ri­gen Ver­fah­ren aus­rei­chend Ge­le­gen­heit hat­te, sich zu den ihr vor­ge­wor­fe­nen Straf­ta­ten zu äus­sern; und
b.
die Be­weis­la­ge ein Ur­teil oh­ne ih­re An­we­sen­heit zu­lässt.
Art. 367 Durchführung und Entscheid  

1 Die Par­tei­en und die Ver­tei­di­gung wer­den zum Par­tei­vor­trag zu­ge­las­sen.

2 Das Ge­richt ur­teilt auf­grund der im Vor­ver­fah­ren und im Haupt­ver­fah­ren er­ho­be­nen Be­wei­se.

3 Nach Ab­schluss der Par­tei­vor­trä­ge kann das Ge­richt ein Ur­teil fäl­len oder das Ver­fah­ren sis­tie­ren, bis die be­schul­dig­te Per­son per­sön­lich vor Ge­richt er­scheint.

4 Im Üb­ri­gen rich­tet sich das Ab­we­sen­heits­ver­fah­ren nach den Be­stim­mun­gen über das ers­tin­stanz­li­che Haupt­ver­fah­ren.

2. Abschnitt: Neue Beurteilung

Art. 368 Gesuch um neue Beurteilung  

1 Kann das Ab­we­sen­heits­ur­teil per­sön­lich zu­ge­stellt wer­den, so wird die ver­ur­teil­te Per­son dar­auf auf­merk­sam ge­macht, dass sie in­nert 10 Ta­gen beim Ge­richt, wel­ches das Ur­teil ge­fällt hat, schrift­lich oder münd­lich ei­ne neue Be­ur­tei­lung ver­lan­gen kann.

2 Im Ge­such hat die ver­ur­teil­te Per­son kurz zu be­grün­den, wes­halb sie an der Haupt­ver­hand­lung nicht teil­neh­men konn­te.

3 Das Ge­richt lehnt das Ge­such ab, wenn die ver­ur­teil­te Per­son ord­nungs­ge­mä­ss vor­ge­la­den wor­den, aber der Haupt­ver­hand­lung un­ent­schul­digt fern­ge­blie­ben ist.

Art. 369 Verfahren  

1 Sind die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne neue Be­ur­tei­lung vor­aus­sicht­lich er­füllt, so setzt die Ver­fah­rens­lei­tung ei­ne neue Haupt­ver­hand­lung an. An die­ser ent­schei­det das Ge­richt über das Ge­such um neue Be­ur­tei­lung und fällt ge­ge­be­nen­falls ein neu­es Ur­teil.

2 Die Rechts­mit­tel­in­stan­zen sis­tie­ren die von an­de­ren Par­tei­en ein­ge­lei­te­ten Rechts­mit­tel­ver­fah­ren.

3 Die Ver­fah­rens­lei­tung ent­schei­det bis zur Haupt­ver­hand­lung über die Ge­wäh­rung der auf­schie­ben­den Wir­kung so­wie über die Si­cher­heits­haft.

4 Bleibt die ver­ur­teil­te Per­son der Haupt­ver­hand­lung er­neut un­ent­schul­digt fern, so bleibt das Ab­we­sen­heits­ur­teil be­ste­hen.

5 Das Ge­such um neue Be­ur­tei­lung kann bis zum Schluss der Par­teiver­hand­lun­gen un­ter Kos­ten- und Ent­schä­di­gungs­fol­ge zu­rück­ge­zo­gen wer­den.

Art. 370 Neues Urteil  

1 Das Ge­richt fällt ein neu­es Ur­teil. Da­ge­gen kön­nen die üb­li­chen Rechts­mit­tel er­grif­fen wer­den.

2 Mit der Rechts­kraft des neu­en Ur­teils fal­len das Ab­we­sen­heits­ur­teil, die da­ge­gen er­grif­fe­nen Rechts­mit­tel und die im Rechts­mit­tel­ver­fah­ren be­reits er­gan­ge­nen Ent­schei­de da­hin.

Art. 371 Verhältnis zur Berufung  

1 So­lan­ge die Be­ru­fungs­frist noch läuft, kann die ver­ur­teil­te Per­son ne­ben oder statt dem Ge­such um neue Be­ur­tei­lung auch die Be­ru­fung ge­gen das Ab­we­sen­heits­ur­teil er­klä­ren. Sie ist über die­se Mög­lich­keit im Sin­ne von Ar­ti­kel 368 Ab­satz 1 zu in­for­mie­ren.

2 Auf ei­ne Be­ru­fung wird nur ein­ge­tre­ten, wenn das Ge­such um neue Be­ur­tei­lung ab­ge­lehnt wur­de.

5. Kapitel: Selbstständige Massnahmeverfahren

1. Abschnitt: Anordnung der Friedensbürgschaft

Art. 372 Voraussetzungen und Zuständigkeit  

1 Kann ei­ne Frie­dens­bürg­schaft nach Ar­ti­kel 66 StGB163 nicht im Rah­men des Straf­ver­fah­rens ge­gen die be­schul­dig­te Per­son an­ge­ord­net wer­den, so fin­det ein selbst­stän­di­ges Ver­fah­ren statt.

2 Be­fin­det sich die be­schul­dig­te Per­son we­gen Wie­der­ho­lungs- oder Aus­füh­rungs­ge­fahr in Haft, so wird kei­ne Frie­dens­bürg­schaft an­ge­ord­net.

3 Das Ge­such um Ein­lei­tung des selbst­stän­di­gen Ver­fah­rens ist bei der Staats­an­walt­schaft des Or­tes ein­zu­rei­chen, an dem die Dro­hung aus­ge­spro­chen oder die Wie­der­ho­lungs­ab­sicht ge­äus­sert wor­den ist.

Art. 373 Verfahren  

1 Die Staats­an­walt­schaft be­fragt die be­tei­lig­ten Per­so­nen und über­mit­telt an­sch­lies­send die Ak­ten dem Zwangs­mass­nah­men­ge­richt. Die­ses ord­net die in Ar­ti­kel 66 StGB164 ge­nann­ten Mass­nah­men an. Ge­gen die An­ord­nung von Haft kann die be­trof­fe­ne Per­son bei der Be­schwer­de­in­stanz Be­schwer­de füh­ren.

2 Die be­droh­te Per­son hat die glei­chen Rech­te wie die Pri­vat­klä­ger­schaft. Sie kann in be­grün­de­ten Fäl­len ver­pflich­tet wer­den, für die Kos­ten des Ver­fah­rens und für Ent­schä­di­gun­gen Si­cher­heit zu leis­ten.

3 Die dro­hen­de Per­son hat die Rech­te ei­ner be­schul­dig­ten Per­son.

4 Ver­fällt die Si­cher­heits­leis­tung ge­mä­ss Ar­ti­kel 66 Ab­satz 3 StGB dem Staat, so wird dar­über in An­wen­dung von Ar­ti­kel 240 ver­fügt.

5 Droht von ei­ner Per­son un­mit­tel­bar Ge­fahr, so kann die Staats­an­walt­schaft die­se Per­son vor­läu­fig in Haft set­zen oder an­de­re Schutz­mass­nah­men tref­fen. Die Staats­an­walt­schaft führt die Per­son un­ver­züg­lich dem zu­stän­di­gen Zwangs­mass­nah­men­ge­richt zu; die­ses ent­schei­det über die An­ord­nung der Haft.

2. Abschnitt: Verfahren bei einer schuldunfähigen beschuldigten Person

Art. 374 Voraussetzungen und Verfahren  

1 Ist ei­ne be­schul­dig­te Per­son schul­d­un­fä­hig und kommt ei­ne An­wen­dung der Ar­ti­kel 19 Ab­satz 4 oder 263 StGB165 nicht in Be­tracht, so be­an­tragt die Staats­an­walt­schaft dem ers­tin­stanz­li­chen Ge­richt schrift­lich ei­ne Mass­nah­me nach den Ar­ti­keln 59–61, 63, 64, 67, 67b oder 67eStGB, oh­ne vor­her das Ver­fah­ren we­gen Schul­d­un­fä­hig­keit ein­zu­stel­len.166

2 Das ers­tin­stanz­li­che Ge­richt kann mit Rück­sicht auf den Ge­sund­heits­zu­stand oder zum Schutz der Per­sön­lich­keit der be­schul­dig­ten Per­son:

a.
in Ab­we­sen­heit der be­schul­dig­ten Per­son ver­han­deln;
b.
die Öf­fent­lich­keit von den Ver­hand­lun­gen aus­sch­lies­sen.

3 Es gibt der Pri­vat­klä­ger­schaft Ge­le­gen­heit, sich zum An­trag der Staats­an­walt­schaft und zu ih­rer Zi­vil­kla­ge zu äus­sern.

4 Im Üb­ri­gen gel­ten die Be­stim­mun­gen über das ers­tin­stanz­li­che Haupt­ver­fah­ren.

165 SR 311.0

166 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 2055; BBl 20128819).

Art. 375 Entscheid  

1 Das Ge­richt ord­net die be­an­trag­te oder an­de­re Mass­nah­men an, wenn es die Tä­ter­schaft und die Schul­d­un­fä­hig­keit für er­wie­sen und die Mass­nah­me für er­for­der­lich hält. Gleich­zei­tig ent­schei­det es über die gel­tend ge­mach­ten Zi­vil­an­sprü­che.

2 Die An­ord­nung der Mass­nah­me und der Ent­scheid über die Zi­vil­an­sprü­che er­ge­hen in ei­nem Ur­teil.

3 Er­ach­tet das Ge­richt die be­schul­dig­te Per­son als schuld­fä­hig oder als für die im Zu­stand der Schul­d­un­fä­hig­keit be­gan­ge­nen Straf­ta­ten ver­ant­wort­lich, so weist es den An­trag der Staats­an­walt­schaft ab. Mit der Rechts­kraft die­ses Ent­scheids wird das Vor­ver­fah­ren ge­gen die be­schul­dig­te Per­son wei­ter­ge­führt.

3. Abschnitt: Selbstständiges Einziehungsverfahren

Art. 376 Voraussetzungen  

Ein selbst­stän­di­ges Ein­zie­hungs­ver­fah­ren wird durch­ge­führt, wenn aus­ser­halb ei­nes Straf­ver­fah­rens über die Ein­zie­hung von Ge­gen­stän­den oder Ver­mö­gens­wer­ten zu ent­schei­den ist.

Art. 377 Verfahren  

1 Ge­gen­stän­de oder Ver­mö­gens­wer­te, die vor­aus­sicht­lich in ei­nem selbst­stän­di­gen Ver­fah­ren ein­zu­zie­hen sind, wer­den be­schlag­nahmt.

2 Sind die Vor­aus­set­zun­gen für die Ein­zie­hung er­füllt, so ord­net die Staats­an­walt­schaft die Ein­zie­hung in ei­nem Ein­zie­hungs­be­fehl an; sie gibt der be­trof­fe­nen Per­son Ge­le­gen­heit zur Stel­lung­nah­me.

3 Sind die Vor­aus­set­zun­gen nicht er­füllt, so ver­fügt sie die Ein­stel­lung des Ver­fah­rens und gibt die Ge­gen­stän­de oder Ver­mö­gens­wer­te der be­rech­tig­ten Per­son zu­rück.

4 Das Ein­spra­che­ver­fah­ren rich­tet sich nach den Be­stim­mun­gen über den Straf­be­fehl. Ein all­fäl­li­ger Ent­scheid des Ge­richts er­geht in Form ei­nes Be­schlus­ses oder ei­ner Ver­fü­gung.

Art. 378 Verwendung zugunsten der geschädigten Person  

Die Staats­an­walt­schaft oder das Ge­richt ent­schei­det auch über die An­trä­ge der ge­schä­dig­ten Per­son auf Ver­wen­dung der ein­ge­zo­ge­nen Ge­gen­stän­de und Ver­mö­gens­wer­te zu ih­ren Guns­ten. Ar­ti­kel 267 Ab­sät­ze 3–6 ist sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

9. Titel: Rechtsmittel

1. Kapitel: Allgemeine Bestimmungen

Art. 379 Anwendbare Vorschriften  

Das Rechts­mit­tel­ver­fah­ren rich­tet sich sinn­ge­mä­ss nach den all­ge­mei­nen Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes, so­weit die­ser Ti­tel kei­ne be­son­de­ren Be­stim­mun­gen ent­hält.

Art. 380 Endgültige oder nicht anfechtbare Entscheide  

Be­zeich­net die­ses Ge­setz einen Ent­scheid als end­gül­tig oder nicht an­fecht­bar, so ist da­ge­gen kein Rechts­mit­tel nach die­sem Ge­setz zu­läs­sig.

Art. 381 Legitimation der Staatsanwaltschaft  

1 Die Staats­an­walt­schaft kann ein Rechts­mit­tel zu­guns­ten oder zu­un­guns­ten der be­schul­dig­ten oder ver­ur­teil­ten Per­son er­grei­fen.

2 Se­hen Bund oder Kan­to­ne ei­ne Ober- oder Ge­ne­ral­staats­an­walt­schaft vor, so be­stim­men sie, wel­che Staats­an­walt­schaft be­rech­tigt ist, Rechts­mit­tel zu er­grei­fen.

3 Sie re­geln, wel­che Be­hör­den im Über­tre­tungs­straf­ver­fah­ren Rechts­mit­tel er­grei­fen kön­nen.

4 Die Staats­an­walt­schaft des Bun­des kann ge­gen kan­to­na­le Ent­schei­de Rechts­mit­tel er­grei­fen, wenn:

a.
das Bun­des­recht vor­sieht, dass ihr oder ei­ner an­de­ren Bun­des­be­hör­de der Ent­scheid mit­zu­tei­len ist;
b.
sie die Strafsa­che den kan­to­na­len Be­hör­den zur Un­ter­su­chung und Be­ur­tei­lung über­wie­sen hat.
Art. 382 Legitimation der übrigen Parteien  

1 Je­de Par­tei, die ein recht­lich ge­schütz­tes In­ter­es­se an der Auf­he­bung oder Än­de­rung ei­nes Ent­schei­des hat, kann ein Rechts­mit­tel er­grei­fen.

2 Die Pri­vat­klä­ger­schaft kann einen Ent­scheid hin­sicht­lich der aus­ge­spro­che­nen Sank­ti­on nicht an­fech­ten.

3 Nach dem To­de der be­schul­dig­ten oder ver­ur­teil­ten Per­son oder der Pri­vat­klä­ger­schaft kön­nen die An­ge­hö­ri­gen im Sin­ne von Ar­ti­kel 110 Ab­satz 1 StGB167 in der Rei­hen­fol­ge der Erb­be­rech­ti­gung ein Rechts­mit­tel er­grei­fen oder das Rechts­mit­tel­ver­fah­ren wei­ter­füh­ren, so­weit sie in ih­ren recht­lich ge­schütz­ten In­ter­es­sen be­trof­fen sind.

Art. 383 Sicherheitsleistung  

1 Die Ver­fah­rens­lei­tung der Rechts­mit­tel­in­stanz kann die Pri­vat­klä­ger­schaft ver­pflich­ten, in­nert ei­ner Frist für all­fäl­li­ge Kos­ten und Ent­schä­di­gun­gen Si­cher­heit zu leis­ten. Ar­ti­kel 136 bleibt vor­be­hal­ten.

2 Wird die Si­cher­heit nicht frist­ge­recht ge­leis­tet, so tritt die Rechts­mit­tel­in­stanz auf das Rechts­mit­tel nicht ein.

Art. 384 Fristbeginn  

Die Rechts­mit­tel­frist be­ginnt:

a.
im Fal­le ei­nes Ur­teils: mit der Aus­hän­di­gung oder Zu­stel­lung des schrift­li­chen Dis­po­si­tivs;
b.
bei an­dern Ent­schei­den: mit der Zu­stel­lung des Ent­schei­des;
c.
bei ei­ner nicht schrift­lich er­öff­ne­ten Ver­fah­rens­hand­lung: mit der Kennt­nis­nah­me.
Art. 385 Begründung und Form  

1 Ver­langt die­ses Ge­setz, dass das Rechts­mit­tel be­grün­det wird, so hat die Per­son oder die Be­hör­de, die das Rechts­mit­tel er­greift, ge­nau an­zu­ge­ben:

a.
wel­che Punk­te des Ent­schei­des sie an­ficht;
b.
wel­che Grün­de einen an­de­ren Ent­scheid na­he le­gen;
c.
wel­che Be­weis­mit­tel sie an­ruft.

2 Er­füllt die Ein­ga­be die­se An­for­de­run­gen nicht, so weist die Rechts­mit­tel­in­stanz sie zur Ver­bes­se­rung in­ner­halb ei­ner kur­z­en Nach­frist zu­rück. Ge­nügt die Ein­ga­be auch nach Ab­lauf der Nach­frist den An­for­de­run­gen nicht, so tritt die Rechts­mit­tel­in­stanz auf das Rechts­mit­tel nicht ein.

3 Die un­rich­ti­ge Be­zeich­nung ei­nes Rechts­mit­tels be­ein­träch­tigt sei­ne Gül­tig­keit nicht.

Art. 386 Verzicht und Rückzug  

1 Wer be­rech­tigt ist, ein Rechts­mit­tel zu er­grei­fen, kann nach Er­öff­nung des an­fecht­ba­ren Ent­scheids durch schrift­li­che oder münd­li­che Er­klä­rung ge­gen­über der ent­schei­den­den Be­hör­de auf die Aus­übung die­ses Rechts ver­zich­ten.

2 Wer ein Rechts­mit­tel er­grif­fen hat, kann die­ses zu­rück­zie­hen:

a.
bei münd­li­chen Ver­fah­ren: bis zum Ab­schluss der Par­teiver­hand­lun­gen;
b.
bei schrift­li­chen Ver­fah­ren: bis zum Ab­schluss des Schrif­ten­wech­sels und all­fäl­li­ger Be­weis- oder Ak­ten­er­gän­zun­gen.

3 Ver­zicht und Rück­zug sind end­gül­tig, es sei denn, die Par­tei sei durch Täu­schung, ei­ne Straf­tat oder ei­ne un­rich­ti­ge be­hörd­li­che Aus­kunft zu ih­rer Er­klä­rung ver­an­lasst wor­den.

Art. 387 Aufschiebende Wirkung  

Rechts­mit­tel ha­ben kei­ne auf­schie­ben­de Wir­kung; vor­be­hal­ten blei­ben ab­wei­chen­de Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes oder An­ord­nun­gen der Ver­fah­rens­lei­tung der Rechts­mit­tel­in­stanz.

Art. 388 Verfahrensleitende und vorsorgliche Massnahmen  

Die Ver­fah­rens­lei­tung der Rechts­mit­tel­in­stanz trifft die not­wen­di­gen und un­auf­schieb­ba­ren ver­fah­rens­lei­ten­den und vor­sorg­li­chen Mass­nah­men. Sie kann na­ment­lich:

a.
die Staats­an­walt­schaft mit un­auf­schieb­ba­ren Be­weis­er­he­bun­gen be­auf­tra­gen;
b.
die Haft an­ord­nen;
c.
ei­ne amt­li­che Ver­tei­di­gung be­stel­len.
Art. 389 Beweisergänzungen  

1 Das Rechts­mit­tel­ver­fah­ren be­ruht auf den Be­wei­sen, die im Vor­ver­fah­ren und im ers­tin­stanz­li­chen Haupt­ver­fah­ren er­ho­ben wor­den sind.

2 Be­weis­ab­nah­men des ers­tin­stanz­li­chen Ge­richts wer­den nur wie­der­holt, wenn:

a.
Be­weis­vor­schrif­ten ver­letzt wor­den sind;
b.
die Be­weis­er­he­bun­gen un­voll­stän­dig wa­ren;
c.
die Ak­ten über die Be­weis­er­he­bun­gen un­zu­ver­läs­sig er­schei­nen.

3 Die Rechts­mit­tel­in­stanz er­hebt von Am­tes we­gen oder auf An­trag ei­ner Par­tei die er­for­der­li­chen zu­sätz­li­chen Be­wei­se.

Art. 390 Schriftliches Verfahren  

1 Wer ein Rechts­mit­tel er­grei­fen will, für wel­ches die­ses Ge­setz das schrift­li­che Ver­fah­ren vor­schreibt, hat ei­ne Rechts­mit­tel­schrift ein­zu­rei­chen.

2 Ist das Rechts­mit­tel nicht of­fen­sicht­lich un­zu­läs­sig oder un­be­grün­det, so stellt die Ver­fah­rens­lei­tung den an­de­ren Par­tei­en und der Vor­in­stanz die Rechts­mit­tel­schrift zur Stel­lung­nah­me zu. Kann die Rechts­mit­tel­schrift nicht zu­ge­stellt wer­den oder bleibt ei­ne Stel­lung­nah­me aus, so wird das Ver­fah­ren gleich­wohl wei­ter­ge­führt.

3 Die Rechts­mit­tel­in­stanz ord­net wenn nö­tig einen zwei­ten Schrif­ten­wech­sel an.

4 Sie fällt ih­ren Ent­scheid auf dem Zir­ku­lar­weg oder in ei­ner nicht öf­fent­li­chen Be­ra­tung auf­grund der Ak­ten und der zu­sätz­li­chen Be­weis­ab­nah­men.

5 Sie kann von Am­tes we­gen oder auf An­trag ei­ner Par­tei ei­ne Ver­hand­lung an­ord­nen.

Art. 391 Entscheid  

1 Die Rechts­mit­tel­in­stanz ist bei ih­rem Ent­scheid nicht ge­bun­den an:

a.
die Be­grün­dun­gen der Par­tei­en;
b.
die An­trä­ge der Par­tei­en, aus­ser wenn sie Zi­vil­kla­gen be­ur­teilt.

2 Sie darf Ent­schei­de nicht zum Nach­teil der be­schul­dig­ten oder ver­ur­teil­ten Per­son ab­än­dern, wenn das Rechts­mit­tel nur zu de­ren Guns­ten er­grif­fen wor­den ist. Vor­be­hal­ten bleibt ei­ne stren­ge­re Be­stra­fung auf­grund von Tat­sa­chen, die dem ers­tin­stanz­li­chen Ge­richt nicht be­kannt sein konn­ten.

3 Sie darf Ent­schei­de im Zi­vil­punkt nicht zum Nach­teil der Pri­vat­klä­ger­schaft ab­än­dern, wenn nur von die­ser ein Rechts­mit­tel er­grif­fen wor­den ist.

Art. 392 Ausdehnung gutheissender Rechtsmittelentscheide  

1 Ha­ben nur ein­zel­ne der im glei­chen Ver­fah­ren be­schul­dig­ten oder ver­ur­teil­ten Per­so­nen ein Rechts­mit­tel er­grif­fen und wird die­ses gut­ge­heis­sen, so wird der an­ge­foch­te­ne Ent­scheid auch zu­guns­ten je­ner auf­ge­ho­ben oder ab­ge­än­dert, die das Rechts­mit­tel nicht er­grif­fen ha­ben, wenn:

a.
die Rechts­mit­tel­in­stanz den Sach­ver­halt an­ders be­ur­teilt; und
b.
ih­re Er­wä­gun­gen auch für die an­de­ren Be­tei­lig­ten zu­tref­fen.

2 Die Rechts­mit­tel­in­stanz hört vor ih­rem Ent­scheid wenn nö­tig die be­schul­dig­ten oder ver­ur­teil­ten Per­so­nen, die kein Rechts­mit­tel er­grif­fen ha­ben, die Staats­an­walt­schaft und die Pri­vat­klä­ger­schaft an.

2. Kapitel: Beschwerde

Art. 393 Zulässigkeit und Beschwerdegründe  

1 Die Be­schwer­de ist zu­läs­sig ge­gen:

a.
die Ver­fü­gun­gen und die Ver­fah­rens­hand­lun­gen von Po­li­zei, Staats­an­walt­schaft und Über­tre­tungs­straf­be­hör­den;
b.
die Ver­fü­gun­gen und Be­schlüs­se so­wie die Ver­fah­rens­hand­lun­gen der ers­tin­stanz­li­chen Ge­rich­te; aus­ge­nom­men sind ver­fah­rens­lei­ten­de Ent­schei­de;
c.
die Ent­schei­de des Zwangs­mass­nah­men­ge­richts in den in die­sem Ge­setz vor­ge­se­he­nen Fäl­len.

2 Mit der Be­schwer­de kön­nen ge­rügt wer­den:

a.
Rechts­ver­let­zun­gen, ein­sch­liess­lich Über­schrei­tung und Miss­brauch des Er­mes­sens, Rechts­ver­wei­ge­rung und Rechts­ver­zö­ge­rung;
b.
die un­voll­stän­di­ge oder un­rich­ti­ge Fest­stel­lung des Sach­ver­halts;
c.
Un­an­ge­mes­sen­heit.
Art. 394 Ausschluss der Beschwerde  

Die Be­schwer­de ist nicht zu­läs­sig:

a.
wenn die Be­ru­fung mög­lich ist;
b.
ge­gen die Ab­leh­nung von Be­weis­an­trä­gen durch die Staats­an­walt­schaft oder die Über­tre­tungs­straf­be­hör­de, wenn der An­trag oh­ne Rechts­nach­teil vor dem ers­tin­stanz­li­chen Ge­richt wie­der­holt wer­den kann.
Art. 395 Kollegialgericht als Beschwerdeinstanz  

Ist die Be­schwer­de­in­stanz ein Kol­le­gi­al­ge­richt, so be­ur­teilt de­ren Ver­fah­rens­lei­tung die Be­schwer­de al­lein, wenn die­se zum Ge­gen­stand hat:

a.
aus­sch­liess­lich Über­tre­tun­gen;
b.
die wirt­schaft­li­chen Ne­ben­fol­gen ei­nes Ent­schei­des bei ei­nem strit­ti­gen Be­trag von nicht mehr als 5000 Fran­ken.
Art. 396 Form und Frist  

1 Die Be­schwer­de ge­gen schrift­lich oder münd­lich er­öff­ne­te Ent­schei­de ist in­nert 10 Ta­gen schrift­lich und be­grün­det bei der Be­schwer­de­in­stanz ein­zu­rei­chen.

2 Be­schwer­den we­gen Rechts­ver­wei­ge­rung oder Rechts­ver­zö­ge­rung sind an kei­ne Frist ge­bun­den.

Art. 397 Verfahren und Entscheid  

1 Die Be­schwer­de wird in ei­nem schrift­li­chen Ver­fah­ren be­han­delt.

2 Heisst die Be­hör­de die Be­schwer­de gut, so fällt sie einen neu­en Ent­scheid oder hebt den an­ge­foch­te­nen Ent­scheid auf und weist ihn zur neu­en Ent­schei­dung an die Vor­in­stanz zu­rück.

3 Heisst sie die Be­schwer­de ge­gen ei­ne Ein­stel­lungs­ver­fü­gung gut, so kann sie der Staats­an­walt­schaft oder der Über­tre­tungs­straf­be­hör­de für den wei­te­ren Gang des Ver­fah­rens Wei­sun­gen er­tei­len.

4 Stellt sie ei­ne Rechts­ver­wei­ge­rung oder Rechts­ver­zö­ge­rung fest, so kann sie der be­tref­fen­den Be­hör­de Wei­sun­gen er­tei­len und für de­ren Ein­hal­tung Fris­ten set­zen.

3. Kapitel: Berufung

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 398 Zulässigkeit und Berufungsgründe  

1 Die Be­ru­fung ist zu­läs­sig ge­gen Ur­tei­le ers­tin­stanz­li­cher Ge­rich­te, mit de­nen das Ver­fah­ren ganz oder teil­wei­se ab­ge­schlos­sen wor­den ist.

2 Das Be­ru­fungs­ge­richt kann das Ur­teil in al­len an­ge­foch­te­nen Punk­ten um­fas­send über­prü­fen.

3 Mit der Be­ru­fung kön­nen ge­rügt wer­den:

a.
Rechts­ver­let­zun­gen, ein­sch­liess­lich Über­schrei­tung und Miss­brauch des Er­mes­sens, Rechts­ver­wei­ge­rung und Rechts­ver­zö­ge­rung;
b.
die un­voll­stän­di­ge oder un­rich­ti­ge Fest­stel­lung des Sach­ver­halts;
c.
Un­an­ge­mes­sen­heit.

4 Bil­de­ten aus­sch­liess­lich Über­tre­tun­gen Ge­gen­stand des ers­tin­stanz­li­chen Haupt­ver­fah­rens, so kann mit der Be­ru­fung nur gel­tend ge­macht wer­den, das Ur­teil sei rechts­feh­ler­haft oder die Fest­stel­lung des Sach­ver­halts sei of­fen­sicht­lich un­rich­tig oder be­ru­he auf ei­ner Rechts­ver­let­zung. Neue Be­haup­tun­gen und Be­wei­se kön­nen nicht vor­ge­bracht wer­den.

5 Be­schränkt sich die Be­ru­fung auf den Zi­vil­punkt, so wird das ers­tin­stanz­li­che Ur­teil nur so weit über­prüft, als es das am Ge­richts­stand an­wend­ba­re Zi­vil­pro­zess­recht vor­se­hen wür­de.

Art. 399 Anmeldung der Berufung und Berufungserklärung  

1 Die Be­ru­fung ist dem ers­tin­stanz­li­chen Ge­richt in­nert 10 Ta­gen seit Er­öff­nung des Ur­teils schrift­lich oder münd­lich zu Pro­to­koll an­zu­mel­den.

2 Das ers­tin­stanz­li­che Ge­richt über­mit­telt die An­mel­dung nach Aus­fer­ti­gung des be­grün­de­ten Ur­teils zu­sam­men mit den Ak­ten dem Be­ru­fungs­ge­richt.

3 Die Par­tei, die Be­ru­fung an­ge­mel­det hat, reicht dem Be­ru­fungs­ge­richt in­nert 20 Ta­gen seit der Zu­stel­lung des be­grün­de­ten Ur­teils ei­ne schrift­li­che Be­ru­fungs­er­klä­rung ein. Sie hat dar­in an­zu­ge­ben:

a.
ob sie das Ur­teil voll­um­fäng­lich oder nur in Tei­len an­ficht;
b.
wel­che Ab­än­de­run­gen des ers­tin­stanz­li­chen Ur­teils sie ver­langt; und
c.
wel­che Be­weis­an­trä­ge sie stellt.

4 Wer nur Tei­le des Ur­teils an­ficht, hat in der Be­ru­fungs­er­klä­rung ver­bind­lich an­zu­ge­ben, auf wel­che der fol­gen­den Tei­le sich die Be­ru­fung be­schränkt:

a.
den Schuld­punkt, al­len­falls be­zo­gen auf ein­zel­ne Hand­lun­gen;
b.
die Be­mes­sung der Stra­fe;
c.
die An­ord­nung von Mass­nah­men;
d.
den Zi­vil­an­spruch oder ein­zel­ne Zi­vil­an­sprü­che;
e.
die Ne­ben­fol­gen des Ur­teils;
f.
die Kos­ten-, Ent­schä­di­gungs- und Ge­nug­tu­ungs­fol­gen;
g.
die nach­träg­li­chen rich­ter­li­chen Ent­schei­dun­gen.
Art. 400 Vorprüfung  

1 Geht aus der Be­ru­fungs­er­klä­rung nicht ein­deu­tig her­vor, ob das ers­tin­stanz­li­che Ur­teil ganz oder nur in Tei­len an­ge­foch­ten wird, so for­dert die Ver­fah­rens­lei­tung des Be­ru­fungs­ge­richts die Par­tei auf, ih­re Er­klä­rung zu ver­deut­li­chen, und setzt ihr da­für ei­ne Frist.

2 Die Ver­fah­rens­lei­tung über­mit­telt den an­de­ren Par­tei­en un­ver­züg­lich ei­ne Ko­pie der Be­ru­fungs­er­klä­rung.

3 Die an­de­ren Par­tei­en kön­nen in­nert 20 Ta­gen seit Emp­fang der Be­ru­fungs­er­klä­rung schrift­lich:

a.
Nicht­ein­tre­ten be­an­tra­gen; der An­trag muss be­grün­det sein;
b.
An­schluss­be­ru­fung er­klä­ren.
Art. 401 Anschlussberufung  

1 Die An­schluss­be­ru­fung rich­tet sich sinn­ge­mä­ss nach Ar­ti­kel 399 Ab­sät­ze 3 und 4.

2 Sie ist nicht auf den Um­fang der Haupt­be­ru­fung be­schränkt, es sei denn, die­se be­zie­he sich aus­sch­liess­lich auf den Zi­vil­punkt des Ur­teils.

3 Wird die Be­ru­fung zu­rück­ge­zo­gen oder wird auf sie nicht ein­ge­tre­ten, so fällt auch die An­schluss­be­ru­fung da­hin.

Art. 402 Wirkung der Berufung  

Die Be­ru­fung hat im Um­fang der An­fech­tung auf­schie­ben­de Wir­kung.

2. Abschnitt: Verfahren

Art. 403 Eintreten  

1 Das Be­ru­fungs­ge­richt ent­schei­det in ei­nem schrift­li­chen Ver­fah­ren, ob auf die Be­ru­fung ein­zu­tre­ten sei, wenn die Ver­fah­rens­lei­tung oder ei­ne Par­tei gel­tend macht:

a.
die An­mel­dung oder Er­klä­rung der Be­ru­fung sei ver­spä­tet oder un­zu­läs­sig;
b.
die Be­ru­fung sei im Sin­ne von Ar­ti­kel 398 un­zu­läs­sig;
c.
es fehl­ten Pro­zess­vor­aus­set­zun­gen oder es lä­gen Pro­zess­hin­der­nis­se vor.

2 Es gibt den Par­tei­en Ge­le­gen­heit zur Stel­lung­nah­me.

3 Tritt es auf die Be­ru­fung nicht ein, so er­öff­net es den Par­tei­en den be­grün­de­ten Nicht­ein­tre­tens­ent­scheid.

4 An­dern­falls trifft die Ver­fah­rens­lei­tung oh­ne Wei­te­res die not­wen­di­gen An­ord­nun­gen zur Durch­füh­rung des wei­te­ren Be­ru­fungs­ver­fah­rens.

Art. 404 Umfang der Überprüfung  

1 Das Be­ru­fungs­ge­richt über­prüft das ers­tin­stanz­li­che Ur­teil nur in den an­ge­foch­te­nen Punk­ten.

2 Es kann zu­guns­ten der be­schul­dig­ten Per­son auch nicht an­ge­foch­te­ne Punk­te über­prü­fen, um ge­setz­wid­ri­ge oder un­bil­li­ge Ent­schei­dun­gen zu ver­hin­dern.

Art. 405 Mündliches Verfahren  

1 Die münd­li­che Be­ru­fungs­ver­hand­lung rich­tet sich nach den Be­stim­mun­gen über die ers­tin­stanz­li­che Haupt­ver­hand­lung.

2 Hat die be­schul­dig­te Per­son oder die Pri­vat­klä­ger­schaft die Be­ru­fung oder An­schluss­be­ru­fung er­klärt, so lädt die Ver­fah­rens­lei­tung sie zur Be­ru­fungs­ver­hand­lung vor. In ein­fa­chen Fäl­len kann sie sie auf ihr Ge­such hin von der Teil­nah­me dis­pen­sie­ren und ihr ge­stat­ten, ih­re An­trä­ge schrift­lich ein­zu­rei­chen und zu be­grün­den.

3 Die Ver­fah­rens­lei­tung lädt die Staats­an­walt­schaft zur Ver­hand­lung vor:

a.
in den in Ar­ti­kel 337 Ab­sät­ze 3 und 4 vor­ge­se­he­nen Fäl­len;
b.
wenn die Staats­an­walt­schaft die Be­ru­fung oder die An­schluss­be­ru­fung er­klärt hat.

4 Ist die Staats­an­walt­schaft nicht vor­ge­la­den, so kann sie schrift­li­che An­trä­ge stel­len und ei­ne schrift­li­che Be­grün­dung ein­rei­chen oder per­sön­lich vor Ge­richt auf­tre­ten.

Art. 406 Schriftliches Verfahren  

1 Das Be­ru­fungs­ge­richt kann die Be­ru­fung in ei­nem schrift­li­chen Ver­fah­ren be­han­deln, wenn aus­sch­liess­lich:

a.
Rechts­fra­gen zu ent­schei­den sind;
b.
der Zi­vil­punkt an­ge­foch­ten ist;
c.
Über­tre­tun­gen Ge­gen­stand des ers­tin­stanz­li­chen Ur­teils bil­den und mit der Be­ru­fung nicht ein Schuld­spruch we­gen ei­nes Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens be­an­tragt wird;
d.
die Kos­ten-, Ent­schä­di­gungs- und Ge­nug­tu­ungs­fol­gen an­ge­foch­ten sind;
e.
Mass­nah­men im Sin­ne der Ar­ti­kel 66–73 StGB168 an­ge­foch­ten sind.

2 Mit dem Ein­ver­ständ­nis der Par­tei­en kann die Ver­fah­rens­lei­tung das schrift­li­che Ver­fah­ren zu­dem an­ord­nen, wenn:

a.
die An­we­sen­heit der be­schul­dig­ten Per­son nicht er­for­der­lich ist;
b.
Ur­tei­le ei­nes Ein­zel­ge­richts Ge­gen­stand der Be­ru­fung sind.

3 Die Ver­fah­rens­lei­tung setzt der Par­tei, wel­che die Be­ru­fung er­klärt hat, Frist zur schrift­li­chen Be­grün­dung.

4 Das an­sch­lies­sen­de Ver­fah­ren rich­tet sich nach Ar­ti­kel 390 Ab­sät­ze 2–4.

Art. 407 Säumnis der Parteien  

1 Die Be­ru­fung oder An­schluss­be­ru­fung gilt als zu­rück­ge­zo­gen, wenn die Par­tei, die sie er­klärt hat:

a.
der münd­li­chen Be­ru­fungs­ver­hand­lung un­ent­schul­digt fern­bleibt und sich auch nicht ver­tre­ten lässt;
b.
kei­ne schrift­li­che Ein­ga­be ein­reicht; oder
c.
nicht vor­ge­la­den wer­den kann.

2 Hat die Staats­an­walt­schaft oder die Pri­vat­klä­ger­schaft die Be­ru­fung im Schuld- oder Straf­punkt er­klärt und bleibt die be­schul­dig­te Per­son der Ver­hand­lung un­ent­schul­digt fern, so fin­det ein Ab­we­sen­heits­ver­fah­ren statt.

3 Hat die Pri­vat­klä­ger­schaft ih­re Be­ru­fung auf den Zi­vil­punkt be­schränkt und bleibt die be­schul­dig­te Per­son der Ver­hand­lung un­ent­schul­digt fern, so ent­schei­det das Be­ru­fungs­ge­richt auf­grund der Er­geb­nis­se der ers­tin­stanz­li­chen Haupt­ver­hand­lung und der üb­ri­gen Ak­ten.

3. Abschnitt: Berufungsentscheid

Art. 408 Neues Urteil  

Tritt das Be­ru­fungs­ge­richt auf die Be­ru­fung ein, so fällt es ein neu­es Ur­teil, wel­ches das ers­tin­stanz­li­che Ur­teil er­setzt.

Art. 409 Aufhebung und Rückweisung  

1 Weist das ers­tin­stanz­li­che Ver­fah­ren we­sent­li­che Män­gel auf, die im Be­ru­fungs­ver­fah­ren nicht ge­heilt wer­den kön­nen, so hebt das Be­ru­fungs­ge­richt das an­ge­foch­te­ne Ur­teil auf und weist die Sa­che zur Durch­füh­rung ei­ner neu­en Haupt­ver­hand­lung und zur Fäl­lung ei­nes neu­en Ur­teils an das ers­tin­stanz­li­che Ge­richt zu­rück.

2 Das Be­ru­fungs­ge­richt be­stimmt, wel­che Ver­fah­rens­hand­lun­gen zu wie­der­ho­len oder nach­zu­ho­len sind.

3 Das ers­tin­stanz­li­che Ge­richt ist an die vom Be­ru­fungs­ge­richt im Rück­wei­sungs­be­schluss ver­tre­te­nen Rechts­auf­fas­sun­gen und an die Wei­sun­gen nach Ab­satz 2 ge­bun­den.

4. Kapitel: Revision

Art. 410 Zulässigkeit und Revisionsgründe  

1 Wer durch ein rechts­kräf­ti­ges Ur­teil, einen Straf­be­fehl, einen nach­träg­li­chen rich­ter­li­chen Ent­scheid oder einen Ent­scheid im selbst­stän­di­gen Mass­nah­men­ver­fah­ren be­schwert ist, kann die Re­vi­si­on ver­lan­gen, wenn:

a.
neue, vor dem Ent­scheid ein­ge­tre­te­ne Tat­sa­chen oder neue Be­weis­mit­tel vor­lie­gen, die ge­eig­net sind, einen Frei­spruch, ei­ne we­sent­lich mil­de­re oder we­sent­lich stren­ge­re Be­stra­fung der ver­ur­teil­ten Per­son oder ei­ne Ver­ur­tei­lung der frei­ge­spro­che­nen Per­son her­bei­zu­füh­ren;
b.
der Ent­scheid mit ei­nem spä­te­ren Stra­fent­scheid, der den glei­chen Sach­ver­halt be­trifft, in un­ver­träg­li­chem Wi­der­spruch steht;
c.
sich in ei­nem an­de­ren Straf­ver­fah­ren er­weist, dass durch ei­ne straf­ba­re Hand­lung auf das Er­geb­nis des Ver­fah­rens ein­ge­wirkt wor­den ist; ei­ne Ver­ur­tei­lung ist nicht er­for­der­lich; ist das Straf­ver­fah­ren nicht durch­führ­bar, so kann der Be­weis auf an­de­re Wei­se er­bracht wer­den.

2 Die Re­vi­si­on we­gen Ver­let­zung der Kon­ven­ti­on vom 4. No­vem­ber 1950169 zum Schut­ze der Men­schen­rech­te und Grund­frei­hei­ten (EMRK) kann ver­langt wer­den, wenn:

a.170
der Eu­ro­päi­sche Ge­richts­hof für Men­schen­rech­te in ei­nem end­gül­ti­gen Ur­teil (Art. 44 EMRK) fest­ge­stellt hat, dass die EMRK oder die Pro­to­kol­le da­zu ver­letzt wor­den sind, oder den Fall durch ei­ne güt­li­che Ei­ni­gung (Art. 39 EMRK) ab­ge­schlos­sen hat;
b.
ei­ne Ent­schä­di­gung nicht ge­eig­net ist, die Fol­gen der Ver­let­zung aus­zu­glei­chen; und
c.
die Re­vi­si­on not­wen­dig ist, um die Ver­let­zung zu be­sei­ti­gen.

3 Die Re­vi­si­on zu­guns­ten der ver­ur­teil­ten Per­son kann auch nach Ein­tritt der Ver­jäh­rung ver­langt wer­den.

4 Be­schränkt sich die Re­vi­si­on auf Zi­vil­an­sprü­che, so ist sie nur zu­läs­sig, wenn das am Ge­richts­stand an­wend­ba­re Zi­vil­pro­zess­recht ei­ne Re­vi­si­on ge­stat­ten wür­de.

169 SR 0.101

170 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 3 des BG vom 1. Okt. 2021, in Kraft seit 1. Ju­li 2022 (AS 2022 289; BBl 2021300, 889).

Art. 411 Form und Frist  

1 Re­vi­si­ons­ge­su­che sind schrift­lich und be­grün­det beim Be­ru­fungs­ge­richt ein­zu­rei­chen. Im Ge­such sind die an­ge­ru­fe­nen Re­vi­si­ons­grün­de zu be­zeich­nen und zu be­le­gen.

2 Ge­su­che nach Ar­ti­kel 410 Ab­satz 1 Buch­sta­be b und 2 sind in­nert 90 Ta­gen nach Kennt­nis­nah­me des be­tref­fen­den Ent­scheids zu stel­len. In den üb­ri­gen Fäl­len sind Re­vi­si­ons­ge­su­che an kei­ne Frist ge­bun­den.

Art. 412 Vorprüfung und Eintreten  

1 Das Be­ru­fungs­ge­richt nimmt in ei­nem schrift­li­chen Ver­fah­ren ei­ne vor­läu­fi­ge Prü­fung des Re­vi­si­ons­ge­suchs vor.

2 Ist das Ge­such of­fen­sicht­lich un­zu­läs­sig oder un­be­grün­det oder wur­de es mit den glei­chen Vor­brin­gen schon frü­her ge­stellt und ab­ge­lehnt, so tritt das Ge­richt nicht dar­auf ein.

3 An­dern­falls lädt es die an­de­ren Par­tei­en und die Vor­in­stanz zur schrift­li­chen Stel­lung­nah­me ein.

4 Es be­schliesst die er­for­der­li­chen Be­weis- und Ak­ten­er­gän­zun­gen so­wie vor­sorg­li­chen Mass­nah­men, so­weit sie nicht nach Ar­ti­kel 388 der Ver­fah­rens­lei­tung ob­lie­gen.

Art. 413 Entscheid  

1 Er­ach­tet das Be­ru­fungs­ge­richt die gel­tend ge­mach­ten Re­vi­si­ons­grün­de als nicht ge­ge­ben, so weist es das Re­vi­si­ons­ge­such ab und hebt all­fäl­li­ge vor­sorg­li­che Mass­nah­men auf.

2 Er­ach­tet das Be­ru­fungs­ge­richt die gel­tend ge­mach­ten Re­vi­si­ons­grün­de als ge­ge­ben, so hebt es den an­ge­foch­te­nen Ent­scheid ganz oder teil­wei­se auf und:

a.
weist die Sa­che an die von ihm be­zeich­ne­te Be­hör­de zur neu­en Be­hand­lung und Be­ur­tei­lung zu­rück; oder
b.
fällt sel­ber einen neu­en Ent­scheid, so­fern es die Ak­ten­la­ge er­laubt.

3 Im Fal­le ei­ner Rück­wei­sung be­stimmt es, in wel­chem Um­fang die fest­ge­stell­ten Re­vi­si­ons­grün­de die Rechts­kraft und Voll­streck­bar­keit des an­ge­foch­te­nen Ent­schei­des be­sei­ti­gen und in wel­chem Sta­di­um das Ver­fah­ren wie­der auf­zu­neh­men ist.

4 Es kann die be­schul­dig­te Per­son vor­läu­fig in Si­cher­heits­haft set­zen oder dar­in be­las­sen, wenn die Vor­aus­set­zun­gen er­füllt sind.

Art. 414 Neues Verfahren  

1 Hat das Be­ru­fungs­ge­richt die Sa­che an die Staats­an­walt­schaft zu­rück­ge­wie­sen, so ent­schei­det die­se, ob ei­ne neue An­kla­ge zu er­he­ben, ein Straf­be­fehl zu er­las­sen oder das Ver­fah­ren ein­zu­stel­len ist.

2 Hat es die Sa­che an ein Ge­richt zu­rück­ge­wie­sen, so nimmt die­ses die not­wen­di­gen Be­wei­s­er­gän­zun­gen vor und fällt nach ei­ner Haupt­ver­hand­lung ein neu­es Ur­teil.

Art. 415 Folgen des neuen Entscheids  

1 Wird die be­schul­dig­te Per­son im neu­en Ent­scheid zu ei­ner hö­he­ren Stra­fe ver­ur­teilt, so wer­den ihr be­reits ver­büss­te Stra­fen an­ge­rech­net.

2 Wird sie frei­ge­spro­chen oder mil­der be­straft oder wird das Ver­fah­ren ein­ge­stellt, so wer­den ihr die zu viel be­zahl­ten Bus­sen oder Geld­stra­fen zu­rück­er­stat­tet. An­sprü­che der be­schul­dig­ten Per­son auf Ent­schä­di­gung oder Ge­nug­tu­ung rich­ten sich nach Ar­ti­kel 436 Ab­satz 4.

3 Er­setzt der Frei­spruch ei­ne Ver­ur­tei­lung, so kön­nen die be­schul­dig­te Per­son oder nach ih­rem Tod ih­re An­ge­hö­ri­gen die Ver­öf­fent­li­chung des neu­en Ent­scheids ver­lan­gen.

10. Titel: Verfahrenskosten, Entschädigung und Genugtuung

1. Kapitel: Allgemeine Bestimmungen

Art. 416 Geltungsbereich  

Die Be­stim­mun­gen die­ses Ti­tels gel­ten für al­le Ver­fah­ren nach die­sem Ge­setz.

Art. 417 Kostenpflicht bei fehlerhaften Verfahrenshandlungen  

Bei Säum­nis und an­de­ren feh­ler­haf­ten Ver­fah­rens­hand­lun­gen kann die Straf­be­hör­de Ver­fah­rens­kos­ten und Ent­schä­di­gun­gen un­ge­ach­tet des Ver­fah­rens­aus­gangs der ver­fah­rens­be­tei­lig­ten Per­son auf­er­le­gen, die sie ver­ur­sacht hat.

Art. 418 Beteiligung mehrerer Personen und Haftung Dritter  

1 Sind meh­re­re be­tei­lig­te Per­so­nen kos­ten­pflich­tig, so wer­den die Kos­ten an­teils­mäs­sig auf­er­legt.

2 Die Straf­be­hör­de kann für ge­mein­sam ver­ur­sach­te Kos­ten ei­ne so­li­da­ri­sche Haf­tung der kos­ten­pflich­ti­gen Per­so­nen an­ord­nen.

3 Sie kann Drit­te nach Mass­ga­be der Haf­tungs­grund­sät­ze des Zi­vil­rechts ver­pflich­ten, die Kos­ten so­li­da­risch mit der be­schul­dig­ten Per­son zu tra­gen.

Art. 419 Kostenpflicht von Schuldunfähigen  

Wur­de das Ver­fah­ren we­gen Schul­d­un­fä­hig­keit der be­schul­dig­ten Per­son ein­ge­stellt oder wur­de die­se aus die­sem Grund frei­ge­spro­chen, so kön­nen ihr die Kos­ten auf­er­legt wer­den, wenn dies nach den ge­sam­ten Um­stän­den bil­lig er­scheint.

Art. 420 Rückgriff  

Der Bund oder der Kan­ton kann für die von ihm ge­tra­ge­nen Kos­ten auf Per­so­nen Rück­griff neh­men, die vor­sätz­lich oder grob­fahr­läs­sig:

a.
die Ein­lei­tung des Ver­fah­rens be­wirkt ha­ben;
b.
das Ver­fah­ren er­heb­lich er­schwert ha­ben;
c.
einen im Re­vi­si­ons­ver­fah­ren auf­ge­ho­be­nen Ent­scheid ver­ur­sacht ha­ben.
Art. 421 Kostenentscheid  

1 Die Straf­be­hör­de legt im En­dent­scheid die Kos­ten­fol­gen fest.

2 Sie kann die­se Fest­le­gung vor­weg­neh­men in:

a.
Zwi­schen­ent­schei­den;
b.
Ent­schei­den über die teil­wei­se Ein­stel­lung des Ver­fah­rens;
c.
Ent­schei­den über Rechts­mit­tel ge­gen Zwi­schen- und Ein­stel­lungs­ent­schei­de.

2. Kapitel: Verfahrenskosten

Art. 422 Begriff  

1 Die Ver­fah­rens­kos­ten set­zen sich zu­sam­men aus den Ge­büh­ren zur De­ckung des Auf­wands und den Aus­la­gen im kon­kre­ten Straf­fall.

2 Aus­la­gen sind na­ment­lich:

a.
Kos­ten für die amt­li­che Ver­tei­di­gung und un­ent­gelt­li­che Ver­bei­stän­dung;
b.
Kos­ten für Über­set­zun­gen;
c.
Kos­ten für Gut­ach­ten;
d.
Kos­ten für die Mit­wir­kung an­de­rer Be­hör­den;
e.
Post-, Te­le­fon- und ähn­li­che Spe­sen.
Art. 423 Grundsätze  

1 Die Ver­fah­rens­kos­ten wer­den vom Bund oder dem Kan­ton ge­tra­gen, der das Ver­fah­ren ge­führt hat; ab­wei­chen­de Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes blei­ben vor­be­hal­ten.

2 und 3171

171 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. II 7 des Straf­be­hör­den­or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­set­zes vom 19. März 2010, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 3267; BBl 2008 8125).

Art. 424 Berechnung und Gebühren  

1 Bund und Kan­to­ne re­geln die Be­rech­nung der Ver­fah­rens­kos­ten und le­gen die Ge­büh­ren fest.

2 Sie kön­nen für ein­fa­che Fäl­le Pau­schal­ge­büh­ren fest­le­gen, die auch die Aus­la­gen ab­gel­ten.

Art. 425 Stundung und Erlass  

For­de­run­gen aus Ver­fah­rens­kos­ten kön­nen von der Straf­be­hör­de ge­stun­det oder un­ter Be­rück­sich­ti­gung der wirt­schaft­li­chen Ver­hält­nis­se der kos­ten­pflich­ti­gen Per­son her­ab­ge­setzt oder er­las­sen wer­den.

Art. 426 Kostentragungspflicht der beschuldigten Person und der Partei im selbstständigen Massnahmeverfahren  

1 Die be­schul­dig­te Per­son trägt die Ver­fah­rens­kos­ten, wenn sie ver­ur­teilt wird. Aus­ge­nom­men sind die Kos­ten für die amt­li­che Ver­tei­di­gung; vor­be­hal­ten bleibt Ar­ti­kel 135 Ab­satz 4.

2 Wird das Ver­fah­ren ein­ge­stellt oder die be­schul­dig­te Per­son frei­ge­spro­chen, so kön­nen ihr die Ver­fah­rens­kos­ten ganz oder teil­wei­se auf­er­legt wer­den, wenn sie rechts­wid­rig und schuld­haft die Ein­lei­tung des Ver­fah­rens be­wirkt oder des­sen Durch­füh­rung er­schwert hat.

3 Die be­schul­dig­te Per­son trägt die Ver­fah­rens­kos­ten nicht, die:

a.
der Bund oder der Kan­ton durch un­nö­ti­ge oder feh­ler­haf­te Ver­fah­rens­hand­lun­gen ver­ur­sacht hat;
b.
für Über­set­zun­gen an­fie­len, die durch die Fremd­spra­chig­keit der be­schul­dig­ten Per­son nö­tig wur­den.

4 Die Kos­ten für die un­ent­gelt­li­che Ver­bei­stän­dung der Pri­vat­klä­ger­schaft trägt die be­schul­dig­te Per­son nur, wenn sie sich in güns­ti­gen wirt­schaft­li­chen Ver­hält­nis­sen be­fin­det.

5 Die Be­stim­mun­gen die­ses Ar­ti­kels gel­ten sinn­ge­mä­ss für die Par­tei im selbst­stän­di­gen Mass­nah­me­ver­fah­ren, wenn der Ent­scheid zu ih­rem Nach­teil aus­fällt.

Art. 427 Kostentragungspflicht der Privatklägerschaft und der antragstellenden Person  

1 Der Pri­vat­klä­ger­schaft kön­nen die Ver­fah­rens­kos­ten, die durch ih­re An­trä­ge zum Zi­vil­punkt ver­ur­sacht wor­den sind, auf­er­legt wer­den, wenn:

a.
das Ver­fah­ren ein­ge­stellt oder die be­schul­dig­te Per­son frei­ge­spro­chen wird;
b.
die Pri­vat­klä­ger­schaft die Zi­vil­kla­ge vor Ab­schluss der ers­tin­stanz­li­chen Haupt­ver­hand­lung zu­rück­zieht;
c.
die Zi­vil­kla­ge ab­ge­wie­sen oder auf den Zi­vil­weg ver­wie­sen wird.

2 Bei An­trags­de­lik­ten kön­nen die Ver­fah­rens­kos­ten der an­trag­stel­len­den Per­son, so­fern die­se mut­wil­lig oder grob fahr­läs­sig die Ein­lei­tung des Ver­fah­rens be­wirkt oder des­sen Durch­füh­rung er­schwert hat, oder der Pri­vat­klä­ger­schaft auf­er­legt wer­den:

a.
wenn das Ver­fah­ren ein­ge­stellt oder die be­schul­dig­te Per­son frei­ge­spro­chen wird; und
b.
so­weit die be­schul­dig­te Per­son nicht nach Ar­ti­kel 426 Ab­satz 2 kos­ten­pflich­tig ist.

3 Zieht die an­trag­stel­len­de Per­son im Rah­men ei­nes durch die Staats­an­walt­schaft ver­mit­tel­ten Ver­gleichs den Straf­an­trag zu­rück, so trägt in der Re­gel der Bund oder der Kan­ton die Ver­fah­rens­kos­ten.

4 Ei­ne Ver­ein­ba­rung zwi­schen der an­trag­stel­len­den und der be­schul­dig­ten Per­son über die Kos­ten­tra­gung beim Rück­zug des Straf­an­trags be­darf der Ge­neh­mi­gung der Be­hör­de, wel­che die Ein­stel­lung ver­fügt. Die Ver­ein­ba­rung darf sich nicht zum Nach­teil des Bun­des oder des Kan­tons aus­wir­ken.

Art. 428 Kostentragung im Rechtsmittelverfahren  

1 Die Kos­ten des Rechts­mit­tel­ver­fah­rens tra­gen die Par­tei­en nach Mass­ga­be ih­res Ob­sie­gens oder Un­ter­lie­gens. Als un­ter­lie­gend gilt auch die Par­tei, auf de­ren Rechts­mit­tel nicht ein­ge­tre­ten wird oder die das Rechts­mit­tel zu­rück­zieht.

2 Er­wirkt ei­ne Par­tei, die ein Rechts­mit­tel er­grif­fen hat, einen für sie güns­ti­ge­ren Ent­scheid, so kön­nen ihr die Ver­fah­rens­kos­ten auf­er­legt wer­den, wenn:

a.
die Vor­aus­set­zun­gen für das Ob­sie­gen erst im Rechts­mit­tel­ver­fah­ren ge­schaf­fen wor­den sind; oder
b.
der an­ge­foch­te­ne Ent­scheid nur un­we­sent­lich ab­ge­än­dert wird.

3 Fällt die Rechts­mit­tel­in­stanz sel­ber einen neu­en Ent­scheid, so be­fin­det sie dar­in auch über die von der Vor­in­stanz ge­trof­fe­ne Kos­ten­re­ge­lung.

4 Hebt sie einen Ent­scheid auf und weist sie die Sa­che zur neu­en Ent­schei­dung an die Vor­in­stanz zu­rück, so trägt der Bund oder der Kan­ton die Kos­ten des Rechts­mit­tel­ver­fah­rens und, nach Er­mes­sen der Rechts­mit­tel­in­stanz, je­ne der Vor­in­stanz.

5 Wird ein Re­vi­si­ons­ge­such gut­ge­heis­sen, so ent­schei­det die Straf­be­hör­de, die an­sch­lies­send über die Er­le­di­gung der Strafsa­che zu be­fin­den hat, nach ih­rem Er­mes­sen über die Kos­ten des ers­ten Ver­fah­rens.

3. Kapitel: Entschädigung und Genugtuung

1. Abschnitt: Beschuldigte Person

Art. 429 Ansprüche  

1 Wird die be­schul­dig­te Per­son ganz oder teil­wei­se frei­ge­spro­chen oder wird das Ver­fah­ren ge­gen sie ein­ge­stellt, so hat sie An­spruch auf:

a.
Ent­schä­di­gung ih­rer Auf­wen­dun­gen für die an­ge­mes­se­ne Aus­übung ih­rer Ver­fah­rens­rech­te;
b.
Ent­schä­di­gung der wirt­schaft­li­chen Ein­bus­sen, die ihr aus ih­rer not­wen­di­gen Be­tei­li­gung am Straf­ver­fah­ren ent­stan­den sind;
c.
Ge­nug­tu­ung für be­son­ders schwe­re Ver­let­zun­gen ih­rer per­sön­li­chen Ver­hält­nis­se, ins­be­son­de­re bei Frei­heits­ent­zug.

2 Die Straf­be­hör­de prüft den An­spruch von Am­tes we­gen. Sie kann die be­schul­dig­te Per­son auf­for­dern, ih­re An­sprü­che zu be­zif­fern und zu be­le­gen.

Art. 430 Herabsetzung oder Verweigerung der Entschädigung oder Genugtuung  

1 Die Straf­be­hör­de kann die Ent­schä­di­gung oder Ge­nug­tu­ung her­ab­set­zen oder ver­wei­gern, wenn:

a.
die be­schul­dig­te Per­son rechts­wid­rig und schuld­haft die Ein­lei­tung des Ver­fah­rens be­wirkt oder des­sen Durch­füh­rung er­schwert hat;
b.
die Pri­vat­klä­ger­schaft die be­schul­dig­te Per­son zu ent­schä­di­gen hat; oder
c.
die Auf­wen­dun­gen der be­schul­dig­ten Per­son ge­ring­fü­gig sind.

2 Im Rechts­mit­tel­ver­fah­ren kön­nen Ent­schä­di­gung und Ge­nug­tu­ung zu­dem her­ab­ge­setzt wer­den, wenn die Vor­aus­set­zun­gen von Ar­ti­kel 428 Ab­satz 2 er­füllt sind.

Art. 431 Rechtswidrig angewandte Zwangsmassnahmen  

1 Sind ge­gen­über der be­schul­dig­ten Per­son rechts­wid­rig Zwangs­mass­nah­men an­ge­wandt wor­den, so spricht ihr die Straf­be­hör­de ei­ne an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung und Ge­nug­tu­ung zu.

2 Im Fall von Un­ter­su­chungs- und Si­cher­heits­haft be­steht der An­spruch, wenn die zu­läs­si­ge Haft­dau­er über­schrit­ten ist und der über­mäs­si­ge Frei­heits­ent­zug nicht an die we­gen an­de­rer Straf­ta­ten aus­ge­spro­che­nen Sank­tio­nen an­ge­rech­net wer­den kann.

3 Der An­spruch nach Ab­satz 2 ent­fällt, wenn die be­schul­dig­te Per­son:

a.
zu ei­ner Geld­stra­fe, zu ge­mein­nüt­zi­ger Ar­beit oder zu ei­ner Bus­se ver­ur­teilt wird, die um­ge­wan­delt ei­ne Frei­heits­s­tra­fe er­gä­be, die nicht we­sent­lich kür­zer wä­re als die aus­ge­stan­de­ne Un­ter­su­chungs- und Si­cher­heits­haft;
b.
zu ei­ner be­ding­ten Frei­heits­s­tra­fe ver­ur­teilt wird, de­ren Dau­er die aus­ge­stan­de­ne Un­ter­su­chungs- und Si­cher­heits­haft über­schrei­tet.
Art. 432 Ansprüche gegenüber der Privatklägerschaft und der antragstellenden Person  

1 Die ob­sie­gen­de be­schul­dig­te Per­son hat ge­gen­über der Pri­vat­klä­ger­schaft An­spruch auf an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung für die durch die An­trä­ge zum Zi­vil­punkt ver­ur­sach­ten Auf­wen­dun­gen.

2 Ob­siegt die be­schul­dig­te Per­son bei An­trags­de­lik­ten im Schuld­punkt, so kön­nen die an­trag­stel­len­de Per­son, so­fern die­se mut­wil­lig oder grob fahr­läs­sig die Ein­lei­tung des Ver­fah­rens be­wirkt oder des­sen Durch­füh­rung er­schwert hat, oder die Pri­vat­klä­ger­schaft ver­pflich­tet wer­den, der be­schul­dig­ten Per­son die Auf­wen­dun­gen für die an­ge­mes­se­ne Aus­übung ih­rer Ver­fah­rens­rech­te zu er­set­zen.

2. Abschnitt: Privatklägerschaft und Dritte

Art. 433 Privatklägerschaft  

1 Die Pri­vat­klä­ger­schaft hat ge­gen­über der be­schul­dig­ten Per­son An­spruch auf an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung für not­wen­di­ge Auf­wen­dun­gen im Ver­fah­ren, wenn:

a.
sie ob­siegt; oder
b.
die be­schul­dig­te Per­son nach Ar­ti­kel 426 Ab­satz 2 kos­ten­pflich­tig ist.

2 Die Pri­vat­klä­ger­schaft hat ih­re Ent­schä­di­gungs­for­de­rung bei der Straf­be­hör­de zu be­an­tra­gen, zu be­zif­fern und zu be­le­gen. Kommt sie die­ser Pflicht nicht nach, so tritt die Straf­be­hör­de auf den An­trag nicht ein.

Art. 434 Dritte  

1 Drit­te ha­ben An­spruch auf an­ge­mes­se­nen Er­satz ih­res nicht auf an­de­re Wei­se ge­deck­ten Scha­dens so­wie auf Ge­nug­tu­ung, wenn sie durch Ver­fah­rens­hand­lun­gen oder bei der Un­ter­stüt­zung von Straf­be­hör­den Scha­den er­lit­ten ha­ben. Ar­ti­kel 433 Ab­satz 2 ist sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

2 Über die An­sprü­che ist im Rah­men des En­dent­scheids zu be­fin­den. In kla­ren Fäl­len kann die Staats­an­walt­schaft schon im Vor­ver­fah­ren dar­über ent­schei­den.

3. Abschnitt: Besondere Bestimmungen

Art. 435 Verjährung  

Ent­schä­di­gungs- und Ge­nug­tu­ungs­for­de­run­gen ge­gen­über dem Bund oder dem Kan­ton ver­jäh­ren nach 10 Jah­ren seit Ein­tritt der Rechts­kraft des Ent­schei­des.

Art. 436 Entschädigung und Genugtuung im Rechtsmittelverfahren  

1 An­sprü­che auf Ent­schä­di­gung und Ge­nug­tu­ung im Rechts­mit­tel­ver­fah­ren rich­ten sich nach den Ar­ti­keln 429–434.

2 Er­folgt we­der ein voll­stän­di­ger oder teil­wei­ser Frei­spruch noch ei­ne Ein­stel­lung des Ver­fah­rens, ob­siegt die be­schul­dig­te Per­son aber in an­dern Punk­ten, so hat sie An­spruch auf ei­ne an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung für ih­re Auf­wen­dun­gen.

3 Hebt die Rechts­mit­tel­in­stanz einen Ent­scheid nach Ar­ti­kel 409 auf, so ha­ben die Par­tei­en An­spruch auf ei­ne an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung für ih­re Auf­wen­dun­gen im Rechts­mit­tel­ver­fah­ren und im auf­ge­ho­be­nen Teil des ers­tin­stanz­li­chen Ver­fah­rens.

4 Die nach ei­ner Re­vi­si­on frei­ge­spro­che­ne oder mil­der be­straf­te be­schul­dig­te Per­son hat An­spruch auf an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung für ih­re Auf­wen­dun­gen im Re­vi­si­ons­ver­fah­ren. Sie hat zu­dem An­spruch auf Ge­nug­tu­ung und Ent­schä­di­gung für aus­ge­stan­de­nen Frei­heits­ent­zug, so­fern die­ser Frei­heits­ent­zug nicht an die we­gen an­de­rer Straf­ta­ten aus­ge­spro­che­nen Sank­tio­nen an­ge­rech­net wer­den kann.

11. Titel: Rechtskraft und Vollstreckung der Strafentscheide

1. Kapitel: Rechtskraft

Art. 437 Eintritt  

1 Ur­tei­le und an­de­re ver­fah­renser­le­di­gen­de Ent­schei­de, ge­gen die ein Rechts­mit­tel nach die­sem Ge­setz zu­läs­sig ist, wer­den rechts­kräf­tig, wenn:

a.
die Rechts­mit­tel­frist un­be­nützt ab­ge­lau­fen ist;
b.
die be­rech­tig­te Per­son er­klärt, auf ein Rechts­mit­tel zu ver­zich­ten, oder ein er­grif­fe­nes Rechts­mit­tel zu­rück­zieht;
c.
die Rechts­mit­tel­in­stanz auf das Rechts­mit­tel nicht ein­tritt oder es ab­weist.

2 Die Rechts­kraft tritt rück­wir­kend auf den Tag ein, an dem der Ent­scheid ge­fällt wor­den ist.

3 Ent­schei­de, ge­gen die kein Rechts­mit­tel nach die­sem Ge­setz zu­läs­sig ist, wer­den mit ih­rer Aus­fäl­lung rechts­kräf­tig.

Art. 438 Feststellung  

1 Die Straf­be­hör­de, die einen Ent­scheid ge­fällt hat, ver­merkt den Ein­tritt der Rechts­kraft in den Ak­ten oder im Ur­teil.

2 Wur­de den Par­tei­en mit­ge­teilt, dass ein Rechts­mit­tel er­grif­fen wor­den ist, so wird ih­nen auch der Ein­tritt der Rechts­kraft des Ur­teils mit­ge­teilt.

3 Ist der Ein­tritt der Rechts­kraft strit­tig, so ent­schei­det dar­über die Be­hör­de, die den Ent­scheid ge­fällt hat.

4 Ge­gen den Ent­scheid über die Rechts­kraft ist die Be­schwer­de zu­läs­sig.

2. Kapitel: Vollstreckung der Strafentscheide

Art. 439 Vollzug von Strafen und Massnahmen  

1 Bund und Kan­to­ne be­stim­men die für den Voll­zug von Stra­fen und Mass­nah­men zu­stän­di­gen Be­hör­den so­wie das ent­spre­chen­de Ver­fah­ren; be­son­de­re Re­ge­lun­gen in die­sem Ge­setz und im StGB172 blei­ben vor­be­hal­ten.

2 Die Voll­zugs­be­hör­de er­lässt einen Voll­zugs­be­fehl.

3 Rechts­kräf­ti­ge Frei­heits­s­tra­fen und frei­heits­ent­zie­hen­de Mass­nah­men sind so­fort zu voll­zie­hen:

a.
bei Flucht­ge­fahr;
b.
bei er­heb­li­cher Ge­fähr­dung der Öf­fent­lich­keit; oder
c.
wenn die Er­fül­lung des Mass­nah­men­zwecks an­ders nicht ge­währ­leis­tet wer­den kann.

4 Zur Durch­set­zung des Voll­zugs­be­fehls kann die Voll­zugs­be­hör­de die ver­ur­teil­te Per­son ver­haf­ten oder aus­schrei­ben las­sen oder ih­re Aus­lie­fe­rung ver­lan­gen.

Art. 440 Sicherheitshaft  

1 In drin­gen­den Fäl­len kann die Voll­zugs­be­hör­de die ver­ur­teil­te Per­son zur Si­che­rung des Voll­zugs der Stra­fe oder der Mass­nah­me in Si­cher­heits­haft set­zen.

2 Sie un­ter­brei­tet den Fall in­nert 5 Ta­gen seit der In­haf­tie­rung:

a.
dem Ge­richt, das die zu voll­zie­hen­de Stra­fe oder Mass­nah­me aus­ge­spro­chen hat;
b.
bei Straf­be­feh­len dem Zwangs­mass­nah­men­ge­richt am Ort der Staats­an­walt­schaft, die den Straf­be­fehl er­las­sen hat.

3 Das Ge­richt ent­schei­det end­gül­tig, ob die ver­ur­teil­te Per­son bis zum An­tritt der Stra­fe oder Mass­nah­me in Haft bleibt.

Art. 441 Vollstreckungsverjährung  

1 Ver­jähr­te Stra­fen dür­fen nicht voll­streckt wer­den.

2 Die Voll­zugs­be­hör­de prüft von Am­tes we­gen, ob die Stra­fe ver­jährt ist.

3 Die ver­ur­teil­te Per­son kann den dro­hen­den Voll­zug ei­ner ver­jähr­ten Stra­fe oder Mass­nah­me bei der Be­schwer­de­in­stanz des Voll­zugs­kan­tons an­fech­ten. Die­se ent­schei­det auch über die auf­schie­ben­de Wir­kung der Be­schwer­de.

4 Hat die ver­ur­teil­te Per­son ei­ne ver­jähr­te frei­heits­ent­zie­hen­de Sank­ti­on ver­büsst, so steht ihr in sinn­ge­mäs­ser An­wen­dung von Ar­ti­kel 431 ei­ne Ent­schä­di­gung und Ge­nug­tu­ung zu.

Art. 442 Vollstreckung von Entscheiden über Verfahrenskosten und weitere finanzielle Leistungen  

1 Ver­fah­rens­kos­ten, Geld­stra­fen, Bus­sen und wei­te­re im Zu­sam­men­hang mit ei­nem Straf­ver­fah­ren zu er­brin­gen­de fi­nan­zi­el­le Leis­tun­gen wer­den nach den Be­stim­mun­gen des SchKG173 ein­ge­trie­ben.

2 For­de­run­gen aus Ver­fah­rens­kos­ten ver­jäh­ren in 10 Jah­ren seit Ein­tritt der Rechts­kraft des Kos­ten­ent­schei­des. Der Ver­zugs­zins be­trägt 5 Pro­zent.

3 Bund und Kan­to­ne be­stim­men, wel­che Be­hör­den die fi­nan­zi­el­len Leis­tun­gen ein­trei­ben.

4 Die Straf­be­hör­den kön­nen ih­re For­de­run­gen aus Ver­fah­rens­kos­ten mit Ent­schä­di­gungs­an­sprü­chen der zah­lungs­pflich­ti­gen Par­tei aus dem glei­chen Straf­ver­fah­ren so­wie mit be­schlag­nahm­ten Ver­mö­gens­wer­ten ver­rech­nen.

Art. 443 Vollstreckung der Strafurteile im Zivilpunkt  

So­weit das Ur­teil Zi­vil­an­sprü­che be­trifft, wird es nach Mass­ga­be des am Ort der Voll­stre­ckung gel­ten­den Zi­vil­pro­zess­rechts und des SchKG174 voll­streckt.

Art. 444 Amtliche Bekanntmachungen  

Bund und Kan­to­ne be­stim­men die Be­hör­den, wel­che amt­li­che Be­kannt­ma­chun­gen vor­zu­neh­men ha­ben.

12. Titel: Schlussbestimmungen

1. Kapitel: Ausführungsbestimmungen

Art. 445  

Der Bun­des­rat und, so­weit sie da­für zu­stän­dig sind, die Kan­to­ne er­las­sen die zum Voll­zug die­ses Ge­set­zes not­wen­di­gen Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen.

2. Kapitel: Anpassung von Gesetzen

Art. 446 Aufhebung und Änderung bisherigen Rechts  

1 Die Auf­he­bung und die Än­de­rung bis­he­ri­gen Rechts wer­den im An­hang 1 ge­re­gelt.

2 Die Bun­des­ver­samm­lung kann die­sem Ge­setz wi­der­spre­chen­de, aber for­mell nicht ge­än­der­te Be­stim­mun­gen in Bun­des­ge­set­zen durch ei­ne Ver­ord­nung an­pas­sen.

Art. 447 Koordinationsbestimmungen  

Die Ko­or­di­na­ti­on von Be­stim­mun­gen an­de­rer Er­las­se mit die­sem Ge­setz ist im An­hang 2 ge­re­gelt.

3. Kapitel: Übergangsbestimmungen

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